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Seite 5. — „Sächsische Dorfzeitung." — 30 März 1905. Amtliche Bekanntmachungen. Das im Grundbuche für Niedcrgorbitz Blatt 82 auf den Namen des Handarbeiter- Andreas Zschect) in Ntedergorbitz eingetragene Grundstück soll am II. ISVS, vormittags Uhr, »n der Gerichtsstelle, Lothringer Straße 1, !, Zimmer 131, im Wege der Zwangsvoll streckung versteigert werden . Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 18,i Ar groß, auf 20,000 M. geschätzt, be steht aus Wohnhaus mit angebautem Geräteschuppen nebst Waschküche und Gerätekammer, Schuppengebäude, Hofraum, Obst- und Gemüsegarten und liegt in Riedergorbitz, Roh- thaler Strake S. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. (Zimmer 72.) Dresden, den 9. Februar 1905. 8Lu 5 05 Nr 3. königliches Amtsgericht, Abt. III. fl7j Bekanntmachung. In der Bürgerschule, 1. Bezirkschule und 1. Fortbildungsschule zu Radebeul werden die diesjährigen öffentlichen Ofterprüfungen vom S. kl» 18. im Züchensaale der 1. Bezirksschule (Pestalozzistraße) abgehalten. Die Reihenfolge derselben ist aus der besonders ausgegebenen Prüfungsordnung ersichtlich, welche bei dem Schul bausmann, soweit der Vorrat reicht, entnommen werden kann. Radebeul, den 27. März 1905. 8cl»ulv«r«tnnck. . IZsi Sd,t«»eknllnGpvlttor. Werner, Vorsitzender. Dir. Weise. fl6f Straßensperrung. Die Pestalozzistraße, zwischen Schilden- und Bahnhofstraße, wird wegen Haupt- schleuseneinbau vom 8. <l. »l» auf die Dauer der Arbeiten für allen Fahr- und Reitverkehr gesperrt. Letzterer wird durch die Gellert-, Moritz- und Ichildenstraße gewiesen. Uebertretungen der Sperre werden auf Grund von 8 1 der Verordnung, den Ver kehr auf öffentlichen Wegen betreffend, vom 9. Juli 1872 bestraft. Radebeul, am 28. März 1905. Itor -»«mSluÄovor-tuuck. Werner. si5) Bekanntmachung. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommen- und Ergänzungssteuereinschätzung den Beittagspflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden in Gemäßheit der Bestimmung in tz 46 des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juli 1900 bez. 8 28 des ErgänzungSsteuer- gesetzes vom 2, Juli 1902 alle Personen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber der Steuerzettel nicht hat behändigt werden können, aufgefordert, wegen Mit teilung des Einschätzungsergebniffes sich bei den hiesigen Ortssteuereinnahmen anzumelden. (Hoppeln, (Holberoda, (Haustritz und Babisnau, den 6 März 1905 IN« t^«mein«I«vov»tLncke Lohrmann. Wojack. Franz. Kürbis. si3s Bekanntmachung. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommen- und Ergänzungssteuereinschätzung den Beitragspflichtigen bekannt gemacht worden find, werden in Gemäßheit der Bestimmung in 8 46 des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juli 1900 in Verbindung mit tz 28 des Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 alle Personen, welche in den unten ver zeichneten Orten ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber die betreffenden Steuer zettel nicht haben behändigt werden können, aufgefordert, wegen Mitteilung des Ein schätzungsergebnisses sich bei den unterzeichneten Gemeindevorständen anzumelden. Brabschütz, Leuteritz, Merbitz, Podemus, Oberwartha, Rennersdorf, Schulze, Scheibe, Trobisch, Garte, Boigt, Barth. am 28. März 1905. f9s Aus der Provinz. G Freiberg, 29. März. Der 28. Jahresbericht dn Landwirtschaftlichen Winterschule Hierselbst auf das Schuljahr 1904 05, erstattet von Herrn Direktor l)r. Kohlschmidt, ist soeben erschienen. Die öffentliche Schluß prüfung an dieser Schulanstalt findet am Sonnabend den 8. April statt. — Gottleuba, 28. März. Die Eröffnung der Eisen bahnstrecke Berggießhübel - Gottleuba ist für den 1. Juli d. I. in Aussicht genommen. Der erste Spatenstich zu dem Bau dieser Strecke erfolgte am 14. Juli 1904. — Königstein, 28. März. Auf der Festung König, stein wurden dieser Tage interessante Uebungen mit einem großen elektrischen Scheinwerfer vorgenommen. In Reick bei Dresden wurden vor Beginn des militärischen Auf klärungsmanövers Signalraketen aufgelassen. Trotz Herr- schenken Nebels wurde das Gelände der Sächsischen Schweiz bis über zwei Wegstunden von dem intensiven Strahl des Scheinwerfers deutlich und klar erhellt. Auf der Bastei war z. B. jeder Baum deutlich erkennbar. — Leipzig, 29. März. Ein weiblicher Leichnam wnrde gestern vormittag im Pleißefluß in der Nähe des Pfahlbaurestaurants aufgefunden. Pie Entseelte ist identisch mit der Wirtschafterin Elisabeth Maelzer, geboren am 2. Februar 1885 zu Steindorf bei Weida, welche seit 1. März 1905 mit ihrem Geliebten dem früheren Stu denten Franz Richard Oertel, der in der Elisenstraße wohnhaft war, vermißt wird. Den Umständen nach, unter denen sich das Liebespaar entfernt, konnte mit Be- stimmtheit angenommen werden, daß beide den Tod ge meinschaftlich gesucht und gefunden haben. Die Leiche Oertels konnte bisher nicht gefunden werden. — Niederwirschnitz, 28. März. Nicht bestätigt wurde die Wahl des Gemeindeexpedienten.Carftens hier zum Gemeindevorstand Hierselbst. — Riesa, 28. März. Der Besitzer des hiesigen Elektro- und Lichtheil-Jnsiitutes, Herr Prochnow, hat eine Berufung nach der Bilzschen Naturheilanstalt in Radebeul als technischer Leiter der dortigen elektro-therapeutischen Abteilung erhalten. — Sebnitz, 28. März. Eine entsetzliche Bluttat ist in der Nacht zum Dienstag hier verübt worden. Der in einer Blumenfabrik beschäftigte, aus Böhmen stammende Arbeiter Gierth erschlug mit einem- Beile seine beiden linder und suchte dann auf gleiche Weise seine Frau zu Men. Dieselbe gab bei der Auffindung noch Lebenszeichen von sich. Die erschlagenen Kinder waren 2 und 1 Jahr alt. Der Mörder ist flüchtig. » — Wurzen, 29. März. Aus Anlaß des heutigen Besuches Sr. Majestät des Königs werden dreihundert Arme auf Kosten der Stadt gespeist werden. — Zittau, 28. März. Das Gerücht von einem Morde hält seit Sonnabend das benachbarte Ostritz in Auf regung. Dort wurde am Sonnabend früh der 42 Jahre alte Arbeiter Josef Langhammer im Keller seines Quartier- Wittes tot aufgefunden, und zwar unter Umständen, die es dem zur Feststellung des Leichenbefundes hinzugezogenen Arzt zweifelhaft erschienen ließ, ob ein Selbstmord vor liege. Es erfolgte denn auch tatsächlich die Verhaftung des Quartierwirtes Nauer und des Arbeiters Christ in der Angelegenheit. Bei der gestern in Anwesenheit einer Ge richtskommission aus Bautzen vorgenommenen Sektton wurden an der Leiche außer SttangulationSmalen am Halse keine Verletzungen gefunden. Verschiedene Umstände deuten darauf hin, daß doch ein Selbstmord vorliegt. Vom russisch, japanischen Kriege. Die vom Kriegsschauplatz eingehenden Nachrichten verstärken die Sorge um den russischen West- fjügel und die rückwärtigen Verbindungen der Armee. Die Japaner haben nach Meldungen der Landesein wohner schon jetzt sehr bedeutende Depots von Vorräten auf dem Wege von Sinminting nach Zizikar und selbst in der Richtung nach Chailar angelegt. In jener Gegend sollen sogar 60,000 Tschuntschusen, darunter viele chinesische Soldaten, mit japanischen Instruktions offizieren unter Waffen stehen. Wir wiesen bereits darauf hin, daß sich der russischen Armee und ihrer Begleiter, ähnlich wie es sonst in der Kriegsgeschichte nach schweren Niederlagen vorgekommen ist, eine Angst stimmung bemächtigt hat, die die Gefahren vielleicht übertreibt. Chailar liegt etwa 600 Kilometer nord westlich von Charbin an der Bahn; die Grenzen der Mandschurei, der Mongolei und der sibirischen Provinz Transbaikalien treffen in der Nähe zusammen. Eine Unterbrechung der Bahn in dieser Gegend wäre natürlich von folgenschwerster Bedeutung für die Existenz der russischen Armee. Sehr charakteristisch ist, was der Kriegskorrespondent der „Nowoje Wremja" über die Volksst immung in Rußland und in Japan berichtet: Er sagt u. a.: Auf der einen Seite sehen wir eine Nation von glühen dem Patriotismus durchdrungen, welche sich der ge waltigen Bedeutung des Krieges voll bewußt ist. Wir haben in Japan ein Land vor uns, wo alle Universitäten geschlossen sind, nicht etwa irgend welcher Proteste gegen den Krieg wegen, sondern weil die ganze Jugend in den Krieg gezogen ist. Anderseits sehen wir eine Nation vor uns, die diesen Krieg nicht begreift und sich ihm gegenüber feindselig verhält. Sie benutzt die schwere Zett, um mit Forderungen nach mehr Freiheit vorzu treten, deren das Volk ohne Zweifel bedarf. Aber wäre es nicht angebrachter, diese Freiheiten nach dem Kriege zu fordern? Wir haben ein Land vor uns, das völlig mit seinen inneren Angelegenheiten beschäftigt ist und nur bei irgend einer Niederlage an seine Armee denkt und sie mit Schimpfreden überschüttet und ihr unzählige Proklamationen schickt, sich den Japanern gefangen zu geben und den Krieg aufzuhören. Nicht einmal die Japaner haben derart gemeine Proklamationen geschickt, wie wir sie von Rußland erhalten! Wenn ganz Rußland tatsächlich keinen Krieg, sondern einen schmachvollen Frieden will, so ist es nutzlos, weiter zu kämpfen, denn die Armee kann unter solchen Bedingungen nicht siegen. Rußland muß seine Armee durch mehr Interesse erwärmen und nicht über die Leute herfallen, die ihr Blut fürs Vaterland opfern. Dann werden wir trotz aller ungünstigen Verhältnisse auch siegen und werden im festen Vertrauen auf unser Land in den Tod gehen und es sterbend segnen. Ein Land, da selbst nichts tut, hat kein Recht, mit Ansprüchen an seine Armee heranzutreten und dieselbe zu beschimpfen. Ueber Kutterpsianzen. Von Schirm er-Neuhaus bei Paupitzsch. lRachdruck verboten.) In den Zeitungen werden jetzt in allen Tonarten Grünfutterpflanzen angepriesen, die durch Schnellwüch- sigkeit sich auszeichnen und schon im zeitigsten Früh jahr reichliches Futter bieten sollen. Die Auswahl ist eine so mannigfaltige, daß jeder denkende Landwirt sich zu überlegen hat, welche Futterpflanze für seine wirt schaftlichen Verhältnisse die passendste sei. Als eine schnell wachsende Pflanze gilt der weiße Sens (8inupis ulbu). Der Senf wäch t so ziemlich auf iedem Boden. Gegen Frost ist er jedoch sehr emp findlich; die Aussaat kann infolge dessen nicht vor Mitte Mai erfolgen, denn bei dem gelindesten Frost erfriert er. Seradella — Oroitbopus srttivus — hat eine zu lange Vegetation und gibt erst im Juli Grünfutter. Oelrettich und Buchweizen sind auch gegen Frost sehr empfindlich, ober im Gemenge mit Senf Ende Tages - Ereignisse. — Berlin. In der Nacht zum 28. d. M. ver suchte der Arbeiter Friedrich Tänzer, um seiner auf ihn wartenden Frau zu entkommen, sich aus dem Fenster der im dritten Stock des Hauses Elisabethstraße 62 belegenen Wohnung einer unter sittenpolizeilicher Aufsicht stehenden Person an einem Strick in den Hof hinabzulaffen. Das Seil riß jedoch sofort und Tänzer stürzte in die Tiefe, wobei er außer einem Knöchelbruch schwere innere Ver letzungen erlitt. — Görlitz. Der Prozeß wegen der Unterschlagungen von Eisenbahnmaterialien wurde gestern nach sechstägiger Verhandlung infolge des Geständnisses der Angeklagten früher, als man erwartet hatte, zu Ende geführt. Das Urteil lautete gegen den Kaufmann Friedeberg auf 4 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust unter Anrechnung von 6 Monaten Untersuchungshaft, gegen den Eisenbahnzttchner Paffarge und den Materialienverwalter Schiemenz auf je 1'/, Jahre Gefängnis, gegen den Materialienverwalter Büttner auf 1 Jahr Gefängnis und gegen die Arbeiter Siegmund, Rücker, Wolff und Schwarz auf je 6 Wochen Gefängnis. Der Materialienverwalter Franke wurde frei gesprochen. — Halle. Auf dem Rittergut Benkendorf erkrankte ein Sachsengänger an schwarzen Pocken Durch die Klinik in Halle wurden alle Vorsichtsmaßregeln getroffen. — Karlsruhe. Hier hat sich ein 13jähriger Schüler erhängt, weil sein Vater ihm daS Zeichnen, das er leidenschaftlich liebte, untersagt hatte. — Bamberg. Auf sonderbare Art verunglückte die Bauersfrau Köhler von Gbffenheim in Unterfranken. Sie Mai bestellt, geben alle drei Pflanzen ein schnellwüch siges Futter. Zur Aussaat nehme man ein Drittel der Vollsaat. Will man nach dem Abernten des Gemenges auf gleicher Stelle schon eine zweite Futterpflanze stehen haben, so menge man zu der oben erwähnten Misch saat noch 120 Kg. Zottelwicken (vieia viUosa) pro Hektar zu. Nach dem Abernten der anderen Pflanzen gedeiht diese Pflanze aufs beste und gibt ein vorzüg liches schmackhaftes Futter. Wer im Herbst vorsorglich war, hat jetzt sein zeitiges Grünfutter schon auf dem Felde stehen. Die Zottelwicken, verschiedentlich mit Johannisroggen, Inkarnatklee auch mit Raps und Wintererbsen ausqe- säet, sind gut durch den Winter gekommen. Wo nicht Kraft genug im Boden ist und im Spätherbst nicht Thomasschlacke und schwefelsaurer Ammoniak gestreut wurde, rate ich dringend, sofort mit Superphosphat und Chilisalpeter, nötigenfalls wiederholt, in kleinen Gaben nachzuhelfen. Dieses Mittel hat sich zum Erzielen eines zeitigen Grünfutters — und das gebrauchen wir dieses Jahr — immer bewährt. Mit Chilisalpeter komme man nicht zu spät, nicht erst im April. Die Düngung könnte sonst, falls nicht reichlich Niederschläge fallen, bei Berfütterung des Grüns, schädlich auf die Tiere wirken. Den Teichwirten, die in ihren Teichen Rohr und Schilf Haven, empfehle ich, dies zeitig unter Wasser zu schneiden. Man erhält ein nahrhaftes Futter und dient den Fischereizwecken. Zum Schluß weise ich auf meine früheren Aus führungen, betreffend Aufbesserung der Wiesen, Weiden, Klee- und Luzernen - Schläge hm. Es ist jetzt Zeit, diese durch leichtlösliche Düngemittel wie Super phosphat und Salpeter aufzubesiern. Wenigsten- ist es auch hier geratener, die Gaben Ende März zu geben als damit bis in den April hinein zu warten. Man kann etwas später mit dieser Düngung kommen, als bei der Zottelwicke, da diese die früheste Futter pflanze ist.