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Seite 4. — „Sächsische Dorfzeltung." — 10. Mai 1905. — München. Im Prozeß gegen das Ehepaar Huber, das beschuldigt ist, am 1. September 1904 die «ushllsskellnerin Eenta Falch ermordet und die Leiche in ein Dickicht bei Holzapfelkreut verschleppt zu haben, wurde nach siebentägiger Verhandlung vor dem Schwurgericht das Urteil verkündet. Johann Huber wurde wegen Mordes zum Tode, die Ehefrau, Betty Huber, wegen Beihilfe zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt.' — Stettin. In dem Dorfe Schuett (Pommern) wurden durch einen Giebeleinsturz bei einem Neubau der Architekt, ein Maurer und der Leipziger Kaufmann Theodor Braun getötet. — Wilhelmshaven. Wegen Verdachts, die Witwe Jsenbrandt in Folsterhausen ermordet zu haben, wurden in Dornum die beiden Brüder Vottjes verhaftet. — Düsseldorf. Das hiesige Schwurgericht ver urteilte den Gerichtsdiener Hermann Scholz vom hiesigen Amtsgericht wegen vielfacher amtlicher Verfehlungen und Urkundenfälschung zu zwei Jahren Zuchthaus.j — Aachen. Gelegentlich eines Streite- wurde im benachbarten Haaren einem Manne der Unterleib auf geschlitzt. Der Aermste verstarb unter den entsetzlichsten Qualen mehrere Stunden später. — Köln. Drei junge Leute, die sich gestern nach- mittag mit Kahnfahren oberhalb Kölns vergnügten, stießen in der Mitte des Stromes gegen ein Floß. Der Nachen kippte um, und alle drei ertranken. — Karlsbad. In der gestern abgrhaltenen Festsitzung bewilligten die Karlsbader Stadtverordneten 5000 Kronen als Grundkapital für ein Schillerdenkmal. Weitere 5000 Kronen hierfür wurden von der Karlsbader Spar kasse gestiftet. — Hirschberg (Böhmen). Eine Revision der hiesigen Spar- und Vorschußkasse ergab einen Fehlbetrag von mehreren tausend Kronen. Während der Revision hat sich der Kassierer, Stadtrat Mariinka, erschossen. — Graz. Vom Grat des Flvtzsteins in der Hoch schwabgruppe sind vorgestern abgestürzt, wahrscheinlich in folge Schneerutsches, der außerordentliche Professor des Kirchenrechts Wolf Edler v. Glanvell, der Dozent der Nationalökonomie Petritsch, beide an der Universität Graz, und der Landesbeamte Stopper. Alle drei wurden als Leichen im Flötztal gefunden. — Petersburg. Die „Nowoje Wremja" meldet aus Zaryzin, daß dort ein Cholerafall mit tödlichem Aus gange vorgekommen ist. Handel, Industrie und Verkehr. H Keine Ermäßigung der böhmischen Braun kohlentarife. Der Versuch der Braunkohlenindustriellen, eine Ermäßigung der im Jahre 1900 in Kraft getretenen Braunkohlentarife zu erlangen, scheiterte trotz der Befür- Wortung einer Ermäßigung durch das Eisenbahnministerium an dem Widerstande des Finanzministeriums. Infolge- dessen glaubt man in Fachkreisen nicht an eine Besserung der Geschäftslage im laufenden Jahre. Gemeinnütziges — Eisenschweißpulver, um Schmiedeeisen auf Schmiedeeisen in rotwarmem Zustande zu schweißen, besteht aus 1 Teil Borax, Teil Salmiak und Teil Wasser. Diese Bestandteile werden unter beständigem Umrühren ge kocht, bis die Masse steif ist; dann läßt man sie über dem Feuer hart werden. Nach dem Erkalten wird die Masse gut pulverisiert und mit einem Drittel Teil rostfreien, schmiedeeisernen Fcilspänen gut gemischt. Die Stücke, welche man schweißen will, verbindet man erst durch Ein schwalben oder durch Aufbinden, läßt die Stelle zum Schweißen rotwarm werden, streut das Pulver darauf und läßt dieses über dem Feuer flüssig werden; es genügen dann nur wenige leichte Schläge, um die Stücke zu verbinden. Im Zeichen Friedrich Schillers steht diese Woche, da sie uns am heutigen Dienstag die 100jährige Wiederkehr deS Todestages dieses deutschen Geistesheroen brachte, der am 9. Mai 1805 zu Weimar die Auaen für immer schloß, dessen Geist aber in macht voller Lebendigkeit noch beute zu uns spricht. In ganz Deutschland und weit darüber hinaus, „so weit die deutsche Zunge klingt," begeht man in diesen Tagen die 100. Wiederkehr des Todestages Friedrich Schillers in großen und minder großen, in bedeutsamen öffent lichen und intimeren Feiern und zwar nicht nur seilen der literarischen Welt und der Bühnen aller Länder, sondern daS ganze Volk, ob hoch oder niedrig, reich oder arm, alt oder jung, betrachtet eS als Herzei!« bedürfniS, sich zu dem Dichter und dem Menschen Schiller zu bekennen. Man hat zwar mancherlei Gründe gegen das festliche Begehen deS Todestages ins Feld geführt und die Schillerverehrer auf den 200. Geburts tag des großen Mannes hingewiesen, indessen die Ge denkfeiern, die in erster Linie von Schillers Poesie durchweht sind, dürften auch im Sinne des Dichters liegen, der da sagte: „Der Tod kann kein Uebel sein, da er etwa- allgemeines ist." In Dresden begannen, wie wir schon kurz meldeten, am Sonnabend abend die Schillerfeiern und zwar in Gestalt zweier Vereinigungen für die Arbeiterschaft, denen am Sonntag eine gleiche Feier des Vereins „Volkswohl" im Naturtheater des Heideparks folgte. Am gestrigen Montag abend nun fanden die gewisser maßen offiziellen Schiller-Gedächtnis-Feiern statt, die ein Ausschuß unter dem Vorsitz des Herrn Oberbürger meisters Beutler vorbereitet hatte und die in vier der größten Etablissements bei starkem Besuche abgehalten wurden. Im Gewerbehause leitete die Kapelle des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 unter Direktion des Herrn Karl Pembaur den Abend mit dem letzten Satze aus der Wallenstein-Symphonie „Wallensteins Tod" von Rheinberger ein, worauf Herr Professor vr. Fritz Schultze die Festrede über „Schiller der Denker im Dichter" hielt. Es folgten Vorträge einiger Schillerscher Dichtungen durch die Hofschauspielerin Frl. Alice Politz und Herrn Hofschauspieler Otto Eggerth, während Ge sänge der Dresdener Liedertafel die Feier umgaben. Im Vereinshause eröffnete der Dresdener Lehrer gesangverein, der dann auch noch weiterhin einige Chor lieder vortrug, unter Herrn Professor Friedrich Brandes Leitung die Veranstaltung mit dem Beckerschen Morgen lied von Schiller, dem sich Deklamationen von Frl. Magda Behrens anschlossen. An dieser Stätte hatte die Festrede Herr Stadtschulrat Professor vr. Lyon übernommen, der über „Schiller der Unsere noch heute" sprach. Ein Festlied auf Schiller, komponiert von Franz Liszt, mit Solo, gesungen von Herrn Kammer sänger Perron, beschloß hier die Feier. Im Lincke- schen Bade war die Kapelle des 12 Infanterie-Regi ments Nr. 177 (Kgl. Musikdirektor Röpenack) für den orchestralen Teil gewonnen worden, während als Dekla mator Herr Herzog!. Sächs. Kammersänger Glömme und der Martin Luther-Kirchenchor unter Leitung des Herrn Kantor Römhild mitwirkten. Hier hatte die Festrede Herr Oberlehrer 0r. Bassenge übernommen. Die Feier im städtischen Ausstellungspalaste war ausschließlich für die Arbeiterlreise Dresdens be stimmt. Als Orchester wirkten hier die vereinigten Kapellen des Gewerbehauses (W. Olsen) und des Schützen-Regiments Nr. 108 (A. Helbig), während die Chorgesänge von der Dresdener Volkssingakademie unter Leitung des Herrn königl. Korrepetitors Johann Reichert ausgeführt wurden. Herr Oberlehrer Dr. Erler hielt hier die Festrede, Herr Hofopernsänger Kieß trug einen Schillerschen Hymnus vor und Herr Hofschausvieler Paul Wiecke hatte den Vortrag Schillerscher Gedichte übernommen. Diese Veranstaltung wird noch einmal am nächsten Mittwoch, abends 9 Uhr, wiederholt. Am heutigen Dienstag abend findet die schon wiederholt angekündigte gemeinschaftliche Schillerfeier „Aber Carola," sagte er vorwurfsvoll, „würde nicht unter allen Umständen Dein Wunsch erfüllt werden?" „Würde es dazu langen, Onkel Hans?" betont sie dringender, und er sieht in ihr erregtes Gesichtchen und nickt lächelnd: „ES langt noch weiter. Wünsche nun mehr, Carola. Ich sehe es in Deinen Augen, es kommt noch ein kleiner Nachzügler von Wunsch." „Du siehst richtig, Onkel Hans", sagt sie schnell, und ihr Antlitz nimmt einen so schelmischen Ausdruck an, als wüßte sie eS ganz genau, wem sie mit dieser Bitte die größte Freude macht. „Sieh', ich bin doch »un ein erwachsenes Mädchen und möchte mitsprechen können, wenn die anderen reden, und — ich habe noch so wenig von Berlin gesehen. Könnten wir nicht in jeder Woche einmal vormittag- nach dort kommen? Du empfingst unS am Bahnhofe, wir gingen zusammen in ein Museum und schwelgten in Kunst. Dann folgte ein Spaziergang, schließlich speisten wir in einem Hotel zu Mittag — wäre das nicht himmlisch?" „Carola, Carola, wo denkst Du hin?" rief Frau Blume erschreckt, „Johannes hat seine Arbeit." „Nun, die wird sich für einen Tag in der Woche wohl auch beiseite legen lassen!" rief er munter. „Topp, zugestanden, mein Fräulein!" „Langt- dazu, Onkel HanS?" fragte Carola, und aus ihren Augen guckte eine ganze Hnde neckischer Kobolde. „Ja, eS langt!" lachte er überglücklich und alle mühsam festgehaltene Vorsicht vergessend. Da sprang sie von der Bank auf, streß einen Jubelruf aus und tanzte in den Gängen de» Garten- auf und nieder: „Welche köstliche Aussicht! — Welch' ein schöner Winter wird es werden!" Ein Geräusch am Gartenzaun gab Reuter Ver anlassung, aufzustehen, um dem Grunde dazu nach- rufor chen, und wie er den Weg herunterschritt, flog Caro a hinter ihm her, hing sich, was sie bisher noch nie getan, an seinen Arm und sagte, sich zärtlich an ihn schmiegend: „Onkel Hans, ich freue mich ja nur darum so sehr, weil ich Dich dann auch den Winter über alle Tage sehe." Er wollte etwas erwidern, aber sein Herz schlug plötzlich so stürmisch, daher kein Wort hervorbringen konnte. „Kleiner, süßer Liebling!" murmelte er und legte seine Hand auf die ihren, die noch immer verschlungen auf feinem Arm ruhten. Am anderen Morgen, als er wie gewöhnlich zur bestimmten Stunde in das Geschäftszimmer trat, saß Wernek schon am Arbeitstisch und sprang, als er einen Blick in Reuters Gesicht geworfen, lebhaft auf: „Nun? — Heute haben sie mir etwas anzuver trauen, Freund, und es wird mich nicht überraschen, denn eS steht mit feurigen Lettern auf Ihrem Angesicht geschrieben. Also: Elisabeth " Reuter hatte ihn erst überrascht, dann mit einem peinlichen Ausdruck in den Zügen angesehen. „Was wollen sie nur, Wernek? sagte er dann und wandte sich ab. „Ich glaube wahrhaftig, Sie haben einen harmlosen Scherz für Ernst genommen." Damit trat er zum Fenster und schaute auf die Straße. Die Augen aber, die ihm folgten, sahen es doch, daß die seinen nichts von dem Leben da draußen wayrnahmen. Es lag eine Weltvergesseyheit darin, die dem anderen ein Kopfschütteln abnötigte. in Loschwitz-Blasewitz statt, die überaus würdig zu verlaufen verspricht. Sie dürfte ihren Höhepunkt in dem geplanten Fackelzuge und der Beftuchtung der Loschwitzer Höhen finden, die unter dem Geläute der Glocken beider Kirchen veranstaltet wird. ) Berlin, 9. Mai. Vom großen Ausschuß für die Berliner Schillerfeier war gestern abend in der Hoch schule für Musik, in der Philharmonie, in den Konkordia- sälen und in der Brauerei Friedrichshain eine Reihe von Festlichkeiten veranstaltet. Musikalische Darbietungen meist vertonter Schillerscher Dichtungen, auSqeführt von Orchestern und Chören der Hochschule, der Philharmonie, der Berliner Liedertafel und des Berliner Lehrergesang verein-, Festreden und Deklamationen Schillerscher Ge- dichte wetteiferten miteinander, um Schiller- Bedeutung zu würdigen. Wien, 9. Mai. Im Musikvereinssaal fand gestern abend die vom Komitee für die Schillergedenkfeier ver anstaltete Schillerseier statt. Unter den zahlreichen -n wesenden befanden sich Erzherzog Rainer und mehrere Minister. Neueste Telegramme. — Dortmund, 9. Mai. Bei einer gestern von der Stadt Dortmund zu Ehren der Berggesetz- kommisfion deS Abgeordnetenhauses veranstalteten Festlichkeit sprach Oberbürgermeister Schmiediuz herzliche BegrützungSworte, wobei er auf die Br- deutung des Bergbaues für die Stadt Dortmund hinwieS. Reichsgerichtsrat Spahn antwortete iw Namen der Kommisfion und sprach in Hachau- erkennenden Worten von den Leistungen der Berg- Werksindustrie. Er schloß mit einem Hoch auf die Stadt Dortmund. Heute sollen die Zechen „Hansa', „Scharnhorst", „Achenbach", „Kaiferstuhl", „Shaw rok" und „Monopol" besichtigt werden. — Budapest, 9. Mm. In der Nähe der Stadt Szatmar-Nemeti ist beim Ueberselzen über den Szamessluß ein Boot umgeschlagen. 11 Mädchen ertranken. — Moskau, 9. Mai. Der Semstwokongreß sprach sich in der gestrigen Sitzung mit 127 gegen 8 Stimmen für das allgemeine Stimmrecht, mit 37 gegen 49 Stimmen für direkte Wahlen und mit 107 gegen 29 Stimmen für die Bildung zweier Kammern aus. — Tiflis, 9. Mai. AlS Militär in Jschemeti (Kreis Schorapau) zwei Russen wegen Mordversuches verhaftete, wurde eS von der bewaffneten Bevölkerung angegriffen. Die Truppen töteten und verwundeten etwa 20 Angreifer. — Bukarest, 9. Mai. Die beiden Häuser des Parlaments haben gestern ihre Tätigkeit wieder ausgenommen. Der König und die Königin sin- aus Sinaia, wo fie das Osterfest verlebten, hier-« zurückgekehrt. — Kanea, 9. Mai. Neutermeldung. )n dem Dorfe Melidoni (Bezirk Retimo) hat der Chef des Revolutionskomitees BirakiS die Gendarmen eingeschlosfen und entwaffnet. Er stellte ihnen frei, entweder sich den Aufständischen anzuschlietzen oder frei in die Stadt zurückzukehren. Eine Anzahl Gendarmen entschloß sich, zu den Aufständischen überzugehen. Der englische Kreuzer „VennS" ist von Retimo hierher zurückgekehrt. Der russisch-japanische Krieg. — London, 9. Mai. Die „Morningpost' meldet aus Schanghai von heute: Der japanische Konsul erhob Widerspruch gegen die Einnahme vo» Kohlen seitens gewisser Schiffe, da der Verdacht vorliege, daß die Kohlen für die Baltische Flotte bestimmt seien. Das Hasenkomitee weigerte sich daraufhin, fünf von jenen Schiffen die Ausfahrt zu gestatten. Reuter war nun ein paarmal im Zimmer hin und wider geschritten, jetzt blieb er vor dem Spiegel stehen, blickte interessiert hinein, schob die Krawatte, lockerte daS Haar, strich den Schnurrbart in die Höhe und setzte sich dann erst an seinen Schreibtisch. „Es wird doch nicht die Kleine sein?" brummte Wernek, der ihn beobachtet hatte, vor sich hin. „Ls ist undenkbar, daß Freund Johannes auf diese 3d« verfällt! Aber, daß das ewig Weibliche an dieser sichtlichen Veränderung schuld ist, darauf will ich wetten.' Carolas schön erdachten Pläne wurden nun v» Reuter mit dem größten und freudigsten Interesse aui- geführt. Er suchte die bestempfohlenen Lehrer aus, legte Beschlag auf die bezeichneten Stunden, sorgte für Noten und Malutensilien und stand schließlich mit zwn Blumensträußen ausgerüstet am Bahnhose, um Elisabeth und Carola zu empfangen und zur ersten Unterrichts stunde zu geleiten. Carola war glückselig, alles ent zückte sie, uud als man nach den Lektionen noch für ein Stündchen in einem CasS zusammentraf, mußte Elisabeth ihrer Lebhaftigkeit immer wehren, sie fand gar nicht Worte genug, chr und Onkel Han- zu danken. Noch genußvoller gestaltete sich natürlich der für die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten festgesetzte Tag. Sowohl Reuter als Elisabeth hatten sich vorher über den Teil der Kunstsammlungen, den man dem jungen Mädchen zeigen wollte, informiert und dadurch das eigene Interesse angereat. So fand dieses neue Nahrung an dem, was der andere darüber sagte, und es dauerte nicht lange, so interessierten diese Stunden Elisabeth und Reuter mindestens ebenso sehr wie die jenige, um derentwillen man fie eingerichtet hatte. (Fortfrtzung folgt.) , Hnmd««»« m»d «nlv» r»rl H«s»,sch, »«nmNmNUcher «edattkur grstz «all»», für dm nltch ilMUO » Drkddm. Dm« dm «. sch schm V-chdmSn«« A Dr^ddm.