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Sächsische Verleitung Bezugsbedingungen: vk «rlchetttt t«»«" w»ch«»«a, »«chitttag» » Uh. mU dem vatum de» solgend«, la«». Vie vezua»a«bühr beträgt 1^0 Marl -jährlich o^r b«, P<g- für t«den Monat, vt. .Vorf«ttnn«- ist ,u beziehen durch di« kaisrrltch«, poftanstalt«. dt« canddriefträger und durch uns«r<»ol^ Sei freier c«es»n»ng in» l)<m» erhebt di« Post »och die 2»st«llung»aebühr von 4ü pfg. ?ele-ramm»Adr.: vorfzeitung vrerden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags'Blatt" Amtsblatt für die Ngl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentänüer Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Dberlößnitz und Nadebeul. Anzeigen-Preise: Vie einspaltig« Seil« IS pfg„ unter „Eingesandt" 40 pfo Nnzeigen-Nnnahm« «rfoigt di» mittag» 12 Uhr. — Annahmestellen lind: Unser» »eschäftlstell«, Nein, Meihnrr Gaff« Nr. 4, Snoaltdendank, Kaasenstetn » Vogler, Nud. Mosse, L. L. Vaud« 8- La. in Leipzig, Frankfurt a M.: E UohlinU«N«l»dorf; Lugo Müchlerinllähschen- broda. ivtto Vtttrich in Reihendorf, tzugo Moitz in Leubnitz-Neuoftra, «mil Nollau in Nadebeul, Nud. «brimm in vre»den.wülfnttz. Zriedrich keuchen in LoNebaud«, Neinh. Waith« in Moritzburg Dtto Uunath in kotta, Max Zeurich st, LoschHitz. Telephon: vrerden, Nr. 2416. Dresden, Mittwoch, den 17. Mai 1905. Nr. 113. 67. Jahrgang. bürgerlichen Berufe nachgehen, marschbereit und an den Grenzen versammelt ist, um in Feindesland einzubrechen, hat der Feind schon die Grenzen überschritten, und es ist nun unmöglich, den Kriegsschauplatz auf das fremde Gebiet zu verlegen. Unsere Erfolge von 1870/71 ver danken wir nicht zum geringsten der fabelhaften Schnellig keit unserer Mobilmachung und der Heeresbewegungen. DaS haben auch alle europäischen Volker erkannt und, soweit es nicht schon früher geschehen war, nach 1870/71 die allgemeine Wehrpflicht emgeführt; nur die Schweiz hält noch mit Stolz an ihrem Milizheere fest und lächelt über die, die dem stehenden Heere den Vorzug geben, aber die Schweiz hat keine politischen Aufgaben, und es ist kaum anzunehmen, daß sie jemals in einen Krieg verwickelt wird; sie kann daher auch niemals zu einem Vergleich herangezogen werden. Politische Weltschau. Deutsches Reick. Der Kaiser traf gestern von Urville wieder in Metz ein, begab sich nach der Kathedrale, um die Fortschritte der Arbeiten an der selben zu besichtigen, und sodann nach dem General kommando, wo er Wohnung nahm. Se. Majestät hörte daselbst den Vortrag des Reichskanzlers Grafen von Bülow. Heute Dienstag abend gedenkt der Kaiser in Wiesbaden einzutreffen, um am Abend noch einer Ge neralprobe zu den Maifestspielen im Hoftheater bei zuwohnen. Die Kaiserin wird mit dem Prinzen Adalbert am Donnerstag nach Wiesbaden kommen. Die französische Regierung wird zur Hoch zeit des deutschen Kronprinzen eine Sonder gesandtschaft nach Berlin abordnen. Der Reichstag hatte mit großer Mehrheit eine Resolution angenommen, worin die Verbündeten Re gierungen aufgefordert wurden, baldigst einen Gesetz entwurf wegen Errichtung von Heimstätten vor zulegen. Der Bundesrat hat indessen in seiner letzten Sitzung beschlossen, dieser Anregung keine Folge zu geben. Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Justizwesen, für Handel und Verkehr und für das Seewesen hielten am Montag eine Sitzung. Im preußischen Abgeordnetenhause wurde gestern das Gesetz über die Verwaltung gemein- schaftlicher Jagdbezirke mit 160 gegen 69 Stimmen angenommen. Zu der Meldung, daß bei den am 5. und 6. Mai in Berlin gepflogenen Verhandlungen über die Personentarifreform unter den Regierungsver- tretern Einverständnis in allen wesentlichen Punkten erzielt worden sei, über die Beschlüsse selbst aber vorerst noch Stillschweigen beobachtet werden solle, erfährt die »Süddeutsche Reichskorrespondenz" von zuständiger Seite, daß die Veröffentlichung der Beschlüsse erfolgen wird, sobald die Regierungen nach Eingang der Niederschrift über die Verhandlungen dazu Stellung genommen haben. Der gestrigen Rektorenkonferenz im Kultus ministerium gingen in den letzten Tagen der vorigen Woche Besprechungen mit den Rektoren der vier preußischen technischen Hochschulen Hannover, Charlotten- burg, Aachen und Danzig voraus. Ueber den Inhalt der Verhandlungen ist von allen Beteiligten Still schweigen beobachtet worden, jedoch wird behauptet, daß voll einer materiellen (?) Beschränkung der akademischen Freiheit kaum die Rede sein werde. Vor allen Dingen werde man mit irgendwelchen neuen Verordnungen vor läufig nicht hervortreten. Auch wolle man mit Rele gationen sehr vorsichtig sein, um keine Märtyrer zu schaffen. Die Leußschen Hammersteinbriefe werden jetzt von verschiedenen Seiten angezweifelt. So wird »aus allererster Quelle" erklärt, daß nach dem Sturze von Caprivi der Kaiser die feste Absicht gehabt habe, den Grafen Eulenburg zum Statthalter von Elsaß- Lothringen zu ernennen. An das Amt des Reichs kanzlers für den Grafen Botho sei nie gedacht worden. Der Finanzminister Miquel habe sich wiederholt dahin ausgesprochen. ES ist bekannt, daß Miquel in die Vorgänge jener Tage ganz außerordentlich eingeweiht war; an demselben Tage, an welchem Caprivi fiel, erklärte er sofort, daß der neue Kanzler ein früherer Botschafter sei. Das -Neueste. Der Reichskanzler Graf Bülow wird den Kaiser heute nach Mörchingen und Wiesbaden begleiten. Ein General und ein Admiral werden nebst dem Botschafter Bihourd Frankreich bei der Hochzeits feier des Kronprinzen vertreten. Prinz Eitel Friedrich ist zum Chef der Leib- Kompagnie des ersten Garde - Regiments ernannt worden. Im Teutoburger Walde ist eine schöne Tropf steinhöhle entdeckt worden. Das vierte baltische Geschwader liegt zur Ab fahrt bereit im Hafen von Reval. Die Japaner sollen entschlossen sein, auf keine Friedensverhandlungen einzugehen, bevor nicht die Entscheidung zwischen Togo und Roschdjestwenski gefallen sei. Stehendes Heer oder Miliz? Die Sozialdemokraten wollen das stehende Heer abschaffen und, wie aus früheren Reichstagsverhand lungen hervorgeht, durch ein Milizheer ersetzen. Viel leicht ist mancher versucht, in diesem Falle mit den Sozialdemokraten zu stimmen, oder wenn eine innere Stimme ihn vor solchem Gedanken warnt, weil er aus unlauterer Quelle kommt, so weiß er doch nicht, wes halb der Kaiser und die Armeeleitung diese Einrichtung von der Hand weisen, und vermag darum auch nicht, das stehende Heer gegen die Miliz zu verteidigen. Was hat das stehende Heer vor der Miliz voraus ? Nur in einem einzigen Punkte sehen wir das stehende Heer und das Milizheer auf demselben Boden; beide sind Volksheere, sind das Volk in Waffen. Im übrigen aber sind sie grundverschieden. Während das stehende Heer in zwei- bis dreijähriger Dienstzeit in den Waffen gründlich geschult wird, und während bei uns dauernd eine halbe Million der waffenfähigen männlichen Jugend seiner aktiven Dienstpflicht genügt, ist das Milizheer für gewöhnlich nicht unter der Fahne vereinigt, sondern wird — abgesehen von einem kleinen Berufsheere, — nur nach Bedarf zu Uebungen oder zum Kriege versammelt Bei einem Milizsoldaten tritt der Soldat —-wir meinen das soldatische — zurück, der Bürger, d. h. die Ausübung seines bürgerlichen Berufes steht im Vordergründe. Der Milizsoldat ist in erster Linie Bürger und nur nebenbei Soldat, während der im stehenden Heere geschulte Mann auch als Bürger zu allererst Soldat ist. Unsere Reservisten und Lanvwehrmänner sind nur bis zu einem gewissen Grade mit Milizsoldaten zu vergleichen - sie haben eine gründliche militärische Schulung und Ausbildung er fahren, sie waren als Soldaten ganze Soldaten, durch drungen von dem Bewußtsein, daß sie eine Ausgabe haben, die höher steht, als das persönliche Interesse, nämlich Gut und Blut in freudigem Opfermute herzu- arben für König und Vaterland. Ob sie gleich, wenn sie nicht unter den Waffen stehen, Bürger find und ihrem Berufe nachgehen, so hört doch der Soldat in ihnen nimmer auf, und jederzeit sind sie bereit, des ?! niqs Ruf zu folgen. In dem Wesen der Milizheere ist eS begründet, daß sie nicht für den Angriff geeignet sind. Die Hauptsache für ihre Mitglieder ist der persönliche Erwerb, und sede Störung hierin wird als lästig empfunden. DaS ist durchaus natürlich, denn der Bürger, der nicht durch und durch Soldat ist, richtet den Blick mehr nach innen, als nach außen, mehr auf das kleine und eng heimat liche, als auf das Große und Ganze; er wird selbst süchtig, aber nicht opferwillig, er verfolgt seinen persön lichen Nutzen, aber nicht da- Wohl seines Volkes und seines Vaterlandes. So kommt selbstverständlich der kriegerische Geist weder zum Keimen, noch zur Ent wickelung und zum Wachstum; so wird der Milizsoldat nicht für sein Vaterland, sondern nur für sich selbst, für seine Familie und seinen Besitz kämpfen, d. h. er beschränkt sich gewollt oder ungewollt auf die Abwehr. Aber auch die ganze Organisation drängt auf die Verteidigung hin, denn ehe ein Milizheer, dessen An gehörige bei drohender Gefahr noch friedlich ihrem Der Hauptverband deutscher Flottenver eine im AuSlande hielt am Montag in Berlin im ReichStagSgebäude eine Mitgliederversammlung unter dem Vorsitze des Fürsten zu Salm-Horstmar ab. Die Versammlung wurde mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet. Huldigungstelegramme wurden an den Kaiser und an den Protektor des Hauptverbandes, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, gesandt. Der Jahres bericht, welcher verlesen wurde, gab Auskunft über die erfreuliche Entwickelung des Hauptverbandes, der in dem Flußkanonenboot „Vaterland" auf das erste sicht bare Zeichen seiner Wirksamkeit hinweijen kann. Oesterreick-Ungarn. Graf Goluchowski begeht fein 10 jähriges Jubiläum als Minister des Aeußeren. Seine Verdienste um die Erhaltung des Friedens verdienen lobend anerkannt zu werden. Italien. Deputiertenkammer. Centurini fragt, ob bei einer Besetzung Marokkos durch Frankreich im Einvernehmen mit England die kommerziellen und politischen Interessen Italiens dort genügend gewahrt seien. Hierauf antwortet der Unterstaatssekretär des Aeußeren Fusinato bejahend. Der flüchtige italienische Exminister Nasi, dessen Wahl die Kammer annulliert hatte, wurde in Trapani mit 3125 Stimmen einstimmig zum Kammer deputierten wiedergewählt. Frankreick. Entgegen anders lautenden Mel dungen stellt die „Agence Havas" fest, daß weder über die Marokko-Angelegenheit, noch über den zwischen Frankreich und Japan wegen der Neutralitätsfrage erfolgten mündlichen Meinungsaustausch ein Gelbbuch erscheinen wird. Rußland. In Moskau sind neue empörende Bestechungen entdeckt worden, infolge deren Militär ärzte militärpflichtige Personen gegen gute Bezahlung als dienstuntauglich erklärten. Wie jetzt feststeht, ist an diesem schimpflichen Treiben die Militärverwaltung direkt beteiligt. Der Gehilfe des Militärckefs, Oberst leutnant Ostruchow, Kanzleichef Saitz, zahlreiche Sub alternbeamte, sogar verschiedene Schreiber sind verhaftet worden. Der Untersuchungsrichter für besondere wichtige Angelegenheiten Wessechjawski führt mit Hilfe der Geheimpolizei sowie des Prokureurs des Moskauer Bezirksaerichts, Stepanow, energisch die Untersuchung. — Auch die Nacht von vorgestern zu gestern ist in Petersburg ruhig verlaufen; zu Zusammenstößen mit der Polizei ist es nicht gekommen. Schweden-Norwegen. Der von der Regierung einaebrachte Entwurf eines Gesetzes betreffend Straf- bestimmungen gegen Kontraktbruch der Arbeiter ist gestern von der ersten Kammer angenommen, von der zweiten mit 112 gegen 110 Stimmen abgelehnt worden; die Vorlage ist somit gefallen. Rumänien. Die Regierung hat der Türkei den Abbruch der diplomatischen Beziehungen an- gedroht. Amerika. Eine amerikanische Truppen abteilung unter Führung des Generals Wood, welche zur Verfolgung des eingeborenen Häuptlings Pala aus gesandt war, hat im Laufe der letzten 14 Tage 300 Moros getötet. Der Rest der MoroS ist umzingelt. Es heißt, die Behörden von Britisch-Nordborneo hätten die Gefangennahme PalaS gewünscht, weil er 25 Per sonen, unter welchen sich mehrere englische Untertanen befanden, in Lahadate in Britisch-Nordborneo er mordet hat. Aus Dresden und Umgegend. Dresden, 16. Mai. — In der Maiensonne! Die Maiensonne übt auf unsere Meinen unverkennbar einen recht wohltätigen Einfluß aus. Der Wonnemond erfreut zwar den Erwachsenen auch, allein der weiche empfängliche Kindeskörper fühlt die Umänderung viel mehr. Leib und Geist leben von neuem auf. Die Wangen färben sich und aus den Augen sprüht die Lebenslust und die keimende Kraft hervor. Selbst kränklich angelegte Kinder wecken auf. Die Maiensonne spendet neuen Lebensfonds. Sie übt eine geheime Wunder kraft aus. Darum lasse man den kleinen Kindern, die noch nichts zu arbeiten haben, freien Lauf, damit der Grund gelegt werde zur Gesundheit und späteren Arbeitstüchtig, keit. Besonders gönne man auch den ganz Kleinen mög-