Volltext Seite (XML)
Sächsische Vorszeitung Bezugsbedingungen: PK ,v»rf)«vu»g-«Nchein« jede« Wochentag ^GwtNa«, 5 Uhr mtl dem Votum d« solgend«« x^gt». Vie vezugogedühr betrügt i^o Mart k<<rle'iah-!ich oder bv pfg für jede» Monat, vt« p^f^imug' ist zu beziehen durch di« kaiferlicheu pofkmpallen, di« Luuddrieftrit-er uud durch Voten. Bei freier Lieferung in» hau» erhebt zk poft noch di« SusteUungtgrbÜhr von 45 pfg. Urle-ramm-Kdr.: vorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ugl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz »itohl ^!er rimm tu vr—d«»! »i» Smtowttz. M»d L M , h« in «Vit» tlunath in Lott«. Max Zeurich tu Anzeigen - Preise Vie «tnfpalti« Seil« » pf,^ unter ,ch Telephon: Dresden, Nr. 3916. Nr. 52. Dresden, Freitag, den 3. März 1Y05. 67. Jahrgang. Bestellungen aus unsere Zeitung für den Monat März zum Preise von um nur 6« Pfg. m nehmen entgegen alle Postanstalten, Briefträger, die Austräger sowie die Geschäftsstelle. Das Neueste. König Friedrich August ist gestern nachmittag zu dreitägigem Besuche in Chemnitz eingetroffen und von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt worden. Er nannte Chemnitz ein sächsisches Manchester und erklärte, daß er das Zustandekommen der Handelsver träge sür ein günstiges Prognostiken für seine ganze Regierungszeit betrachte. Der neue Nachtragsetat für Deutsch-Süd- westafrika wird ungefähr die Summe von LO Mill. Mark fordern. Dem Reichstage wird nach Ostern eine Vorlage über den Bau einer Bahn von Windhuk über Rehoboth noch Keeimanshoop zugehen. Tas norwegische Ministerium Hogerup hat seine Demission gegeben. Der Kronprinz-Regent behielt sich seine Entscheidung noch vor. Staatssekretär Hoy hot dem Gesandten von Haiti auf eine Anfrage in aller Form versichert, daß Amerika nicht die Absicht habe, Besitz von Haiti oder San Domingo zu nehmen. In der Mandschurei dauern die Gefechte um vereinzelte Positionen auf den ausgedehnten Fronten am Schaho fort. Ter japanische Minister des Aeußeren Nomura und der Präsident der Partei der Konsti tutionellen Marquis Sasonji traten in amtlichen Reden den Friedensgerüchten entgegen; der Krieg müsse bis zur vollen Erreichung des Zieles fort gesetzt werden. Zur sozialdemokratischen Organisation. Mit dem kommenden Frühjahr hat die politische Leitung der sozialdemokratischen Partei Deutschlands für die Gewerkschaften -Wecks festerer Organisation ein einheitliches Programm erlassen, das in seiner Art viel leicht bemerkenswert und bestimmt ist, den an manchen Orten einreißenden Differenzen unter den Gewerkschaften ifnd zwischen diesen und der politischen Oberhoheit zu Bttlin ein Ende zu machen. Interessant ist dieses Programm auch um deswillen, weil es nicht vergißt, dru Arbeitertribut so hoch wie möglich für die Partei- Mr festzusetzen, indem es bestimmt, daß die von einem andern nach einem fremden Orte zuziehenden Arbeiter m'4t nur im Heimatsorte, sondern auch an dem neuen Arbeitsorte Mitglieder der Organisation bleiben und so doppelt tributpflichtig sind. Arbeiter, welche sich den neuen strengen Bestimmungen nicht fügen, werden als die schlimmsten Feinde der Arbeiterschaft im allgemeinen bezeichnet und als Judasse hingesteltt, welche hinterrücks dem Unternehmertum Dienste leisten und ihre Genossen verraten. Zunächst werden die sogenannten Meldekarten sür Zugereiste allgemein eingeführt. Diese Meldekarten werden den Filialvorständen von dem Zentralvorstand geliefert, um diesem eine Generalkontrolle zu ermöglichen. Wo also an irgend einem Orte eine sozialdemokratische Organisation besteht, hat jeder Zureisende sich die Melde - kLrte geben zu lassen und auszufüllen, sowie die Ver pflichtung, sich an allen Berufsorganisationen des OrteS P beteiligen, wo er Arbeit nimmt, selbstredend nur Arbeit nimmt unter den von der Gewerkschaft bestimmten anllichen Bedingungen mit Rücksicht auf Arbeitslohn, ArbeitSM usw. Die Hauptpunkte in diesem Programm fd die andere Arbeitsstätten aussuchenden Arbeiter find, wie die gesamten GewerkschaftSorgane publizieren, fol gende: „Erstens haben die Zureisenden, ehe sie Arbeit suchen gehen, sich beim Vorstande des betreffenden Ortes nach den Verhältnissen am Orte zu erkundigen und solche Firmen, die ihnen als nicht geregelte bezeichnet werden, zu meiden. Wir betonen dabei ausdrücklich, daß wegen Ar- beitsmangcl kein Kollege zurückgewiesen werden darf! Zweitens haben Zugereiste, wo sie in Arbeit treten, sich an den Versammlungen ihres Arbeitsortes zu be teiligen und den Beschlüssen derselben nachzukommen. Drittens. Wenn in einer Filiale Extrabeiträge für allgemeine gewerkschaftliche Zwecke, beispielsweise -um lokalen Streikfonds oder für bestimmte Unter stützungszwecke erhoben werden, dann haben sich auch die hier beschäftigten fremden Kollegen unweigerlich an den Zahlungen zu diesen Sammlungen zu beteiligen. Dieses auch dann, wenn dieselben ihre regelmäßigen Wochenbeiträge in ihren Heimatsfilialen entrichten. Viertens sind da, wo tarifliche oder sonst allgemein giltige Bestimmungen über Arbeitsleistung, Pausen oder dergleichen bestehen, diese von den fremden Kollegen ganz strenge einzuhalten. Fünftens und selbstverständlich muß jeder Ver bandsgenosse, der fremde Filialen aufsucht, sein Ver bandsbuch in Ordnung haben. Endlich sollte auch bei sogenannten Verschreibungen der engagierte Kollege sich immer erst an den Vorstand des betreffenden Ortes wenden, ehe er die verschriebene Arbeit aufnimmt." Wir glauben nicht, daß die so unter Aufsicht ihrer politischen Bärenführer gefesselten Arbeiter ein Recht haben, über polizeiliche Bevormundung zu klagen, denn die Polizei wacht kostenlos über die allgemeine Sicher heit der Arbeit wie der Person und greift mit keinem Finger ein in die Erwerbsbedingungen der Arbeitenden. Kann solcher sozialdemokratischen Sklaventreiberei und -züchterei gegenüber von einer polizeilichen oder kapita listischen Sklaverei nicht mehr die Rede sein, so dürfte gerade, weil scheinbar den Arbeitern es immer noch nicht zum Bewußtsein kommen will, daß sie politisch und wirtschaftlich nach und nach vollständig entmündigt werden durch die an ihrem Blute saugenden „Gründer des Zwangs-Zukunftssiaates", die Staatsautorität ein mal näher Hinsehen auf diese Ausbeutung der Arbeiter durch einen erzwungenen doppelten und dreifachen Tribut. Das ist nicht mehr ehrlich Spiel, und wer sich von anderen Geld zu ergattern weiß, ohne dafür etwas Reelles zu leisten, der ist ein Schwindler und nichts als ein gefährlicher Schwindel ist die Peitsche der so genannten Disziplin, welche die sozialdemokratische Parteileitung über die in ihr Ne§ geratenen Arbeiter schwingt. Politische Weltsckarr. Deutsches Reick. Der Kaiser unternahm gestern früh den gewohnten Spaziergang im Tiergarten, besuchte den Reichskanzler, hörte im königlichen Schloß den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts und nahm die Rapporte der Leibregimenter entgegen. Zur Früh stückstafel beim Kaiserpaar waren geladen: Fürst und Fürstin Solms - Baruth und Oberhofmeister Graf Seckendorfs. Prinz Eitel Friedrich von Preußen ist jetzt völlig wiederhergestellt. Er unternahm am gestrigen Mittwoch vormittag in geschlossenem Wagen die erste Ausfahrt, die eine Stunde dauerte, nach Sanssouci. Der Prinz wurde von dem sich ansammelnden Publikum freudig begrüßt. Prinz Friedrich Leopold ist gestern mittag an Bord des Dampfers des Norddeutschen Lloyd „Prinz Eitel Friedrich' von Genua nach Ostasien ab gereift. Zur Verabschiedung waren erschienen der deutsche Generalkonsul Inner, sowie die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden. Die diplomatischen Vertreter des Reiches in Rom, Brüssel, Bern und Belgrad haben gestern die bestehenden Handelsverträge mit Italien, Belaien, der Schweiz und Serbien in derselben Weise, wie die- in Wien und Bukarest geschehen ist, gekündigt. Die Veröffentlichung der Kaiserlichen Ver ordnung, durch welche der neue Zolltarif zum 1. März I9V6 in Kraft gesetzt wird, steht unmittel bar bevor. Der Provinziallandtag in Königsberg beschloß in seiner gestrigen Schlußsitzung einstimmig, als An gebinde der Provinz Ostpreußen zur silbernen vochzeit Ihrer Majestät des Kaisers und der Kaiserin die Stiftung eines Werkstättenhauses für blinde Männer unter dem Namen Kaiser Wishelm- und Kaiserin Auguste Viktoria-WerkstättenhauS für blinde Männer. Wie es heißt, ist die schnelle Beilegung der Differenzen ander Hochschule in Hannover auf direktes Eingreifen deS Kaisers zuruckzuführen. der un zweideutig zu erkennen gegeben hat, daß er die schleunige Erledigung der unerquicklichen Angelegenheit in dem nachher erfolgten Sinne wünsche. — Der Rektor der Technischen Hochschule zu Berlin erläßt jetzt folgende Bekanntmachung: ^Auf Grund der zwischen Rektor und Senat einerseits und dem Ausschuß der Studierenden andererseits gepflogenen Verhandlungen sind die an den Ausschuß untcrm 2o. und 24. Januar d. I. ergangenen Sonderbkstimmungen von mir aufgehoben worden. Es ist dies in der Zuversicht geschehen, daß, wenn demnach die Frage der konfessionellen Verbindungen noch einmal zur Sprache kommen sollte, dies jedenfalls nur in einer Weise geschehen wird, durch welche die akademische Ordnung und der Friede innerhalb der Studentenschaft unserer Hochschule in keiner Weise gestört und ge fährdet wird." Aus diplomatischen Kreisen verlautet, daß über den Verlauf der zwischen der deutschen außer ordentlichen Gesandtschaft und dem Negus Menelik gepflogenen Verhandlungen eine Denk schrift ausgeai beitet werden soll, die dem Reichstag nach den Osterferien zugehen wird. Man zweifelt nicht an dem Zustandekommen des angestrebten Handelsver trages und an der Einrichtung einer ständigen konsu larischen Vertretung in der Hauptstadt Abessiniens. In nicht ferner Zeit wird sich also die deutsche Volks vertretung zum erstenmal mit diesem interessanten Staat des dunklen Erdteils zu beschäftigen haben, an dem vor zehn Jahren das koloniale Glück Italiens zersplitterte. Der neue Nachtragsetat für Südwestafrika ist nun fertiggestellt, er wird dem Reichstage in der nächsten Woche bestimmt zugehen. Nach Erklärungen von amtlicher Seite beträgt der Etat mehrere Dutzend Millionen, manche Anzeichen sprechen dafür, daß er die Summe von 50 Millionen Mark überschreiten wird. Selbstverständlich bildet dieser Etat noch kernen Abschluß der Kosten für den Aufstand, vielmehr erstehen fort dauernd neue große Ausgaben und seit dem Abschlüsse dieser neuen Ausstellung find schon wieder beträchtliche Aufwendungen sowohl im Reiche, wie in Afrika ge macht worden. Oefterreick» Ungarn. Der Ministerpräsi dent Graf Tisza wurde gestern nachmittag vom Kaiser in längerer Audienz empfangen; er unterbreitete dem Monarchen Vorschläge bezüglich weiterer Behand lung der Krisis. Mehrere Politiker verschiedener Par teien werden nunmehr vom Kaiser empfangen werden. Italien. Der Senat nahm einstimmig unter großem Enthusiasmus den Antrag des Grafen Arri- vabene an, den Präsidenten zu beauftragen, dem Könige die Bewunderung und die wärmsten Wünsche des Senats für die rühmliche Initiative zur Gründung des internationalen Landwirtschafts-Institut- auszusprechen. Krankreick. In dem gestern im Elyseepalaste abgehaltenen Minister rate beschloß die Regierung, eine unter der Oberleitung de Brazzas stehende Sonder mission nach Französisch-Kongo zu entsenden, um die dortigen Verhältuiffe zu untersuchen. Der Minister rat ermächtigte sodann den Kriegs- und den Marine Minister, der Deputiertenkammer einen Gesetzentwurf vorzulegen, wonach die von Militär- und Marine angehörigen begangenen gemeinrechtlichen Verbrechen und Vergehen den ordentlichen Gerichtshöfen zu über weisen sind Der Minister des Auswärtigen Delcasss legte dem Präsidenten Loubet einen Gesetzentwurf zur Unterzeichnung vor, demzufolge die Regierung ihr Ein verständnis damit erklärt, daß die Vollmachten für che gemischten Gerichte durch den Khedive von Aegypten mit Zustimmung der Mächte auf weitere fünf Jahre verlängert werden. Rußland. Wenn die russischen Revolutio näre ihre Drohungen wahr machen, dann muß man sich für die nächsten Tage wieder auf blutige