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ZächMe vorfzeitung Vez«S»bedi«gungen: »rich-tnt i«d«n wvch.,1«, » Uhr mit d«m v«um b«, - v<« v«ru»»«»dühr »<trL«t 1« Mar» ^-ijthrNL oO«r « Pf» für »rix« MmuU vir vmf*»"«' «st »»»-M-- d—ch dtr kvtfrrltch« Vistnif-c—ÜLrirfnS«« «M» Uuch »»strrstotr^ »i st^rcirfrrun-d^hau, rrhrb, «r Post >»ch «» »rq»rUmq»<««»hr v»» « Pf,. ^U-ramm-Mr.: Vartzeitung Vrerden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Vellage: „Illustrierter Sonntags-vlatt" Amtsblatt für die Ugl.Amlshauptmannschasten vresden-Ottstädt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Nmtsgericht Dresden, Ke Ngl. Zorstreiüämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnih und Nadebeul rlnzeigen-Preise: Celephon: Vrerden, Nr. Zylb. . " " .. ... s , _ .. .. . .. >- x-- ,fs- 1—"" Nr. 68. Dresden, Mittwoch, den 22. März 1905. 67. Jahrgang. Das Neueste. Der Reichstag genehmigte am Montag in zweiter Lesung den Gesetzentwurf betreffend Erhöhung der FriedenSpräseuzstärke des HecreS. Der preußische -Minister des Innern, Freiherr v. Hammerstein, ist Montag nachmittag '/,4 Uhr an Herzschwäche gestorben. Die Verhandlungen Frankreichs mit England und Italien wegen der Neutralität Abessiniens sind abgeschlossen. Djibuti wird nach Frankreichs frei williger Erklärung Freihafen sein. Der Gouverneur der finnischen Stadt Wiborg wurde von einem Attentäter durch einen Schuß schwer verletzt. Infolge deS Streites zwischen Frankreich und Venezuela wegen der Behandlung, die Castro der Kabelgesellschaft zuteil werden ließ, sind zwei französische Kriegsschiffe nach den Gewässern von Venezuela beordert worden. Kuropatkin wird als Kommandeur der ersten mandschurischen Armee zur Front zurückkehren. Japanische Meldungen berichten von einem für die Russen unglücklichen Gefecht LV Meilen nördlich von Tielin g. Schiffahrtsabgaben, eine wirtschaftliche Gefahr für Sachfen. (Nachdruck verboten.) In Anbetracht der besonderen Erregung, die infolge der von Preußen geplanten Einführung von Schiff- fahrtsabgaben auf den freien Strömen zurzeit nicht uur die Schifferkreise selbst, sondern auch die weitesten In dustrie» und HandelSki eise unseres engeren Vaterlandes erfaßt hat, war es gewiß ganz dankenswert, daß der nationalliberale deutsche Reichsverein zu Dresden in einer von ihm am gestrigen Montag abend im Wiener Garten veranstalteten öffentlichen Versammlung durch den Vortrag des wissenschaftlichen Hilfsarbeiter- bei der Dresdner Handelskammer, Herrn vr. Schneider, über Schiffahrtsabgaben, einewirtschaftlicheGefahrfürSachfen, die beste Gelegenheit bot, sich in dieser Frage hinlänglich zu unterrichten. Leider war die Versammlung aber nicht so besucht, wie man es angesichts des wichtigen Themas wohl hätte erwarten können. Der Verein-Vorsitzende Herr Landrichter vr Heinze begrüßte nach der Eröffnung der Versammlung die Er schienenen aufs herzlichste und führte dann kurz aus, daß es ungenrein notwendig sei, die durch die neuen Handelsverträge zurü^esetzte Industrie nun durch mög- lichst weitgehende Bedingungen im Inneren zu schützen. Sodann folgte der Vortrag de» Herrn vr. Schneider. Derselbe stellte einleitend die Handelsverträge ^der preußischen wasserwirtschaftlichen Vorlage gegenüber, um welch' letztere 10 Jahre gekämpft worden ist, bis sie nun unter Dach und Fach kam. Während man von den durch sie zu schaffenden Wasserstraßen die Er schließung großer Absatzgebiete und die Verbilligung der Rohstoff-Zufuhr erwartete, ist tatsächlich auS dem Mittel landkanal ein Rumpfkanal entskmden, der di» Verbindung zwischen Rhein und Weser Herstellen und dann nur ein Anschlußstück nach Hannover erhalten wird, so daß er nach seiner Inbetriebnahme in dieser Gestalt eine schwere Schädigung für Sachsen bedeutet, da er vielfach den Wettbewerb und die Konkurrenzbedingungen für Sachsen zu verschärfen und zu erschweren geeignet ist. Die Annahme dieser preußischen Kanalvorlage erfolgte unter der Bedingung, daß einmal die Einführung de-Scklepp- monopolS und zum anderen die Erhebung von Echlff- fahrtSabgaben zugesichert werde. Letztere sollen derart bemessen werden, daß sie die Verzinsung und Tilgung der zum Bau des Kanals aufgewendeten Kapitalien zu bestreiten hätten. Gegen diese Beschlüsse, die sich übrigen- mit den einschlagenden Bestimmungen der Reichsverfassung im Widerspruche befinden, werden in Sachsen mit aller Hmsch^dsuheit die lautesten Proteste erhoben und zwar 1. weil sie eine Erschwerung der Rohstoff-Zufuhr, 2. eine Verminderung des Güter-AbsatzeS und 3. auch eine ungünstige Beeinflussung der Einnahmen der Sächsischen Staatseisenbahnen in sich schließen Der Kampf gegen Schiffahrtsabgaben ist in Sachsen nicht neu; die alten Elbzöüe, die eine erhebliche Belästlaung und Verzögerung der damaligen, Schiffahrt im Gefolge halten, sind seit dem Beginne der 70 er Jahre ver schwunden. Während Sachsen und Preußen auf eine Entschädigung wegen deS Wegfalles der Elbzölle ver richteten, mußte eine solche an Mecklenburg und Anhalt seitens deS Reiches noch bis zum Jahre 1890 gezahlt werden. Seit 1870 garantiert aber Artikel 54 der Reichsverfafsung den freien Verkehr auf den schiffbaren Flüssen, nur sind Abgaben wegen besonderer Anstalten, wie Schleusen, Kais usw. zu entrichten und nicht höher zu bemessen als die betreffende Anlage Kosten er forderte. Nun bemüht sich seit etwa 1'/, Jahren der preu ßische Bundesstaat und insbesondere der preußische EisenbahnfiskuS im Verein mit den ausschlaggebenden Parteien im dortigen Landtage, die Einführung von Schiffahrtsabgaben durchzusetzen unter Umdeutung der Bestimmungen in dem erwähnten Artikel der Reichs verfassung, wobei eS an gewagten Auslegungen nicht gefehlt hat. Daß die Aenderung der Reichsverfassung nur der einzig mögliche Weg ist, jene Abgaben zu ver wirklichen, hat der sächsische Finanzminister Herr vr. Rüger im vorigen Jahre selbst anerkannt. -Dazu ist die Zustimmung des Bundesrats vonnöten, in welchem 14 Stimmen genügen würden, jene Aenderung aufzu halten. Bestimmt gegen diese Aenderung haben sich nur Baden uud Hessen mit 6 Stimmen ausgesprochen, möglicherweise würden auch Bayern uud Württemberg dagegen stimmen, während Preußen, die mitteldeutschen Staaten und Lübeck und Bremen für die Aeuderung zu haben sind. Viel wird davon abhängen, wie die vier sächsischen Stimmen im Bundesräte entscheiden werden, und darum regen sich die beteiligten Kreise zur Zeit, um durch Petitionen und Bittschriften unsere StaatSregierung zu bestimmen, gegen die Aeuderung der ReichSverfaffung einzutreten. Bezüglich der staatlichen Aufwendungen für die Regulierung, Uferbefestigung usw. deS Elbstromes sei zu bemerken, daß diese Ausgaben der allgemeinen Landeskultur zugute gingen, daß sie den Wohlstand der Elbuferbevütkerung begründeten uud die Entstehung zahlreicher blühender Industriezweige zur Folge hatten, die ihre Rohstoffe billig erlangen und die Güter billig verfrachten konnten. Was der Staat aufgewendet habe, das fei tausendfach dadurch wieder hereiugekommen und der Staat habe keinen Anlaß, diese herauSgegebenen Summen zu bedauern, noch viel weniger Gründe, sie durch Schiffahrtsabgaben von den eigentlichen Be teiligten wieder zurückzufordern DaS gleiche Prinzip habe man beispielsweise bei den Chausfeegeldern längst fallen gelassen. In Preußen würden auch die Schiff fahrtsabgaben schwerlich im Etat ins Gewicht falley. Aber dort liegen die Gründe auf anderem Gebiete; der preußische EisenbahnfiskuS erblickt in jenen Abgaben die Mittel für sich, um die sächsische Eisenbahnrente zu schmälern. Darin sowie in der ausgesprochenen Absicht, durch die Erschwerung der Binnenschiffahrt die Einfuhr fremder landwirtschaftlicher Produkte zu erschweren, liegt die große Gefahr, welche die Schiffahrtsabgaben für Sachsen haben müssen Bisher hat man in Preußen nur von kleinen Ab gaben und zwar von 0,07 Pf. für den Tonnenkilometer gesprochen. Dieser kleine Betrog multipliziert sich aber mit zwei großen Faktoren, da- ist für Sachsen, die Länge der Elbe und dieKahnladung, so daß ein eiuriger Kahn etwa 336 M. Abgaben zu entrichten hätte. Hene Sätze sind nur vorläufig und ganz unverbindlich ange nommen worden, sie können aber noch leicht weit über troffen werden, denn für die Weichsel hat man schon den LOfache« Betrag zur Erhebung angesetzt, so daß dort >/,o Pf. für den Tonnenkilometer der Fracht anSmachen würde. Wer beobachtet, wie schon ganz ge ringe Frachtdifferenzen imstande sind, ein ganzes In dustriegebiet zu schwächen, der wird diese Höhe der Abgaben als doppelt empfindlich bezeichnen müssen, zu mal fast alle-Bevölkerungsschichten dabei in Mitleiden schaft gezogen werden. Sticht bloß die Industrie allein, sondern auch die Landwirtschaft würde wesentlich unter den Abgaben zu leiden haben, denn fie bezieht vielfach die Düngemittel, das Saatgut usw. auf dem Wasser wege. Die sächsische Elbsavdstein-Jndustrie würhe ebenso schwer wie die Ziegelindustrie in der Dresdner Gegend betroffen werden; auch dte Zuckerindustrie würde erheb lich leiden, gleich wie die Schiffahrt selbst, deren Sahn- raum, Speicher usw. dann unbenutzt sein würden. Der Oberelbe würden weiter viele Lieferungen dadurch ver loren gehen, daß sie von österreichischer Selle anstatt über Hamburg dann über Triest geführt würden. Aber auch die sächsischen StaatSeisenbabnen hätten direkte Schädigungen zu verzeichnen, weil die Rohstoffe stlr die vogtlänoische Industrie, die heute auf dem Wasserwege bis Riesa und dann per Bahn an den Bestimmungsort aeschafft werden, daun auf preußischen Bahnen zur Be förderung kämen. Die sächsischen Hüttenwerke, die ohnehin schon zu kämpfen genug haben, könnten ihre notwendigen Rohstoffe nicht wchr so billig beziehen als seither und der Staat selbst als Bauherr hätte seine Materialien teurer zu bezahlen. Wenn der Staat auch gewisse Einnahmen auS den Schiffahrtsabgaben emp finge, so sei doch zu bedenken, daß er andererseits lausende verlieren würde und noch dazu beitrüge, dem ganzen sächsischen Volke die Bedürfnisse zu verteuern. Aus alledem gebe hervor, welche schwere Gefahren die geplanten Schiffahrtsabgaben für Sachsen haben und dämm sei es nötig, sich zu wehren dagegen und zwar ehe der Anfang dazu gemacht sei, denn sobald Preußen die Abänderung der ReichSverfasiuna durch gesetzt hatte, dann stände diesem Staate nichts mehr un Wege, die Abgaben in völlig beliebiger Höhe zu bestimmen. Die Reich-Verfassung muß unangetastet bleiben, damit der große deutsche WirtschaftSkörper be züglich seiner Ströme die Abgabenfreiheit behält. Mit sehr lebhaftem Beifalle wurden diese klaren und verständnisvollen Ausfühmngen entgegengenommen uud herzlichst dankte im besonderen noch der Vorsitzende Herr Landrichter vr. Heinze dafür, der dann weiterhin die Gegensätze zwischen den Nationalliberalen und den Konservativen einer ausführlichen Betrachtung unterzog, wobei er besonders auch die Zuständigkeit des Reiche: in der Verkehrspolitik als von allergrößtem Werte hin- stellte. Nachdem dann Herr 0.-. Schneider nych kurz auf die Stellung einiger Mitglieder deS sächsischen Land tages zu den Schiffahrtsabgaben hingewiesen hatte, wurde die Versammlung geschloffen. Vorher kam ccher nachstehende Resolutton einstimmig zur Annahme: .Die vom Nationalliberalen Deutschen Reichs vereine einberufene öffentliche Versammlung spricht sich einmütig dahin aus, daß Schiffahrtsabgaben auf der Elbe die sächsische Volkswirtschaft aufs schwerste schädigen würde und hofft, daß die König!, sächsische StaatSregierung durch eine bestimmte Erklärung gegen die Schiffahrts-Abgaben die in Sachsen von Tag zu lAag großer werdende Beunruhigung recht bald be- Heitzgen werde." " Politische «eltscha«. DeutHckes Akeick. Der Kaiser hörte gestern Borträge und. begab sich dann im Automobil nach Potsdam, um der Besichtigung der 2. Kompagnie des 1. Garderegiments z. F. veizuwohnen, die der kösnprinz führt. Der Kaiser trifft in Kuxhaven am Mittwoch abend ein und wird empfangen von den Direktoren Ballin und Grumme Der Antritt der Mittelmeeneise erfolgt am Donnerstag morgen; Direktor Ballin fährt nicht mit. Kaiser Wilhelm wird gelegentlich seiner Mittel meerreise auch der marokkanischen Hafenstadt Tanger einen Besuch abstatten. Bei den internationalen Ver handlungen, die wegen der Zukunft diese- Sultanats schon seit vielen Monaten im.Gange stad, upd die gerade jetzt an einem entscheidenden Wendepunkt an- gelangt zu sein scheinen, erregt die Absicht des Kaiser natürlich allenthalben große-.Aufsehen. ^DigMachricht, daß Kaiser Wilhelm am 31. Mürr Port eiakrfftn wird, verursacht in Tanger unbeschreiblichen Enthusiasmus Deutsche, Marokkaner. Juden, Spanier planen «oß- artige Ovationen. . Schon jetzt find verschiedene Kom missionen ernannt worden, !^.die für die^Ausschwückung der Straßen sorgen sollen. — Dazu schreibt die „Rvrdd. Allg. Zty." offiziös: Wir können bei dieser Gelegenheit daran erinnern, daß der Kaiser bereit- vor Jahresfrist in Vigo während der Zusammenkunft mit dem König von Spanien rückhaltlos erklärte, daß Deutschland in