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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188610064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861006
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-06
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.10.1886
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Sächsischer Landes-Anzeiger. «r. 232. Mittwoch. s. Oeto»«ris8«. «nd öffneten dam't die verschlossene» Wohnungen ihr« NachbarSleutr, wo fie «ach G-ld sachten. Da sie die» nicht fanden, begnügten sie sich mit einigen Eßwaaren, die sie gemeinschaftlich verzehrten. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. LH imnitz, den 8. Oktober. — Eine silberne Medaille erhielt Herr Winkler in Chemnitz-Schloß sür auf der ObstauSstrlluug. die während der letzten Tage in Meißen stattfaud, ausgestellte» Obst. — Au» Beachtung! Mehrfach ist e» in den letzten Tagen vorgekommen, daß Sljenbahureisende, welche Sinder bei sich hatten, für sich und diese Billet» einer höheren Klaffe lösten unb dann beim Coupiren die Erfahrung mache« mußten, daß sie für sich selbst z« viel bezahlt, für da» mitgeführte Kind aber gar kein gültige» Billet gelöst hatten. Deshalb sei nochmals und zwar ganz nachdrücklich daran erinnert, daß »S für Kinder von 4—10 Jahren vom 1- d. M ab besonder« Billet- glebt, di« die Hülste de» Fahrpreise» der betr. Wagenklasie sür Erwachsene kosten und an» den gewöhnlichen Billet» durch Abtrennung eine» bestimmten Theile» hergestellt werde«. Wer darauf nicht achtet, hat er sich selbst z^nsch,eiben, wenn dann Um aunehmlich'eiteu entstehen l — Auf dem Bahnhof« hatte sich gestern Abend gegen halb 7 Uhr ein ziemlich zahlreiche» P eblikum versammelt, um da» nach Schloß Perseuburg durchreisende hohe Neuvermählte Paar Erzherzog Otto u»d Erzherzogin Maria Josefa zu begrüßen. Die Frau Erz Herzogin zeigte sich mehrmals am Fenster de» österreichischen Salon wagen» und dankte sich verneigend für di« Kundgebungen der A» wesenden. — Der AnssichtSrath der Chemnitzer Werkzeug- Maschinen-Fabrik vorm. Johann Zimmermanu in Chemnitz hat beschlossen, die Bertheilung einer Dividende von V, °/o vorzuschlagen Dl« Abschreibungen betrage« M. 186,100. — De» hiesige Colonialzweigvereiu beginnt seine Wintertzersammlnngeu am nächste« Freitag Abend mit eine« Bortrag de» Herrn vr. Brothe über »Die Deut cheo und da» Dentschthum in Ostafieu." Der Bortrag wird im Saal« de» »Elysium" statt finden und um 8 Uhr beginne«. — Im Verein für Chemnitzer Beschicht« wird morgen Abend im Saale der Börse Herr Realgymuastal-Oberlrhrer vr. Kirchner Mer „Die lateinischen Bedichte von Adam Tiber»' sprechen. -8. Di« Kartoffelernte um Chemnitz und in der weiteren Umgebung ist jetzt im vollsten Gange. Auf da» Andauern der schönen Witterung ist uicht mit Sicherheit zu rechnen und so beeilt M Jedermann, der die köstliche Frucht, da» Kind Amerika», «och draußen stehen hat, sein Gut »inzuheimsen, so lauge e» Tag ist. Mit den mannigfachsten ArbeitSgeräthen beladen rattern die Wagen «nd Karren die Landstraßen und Wege entlang; mit Harken »nd Hacken bepacke wandern die gebräunten Jünger de» Landbaue» hinaus amf die braun und gelben Fluren. In laugen Reihen stehen die gebückten Gestalten; der Eine scharrt die Knollen au» dem Bode», der Andere schleppt die vollen Körbe zum Wagen und leert fie au» oder füllt die Säcke; der Dritte wieder hält Nachlese, sammelt die liegeugebliebenen kleineren Kartoffeln, während Buben und Mädchen tza» dürre Kraut zusammentragen und die wohlbekannte», unvermeid licheu »Kartoffelsener" anzündeu. Hei, wie die frischen Knollen schmoren, die man in die Flammen wirft, wie die brenzlichen Gerüche, die der Naturfreund so gern eiaathmet, mit dem weißgelben Qualm die Luft durchziehen I Von Zeit zu Zeit richtet sich «in Arbeiter auf, um auszuruhen, denn da» Bücken strengt da» Rückgrat an; dann und wann »genehmigt" wohl auch einer ein SchnäpScheu, geht ja doch der Wind schon, zumal Morgen», ganz kühl und scharf. Daneben auf kahlen Wiese» und Kleestoppeln blöken Kühe, und der »Kühjunge" hat Noth, die Hrerde in den Grenzen de» ihnen ge-, bühreuden Anstand» z« halten, denn nicht selten fällt e» den ge scheckten Schwereuöthrrn ein, einen kleinen Ausflug in die nebengelegenen Kcautfeldcr zu machen und sich dort weidlich in die saftigen Kcautköpfe zu vertiefen. Und die» Jahr besonder» sind die Staudenpflauzeu ge- eignet, die Feinschmecker unter den gehörnten Vierfüßlern in Bersuchurg fallen zu kaffen: Kraut wie Rüden prangen in üppigster Fülle, in schönster Entwickelung, wenigsten» wa» unsere Gegend anbetrifst. Auf manchen, verhältnißwäßig aber wenigen Feldern find fie „ge schossen" ; im allgemeinen jedoch ist unsre heurige Herbsternte aus gezeichnet, und wenn wir fie gut in unsre Scheuern hereiabringe«, dann können wir mit dem Jahre de» Heil» 1886 höchlich zulriedeu sein, jener allen Prophezeiung zum Trotze, welche sür dasselbe Pestilenz und Theuerung, Krieg und Schreckniß oder wa» sonst für Teufels zeug vorauSsagte. k—. Der AuSsichtSthurw auf dem Todteustein bei Brüna, dem beliebten AuSflug-ort der Chemnitzer, ist gestern Nach mittag seiner Bestimmung feierlich übergeben worden. Wie wir de- reit» einmal mittheilten, liegt der Todtensteiu 479 Meter über dem Kraft zusammenbroch. Mit einem mächtigen Stoß schleudert« er ihn in die Büsche zur Seite de» Wagen», dann nahm er da» Beil auf, welches zur Erde gefallen war. Er schwang sich auf den Kutscher dock, ergriff Zügel und Peitsche und mit kräftigem Schlage trieb er die Pferde an. Die edlen Thier« legten sich mit aller Kraft in» Geschirr, sie zog-n an, zuerst ging'» langsam vorwärts, al» aber Steinert die Peitsche nicht sparte, immer schneller und schneller. Hatte der alte Friedrich absichtlich die Tiefe de» Sandes über trieben, oder war der Weg besser geworden? Steinert kümmerte sich uicht um die Beantwortung dieser Frage, mit immer neuen Peitschen hieben trieb er die Pferde an, und bald flog der leichte Wagen im sausenden Galopp auf dem Sandwege dahin, an der hohen Fichte vorbei. Steinert konnte beim schnellen Vorbeifahren nicht sehen, ob hinter ihr wirklich ein Mensch versteckt stand. Ein Schoß knallte hinter ihm im Walde. Steinert schaute sich um, er konnte ober den Schützen nicht entdecken; auch nahm er sich nicht die Zeit zu langer Forschung; mit gewaltigen Peitschenschlägen trieb er die schon ermattenden Pferde zur höchsten Anstrengung ihrer Kräfte, zum wildesten Jagen. Nach einem Viertelstündchen schon batte er die Waldgrenze erreicht, und vor sich in nicht zu großer Entfernung sah er die Lichter de» Städtchen» Beutlingen glänze». Jetzt mäßigte er die Geschwindigkeit der Pferde zuerst zum Trab, daun zum Schritt. Nach einer Viertelstunde etwa, die Thurmuhr schlug gerade halb elf Uhr, fuhr Steinert langsam durch da» alte Thor de» Städtchen»: in dem dritten Hause der Straße erkanute er an dem großen Schilde den gesuchten Gasthvf zum »weißen Roß", vor dem er anhielt. In der Gaststube war noch Licht, die Honoratioren von Beut- liugen pflegten im »weiße« Roß", dem ersten Gasthof der Stadt, zu verkehren, sie gingen meist erst gegen zehn Uhr fort. Steinert fand daher da» Dienstpersonal de» Gastoause» noch in voller Thätigkeit. Der Hausknecht nahm ihm da» Fuhrwerk ab, verwundert sagte er: »Da» ist da» Gespan« de» Herrn von Heiwald!" „Ganz richtig." entgegnete Steinert ruhig. .Vielleicht heut Abend noch, jedensall- aber morgen früh wird der alte Friedrich e» abholen. Führen Sie nur die Pferde in den Stall uud reiben Sie st« gut ab, ich bin etwa» scharf gefahren. Sie sollen ein gute» Trinkgeld bekommen. Meine Koffer bringen Sie aus ein Zimmer, ich bleibe einige Tage im Gasthof." Spiegel der Ostsee und der Thur« hat «ine Höh« von ca 20 Mete», sodaß «au von einer Besammthöhe von ca. 800 Meter eine Rund ficht genießt. Diese Höhe ist ja an und für sich nicht so bedeuten», hat aber «ine so ausgedehnte niedriger« Umgebung, daß der Besicht» krri» ein auß«rorde»tlich groler ist. Der Thurm, au» Elsen von H-rrn Schlosse,«eister Ludwig in Grüua errichtet, bildet eine vier- 'autige abgestumpfte Pyramide und erscheint al« rin Gerüst mit zwei Etagen. Zu der nute«« derselbe« führt rin, verzierte eiserne Trepve >« Viereck, zn der obere» eine ebensolche Wendeltreppe empor. Am E ngange zur Treppe, der verschließbar ist, ist ein« Tafel angebracht mit der Inschrift: Dem Verein znr Freude, dem Berg zur Zierde, »nd Gott znr Ehre, während oben der Thurm mit großen eisernen Buchstabe« seinen Namen. Maria Josefa, trägt Gestern zierten ihn außerdem Fahnen uud Guirlauden. Hundert« von Schaulustigen hatte« sich au» den umliegenden Orte« eiugesunden. Für die beiden Erzgebirg-vereine Liwbach und Rabeuflein, w:lche den Thurm er richtet haben, sowie deren Gäste, war eia großer Platz um denselben durch die freiwillige Limbach» Feuerwrhr (Stelgerzug) abgesperrt. Außer beide» Vereinen waren u. a. zugegen Herr Amtshauptmann Zchwedler uud Herr Schulrath Saupe au» Chemvitz. Herr Bürger wristrr Hofman» au» Liwbach sowie Herren vom ErzgebirgSverrin Hühwstein und Deputationen von mehreren anderen Vereine». Dir Leitung der Feier lag in de« Häade» de» Vorsitzenden vom Erzgr- birgSverein Liwbach, Heren Amtsrichter vr. Wetzel. Derselbe hielt auch di« Fett- und Weiheredr, au» der wir nur Folgende» wiedergeben köuuru: Schon 1884 wurde im ErzgebirgSverein Limbach der Ge danke laut ein Holzgerüst aas dem Todteustein zu errichten, doch sah man davon später ab, weil ein solche» Gerüste zu kurze Zeit der Witterung widerst. Heu könne; doch schon im folgenden Jahr« beschloß man, au die Errichtung eine» eiserne» Thnrme» zu gehen. Di« Ver Handlungen mit de« betr Forst- uud Staatsbehörden hatten ein un erwartet günstige» Ergrbniß Laut eine« dem Verein am 5. No vember v. I. übermittelten Vertrage wurde der uöihige Platz den Erzgebirgs-Bereinen Limbach und Rabeustein unentgeltlich von der Regierung überlassen. Auch di« Beschaffung der Geldmittel hatte den besten Erfolg. Die Stadt Liwbach steuert« reichlich bei, Rabeustein beschaffte ein volle» Drittel und auch der ErzgebirgSverein Chemnitz gewährte einen ansehnliche« Beitrag. Der Ban de» Thume» wurde nun dem bereit» obengenannten Herrn Schloffermeister Ludwig über- tragen und von diesem zur vollen Zufriedenheit «»»geführt. Mit allerhöchster Erlaubuiß ist dem Thurm der Name der vor wenigen Tagen vermählten Prinzessin Maria Josefa gegeben worden. So solle denn derselbe sein «ine Zierde de» Berge», eine Stätte zur Er holung und Freude aller Frennde der Natur und ei» Denkmal rechter und wahrer Brnderliebe und edler Opsrrwilligkeit. Redner gab diesen Weihsprüchen eine weitere Au-sühruvg und schloß mit eine« Hoch auf Sachsen» König Darnach erfolgte eine photographische Aufnahme der Scene. Der osticielle Act war damit zu Lade Die Mitglieder der Vereine bestiegen noch de« Thurm, sodann schloß ein gemeinsame» Mohl tu einem benachbarten Orte die Feier. — Die Eirichinng de» Thnrme» wird jedensall» die Veranlaffang werden, daß jener herr liche Punkt, der Todteustein, der noch vor einem Jahrzehnt nur be ouder» wanderlustigen Familien bekannt war. ein allgemeiner AnS- lugSpnnkt wird. Möchten aber alle, die ihn besuchen, besonder» ver- kündige Erwachsene, darauf achten, daß weder an de« Holzbeständen, »och am Thnrme von Ungezogene« Schäden augerichtet werden. Die Forstverwaltuug, die sich so zuvorkommend zeigte, wie auch die Ver, eine, dir den Thurm ohae Entgelt besteigen lassen, verdienen diese Rücksicht i» vollsten Maße! —* Unterschlagung und Diebstahl Vor einigen Tagen beauftragte eine Frau einen Knaben, bei einem Pfandleiher einen 'chwarzen Umhang «nd ein Paar Knabenhosen einznlöse« uud über gab ihm zu dem Zweck einen Pfandschein und 8 Mark 20 Pf. Der Beauftragte versprach den Auftrag auszuführen, kehrte aber nicht wieder zurück. Es ergab sich später» daß «r da» erhaltene Geld in Gemeinschaft mit zwei Altersgenossen vernascht halte. Weiter hatten diese Knaben au» einer Restauration ein Paar Stiefeln uud au» einer anderen Restauration 12 Stück Sellerwafftrflasche» gestohlen und dieselben verlausen lassen. Ferner hatte einer d:r Knaben vor mehreren Wochen von d m Gablenzer Turnplatz ein Paar Stieseln und ein anderer aus einem Laden an der alten DreSdnrrstraße wiederholt kleinere Geldbeträge au» der Ladenkaffe g> stöhlen. Da» Geld hatten die jugendlichen Diebe zum größten Theil vernascht. —* Diebstahl. Einem an der Annabergerstraß« wohnhaften Farbengeschäft-inhaber waren vor einigen Tagen während der Mittags tunde 8 M. 68 Pf. au» der Ladenkasse gestohlen worden. Der Verdacht lenkie sich sofort auf einen schon wiederholt wegen gleicher Berg-Heu bestraften Anstreicher und war derselbe auf Vorhalt der That auch geständig. Von dem g stohlenen Geld: hatte er noch vier Mark im Besitz —* Rohheiten An einem au der Aue gelegenen Fabrik, gedäude sind während der letztvcrgangenen Tage wiederholt eine Hausknecht uud Kellner nahmen jeder «inen Koffer, Steinert elbst dl« Reisetasche und da» eroberte Beil, welche» er unter seinem leberzieher vor den Augen de« Dienstpersonals verbarg. Ei» freundliche», geräumiges Zimmer nahm den Reisenden auf. Steinert bestellte ,sich eine Flasche Wein und etwa» kalte Küche zum Nachtessen, er ordnete an, daß ihm dasselbe auf da» Zimmer gebracht werde, auch solle der Kutscher de» Herrn von Heiwald zu ihm ge- ührt werden, sobald er eintreffe. Nachdem der Kellner das Zimmer verlassen hatte, verriegelte Steinert die Thür, dann nahm er seine im Kampf eroterte Waffe, welche er bisher sorgsam unter dem Ueberrock verborgen gehalten satte, in näh reu Augenschein. E» war ein gewöhnliches, kleines, altes Küchenbeil, die zahlreichen Scharten zeigten, daß es schon viel gebraucht worden sei. Derartige Beile giebt es wohl in jeder Hau», wirthschast, trotzdem betrachtet« e» Steinert mit einem außerordent lichen, h-chgespanntcn Interesse. Seine Aufmerksamkeit wurde ange zogen durch einige dunkle Flecke, welche der hölzerne Stiel in der Nähe des Eisen» enthielt, sein geübte» Auge erkannte in denselben Blutflecke. Mit einer Sorgsamkeit, welche das alte schartige verrostete Beil sicherlich nicht verdiente, wickelte eS Steinert in ei» weißlcinene» Tuch und verschloß es in demjenigen seiner Koffer, welcher seine Wäsche uud seine Kleidungsstücke enthielt, dann erst entriegelte er sein« Thür Der Kellner bracht« das Nachtessen. Steinert ließ es sich trefflich schmecken; wer ihm zug-sehen hätte, würde nicht geglaubt haben, daß er vor kaum zwei Stunde» im Sterukcng schon recht Ansehnliches geleistet hatte Jedenfalls hatte das Abenteuer im Walde ihm nicht den Appetit genommen. Er saß noch, seine Cigarre rauchend, beim Glase Wein, al» der Kellner den Kutscher de» Herrn von Heiwald meldete. Der alte Friedrich trat in» Zimmer, er blieb an der Thür stehen und drehte offenbar in großer Verlegenheit den Hut zwisch.-u den Fingern. Steinert mußte unwillkürlich lachen, al» er dies Armensündergesicht sah. „Nun Friedrich," sagte er, „schon hier? Sie müssen tüchtig gelaufen sein oder einen Richtweg eingeschlageu haben." „Ich bin durch'» Holz gegangen," erwiderte der Alte mürrisch. „Sie haben sich hoffentlich bei« Fallen keinen Schaden gethan?" fragte Steinert spöttisch. Fortsetzung folgt. größere Anzahl Fensterscheiben muthwllliger Weise eiugeworfe» worden. ES ist nunmehr grluugr», die Thäter in drei It'jährige» Sch llkuaben zu ermitteln. Dieselben waren der That auch geständig. — Auf unserem Schillerplatze sind in vergangener Nacht zwei Ruh«-- bLuk- von ruchlosen Händen au« ihren Befestigungen h-rausgeriff«» Word u. E» ist sehr zu wünschen, daß di« Thäter ermittelt lürd exemplarisch bestraft werden. Sta-tSk-eater. Montag, den 4 October: „Die groß« Unbekannt«"^ Schwank in vier Aafzügru von Rudolf Kneisel. Erste Neuheit! — Der alte Vielschreiber hat doch immer wieder ganz scherzhafte Einfälle l E» ist ja durchau» nicht» Rene», wa» er bringt; e» sind lediglich alte Bekannte, die uv» begegne» x auch wird der Faden seiner Handlung oft bedenklich dünn; aber der alte Bühnenprakiiku» weiß sich zu Helsen: jene alten Bekannten bilde» «in« ganz liebenswürdige, unterhaltende Gesellschaft, und über die Fadeuscheinigkeit de» Stoffe» Helsen allerlei Späße und Sch-iurre» hinweg, so daß mau über da» Ganze doch recht herzlich lach n mu^ sofern man nur selber harmlos und anspruchslos genug dazu ist. — Der erst« Aufzug seine» neusten Schwanke- ist etwa» breit uud weitschweifig; man merkt dem Verfasser die Mühe au, die er g-habt» um die Sache leidlich eiuzusädeln. Di« zwei nächste« Auszüge stich recht munter «nd bewegt «nd rufen oft stürmische Heiterkeit hervor. Aber am Schloff« de» dritte» Aufzuge» ist — um einen Ausdruck der Frau Märten», der schelmische« Hauptperson de» Stück.» za ge brauchen — da» Ganze so „reif", daß die Lösung scho» völlig aus der Hand liegt. Aber der Theaterabend ist noch nicht aaSgrsüll^ und der pfiffige Schalk von Verfasser schuht deshalb noch eine» vierten Aufzug mit allerlei ergötzliche« Verwechselungen nad Wend ungen au, bi» „die große Unbekannte" glücklich entlarvt und di« er forderliche Anzahl von Liebespaaren nicht minder glücklich zusammen» gebracht ist. Alle» mit wenig Geist, aber mit viel Behage«. Der vergnügliche Schwank war durch Herrn Hertel recht flott ln Scene gesetzt worden, und di« Spieler gaben sich di« beste Müh«^ ihm zu möglichst wirkungsvollem Bühnenleben zu verhelfen. In erster Linie nenne ich Frl. Baumeister, die schalkhafte und Laßerst muntere uud gewandte Darstellerin der vorbenannt«« Frau Wirten». Sie hatte wirklich ein« so köstliche und »ngezwuugrue Art. fih z» geben und alle Einzrlzüge diese» Hauptcharakter» in die uothwendigg komische Beleuchtung zu rücken, daß mau seine Herzensfreude dar« haben konnte. Nar zuweilen brach etwa» allzu Soubretteahafte» und Gewöhnliche» durch, welche» leicht zu vermelden gewesen wäre. Daß cie lustige Stickerin von Ehemal- sich n cht verleugnen darf, ist jM rich'ig; aber diese Lastigkeit und Keckheit möchte doch immer noch i» den Grenzen der wirklichen weiblichen Asmuth bleiben. Sie wirkt dann reiner, behaglicher und herzgewinnender. Frl Rost an gab die jung« heirathslustige Wittwr Ba»hove» sehr lebendig und frisch, aber auch sehr derb «nd in Spiel «nd Sprache ohne den feinen Schliff, wie er für dies« Rolle erforderlich ist. Der glatte Ton und die edle Vornehmheit der Dame von W«Ü erheben Ansprüche, deren Erfüllung außer dem Bereich der Darstel» uagSlähigkeit u»serer derzeitigen „AastaudSdame" zu liegen scheint. — Den 0r. Berthold Othiagrn, den Liebhaber der jungen Wittw«^ spielte Herr Bohuö etwa» steif; auch entbehrte sein« Rede de» deutlichen Gliederung und de» sicheren Ausdrucks, sobald er, von» Augenblick hingerissen, rascher und flotter zu sprechen versuchte. Wie ich schon bei der Besprechung selueS Posa angedeutet, hat Herr BohnS seine Sprache noch viel zu wenig geschalt uud in strenge Zucht ge nommen. Reine» und scharfe» Gepräge verlangt ebenso wohl de» Schwung der Schlller'schen Verse wie der leichte Fluß der gesell schaftlichen Unterhaltung. Herr Quandt, unser beliebter und stet» schlagfertiger komische» und gemächlicher Alter, schuf in dem alten Bauhoven, dem lüsterne» Lebemann und „Sekton'el", eine Prächtige Figur mit hochergützliche» Zügen. Aber er that wohl hie und da de» Guten zu viel, na «ent- lich in seinem allzu ausdrucksvolle« Geberdeuspiel. Al» er im dritte» Aufzug in der Gesellschaft erschien, um übereifrig seine wichtige» Neuigkeiten auszukramen, machte er in der That eine Zelt lang de» Eindruck, als litt« er a» der Mundsperre. Ei« wenig übertreibe» durfte und mußte ja der Alte in diesem Augenblick ; aber Alle» Heck doch seine Grenzen! — Frau Fred i-Franken gab die fromme Heuchlerin Barbara fein und gewandt; ebenso entfaltete Her» Mathias al» Gutsbesizer Märten» treuherzigen Humor und» lebensvolle Frische. Herr Koch schnitt die Roll« de» Fritz Windichck etwa» grob zu, bekundete aber im Uebrigen den geübte» und fertige» Darsteller. Frau Mel ms war in der Rolle der derbgemüthliche» Frau Stadlinger vollkommen an ihrem Platzr. Da- Liebe-pärch« Hedwig uud Max Rüd-grr wurde von Fcl. Schenk und Herr» Fa mb ach leidlich verkörpert. L lV. Für den redaktionelle» Theil verantwortlich: Franz Götze in Ehem Für nicht erbetene Zusendungen ist die BerlagS-Expedltion nicht verblndlti Geschäftliches. In der gestrigen Nummer unseres Blatte» stand an gleicher Stelle «!» längerer Anssatz über das neue Restaurant „Zum Prälaten". Jademselbe» wurde ein Jrrthum insofern ausgesprochen, als uicht die Herren Böttgeec u. Co., sondern Herr Fauland mit der Firma Winkler u. Sohn Nachfolg, in Mittwelda behufs Hinrichtung eine« Restaurants in dem Herrn Faula,^ gehörigen banse in Verbindung trat. Herr Ditter ist der Pächter de» Restaurant», Kartoffeln! Zur D ckavg de» Wiuterbedars» empfehle zu billigste» EagroS- Preisen: N ykartoffeln, BlnEsten, Thür. Salalkarlosseln, Zumbelkartosfeln. Preise verstehe» ych frei in» Hau». AnSwälttgr Sendung g-ge» Nach nahme-Lieferung prompt. küb. Di'vvkZlsi', Eckt d Kasernen- u. Reitbahnstr. Piamnos zu Fabrikpreisen empfiehlt I». 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