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Seite 6. - „Sächsische Dorfzeitung." - 3. März 1905. — Hannover. In dem Dorfe Jeinsen hielten seit Sonnabend vier Zigeunerwagen. Als am Montag früh die Truppe den Ort verlassen hatte, geriet einer der Wagen im freien Felde zwischen den Ortschaften Jeinsen und Bardegetzen auf bisher unaufgeklärte Weise in Brand. DaS Fuhrwerk enthielt Betten, in denen zwei Kinder im Alter Voß 5 und 1*/, Jahren lagen. Das Feuer griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß eS den Zigeunern unmöglich war, die Kinder auS den Flammen zu retten. Der Wagen brannte völlig nieder, und aus den Trümmern konnten nur die Ueberreste der verbrannten Kinder hervor geholt werden. — Köln. Im Kölner Vorort Fischenich tritt die Diphtheritis epidemisch auf, so daß die Schulen geschloffen werden mußten. In dem nur wenige Hundert Einwohner zählenden Dorf verstorben während der letzten Tage 14 Kinder. Eine Familie verlor über Nacht zwei Kinder von vieren; die beiden anderen kämpfen mit dem Tode. — Koblenz. Auf einer Wiese bei Nonnenbach (Eifel) fand ein Arbeiter den Rumpf einer FraumSperson ohne Kopf mit abgehauenen Gliedern; wahrscheinlich liegt ein Lustmord vor. Der Staatsanwalt setzte auf die Ent deckung des Täters eine Belohnung von 1000 M. aus. — Straßburg. Im November hatte der Jagdhüter Ulm aus Geispolsheim eine Begegnung mit Wilderern, von denen er sich bedroht glaubte. Er schoß in die Gruppe hinein, tötete zwei und verletzte drei mehr oder weniger schwer Das Schwurgericht sprach ihn frei — Straßburg i. E. Bon dem gestrigen Nacht schnellzug Homburg (Pfalz)—Saarbrücken sind bei der Einfahrt in die Station St. Ingbert die Maschine und drei Wagen entgleist. Verletzt wurde niemand; jedoch ist der Materialschaden groß. Beide Gleise sind noch gesperrt. Die Ursache des Unfalls ist unbekannt. — Dramburg. In Birkholz brachen auf dem Eise des Dorsteiches drei Mädchen ein, von denen zwei ertranken. — Prag. Aus Antrag der Neichenberger Staats- anwaltschaft wurde gegen den früheren Stationsmeister in Unter-Polauns bei Tannwald im Jsergebirge wegen Verbrechens des Betrugs, begangen an der Direktion der Staatsbahn in Prag, die Voruntersuchung eingeleitet. Der veruntreute Betrag erreicht die Höhe von über 7700 Kronen. — Paris. In Macon wurde der Versicherungs- beamte Leribert durch Umschlagen seines Automobils ge tötet, zwei seiner Begleiter schwer verletzt. Der Unfall war durch Radbruch entstanden — Paris. Die Automobilwettfahrt um den „Großen Preis der französischen Republik" ist bis zum Jahre 1906 aufgeschoben worden. — Lharleroi. Eine Dynamitbombe wurde gestern in den Hof des von einem Verwaltungsrat des Kohlen bergwerks bewohnten Schlosses in Gilly geworfen. Der Materialschaden ist beträchtlich. Ein anderer Dynamit anschlag wurde in Courcelles gegen die Behausung eines nicbtauSständigen Arbeiters verübt. Auch dort ist der Materialschaden groß. Handel, Industrie und Verkehr. H Chemische Fabrik Helfenberg, Aktiengesell schaft, Helfenberg i. S. Der Bericht des Vorstandes über das Geschäftsjahr 1904 führt u. a. folgendes aus: Das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres kann al- ein befriedigende- bezeichnet werden. Der Bruttogewinn ein schließlich des Vortrags von 15,411 M., beträgt 162,777 M. Nach Absetzung der Abschreibungen in Höhe vön 51,737 M (im Vorjahre 78,789 M.) verbleibt ein Reingewinn von 111,041 M. (94,052 M), woraus dem Reservefonds 47F25 M. zugeführt, 9 Proz. Dividende mit 72,000 M. verteilt, 12,947 M. als Tantieme für den Vorstand und den Aufsichtsrat benutzt, dem UnterstützungSfonds 2000 M. überwiesen und 19,313 M. auf neüt Rechnung vorgetragen werden sollen. 8 Sächsische Glasfabrik, Aktiengesellschaft,Rade berg. Die Verwaltung bringt für das Geschäftsjahr 1904 die Verteilung einer Dividende von 23 Prozent gegen 21 Proz. im Vorjahre in Vorschlag 8 Deutsch.Oesterreichische Dampfschiffahrts- Aktien-Gesellschaft zu Dresden. Auf der Tages ordnung der am 20. März stattfindenden ordentlichen Generalversammlung steht u. a. ein Antrag ayf Aenderung des in der Generalversammlung vom 27. August 1904 geiahten Beschlusses auf Erhöhung des Grundkapitals von 975,000 M. auf 2 Millionen M., insbesondere Beschluß- faffung über Festsetzung der im § 279 A. D. H. G. B. gedachten Art. Land- und Volkswirtschaftliches. -s- Neber „Neuere Forschungen und Er fahrungen auf dem Gebiete der Tierseuchen bekämpfung" spricht am morgenden Freitag, den 3. März, nachmittags 4 Uhr, in den „Drei Raben" Herr Professor Or. Joest-Dresden in der Gesellschaftsversammlung der Oekonomischen-Gesellschaft im Königreich Sachsen. Wir verfehlen nicht, auf diesen Vortrag auch an dieser Stelle noch besonders aufmerksam zu machen. Vermischtes. * Das Ende der Verlobung. Aus dem Neuen Steinweg in Hamburg wurde am Sonntag abend Verlobung gefeiert. Es ging lustig zu. Die Wogen der Begeisterung schlugen hoch. Um Mitternacht küßte einer der Gäste, der am stärksten den Spirituosen zugesprochen hatte, die Braut. Darob ergrimmte der junge Bräutigam dermaßen, daß er ein Beil aus der Küche holte und damit den kühnen Gast niederschlagen wollte. Einige besonnene Festteilnehmer fielen dem Eifersüchtigen in die Arme und entwanden ihm das Beil. Nun zog der beleidigte Bräutigam sein Taschen messer und stieß es dem jungen Mann, der es gewagt hatte, seine Braut zu küssen, tief in die Brust. Schwer verletzt brach der Gestochene zusammen. Er mußte nach dem Hafenkranken Hause geschafft werden. Die Verlobung fand damit ihren Abschluß, daß sämtliche Festteilnehmer nach der Polizeiwache gebracht wurden, wo man den eifersüchtigen Bräutigam einstweilen behielt. * Eine köstliche Mitteilung bringt die letzte Nummer der „Jugend": Bei Einweihung der neuen Bahn Schleusingen — Ilmenau war auch der Eisenbahnminister Budde zugegen. Auf einer der kleinen Stationen wartete die ganze Dorfbevölkerung voller Spannung auf das Ein treffen des Zuges, vor allem aber wartete der Dorfdichter und die weißgekleidete Ehrenjungfrau, die das Festgedicht zur Feier des welterschütternden Ereignisses deklamieren sollte. Kaum ist der Zug eingelaufen und Budde mit Se- folge ausgestiegen, als auch schon mit erhobener Stimme die Ehrenjungfrau mit einem verklärten Blick aus den Minister lo-legt: „Endlich bist du nun erschienen, langersehntes Rirsenroß ustv." * Zwei Herzen, zwei Ringe und ein Storch An der Front des Posener Standesamtes fallen drei schmückende Medaillons in die Augen. Der Architekt hat sie in zarter Anspielung zu einem hübschen Scherz benutzt, indem er in das erste zwei stammende Herzen, in da- zweite zwei verschlungene Ringe setzte. Das dritte aber war leer geblieben. Dem wurde nun in einer der letzten Rächte abgeholfen. Den erstaunten Blicken der am Morgen Bor- übergehenden zeigte sich ein Storch, der kunstgerecht an die Mauer angeklebt, die beiden ersten Medaillons in sinniger Weise ergänzte. Leider bereitete die Feuerwehr mit Hilfe ihrer langen Leiter schon um die Mittagsstunde dem Dasein des Klapperstorches ein jähes Ende. * Die Fußreise eines 14 jährigen Knaben. In Laube bei Tetschen wurde am Sonnabend ein unbe- kannter, ungefähr 14 Jahre aller Knabe von einem Eise», bahnangestellten aufgehalten und der Polizei übergebe» Der Junge gab an, daß er Alois Timmler heiße und vor einigen Tagen seinen in Pribram wohnhaften Eltern ent- laufen sei, weil ihn seine Stiefmutter fortgesetzt roh be handelte und ihn oft blutig geschlagen habe. Den Weg von Pribram nach Laube habe er in einem dünnen Anzuge, von dem überall die Fetzen herabhingen, zu Fuß zurück- gelegt. Bon hier wollte er nach Dresden zu einer Tante wandern. Geld hatte der Junge keins, er lebte von der Mildtätigkeit der Leute und übernachtete bei Bauern. Aus seiner Fußreise habe ihn die Berauner Polizei aufgegriffen, ihm Unterkunft gegeben, und ihn andern Tages wieder fortgeschickt. * Bon einer gefährlichen Automobilfahrt König Leopolds von Belgien weiß eine englische Zeitschrift zu erzählen. Der Monarch befand sich vor kurzem in seinem Automobil auf der Cornichestraße zwischen Nizza und Monte Carlo. Er saß neben seinem Chauffeur und das Automobil flog nur so dahin, da der König rasch zu fahren liebt. Da erblickte er in einer Kurve mitten m der Straße eine Frau, die einen Kinderwagen schob und ein zweite- Kind an der Hand führte. An ein Ausweichen war nicht zu denken, da die Straße dazu zu eng war, und ebenso an kern Halten. Daher gab der König den Befehl, rückwärts in den Straßengraben zu fahren. Der Chauffeur gehorchte, die Maschine krachte in allen Fugen, sauste zurück und überschlug sich im Graben. Der König stand mühsam aus, klopfte sich den Staub von den Kleidern und verbeugte sich höslich vor der vor Schreck erstarrten Frau. Dann trat er zu Fuß den Rückweg nach Nizza an. * Ein zwölffacher Mörder. Auf dem Reichs postdampfer „Herzog", von Ostafrika kommend, ist Karl Freytag, gebürtig in Groß-Alisch (Ungarn), der sich auch Eliß oder Eckert nennt und englischer Untertan sein will, unter polizeilicher Bewachung in Hamburg eingetrossen. Dem Unhold werden zwölf Morde und zahlreiche Grau samkeiten, verübt an afrikanischen Eingeborenen, zur Last gelegt. Da er in Dar - es - Salaam wegen Totschlags zu langjähriger Zuchthausstrafe verurteilt ist, soll er zunächst in die Lüneburger Strafanstalt eingeliefert werden. Urwelt -Bekanntmachungen. VekschiitmiWS-Uklm siik CoMaudk und Wmmd. Freitag, den März d. I., im Gasthofe zu Cossebaude. Ain gemachter Wann oder Da kann inan nich öran tippen. Posse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern. GintrittSkarten im Vorverkäufe nur bei dm Herren Vorstandsmitgliedern 50 Pf., an der Kaffe 60 Pf. — Gäste haben nur Zutritt, wenn sie durch Mitglieder eingeführt sind. — Der Tanz nach dem Theater ist für Mitglieder frei. — Kassenösstnmg 7 Uhr. — — Beginn 8 Uhr. — Um zahlreichen Besuch bittet 1«M Md M- Alumen in M Dresden Scheffelstr. Akazie . . . - . 60 Pf., 2 — M. ApAblüte . . 60 Pf., 1.- 2 — Bellis . . . 1.50 Chrysanthemum . 1--, 1.50, 2.— n Enzian . . . » * « . 1.80 Edelweiß - - 60 Pf., 1.-. 2.— Gänseblumen 60 Pf., 1—, 1.50 Heckenrosen . . 60 Pf., 1.- 2.— Kornblumen 60 Pf., 1.-, 2 — n Maiblumen . . 60 Pf., 1.—, 1.50 M. Mohn . . 60 Pf., 1.—, 1.50, 2.— „ Marguerite» 60 Pf., 1.—, 1.50, 2.— „ Nelken. . 75 Pf., 1, 2.-, 3.— „ Orchideen 3.— „ Rosen . . 60 Pf., 1.-, 2.—, 3.— „ Schneeglöckchen . . . 1.50, 2.50 „ Veilchen 1.—, 2— „ Wasserrosen 2.— „ Ain Kaus mit 4 Wohnungen und Garten, ganz nahe bei Dresden, ist unter sehr günstigen Bedingungen sofort billig zu verkaufen. 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