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Bezugsbedingungen: vtt „vorfzettunz" erlcheini jede» Wochentag nachmittag» b Uhr mit dem Votum de» salzenden Tage». Vie vezugrgrbühr beträgt 1^0 Mark vierteljährlich »der b0 Psg. für jeden Monat. Vie ^vorfzrittlng" ist zu beziehen durch di« kaiserlichen posianstalten, di« LandbrieftrSger und durch unser« Voten. Sei freier Lieferung in» Hau» erhebt di, Post noch di« SusteUungrgebühr von 4ä pfg. lk!rgrmnm.Ndr.: vorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Zonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: Vie einspaltig« Seil« ld Pf-, unter „Eingesandt" «N pfg tinzetgen-tinnahm« erfolgt bi, mittag, 12 Uhr. — linnahmestellen sind: Unser« Geschäftsstelle, klein« Meißner Lasse Nr. «, Invalidendank, kaasenstein S- Vogler, kiud Masse, E. L. Vaud« 8- Co. in Leipzig, Frankfurt a M ; « UohlinUessel^orf; kugo Müchl«rinliötzschen. broda, Dtto vittrich in Reitzendorf, kug» Goitz in Leudnitz-Neuostra, <! u t Ilollau tn Nod,b<>u!, Nod Grimm in Vrerden-Wälfuttz, Friedrich Eeuchert in Lossebaud«, Netnh. Ivottde in Moritzdurg, ivtto Uunath in Lotta, Max Feurich in Loschnei- Telephon: Dresden, Nr. 3916. Nr. 101. Dresden, Mittwoch, den 3. Mai 1905. 67. Jahrgang. Das -Neueste. König Friedrich August übernahm das Pro rektorat über die in Zittau geplanten vaterländischen Festspiele. Das Kaiserpaar wurde heute in Venedig er wartet. Von deutschoffiziöser Stelle werden die fran zösischen Verdächtigungen, Deutschland habe Frank reich bei Italien wegen Tripolis anschwärzen wollen, energisch zurückgewiesen. Pariser Blätter erörtern ernsthaft die Möglichkeit eines französisch-russisch-japanisch-englischen Vierbundes und zwar in zustimmendem Sinne. Graf Goluchowski ist gestern aus Venedig in Wien eingetroffen. In Warschau wurden gestern bei Zusammen stößen zwischen Militär und Arbeitern mehr als hundert Personen getötet. New-Aorker Blätter sprechen sich für die Zoll verständigung mit Deutschland aus und kon statieren auch eine freundliche Haltung der Bundes regierung. Kriegervereine und Flottenverein. Durch die Presse ging vor einigen Tagen eine Mitteilung über die Stellung der Krregervereine zum Deutschen Flottenverein, die geeignet ist, die Krieger vereine in ein falsches Licht zu stellen. Schon die Ueber- schrift „der Kriegerbund gegen den Flottenverein" er weckt den Schein, als ob die Kriegervereine dem Flotten verein den Fehdehandschuh hingeworfen hätten. Wer den Geist und die Bestrebungen unserer Kriegervereine kennt, der weiß von vornherein, daß eine solche An nahme ein Unding ist. In der Tat hat denn auch die „Kyffhäuser-Korrespoudenz" jenen Artikel bald berichtigt. Das Blatt des Kyffhäuserbundes der deutschen Landes- jftiegerverbände schreibt über diesen Gegenstand: Nicht „Kriegervereine gegen den Flottenverein", sondern „Kriegervereine und Flottenverein" müßte die Überschrift einer den Kriegervereinen wenig freundlichen Zeitungsnachricht lauten, wonach der Kriegerbund sich dagegen ausgesprochen haben soll, daß Kriegervereine geschlossen dem Deutschen Flottenverein beitreten. Der Tatbestand ist folgender: Die Organe des Deutschen Flottenvereins hatten sich an die Kriegerverbände und -Vereine gewandt, um sie zum korporativen Ein tritt in den Flottenverein zu veranlassen. Hieraus ist an verschiedenen Stellen Mißhelligkeit und Hader ent standen. Unter anderm waren Zweifel darüber auf getaucht, ob der Flottenvcrein als politischer Verein anzusehen wäre. Zn diesem Falle dürften natürlich Kriegervereine als solche ihm nicht angehören, weil politische Erörterungen in den Kriegervereinen aus geschlossen sind. Bei der Wichtigkeit der Frage hat sich der Gesamtvorstand des Deutschen Kriegeroundes in seiner Sitzung vom 24. Januar d. I. mit ihr beschäftigt. Der Gesamtvorstand hat es dahingestellt, ob der Deutsche Flottenverem als politischer Verein anzusehen sei oder nicht, da die Entscheidung hierüber nicht Sache des Deutschen Kriegerbundes sei. Der Vorstand hat indes nicht außer Acht lassen können, daß die Stellung der bürgerlichen Parteien zum Deutschen Flottenverein verschieden ist; die einen sind seine begeisterten Ver ehrer, den anderen gehen seine Forderungen zu weit, wieder andere verurteilen seine Bestrebungen. Da nun die Kriegervereine sich aus allen bürgerlichen Parteien zusammensetzen, so darf nach der Meinung des Gesanttvorstandes wegen der Einigkeit im Verein nur dann der Beitritt eines Vereins zum Flottenverein erfolgen, wenn alle Mitglieder damit einverstanden sind. Sodann wurde in der Beratung darauf hingewiesen, daß der Beitritt zum Flottenverein den Vereinen Kosten verursacht. Da es nun erfahrungsgemäß den Krieger - Vereins-Organisationen schwer wird, ihre auf die Unter stützung notleidender Kameraden und deren Hinter bliebenen gerichteten Aufgaben zu erfüllen, so hat der Gesamtvorstand die Erwartung ausgesprochen, daß die Kriegervereine in erster Linie ihre Kräfte in den Dienst des KriegervereinSwesenS stellen. Erst wenn diesem genügt sei und der Verein noch Mittel rur Verfügung habe, könnten für ihn andere Zweckbestimmungen in Frage kommen. Diese Auffassung wird jeder billigen, der die Dinge unbefangen prüft. Der Gesamtvorstand hat deshalb beschlossen, daß die Landes-, Provinzial-, Regierungs bezirks- und Kreisverbände davon absehen sollten, bei den ihnen unterstellten Vereinen für den korporativen Beitritt zum Deutschen Flottenverein zu werben. Aus drücklich aber ist hinzugefügt, daß, wenn ein Verein aus freien Stücken als korporatives Mitglied beitrete, so könne ihm dies nicht verwehrt werden. Man sieht hieraus, daß von einer unfreundlichen Haltung der Kriegervereine zum Flottenverein und seinen Bestrebungen nicht die Rede sein kann. Die Tatsache tritt noch schärfer hervor, wenn man die im dritten Geschäftsbericht des Preußischen Landes- Kriegerverbandes veröffentlichten Grundsätze betrachtet, die der Gesamtvorstand in der erwähnten Sitzung auf gestellt hat. Der Gesamtvorstand hat danach Nipp und klar betont, daß es in den nationalen Aufgaben des Kriegervereinswesens liege, ebenso wie der Deutsche Flottenverein dafür einzutreten, daß das Verständnis für die Notwendigkeit einer starken Flotte im Volke geweckt und daß unsere Flotte möglichst bald zu einem ausreichenden Schutze deutschen Händels und deutscher Industrie und zu einem machtvollen Hilfsmittel der deutschen Friedenspolitik ausgebaut werde. Es wurde ferner darauf hingewiesen, daß nicht allein das Blatt des Deutschen Kriegerbundes, die „Parole", sondern sämtliche deutschen Kriegerzeitungen und alle deutschen Landes-Kriegerverbände bisher m diesem Sinne eifng tätig gewesen sind und auch künftig tätig sein werden. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die kaiserlichen Majestäten haben sich gestern nachmittags ^26 Uhr auf der „Hohenzollern" von Bari nach Venedig begeben. Großherzog Wilhelm Ernst von Weimar hat in Erinnerung seines Hochzeitstages (30. April) ein Kapital von 100,000 M. zum Zwecke der Errichtung eines Siechen- und Blödenheims für das Grobherzog tum Sachsen gestiftet und dem Landesverein für innere Mission übergeben. Der Generalinspekteur der Kavallerie Edler v. d. Planitz beging gestern in Berlin sein 50jähriges Militärdienstjubiläum. In der Bamberger Kathedrale fand gestern in Gegenwart des bayerischen Kultusministers die In thronisation des neuen Erzbischofs Br. Abert statt. Ein kalter Wasserstrahl nach Paris. Der „Köln. Ztg." wird von Berlin geschrieben: Die vor einiger Zeit aufgetauchte, dann von französischer Seite als falsch bezeichnete Behauptung, daß Frankreich« in Tripolis weitgehende Hafenkonzessionen erhalten habe, wird jetzt vom „Temps" zu Verdächtigungen gegen Deutschland benutzt. Die Nachricht soll, wie der „Temps", ohne eine Spur eines Beweises beizubringen, behauptet, von Deutschland verbreitet sein, um in Italien Mißtrauen gegen die französische Politik zu erregen. Es ist kaum nötig, darauf hinzuweisen, daß hieran kein wahres Wort ist und daß Deutschland mit dieser ganzen tripolitanischen Angelegenheit nicht das Geringste zu tun hat. Solche unehrliche Ausstreuungen können höchstens den Verdacht bestärken, daß Frankreichs Vor gehen in der marokkanischen Frage doch nicht so harm los ist, wie es die französischen Offiziösen manchmal darzustellen belieben. Eine gute Sache braucht man nicht mit so schlechten Mitteln zu vertreten. Der Ertrag der geplanten Reichserbschafts steuer, die auch die Erbanfälle an die Descendenz um fassen soll, wird auf hundert Millionen berechnet. Ueber das Schicksal des Militärpensions- Gesetzentwurfes schreibt die „Nat.-Lib. Korr.": Es scheint, als ob keine Aussicht besteht, die Militärpensions gesetze noch in dem gegenwärtigen Tagungsabschnitte vor das Plenum des Reichstages zu bringen. Doch wird von nationalliberaler und konservativer Seite alles daran gesetzt, um wenigstens in der Kommission die Beratung vor der Vertagung so zu fördern, daß es dann im Herbst nur noch kurzer Zeit bedarf, um die abschließenden Verhandlungen zu Ende zu führen. Gegenüber den Klagen über die auffallende Steigerung in der Zahl der bewilligten Invaliden rente weisen die „Bert, polit. Nachr." darauf hin, daß schon seit längerer Zeit die Bezirke verschiedener Ver sicherungsanstalten durch Beauftragte des Reichsver sicherungsamtes und des Reichsamts des Innern bereist werden. Diese Beamten haben die Aufgabe, die Gründe für die auffallende Steigerung klarzuleaen und auf die Beseitigung vorgefundener Mißstände hmzuwirken. Daß ihre Tätigkeit Erfolg gehabt hat, beweist die Abnahme, die die Zahl der im Jahre 1904 bewilligten Invaliden renten gegenüber den beiden Vorjahren erfahren hat. Der wertere Erfolg der Bereisungen wird sich natürlich erst später reizen können. Die bei den Prüfungen der Geschäftsführung usw. von den Beauftragten gemachten Beobachtungen sind in besonderen Berichten niedergelegt. Diese werden einen wertvollen Stoff für den Fall dar bieten, daß die Ergebnisse ein gesetzgeberisches Eingreifen irgendwie nötig machen sollten. Nach einer Meldung Trothas aus Gibeon ließ Hauptmann v. Welck, Kommandeur der Stations besatzung am Waterberge, am 1. April eine große Hererowerft, welche freiwillige Uebergabe verweigerte, am Osendjache-Berge aufheben. Von Major Heyde von Gobabis aus bis Ricksontein ausgedehnte Er kundigungen bestätigen erneut, daß das Gelände bis zur englischen Grenze vom Feinde geräumt ist. Major Täubler, dem die Abteilung Zwehl unterstellt ist, hat Auftrag erhalten, mit drei Kompagnien, zwei Geschützen und zwei Maschinenkanonen den bei Grootfontein auf gestellten Bethanier-Häuptling Cornelis Frederik anzu greifen. Der Bandenführer Morenga hat in der Nacht vom 24. zum 25. April die Karrasderge geräumt und ist mit einem Teil seiner Leute in östlicher, ein anderer Teil in westlicher Richtung ausgewichen. Major von Kamptz hat die Verfolgung ausgenommen. Oesterreich-Ungarn. „Die größte tschechische Stadt." Eine spezifisch tschechische Art von Unverschämt heit äußert sich in der Unentwegtheit, mit der die Tschechen immer und immer wieder die deutsche Haupt stadt Wien als die „größte tschechische Stadt" rellamiercn. Noch ist in aller Erinnerung die Entscheidung des Reichs gerichtes, daß die Tschechen in Wien nicht als stammes- ansässig. das Tschechische dort nicht als landesüblich gelten könne, und schon wieder müssen die Mitteilungen des Allgemeinen Deutschen Schulvereins einen Fall niedriger hängen, in dem die Tschechen ihre anders ge artete Auffassung demonstrativ geltend machen. Die Floridsdorfer Sokolen nämlich laden alle tschechischen Turnvereine für dieses Frühjahr zu einem tschechischen Turnfeste im Wiener Vorort Floridsdorf ein. In den Einladungen heißt es u. a.: „Wir müssen das größte Gewicht darauf legen, daß das Fest der größten tschechischen Stadt, Wiens, würdig ausfalle." Frankreich. Der Korrespondent des „Temps" in Tanger berichtet über eine Unterredung mit dem britischen Gesandten in Tanger, Lowther, in der dieser u. a. folgende Erklärung gab: Meine Sendung hat unter den gegenwärtigen Umständen nicht bloß die Erfüllung einer Etikettepflicht zum Zweck, sie ist auch durch jene Klausel des englisch-französischen Ab kommens veranlaßt, durch die sich die beiden vertrag schließenden Regierungen verpflichtet haben, sich gegen seitig diplomatische Unterstützung zur Durchführung unseres Abkommens zu leisten. Mehrere Blätter be haupten, daß die französische Regierung soeben die for melle Versicherung erhalten habe, daß dem Gesandten Lowther die ausdrückliche Weisung erteilt worden sei, die Mission deS französischen Gesandten in Tanger zu unterstützen. Rußland. Die revolutionäre Gärung hat wieder einmal zu einem blutigen Ereignisse ge führt, wie vom gestrigen Montag aus Warschau mit geteilt wird. Die uns darüber zugegangenen tele graphischen Meldungen besagen: Auf dem Witkowsky- platze wurde eine 5000köpfige Arbeitermenge nachmittags von Militär angegriffen; das Militär schoß. Die Sanitätswachen zählten 31 Tote und 15 Verletzte, die Polizei schaffte außerdem 60 Tote und Verwundete fort. Auf der Jeru salemstraße wurde das Militär von der Menge an gegriffen; 20 Arbeiter wurden verwundet, 25 getötet. «Ausführliche Meldung.) Nachmittags 1'-/« Uhr zog eine aus 5000 Arbeitern mit ihren Familien bestehende Menge mit fünf roten Fahnen unter Absingung revo lutionärer Lieder nach dem Witkowskyplatz. Man ließ sie dort Aufstellung nehmen. Später traf eine Pa-