Volltext Seite (XML)
Seite 3. — „Sächsische Dovfzeitunß." — 2, März 1905. Auslände. — Die Mitgliederzahl hat die 700 über schritten, die Mitgliederbeiträge sind auf 2358 M. ange wachsen, durch Sammlungen, Postkarten und Spenden zu bestimmten Zwecken wurden 780,25 M. eingenommen, an festlichen Veranstaltungen ein Reinertrag von insgesamt 6037,52 M. Me Gesamteinnahme einschließlich des Kassenbestandes belief sich auf 9680,33 M. Unter stützungen für Gründung und Erhaltung von Schulen und Kindergärten an der bedrohten Sprachgrenze wurden ver ausgabt in Höhe von 5516,63 M., davon allein 1540 M. als Weihnachtsspenden für arme deutsche Kinder Böhmens und Mährens; Neberweisungen an Hauptleitung und Landesverband außerdem 1200 M. — Es verbleibt ein Kassenbestand von 2626,53 M. -- Der Unterstützungsverein der Deutsch- Oe st erreich er veranstaltete am gestrigen Abend im „Tivoli" ein Fastnachtsvergnügen, bei welchem Emil Winter-Tvniians Humoristen und Sänger mitwirkten und mit ihren Darbietungen allseitig freudigen Beifall fanden. Auch an sonstigen Abwechselungen war kein Mangel und ein frohbelebter Ball beschloß den wohlgelungenen Abend. — Der Turnverein Dresden-Trachenberge beging am 22. Februar unter zahlreicher Beteiligung der Mitglieder und ihrer Angehörigen im Gasthause „Wilder Mann" sein 12. Stiftungsfest, dem auch Herr Be- zirksturnwart Rudolph-Radebeul als Ehrengast beiwohnte. Umrahmt und verschönt wurde die Feier durch Musikvor- träge des Trompeterchors des 1. Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12 unter der bewährten Leitung des Königl. Musik dirigenten Baum. Durch glückliche Wahl und gutes Ge lingen zweier Männerchöre trug unter der vortrefflichen Leitung ihres Liedermeisters Herrn Handtrag die im vorigen Jahre gegründete Bereinssängerschaft zur festlichen Stim mung bei und erntete hierfür reichen Beifall, der auch dem Mitglied Herrn Wirth für den ausgezeichneten Vortrag zweier Tenorsoli gezollt wurde. Vorturnerschaft und Turner der 1. Riege führten im ersten Teile unter Leitung des 2. Turnwarts Herrn E. Herrmann eine schwierige Gruppe Ztabübungen vor und legten im zweiten Teile durch Turnen am hohen Barren unter Leitung des kürzlich zum 3. Gauturnwart des Mittelelbe-Turngaues erwählten 1. Ver- einsturnwarts Herrn Glathe Proben ihres hervorragenden Könnens ab. Ein unter derselben Leitung von 12 Damen und 12 Turnern ausgeführter Tanzreigen, der vollste An erkennung fand, bildete den Schluß der Darbietungen, die so recht Zeugnis ablegten, unter welch tüchtigen turne rischen Leitung der Verein steht. Ein flotter Ball beschloß die in allen ihren Teilen wohlgelungene Feier. — 8 Uhr-Ladenschluß. Der Rat gibt bekannt, daß von heute ab in Dresden die offenen Verkaufsstellen der Uhrmacher, Goldschmiede und anderer Händler mit goldenen und silbernen Uhren, Juwelen, Gold- und Silber waren bereits um 8 Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr geschloffen sein müssen. — Zur Pensionierung der Kassenärzte der Ortskrankenkasse Dresden. Nach einem Vortrage des Herrn Ul. merck. Fernbacher über die mannigfachen, in dieser Angelegenheit in^ i,tracht kommenden Gesichts punkte und nach reger Deb^,« beschloß der ärztliche Be zirksverein Dresden-Land, daß die Annahme der von der Ortskrankenkasse Dresden beschlossenen Pensionsberechtigung der Acrzte dem Interesse der gesamten Aerzteschaft wider spreche. Im übrigen stimmte der Verein den bekannten zehn Thesen des Beschlußes von Dresden-Stadt ein stimmig zu. — Auf der Tagesordnung der Bezirksausschuß sitzung bei der Königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt befinden sich u. a. folgende Gegen stände: Grenzveränderung zwischen Gemeinde und Gutsbezirk Braunsdorf, Ortsstatut , für Mockritz, Erhöhung des Gehaltes des Gemeindevorstands in Kl in gen berg, Er- Höhung des Gehaltes des Gemeindevorstands in Nickern, Gehaltsfestsetzung für den Gcmeindevorstand in Unter- weißig, 1. Nachtrag zur Bauordnung für Mockritz, Antrag auf Entscheidung über die Frage der Oeffentlichkeit eines Wegeteiles in Braunsdorfer Flur, Siechenhausbau (Heizungsanlage), Bildung eines KaffenrevisionSverbandes, Statut bezüglich der Pensionsgewährung an die berufs- mäßigen Beamten der Gemeinde Birkigt, Verdingung der Dampfkessel- und Waschanlage in der Bezirksanstalt Saalhausen, Festsetzung des Gehalts des Gemeinde vorstands zu Welsch Hufe und Erhöhung des Gehalts des Gemeindevorstands zuKleinölsa. In die geheime Sitzung wurden verwiesen die Schank- usw. Konzessionsgesuche der Aug. verw. Bock in Niederpesterwitz, von Ernst Wagner in Gittersee und des Gastwirts Schmalz in Deuben. — Bezirksliste geschützter Erfindungen. Mit- geteilt vom Patentbureau O. Krueger <Ül Co., Dresden, Schloßstraßc 2. Joses Horn, Kötzschenbroda; Antriebs- Vorrichtung mit Steuerung für Tiegeldruckpressen mit schräg stehendem Fundament. (Gm.) —Fa. G. Meurer, Cosse baude bei Dresden; Mit Lcitrippen und Anfangrinnen für Tropfwasser versehener Gasofen-Heizkörper. (Gm.) — I. W Hofmann, Kötzschenbroda; Klemme zum Ver binden von Drähten, Drahtseilen und dergleichen mit einer ovalen Längsbohrung und quer hierzu angeordneten, koni schem Gewindestift. (Gm.) — Fa. G. Meurer, Cosse baude; Fruchtpresse mit geteiltem mittels Oese und Riegels zusammengeschlossenem Gehäuse; horizontale Fruchtpresse, deren Gehäuse an seiner Unterseite zu einem Sammel kanal ausgebildet und mit seitlichem Auslauf versehen ist. (Gm.) — Heinrich Schmidt, Langebrück; Verfahren zur Herstellung poröser Kunststeine und anderer poröser Körper. iPat.) — Rudolf Jmmisch, Deuben; Sicherheitswinde mit nicht zurückschlagender Kurbel usw. (Gm) — Sächs. Ofen- und Schamotte-Waren-Fabrik, Heinrich Witte L Co., Leuben; Transportabler Kachelofen mit senkrechtes Luft wegen zwischen Kachelmantel und Auerschacht. (Gm.) — Bauernregeln für den Monat März. Ein feuchter März ist des Bauern Schmerz. — März trocken, April naß, füllt dem Landmann Scheuer und Faß. — Märzenschnee tut Frucht und Weinstock weh. — Schreckt dich der Donner im März, wird froh beim Ernten dein Herz. — Wenn im März viel Winde wehn, wird im Mai das Wetter schön. — Märzenblüte ist ohne Güte. — Regen zu Anfang oder zu End, der März sein Gift iend't. Märzenstaub ist das Lot einen Taler wert. — Ist Kunigunde (3. März) tränenschwer, dann bleibt gar oft die Scheune leer. — Wie 40 Ritter (10. März) das Wetter gestalten, so wird» noch 40 Tag anhalten. — Geht am Gregoritag (12. März) der Wind, so geht er bis St. Jakob kimmt. — Wenn es friert an St. Gertrud (17. März), der Winter noch 40 Tage nicht ruht — Jst's am Josephus (19. März) hell und klar, so gibt es ein gesegnet Jahr. — Mariä Verkündigung (25. März) Regenschauer, ein Regen von 40 Tagen Dauer. — Ist an Ruprecht (27. März) der Himmel rein, so wird er's auch im Juli sein. — Musikdirektor Eilers ist gestern aus der Untersuchungshaft entlassen worden, da sich der gegen ihn gerichtete Betrugsverdacht als unbegründet er wiesen hat. — Bei der morgen beginnenden zweiten Sitzungs periode des hiesigen Königl. Schwurgerichts werden u. a. folgende Herren als Geschworene fungieren: Architekt und Baumeister Friedrich Hermann Melzer in Dresden, Dampfsägewerksbcsitzer Max Oswald Spalteholz in Laube gast, Rentner Oswald Moritz Funke in Radebeul, Major z. D. Hans v. Schicrbrand in Dresden, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Wilhelm Schulze in Leutewitz, Gemeinde- vorstand Moritz Hencker in Kesselsdorf, privat. Apotheker Ur. pftil. Hans Bethge in Dresden, Major z. D. Paul David Wolf Döring in Loschwitz, Apothekenbesitzer Franz Peters in Dresden, Geh. Hofrat Prof. Ur. Franz Leopold Schnorr v. Carolsfeld in Dresden, Fabrikbesitzer Karl Paul Albert in Dresden, Gutsbesitzer und Ortsrichter Ernst Moritz Partsch in Leubnitz-Neuostra, Rentner Ur. »neck. Wilhelm Richard Rau in Dresden, Ingenieur und Fabrik besitzer Eduard Emil Julius Schürmann in Kötzschenbroda, Marinestabszahlmeister a. D. Albert August Friedrich Köpke in Naundorf bei Kötzschenbroda, Hauptmann a. D. Engelbert Wohlmann in Niederlößnitz, Oberstleutnant a. D. Leonhard Wiebe in Niederlößnitz, Handelsgärtner Traugott Jakob Heinrich Seidel in Laubegast, Standesbeamter l)r. soi«u. pol. Eduard Julius Richard Junge in Dresden, Rech-, i nungsrat a. D. Friedrich Hugo Hermann Eggers in Radebeul und Professor Ur. psiil. Heinrich Zschalig in Dresden. — Mit einem im Gange befindlichen Straßen bahnwagen fuhr gestern mittag in Vorstadt Naußlitz ein Radfahrer zusammen und erlitt Verletzungen Das Fahrrad wurde bei diesem Zusammenstöße demoliert. l^l Aus dem Plauenschcn Grunde, i. März. Der KreiSverbandstag der Evangelischen Arbeitervereine des Plauenschcn Grundes ist auf nächsten Sonntag fest gesetzt und wird in Dippoldiswalde abgehalten. — Blafewft), 1. März. Der jetzt hier wohnhafte Privatier Herr Otto R. Hentschel, der frühere Besitzer und Begründer der großen Maschinenfabrik in Grimma (jetzt der Maschinenbau-Aktiengesellschaft Golzern-Grimma gehörig) hat der Stadtgemeinde Grimma zu Zwecken eines Bürger heims fein am oberen Bahnhofe gelegenes großes Haus grundstück geschenkt. — Der Verein zur Konfirmanden- Aussteuerung hat diesmal an 19 Konfirmanden die stattliche Summe von 1200 M. 70 Pf. verteilen können Die größeren Posten betrugen fünfmal über 100 M., aber auch die kleineren waren ganz ansehnliche Beihilfen zur Konfirmandenaussteuerung. Eisenberg-Moritzburg, 1. März. Für unsere neue Kirche hat der Dresdner Bildhauer Herzig den Haupt- schmuck des Altars, eine in Holz geschnitzte Darstellung der Geburt Jesu, fertiggestellt. «x Kemnitz, 1. März. Ein Teil des alten Mob- schatzer Weges (Flurstück 125 in Kemnitz) von der Zschonergrundstraße (Straße I) bis zur Straße T des Bebauungsplanes soll auf Antrag des hiesigen Gemeinde rates für den öffentlichen Verkehr eingezogen werden. Die Königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt gibt dies im heutigen Blatte mit dem Bemerken bekannt, daß etwaige Widersprüche dagegen binnen drei Wochen anzu bringen sind. — Kefselsdorf, 1. März. Die hiesigen Militär, pflichtigen werden nächsten Sonnabend gemustert und zwar im Gasthofe zum Adler in Wilsdruff. )( Krieschendorf-Malschendorf, 1. März Es waren wieder einmal köstliche Stunden, die der Gesangverein „Liederkranz" anläßlich seines am Sonntag im Gasthof „Zum Meix" begangenen 5. Stiftungsfestes den Angehörigen und Gästen, unter denen sich Mitglieder des Pillnitzer Brudervereins sowie der Vorstand des Schönfelder Gesang- Vereins, Herr A. Sturm, befanden, bereitete. Der Saüf hatte ein besonders festliches Kleid erhalten. Ein Prolog wurde von Frau Werner weihevoll gesprochen. Herr Vor- sitzender Hauptmann begrüßte die Erschienenen aufs Herz- lichste und brachte ihnen dann auch seinen Dank zum Aus druck. Nunmehr wechselten ernste Gesänge, komische Borträge, von den Herren Hofmann, Naake und Zschiedri^ wirkungsvoll ausgeführt, mit einem flotten Tanze ab. Im weiteren Verlaufe wurde Herr Lehrer Hochgemuth - Schön- feld zum Ehrenmitglied ernannt und ihm zum äußeren Zeichen dafür das Ehrendiplom überreicht und ein Gruß gesungen. Herr Hochgemuth dankte dann herzlichst für diese ihm ganz unerwartet gekommene Ehrung, wünschte dem Verein ein fröhliches Weitergedeihen und schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Verein. Herr A. Sturm gedachte in seiner Ansprache der Kraft des Gesanges und endete sie mit einem Grüß Gott dem Verein. Sodann widmete Herr Hauptmann dem jetzigen Besitzer des Gast hofes, Herrn Fasel, einen Scheidegruß, denn es sei das letzte Vergnügen, das man unter ihm abhalten könne. Als nach Mitternacht Gäste und Sänger von einander gingen da war man sich klar: Es war herrlich! -t- Laubtgast, 1. März. Gegen die geplante En- gausche Elbpromenade macht sich jetzt eine lebhafte Be wegung geltend. Es wird hervorgehoben, daß der idyllische Reiz der Elbufer bedeutend verlieren würde, wenn die Elbpromenade von zahlreichen Automobilen und Radlern belebt werden würde. Außerdem ist es fraglich, ob die Kosten des Weges in Höhe von « Million Mark von den beteiligten Gemeinden aufgebracht werden können. Keuilleton. sich mfl Das Lpä- »ft aus! Roman von Konrad Telmann. (Nachdruck verboten.) (49. Fortsetzung.) „Wir müssen eben abwarten", sagte er, ihr die Hand drückend, „und vorläufig ist nichts zu tun. Diese Krankheit gibtuns trotz langjähriger Bekanntschaft mit ihr immer neue Rätsel auf und läßt sich nicht berechnen. Halten Sie Ihren Mut aufreckt! Der Kranke braucht nichts als Ruhe und es würde mir lieb sein, wenn auch Sie ihn zeitweilig verließen und die Wärterin an seinem Bett allein bltebe, damit Ihre Anwesenheit ihn nicht zum Sprechen reizt. Leben Sie wohl, mein liebes Fräulein, auf Wiedersehn!" Die Tür schloß sich hinter ihm, dem einzigen, der es verstand, ihr immer wieder Trost einzusprechen, wenn sie ihn in^ ihrem eigenen Innern nicht mehr fand. Cäcilie schlüpfte in das Krankenzimmer zurück. Die Wärterin, eine Diakonissin, die aus Nizza gekommen war, saß aufrecht neben dem Lager und las mit lautlos sich bewegenden Lippen in ihrem Gebetbuch. Der Kranke hatte sich der Wand zugekehrt und atmete ruhig; kein Ton war im Gemach hörbar, als das Knistern des Holzes im Kamin, wenn die auszüngelnde Flamme es verzehrte. Cäcilie schlich sich leise auf den Zehen bis an da- Bett, ließ ihre Augen über den Schlummernden hiuschweifen und neigte sich dann bi» zu dem Ohr der Diakonissin herab. „Ich gehe in mein Schlafzimmer hinauf", flüsterte sie ihr zu, „wenn er erwacht und nach mir verlangt, rufen Sie mich." — Die Wärterin nickte und vertiefte sich dann wieder in ihre Gebete, während Cäcilie so leise, wie sie ge kommen, sich entfernte und die Tür hinter sich ins Schloß drückte. Erst draußen wagte sie zum ersten Male zu atmen. Dann stieg sie die Treppe hinauf und trat in das bescheiden ausgestattete Giebelzimmer, in dem ihr Bett unter einem hohen weißen Tüllvorhang stand. Sie legte den letzteren zurück und warf sich auf die Kissen, um mit geschlossenen Augen Ruhe zu suchen. Aber trotzdem es ganz still um sie her war und das leise Niederrauschen des Regens draußen etwas Ein schläferndes hatte, und trotzdem sie alle äußeren Ein drücke von sich abwehrte, vermochte sie doch nicht einzu schlafen. Sie war zwar todmüde, denn sie hatte die Nacht an Elimars Bett durchwacht, aber die Gedanken jagten ihr ruhelos durch die Stirn, ihre Schläfen hämmerten und das Blut kreiste so wild durch ihre Adern, daß sie selbst hätte glauben können, ein hitziges Fieber verzehre die Kraft in ihren bleischweren Gliedern. Schon nach wenigen Minuten sprang sie wieder vom Bett herab und setzte sich auf den Rohrsessel, der am offenen Fenster stand. Die Luft wehte lau herein und spielte mit den Vorhängen über ihr, und die Regentropfen rieselten vom Dach auf den vorspringenden Fenstersim» und von dort wieder auf die Erde herab, und in den langblättrigen Eukalyptusbäumen drüben wehte der Windhauch die glitzernden Tropfen von Zweig zu Zweig. Es lag etwas anheimelnde» in dem monotonen Geräusch Bon der Landschaft drunten war nichts zu sehen und kein Laut scholl herauf. Cäcilie träumte eine Weile mit offenen Augen vor sich hinaus. Dann zog sie aus ihrer Kleidtasche einen zerknitterten Brief, den sie am Morgen erhalten hatte und den sie nun wieder langsam Zeile für Zeile überlas. Es waren große, elegante Schriftzüge auf dickem, weißem, englischem Briesiiapier mit goldenem Monogramm an der Spitze, nirgends ein Wort ausge strichen, nirgends eine Zeile länger als die andere; Alles so regelmäßig und tadellos, wie der Schreiber dieser Blätter selbst. Und der Brief lautete: „Mein gnädiges Fräulein! Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen durch diese Zeilen das sage, was ich Ihnen seit längerer Zeit jeden Taa habe aussprechen wollen und wozu ich bisher doch noch niemals den Mut gefunden. Die Umgebung, in der ich Sie antreffe, so oft ich die Billa Monrepos betrete, ist so traurig, daß mir die Worte jedesmal fehlen, wenn ich Ihnen von dem reden will, was für mein Leben be stimmend ist und mich so froh macht. Rur deshalb schreibe ich. Sie ahnen ohne Zweifel, was ich Ihnen sagen will, denn Ihrem weiblichen Scharfsinn, den zu bewundern ich so oft Gelegenheit hatte, wird es schwer lich entgangen sein, daß meine Empfindungen Ihnen gegenüber von Tag zu Taa an Wärme gewonnen haben und daß aus der Freundschaft, die ich gleich anfangs für die Schwester meines armen Freundes hegte, Liwe geworden ist. Wir waren fast niemals allein, gnädiges Fräulein, und wenn wir's waren, halten wir von anderen Dingen zu sprechen, die Ihnen, der treuen Pflegerin des Schwerleidenden, näher am Herzen lagen, al» da-, wa» mich beschäftigte, und so habe ich Ihnen niemals bisher durch Zeichen oder Worte andeuten können, was in mir