Volltext Seite (XML)
Sächsische vorszeitung Bezugsbedingungen: vk .vorfzettung-erscheint I«de» w«ch«nta> «achmttta^, » Uhr mit drin Datum d« fotgrudru lag« vt« vrzugr^rdühr betrLgl IL0 Mark »trrtrltahrltch »der «> pfg. für jede« Monat, vte .vorfjMu«-* ist D« beitrhe« durch dt« kaiserlichen PostaustaUeu, di« LandbriestrLger uud durch unsere vateu. Lei freier Lieferung tu» Hani erhebt U« Post noch di« Sustellungo-ebsihr von 4S pfg. lrlegramm.Kdr.: vorszeitung Dresden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Ngl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Horstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz Anzeigen-Preise: Vie einspaltig« Seil« I» pfg, unter , Ling «sand >' «0 pfa. Anzeigen, annahm« «rsolgt bi, mittag, 12 Uhr — nnnahmeitrllen sind: Unser« »eschaft,st«ll«, Nein« N!<chn,r §>uss« Ur. 4. Invaliden dank, Kaalenstetn » voal«r, Und. Moss«, G. Q Vaud« L Co. m Leipzig, Frur^kfurt u. M ; ».XohItnUeNeUdorf: kfugoMuchl«ri»»lStz>ch«n. broda, Dtto vittrich in Nettzendorf, Hugo Spich in Leudnttz-Neuostra. Lmil Uollau in Serkomitz, Nu» Grimm in vre^en-wölfnitz. Friedrich Leuch. in Loss«da»d«, Netnh wotth« tu Moritzdurg, Dtto Uuuath in Cotta, Max Feurich iu Loschwitz Telephon: Dresden, Nr. 391 k. Ur. 45. Dresden, Donnerstag, den 23. Februar 1903. 67. Jahrgang. Das Neueste. Der Kaiser hat die Pläne zur Entfestigung Königsbergs genehmigt. Der Reichstag beschloß mit 151 gegen 113 Stimmen, den Toleranzantrag des Zentrums einer Kommission zu überweisen. Im preußischen Abgeordnetenhause kam es gestern zu einer scharfen Debatte über die Maria- nischen Kongregationen und die akademische Freiheit. Fürstbischof Kopp in Breslau spendete weitere 2000 Mark für notleidende Bergleute im Ruhr revier. In der gestrigen Sitzung der französischen Kammer pries der Admiral Bienaimö die deutsche Marine als vorbildlich. Die Schülerstreiks in Russisch-Polen ver breiten sich auf die Volksschulen der Landgemeinden. Die Gattin des Großfürsten Paul, welche diesem auf der Petersburger Reise bis nach Eydtkuhnen gefolgt war, ist umgekehrt, angeblich, weil ihr die Erlaubnis zum Betreten Rußlands verweigert wurde. Die Neubaustrecke der Usambara - Bahn in Teutsch - Ostafrika ist am Sonnabend von dem Prinzen Adalbert von Preußen feierlich eröffnet vordem Zur Flotten frage. Wie alles Irdische vergänglich ist, so sind auch die militärischen Einrichtungen dem Wechsel des Entstehens und Vergehens unterworfen. Mögen organisatorische Gesetze die kriegsgemäße Ausbildung, die technische Aus rüstung mit Waffen eines Heerwesens der Gegenwart den Anforderungen der Zeit möglichst vollkommen entsprechen, womöglich die Heereseinrichtung anderer Staaten überragen, sie veralten, sobald sie dem Fortschreiten der Kultur nicht Rechnung tragen, und »war auffällig schnell. Den Erfolg im Kriege erringt der Staat, welcher die geistige Spannkraft des Volkes am stärksten wirken läßt und die geistigen Kräfte durch die zweckmäßigste technische Ausbildung und Ausstattung unterstützt. Die technische Ausbildung und Ausrüstung ist für den glücklichen Erfolg des Seekrieges noch aus schlaggebender als für den Landkrieg, und da der Krieg die Probe auf die Richtigkeit und Zweckmäßigkeit der im Frieden getroffenen Heereseinrichtungen bildet, so werden die durch den Krieg hervorgerufenen Erschei nungen als maßgebende Belege für oder wider die Zweckmäßigkeit der eigenen Anordnung angesehen. Mit der Erkenntnis der hohen Bedeutung des Seekrieges für das Geschick der Staaten wuchs auch das Bestreben der Mionen, ihre Flotten so auszurüsten, daß sie mit mög lichst sicheren Aussichten in den Kampf treten können. Hierauf beruht die Konstruktion, die Wahl der Schiffs- Nttungen, die Zusammenstellung der Geschwader, die Ausstattung mit Torpedos und wirkungsvollster Artillerie, der Kampf zwischen Granate und Panzer. Die Flotten von Rußland und Japan waren nach Ansicht der Admiralitätsstäbe für den Krieg wirkungsvoll ausge rüstet, der Kampf selbst mußte erst entscheiden, welche Maßregeln, Schiffstype, Waffen und Ausbildung sich bewähren würden. Ganz besonders scharf standen sich die Ansichten über Wert oder Unwert der großen Schlachtschiffe gegenüber. Daß diese in ihrer modernsten Konstruktion bei hoher Fahrgeschwindigkeit, starkem Panzerschutz, wirk samer Artillerie, große defensive und offensive Kräste entwickeln werden, wird nicht bezweifelt. Man fürchtet diese unverläßlichen, Tod und Vernichtung speienden, eisernen Ungeheuer und schuf gegen sie Vernichtungs waffen, in den Torpedo- und Unterseebooten. Es ent standen zwei Parteien, die der Vertreter der Schlacht schiffe und der Torpedoboote. Da Frankreich sich in der Zahl der Schlachtschiffe nie mit England messen konnte, so suchte es. sich durch Torpedoboote und Unter seeboote gegen die Überlegenheit zu schützen und wurde die treibende Kraft in der Vervollkommnung der Unter seeboote, die in dem bisherigen Verlaufe des Krieges noch nicht eine praktische Verwendung finden konnten. Die ungeheueren Kosten eines modernen Schlachtschiffs machen den Wunsch sehr berechtigt, daß der wirkliche Kampf ihren Unwert und ihre Hilflosigkeit gegenüber Torpedos und Unterseebooten Erweisen möge. Man hoffte dies in dem russisch-japanischen Kriege Nach dem Urteil maßgebender Persönlichkeiten beweisen die bisherigen Erfahrungen, daß in den Schlachtschiffen der Hauptgefechtswert einer Flotte beruhe. Zwei hohe Marineoffiziere, der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Admiral von Tirpitz und der eng lische Admiral Freemantle, stimmen beide für den aus schlaggebenden Wert der Schlachtschiffe. Die Flotten gliederung in Geschwader, ihre Zusammenstellung aus verschiedenen Schiffsgattungen, beruht auf der Auf fassung, daß die großen Schlachtschiffe den Kern der Flotte bilden, welche durch Zuteilung von Kreuzern, Avisos, Zerstörern, ihr volle Selbständigkeit für die Zwecke des Seekrieges erhält. Admiral Tirpitz erklärte der Budgetkvmmission des Reichstages bei den Be ratungen über den Marine-Etat, die Erfahrungen des russisch-japanischen Krieges hätten im wesentlichen nur eine Bestätigung der Grundprinzipien des deutschen Flottengesetzes erbracht. Die Existenz der japanischen Schlachtflotte habe die ganze Situation beherrscht, während die leichteren Fahrzeuge tatsächlich nur örtlich wirksame Angriffe ausgeführl hätten. Diesem Urteile entspricht, wie erwähnt, auch die Auffassung des Admirals Freemantle, der schlagend den Wert der großen Schlachtschiffe in der Behauptung austrägt, er zweifle nicht, daß, wenn man Admiral Togo heute fragen würde, ob er lieber eine Verstärkung von zwei erstklassigen Schlachtschiffen oder von hundert Torpedo booten haben wolle, er sich gewiß für die ersteren ent scheiden würde. Der englische Admiral stützt seine Auffassung ferner auf die in Amerika herrschende Be wertung der Schlachtschiffe. Dort habe man ein sehr scharfes sicheres Auge und man sei der Meinung, daß die Schlachtschiffe nach wie vor von außerordentlicher Wichtigkeit seien und absolut nicht von den kleineren verdrängt werden könnten. Auch Präsident Roosevelt, der einmal Hilfssekretär im Marineministerium war, wies jetzt dasselbe an, eine Bekanntmachung zu erlassen, welche die außerordentliche Wichtigkeit des Schlacht schiffes hervorhebt und auf den unerwartet geringen Erfolg der Torpedos hinweist. Auch Admiral Tirpitz beantwortete in diesem Sinne die Fragen der Budgetkommission, sowie die über die Ursachen der wenigen Treffer, welche die japanischen Torpedoboote erzielten. Er weist die Verwendung der Torpedos und Seeminen zum größten Teile der defen siven Kriegführung der Küstenverteidigung zu. Die Wirkungen beider seien rein örtlich und durch die Um stände bedingt. Die Seeminen seien überhaupt keine überall gebrauchsfähige Waffe, sie bilden nur ein Hin dernismittel. Noch ist der russisch-japanische Krieg nicht beendet, eine Begegnung der Flotten der Admirale Togo und Roschdjestwenski möglich. Es ist aber anzunehmen, daß auch diese noch bevorstehenden Kämpfe den hohen Ge fechtswert der Schlachtschiffe kleineren Schiffen gegen über behaupten werden. Politische Weltscbau. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm gestern früh den gewohnten Spaziergang im Tiergarten, besuchte den Reichskanzler, hörte im königl. Schloß die Vorträge des Ehefs des Militärkabinetts und des Chefs des Admiralstabes, nahm um 12'/, Uhr militärische Meldungen entgegen und begab sich sodann zu einem Frühstück beim Offizierkorps des Kaiser Alexander- Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1. Die Reise des Kaiserpaares nach dem Süden soll, wie jetzt verlautet, Ende März angetreten werden. Das Kaiserpaar wird auf der Reise nach dem Süden von den Prinzen Eitel Fritz, Oskar und Joachim, sowie der Prinzessin Victoria begleitet sein. Die Kaiserin begibt sich mit den Prinzen und der Prinzessin am 23. März nach Abbazia, wohin ihr der Kaiser am 29. März folgen wird. Der Monarch wird dann einige Tage bei der Familie verweilen, worauf er mit der Kaiserin auf der Kaiserjacht „Hohenzollern" die Mittel meerreise antritt. Prinz Friedrich Leopold von Preußen wird seine Reise nach Ostasien nächsten Sonntag nach mittag antreten. Er begibt sich, wie schon gemeldet, zunächst nach Genua, um von dort zu Schiff die Fahrt fortzusetzen. Bei der jüngsten Anwesenheit hervorragender einzelstaatlicher Minister in der Reichshauptstadt ist kein Moment in die Erscheinung getreten, welches dafür spräche, die verbündeten Regierungen würden gegenüber der aus dem Schoße des Reichstags erneut ergangenen Anregung der Einführung einer Wehr steuer demnächst eine freundlichere Haltung beobachten als früher. Zu recht erregten Szenen ist es gestern gleich zu Beginn der Spezialdebatte über den Kultusetat im preußischen Abgeordnetenhause gekommen. Die lebhafte Beunruhigung, die im Anschluß an die be kannten Vorgänge an den Technischen Hochschulen unter der deutschen Studentenschaft Platz gegriffen hat, mußte auch im Parlament bei der ersten sich bietenden Ge legenheit zum Ausdruck gelangen. Schon jetzt läßt sich erkennen, daß hier sehr scharfe Gegensätze obwalten, und sie werden gewiß nicht gemildert durch die Auf regung, welche die jedes Jahr wiederkehrende Kultus debatte mit ihrer Neubelebung der religiösen Leiden schaften ohnedies bei den Abgeordneten zu erzeugen pflegt. In der Kommission für Handel und Ge werbe des preußischen Abgeordnetenhauses wurde gestern abend die Beratung über die Grundsätze bei Ausschreibung von Submissionen auf Grund von Anträgen der Abgeordneten vr. Arendt, Hammer und Oeser - Rosenow, beendet. Für Streitigkeiten, die zwischen Lieferanten und Behörden über Lieferungen entstehen, sind Schiedsgerichte beschlossen worden. Die Submittenten sollen in der Regel Kautionen nicht über 5 Prozent der Anschlagssumme hinterlegen. Bei Be stimmung der Fristen für zu liefernde Arbeiten soll tunlichst darauf geachtet werden, daß die Arbeit ganz oder teilweise in der geschäftsstillen Zeit ausgeführt werden könne. In Hannover spitzt sich der Streit um die aka demische Freiheit bedeutend zu; gestern haben die Studenten den Besuch der Technischen Hochschule ein gestellt und 900 junge Studierende befinden sich im Streik. Die Verhandlungen zwischen Deutschland und England wegen der Behandlung auf britisches Gebiet übertretender Eingeborenen in Südwestasrika, die sich gegen die deutsche Herrschaft erhoben, haben bisher noch zu keinem Resultate geführt und werden es auch wohl überhaupt nicht. Die englische Regierung wahrt ihren bisherigen Standpunkt, wonach diese Neger als krieg- ührende Partei anzusehen sind, aus Nützlichkeitsgründen ür ihre eigene Herrschaft, da sie bei einer Parteinahme ür Deutschland bekanntlich mit einer weitere Folgen nach sich ziehenden Erregung der Eingeborenen ihrer Kolonien rechnen muß Unter diesen Umständen muß mau weiterhin darauf gefaßt sein, daß Hendrik Witboi, der sich vermutlich jetzt in der Gegend von Gochas auf hält, sich zur richtigen Zeit über die englische Grenze flüchtet und uns ebenso wie andere Häupter der Er- Hebung entschlüpft, ohne daß sie die verdiente Strafe erreicht. Die Bergarbeiter des Ruhrreviers und der Reichskanzler. Wie aus Essen gemeldet wird, hat eine Versammlung der Belegschaft der Zechen Sälzer und Neuak ein Telegramm an den Reichskanzler gesandt, er möge veranlassen, daß die Gemaßregelten wieder eingestellt werden. Ob der Reichskanzler das vermögen wird, ist wohl sehr fraglich. Denn bekannt lich ist sein Einfluß auf die Zechenverwaltungen ein nicht gerade sehr bedeutender. Nach Meldung des Generalleutnants von Trotha ist die zweite Kompagnie Feldregiments 1 nach Geitsabis zur Aufklärung vorqegangen, woselbst am 13. Februar die Telegraphenstation von einer Hottentottenbande angegriffen worden war. Nach ihrer Rückkehr soll am 2l. Februar ein Detachement unter Hauptmann von Zwehl, bestehend aus der 2. Kom pagnie Feldrcgiments I, 10. Kompagnie Feldregiments 2 und Halbbatterie Stuhlmann von Gibeon den Hudup aufwärts marschieren, um Nordbethanierbanden, die östlich Maltahöhe festgestellt worden sind, anzugreifen.