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Sächsische Verheilung Bezugsbedingungen: vk «qchet« j«d«» woch«»I«, L Uhr mit dem Vatu« de» solgradmi l««-» vir S«Mg »gebühr betrügt 1L0 Mark ,1»^»hr«ch od« HO pfgfür jede» Monar Vie .v»rtz«U»o«- tlt p, bezieh« durch di, katserltch« pvstmMU«, di« Landbrirsträg« »md durch »ul«,»-«. v^fr^rc»^«uugtu,llm»«h«I>« di» Pust »och di« »ustrlluu«»grb«,r vo» 4b Pf,. Lele-ramm-Kdr.: vorfzritung vrrrden. Anzeiger für Stadt und Land mit der Beilage: „Illustriertes Sonntags-Blatt" Amtsblatt für die Rgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Ngl. Amtsgericht Dresden, die Ngl. Forstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Gberlößnitz Anzeigen-Preise: vt« «inspalttgr L«il« Id pfg, »»ter .eiogrsandt' 40 Pt». S»zet«rn.ttm>ohm« erfolgt dt» mittag, 12 l«r. — «»»»lsmestelle» Md: Unser, LeschLfttstUU, llet»e Nleitzner «basse Ur. 4. Iuvaltd-ttdunk, ksaalensteind votier, Nud. Moss«, G. k. Vaud« t <lo. in Leip^a, -ranlsurt n M ; G.tlohltntt«sselU»ors; kiuaoMuchlertnUdtzsckmn. droda, «Vtt» vittrich in Nettzendors, ksugo Dpttz in Leudnitz-Neuostra, Lmil Uollau in Serkowttz, Nn» Grtmm in Vr«»den.Wölfnitz, Friedrich leuch«, in «iolledaude, Neinh. Ivosth« in MorttzbutD, Vtto Uunath in Cotta, Max Zeurich in coschmtU Telephon: vrerden, Nr. 3916. Nr. 43. Dresden, Dienstag, den 21. Februar 1905. 67. Jahrgang. Das Ren eß*. Der neue Dom in Berlin soll auf Unordnung des Kaisers ständig geöffnet gehalte« werden. Der Großherzog und die Großherzogin von Hessen werden sich zur Beisetzung des Großfürsten Sergius nach Moskau begeben. Das Toten amt zum Gedächtnis des Großfürsten Sergius findet am 23. Februar in Moskau statt. Im Moskauer Bezirk droht ein allgemeiner Streik der Bahnbeamten; der Bahnverkehr von Moskau nach Windau ist bereits eingestellt. — In einigen Teilen Sibiriens herrscht Hungersnot. Die Ermordung der Attoch's von Gilaen- heimb und de Cuverville wird von amtlicher fran zösischer Seite bestätigt. In die rumänische Deputiertenkammer wurden bisher 157 regierungsfreundliche und 15 oppo sitionelle Mitglieder gewählt. Auf die amerikanische Gesandtschaft in Paris wurde ein mißlungenes Bombenattentat verübt, wobei der Täter schwer verletzt wurde. Der Mord in Rußland. Mit Blut und Greueln ist der Weg bezeichnet, -us dem das Schicksal des heutigen Rußlands einher wandelt. Wie sein Vater Alexander II. ist nun Groß fürst Sergius der Bombe eines Meuchelmörders erlegen; nur zerschmetterte Teile seines Leichnams konnten ge sammelt werden. Schauer ergreifen das Gemüt an gesichts dieses neuen furchtbaren Verbrechens; aber man kann es sich nicht verhehlen, daß die Tat aus den Ver hältnissen leider nur zu gut erklärbar ist. Der Ermordete hatte sich durch seine Amtsführung in Moskau nicht nur in den revolutionär gesinnten Kreisen, sondern auch bei durchaus vaterlandstreuen Elementen schwere Feind schaft erworben; seine durch den Zaren verfügte Ent hebung von dem Posten des Generalgouverneurs wurde mit Freuden begrüßt. In den Äugen der offenen Feinde des herrschenden Systems war er sozusagen die Verkörperung der Richtung, die es für sie zu bekämpfen galt. So kam es zu der Tat, die an sich ja selbst verständlich verabscheuenswert ist; das Opfer war aber nicht schuldlos an seinem Geschick. Der Mörder hat aus seinem Motiv gar kein Hehl gemacht, sondern sich als Mitglied einer revolutionären Organisation bekannt. Es fragt sich noch, wie der bleibende Eindruck der Katastrophe auf die leitenden Stellen in Petersburg sein wird. Für sie gilt es, einerseits die Autorität der Staatsgewalt unbedingt aufrecht zu erhalten und die öffentliche Sicherheit zu wahren, dabei aber den be rechtigten Reformwünschen noch in weiterem Maße Entgegenkommen zu zeigen, als es bisher schon ge schehen ist. Man mag über die sittlichen Qualitäten der Männer, die in Rußland das Heft in den Händen haben, denken wie man will, es wäre doch kindisch, zu wähnen, sie ließen sich durch Attentate imponieren. Dazu ist denn doch der Altrusse aus zu hartem Holze geschnitzt und viel zu sehr Anhänger des trotzigen: Auge um Auye, Zahn um Zahn, Beule um Beule. Noch immer rief in Rußland der rote den weißen Schrecken, die Dynamit bombe die Kosakenknute auf den Plan und in dieser schlägt mit den Gewalthabern auch die große Masse, die noch heute dem Zaren blindlings ergeben ist, auf die Aufrührer ein; hat doch auch in Moskau das er regte Volk unmittelbar nach dem Attentat sich in blinder Wut auf die Studenten gestürzt, in denen es instinktiv die Urheber des Verbrechens witterte. Großfürst Sergius ist geboren in ZarSkoje-Selo am 29. April 1857 als Sohn des Zaren Alexander II. Bekanntlich war er bei Ausbruch der Unruhen Gouver neur von Moskau und ist aus seinem Palais in den Kreml geflüchtet, in dem jetzt das Attentat sich ereignet hat. Seine Gemahlin ist die im Jahre 1864 geborene Prinzessin Elisabeth von Hessen, Schwester der Prinzessin Alix von Hessen, der jetzigen Zarin und des Groß- Herzog- Ludwig. Der Großfürst Sergiu- war Chef des preußifchen Kaiser Alexander-Ulanen-Regiment- Nr. 3 und Ritter des Schwarzen Adler-Orden-. Der deutschen Wilwe des Ermordeten gelte zuletzt unser wehmütiger Gruß. Als ein Lichtengel der Barm herzigkeit hatte sie das Herz des Volkes von Moskau sich gewonnen. Selbst kinderlos nahm sie die Armen und Kranken der Stadt, soviel,es anging, leutselig an Kindesstatt an. Man hatte den Gemahl umsonst gewarnt, nicht mehr ohne die Großfürstin auszufahren; nur an ihrer Seite sei er vor Attentaten gesichert Und kaum war das Entsetzliche geschehen und Elisabeth nach dem Schauplatze des Verbrechens geeilt, da ent blößte weinend die zusammengeströmte Menge vor seiner so jählings zur Witwe gewordenen Wohltäterin da« Haupt. Wahrlich, der einzige mildfreundliche Stern über dem grausigen Nachtgemäldc von Moskau! Politische Weltschau. Deutsches Reick». Der Kronprinz ist von Florenz wieder nach Berlin zurückgekehrt, während seine Braut sich zu ihrer in Cannes befindlichen erkrankten Mutter begab. Prinz Heinrich begab sich im Auftrage des Kaisers nach Rußland, um an den Beisetzungsfeierlich ketten des Großfürsten Sergius teilzunehmen. Dem verdüsterten toskanischen Hofe steht ein neues Glück bevor: die Prinzessin Margarete Maria von Toskana, die Stiefschwester der Gräfin Montignoso, wird sich in nächster Zeit mit dem Prinzen Georg von Bayern, dem Sohne des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold, verloben. Die Geneigtheit Kaiser Wilhelms, den Titel eines Ehrendoktors der Rechte von der Universität Pennsylvaniens zur Feier der Wiederkehr von Washingtons Geburtstag am 22. Februar anzunehmen, wird in New- Aork als ein weiterer Beweis seiner freundlichen Ge sinnung gegenüber den Vereinigten Staaten aufgefaßt. Der Kaiser ist der erste Monarch, der in dieser Weise durch eine amerikanische Universität geehrt wird. Der deutsche Botschafter Freiherr Speck von Sternburg ist vom Kaiser angewiesen worden, das Doktordiplom für ihn in Empfang zu nehmen. Präsident Roosevelt wird zu gleicher Zeit denselben Grad erhalten. Sobald sich nach Verabschiedung der Handels verträge durch den Reichstag mit Sicherheit übersehen lassen wird, wann sie in Kraft treten werden, wird auf Grund des 8 12 des Zolltarifgesetzes vom Dezember 1903 durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesrats der Zeitpunkt bestimmt werden, mit welchem der neue deutsche Zolltarif in Kraft tritt. Selbstverständlich wird dieser Zolltarif gleichzeitig mit den neuen Verträgen in Kraft treten. Man nimmt nach dem bisherigen Verlauf der Reichstaqsverhandlungen vorläufig an, daß dieser Zeitpunkt der l. März 1906 sein wird. Eine Erklärung veröffentlicht das Organ des Deutschen Flottenvereins: In der Budget kommission des deutschen Reichstages haben Zeitungs berichten zufolge Mitglieder der Zentrumspartei, sowie der Freisinnigen Volkspartei den Deutschen Flottenverein und dessen Agitation als „gemeingefährlich" bezeichnet. Diese Bezeichnung kommt einer Beschimpfung unseres Vereins gleich, der in durchaus selbstloser Weise das Eintreten für eine angemessene Verstärkung der deutschen Flotte als seine nationale Pflicht erachtet, an dessen Spitze deutsche Fürsten als Protektoren stehen und dem 650,000 deutsche Männer angehören. Ich muß jenen Ausdruck als sachlich durchaus ungerechtfertigt und der Form nach als in hohem Grade ungehörig bezeichnen. Der Deutsche Flottenverein wird sich im übrigen durch solche Angriffe nicht abhalten lasten, auch weiterhin — genau wie bisher — seine Schuldigkeit zu tun, indem er seinem Programm entsprechend förtfährt, das deutsche Volk aufzuklären und in demselben immer mehr die Ueberzeugung zu stärken, daß nur eine starke Flotte imstande ist, schwere politische nnd wirtschaftliche Ge fahren von unserem Vaterlande abzuhalten. Er hofft, diese Aufgabe um so sicherer lösen zu können, da er weiß, daß das national fühlende deutsche Volk hinter ihm und seinen Bestrebungen steht. Berlin, den 17. Februar 1905. Otto Fürst zu Salm, Präsident des Deutschen Flottenvereins. Wie stark muß die deutsche Flotte sein? Eine der Hauptaufgaben, die der Kriegsmarine zufallen, besteht darin, unseren Seehandel, der für das wirt schaftliche Leben Deutschlands eine Existenzbedingung geworden ist, zu schützen und zu stärken. Ls wäre töricht, zu behaupten, daß die Marine einen Seehandel schafft, denn unser Seehandel ist ohne eine solche groß geworden, so daß wir bekanntlich schon seit langem die zweite Stelle unter den handeltreibenden Staaten ein- nehmen; aber dieser beansprucht als Rückhalt eine Marine, die stark genug ist, ihn zu schützen, sofern er nicht in Hände von Kaufleuten übergehen soll, die solchen Schutz genießen. Niemand wird im Ernste bestreiten, daß ein Seekrieg für unseren Handel von unberechenbarem Schaden sein würde. Mag der Krieg günstig oder ungünstig für uns ausfallen, in jedem Falle wird unser Seehandel ungeheuer leiden und um Jahrzehnte zurückgeworfen werden. Daß wir das ver lorene Feld aber wieder gewinnen, muß bei dem Wett rennen der Völker auf diesem Gebiete als ausgeschlossen betrachtet werden. Günstigstenfalles würden wir Jahrzehnte dazu gebrauchen, um unseren jetzigen Stand zu erreichen. Wir müssen daher eine Flotte haben, die so stark ist, daß sie uns nach menschlichem Ermessen die Segnungen des Friedens garantiert. Eine solche Flotte vermag aber auch in Friedenszeiten die Sicherung zu bieten, daß unsere überseeischen Handelsbeziehungen sich festigen, ausbreiten und in geordneten Bahnen voll ziehen, und eine solche Flotte ist auch billig, wie viel sie auch kosten möge. Der erste der von der preußischen Regierung angekündigten Novellen zum Berggesetz ist dem preußischen Abgeordnetenhause zugeqangen. Die Vor lage trägt die Ueberschrift: „Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der tzß 65, 156 bis 162, 207 a des Allgemeinen Berggesetzes vom 24. Juni 1865;1892 und des dritten Abschnittes des Ausführungsgesetzes zum Reichsgesetz über die Zwangsverwattung vom 23. September 1899." An Stelle der Zs 65, 156, 158 bis 162 und 207 a des Allgemeinen Berggesetzes treten ein neuer Z 65 mit 17 weiteren 65 s bis 65 r, deren Bestimmungen den Behörden einen größeren Einfluß bei der von den Grubenbesitzern beabsichtigten Still legung von Zechen gewähren und die Durchführung eines Zwangsbetriebes ermöglichen. Die Vorlage ent hält einen weiteren Titel, welcher von der Aufhebung des Bergwerkeigentums handelt, das sind Bestimmungen, unter denen in gewissen Fällen das Oberbergamt die Einleitung des Verfahrens auf Entziehung des Berg werkeigentums aussprechen kann — Es handelt sich, wie man sieht, bei der Vorlage nur um Abänderungen der Bestimmungen über das Stillegen der Zechen, die Vorlage, die den Forderungen der Bergarbeiter ent gegenkommen soll, steht noch auS. Oefterreicd-Ungar«. Im ungarischen Reichstag wurde Sonnabend ein königliches Reskript verlesen, welches besagt, der König könne infolge ein getretener Hindernisse nicht, wie sein väterliches Herz es wünschte, den Reichstag persönlich eröffnen. Daher wird der Reichstag für eröffnet erklärt. Im Magnaten hause wurde ferner ein königliches Handschreiben verlesen, wonach daS bisherige Präsidium wieder ernannt wird. Frankreicki. Der Minister des Aeußern Delcastö hat von dem französischen Konsularagenten in Tschifu einen Bericht erhalten, welcher bestätigt, daß der Führer und ein Matrose der Dschunke, auf der die Attaches von Gilgenheimb und de Cuverville Port Arthur verlassen hatten, bestanden haben, die beiden Marineattachös und einen sie begleitenden russischen Bedienten über Bord geworfen zu haben. Der Dschunkenführer und der Matrose, die von den chinesischen Behörden verhaftet wurden, sollen drei Mitschuldige haben. Pariser Blätter veröffentlichen weitere ent setzliche Einzelheiten über die von dem ver hafteten Kolonialbeamten Toquet und besten Genossen in Französisch-Kongo begangenen Grausam keiten. Dieser soll nicht einen, sondern drei Eingeborene mittels Dynamitpatronen getötet haben. Ein Admini strator namens Marsaut habe eine Eingeborene, die ihm nicht zu Willen war, bei lebendigem Leibe ver brannt. Rußland. Die Leiche des Großfürsten Sergiu- wird in aller Stille in einem Kloster bei Moskau beigesetzt werden; gleichzeitig findet eine Trauerfeier in Zarskoje Selo statt.