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Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881116
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-16
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.11.1888
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Nr. 268. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tages) znr Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzeiger" uiit täglich einem Extra-Beiblatt! 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler ». Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei b. Jllnstrirtes UntcrhaltniigSblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lnftigcs Bilderbuch tostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten ?'> Psg. (Pvst-Zeitnngs-PrciLlistc 9tr. 5035.) SAchsischer Freitag, 16. November 1888. Von den Hauptblättern des „Sächsischen LandeS-AnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sonder-AuSgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich »nr 50 Psg. mit Zntragen; außerhalb Chemnitz nionatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 0. Nachtr. Nr. 1280a.) Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz» Theaterstratze »r. 5. Fernsprech »Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Wiiiter-Eisendahiifahrplanlieft , . Jllnstr. Kalender de; Sächsische» Sandbotca. Jllnstrirtes Iahresbuch des linndeS-tlnzeigerS. Anzeigenpreis: Nanm einer schmalen Cvrpnszeile 15 Psg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzeile) 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den Einrückungsbctrag (in Briefmarken) besinge» lje 8 Silben Corpusschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen könne» nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — Die Anzeigen sindc» ohne Prcisanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch de» „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblätter des „Sächsischen Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Anttsnerichtliche Bekanntmachunaeil. In, Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folium 419 verlantbart, daß die Herr» Heinrich Carl Sanpe sür die Firma C. A. Klemm in Chemnitz ertheilte Prokura erloschen nnd dem Kaufmann Herrn Friedrich August Berndt daselbst sär die genannte Firma Prokura übertrage» worden ist. Chemnitz, am 12. November 1888. Königliches Amtsgericht- lieber das Vermögen des Slrickinaschinennadclfabrikautcn Carl Linus Irmscher in Grüna wird heute am 12. November 1888 Nachmittags V-5 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Justizrath von Stern in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konknrssordernttgen sind bis zum 11. Deccmber 1888 bei dem Gerichte anznmelden. Es wird zur Be schlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Be stellung eines Glättbigcrausjchusscs und eintretenden Falles über die in Z 120 der Konknrsorduung bezeichnen»! Gegenstände ans den 30. November 188: Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der angcmeldetc» Forderungen ans den 31. Dccrmbcr >888 Vormittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird ans- gcgcben, nichts an de» Gemcinschnldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forder ungen, für welche sic ans der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 14. Decembcr 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Neueste Nachrichten. Kopenhagen, 14. November. In hiesigen Abgevrdiietcn- kreiicn verlautet, daß mehrere Mitglieder des Reichstages im Laufe dieser Woche einen Gesetzentwurf einzubringcn beabsichtigen, in welchem sie die Regierung anffordern, die Staatsgarantie für die Verzinsung des zum Bau des projectirtcn, die Nordsee mit dem Kattegat verbindenden Kanals nothwendige» Kapitals zu bewilligen. Wien, 14. November. Eine inspirirte Madrider Zuschrift der „Pol. Corr." widerlegt die Behauptungen des Berliner Offiziösen der „Pol. Corr." wonach der spanische Minister des Aenßern, Vcga de Armijo, auf eine Annäherung Spaniens an Frankreich hinarbcitc. Die spanische Escadre habe in Triest nnd Benedig einen wärmeren Empfang als in Toulon gefunden; die französische Escadre sei in Bareelona nicht mehr gefeiert worden, als die anderen Flotten. Die Abberufung des Gesandten in Berlin, Grafen Benomar, sei durch dessen Wunsch und Privatvcrhältnisse bedingt, sein Nachfolger, Graf Rascon, sei bekannt als überzeugter Anhänger der Tripelallianz. Vega de Armijo sei nicht mehr und nicht weniger Frauzosenfreund, als cs sür jeden spanischen Staatsmann geboten sei. Spanien shmpathisirte als monarchischer Staat mit der Tripelallianz, aber durch seine geographische Lage sei cs auf gute Beziehungen z» Frankreich angewiesen. München, 15. November. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Herzog Maximilian von Bayern ist heute früh 3>/z Uhr gestorben. Maximilian Joseph Herzog in Bahcrn wurde geboren zu Bam berg am 4. Dezember 1808 als Sohn des Herzogs Pins; er war daher. General der Cavallcric, Inhaber des daher. 3. Chevanxlegcr-Rcgiments. Am 9. September 1828 vermählte er sich mit Lndovicä, Tochter König Maximilians 1. Aus dieser Ehe ginge» 8 Kinder hervor; eine Tochter, die Prinzessin Elisabeth, ist seit 24. April 1854 mit Kaiser Franz Joseph von Oesterreich vermählt. Politische Nrmdschau. Chemnitz, den 15. November. Deutsches Reich. Heute, Donnerstag, reist der Kaiser nach Breslau, wo Abends 6 Uhr die Ankunft erfolgt: Empfang, Tase! »nd Fackelzug. Freitag Fahrt »ach Linden und Ohlan znr Abhalt ung von Jagden. Der Pfarr-Heinrich. Novelle von Theodor Winkler. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Er erzählte den einfachen Sachverhalt, ohne von der Wahrheit etwas Wesentliches zu verschweigen oder zu entstellen. Bor fünf Jahren, sagte er, habe ihn sein Vater auf die Universität geschickt, damit er Theologie studirc; allein er habe sich damit nicht befreun de» können nnd sei Maler geworden. Als solcher sei er nun auch hier nnd eben mit der Ausführung einiger Arbeiten beschäftigt; allein der Oheim, welcher für die Sache kein Vcrständniß habe, vergönne ihm den Aufenthalt im Schloß nur unter der Bedingung, daß er in der Kanzlei mitarbeile. Bei tiefer Eröffnung brach die ganze Gesellschaft in ein lautes Gelächter aus. Heinrich schilderte mit glücklichem Humor, wie er die Nolle eines Schreibers bereits mehrere Tage durchgcsülirt, nun ihrer aber doch überdrüssig sei. Es sei ihm mehr um einen Spaß z» thnn gewesen, jetzt aber fordere ihn der Ernst seiner Arbeiten in die Schranken. Ans den Bemerkungen, welche seine Znhörerinncn zeitweilig dazwischen warfen, erkannte Heinrich, daß zwischen Onkel nnd Tante und der Familie des Amtmanns ein gespanntes Verhältniß bestehe, welches natürlich im Augenblick nur von günstigem Einfluß auf sein Bestreben war, in die Familie des Amtmanns Eingang zu finde». „Ader um Gotteswille», Herr Berner," äußerte die Frau Amt wau», „warum in aller Welt suchen Sie gerade diesen Onkel auf, wem, er so wenig Freundschaft sür Sic hat? Sie sind ja ein ftcicr Mann!" „Nur dis zu einem gewissen Grad," autwortctc Heinrich, „ich steyc eben an cinci» wichtigen Wendepunkt meines Lebens. Wäre ich io glücklich siluirt, daß ich nicht um den materiellen Lohn meiner Arbeit ftagcn müßte, io würde ich die Well durchfliegen wie ei» Vogel und mich nicdcrlasscn, wo es wir im Augenblick gefällt. Sv aber steht meine Mutter hiulcr mir und Geschwister, gegen welche ich Ver pflichtungen habe, ich muß sehen, meine Kraft nach Möglichkeit zu verwerthe», und ich hoffe, daß es mir noch in diesem Herbst gelingt, eine entsprechende Stellung zu finden, welche sür mich und meine Angehörigen ausrcicht. Bis dahin aber gedachte ich noch hier zu bleiben, schon weil meine Mutter in der Nähe ist" — Der Blnidesrath hat seit dem Beginn dieser Woche täglich Sitzungen abgchalten und nunmehr die erste Bcrathung des Gesetz entwurfs über die Alters- und Jnvalidenversorgung der Arbeiter beendet. — Wie zuverlässig verlautet, ist in einigen der schwebenden Artillerie-Organisationsfragen jetzt die Entscheidung erfolgt. Insbe sondere ist beschlossen, daß die Gencralinspectio» und die vier Inspektionen der Feldartillerie zum 1. April aufgehoben werden und diese den Armeccorps unterstellt wird. Den letzteren dürfte je ein Stabsoffizier der Artillerie bcigegcben werden. Mehrkosten werden durch diese Aenderung nicht entstehen. — Ferner verlautet, daß die Persoiialveränderungen in den höchsten Coinmandostellen der Armee »och nicht abgeschlossen, daß deren vielmehr noch eine Anzahl in naher Zukunft zu erwarten sind. ' — Amtliches Resultat der Rcichstagsersatzwahl im Wahlkreis Stade: Abgegeben wurden 9029 Stimmen, Oberpräsident von Bennigsen (»atlib) erhielt 5367, Molkenbuhr (Soc.) 2045, Doscher (Welfe) 880, vr. Barth (freis.) 736 Stimmen. Bennigsen ist also gewählt. — Die „Pol. Korr.", das bekannte Regicrungsorgan, ist ans die Nationalliberalen bitterbös zu sprechen. Sie behauptet, die Partei sei durch de» letzten Wahlerfolg zu übcrmüthig geworden und schreibt: „Durch den Zuwachs von 15 Stimmen scheint den National liberalen der Kamm geschwollen zu sein; während sie im Parlament doch nur in Verbindung mit den beiden konservativen Parteien etwas zu bedeuten haben, thnn sie, als ob es nunmehr ihre Aufgabe sei, für die Wahrung der liberalen Ideen mehr wie bisher zu sorgen. Das kann nichts anderes heißen, als gewissermaßen den Freisinnigen die Rolle abznnehmen, die diese bisher gespielt haben." Die „Pol. Korr." ereifert sich wohl da recht unnöthig. — Ein neuer Grenzzwischensall wird aus der Belforter Gegend gemeldet. Drei französische Jäger verfolgten einen eingeschossene» Nehbock auf deutsches Gebiet. Von einem hinzukommenden deulscheu Forstbeamtcn aufgcfordert, sich zurückzuziehcn, leisteten sie nicht Folge, worauf der deutsche Beamte Feuer gab. Einer der Franzosen, die schnell verschwanden, wurde leicht verletzt. Da hier Recht und Un recht ganz zweifellos sind, wird die Sache zu irgend welchen Weiter ungen keinen Anlaß gebe». — Aus Zanzibar wird berichtet, daß in den deutschen Knsten- plätzen Bagamoyv und Dar-es-Salam völlige Ruhe herrscht, scheint auch, als ob die Ankündigung der bevorstehenden Blokade eine nicht unbeträchtliche Wirkung auf die Araber ausgeübt hat. Vielleicht erfolgt eine baldige Unterwerfung. — Außer dem Aviso „Pfeil" hat auch der Kreuzer „Schwalbe" Befehl erhalten, nach Zanzibar zu gehen. Die eben erst neu ausgc rüstete „Schwalbe" führt 8 Kanonen und hat eine Besatzung von 114 Mann. — Die deutsche ostafrikanische Plantagengcsellschaft wird am 23. November in Berlin eine Generalversammlung abhalte». Die Gesellschaft ist durch den Araberaufstanv ebenfalls vom Festlandc verdrängt worden, rechnet aber sicher darauf, das Gebiet von Usambara für ihre Anpflanzungen wieder zu gewinnen. Hierüber soll eben bcrathen werden. Oesterreich-Ungarn. Das deutsche Schulgeschwader verläßt heule Triest, wo ihm die denkbar herzlichste und kameradschaftlichste Aufnahme bereitet ist, und geht nach der dalmatinischen Küste in See. Die verschiedenen festlichen Veranstaltungen beweisen am beste» daß die von den beiden Kanon proklamirtc Waffenbrüderschaft sich auch den Officicren und Mannschaften im vollste» Maße mitgetheilt hat. — Die Wehrkommissio» des österreichischen Abgeordnetenhauses hat die neue Wehrvorlage nach dcn erläuternden Darlegungen des Landesvercheidignngsmiiiisters angenommen. — Eine charakteristische deutschfeindliche Kundgebung hat in Prag stattgefunden. Sarah Bernhardt, welche im Prager Czechcnthcater gastirt, war dort Gegcn- „Nnn, ganz recht," bestätigte die Frau Amtmann aus voller Seele, „das sind ganz löbliche Rücksichten, Herr Berner. Verzage» Sie nur nicht, cs wird Ihnen gewiß nicht fehlen. Wir Verkehren zwar gar nicht mehr mit Obcrforstmeistcrs; cs sind da so mancherlei Verdrießlichkeiten vorgckvmmcn —, aber in desto besserer Freundschaft wollen wir leben, lassen Sie sich nur nicht abhalte», uns die Ehre Ihres Besuchs zu schenken, so oft es Ihre Zeit erlaubt. Sie sind uns jeder Zeit willkommen." „Ich rechne bestimmt darauf, Herr Berner," fügte der Amt mann Hinz», „der Weg ist ja nicht weit!" Heinrich sagte mit Freuden zu, von der Einladung fleißigen Gebrauch zu machen. Ihm war so wohl zu Mnth, daß er die ganze Welt hätte umarmen können. Elisabeth hatte sich zwar am Gespräch gar nicht bcthciligt, sondern war stumm an der Seite der Freundinnen dahin geschritten; allein mehrmals hatte ihn ein Blick ans ihren Augen gestreift, und dieser offenbarte ihm mehr, als Worte ihm hätten sagen können. I» der ersten Ueberraschnng, welche die Dazwischcnknnft Bcrner's verursachte, und über der lebhaften Erzählung desselben, die sich daran knüpfte, hatte die Fra» Amtmann ganz vergessen, dem jungen Gast freund ihre Töchter mit dem Schwalbcnheimcr Besuch vorznstellen. Durch eine geschickte Anspielung Berner's daran erinnert, besann sic sich aber sogleich ihrer Unterlassungssünde und beeilte sich, ihren Fehler wieder gut zu machen. Säinmtliche Damen waren Heinrich bereits von früher bekannt und so durch die Erinnerung an die Vergangenheit der Anknüpf ungspunkte zur Wiedcrauffrischung der Bekanntschaft genug gegeben. Heinrich verfehlte nicht, diese zu benutzen. Er wußte rasch eine Unterhaltung in Fluß zu bringen, in welche er alle gleichmäßig hercinzog, nnd hütete sich wohl, sein vorwiegendes Interesse für Elisabctb irgendwie auffällig werden zu lassen. Man hatte mittlerweile den Weg nach dem Schloß langsam fortgesetzt und Berner war selbstverständlich mit der Gesellschaft dahin zurückackehrt. Der Amtmann, der bereits mehrmals dcn Versuch ge macht hatte, den ansgcfnndencn Mnscnsohn sür eine» gelehrten Disput an cinux seine» Damen abspenstig zu machen, war von Berner geschickt znrückgcschlagcn worden; jetzt aber sah Letzterer, den, dieser Weg viel zu kurz geworden war, daß bcrcils der Thurm — sein Thurm — vor ihm anfragtc und man sich wieder im Schloß hof befand. stand von Kundgebungen, die offenbar gegen das deutsch eBiindniß gerichtet waren, und woran a»ch Mitglieder des czechischen Adel» theilnahmen. Die Bernhardt wurde mit dem Rufe „Vive la Frnace" begrüßt, worauf sie erwiderte, daß sie die Freundschaft der Czechen für Frankreich zu Thränen rühre. Das sind die czechischen Lieblinge der Wiener Regierung! Wenn die Deutschen in Prag solchen Lärm hätten treiben wolle», o weh! Italien. Die „Tribuna" bestätigt, daß der deutsche und italienische Genecalstab in directc» Verkehr mit einander getreten sind, doch sei cs unrichtig, daß Specialcnriere diesen Verkehr vermitteln und daß Graf Waldersee de» italienischen Mobilisirungsplau corrigire. — Die „Fanfnlla" bestreitet die behaupteten Proteste des Wiener Nuntius Galimberti gegen die Vermählung des Kronprinzen von Italien mit der Prinzessin Clemcntine von Belgien. Das Blatt glaubt im Gegentheil, daß der Papst eine streng katholisch erzogene Prinzessin als künftige Königin Italiens nicht ungern sähe. Frankreich. Zeiten nnd Ansichten ändern sich mitunter ge waltig! Es ist eine alte Forderung der französischen Radicalen, die Botschaft der Republik beim Papste anfzuhebe». Jetzt ist nun ei» stramm radikales Ministerium am Ruder; aber die Herren Minister bekämpften jetzt die Forderung auf das Heftigste, für welche sic früher eintrate», und so erfolgte auch die Bewilligung. Minister Goblct hat cs dabei an höfliche» Worten für den Papst und Seiten« hieben auf Italien und Deutschland nicht fehlen lassen. Letztere» sicht ihm ähnlich. Frankreich hat noch keinen Minister des Aus wärtigen gehabt, der so kriegslustig gesinnt wäre, wie Gablet. Wer weiß, was er »och erreicht. — In der Kammer verlangte der Bonlangist Köchliu-Schwartz die Abschaffung der französischen Ge sandtschaft in München (es ist aber bereits wieder ein Gesandter ernannt) und fragte, ob es wahr sei, daß die Regierung das Recht der Dnrchsnchung französischer Schiffe in den Gewässern von Zanzibar zngcstandm habe. „Ich bin," sagte er, „erstaunt und tief betrübt, daß französische Minister damit einverstcnide» sind, daß deutsche Schiffe französische durchsuchen können. Nehmen wir die wahrhaft fran-, zösische Ueberlicferung der Bewegung und des Handelns wieder auf, dann werden wir Vertrauen haben und wisse», daß wir aus Sie rechnen können. Seien wir vorsichtig! Gut, aber seien wir auch stark, fürchten wir nicht, es zu zeigen, damit alle Freunde wie Feinde wissen, daß Jeder» der die Spitze des Degens Frankreichs abfeile» will, uns zu allen Pflichten bereit und zu allen Opfern entschlossen finden würde." Minister Goblet erwiderte: „Ohne Zweifel recht fertigt die auswärtige Lage unsere ganze Wachsamkeit, aber wir können sie kaltblütig beobachten. Frankreich will keine Abenteuer und Eroberungen. Wo cs sichere Rechte besitzt, da beabsichtigt Frankreich sie zu üben. Meine Pflicht, der ich nicht untreu iverde, ist, Frankreichs Würde und Interessen wahrzunehmeu, ohne zu ver gesse», daß der Friede das höhere Interesse unserer Landes, wie aller gesitteter Völker ist." Dänemark. Im dänischen Fvlkclhiug erklärte der Präsident Högsbro, bei dem Conflict, welcher zwischen Regierung uns Volks vertretung bestehe, sei eine Beglückwünschung des Königs zu seinem Jubiläum seitens des gesummten Folkcthings nicht möglich. Die radikale Mehrheit der zweiten Kammer stimmte diesem Beschlüsse zu. Die ministerielle Minderheit wird zusammen mit der conseevativen ersten Kammer den König beglückwünsche». Rußland. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland habe» die Eisenbahnfahrten vorläufig satt und werden, wie aus Petersburger Hofkrcisen verlautet, die Reise nach Denlschland zum Besuch Kaiser Wilhclm's 1i. zur See zurücklcgeu. Natürlich wird darüber der Spät- Frühliug von 1889 mindestens herankommen. Wasser hat bekannt lich keine Balken, aber sicherer als die Eisenbahnen seines Landes erscheint dem Zaren eine Wasserfahrt also doch. Nach neueren Privat- mitlhcilungen aus Petersburg ist der Kaiser nicht nur am Bein, sonder» auch an der Schulter verletzt, während die Hand der Kaiserin so schwer verwundet wurde, daß sic die Finger nicht biegen kann. Voll Wehmuth dachte er schon des bevorstehenden Abschiedes, als der noch unbefriedigte Hausherr seine Ansprüche auf die Unter haltung mit Berner geltend machte und denselben einlnd, ihm und seiner Familie noch ein Stündchen zu widmen und den Rest des heileren Svmmerabends in der Laube des Gartens bei einem Glas Wein zu verplaudern. Diese Einladung fand allseitig die freudigste Unterstützung und so zauderte Heinrich nicht lange, ihr Folge za leiste». In Kurzem saß die Gesellschaft bis auf den jüngsten Sproß, dcn man zu Belte gebracht hatte, um dcn einfachen Hvlziiich des Gartenhäuschcns. Oben der Amtmann, dem inan zur Beschwichtigung seiner gefehlten Zunge die lange Pfeife hcrabgeholt und angezündct hatte, ihm zur Rechten die beiden Töchter, links die Gattin, dann Berner nnd am untersten Ende Elisabeth. Diese hatte sich zuletzt eiiigifnnden und so war ihr der einzige noch freie Platz neben Hein rich zu Thcil geworden. Beseligt und begeistert durch das Glück ihrer Nachbarschaft, chicuen alle erhabenen Gcistesgaben in Heinrich zu erwachen, um einen feierlichen Trinmphzug zu halten. Sv interessant, wie heute, hatte er noch nie erzählt, so geistvoll mit Worten und Scherzen noch nie gespielt. Er selbst begriff nicht, wie Alles, was er zum Wort gestaltete, im Augenblick zu so glücklichen Forme» sich fügen konnte, daß Alt und Jung um ihn so aufmcrtsani seinen Worten lauschte nnd ihn, wen» er geendet, iinmcr von Neuem bat, zu erzählen. Auf dem Tisch standen die Gläser mit Rheinwein gefüllt. Man hatte noch wenig getrunken. Berner ergriff sein Glas und brachte einen Toast auf die Frau des Hauses und das jungfräuliche Drci- gestirn, das unter ihrer schützenden Hut seinen traulichen G anz ver breitete über das ganze Hans und noch weiter bis hinauf zum ein- amcn Thurmbcwohncr. Die Gläser klangcn aneinander. Erst die Frau Amtmann, die eine Throne der Rührung aus dem ''ugc wischte, dann die beiden Töchter, die blonde Emilie nnd dir öraune Julie, der Amtmann selbst, der den Toast in lateinischer Sprache wiederholte und endlich Elisabeth, die nnr leise ihr Glas gegen das Hcinrlch's führte, aber hre Augen ganz nnd voll in die seinen tauchte, als wäre alles Ver trauen zu ihm znrnckgeleyrt. Der Abend Halle sich mit lerwcile tiefer und tiefer gesenkt, ohne daß man darauf geachtet hätte. Draußen im Garten breitete die Dämmerung ihre Schleier aus und die Nachtviolen streuten ihren berauschenden Dust.
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