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— Nr. 9. — 8. Jahrgang. — Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende..Sächsische LauVeS-Anzclgcr^ mit täglich einem besonderen Unter- Haltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stelle» monatlich 70 Piq., bei den Post-Anst. 70 Pf. (1888er Ztgs.-Preisliste Nr. 8035.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Soiiimer-EiseiibahiifahrPlanhefk für Sachsen. Wliiter.Eise»bal,»fahrd!a„l>est für Sachsen. Jllustr. «alender de- Sächsischen Sandboten. JllustrirtesJahrcSbnchdesLandcs.A„zeigers. Sächsischer mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiisch^ tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Donnerstag, 12. Januar 1888. Anzeigenpreis de- „Sächs. SandeS-kln-elaer»": Raum einer schmalen Corvnszeile loPfa. Bevorzugte Stelle (ispalt. Petitzeile) 80 Pf. BeiWIederholung großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen ije 8 Silben Corpusschrift bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahme mir bi» Vormittag. 8M: MMn Wt, Buchdnitkerei. Chemnitz. Theaterstraße 8 (Fernsprechstelle Nr. 18S). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. 5örderungl . Lebens, s lbcnd Uhi mlung Krug", klein! nid Willkommens ichsiker. ze Zeit in bei Beschäftigung. Zrabow-Steltiiil leslai-boit wir» «Icugasse 8, II.I reichem Maßt ind Thcilnahin» ig unserer scli! agcn wir hier! reu herzlichstes en der Herr ein :in und Sie vo» , Leid bewahrcns chirmer «mitte, v Köhler, m ann, men der andere«! ssenen. nk eiingange meines «Lkhm«» in so reichem! hcilnahmc. Dans Sparverein für! zcn, insbesondere! or Hoffniann! Worte am Grabe,! reichen Blunien-s sten Dank «ilie Lehmann.! 1. Januar 1688.1 lgilngsllilzeigsi «er schiverem Lei-s 9. d. M. mcinl er guter Schwa-! rsohn, Herr 6IM88, jrc. z des Thcueren! g Nachm. 4 Uhr! s Friedhofes aus.ss leid bittet geb. Großmann! Hinterlasscnen. Necrane, den 9.! c 1888. Begräbnitz- cige. iche Tod entriß rsfrohe Martha hrc und wird di! Nittwoch den 11! ^3 Uhr erfolgen.^ ilnahme bitten er nebst Frau! 9. Januar 1888.1 erer Meldung» 8. d. M. Abend« nach kurzen, abeu mser heißgeliebtes czige Paula in hrcn. »g erfolgt Mitt- anuar Nachmittag :ileid bitten «den Eltern und ßeltern . Ernst Münniä geb. Friedrich, 'traße Nr. 52. Theater.! 10. Ab.-Vorst.) I tenbesitzer.s Acten von Ohnet^ (außer Abonn.) l. Hofschauspieleriv uv Tllrlvl», l für den Regifseu! MüBaleiia! Act. v. P. Lindau» —Frl.UIriokaG «chgcehrte Publikun sicher Betheiligunj! iden 4. Abonnemen aden. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei ^ s7 Jllnftrirtes Unterhaltnngsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichte,l. Vom 10. Januar. Wien. Nach der „Polit. Cvrr." ist insofern eine Besserung der diplomatischen Lage in Betreff Bulgariens eingctreten, als die fried lichen Erklärungen der russischen Vertreter und die versöhnlichen, da durch hervorgcrufencn Gegenverstchcrungen ergaben, daß eine euro päische Lösung im Rahmen des Berliner Vertrages immer noch all seitig für erreichbar gilt und das Ziel des Strebcns aller Cabinete bildet. Vorschläge positibcr Natur können heute näher gerückt gelten, als man noch vor Kurzem annehmen durfte, aber bisher sind solche noch nicht angckündigt. — Es kursirt auch hier das Gerücht von der in Petersburg gemachten Entdeckung einer nihilistischen Verschwörung «gegen das Leben des Zaren. Es sollen viele Verhaftungen stattgc- funden zu haben. (Siche auch Politische Rundschau.) Marseille. Der englische Steamer „Clan Ogilvie", auf der Reise von Bombay nach Marseille, scheiterte an der Insel Madcleine .in der Meerenge Bonifacio. Passagiere und Mannschaft sind gerettet. Politische Rundschau. Chemnitz, den 11. Jannar. Deutsches Reich. Aus San Remo wird vom Dienstag ! telegraphirt: Die regelmäßigen täglichen Ausflüge, besonders die i längeren Spaziergänge, bekommen dem deutschen Kronprinzen vvrtrcff- Ilich. Das Allgemeinbefinden läßt nichts zu wünschen übrig. Die «Rückkehr des Kronprinzen nach Deutschland wird kaum viel vor ! Pfingsten erfolgen, da Ostern in diesem Jahre ziemlich früh (1. April) Ifällt. Der hohe Herr spricht mit besonderer Freude von dem Wiedcr- s sehen seiner Hcimath. — Der feierliche Empfang des Vertreters Kaiser Wilhclm's, des iGrafen Brühl, zum Papstjubiläum vollzog sich in sehr frcundschast- I lichen Formen. Auf die Glückwünsche des Grafen erwiderte Leo VIII., «er halte cs für seine Pflicht, dankbar anzucrkciinen, daß Sc. Majestät « der Kaiser ihm bei vielen Anlässen zweifellose Beweise seiner wohl- «wollenden Gesinnung gegeben habe, namentlich während der Vcrhand- ilungen zur Herbeiführung des religiösen Friedens in Deutschland. «Der gegenwärtige neue Beweis des kaiserlichen Wohlwollens berechtige ihn zu der Hoffnung, daß der Kaiser das begonnene Werk krönen «volle. Der Papst gab seinen besten Wünschen für die kaiserliche Familie, nanientlich für die volle Wiederherstellung des Kronprinzen, I warmen Ausdruck. — Der Krieg-minister Bronsart von Schcllcndorf ist von lFriedrichsruhe, wohin er sich zu Ende der vorigen Woche begeben «hatte, nach Berlin zurückgckehrt. Den Inhalt der Besprechungen mit «dein Fürsten Bismarck bildete die Kosteiwvrlage zu dem neuen Wchr- igesctz. Wenn auch noch nichts absolut sicheres über die Höhe der Ivoin Reichstage zu fordernden neuen Summe fcststcht, so kann man «doch annehmen, daß an hundert Millionen nicht viel fehlen wird. «Durch das neue Wchrgesetz erfolgt eineKricgsverstärkung der Ncichs- iarmee etwa um eine halbe Million Mann, für welche die Ausrüstung (also mindcstcns doch Gewehr, Mantel, Mütze, Rock oder Blouse) ! schon im Frieden beschafft werden soll. — Der deutsche Botschafter in Konstantinopcl, Herr v. Radolvitz, !ist zur Excellcnz ernannt worden. — Der russische Botschafter in ! Berlin, Graf Schuwalow, hat sich zur Feier des russischen Neiijahrs- > festes nach Petersburg begeben. — Der Bundcsrath wird kommenden Donnerstag seine erste «Sitzung im neuen Jahre abhaltcn. Etwas Besonderes liegt nicht vor. — Dem Reichstage ist die Berechnung über die für das neue Etatsjahr aufzubringcnden Matrikularbciträge zugegangc». Die Ge- samnttsumme beträgt 232,504,600 Mark. Davon haben zu zahlen: Bayern 26,776,738 Mark, Württemberg 9,852,014, Baden 7,031,633, Elsaß-Lothri»gcn6,876,793, Prcußc»109,276,432,Sachsens,273,604, Verurtheilt. her Erzähler". Eine Ncw-Norker Kriminal-Novelle von Arthur Zapp. Nach dem Englischen. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Am andern Morgen brachten alle Zeitungen ausführliche Be richte über die Verhaftung Richard Vaiimarks, über seine Verhält nisse und sein Vorleben. Mit einer wunderbaren Einmüthigkcit richteten die Organe der öffentlichen Meinung die Aufforderung an die Behörden, die Untersuchungen in dem Mordprozeß mit aller Energie und möglichster Schnelligkeit zu betreibe», damit das Beweis- «natcrial möglichst vollständig erbracht würde und kein Zengniß ver loren ginge. Auch die Umsicht und Geschicklichkeit des Detcctivc, der in so kurzer Zeit den Möcder entdeckt und zur Haft gebracht, lobte man einstimmig. Macroy selbst war einigermaßen stolz auf diesen Erfolg seiner Dichtigkeit, und er wäre ganz in der Stimmung gewesen, innerlich der Polizei Glück zu wünschen zu dem Besitz eines so geschickten Kriminalbeamte», wenn er nur nicht jene kolossale Dummheit be gangen hätte, den Hauptzcuge», Wilson, sich entschlüpfen zu lassen. In der Aufregung und der Eile, in Welcher er die Verhaftung Richard Vanmarks vorgenommcn, hatte er ganz vergessen, ein wach sames Auge auf Wilson zu haben, und als er nun schließlich, nach dem er den Verhafteten in den Toinbs untergebracht hatte, sich wieder des Zeugen erinnerte, war derselbe verschwunden. Glücklicherweise besaß Macroy die Adresse Wilsons, die ihm derselbe selbst gegeben hatte. Die Adresse lautete Wacy und Comp-, Church-Street 812. Der Dctective machte sich eilig auf den Weg nach der Church-Street. Als er aber die Straße bis zu Ende gegangen war, fand er, daß die Nummer gar nicht existirte. Wilson war also einer jener schlauen Zeugen, die eS vorziehen, dein Zeugengewahrsau,*) aus den« Wege zu gehen. Macroy war sehr unangenehm berührt von dieser Entdeckung. Er war zwar sicher, daß es ihm gelingen würde, nicht nur den ver schwundenen Zeugen Wilson wieder aufzuspüren, sondern auch andere Zeugen zu finden, die ebenfalls den Verhafteten in Gesellschaft der ermordeten Frau an Bord des Schiffes gesehen hatten; das Unange nehme war aber, daß das Verhör schon «norgen stattfinden sollte und daß er gewünscht hatte, das Belastungsmaterial so belastend als -) In den Bereinigten Staaten können gesetzlich auch solche Zeugen, kelr welche keine genügende Bürgschaft für ihr Erscheinen bei den Gerichtsvcrhand ungen geben können, in Haft genommen werden. Hessen 3,691,673, Mecklenburg-Schwerin 2,219,469, Weimar-Eisenach 1,211,489, Mccklenbnrg-Strelitz 379,605, Oldenburg 1,317,915, Brannschweig 1,437,259, Meiningen 829,218, Altenburg 623,059, Kobnrg-Gotha 767,264, Anhalt 957,650, Sondcrshansen 284,039, Rudolstadt 323,515, Waldeck 218,318, Neuß ä. L. 215,729, Neuß j. L. 426,788, Schaumburg-Lippe 143,567, Lippe 475,464, Lübeck 261,087, Bremen 639,143, Hamburg 2,001,308 Mark. — Wie verlautet, ist die Cabinctsordre wegen der diesjährigen Kaiser-Manöver noch nicht ergangen, doch dürfte es wohl feststehcn, daß dieselben beim Garde- und 3. Armeekorps stattfinden werden, wie der Kaiser schon beiin Neujahrsempfang der Generale geäußert, obgleich der Reihe nach das 9. Armeekorps daran war. — Zur Verleihung des Schwarzen Adlerordcns an den deutschen Botschafter General von Schweinitz in Petersburg schreibt die „Köln. Ztg.": Er hat den Schwarzen Adlerordcn, nach der bestehenden Ge wohnheit des Kaisers, hohen Würdenträgern zu Weihnachten und Neujahr Auszeichnungen zu verleihen, zu Neujahr erhalten als An erkennung für seine langjährigen und ersprießlichen militärischen und diplomatischen Verdienste, aber nicht für gar nicht stattgehabte geheime Verhandlungen, und jede Andeutung, daß die Ordensverleihung «nit diesen erfundenen Verhandlungen in Verbindung stände, ist ein voller Widerspruch zu den Thatsachcn. — Erzbischof Or. Dindcr in Posen empfing an« Dienstag Mittag eine ans 150 Personen aller Stände bestehende polnische Deputation, welche in Sachen der Unterrichtsfrage Wünsche aussprach, Der Erz bischof versprach zu thun, was in seiner Kraft stehe, und erthcilte der Deputation seinen Segen. Wie ferner aus Posen gemeldet wird, ist Or. Kantccki, Kanonikus in Gnescn, voin Erzbischof Or. Dindcr ange wiesen worden, sich nicht an Volksversammlungen zu beteiligen. Eine» gleichen Erlaß sollen alle Geistlichen der Provinz Posen er halten haben. — Die Aussichten des im Reichstage zu crwartenden ver schärften Sozialistengesetzes lassen, wie ziemlich allgemein angenommen wird, die Genehmigung des Gesetzes vielleicht mit einer kleinen Ab änderung als sicher erscheine». Von den Nationalliberalen wird allerdings, wie fcststcht, der linke Flügel gegen eine weitergchende Aendcriing des jetzigen Gesetzes stimmen, aber man glaubt, ein Theil der Centrumsabgeordneten werde dafür eintreten. Jedenfalls ist also eine Majorität für das Gesetz zu erwarten. Zweifellos erscheint letzteres bezüglich des gleich nach den Ferien zur Erörterung gelangen den Antrages auf Verlängerung der Reichstags-Legislaturperioden. — Auf Grnud der statistischen Erhebungen über die Sonntags ruhe erachtet die „Nvrdd. Allg. Ztg." ein allgemeines Verbot der Sonntagsarbcit für undurchführbar, für möglich aber eine Erlveiterung der Vcrwaltnngspraxis gegenüber der Sonntagsarbcit, Ivo dies im lokalen Interesse erwünscht ist. — In Sachen der neuen russischen Truppenverlcgungen an die Grenze rcprvduzirt die „Norddeutsche Allgemeine" folgende Aus lassung des „Pcstcr Lloyd": „Seitdem der „Russische Invalide" i» seinem Artikel vom 15. Dezember angckündigt hat, daß Rußland seine militärische» Maßregeln allmälich werde zur Ausführung bringen, mußte man auf eine solche Ankündigung gefaßt sei», »msvmehr, als die russische Regierung nicinals eine Erklärung abgegeben hat, daß sic die Truppenbcwegungcn an der Grenze als abgeschlossen betrachte. Die augenblicklich vorwaltcnde friedliche Stimmung bringt cs mit ), daß die neueste russische Ankündigung verhältnißmäßig ruhig ausgenommen wurde." -— Innerhalb der Kolonialgesellschaft für Südwestafrika hat sich eine Bergwerks-Gesellschaft zur Ausbeutung der Goldmincn gebildet, welche jetzt eine Expedition ausrüstct, die in etwa zivei Monaten abgehen kann, um das Land einer eingehenden fachmännischen Unter suchung zu untertvcrfcn. An der Spitze dieser Expedition steht ein Bcrgbauverständiger; die Kosten für dieselbe werden aus dem Ver- irgcnd möglich zu gestalten. Er sagte aber nichts von dem Ver schwinden Wilsons, in der Hoffnung, daß die Aussage des Mädchens der Ermordeten hinreichen würde, die Verhaftung Vanmarks gerecht fertigt erscheinen zu lassen und daß er das Zengniß Wilsons bald würde bcibriugen tonnen. Spaird besuchte noch vor dem Verhör seinen Klienten. Es war dem Advokaten gelungen, in Erfahrung zu bringen, welche Be- lastuugsuwmentc gegen seinen Klienten Vorlage», und der Verhaftete selbst Halle die auf seine Angelegenheit bezüglichen Zeitungsberichte von den beide» letzten Tagen achtsam durchgelescn. Nach einer kurzen Besprechung des Falles gab Spaird seinen Rath in Bezug auf die von seinem Clienten zu befolgende Taktik dahin ab, daß er sagte „Es scheint «nir, so wie die Dinge liegen, das Gerathcnste, die Vertagung des Verhörs zu beantragen." „Aber meine Freunde werde» dann denken", «varf Vanmark ein, „daß ich mich fürchic, daß ich schuldig sei." „Ich habe Ihnen «»itgethcilt, welche schweren Bclastungsmom entc gegen Sie vorlicgen", sagte der Advokat, „und «vir haben dem allen nichts entgegen zu stellen, als einzig Ihre Erklärung, daß Sie un schuldig sind." „Allerdings." „Und ich sehe nicht ein, welchen Vortheil Ihnen das Verhör bringen kann, das nur dazu dienen wird, zu zeigen, in welcher Ver legenheit «vir uns hinsichtlich einer überzeugenden Beweisführung Ihrer Schuldlosigkeit befinden." „Spaird". entgcgnete der unglückliche junge Mann, „Sie sind ein alter Freund meiner Familie. Ich habe jene schrecklichen Be richle in den Blättern gelesen und ich begreife, daß dieselben auf Sie einen starken Eindruck gemacht haben müssen, haben Sic mich doch auch auf's Tiefste erschüttert." „Die Zeitungen übertreiben gewöhnlich", bemerkte der Advocat, als Vanmark eine Pause machte. „Ich habe das Vertrauen", fuhr der junge Mann mit einem bemerkbaren Zittern in der Stimme fort, ,,daß Sie für mich alles thun werden, was in Ihrer Kraft steht, aber es liegt mir vor allem daran, Ihnen die Ueberzeugung zu verschaffen, daß ich unschuldig bin an diesem Verbrechen. Die Hand, die ich Ihnen entgegenstrecke, ist die eines Unschuldigen." „Ich glaube Ihnen, «nein lieber junger Freund", entgcgnete Spaird herzlich, während er die Hand seines Clienten zwischen der seinigen hielt. Der Rath des Advocaten war offenbar der beste in seiner Lage und der junge Mann beschloß, sich der bessern Einsicht mögen der Kolonialgesellschaft gedeckt. Desgleichen errichtet diese Gesellschaft auch die Kolonialtruppe. Für diesen Zweck hat der Ver- waltmigsrath der Gesellschaft 75,000 Mark bewilligt; die Truppe soll außer den deutschen Instruktoren 120—150 Mann stark sein. Das Konsortium will nun namentlich auch die Gelder für den Abbau aufbringen, uin Minen kunstgerecht zu eröffnen. Dazu wird die Aufnahme von 2 Millionen Mark beabsichtigt. — In einem vom 30. Dezember datirtcn Privatbriefe, den der Afrikareisenbc Professor Schweinsurth aus Kairo nach Berlin gerichtet hat, schreibt er, daß am 22. Dezember dort die Nachricht eingegangen sei, Stanley habe Emin Pascha glücklich erreicht. In zwei Wochen crwartc inan bestimmtere Nachrichten. Der Botendienst aus dem Innern Afrikas bereitet »ia»che Täuschungen, darin» wird man die weiter in Aussicht gestellten Mittheilungcn abwarten müssen, bevor man jener Knude Glauben bcimcssen kann. Frankreich. Die Arbeiten für die „Weltausstellung" (von allen europäischen Staaten belheiligt sich officiell bekanntlich nur die Schweiz) von 1889 schreiten rüstig vorwärts; auch Präsident Carnot hat schon den Platz besichtigt. Jetzt sehen die Pariser alles rosig an, aber wenn nach dein Änsstcllungsschlnß das übliche große Defizit kommt, wird man wohl etwas anders reden. — Präsident Car not hat für vier Bergleute von Montcean-les-Mines, die zu 8—12 Jahren Zwangsarbeit bezw. Gefängniß verurtheilt waren, einen Strafnachlaß von 2—4 Jahren gewährt. — Ain Dienstag ist die ordentliche Session der französischen Kammern eröffnet. Der Senat wählte Le Royer, die Deputirtenkammer Floquct zum Präsi denten wieder. Beide traten ihr Amt mit kurzen Ansprachen an. Als Alterspräsidenten fungirten zuin Beginn der Sitzungen im Senat Carnot, der Vater des Präsidenten, in der Kammer Blanc, die die republikanischen Parteien zur Einigkeit aufforderten. Man fürchtet aber eine baldige Ministcrkrisis! Italien. Aus Massauah wird gemeldet, daß der italienische Obergeneral Marzano die Abessynier nicht angreifen wird. Er wird zwischen Saati und Uah eine befestigte Aufstellung nehmen und dort das Weitere abwarten. Er ist hinreichend stark genug, den Abessy- niern, wenn diese ihn angreifen sollten, eine empfindliche Lection bei- znbringen. König Johannes wird sich aber Wohl hüten, Alles auf eine Karte zu setzen. Bei dem ganzen Kriegszug heißt es: Viel Ge schrei und wenig Wolle. — In Rom fand am Montag eine Todtcn- feier zum Andenken an König Victor Emanuel statt. Im Pantheon wurde eine Seelenmesse gelesen und ain Grabe des Königs zahllose Kränze niedergelegt. Die Vereine Roins brachten dem König Hnmbert vor dem Quirinal ihre Huldigung dar. England. Die Verurtheilungen irischer Parlamentsmitglieder haben ihr Ende noch immer nicht erreicht. In Dublin ist der Ab geordnete Harrington wegen Veröffentlichung von Schriftstücken über die Nntionalliga zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt, bis zur Er ledigung seiner Appellation aber gegen Kaution auf freien Fuß ge setzt! — Die englische ostafrikanische Gesellschaft, welcher vom Sultan von Zanzibar ein großer Küstenstrich auf 50 Jahre überlassen ist, zahlt diesem dafür jährlich eine Summe, die halbmal so groß ist, als die jetzigen Einnahnien des Sultans aus diesem Gebiet. Zur Er leichterung des Handelsverkehrs plant die Gesellschaft Elsenbahnbauten ins Innere. — Auf der schottischen Insel Lewis hat cs neuen Lärm gegeben. Tausende ackerlosc Bauern nahmen gewaltsam von einer großen Wcidcfläche Besitz. Blutige Kollisionen «nit der Polizei und dem Militär fanden statt, viele Bauern wurden verhaftet. Die Truppen find verstärkt. — Am Montag, dein Jahrestage des Todes Napoleons III., erfolgte die Ueberführung der Leichen des Kaisers und seines Sohnes aus Chisclh urst in das neue Mausoleum in Farn- bvrough. Dort fand die Beisetzung in Gegenwart des Prinzen Lucien Bonaparte statt. Reitende englische Artillerie gab das Ehrengeleit. eines erfahrenen Nathgebcrs zu fügen. Als die Verhandlung vor dem Untersuchungsrichter stattfand, sprach der Advokat nur wenige Worte, in denen er die Schwierigkeiten andeutcte, die sich einem von so schiverem und unerwartetem Schlage Betroffenen entgegenstellten in seinem Bemühe», Zeugen für seine Schuldlosigkeit in so kurzer Zeit bcizubringen. Er stellte deshalb den Antrag, die Vernehmung seines Clienten zu vertage». Nachdem dann Macroy seinen Bericht erstattet hatte, entschied der Richter, daß Richard Vanmark in den Tombs zu verbleiben habe bis zur Verhandlung seines Falles vor den Geschworenen. Es mochten kaum fünfzehn Minuten noch seiner Rückkehr in die Zelle vergangen sein, als dem Gefangenen ein Besuch gemeldet wurde. Es war eine junge Dame von hoher schlanker Figur, das Gesicht «nit einem dichten Schleier bedeckt. Sie war elegant und geschmackvoll, aber doch einfach gekleidet. Als sie in die Zelle eingctreten lvar, schlug sic ihren Schleier zurück und zeigte eines jener Gesichter, die mehr durch ihre Lieblichkeit und bezaubernde Anmuth entzücke», als dcnch die Regelmäßigkeit ihrer Formen. „Grace!" rief der Gefangene überrascht aus. „Richard!" antwortete sie in einer sympathischen, melodiösen Stimme, die hörbar vor innerer Bewegung zitterte. „Du — hier?" murmelte er. „Du hast mich nicht rufen lassen, Richard." „Ich wagte nicht, Dich hierher zu bitten," sagte er, indem ein Schauer seine Gestalt überflog, „Warum sollte ich nicht überall hingchen, wo Du bist? Bin ich nicht Deine verlobte Braut, Dein zukünftiges Weib?" antwortete sie und ihre Stimme klang nun fest und bestimmt. „Also Du glaubst an meine Schuldlosigkeit?" fragte er er wartungsvoll. „Du hast mir noch keinen Kuß zum Willkommen gegeben, Richard," sagte sic, indem sie sich an ihn schmiegte und ihm die frischen Lippen zum Kusse bot. „Mein Lieb, mein theureS, einziges Lieb!" rief er aus, als er sie an sein Herz drückte und ihre Lippen küßte. Dann hielt er sie in seinen Armen und blickte ihr in die treuen, blauen Augen. „Ich habe die Zeitung gelesen," sagte er, „und die Umstände erscheinen so belastend gegen mich, daß ich schaudere, wenn ich daran denke. Ich Preise mich glücklich, daß wenigstens Du an meine Schuld losigkeit glaubst." „Immer, immer, Richard!" antwortete sie ernst, fast feierlich. „Was auch kommen mag, ich vertraue auf Dich." „O, meine thcure, geliebte Grace!" rief er aus. „Wenn ich so