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Sette 2 Rußland. In Ssitomierscb, der Hauptstadt von Wolhynien, kam e» gestern zu heftigen Krawallen und Straßcnmedeleien. Bewaffnete Juden ver teidigten sich gegen Angriffe, wobei es viele Tote und Verletzte gab. — In der GouvernemcntSstadt Lomscha wurden sozialistische Manifestationen durch Dragoner verhindert; 82 Personen wurden verhaftet. — In Lodz wurde gestern der Geheimpolizist Matfiaschek in der Kreuzkirchc entdeckt. Er entfloh auf die benachbarten HauSdächer, wurde jedoch durch die Menge verfolgt und mjt Messerstichen erdolcht. — In Bielostok sind bei allen Truppenteilen Aufrufe verbreitet worden, in denen dazu aufaefordert wird, sich der Partei der Agitatoren anzuschl Letzen. « Aus Dresden und Umgegend. Dresden, 10. Mai — Ein ernster Tag im König-Hause naht heran, der einjährige Todestag der Frau Prinzessin Isa bella, der Gemahlin des Prinzen Johann Georg, die vor Jahresfrist im besten Lebensalter nach schwerer Krankheit dahinschied. — Personalien. In seiner Villa auf der Wiener Straße starb der hier lebende Generaladjutant des russischen Kaisers Fürst Barklay de Tolly im 81. Lebensjahre. — Die Zahl der Aerzte im Königreich Sachsen hat sich im Laufe des Jahres 1903 nach dem Bericht des Lande»-Medizinal-Kollegiums von 1994 auf 2031, dem nach um 37, erhöht, die Zahl der Zahnärzte ist von 133 auf 134 gestiegen. Von Wundärzten gibt es nur noch einen (Medizinalbezirk Freiberg). — Eine größere Anzahl sächsischer Automobilisten plant eine Dauerfahrt von Dresden nach Wien und zurück. Die Fahrt soll im Juli stattfinden. — Der Neubau der I. Bürgerschule am Georgs- Platze soll zu Michaelis bezugsfertig sein. Der Rat be willigte soeben zu der Ausstattung der Schule den Betrag von 23,700 M. — Der Rat hat die vom Krankenpflegausschusse vor gelegten Bestimmungen für die Benutzung der Röntgen- und photographischen Laboratorien bei den Stadtkranken häusern und den zugehörigen Gebührentarif genehmigt, wo nach für Bestrahlungen zu Heilzwecken von den Kranken der l. Pflegklasse Sondcrgebühren von 1 M. 50 Pf. für die erste und 75 Pf. für weitere Bestrahlungen und für alle photographischen Aufnahmen nach der Plattcngröße abgestufte Gebühren von 1 bis 5 M. gefordert werden sollen. — Der Rat bewilligte 262,000 M. aus dem Er weiterungsfonds der Wasserwerke zur Herstellung eines ebenfalls 12,000 Kubikmeter Wasser fassenden und bereits nach der ursprünglichen Planung in Aussicht genommenen II. Hochbehälters für das Wasserwerk Tolkewitz im Volkspark der Vorstadt Räcknitz nach den vorliegenden Plänen, welche auch die Herstellung von Promeuadenwegen und einer Pergola auf der bei Ausführung des Bau vorhabens entsprechend vergrößerten Terrasse des Volksparkes vorsehen — In der morgenden Stadtverordneten-Sitzung wird man sich u. a. mit einem Anträge des Herrn Stadt verordneten Rechtsanwalt Kohlmann und Genossen zu be schäftigen haben, der dahin geht, den Rat um Ausdruck darüber zu ersuchen, welche Schritte er bisher zur Er füllung seiner in den Einvcrleibungs - Ortsgesetzen über nommenen Verpflichtung, die Errichtung eines Volks parks in den westlichen Vororten Dresdens zu fördern, getan habe. —- In Verbindung mit den Henle Mittwoch beginnen den Bcreinstagcn für innere Mission wird die der Förderung der Arbeit für die äußere Mission innerhalb der gesamten sächsischen Landeskirche dienende Sächsische Missionskonferenz nächsten Freitag, den 12. Mai, vormittags 9 Uhr, eine Hclfervcrsammlung abhaltcn, in Kkrrirss und Wissenschaft. Literatur. f Mitteilung aus dem Bureau der König lichen Hoftheater. Als erste Vorstellung der Schiller- Folge geht Donnerstag, den 11. Mai, das fünfaktige Schauspiel „Die Räuber" neu einstudiert in Szene. f Im Residenztheater wird morgen Donnerstag und Sonnabend abend Gustav Kadelburgs Lustspiel „Der Familientag" gegeben. Freitag abend geht der Schwank „Die Fliege" (La Mouche) von Antony Myrs, deutsch von Benno Jacobson, zum 1. Male in Szene. Dienstag, den 16. d. M., beginnt das „Schlierseer Bauerntheater" ein Gastspiel mit der neuen Gesangsposse „In der Sommer frische". f Schiller-Preise der Stadt Dresden. Der Rat hat in Uebereinstimmung mit dem Stadtverordneten- Kollegium beschlossen, die drei zum Schiller-Tage gestifteten Dichter-Ehrenpreise zu gewähren: 1. Herrn Robert Prölß in Dresden, 2. Herrn Max Bewer in Laubegast und 3. Herrn Max Alfred Vogel, zurzeit in Rothenburg o. T. V Ergrünende und errötende Gewässer. In den Frühlings- und Sommermonaten wird schon mancher an stehenden Gewässern eine starke Grünfärbung beobachtet haben» Die Erscheinung blieb oft wochenlang bestehen, verschwindet aber gewöhnlich binnen wenigen Tagen. Wie der treffliche Leiter der biologischen Station am Plöner Se^, Vr. Otto Zacharias, festgestellt hat, rührt diese Er grünung in allen Fällen von einer ungeheueren Vermehrung getviffer Lebewesen her, die einzeln mit dem bloßen Auge gar nicht wahrzunehmen sind. Meist sind cs Pflanzen aus der niedersten Gruppe der Algen und vorzugsweise auch nur eine bestimmte Art, die vorübergehend in solcher Massenhaftigkeit austritt. Es handelt sich hier nicht um die sogenannte „Wafferblüte", bei der sich die Algen in unmittelbarer Nähe der Oberfläche des Wassers zusammen- drängen, so daß sie eine rasenartige Decke bilden. Dabei „Sächsische Dorfzeitung." — 11. welcher die allgemeine- Interesse in Anspruch nehmende Frage: „Was spricht für Beibehaltung des Epiphanias festes?" zur Verhandlung kommen wird. — Der Konservative Verein zu Dresden hält nächsten Montag, den 15. Mai, abends 8 Uhr, im Weißen Saale der „Drei Raben" seine diesjährige General versammlung ab. Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles findet eine Aussprache über den neuanzulegenden Truppenübungsplatz für das Königlich sächsische 2. Armee korps statt, zu der die Herren Generalmajor z. D. Sachse und Kommerzienrat Grumbt die Referate übernommen haben. — Die Sächsische Evangelisch-Soziale Ver einigung, der in der Hauptsache Geistliche der sächsischen Landeskirche und Laien der verschiedensten Stände an gehören, hat vor einiger Zeit auch ihre Stellung zu den Gewerkschaften festgelegt und folgende Resolution an genommen: „Die Sächsische Evangelisch-Soziale Vereinigung tritt aus sittlichen Gründen dafür ein, daß auch den Arbeitern volle Freiheit für gewerkschaftliche Organisation gegeben wird, hält es aber aus religiösen Gründen nicht für ihre Aufgabe, sich für eine bestimmte Richtung der Gewerkschaftsbewegung einzusetzen, sondern möchte bei allen organisierten und unorganisierten Arbeitern Vorurteile gegen das evangelische Christentum bekämpfen und. christlichen Geist zur Geltung bringen." , — Bezirksliste geschützter Erfindungen. Mit geteilt vom Patentbureau O. Krueger L Co., Dresden, Schloßstraße 2. Arno Grahl, Heidenau; Käfig mit Ab- schlußvorrichtung für die beim Füttern freiwerdende Oeffnung der Käfigwand (ang. Pat.). — Frau I. P. Hutzsch, Heidenau; Hakenförmiger Unterbeinkleidhalter (Gm.). — Bernhard Dreßler, Heidenau; Abschneide- und Stanzvorrichtung zur Herstellung von Packschnallen mit zwangläufigem Vorschub des Bandes (Gin.). — Franz Eugen Müller, Dresden- Neu-Gruna; Verfahren zum Kühlen von brausenden Ge tränken in Ausschankapparaten, in denen das auszuschenkende Getränk in einem durch eine Scheidewand von dem das Kühlmittel aufnehmenden Raum getrennten Behälter auf bewahrt wird (ang. Pat.). — Hoffmannswerk, G. m. b. H., Leuben-Dresden; gefräste Seihplatte mit mattierten Aus fräsungen (Gebrauchsmuster). — Sächsische Kartonnagen- Maschinen-Aktiengescllschaft, Dresden; Verschluß für Druck sachen u. dgl. Hüllen, bestehend aus einem dünnen an einem Ende mit Zacken versehenen Blechstreifen (Gm.), und Verschluß für usw. bestehend aus einem biegsamen Blech- streifen, der an einem Ende hakenförmig gestaltet ist (Gm.). — Aktiengesellschaft für Kartonnagen-Industrie, Dresden; Zigarrentasche usw. (verl. Gm ). — Im Zoologischen Garten ist nach dem Ab gänge der Indier eine neue Sehenswürdigkeit eingezogen. Herr Marquardt, der bekannte Führer der Samoaner und Tunesen, brachte eine Karawane Futes, West-Suda- nesen vom nördlichen Rande der Sahara. Die tief schwarzen, stämmigen Gestalten stammen aus Gadomes und kommen direkt über Lagoletta und Marseille. Es ist die erste derartige Truppe, welche auf unserem Kontinente Einzug hielt. Etwa 50 Personen und Tiere — Pferde, Dromedare und sudanesische Buckelrinder — zählt die Truppe, deren jedenfalls interessante Vorführungen bereits morgen Donnerstag beginnen. Da die Tage bedeutend zugenommen haben, werden alltäglich vier Vorstellungen stattfinden, und zwar '/i12 Uhr, 4 Uhr, 1/26 Uhr und 7 Uhr. Neben dem Völkerplatze werden die Kinder Afrikas ihre mittzebrachten einheimischen Hütten aufbauen. Herr Marquardt hat auch diesmal, wie immer, besonderes Augenmerk auf das Ethnographische gerichtet. — Die gefürchteten Eisheiligen sind da! Morgen beginnen die gestrengen Herren Mamertus, Pan kratius und Servatius, auch Weinmörder genannt, ihr Regiment. Man sieht ihnen überall mit einer gewissen Besorgnis entgegen. Hoffentlich gestalten sie sich aber nicht gar zu gefährlich. — Die Krebszeit hat mit dem Mai ihren Anfang genommen und man kann die schmackhaften Schalentiere ist es in den norddeutschen Seen namentlich die Oloiotriekia eottinulatu, die besonders im August in ungeheueren Mengen die Gewässer durchsetzt. Die gleichförmige Er grünung des Wassers wird aber durch andere Algenarten erzeugt, die sich durch alle Schichten des Wassers, soweit das Sonnenlicht hinabdringt, verbreiten. Eine solche Alge ist die Liwreilu die winzige Kügelchen darstcllt uud in manchen Jahren eine so fabelhafte Fortpflanzung entwickelt, daß weit hinaus alle Teiche, Tümpel und Lachen von ihr mit Beschlag belegt und grün gefärbt werden. Die gleiche Erscheinung wird zuweilen auch von der Osrleiia euräilorm s verursacht, die durch schöne saftgrüne Farbe und durch den Besitz einer Geißel ausgezeichnet ist. Durch den Prager Professor Fritsch wurden in einem durch starke Grünfärbung auffallenden Altwasser der Elbe drei Arten der Algengattung Euglena in fabelhaften Mengen nachgewiesen. Einmal fand l)r. Zacharias bei den Drei steinen ein ganz hellgrünes Wasser in einem Felsenloch und hatte die Genugtuung, eine ganz neue Alge als Erreger der Farben Wirkung zu entdecken, die später nach ihm 8lttu u8i!um AkcttÄrinsi benannt wurde. Gelegentlich aber weit seltener tritt aus gleichen Ursachen statt einer Ergrünung eine Rötung des Gewässers durch winzige Lebewesen ein. Sie wurde beispielsweise an einem Fisch teich bei Herne in Westfalen in solcher Stärke beobachtet, daß das Gewässer blutrot aussah. Die Ursache war in diesem Fall das Vorhandensein einer kleinen Geißelalge, die in ungezählten Milliarden das Wasser durchschwärmte. In schlecht gereinigten Fischteichen, aus deren Boden sich Schwefelwasserstoff entwickelt, vermehrt sich in ähnlichen Mengen oft ein bakterienartiges Wesen, das gleichfalls eine grellrote Farbe liefert. Noch wundersamer nimmt es sich auS, wenn diese Rotfärbung sogar im Winter unter dem Eis eintritt. Auch im Züricher See ist ähnliches beobachtet worden, und die Anwohner bezeichnen das Wasser dann als „Burgunderblut". Der See wird streckenweise Mai 1905. wieder als angenehme Abwechslung de- Mahle» auf die Tafel bringen. In diesem Jahre scheinen die Krebse gut gediehen zu sein, auf den Fischmärkten kann man prächtige Exemplare sehen, manche so stattlich, wie kleine Hummern. — Die Arbeiterinnen der hiesigen Zigaretten industrie stehen in einer Lohnbewegung. Die Arbeit geber lehnen es ab, die Lohnkommission der Arbeiterinnen ' anzuerkennen. Möglicherweise werden die Arbeiterinnen 5 bereits in nächster Zeit in dm Streik eintreten. — Der Streik der Maler, Lackierer und An- streicher nimmt immer weiter an Ausdehnung zu. Vor- gestern meldeten sich bei den Streikleitern 1077 Mann, ' gestern 1217. Die Forderung bewilligt hatten bis gestern 71 Firmen mit 276 Beschäftigten. — Feuer. Im Monat April fanden statt: 3 Groß- feuer, 2 Mittelfeuer, 66 Kleinfeuer, zusammen 71 Brände Dampfspritzen kamen in einem Falle in Tätigkeit. Es wurde Wasser gegeben: in 1 Fall mit 6 Rohren, in 2 Fällen mit 2 Rohren, in 2 Fällen mit 1 Rohr durch 1740 Meter; Schläuche bei einem Wasserverbrauch von 455 Kubikmeter. Ä Die Unfallwagen rückten 143 mal aus. Anderweitige Hilfe wurde in 9 Fällen gewährt. Für Behörden und Private usw. wurden im Interesse des Feuerlöschwesens 41,892 Arbeits- stunden geleistet. — Aus dem Polizeiberichte. Im Besitze eines hier wegen Diebstahls zur Anzeige gebrachten 53 Jahre, alten geistesschwachen Mannes sind u. a. mehrere Rosen- bäumchen vorgefunden worden, welche von ihm irgendwo entwendet sein dürften. Eine Anzeige über die vor- ' gefundenen Rosenbäumchen ist bisher nicht eingegangen. Der Eigentümer dieser Bäumchen wird ersucht, sich in der > 18. Bezirkswache, Seidnitz, Liebstädterstr. 19, woselbst die. ! Bäumchen verwahrt sind, zu melden. x Dresden-Pieschen, 10. Mai. Das im Grund buche für Pieschen Blatt 1094 auf den Namen des Privatmanns Adolf Gotthold Lehmann in Sebnitz ein-,; getragene Grundstück soll Montag, den 3. Juli 1905, vormittags 11 Uhr, an der Gerichtsstelle, Lothringer Straße 1, I., Zimmer 69, zu Dresden, im Wege der. Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 6,6 Ar groß, und auf 86,732 M. geschätzt. Es besteht aus einem Wohngebäude nebst Hof raum und Garten und liegt hier, Hubcrtusstraße 58. Aus der Lötznitz, 10. Mai. Trotz des Streiks der Schleusenbauarbeiter in Radebeul sind etwa 100 Arbeiter beim Bau tätig. Sollte der gänzliche Bedarf an Arbeitern aus dem Jnlande nicht gedeckt werden können, so beabsichtigt man einem Beschlüße der Bauausschüffe zu Radebeul und Oberlößnitz zufolge nur die dringerüfften Arbeiten fertigstellen zu lassen und gegebenenfalls auch die Fertigstellungsfristen zu verlängern. Dem Gesuche der unter nehmenden Firma, die Herbeiziehung ausländischer Arbeiter zu gestatten, stand man in den Ausschüssen nicht geneigt gegenüber. ^Radebeul, 10. Mai. Für die Beteiligten liegt die Heberolle über die zur land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenoffenschaft auf das Jahr 1904 zu leistenden Bei träge vom 12. d. M. ab zwei Wochen lang im hiesigen Rathause, Zimmer Nr. 14, öffentlich aus. G Blascwitz, 10. Mai. Wegen Einbruchs in einer hiesigen Villa, aus welcher er Pelzsachen gestohlen haben sollte, stand der 19 Jahre alte Hausdiener Richter gestern vor dem Dresdner Landgericht. Er wurde aber frei gesprochen, da man ihn der Tat nicht überführen konnte. o Cossebaude, 10. Mai. Bei der hiesigen Ge- meindcverwaltung sind die Dekadenmonatsberichte des meteorologischen Instituts zu Chemnitz auf Juni, Juli und August 1904 cingegangen und können von Interessenten eingesehen werden. --- Eisenberg - Moritzburg, 10. Mai. In der hiesigen Volksschule nahm die Schillerfeier um 8 Uhr ihren Anfang. Um 9 Uhr fand die Hauptfeier statt, zu welcher sich auch mehrere Gemeindemitglieder eingefunden hatten. Jedem Kinde wurde zur bleibenden Erinnerung ganz dunkelrot, als ob große Mengen Blut hineingeflofsen wären. Auch dort ist eine Alge für das Phänomen ver antwortlich zu machen. f Die Wüste als klimatischer Heilfaktpr. Wenn man von der Wüste als Heilfaktor spricht, so kommt hier in erster Linie die arabische Wüste Aegyptens in Betracht. Das wichtigste Kurmittel ist bei derselben die trockene, warme und reine Wüstenlust. Der ägyptische Sommerhimmel ist fast ständig klar, die Sonnenbestrahlung kontinuierlich, der Barometerstand der Wüste infolge der gleichmäßigen Witterung sehr konstant und Gewitter sind selten, l)r. Engel in Helouan untersuchte jüngst die bakterientötende Kraft der Wüstensonne, sowie den Keim gehalt der Wüstenluft und des Wüstenbodens. Es ergab sich dabei, daß Tuberkelbazillen und Typhusbazillen durch die Wüstensonne viel rascher abgetötet werden, als dies sonst der Fall ist, erstere starben schon in sechs Stunden, während in anderen Orten die Abtötung 30 Stunden erfordert. Was den Keimgehalt der Wüstenluft anlangt, so enthält der gewöhnlich über die Wüste streichende Ost wind sehr wenig Keime, auf 6 Platten wuchsen in 136 Stunden nur 35 Keime, unter ihnen waren gar keine krankmachenden, während die Straßcnluft durchschnitttich 28 Keime in 100 Liter Luft enthält. Die Wüstenluft ist daher so rein wie die Polarlust und die Luft auf hoher See. Auch der trockene, vegetationslose Boden der Wüste ist sehr arm an Keimen und enthält keine krankmachenden Mikroparasiten. Der Kuraufenthalt in der Wüste eignet sich vor allem für Rheumatismus- und Nierenkranke. Die Wüste wirkt wie ein tägliches Schwitzbad, das aber nicht schwächt. Auch setzt die Sommerkur die Eiweißausscheidung herab. In zweiter Linie wirkt die erfrischende Luft sehr günstig auf chronische Erkrankungen der Atmungsorgane, Bronchial- und Rachcnkatarrhe, sowie auf Tuberkulose, wenn dieselbe noch nicht zu weit vorgeschritten ist.