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Zächfische Vortzeitung Nit. 03,-» 1«1rgramm»ttdr.: Vorfz«ti»ng Dresden 67. Jahrgang Ur. 116. Dresden, Sonnabend, den 20. lNai 1905 169,30» r»«»r»Lt«» erst« * 1 102,2) B 100 75 » W.50A 100.50 » 106.50 » t«r, »der «tcht !«rs« MatreM 20,4« » 8l'2O» 100,- « 100,-» 100,60« 100.50 » 100 ,10 » 101.50 » 99,50 » 101,- » 103,10 » 102,50 » 103,10 v 101,- » 101'75 L 100,- » 101^- » 104,-B Bezugsbedingungen: vt, 1«»«« Woche»»«« ^chmtua,» » Utzr mtt dem Datum de» folgende» l«««». Di« ve?»-»S«dühr beträgt t« Mart »»«»»qährttch oder« Pf«. f»r jede»Monat. Vl« ^vorf-kttung" ist zu beziehen durch di« kaiserlichen valwnftaNen, di« candbriefträger und durch nn^re vmen- »ei freier Liefern», in, yau, erhebt Pos« »och die »ufeEun«^«bLhr oon 4» psg. .01,25 » .05,60« .00,75 » ^06,30» 103,-» 103'- B 103.50 » 106,-» 102,- » 104'25 » 104 50 » 102,- Ä 102,- » 100, — « 100 ,10 Ä 100,10 V 101, - « 104.50 » 105,25 « Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustrierter Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptinaniffchasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden (Vberloßnitz und Radebeul. haft rüstenden und nach KriegSruhm dürstenden Japan gleichzeitig ein Bündnis, das schon von vornherein gegen Rußland gerichtet war. Und Rußland hatte sich derart in Friedensträume einwiegen lassen, daß es nichts sah und hörte, selbst als der Krieg bereits vor der Türe stand. England arbeitete nicht nur geschickt, es hatte auch Glück mit seinem Verbündeten. Dieser ging der art entschlossen auf Rußland los, daß es bi- heute genug »u tun gehabt hat, sich seiner Haut zu wehren, und daß Rußland, wenn es doch noch als halber Sieger aus dem Duell hervorgehen sollte, auf die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre England in Asien nicht gefährlich werden kann. Ein Jahr hat genügt, England in Asien eiue kolossale Ueberlegenheit zu geben, und die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre, die England vor Rußland Ruhe hat, wird es, wenn es klug ist, benutzen, seine Stellung in Asien so auszubauen, daß es dauernd der russischen Macht die Wage halten kann. Freilich müßte, soll dies große Ziel erreicht werden, König Eduard auch in der Politik der Devise seines Kronprinzenlebens treu bleiben: Leben und leben lassen. Nutzt England fein jetzt erlangtes Ucbergewicht dazu aus, emporstrebende Staaten zu hindern, läßt es sich gar in einen Gegensatz zu Deutschland hineinreißen, dann wird selbst die heutige Machtfülle Englands nicht hinreichen, es gleichzeitig in Asien in großem Stile operieren zu lassen. Deutschland kann doch schon so bedeutende Gewichte in die Wagschale legen, daß Eng land, läßt es sich in einen Gegensatz zu Deutschland hineintreiben, sein Schwergewicht solange nach Europa verlegen muß, bis Rußland wieder erstarkt ist. Trotzdem scheint England Neigung zu haben, gerade Deutschland Hindernisse zu bereiten. Man fürchtet in England das Weitergreifen Deutschlands auf dem euro päischen Festlande, man spricht davon, daß Deutschland Triest erstrebe und eine Stellung am mittelländischen Meere; man dichtet gar Deutschland Angriffspläne gegen England an. Und England möchte Deutschland nicht stärker, sondern gar zu gern schwächer werden sehen So möchte es denn Deutschland zwar nicht selber angreifen, aber Deutschland in festländische Kriege verwickeln. Wir glauben nicht, daß dieser Zweck von der englischen Politik erreicht werden wird. Deutschland hat keinen Anlaß, Frankreich anzugreifen, da wir von Frankreich nichts brauchen können, nicht einmal seine Kolonien, und wenn Frankreich auch geneigt wäre, über Deutschland herzufallen, so wird es das ohne Bundes genossen, allein auf sich angewiesen, schön bleiben lassen. Alle englischen Versuche, Deutschland in Kriege zu ver wickeln, dürften keinen andern Erfolg haben, als schließlich den, daß die Spannung zwischen Deutschland und England letzteres verhindert wird, die Früchte seiner bisherigen klugen Politik in Asien zu pflücken. Auch die Bäume Englands wachsen nicht in den Himmel. Bedenkt man das jenseits des Kanals, dann wird man Deutsch land hübsch in Ruhe lassen. Anzeigen-Preise: Vit anspaltig« Stile ir pfz., unter »Eingesandt" 40 Pf,. MnÄ-en-annahM« iriolqt bi» mittag» lr Uv- — »lnnahmeltellrn sind: Unser» LeIchLft»st«kl«, Nein« Meißner §atfe Nr. 4, Invalid«»dank, Saasenstein » Dosier, lluü Moss«, L. L. Daube 8- Co. in Leipzig, Zrankfun a lN; G tiohltn Xesseltdors: ksngaMiÜhlerln llotzschen. drada, w«o vtttrich in N«<tz«,>üurf, Hua« Vpitz in Lkubnitz-rleuostra, LmUNoNau in Nadebeul »uv Grim« in Dr«»b«n.wblfnttz, Zriebrich leucheri in Lossebaub«, Neinh. woii e in Moritzburg. Otto liunath in Lotto. Max Zeurich in cosqmttz. Telephon: Dresden, Nr. 2416. «,-A 0l',-» 00,25» 03,-» 96,50« 99,-» O1M » 06,60 » 01,75 « 99,-V Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die kaiserlichen Ma jestäten empfingen gestern in Wiesbaden den Besuch der Königin Margherita von Italien. Der Monarch unternahm später einen Ausritt in da- Nerotal Um 6^2 Uhr fand im Königlichen Schlosse bei Ihren Majestäten Abendtafel statt. An ihr nahmen teil die Königin Margherita mit Gefolge und Ehrendienst, der italienische Botschafter Graf Lanza, HauSminister von Wedel und die Umgebungen der Majestäten. Prinz-Regent Luitpold von Bayern ist gestern abend von seinem Ausfluae nach Berchtesgaden zurückgekehrt und wird heute in München den Minister Grafen Feilitzsch zum Vortrage empfangen. Infolge der im bayerischen Ministerium wegen der Wahlkreiseinteilung herrschenden Differenzen haben die Minister v. Feilitzsch und Pfaff ihre De mission eingereicht. Die Generale Menges und Keim haben un erwartet ihre Aemter im Präsidium des Deutschen. Flottenvereins niedergelegt. Ueber die Anwesenheit der beiden Kardinäle Br. Kopp und Fischer in Metz und die Ueberreichung des Ordens vom Heiligen Grabe an den Kaiser sind Betrachtungen angestellt worden, welche die politische Bedeutung der Zeremonie stark zu überschätzen scheinen. Mitglieder des Exekutivkomitees Das -Neueste. Im Auftrage des Königs Friedrich August wird Prinz Johann Georg den Vermählungs feierlichkeiten des Deutschen Kronprinzen beiwohnen. Im bayerischen Ministerrat kam es gestern zu heftigen Auseinandersetzungen wegen der Wahlkreiseinteilung. Eine Minffterkrisis ist wahr scheinlich. Die Königin-Witwe Margherita von Italien ist Donnerstag vormittag in Wiesbaden angekommen und stattete dem Kaiserpaar sofort einen Besuch im Schlosse ab. Nach einer Meldung aus Saigon hat die russische Flotte am verflossenen Sonntag die Küste von Annam endgültig verlassen und ist in östlicher Richtung divon gefahren. In Stockholm hat die Zentrale des Arbeitgeber verbandes die Aussperrung der im Maurer ae werbe beschäftigten Arbeiter von 20. Mai ab beschlossen. Nach einer Meldung aus Tokio herrscht in Charbin die Pest, die etwa 300 Menschen täglich dahinraffen soll. 85M b» 16^5 » »«»«Ml -«» : k«t« «tatertat England und Deutschland. Seit längerer Zeit schon spielt das Benehmen Englands uns Deutschen gegenüber in den Erörterungen in der Tagespresse diesseits und jenseits des Kanals eine große Rolle. Das ist ja ganz natürlich, da wir überall, wo wir uns weltpolitisch zu betätigen haben, auf England stoßen. Schon bei der Ausfahrt ins offene Weltmeer müssen unsere Schiffe durch eine von England beherrschte Enge, und solcher Engen, welche unter den englischen Kanonen liegen, gibt es gar viele noch in anderen Weltgegenden. England beherrscht fast überall den Zugang zu den Meeren und Meeresteilen. Es ist unter diesen Umständen für alle Staaten, welche auf den Weltmeeren etwas zu suchen haben, eine Frage von höchstem Interesse, in welcher Situation sich England befindet. Als König Eduard zur Regierung gelangte, war die Lage Englands nicht gerade eine günstige. In Südafrika tobte der Krieg mit den Buren, in welchem England furchtbare Nackenschläge erhielt; Rußland machte in Asien bedrohliche Fortschritte, und der Einfluß Englands in Persien und Afghanistan war gleich Null geworden. Der schon lange währende Krieg hatte auch finanziell große Opftc gefordert, und auf dem ganzen festländischen Europa waren Volksströmungen zutage getreten, welche für England alles andere, nur nicht freundschaftliche Gefühle verrieten. Es war natürlich, daß sich da, als die Königin Viktoria gestorben war, die Augen der Welt mit größter Neugier auf König Eduard richteten, von dem man bisher nur gehört hatte, daß er es verstand, zu leben und leben zu lassen. Wie würde der neue König sich bewähren? Heute sieht man klar, und man muß gestehen, daß König Eduard eS in überraschend kurzer Zeit verstanden hat, die Spuren des südafrikanischen Krieges nicht nur zu verwischen, sondern England eine Machtfülle zu ver schaffen, wie es dieselbe seit langen Jahren nicht besessen hat. Die englische Politik hat es zuwege gebracht, die ganze Weltlage in überraschend kurzer Zeit von Grund auf zu ändern. Die Dinge lagen noch vor zwei Jahren in Asien bedrohlich genug. Rußlands Einfluß war in Peking übermächtig und in Persien und Afghanistan; der Krieg in Südafrika hatte die urchtbare Schwäche der englischen Landmacht so grau- am enthüllt, daß man sagen durste, England Halte Indien nur von Rußlands Gnaden Wäre es Ruß land eingefallen, nach Süden vorzuftoßen, statt sich in der Mandschurei festzubeißen, wahrlich, England hätte selber das Schwert ziehen oder hätte rühm zusehen müssen, wie Rußland nach Persien oder Afghanistan hineingriff. Aber England verstand eS, sich den gefähr lichen Gegner vom Halse zu halten. Die Schwärmereien des Zaren für den ewigen Frieden unterstützte man oder unterstützte diejenigen, welche, wie der russische Staat-rat Bloch, der eine mehr als eigentümliche Rolle gespielt hat, den Zaren in seinen Schwärmereien zu bestärken verstanden; dabei schloß man mit dem fieber- Wir glauben nicht, schreibt die offiziös geltende Münchner „Allgem. Ztg.*, daß eS angebracht ist, darin einen Wendepunkt der vatikanischen Politik zu vermuten. In wieweit der Vatikan damit einen Wink an die Adresse Frankreichs hat geben wollen, wird sich erst später be urteilen lassen. Wir haben vom deutschen Standpunkt aus keine Veranlassung, daraufhin unser Verhältnis zum Vatikan oder zu Frankreich anders aufzusaffen als bisher. Eine Genugtuung aber dürfen wir in nationaler Beziehung doch darin erblicken, daß die Stellung, die das Deutsche Reich für seine katholischen Angehörigen im Orient aus Gründen des deutschen Interesses und der nationalen Würde stets in Anspruch genommen hat, durch die Wirksamkeit des Kaisers während und seit seiner Palästinafahrt offenbar ver stärkt worden ist, und daß jetzt auch der Vatikan, der bisher gegen jede offizielle Anerkennung der deutschen Anschauung zwar nicht bestimmte offene Ablehnung, aber doch vorsichtigen Widerstand gezeigt und höchstens den Standpunkt des tolvrario posso eingenommen hat, zum erstenmal in positiver Weise die deutsche Stellung nahme zu der Protektoratsfrage rechtfertigt. Die Börsengesetznovelle ist gestern von der Reichstagskommission in dritter Lesung erledigt würden. Die Budget-Kommission des Reichstages setzte gestern die Beratung über das Offizierpensions gesetz fort. Nach sehr ausgedehnter Debatte wurden alle Anträge zum Absatz 1 abgelehnt, welcher lautet: „Die Pension beträgt bei vollendeter 10jähriger oder kürzerer Dienstzeit jährlich *>/«> und steigt nach voll endetem zehnten Dienstjahre mit jedem weiteren Dienst jahre um '/«<> bis auf des zuletzt bezogenen pen sionsfähigen Diensteinkommens." Schließlich wurde auch dieser Absatz 1 abgelehnt, so daß von § 6 nur die Abschnitte 2 bis 4, über die nur wenig verhandelt wurde, übrig bleiben Bekanntlich soll im Reichstag die Regierung wegen des Umsichgreifens der Genickstarre interpelliert werden Der Staatssekretär des Innern kann auf eine solche Anfrage keine andere, als die sehr wenig tröstliche Auskunft geben, daß die Bereit willigkeit der Praxis, Abhilfe zu schaffen, einstweilen größer ist als der Fortschritt der Wissenschaft, welcher dieser Epidemie erfolgreich Halt zu gebieten vermöchte. Man wird indes für Deutschland einräumen, daß, was außerhalb Schlesiens an Genickstarre bisher bekannt geworden ist, nicht beängstigend ins Gewicht fällt, daß es also immerhin gelungen ist, die Seuche im gewissen Sinne zu lokalisieren. Eine neue Konferenz über die Eisenbahn betriebsmittelgemeinschaft wird am Dienstag der nächsten Woche in Berlin stattsindcn. Sie wird sich hauptsächlich mit dem finanziellen Aufbau und den organisatorischen Fragen der Betriebsmittelgemeinschaft befassen. Eine weitere Konferenz ist nach Pfingsten (14. Juni) in Thüringen in Aussicht genommen. Auf der am 29. April in Freiburg abgehaltenen Konferenz wurde bereits der Entwurf des Betriebsmittelgemein schaftsvertrages durchberaten. Der Bund der Industriellen hat nach Be ratung mit seinen fünfzig angeschlossenen Vereinen eine Kollektiveingabe an die Regierung beschlossen, worin grundsätzlich gegen die gesetzliche Festlegung der Arbeitszeit für Männer, gegen die Verkürzung der Arbeitszeit für Frauen von elf auf zehn Stunden und für Erweiterung der Ausnahmebestimmungen für Saison- und Sonntagsarbeit eingetreten werden soll. Gestern abend bei dem Festmahle der Teilnehmer der internationalen wirtschaftlichen Vereinigung brachte der Landtagsabgeordnete Kommerzienrat Minster- berg einen Toast auf die Regierungen der in Berlin ver tretenen Staaten aus, worauf der Reichstagsabgeordnete Bergrat Gothein namens des Handelsvertragsvereins die ausländischen Gäste feierte, die durch Bankdirektor ^ranz Szekely-Budapest und Präsident Rozenread-London ür die Gastfreundjchaft ihren herzlichsten Dank aus- prachen. Hermann Pilz vom Verbände reffender Kauf- eute Deutschlands erinnerte in längerer Rede an den internationalen Kongreß reisender Kausleute in Pari» 1900, wobei der verstorbene Minister Waldeck-Rosseau die Worte sprach: „l^s oowmero« o'sst la paix." Dest-rreich»Ungarn. Reichsfinanzminister Baron vonBurian hat gestern mit Baron Banffy konferiert. Franz Kossuth, Graf Andrasfy sowie andere des Exekutivkomitees der Koalition sind in-