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MMWMWWWDW^ Seite 9. „Sächsische Dorszeituvg." 22. JanE 4905. Vie Schlacht bei Aesselsöorf am 1b. Dezember 1745 und die ihr folgenden Ereignisse in Dresden. Nachdruck verboten. Die letzte.Schlacht im 2. Schlesischen Kriege. wurde auf Sachsen- Fluren unfern der Residenzstadt geschlagen und nahm einen für die sächsischen Waffen ungünstigen Verlauf. Trotz des Mißgeschicks verdient die Haltung der vaterländischen Truppen und ihre» Führer», de» Generals Grafen von RutowSky, eine» SohueS Augusts de» Starken, der 173b am Rhein und 1737 gegen die Türken mit Auszeichnung gefochten hatte, volle Anerkennung: — Führer wie Soldaten haben ihre Schuldigkeit unter unheilvollen Verhältnissen ganz und voll getan. Von der sächsischen Heeresmacht standen 6000 Mann noch im Verbände der österreichischen Hauptarmee, während 25000 Mann Ende Oktober 1745, befehligt vom Grafen RutowSky, bei Leipzig vereinigt worden waren. Prinz Carl von Lothringen lagerte mit 60000 Mann im nördlichen Böhmen, 10000 Mann befanden sich zur Verstärkung von RutowSki im Vormarsche auf Dresden. Oesterreich und Sachsen hatten sich in einem ge heimen Vertrage geeinigt, den Krieg auch während de» Winter- 174ü fvrtzufetzen. Prinz Carl sollte in die Lausitz einrücken, RutuwSki die preußischen Truppen in den Quartieren bei Halle us». überfallen und dann in die Mark marschieren. Der an und für sich ganz verständige Plan mußte aber infolge der Einsprache Rußlands anfgegeben werden, welches nur einen Angriff der Sachsen auf Schlesien, nicht aver auf die branden burgischen Crblande zulasten wollte. Man beschloß nun, daß RutowSky den Fürsten Leopold von Anhalt — der alte Dessauer von seinen Soldaten genannt — von Leipzig aus nur beobachten, die Hauptarmee vom Prinzen Earl in die Mark vorgeführt werden solle. König Friedrich ll. von Preußen, der sich in Erwartung eines baldigen Friedensschlusses schon nach Berlin begeben hatte, erhielt durch die schwedischen Ge sandten in Berlin und Dresden rechtzeitig Kenntnis von den Absichten seiner Gegner. Unverzüglich traf er mit der ihm eigenen Energie alle Maßnahmen zu einer Fortsetzung des Krieges, dessen Schauplatz nach Sachsen verlegt werden sollte. Fürst Leopold erhielt Befehl, auf Leipzig und von da auf Dresden vorzugehen, „um den Sachsen auf den Hals zu rücken und solche so tüchtig als möglich zu schlagen", während der König von Schlesien aus gegen die Elbe vorzudringen gedachte. Friedrich U., der bei seinem Vormarsch am 23. No vember bei Katholisch - Hennersdorf die Vorhut des Prinzen Carl vernichtet und diesen zum Rückzüge nach Böhmen gezwungen hatte, schrieb an den alten Dessauer: „Er solle in den feindlichen Quartieren eine gute Ravage tun und gut aufräumen". RutowSky war aber inzwischen mit seinen Hauptkräften nach Dresden abgezogen, denen bald die bei Leipzig zurückgelassenen Truppen folgten. Anstatt aber direkt über Grimma nach der Elbe vorzu rücken, schlug der Fürst von Leipzig aus den Weg über Eilenburg und Torgau ein, um sich dann von da über Strehla und Meißen nach Wilsdruff zu wenden. Der König gab widerholt seinem Mißmut und Tadel über die Verzögerung des Marsches und der Operationen in harten Worten Ausdruck. Unfern Meißen gelang es am 13. Dezember dem tapferen sächsischen Reiterfübrer General von Sibilsky mit seinen Schwadronen, die beiden feindlichen Dragoner- Regimenter von Röhl und Prinz von Holstein, welche das Ende der Marschkolonne bildeten, in dem Engweg zwischen dem Flußtal und Zehren überraschend anzufallen und reiche Beute — 2 Paar silberne Pauken, 3 Stan darten und 180 Gefangene — zu machen. Am 13. September hatte RutowSky mit seinem 25000 Mann zählenden und durch 6000 Oesterreicher — Abteilung Grünne, befehligt vom General von Elver- feld — verstärkten Korps eine Aufstellung zwischen Kesselsdorf und der Elbe bezogen, um hier dem Fürsten Leopold entgegenzutreten und in seinem Marsche auf Dresden aufzuhalten. Der inzwischen mit seinem Heere bei Pirna emgetroffene Prinz Carl von Lothringen sicherte für den Fall eines feindlichen Angriffes seme Mitwirkung zu und beabsichtigte, den linken Flügel der genommenen Aufstellung bis nach Bräunsdorf zu verlängern. Die von RutowSky bezogene Stellung war gut gewählt und zu elfter nachhaltigen Verteidigung wohl geeignet. Bei Anlehnung des rechten Flügels an die Elbe fand dieselbe auf dem linken in dem Dorfe Kessels dorf einen guten Stützpunkt. Die Ausdehnung betrug reichlich 7 Kilometer, und 31000 Mann standen zu deren Besetzung zur Verfügung. Der Zschonergrund ist ein starkes frontales Hindernis und konnte infolge der steilen Ränder von der Kavallerie gar nicht und von der Infanterie nur in aufgelöster Ordnung überschritten werden. Auf dem linken Flügel sprang daS Dorf Kesselsdorf bastion-artig vor und konnte von Süden und Südwesten leicht umfaßt werden. Diesem Umstande trug man in sachgemäßer Weise Rechnung. DaS Dorf wurde befestigt, von 7 Grenadier-Bataillonen besetzt; eine Batterie von 25 Geschützen, in Erdaufwürfen gedeckt aufgestellt, umspannte den Westteil des Ortes, neben dem die Chevauleger-Regimenter Prinz Carl (Stamm- truppe der jetzigen 18. Husaren), RutowSky und Sibilsky standen Die beiden Jnfanterietteffen, dahinter als 3. die noch verfügbare Reiterei, zogen sich im Gelände zwischen Kesselsdorf und Pennrich hin, vor ihnen waren 24 Geschütze in 3 Batterien ausgestellt. Den rechten Flügel zwischen Omsewitz und Kemnitz bildeten die Oesterreicher. DaS Wetter war kalt und rauh, der Boden mit Schnee bedeckt, doch dadurch die Bewegungsfähigkeit der Truppen nicht gehindert, die aber durch dir Witterung und mangelnde Verpflegung nicht unwesentttch gelitten hatten; auch war die Stimmung eine vortreffliche geblieben. Der Fürst Leopold von Dessau, verstärk noch durch einige vom General von Lehwald -«angeführte Regi menter, war inzwischen mit seinem Korps bei RöhrSdorf.» eingetroffen und am 15. früh '/,7 Uhr bei völliger Dunkelheit in 4 Marschkolonnen, Wilsdruff südlich um gehend, in westlicher Richtung aufgebrochen. ES war schon 12 Uhr geworden, als die beim Lerchenbusch aufgefahrene preußische Artillerie das Feuer eröffnete. ES mußte rasche Arbeit getan und die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit wohl auSgenutzt werden, um noch den Sieg zu erringen. Der alte Dessauer befahl den sofortigen Angriff auf Kesselsdorf. Mt „scharf geschultertem Gewehr" gingen die preußischen Grenadiere gegen daS Dorf vor, nicht achtend oer schweren Verluste, die ihnen da- Feuer der großen sächsischen Batterie zufügte. In trefflicher Ordnung und unter den Klängen des Dessauer Manche- rückten die Bataillone Kleist, Plotho und Münckow vor, denen der Feldmarschall die Worte zugerufen: „In Jes» Namen, Marsch!" Ein verheerende- Feuer schlug ihnen entgegen, die, unterstützt von dem nachgeführten tapferen Regiment Anhalt, nicht vorzudringen »«mögen und zum - Zurückgehen gezwungen werden. Der Fürst, dessen Rock schon von drei Kugeln durchbohrt ist, zeigt sich uner müdlich tätig seine Grenadiere zum Halten zu bringen. Unkluger Weise dringen aber sächsische Abteilungen nach, maskieren das Feuer chret Artillerie und suchen vergeblich festen Fuß im Gelänoe vor dem Dorfe zu fassen. In diesem Moment reitet daS preußische Dragoner-Regiment von Bonin an und die Attacke gelang in glänzend« Weise. Als nun auch die preußische Infanterie erneut vorrückte, entspann sich vor und in Kesselsdorf ein ver lustreicher Kampf, in dem die Preußen die Oberhand behielten. Das Dorf wurde von ihnen genommen, .der Gegner zurückgeworfen. Inzwischen war auch die Mitte und der linke preu ßische Flügel vorgerückt, hatten die sächsischen Treffen zurückgedrängt und bald erschien jeder weitere Widerstand unmöglich und zwecklos. Teils durch den Plauenschen Grund, teils auf der Straße nach Dresden gingen die sächsischen Truppen zurück, die an Toten und Verwun deten über 6000 Mann, darunter 140 Offiziere, verloren hatten. Ab« auch der Sieg«, und dies »st ein Beweis für die gute Haltung der Sachsen im Gefecht, hatte einen Verlust von 133 Offizieren und rund 5000 Mann erlitten.' Die Grenadin-Bataillone, die bei Kesselsdorf gefochten, büßten mehr als die Hälfte ihres Bestandes ein. Prinz Carl von Lothringen blieb mit 60000 Mann, trotzdem er rechtzeitig von dem Anmarsch des Feinde» benachrichtigt worden war, vollkommen untätig bei dem Großen Garten stehen und soll, wie der Graf von Beust in der Geschichte der Kursächsischen Armee berichtet, gesagt haben: „Die Sachsen sind brave Kerle, sie werden sich halt schon selbst wehren!" Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß der Prinz das Schicksal des Tages für die Verbündeten in der denkwürdigen Schlacht bei Kesselsdorf zu wenden üer- mocht hätte. Er konnte und mußte, rechtzeitig ab marschiert, gegen Mittag zwischen Kesselsdorf und Bräunsdorf emtreffen. Gegen eine reichlich dreifache Überlegenheit würde es dem alten Dessauer nicht ge lungen sein, in der letzten Schlacht, in der er komman dierte, Sieger zu bleiben. Dem Prinzen Carl von Lothringen trifft der harte Vorwurf, die Verbündeten in einer Entscheidungsschlacht im Stiche gelassen zu haben. In Dresden, wo man den Kanonendonner von Kesselsdorf her deutlich gehört hatte, verbreitete sich Schrecken und Unruhe, als die ersten sächsischen Ab teilungen eintrafen, die sich zunächst der hinter die Müglitz zurückgehenden Armee deS Prinzen Carl an schlossen. Die österreichischen Verbündeten hatten vorher in den Dörfern und Vorstädten von Dresden tüchtig geplündert, angeblich um dem siegreichen Feinde die Beute nicht allein zu überlassen. Dresden, von 6000 Mann Landmiliz unter General von Bose besetzt, mußte 2 Tage später kapitulieren. Die Stadt wurde von den Preußen besetzt und auch die Bürgerwehr entwaffnet. Bald trafen auch der König Friedrich ll. und der Fürst von Anhalt-Dessau ein. Tiefbewegt und entblößten Hauptes soll am 17. Dezember der König seinen alten Feldmarschall auf dem Schlacht felde am Lerchenbusch vor Kesselsdorf entgegengegangen sein und ihn umarmt haben. Die bereit- auaeordnete Plünderung der Stadt fand auf Bitte des Superintendenten Löscher von der Kreuzkirche nicht statt, der bei dem Fürsten von Anhalt gegen eine solche Maßnahme die lebhaftesten Vorstellungen erhoben hatte. Die Stadt wurde aber, wie in der Ge schichte der Residenz von Lindau berichtet wird, hart mitgenommen, mußte Rekruten und Pferde stellen und erhebliche Opfer für die Verpflegung der preußischen Offiziere und Soldaten bringen. — König Friedrich ließ am Sonntage nach der Schlacht in der Kreuzkirche eine Dankpredigt halten und unter Kanonendonner ein Tedeum singen. Der Friede von Dresden, am 25. Dezember 1745 abgeschlossen, beendete den 2. Schlesischen Krieg. Tages - Ereignisse. — Berlin. In der Nähe der Berliner Ringbahn statton Putlitzstraße stießen zwei Güter >üge zusammen, wodurch ein erheblicher Materialschaden verursacht wurde. '—Greiz. Im Frankenwald und 1« Äaalegebtet «folgten in der vorletzt« Nicht meß«« Erdstöße mit Gewtttererscheinungen. Die Temperatur ist stellenweise auf —29 Grad Reamnur gesunken. itArU Nymsteig fiel in den letzt« Tagen so hoher Schnee» daß- hu Steinheid «nd Neustadt mehrere Häuf« ausgrfchaufett werd« mußt«. — Halle a. S. An Großer»« äscherte die Ge höfte der Sutsbesttzer Natzemanw und -Bö««' iir Schmiede- hauftu- im Kreise Saatfeld ein. Große Getreide- und Futtervorräte sowie zahlreiche landwirtschaftliche Maschinen find vernichtet. ' Erfurt. 4 In der letzt« dreitägig« Frostperiode find im Thüringer Walde nach Zusammenstellung der bis herigen Meldung« neun Person« der Kälte zum Opfer gefall«. — Görlitz. Unter Bergiftung-erfchchnung« erkranke in Hennersdorf in der. Lausitz nach ch»P.,-Wttageff« eine Familie von vier Personen. Eine Person ist bald ge storben. Die Ursache der Vergiftung ist noch unaufgeklärt. — Siel. Der Inspektor Zand« -«städtisch« Ga». werke wurde weg«! Fälschung von Offtrtm^ bet Sub missionen, namentlich ein« der Firma Buddy ck Göde in Berlin, und wegen Vernichtung von Büche« zu 1 Jahr 5 Monat« Gefängnis verurteilt unter Anrechnung von 7 Monat« auf die Untersuchungshaft. — Bremen. Der SloyddaMpfer „Satzpso" ist am IS. d. M. nacht- bet heftigem Nordweststurm bei Herakles au der anabolisch« Küste gleichzeitig mit «in« größer« Anzahl ander«- Fahrzeuge gestrandet. Dir Vvuaunung ist tu Sicherheit, Einzelheit« fehl« noch. — London. Ju der vorvergangen« Nacht fand tu Thessalien ein heftige» Erdbeben statt > I« Larissa find einige Häuf« eingestürzt. Hai,-ei, Industrie «ad Verkehr. 8 Der „Exportverein im Königreich Sachsen", Dresden, unter dem Protektorat Gr. Ma). König Friedrich August von Sachs«, wird demnächst Wied« im Interesse seiner Mitglied« und auf Kost« des Verein» eine Reise nach Aegypten ausführm last«, um einesteils den be- reits dort arbeitend« Fabrikant« Gelegenheit zur Er ledigung schwebender, geschäftlich« Angelegenheit« zu bieten, anderseits noch nicht in Aegypten eingeführt« Firm« nach Möglichkeit dortselbst ein neues Absatzfeld zu er schließen. Anmeldung« nimmt der Vorstand des Export verein» im Lauft der nächst« Tage noch entgegen. Letzte dkacheishte«. — Vom K-nigShofe. Se. Majestät der König hat sich heute früh 7 Uhr 18 Minuten vom Neustädter Bahnhof in Begleitung deS Generals L ia suii« von Altrock und deS Ordonnanzoffizier- Hauptmann Richt« zu den BeifttzungSfeierlichkeiteu der vorstorbenen Frau Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach nach Weimar begeben und wird von dort heute abend 7 Uhr 15 Miu. nach Dresden znrückkehren. — Ihre Majestät die Königin-Witwe Carola besuchte gestern abend den im Verein für Erdkunde stattgefundenen Vortrag deS Kapitän» Bertrand im Konzerffaal deS Zoologischen Gartens. — Aus dem Polizeibericht. In Jahre 1904 sind bei der Königl. Polizeidirektion hierfelbft 196 Selbst morde und 137 Selbstmordversuche zur Anzeige ge kommen. — Vorgestern nachmittag stürzte aus einem Fenster der 1. Etage des Hause» Rr. 23 der Liebstädter Straße ein 3 jähriger Knabe in den Borgart« herab und erlitt einen kompliziert« Armbruch. Theater-ÄTepertoire. (Ohm Gewähr der Innehaltung.) Königliches Opernhaus (Altstadt). Sonntag, de» 22. Januar: Die gaubersiöte. (Anfang 7 Uhr.) Montag, den 23. Jan»ar: Undine. Dienstag, den 24. Januar: Aida. Mittwoch, den 25. Januar: Der König hat'» gesagt. Donnerstag, den 26. Januar: Samson und Dalila Freitag, den 27. Januar: U. Sinfonie-Konzert. (Ans. 7 Uhr.) Sonnabend, den 28. Januar:Kohengrin. (Anfang 7 Uhr) Sonntag, den 29. Januar: nach«.: »roßmünerchen erzählt. — Die Puppenft«. abend»: Der Lün-g Hal'» gesagt. i (Anfang 7 Uhr.) Königliche- Schauspielhaus (Neustadt). Sonntag, den 22. Januar: Der Verschwender. (Auf 7 Uhr.) Montag, den 23. Jannar: Minna von Barnhelm. Dienstag, den 24. Januar: Brand. (Ausung 7 Uhr.) Mittwoch, den 25. Januar: D'e groß« Leidenschaft. — Da» Schwert dc» Damokle». DonnerStag. den 26. Januar: Jahrmarkt in Pul»nttz. Freitag, den 27. Januar: Sappho. Sonnabend, den M. Januar: Brand. (Anfang 7 Uhr.) Sonntag, den 29. Januar: Jahrmarkt in Puwnitz. Restdruztheater. Sonntag, den 22. Januar: Nachm: Der BeNelstudent. Abend»: Der Famitientag. Montag, den 28. Januar: Der Sturmgesrlle So träte». Ceatraltheater. Sonntag, den 22. Januar: Nach«.: Weihna»t»märchen. Abends: Vari«<-Boruell>rag. Montag, den 23. Januar: BaristS-Borstellung. Vikwria-Suwu Täglich Varias-Bo rite Lung lAufang '/«8 Uhr.