Volltext Seite (XML)
-Nr. 1Q8.—S.3avraarta. Mi» jed^ LochMUg>«»tt>d fitst-tva«M »ltungSblatte iWWt dWWräbelkb ftig« ÄtdeebM -tostttvei Sen MNKWMWK t.tbikknbetzMÄWlaeliKsLsSaW,. Ljk,bich-Wto,°M skr S°«Kß. Mchsikchrr PounerStag, lO.Mai 1888. EWgTigvM^<r»d ««NN vvr «rvortuaLZ Bei BesteN»„gen"vHn8n»>!oSrt» wollt i -i-«- M „CHGM«kMr T«i>dt.An,eiger«. Uttp arte tische tägliche Zeitung für Sachse« und Thüringen. re,«gr..^r.: Landes-Anzeiger, Th-mnt, L, Pnchdvlckrrrl. Sbemutiz. MSW"«'"«' DM üMch eiuem besonderen Unkchiiltm - e. A0«s»rL«.s TelegraMifche Nachrichten. . 7 i 7 Vom st. Mai. , Wien. Die Stadtvertretung von Tachau emannte den durch Lieger beleidigten Abgeordneten. Swoboda. zum Ehrenbürger. Heute gelaugten im Abgeordnetenhaus Erklärungen de» Handelsminister» «nb,,de» böhmischen Statthalters zur Verlesung, daß Swoboda ein MUstergiltiger Postmeister ist. — Abg. Schönerer, dessen Nullitätsbe schwerde beim obersten Gerichtshöfe nicht vor zwei Monaten, erledigt werden dürfte, erschien .heute im Abgeordnetenhause und wurde von seinen engeren Gesinnungsgenoffen und von den Mitgliedern der Deutschnationalen Vereinigung aufs freundschaftlichste begrüßt. Schö nerer überreichte 1627 Petitionen mit 23830 Unterschriften um bal dige Erledigung der von ihm eiugebrachten Prcßanträge. Er bean tragte, daß eine Petition dem stenographischen Protokolle wörtlich tbeigcdruckt werde. Der Antrag wurde jedoch abgclehnt. Amsterdam. Der General-Gouverneur von Ostindien, van Ree», reichte ein Entlaffungsgesuch ein, nach dem Auftreten de» neuen Kolonialministers. London. Der russische Botschafter gab eine Erklärung ab, der Friede bleibe unter allen Eventualitäten erhalten, da der leitende Staatsmann, der seit siebzehn Jahren den Frieden gewahrt habe, im Amte bleibe. Berlin, den S. Mai, BormittagS. Das Befinden »es Kaisers war Nachts ein ziemlich gutes, ader nicht so gut, wie die Nacht vorher. Gestern Abend war das Bieber gering, heute Morgen hat es ganz nachgelassen. Die Eiterung ist geringer als gestern, die Körperkräfte haben zugenommen. Der Kaiser darf heute voraussichtlich mit Erlaubnitz der Aerzte das Bett einige Zeit mit dem Sopha vertauschen. Botschaft-L WWWjWWMS^. °.« :vmitagsvlatt — Ertra- Politische Verrohung in Frankreich. O Chemnitz, den 9. Mai. Vor etwa einem Jahre erließ das damalige französische Mini sterium Rouvier einen allgemeinen Circularbefehl an alle Präfecten» genau darauf zu achten, daß Ausländer in Frankreich in keiner Weise von der Bevölkerung belästigt würden, auch in solchen Fällen, ist welchen der Verdacht der Spionage auftauche, Verhaftungen erst dann vorzunehmen, wenn der Berdachtrwirkliche Begründung habe. Dieser Erlaß war hervorgerufen durch die Ausschreitungen gegen harmlose deutsche Kauflcute, die seit geraumer Zeit in französischen Städten Anstellungen inne hatten, sowie durch die wahnsinnige Spionenhetze während des berühmten Mobilisirungsznubers, wo alle Tage fast ein „Spion" ausgegriffen wurde, der sich hinterher als der harmloseste Tourist von der Welt hexausslellte. Dieser Befehl ist heute noch in Kraft, wird aber, wie die Ereignisse zeigen, so gut wie gar nicht mehr beachtet. Im Gegentheil ist die politische Verrohung, welche sich in der Ausländerhetze ausdrückt, gewaltig gestiegen und seitdem Boulanger zum Apostel der Republik prollamirt ist, denken große Massen des französischen Volkes, der Patriotismus werde am besten zur Schau getragen durch Skandalmachen, Fenstereinwersen und Prügeln. Mit Knüppelhieben tcacliren sich gegenseitig schon die verschiedenen republikanischen Parteien und wenn sich der offizielle Pariser Telegraph auch bemüht, über widerliche Szenen nach Möglichkeit einen Schleier zu ziehen, so erfährt man doch genug, was die Franzosen sehr wenig als das gesiitcste Volk von Europa erscheinen läßt. Es giebt noch zahlreiche gebildete und höfliche Leute im Lande, aber diese wagen es nicht, den zügellosen Haufen der Gasse in den Weg zu treten, denen von jeher Alles nachgcsehcn ist und auch in Zukunft wohl nachgesehen werden wird. Bei den Gcmei> ie v.ihlcn vom letzten Sonntag ist es än vielen Orten zn Szenen gekommen, wie sie sonst nur in Serbien »der Bulgarien bei Wahlen stattzufindeu pflegen. Die eine Partei .hat der anderen den Zutritt zum Wahllokal versperrt; um den Ein- gitna,zst d^istWeii ist eis zu blutigen Schlägereien gekommen, die Wahlurnen sink zertrümmert, die Protocolle zerrissen und was der gleichen Geschichten mehr sind. Und in Paris stehen die Parteihelden, Boulanger voran, und sagen mit gefalteten Stirnen, aber vergnügtem Händereiben, da» Volk sei etwa» zu weit gegangen. Aber daß es das gethan, sei bei der Unzufriedenheit über die herr schenden Verhältnisse nicht wunderbar. Es müsse also anders werden, und nur ein Mann könne eS ander» machen: Boulanger! Damit wird den Boulangisten ganz trocken gesagt: Nur immer so weiter, und je toller, desto besser I Bei Allem das Schlimmste ist die wahnsinnige Verfolgung der Ausländer, das heißt der Deutschen und Italiener. Die Letzteren sind gerade ebenso schlimm daran, wie die Deutschen, und in Süd frankreich, wo zahlreiche Italiener thätig sind, sind Meffer-Afsairen zwischen Angehörige» beider Nationen sehr häufig. Die Franzosen sind außerordentlich erbittert auf ihre südlichen Nachbarn, sie können e» nicht verwinden, daß der „Knirps" Italien dieselbe Stelle in der Reihe der europäischen Mächte einuimmt, wie Frankreich selbst, daß Italien sich mit Deutschland verbündet hat. Läge Alle» da» nicht vor, der Zwiespalt wegen Erneuerung des beiderseitigen Handelsver trages wäre auch nicht entfernt soweit gediehen, wie er gediehen ist. Aber wenn die Deutschen in Frankreich ruhig schweigen zu den Be schimpfungen, die ihnen oft genug »zu Theil werden, so sind die heiß blütigen Italiener nicht so ruhig, und dem Schlag folgt der Schlag. Am bedauerlichsten von Allem ist es, daß selbst Offiziere das Treiben der Menge unterstützen, wie es bei den bekannten Ausschreitungen in Belfort vorgekonimen ist, wo die von der Menge und gemeinen Sol daten insultirten deutschen Studenten von einem französischen Kapitän, den sie um Schutz baten, mit der Bemerkung abgewicsen wurden: „Sie sind Preußen und haben hier nichts zu suchen!" Die franzö sische Justiz hat die Hauptführer der Volksmenge mit ein paar Wochen Haft bedacht, aus denen sich die Berurtheilken natürlich eine Ehre machen werden, aber für den noblen Offizier hat Niemand ein Wort des Tadels gehabt, seine Handlungsweise wird vielmehr gebilligt. Und dies geschieht, während seitens der Pariser Regierung immer erneute Anstrengungen gemacht werden, die deutschen Industriellen zur Be schickung der nächstjährigen Pariser Weltausstellung zu bewegen. Das deutsche Geld ist auch für die Franzosen kein Blei, das nehmen sie recht gern, aber der unerfahrene deutsche Reisende muß wohl Acht haben, daß er nicht hinterher als Spion gründlich verhauen wird. Auf deutsche Spione wird Jagd gemacht, als ob es das liebe Leben gelte, trotzdem man noch keinen einzigen erwischt hat. Und dabei prollamirt die französische Regierung selbst die Nothwendigkeit der Spionage gegen Deutschland. Der jetzige Minister des Auswärtigen, Herr Goblet, hat das im vorigen Jahre offen in der Kammer erklärt und damit selbst in Franzosen ein Gefühl der Beschämung hervor gerufen. Unter dem letzten Kaiserlhnm verwilderte Frankreich arg, aber das Kaisecthum ist doch noch ein elender Stümper gegen die Republik geblieben. Solche Zustände bestanden unter Napoleon III. doch nicht. Politische Rundschau. Chemnitz, den 9. Mai. Deutsches Reich. Weiteres ans Charlottcnburg. Die Nacht zum Dienstag verlief zwar nicht ganz ohne Störungen, war aber doch erheblich besser als die vorhergehenden Nächte. Gestern Vor mittag verließ der Kaiser das Bett nicht, beschäftigte sich aber bereits wieder mit Regiernngsarbeiten und hörte die Verträge des Oberstall meisters v. Rauch und des Generals von Albedyll. Es wird doch noch geraumer Zeit bedürfen, bis die Kräfte des Kaisers so weit gehoben sind, daß er sich wieder frei bewegen kann. Die beiden letzten schlimmen Tage haben ihn zu sehr initgenomme». Eine drohende Lebensgefahr ist nicht vorhanden. — Die „Nat.-Ztg." bringt die folgende Berichtigung: „Vor einigen Tagen wußte eine Reihe von Zeitungen zu melden, daß Prof. Bardelcben unmittelbar »ach der Suzon's Ende. Von Emil Peschkau. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Die schweren, dunkelrothcn Vorhänge waren zur Hälfte ge schlossen und eine röthliche Dämmerung erfüllte den größten Theil -des Gemaches- Es war ein kleiner Raum mit einer altcrthümlichen Hvlzdecke, von der eine Messinglampe herniederhing. Ein Schreib tisch, mehrere Büchergestelle und ein eiserner Schrank standen im Hintergründe. Born, in der Nähe des Fensters, sah man ein Tischchen, das einen Krug mit Wasser und mehrere Gläser trug. An den Wänden hingen vergilbte Kupferstiche in rothgcwordcnen Rahmen. Alles war alt und abgenützt, als wäre es in einen, Trödelladen erworben, und Nichts war freundlich, anmuthend in dem kleinen Gemache. Um so rascher flog der Blick nach dem Fenster zu, nach dem hellgrünen Wcingeranke, in das die Strahlen der Mittagssonne goldrothc Lichter spannen. Und zwischen dem glühen den Weinlaub hindurch sah man den über der riesigen Fläche sich -wölbenden tiefblaue» Himmel und die von düsteren, gchcimnißvollcn Wolkeuschlcicrn umflatterten Bergtitanen, Alles in einen Rahmen geschlossen, der wenig größer war als eine Menschenhand. Auch der alte Mann starrte nach diesem Stück Welt und er Wendete sich nicht um, als Mathieu eintrat. Er sagte nur leise mit «i»er wehmüthigen, gebrochen klingenden Stimme: „Was willst Du, Gilberte?" Mathieu stand erschrocken still. Gilberte hatte Recht gehabt — der rothe Schein, der aus dem Gesicht des Alten lag, konnte nicht täuschen. Sulpice Gerard sah sonst nicht älter aus, als er war. Das dichte Haar und der haldlange Bart waren nur leicht ergraut, das Antlitz war ernst und düster, verricth aber keine Krankheit. Jetzt war das anders geworden. Die Nase ragte spitz aus dem Gesicht hervor, ein breiter schwarzer Rand legte sich unter das Auge, die Wange war eingesunken, die hohe Stirn von vielen Falten durchzogen, Haar und Bart fast weiß. Es war dos Gesicht eines Menschen, a» dem der Tod zögernd vvrübergegangen. . Mathieu war im Innersten getroffen. Aller Groll seiner Herzens schmolz beim Anblick des gebrochenen Greises hinweg und die Thränen drangen ihm in die Augen. Jetzt, da er ihn verlieren sollt«, brach der Quell der Liebe, der in seiner Brust zurückgedrängt svorden, ungestüm hervor, und während er mit einer Stimme, in der die heiße Leidenschaft seines Wesens zitterte, die Worte stam melte: „Ich bin es, Vater," kniete er auch schon »eben ihm und schlang den Arm um seinen Nacken. Die Hand des Alten fuhr liebkosend durch seine Haare, er fühlte, wie kalt sie war, und das Gespenst des Todes tauchte vor seinen Augen wieder auf. „Vater — was ist Dir!" sagte er schmeichelnd. „Leidest Du — hast Du Schmerzen — sage nur, was cs ist, damit wir Dir helfen können ... O, ich weiß, ich weiß! . . . Daß ich nach Paris bi», daß ich Suzon nahm gegen Deinen Willen — nicht wahr, das hat Dich so gebeugt? Keine Krankheit. Und darum wirst Du auch wieder gesunden — es ist ja Alles — Alles zu Ende — Alles." „Was ist zu Ende?" fragte Gerard und seine Hand zitterte stärker. * „Suzon ist todt." „Todt!" Die Stimme schien ans dem Grabe zu kommen, die das sprach. „Todt! . . . Und wie — kam es?" „Sie wurde ermordet." „Ermordet — und todt — entsetzlich!" „Ja, es ist entsetzlich. O, was habe ich gelitten, Vater, was habe ich empfunden! Einen Menschen verlieren — es ist furchtbar, furchtbar! Alles fort — als hätte man geträumt! Laß mir Deine Hand, Vater— o mein Gott, ich habe nie geglaubt, einen Vater zu haben, und nun kommt cS über mich, wie eine wilde Fluth, daß Du es doch bist!" „Mein armer Mathieu — mein Kindl Du weißt nicht, wie ich Dich geliebt habe, wie ich Dich liebe!" „So sind wir Beide blind aneinander vorbei gegangen, haben wir uns Beide belogen. Aber nun habe ich Dich gefunden — nun bist Du mein Vater — und in mir ist ja Alles Liebe, närrische Liebe, so daß ich verschmachtet wäre, hätte ich Suzon nicht gefunden." Gerard neigte seine» Kopf und eine Thräne fiel auf die Stirn des Jünglings. „Mein armer Mathieu! Und sic ist wirklich todt? Siehst Du, daß ich Recht hatte! ES führt zu nicht». Hättest Du sie gelassen, hättest Du mir nicht mißtraut." „Du kennst nicht diesen Wahnsinn, Vater!" „Ich kenne ihn, und deshalb warnte ich Dich, — armer Junge! Wenn man Todte wieder lebendig machen könnte — wenn ich eS >... >, ' -,v . -> vc. ckt.'A .UM, ni»( ersten Konsultation, der er beim Kaiser beiwohpte, eine?Aqhiqnz, .hei der Kaiserin gehabt und derselben sehr hoffnungsvoll? BetKchesgngen über den Zustand de- Kaisers gemacht haben soll. Wie sichvW» herausstellt, hat Prof. Barbeleben di« Kaiserin gar nicht/Mpr-chmr an der ganzen Mittheilung ist kein wahres Wort. — Hie KMxj» ist fast ununterbrochen um ihren Gemahl. Sie geht-im Kranken zimmer ab und zu. belauscht,, auf den Fußspitzen nahend, die Mhenr» züge des schlafenden Kaisers, wechselt leise einige Wortemip.heHi behandelnden Arzte und sieht dann persönlich nach, der Zuhfpei.tgN- der verordnete» Speisen. Die Kaiserin ist glückliche Weng, sie Heht, daß ihr Gemahl dieses oder jene Gericht anscheinend, Mit Appctpi.-t» sich nimmt. Sie versteht jeden Blick und jedes Flüsterwort. Mph sie sich entfernen, so nimmt sie herzlich Abschied. Sie ist am ftiihen Morgen ebenso am Bett des Kaisers zu finden, wie bei Beginn der Nacht. . i,! — Die Königin Emma der Niederlande hat für die norddeut schen Ueberschwemmten 1000 Gulden, der Kronprinz von Dänemark 500 Kronen, der dänische Minister de» Auswärtigen 200 Krone» gespendet. . — Die Stadt Darmstabt hat als Hochzeitsgeschenk für he» Prinzen Heinrich von Preußen und die Prinzessin Irene von Hessen eine kostbare Bronce-Uhr bestimmt. Der VermählungStag des hohen Paares ist officiell noch immer nicht bekannt gegeben, doch düpfte die Hochzeit in sehr naher Zeit in Potsdam oder Charkoltenburg stattfinden, wenn ander» keine Verschlimmerung im Befiiwen de» Kaisers sich zeigt. — Wie die „Nat.-Ztg." erfährt, ist die vom „Reichs-Aly." mit- getheilte Verleihung des Adels zum Theil an Personen erfolgt, welche über ihre Geneigtheit, denselben anznnehmen, vorher nicht befragt worden. Dies ist u. A. betreffs des Herrn I)r. Werner Siemens der Fall. — Dem Berliner Centralkvmitee für die Ueberschwemmten hat die Kaiserin folgende sehr beachtenswerthe Vorschläge unterbreitet: 1) Gleich wie man für Krieg und, Kriegsgefahr im Voraus Organe- satione» trifft, so sind auch gegen zukünftige Wassersnöthe auf pri vatem Wege Vorkehrungen zu treffen. Die großen Maßnahme» bleiben selbstverständlich dem Staate überlasten, gleichwohl bleibe der privaten Thätigkeit noch ein weite» und dankbare» Gebiet. Wie st, z B. freiwillige Feuerwehren gebildet haben, so sollten sich au freiwillige RettuugsgesMHajtei, für Wassersgefahr organisiren, di« insbesondere durch Beschaffung von Fahrzeugen in Fällen der Wassers» noth Menschen und Vieh Rettung und Hilfe bringen; 2) ließ eS die Kaiserin durch den Abg. Schräder befürworten, daß bei Auswahl und Entsendung von Kindern in die Ferienkolonieen in diesem Jahre vorzugsweise Kinder aus dem Ueberschwemmungsgebiet Berücksichtigung finden mögen; und 3) empfahl die Kaiserin durch den Obcrpräsidentc» von Acheubach ein Kind in Hitzacker, dessen Eltern sammt Hab un» Gut in, Wasser untergegangen sind, und das jetzt allein in der W-lt dasteht, dem Centralkomitee gewissermaßen zur Adoption und dauern» de» Fürsorge. Das Komitee stimmte diesen Anträgen bereitwillig z». — Bei der am 14. d. M. im preußischen Abgeordnetenhaus« bevorstehenden nochmaligen Abstimmung über das Schullastengcsetz wird eine Abänderung desselben nicht beantragt, sondern der Beschluß des Herrenhauses abgewartet werden. — Präsident vo» Koller ist von seinem Leiden soweit wiederhergestellt, daß er demnächst die Präsidialgeschäfte des Abgeordnetenhauses wieder übernehmen kan». — In Braunschweig ist am Dienstag der Geburtstag de» Prinzregeuten Albrecht festlich begangen worden. Die Hauptstadt de» Herzvgthnmes war reich geflaggt. Früh Morgens fand Festgottes- dicnst im Dome, im Laufe des Vormittags große Parade statt. Die städtische» Behörden sandten Glückwünschadreffen ab. Nachmittag» begaben sich der Prinzregent und seine Gemahlin zu achttägigem Aufenthalt »ach Blankenburg am Harz, wo dieselben festlich begrüßt wurden. — Minister von Puttkamer ist abermals nach dem lieber» könnte! O, wenn ich es könnte! Es ist schrecklich zu sterben, zn ver» lassen, was man lieb hat — ja, ja! Und es ist wirklich zu Ende? Sie ist wirklich todt?" „Todt." „Und ermordet?" „Ja — ermordet. Todt und ermordet." „Man kennt den Mörder?" Mathieu hob drohend den Arm und sagte finster: „Ich werde ihn finden — ich werde nicht ruhen, bis ich ihm gegenüberstehe. Und dann —" „Und dann —?" „Dann — Du weißt nicht Alles, Vater. Du weißt nicht, warum ich ihn finden muß, warum ich nicht ruhen kann, ehe dieses Scheusal entdeckt ist." „Mathieu — Du — mein guter Junge — und so rachsüchtig! Du solltest lieber vergessen — vergessen, was nun doch vorbei ist." „Es ist nicht Rachsucht, was mich beseelt, aber ich muß de« Mörder finden. Und vergessen — das ist nicht Dein Ernst, Vater wer könnte das je vergessen!" „Vergessen!" . . . Der Alte zuckte zusammen. „Und wenn sie — wenn sie unwürdig war —?" „Auch Dn, Vater!" schrie Mathieu schmerzlich auf. „Wenn sie unwürdig war —" „Dann — nein, nein, ich kann es nicht denken. Sie war mein Abgott, und wenn sie auch todt ist — sie wird mein Leben erhellen» ihr Bild wird iminer um mich sein. Ihr Lächeln — die blauen Märchcnaugen — diese Haare, die weich wie Seide und wie in Gold gebadet waren — diese Stimme — das Geplauder — wie Sonnen schein hat es mich immer erquickt — und diese Kindesseele — o mein Gott, o mein Gott!" Der alte Mann zuckte wieder zusammen, dann seufzte er tief auf und sank plötzlich wieder zurück, mit der Hand nach dem Herze» fahrend. Mathieu erwachte aus seinem Tram» und sprang erschreckt empor. Aber Gerard erhob sich schon wieder und wehrte ihn mit seinen zitternden Händen ab. „Es ist nichts — gar nichts — reiche mir Wasser — so, das thut gut. Es hat mich doch schwer getroffen, schwerer, als Du ahnen konntest, Mathieu. Als Du fortgingst nach Paris — da — da glanbie ich, daß ich keinen Sohn mehr habe. Daß all dies et-