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Bezugsbedingungen: vi« 1«»«« w«ch«»t«, «achmtva-, » Uhr »ft tx» v«t»» tx» s»lg«ch«, ff <IA«. IX« v»i»g»««bühr d«t»s§t l^ü Mart v>rN<ttüi>r!,ch o»««>pf» für i^xn Moxtt. vt« .vorf^tw»," «ft p, brztrh«, »urch »»« katfrrltchrn post«»ft«l»en. di« Landbrt«strL>«r in» durch unftr»Nl««. v«i fr«i«r c««fmt»a i« H«m» «rh«bt di« P«st »«ch di« G»st«lbm,»,«dtU>r v*> 4S pf^ Lrlt-rmnm-Kdr.: Dorfzeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Anzeigen-Preise: vi« eiuspalNg« 2«tl« IS Pf-., un««r »Lin gesandt" 40 pfa Nnzeioen-annahm« «rfolgt di, mittag, 12 U«. — Na«»hm«ft«N«n ftut: Uaser« ><!chSftstft«ll«, Nein« Mtitznir Laii« Nr. 4, 2nvalid«nda«k, ka-srnstriu a voalrr, Nud Mass«, G. Q Vaud« » «a cetpUa, Z rantsu rt a M ; G. ftahl tuIt«N«!;dori; Kugo MüchlrrIn NStzschen. droda, Dtto vittrtch tu »«^«ndor», k)ag» ivaitz t» reubnitz.N«-uoiira. r»!ii Ilvilaa tu Nadrdrul, ttuk Grimm Kl vr,iü<-n rvSlfuch, Zrildnch t» <loss«dour>«, Nrinh. wottlx i» Maritzdurg, Gtt« tlmutth tu Lott«, Mar S«rtch t» Loschmi^. Telephon : Dresden, Nr. 2416. Ur. 86. Dresden, Donnerstag, den 13. April 1905. 67. Jahrgang. Da- Neueste. Der Kaiser traf gestern früh 9 Uhr in Korfu an Bord der „Hohenzollern" ein. Delcassö hat den auswärtigen Regierungen durch eine Zirkulardeprsche an die französischen Vertretungen mitteilen lassen, das englisch-französische Marokko abkommen sei dem deutschen Botschafter in Paris, Fürst Radolin, vierzehn Tage vor Abschluß des Ver trages offiziell bekannt gegeben worden. Eine in Neworossisk unter dem Vorsitz des dortigen Frauenvereins stattgehabte Versammlung hat für Ruß land die Einführung einer Arbeiterversicherung nach deutschem Muster gefordert. Auf Wunsch der Vereinigten Staaten haben Deutschland und England Beiräte für die Pa namakanal-Baukommission ernannt. Die russische Flotte liegt bei den Anamba» inseln, zwischenBorneo und Malakka; die holländische Flotte steuert dorthin zur Ueberwachung der Neu tralität, amerikanische Schiffe sind nach der Insel Palawan entsandt. Die allgemeine Wehrpflicht. Der Tilsiter Friede hatte im Jahre 1807 Preußen niederaeworfen; Kaiser Napoleon triumphierte als Herr und Gebieter in allen deutschen Landen; deutsches Recht und deutsche Freiheit waren tote Begriffe geworden, die man kaum noch dem Namen nach kannte. Von Tag zu Tag stieg der Uebermut der Franzosen und die Not unseres Volkes, unerträglich war die Knechtschaft, unter der alle Stände seufzten. Und doch erblühte aus dieser furchtbaren Saat reicher Segen. Der Zeit des Niederganges folgte die Morgenröte der Erhebung. Als der General Aork 1812 mit Ruh land die Konvention zu Tauroggen abgeschlossen hatte, da gab es keinen waffenfähigen Mann, der nicht begeistert hinauszog in das Feld, bereit zu siegen oder zu sterben, da gab es keine Mutter, keine Gattin, keine Schwester und keine Braut, die nicht mit Stolz ihren Sohn, Gatten, Bruder oder Verlobten hinausziehen ließ, um die Schmach von dem geliebten Vaterlande abzuwälzen, es frei zu machen von dem fränkischen Joch. So sehr hatte die allgemeine Begeisterung das ganze Volk erfaßt, daß jeder Besitzende den letzten Groschen auf dem Altar des Vaterlandes opferte und Frauen wie Mädchen sich des schönsten weiblichen Schmuckes, ihrer Haare, be raubten, um mit dem Erlös zur Aufbringung der ge waltigen Kriegskosten auch das ihre beizutraaen. In jener Zeit wurde die allgemeine Wehrpflicht geboren, die mit Ausnahme der Schweiz und England jetzt alle europäischen Staaten ein- und durchgeführt haben. In Preußen, wie nach 1870/71 in ganz Deutsch land, ist jeder gern dieser Pflicht nachgekommen, bis die Sozialdemokratie angefangen hat, Unkraut in das deutsche Volk zu säen, in unermüdlicher Maulwurfsarbeit das Gefühl für die wahren Güter dieses Lebens, sür Religion, Volk, Vaterland und Herrscherhaus zu untergraben und eine Schranke zwischen- dem Volk im Bürgerrocke und dem in Waffen aufzurichten. Leider ist ihr das bis zu einem gewissen Grade gelungen. Während früher jeder Jüngling sich auf seine Dienstzeit freute, und jeder Vater, jede Mutter mit Stolz auf den waffenfähigen Sohn blickte, treten heute verhältnismäßig viele ungern und mit Widerwillen in das Heer ein, teil» weil sie nicht mehr in dem altpreußischen Soldatengeist erzogen sind, teils weil sie die Verleumdungen des Heeres fiir bare Münze nehmen. Das ist ein ungesunder Zustand, der sich weder mit dem Geist der allgemeinen Wehrpflicht, noch mit der Liebe zum Vaterlande verträgt. Ein Soldat, der nicht von hingebender, opferwilliger Liebe zu Kaiser und Reich, sowie zu seinem Volke beseelt ist, kann nie ein rechter Kriegsmann sein, und ein Volk, da- nickt zu jedem Opfer sür sein Vaterland bereit ist, kann nie Soldaten aus seinem Schoße hervorbringen. Soldat sein heißt nicht, den Rock des König» tragen, sich in den Waffen üben und in der Parade gerade stehen, sondern es heißt, den ganzen inwendigen Menschen mit allen militärischen Tugenden bekleiden, eS heißt, den Soldatengeist anziehen mit Kopf, Herz und Blut. „Nichts für mich, alles, für meinen Kaiser, alles für mein geliebtes Vaterland!" lautet die Parole. Solche Söhne kann nur eine Mutter haben, die durchdrungen ist von dem wahren Geist der Freiheit, wie er in dem Jahre 1813 das ganze Volk erfaßt hatte; solche Söhne kann nur ein Vater erziehen, in dessen Adern das echte, rechte Soldatenblut fließt, der — wenn er gleich nicht selbst dem Vaterlande dienen konnte, — dennoch von dem wahren Soldatengeift durchleuchtet ist. Zwar fordert der Krieg nur den waffenfähigen Mann und die Schlacht nur das Leben des Kriegers, aber die Mutter muß den Sohn, die Frau den Gatten, die Braut den Verlobten, die Kinder müssen den Vater hergeben, und schwer ist es, zu sagen, wer das größere Opfer bringt. Darin liegt die große Bedeutung der allgemeinen Wehrpflicht, daß sie ihre Forderungen nicht nur an den Soldaten selbst stellt, sondern an das gesamte Volk, daß sie hineingreift bis in den Schoß der Familie und so auch unseren Frauen ihre Aufgaben zumeist. Wir haben nur dann eine allgemeine Wehrpflicht im vollen Um fange des Wortes, wenn in dem besten Bürger noch ebenso sehr der beste Soldat steckt, wie umgekehrt in diesem auch stets der beste Bürger erhalten bleibt. Das aber ist wiederum nur möglich, wenn der Bürger seine Armee liebt und hochhält, gleichwie der Soldat sein Volk lieben muß, aus dessen Schoß er hervorgegangen ist. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der Kaiser fuhr gestern früh 9 Uhr auf der „Hohenzollern" in die Bucht von Korfu ein, wo er vom König Georg von Griechenland aufs herzlichste empfangen und begrützt wurde. Mittags 1 Uhr fand an Bord der „Hohenzollern" ein Frühstück statt; hierbei saßen die Monarchen nebeneinander. Rechts vom König saß die Prinzessin Helene, der Kronprinz von Griechenland, die Prinzessin von Ratibor, links vom Kaiser die Kronprinzessin von Griechenland, Prinz Nikolaus und die Prinzessin von Ratibor (Tochter). Gegenüber den Monarchen saß Graf zu Eulenburg, rechts und links von ihm die Damen und Herren des griechischen Gefolges, der Gesandte, Prinz von Ratibor, und Leutnant, Erbprinz von Ratibor. Der Kaiser stellte den König ä la suite der deutschen Marine Die Monarchen, der Kronprinz und die Kronprinzessin be suchten nach dem Frühstück den Kreuzer „Prinz Friedrich Karl". Auch aus dem im Hafen liegenden englischen Flaggschiffe „Bulwark" stattete der Kaiser einen Besuch ab. Dem Prinzen Nikolaus von Griechenland verlieh der Kaiser den Schwarzen Adlerorden. Am Nach mittage begab sich der Kaiser an Land und unter nahm mit der königlichen Familie eine Spazierfahrt. Am Landungsplatz waren Blumen gestreut; eine ge waltige Volksmenge begrüßte den Kaiser mit un geheurem Jubel. Damen und Kinder schwenkten kleine Fähnchen in deutschen und griechischen Farben; die ganze Stadt, bis in die entferntesten winkligen Gassen hinein, war reich geschmückt, überall sah man Flaggen masten und Fahnen in den Farben beider Länder. Girlanden waren über die Straßen gezogen, Palmen wedel und frisches Grün schmückte vie Häuser. Die Bilder des Kaisers, des Königs, des Kronprinzen und der Kronprinzessin waren ausgestellt. Illumination und Feuerwerk wurden auf der breiten Esplanade vor bereitet; Militär und Musik bildeten Spalier. Lampions waren in den Bäumen aufgehängt. Unter dem Publikum sieht man viel Volkstrachten. Ueberall sind deutsche Willkomminschriften angebracht. Als erstes Resultat der Verhandlungen zwischen der deutschen Regierung und dem Sultan von Marokko ist der Abschluß eine» Vertrages über die Küsten sch iffahrt in den marokkanischen Ge wässern zu verzeichnen. Trotzdem der zwischen dem Reich und Marokko im Jahre 1890 geschloffene Handels vertrag schon die freie Versendung der in Marokko ein geführten Waren zwischen den einzelnen Häfen vorsah, scheint es sich doch als nötig herausgestellt zu haben, die Rechte der deutschen Schiffahrt in den marokkanischen Gewässern noch näher festzustellen. Das Deutsche Reich hat dabei offenbar das vollste Entgegenkommen bei der marokkanischen Regierung gefunden. Der Vertrag ist sofort den Vertretern der auswärtigen Mächte in Tanger mitgeteilt worden. Etwaigen MonopolgelÜsten ist damit auch auf dem Gebiete der Schiffahrt ein Riegel vor geschoben. Die Marokkofrage, die im wesentlichen doch «n diplomatisches Duell zwischen Deutschland und Frank reich geworden ist, hat eine neue Ueberraschung gezeitigt. Von einer Wiener Stelle, die sich bisher uls zuverlässig erwiesen, kommt folgende wichtige Nachricht: „DelcaffS richtete an sämtliche diplomatische Vertreter Frankreichs im Auslande eine Zirkulardepesche mit der Aufforderung, den Regierungen bekanntzugeben, daß er vierzehn Tage vor Abschluß des englisch-französischen Abkommens über Marokko dessen Inhalt dem deutschen Botschafter in Pari», Fürsten Radolin, mitaeteilt habe." — Damit ist eine ganz neue Situation geschaffen. Da» ganze Vor gehen Deutschlands basiert auf der Annahme, die für uns al» Tatsache gelten kann, daß Deutschland nicht unterrichtet worden ist. Das ist sowohl von amtlicher Stelle wie in ungezählten offiziösen Artikeln angegeben worden. Von England ist diese Annahme bestätigt worden, wenigstens soweit England in Betracht kommt. Am 6. April erklärte der UnterftaatSsekretär Earl of Percy, die englisch-französische Erklärung vom 8. April 1904 sei der deutschen Regierung offiziell nicht mit geteilt worden, e» sei zwischen der britischen und der deutschen Regierung keine Mitteilung über diese Er- kläruna, soweit sie sich auf Marotto bezog, erfolgt. Von französischer Seite au» hat man allerdings von Anfang an eine andere Taktik beobachtet. Herr Delcafsä suchte sich zuerst mit halben Erklärungen und An deutungen aus der Affäre zu ziehen und seine Gegner zum Schweigen zu bringen. Er nahm es dabei freilich nicht sehr genau. Er sprach mit Verschleierunasabsicht von dem „bekannten Abkommen, das keine Ueberrajchungen Hervorrufen könne" und verwies auf „Aufklärungen, die die französische Regierung von der Tribüne des Parlaments gegeben" habe. Gegenüber den bündigen Dementis auf deutscher Seite nahm sich dies Gerede ziemlich komisch aus. Ob durch die Zirkulardepesche die Situation den entgegengesetzten Charakter annimmt, muß noch dahin gestellt bleiben bis zu der erwartenden deutschen Gegenäußerung. Wie wir mitteilten, besteht die Absicht, den Reichstag im Oktober schon sehr zeitig zusammen treten zu lassen. Wenn sich die Einzelregierungen mit der Reichsverwaltung bezw. mit dem Staatssekretär des Reichsschatzamts über Form und Inhalt der Vor lagen zur Herabminderung der finanziellen Schwierig keiten im Reiche und in den Einzelstaaten verständigen, wird der Wunsch in den Vordergrund treten, die Be schlußfassung des Reichstags über die neuen Steuer vorlagen so zeitig wie möglich herbeizuführen, um, je nachdem erstere auSfällt, die Aufstellung des Reichs haushaltsvoranschlags für daS neue Rechnungsjahr zu bewirken. Der Landesausschuß für Elsaß-Lothringen nahm gestern das von der Regierung eingebrachte Ge setz betreffend das Vereins- und Bersammlungsrecht in dritter Lesung in der ursprünglichen Fassung der Re gierungsvorlage an. Oesterreich-Ungarn. Die „Neue Freie Presse erklärt in entschiedenster Weise auf Grund einer an maßgebendster Stelle einaeholten Information die in einzelnen ausländischen Blättern aufgetauchten Gerüchte über Abdankungsabsichten des Kaisers Franz Josef für völlig unbegründet. Italien. Der Fürst von Bulgarien ist gestern vormittag in Rom eingetroffen und vom Könige empfangen worden. Das Generalkomitee, welches mit den Vorbe reitungen für den Kongreß zur Schaffung eine» internationalen landwirtschaftlichen In stitut» beauftragt ist, beschloß, daß außer den direkten Vertretern der Regierungen auch Delegierte von land wirtschaftlichen Vereinigungen in die Vertretungen der Regi^ungen abgcordnet werden können mit der Maß gabe, daß jede Regierung zu bestimmen hat, wie solche Delegierte an ihrer Vertretung teilnehmen sollen. Frankreich. Senat. In der gestrigen Nach- mittaa-sitzuna wird die Beratung des Marineetats fortgesetzt. Lecour - Grandmaison verlangt Verstärkung der Rüstungen unter besserer Ausnutzung der Opfer willigkeit deS Landes, de Cuverville sagt, er glaube trotz der heute von d'Estournelles ausgesprochenen Hoff nungen,daß die KriegS-Wahrscheinlichkeit weiter-