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Sächsische vorszeitung n Bezugsbedingungen: m, rrlcheinl j«»,» Woche,t«, »achmttteg» » Uhr »tl d«, Val,», d« r<v». vu SeM-egtdühr betritt l« Mar« vtrN^VHrllch »d« b« pfgfür Manat, VU .vors^tt»Ng" ist,« begehe» durch dt« kaiserlich«, poftmchalte». dl. Qu^rUstrSg« u»t> tmrch u^revate» ve«freierLlchiu^duq«m>erhebt U« poch »»ch bt« ruftewmg^ebühr va, « pf^ Lele-ramm-ttdr.: vorszeitung Vierden. Anzeiger für Stadt und Land mtt der Vellage: „Illustrierter Sonntag;-vlatt" Amtsblatt für die Ugl. Llmtrhauptmannschaften Dresden-Nttstadt und Dresden-Neustadt, für das Ugl. Amtsgericht Dresden, die Ügl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinde Dberlößnitz Anzeigen-Preise: Telephon: Dresden, Kmt II. Nr. 578. Nr. 26. Dresden, Mittwoch, den I. Februar IY05. 67. Jahrgang. Das -Neueste. Der Kaiser wird der Hochzeit des Groß- herzogS von Hessen nicht beiwohnen und hat den Prinzen Heinrich mit seiner Vertretung beauftragt. Die wichtig"en, durch die neuen Handelsver träge bewirkten Aenderungen des deutschen Zoll tarifs sind soeben bekannt gegeben worden. Die Stadt Warschau ist in den „Zustand eine verstärkten Schutzes" erklärt worden. Bei den Unruhen in Warschau sind am letzten Sonntag 160 Personen getötet und verwundet worden. In der gestrigen Sitzung der Hull-Kommission kam es wegen einer Zeugenaussage über die Beschießung des schwedischen Schiffes „Aldebaran" zu einem Konflikt. Der japanische Gesandte in London weist in einer Note nach, daß Japan niemals, wohl aber Rußland die Neutralität China» verletzt habe. Die russische Gefahr. Es dürste hinreichend bekannt sein, daß da- große russische Reich sich nirgendwo so recht warmer Sym- pachien erfreut, da seine Ländergier eine unersättliche ist und man überdies dem nordischen Bären gemeinhin nichts Gutes nachsagt. Der furchtbare Krieg im fernen Osten, der gegenwärtig noch immer tobt und der dem „heiligen" Rußland schon manch' böse Schlappe seitens der „gelben Teufel" eingetragen hat, duckt zwar den Kopf des Bären gar gewaltig herab und findet auch noch ausgiebige Unterstützung in der revolutionären Gärung, von welcher das weite russische Reich zurzeit im Innern heimgesucht wird, indessen ist auf Grund alter Erfahrungen doch so viel sicher, daß Rußland, wieder einigermaßen zu leidlichem Ansehen gelangt, seine Expansionsgelüste auch gar bald von neuem beleben wird. Es ist darum gar nicht zu verwundern, wenn man in der ausländischen Presse fast durchweg unver hohlener Schadenfreude begegnet über die gewaltigen Schläge, die der Russe weit draußen in der Mand schurei und bei Port Arthur erhalten hat, und daß man dem kleinen japanischen Volke, das so energisch dem Russen zu Leibe geht, die wärmsten Sympathien mlzearuoriugt. Auch die Bewohner der skandinavischen Halbinsel haben me ein rechtes Zutrauen zu dem mächtigen russischen Nachbar gehabt. Man hat immer gewußt, daß eS die Russen nach dem Besitze einiaer norwegischer Fjords gelüstet, um einen eisfreien Krieg-Hafen am Atlantischen Ozean zu erhalten. Während de» jetzigen Krieges hat die norwegische Presse, trotz unzweifelhafter Sympathien für Japan, sich aber gehütet, das russische Volk unnötig zu reizen, im Gegensatz zu den Schweden, die ihrer großen Freude über die russischen Niederlagen unverhohlenen Ausdruck gegeben haben. Man braucht nicht politisch sehr begabt zu sein, um zu verstehen, daß dir- auf die Ruffen einen höchst unangenehmen Ein druck machen mußte. Das hat jetzt auch der berühmte schwedische Forschung-reisende Sven Hedin, der soeben von einem längeren Aufenthalt in St. Petersburg zu- rückgekehrt ist, bestätigt. In mehreren, von ernster Besorgnis erfüllten Artikeln ermahnt er seine Landsleute zur Vorsicht. Besonder- der letzte Artikel, in dem er vif eine drohende Kriegsgefahr aufmerksam macht, hat in ganz Skandinavien gewaltiges Aufsehen erregt. Sven Hedin schreibt u. a.: „Drei Weltmeere sind da- Endziel der russischen Politik: der Stille Ozean, da- Indische Meer und der atlantische Ozean. Ueberall liegen andere Reiche im Kege und nur mit Kriegsgewalt kann die Herrschaft der russischen Flagge über die Küsten eine- Ozean erzwungen werden. Die Morgendämmerung de- neuen ZahreS brachte die lange erwartete Nachricht, daß Port Arthur seinen Kampf ausgekämpft und damit waren alle Illusionen, die da» erstgenannte Meer betreffen, vernichtet Es bleiben also zwei. Von diesen wird da» Indische Meer mit der strengsten Aufmerksamkeit von den Staatsmännern des starken und mächtigen England bewacht. Am Atlantischen Ozean ist der Wider stand am schwächsten. Hier braucht Rußland eine strategische Basis, von der es freien Zugang zum Meere hat, ohne von den verschiedenen Gefahren abhängig zu sein, die mit den Fahrten durch die Sunde zwischen oen dänischen Inseln und Schweden verbunden sind. Die Tatsache kann nickt bestritten werden, daß die Situation am Atlantischen Ozean im höchsten Grade gefährlich geworden ist, und an dem Tage, wo Port Arthur fiel, haben sich die Aussichten nicht gebessert. Die Gefahr im Westen hat sich in doppelter Weise ver größert, teils durch den Verlust de- beständig eisfreien östlichen Meeres, teü» durch das bei Madagaskar liegende Baltische Geschwader. Japan wird auf keinen Fall zulaffen, daß die russische Flotte bei Madagaskar oder an einer anderen Küste eine Stunde länger liegen bleibt, als eS die Pflicht der neutralen Staaten erlaubt und fordert. „Kommt ent weder und begegnet unS auf dem offenen Meere oder kehrt um und zieht nach Hause!" Wird die letzte Alter native gewählt, dann werden die Küstenbewohner der Ostsee sehr bald die dunkle Linie der russischen Schlacht schiffe am Horizont erblicken. So lange wie Rußland überhaupt eine Flotte be sitzt, ist sie dazu da, um mit denen Krieg zu führen, die seinen Plänen im Wege liegen. Und so lange wir den atlantischen Plänen Rußlands im Wege liegen, muß eine intime Berührung mit seiner Flotte unbedingt zu den Möglichkeiten gerechnet werden, auf die wir unS vorbereiten müssen. Dbe^russische Flotte in der Ostsee hat den Nachbarstaaten gegenüber eher eine offensive, als eine defensive Aufgabe. Schweden wird nur gut daran tun, wenn e- der Entwickelung der russischen Flotte die Aufmerksamkeit widmet, die sie im höchsten Grade verdient." Sven Hedin ist einer der ausgezeichnetsten Kenner Rußlands und darum haben seine vorerwähnten Aus führungen auch gewaltiges Aufsehen in seinem Vater lande erregt. Es kann jedoch nicht schaden, wenn diese Worte auch anderwärts Beachtung finden und diejenige weise Vorsicht herbeisühren, die nun einmal einem auf Raub Ausgehenden gegenüber stets am Platze ist. Unsere deutsche Diplomatie dürste auf diesem Ge biete genau informiert sein, und selbst wenn sie eS nicht wäre, was aber kaum anzunehmen ist, so hätte sie hinreichend Zeit und Gelegenheit aus der Geschichte sestzustellen, daß Rußlands Ländergier eine unbeschränkte fft, mit welcher namentlich feiten- der benachbarten Staaten ohne Zweifel gerechnet werden muß. Der Präsident des französischen Automobil klubs, Baron Zuylen, wird mit dem Marquis de Dion die Automobilausstellung in Berlin besuchen und dem Kaiser die Ehrenplakette überreichen, die das Klubkomitee dem Monarchen für seine Verdienste um den Automobilsport gestiftet hat. Zu den Veröffentlichungen über die Handels verträge schreibt die konservative „Post": „Nach dem, was in der „Nordd. Allg Ztg " über den Inhalt der Abschlußverträge mit Zubehör mitgeteilt ist, wird an zuerkennen sein, daß die Regierung das Ziel, welche- sie sich gesteckt hatte, in der Hauptsache auch erreicht hat. Ohne Zweifel ist eine ganze Reihe vom einseitigen Standpunkt der Landwirtschaft verständlicher Wünsche nicht erfüllt worden, aber eS unterliegt ebensowenig einem Zweifel, daß die neuen Handelsverträge allen Zweigen der heimischen Produktion einen sehr viel wirk sameren Zollschutz bringen, als sie ihn zurzeit genießen. Auch ist anzuerkennen, daß die Veterinär-Konventton, indem sie unserer Regierung die volle Freiheit vorbe hält, eine auf das ganze Gebiet von Oesterreich-Ungarn sich erstreckende Präventivsperre anzuordnen, die Mög lichkeit völlig aufrecht erhält, unfern Viehbestand gegen Verseuchung vom Auslande zu schützen. Wie die Vertreter der landwirtschaftlichen Interessen, so werden einige Vertreter der Interessen unserer ausführenden Industrie einen Teil ihrer Wünsche unerfüllt sehen. Bei der zunehmenden Tendenz, den Zollschutz für die Industrie zu verstärken, konnten naturgemäß so weit gehende Zollerleichterungen für unseren Handel nicht überall erreicht werden. Aber auch hier wird zuzugeben sein, daß von der Regierung soviel erreicht ist, wie vernünftigerweise erwartet werden konnte. Hier wird die Regierung nach dem Inhalt der abgeschlossenen Handelsverträge sür sich in Anspruch nehmen können, der heimischen Landwirtschaft einen verstärken Zollschutz gesichert zu haben, ohne doch Lebensinteressen anderer Zweige der heimischen Gütererzeugung ernstlich geschädigt zu haben." Zum Mitglied deS kaiserlichen DiSziplinar- hofes wurde der Direktor im Reichsamt deS Inner» vr. Richter ernannt. Der Beirat für Arbeiterstatistik war vom 23. bis 26. Januar unter dem Vorsitz des Präsidenten v. Borcht zu einer Plenarsitzung versammelt, um Aus kunftspersonen aus der Fischindustrie zu vernehmen. Ueber die Ergebnisse der Vernehmung wird demnächst in einer neuen Sitzung des Beirates verhandelt werden. Politische Weltscharr. Deotsedes Akeieb. Der Kaiser besichtiyte gestern morgen mit dem Prinzen Heinrich die Geweih- auSstellung im alten Akademiegebäude zu Berlin, wo auch Fürst SolmS-Baruth eintraf, unternahm einen Spaziergang im Tiergarten, besuchte den Reichskanzler und hörte im Königlichen Schloß die Borträge deS Chefs des ZivilkabinettS und des Minister- Freiherrn v. Hammerstein. Das Befinden des Prinzen Eitel Friedrich ist den Umständen nach befriedigend. Erfreulicherweise hat die Besserung auch während deS gestrigen Nach mittags angehallen und die Schmerzen in der linke« Seite haben weiter nachgelassen. Die Kaiserin, die gestern nachmittag um 3 Uhr da- Kabinett-Hau- ver lassen hatte, begab sich bereit- um 4'/« Uhr wieder an da- Krankenlager ihre- Sohne- und verweilte dort bis um Mitternacht. Der gestern (Montaa) um 8 Uhr abend» au-gegebene Krankheitsbericht hat folgenden Wortlaut: „Seine Königliche Hoheit hatte am Tage wenige Beschwerden und viel geschlafen. Temperatur am Abend 37,7, Pul» 72, Atmung 28, Nahrungsauf nahme gut. Prinz Adalbert von Preußen in Dares salam. Nach der „ Deutsch-Ostafr. Ztg." wird der Kreuzer „Hertha" mit dem jüngst zum Oberleutnant beförderten Prinzen Adalbert, dem Sohne deS Kaiser- Paare-, am 2. Februar in Daressalam eintreffen. Die „Hertha", welche seit anderthalb Jahren Prinz Adalbert al- Leutnant zur See an Bord hat, befand sich seit dem Jahre 18W, kurz nach ihrer Indienststellung, bei dem Kreucergeschwader in Ostasien. Der Lsteuzer „Bussard" wird sich zu dieser Zeit auch noch in Dares salam befinden, ebenso vielleicht ein französische- und ein italienisches Kriegsschiff. L« Mit dem Streik im Ruhrkohlenrevier be schäftigte sich gestern da» preußische Abgeordnetenhaus. Bei Beratung der Anträge auf Einsetzung von parla mentarischen Sachverständigen-Kommissionen zur Unter suchung der Arbeiterverhältnisse im Kohlenbergbau er klärte Minister Möller, die von der Regierung in Aus sicht gestellte Vorlegung einer Novelle zum Berggesetz werde nach dem einstimmigen Beschluß deS StaatS- ministeriumS aufs äußerste beschleunigt werden, so daß er hoffe, den Entwurf in wenigen Wochen einbringen zu können. Unter diesen Umständen halte er die parla mentarische Erörterung jetzt nicht als nützlich und bitte deshalb, die Anträge zurückzuziehen. Untersuchungs kommissionen seien eingesetzt, deren Zusammensetzung jeden Verdacht der Einseitigkeit unmöglich machen werde. Erhoffe, daß die Führer der Arbeiter und die Arbeiter massen, nachdem fie wissen, daß ihre Hauptbeschwerden behoben werden, nicht in den gleichen Fehler verfallen, wie der Bergbauliche Verein, und daß sie nicht zu einem allgemeinen Nachteil den Streik fortsetzen. Hier auf wurden die Anträge zurückgezogen. — Die gestrige Sitzung de» Bergbaulichen Verein» beschäftigte sich mit der allgemeinen Lage. Nach wie vor hält der Verein daran fest, die Enquete der Regierung abzuwarten und ist bereit, ihr das notwendige Material zu liefern. Außerdem lag eine Aufforderung der Eisenbahndirektton vor, die noch besetzten Kohlenwagen zu entladen. Der Verein wird diesem Ersuchen vorläufig nicht nacbkommen, sondern Strafe zahlen. Die augenblicftiche Enauete veranlaßt den Verein, in den nächsten Tagen häufiger zu Sitzungen zusammen zu kommen als bisher. — Die Hütte Phönix kündigte ihrer gesamten Belegschaft von etwa 35<»O Mann, weil eS ihr nicht möglich sei, trotz großer Anstrengungen den Betrieb aufrecht zu erhalten. Die Kündigung wird zurückgezogen, wenn eS der Hütte gelingt, die nötige Kohlenmenge rufzutreiben.