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Sächsischer Landes-Anzeiger. «r. 232. Mittwoch, 6. Oct°v« IMS. eorp» im Ganze« 196 Mau« «krault gewrscu und 9 gestorben. Die Monate Mat, Juni «nd Juli wiese« i« Ganzen 76 Erkrankungen und 5 Todesfälle an Hitzschlaz «ach, so daß für diesen Sommer auf je ei« Ar»,rcorp» ei« Todter a« HItzschlag kowwt. — Republikanische «rznei. Beinahe unglaublich klingt, wa» der „Figaro' auil de« Krankedhäusrru der Stabt Pari» zu er zählen weiß. »Mit Staunen," fegt er, »bemerkt der Besucher eine» Spital-, we«u ,, a« ei» Krankenbett tritt und die ans dem Tischchen stehende Mrdlzlufloschr betrachtet, daß da» Etikett derselbe« folgende Aufschrift trägt: „Französische Republik, Freiheit. Gleichheit, Brüder lichkeit. Arzuei für äußerliche« Gebrauch " Der Kranke, der da» liest, soll sich nur unterstehe» und nicht gesund werde«.' — Bon der Strafkammer de» Landgericht» zu Nordhausen wurde der Pastor Zimmer an» Zwinge im kreise Worbis zu 100 Mk. Geld- straf« verurtheilt, weil er vom Landrath u«d Amtiworsteher behauptet hatte, sie lägen »im Wurstkessel." — Di« Russen als Popanz — da» half. Auf dem Bahnhof i« Aschaffenbnrg gab sich «iu stirigekleideter Herr für dru Fürsten von Bulgarien au» und schickt« üch an, eine Rede an da» o«wesr«de Publikum zu halten Der Wärter de» Irrsinnige«, dru« ei« solcher war r», kouutr denselben nur durch die Erklärung, daß die vor ihm Be,sammelten keine Bulgaren, sonder« Reffen seien, von seinem Vorhaben abhalte». — Unsere Freunde die Russen. Küflriu galt schon al» eine auf den AuSsterbe-Etat gesetzte Festung. Jetzt wird fi, bedeutend verstärkt, und zwar hat mau e» sehr eilig. Durch Säulen Anschlag wurden am Freitag in Berlin 100 Erdarbeiter für Fort Gorgast bei Küstri« gesucht. — Folgend« Jagd geschieht« wird au» Neustadt a. S gemeldet: Gestern gingen sieben Jäger aus die Jagd. Sie schaffen 18 Hase«, Werth 50 Mk., «inen Rrhbock, Werth 30 Mk., eine Katze, Werth 0 Mk., und einen Jagdhund, Werth 100 MI. Sächsisches. W* — Dresden, 5. Octbr. König Albert hat sich gestern Abend in Begleitung de» Flügrlodjutaute« Major» v. Malortie nach Wie« begebe», ««, einer Einladung de» Kaiser» von Oesterreich folgend, an de« stattfivdendr« Hochwildjagdrn theilzunehmen. — Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz wurde vom Kaiser von Oester reich mit dem Großkrenz de» Leopoldorde«» anSgrzeichnet. — Tin i« Autoustadt wohnhaster Sattlergrsclle, Bernhard Wagner, hat am Sonnabend in der Borholle zum Leipziger Bahnhofe hierselbst «inen Beutel mit gegen 500 Mark baarem Geld« gesandt» und gleich auf der Polizei abgeliefert. — Gestern Bormittag fstürzte sich au» dem Hause Nr 24 der Kvrsülsteustraße ei« 83jähriger Grei» von der ersten Etage ans die Slraße hinab. Derselbe, seit langer Zeit an Geistesstörung leidend, benützte eine» Moment, al» die Wärterin ab wesend war, di« unselig« That auszusühren. Hoffnung»!«» und schwer verletzt wurde drr Herabgeftürztr in dir Wohnung zurückgebiecht und dürste seine« Berlrtzungru wohl rrl'geu sei«. — Die verw. RestanrateurSsrau, von welcher berichtet ward«, daß fi- anfänglich sich mittelst eine» Rafirmeffer» den Tod geben wollt«, worauf die Blut- spure« in ihrer Wohnung hinwieseu, hat ihr Ende in der Elbe ge- funde». Vorgestern wnrde in Wachwitz ihr Leichnam, mit seidenem kleide angethau, au» de« Fluih-n gezogen. Wenig« Tage vor ihrem Selbstmord«, den fi« wiederholt zu Leuten vorher bereit» in AuSficht stellte, wenn, anch in scherzhafte» Weise, schrieb sie folgende Verse einem Stammgast in deffe« Notizbuch : »Wenn sich auf diese» Blatt ^ Dein Auge senkh — betracht' er still, al» wär'S mein Leichenstein; — und mild, wie ma» der Tobten sonst gedenkt, — gedenke mein I — August« B." — Sonnabend Nachmittag vergistekt sich mit Karbol säure der 34 Jahr« alte Bierverlegrr Paul tzehve au» dem be nachbarte« Plauen. Derselbe lebte mit seiner Familie iu guten Verhältnissen. X HermSdorf bei Königpein. Vergangene Woche ist iw hiesigen Gasihof« mittel» EinsteigenS durch da» Jenster eine Partie Wäsche, «j, paar Stiefel, Cigarren und ein Satz Billard-Bälle — i« Gesawmiwerthe von ea. 42b Mark — gestohlen worden, «nd ist bi» jetzt trotz eifriger Recherchen (wir habe» Gendarmeriestation im Orte) noch keine Spur von den Dieben entdeckt. — Pirna. Vor einigen Tagen ist hier ein früherer Lehrer, welcher sich grgenwäetig mit der Behandlung von Krankheiten beschäf- tigt, auf Veranlassung der Staat»auwaltschast vernommen und in seiner Wohnnng Haussuchung gehalten worden, weil ein von ihm in Kopltz behandelte» Kind eine» Rrsiamatur» vor Kurzem unter Er scheinungen verstorben, welche aus Vergiftung schließen lasse«. — Meißen. Der Mübleobefitzer Brückner hier, welcher für seine vorzüglich gedörrten Obstsorten schon mehrfach prämiirt wnrde, hat jetzt ans seinen Darren so vorzüglich getrocknete Kartoffeln herge- stellt, daß die deutsch« Marineverwaltung ihn beauftragte, für 30,000 Mark Kartoffelkonsrrve« zu liefern. Herr Brückner ist zu dem Zweck« bereit» mit niedrer.« Rittergütern Sachse«» behuf» Lieferung der dazu nölhigen Kartoffeln in Verbind««» getreten. — Oe der an. Die Nummer de» hiesige« Wochenblatt«» vom Dienstag, den 5 Oktober, enthält nachstehende» merkwürdige Inserat 14 Tage Gefängniß. Zu« Erinnerung. Damit e» «eine lieben Freunde und Bekannte« iu Chemnitz nicht vergessen, daß ich iw Jahre 1879 wegen eine» von mir verfaßten Artikel» — «ine mit Maden behaftete Rinderkäule betreffend, welche von Oederan nach Chemnitz znm Verkauf« gebracht sei« sollte — welcher aber erwiesener, maßen auf Unwahrheit beruhte, zu 14 Tage« Grfä«g«iß verurtheilt worden bin, bring« ich dasselbe hierdurch in Erinnerung. Emil Langer, Fleischermeister, Wilhelmshaven. Auskunft hierüber wie über andere in den Jahren 1878—80 z« meinen Ungnusten ausgefallene Prozesse, wo vo» einem Ankläger sogar «eine Zurechnung»- sähigkeit angezweifelt wurde, ertheilt d. O. 8—. Ottendorf b. MIttw. Die hiesige Poflageutur ist mit T'legraphenbetrleb und Fernsprechfielle verbunden worden. In de« nächsten Tagen erfolgt die Eröffnung de» Betriebes, womit einem längstgesühlten Brdürsniß abgeholfeu wurde. — Leipzig, 4 Oktober. Zum gestrigen Meßsonutag« war die Personeufrequenz auf dm hiesigen Eisenbahnen wieder einmal eine ganz hervorragende. Dieselbe betrug auf der Dresdner Bah« 16.500 Personen, und zwar 8600 Personen, welche vo« auswärts hier ankamen, n«d 7900 Personen, die vo» hier abreisten. Die Be- sammtsreqneuz aus der Magdeburger Bahn bezifferte sich auf 16,700 Personev, »ud zwar 8200 hier angekowme«e und 8500 «och a«»> wärt» beförderte Personen. Noch bedeutend:» war der Verkehr aus der Thüringer Bahn, woselbst 9420 Personen hier ankame« und 8460 Person«« vo» hier abreiste«. Gleich zahlreichen Verkehr hatte die Bayrische Bahn mit eiuer Gesawmtfreqnenz Po« 18,100, wovon 9700 hier angekommene und 8400 von hier abgrreiste Personen Auf der Berliner Bah« trafen 2550 Personen hier ein und ebensoviel fuhren vo« hier ad. — Vor einigen Tagen ist hier ei« Buchdrucker- Streik anSgebrochen. Eine Gehilfrnversammlung hatte «in von den Prinzipale« zur Schlichtung von Streitigkeiten über den am 1. October in Kraft getretene« Tarif eingesetzte» Schiedsgericht abgelehut «nd daraus haben am Gonuabeud 440 Setzer und 99 Drucker die Arbeit gekündigt. — Der Schriftsetzer Herr Karl Looß beging a«30. Srp- «ember eine in den Kreise« seiner Wirksamkeit seltene Feier, die der 60jährigen Beruf» thäligkeit. L—. Leipzig, 29. Sept. Vom 27 bi» 31. Januar 1887 findet in sämwtliche« Räumen de» Krhstallpalafle» z« Leipzig, welcher bi» dahin ein« ganz bedeutende Erweiterung erfährt, eine großartige International« S?ekial-Au»stelluug für Lebensmittel, Volk»- bez«. Maffenernährnng, einfache bürgerliche «nd höher« Kochkunst statt Ganz verschieden vo» der vor 4 Jahren in Leipzig gesehenen koch- knust Ausstellung de» Dmische« GastwirthS-Berdande», sowie von allen anderen bi»her stattgrsnvde««» soll diesmal die Maffen-Eruähr- ung für da» Herr, für da» Volt, di« Armee-, Schiffs-, Lazareth- und Gefäugnißkost iu de« Vordergrund gestellt werden, selbstverständlich ohne Vernachlässigung der bürgerliche« und höhere» Kochkunst, unter letzterer al» Neuheit die Küche der deutsche» Fürstenhöse, welch« «och nie vertrete« war; außerdem alle» Zubehör an Maschinen, Werk zeugen, Dekorationen, Getränke«, Rohmaterialien, Gasthan». Utensilien, Litteratn« rc. Ferner soll zum Unterschiede vo« de« bereit» dage- »tstnen Ausstellungen, auf denen mau meist n»r fertige Gericht« al» Schaustücke sehen, aber nicht durch Kosten oder Speisen prüfen konnte, diesmal zum erste« Male vorzugsweise de- Proust der Herstellung i« allen Stadien, vom Rohstoff bi» znm sofortigen Genuß, au Ort n«d Stelle, mit Benutzung aller technischen HülfSmlttel und Erfahr ungen der Neuzeit, vor den Auge« de» Publikum» dargestellt werden. Eine Hauptabtheilung wird die immer «och «icht vollständig klarge- stellte Ernährung der Schiffsmannschaften und der mobilen Arme« mit Fleisch-, Fisch-, Gemüse, Obst-Konserve« rc. bilden, um die» aus diesem weiten Gebiete gemachten Erfahruregen znsammenzufiellen «ud diese» Problem seiner Lösung näher zu bringen Endlich ist eine wichtige «dtheilung den Lebensmittel« für den täglichen Gebrauch ln der bürgerlichen Küche «nd für dir Masseu-Ernährur-g zngedacht. E» wird dabei besonder» Werth daraus gelegt werden, dem Publikum uicht nur die vortheilhaftestrn Bezugsquellen mit den Preisen der Rohmaterialien vergleichsweise vorzuführen, sondern ihm auch Ge legenheit zu geben, sich durch den Geschmack der daraus an Ort und Stelle zubereitete« Speisen sofort sein eigene» Urtheil zu bilde«. Da» Programm der NnSstellung ist bereits vollkomme« gesichert; dem viel versprechenden Unternehmen ist Unterstützung au» allen Gesellschaft», kreisen, von nah «nd fer«, auch vom Ausland« rntgegengrbracht. Di« Initiativ« z« diese« Projekt ging vom »Internationalen Koch kunp-Berein" zu Leipzig au», de« die ersten Kochkvustler Deutsch laudS «nd de» Au-Iaude» angehöreu, welcher ferner in Verbindung steht mit dem Verband dentscher Köche zn Berlin, de« Kochkuust-Vereiuen z« DreSde», BreSlau, München, Köln, Zürich, Prag, Wien, Pari», Amsterdam, New-Uork rc.» mit den über ganz Den schland verbrriieten Vereine« de» deutsche« Gastwirthr-Verbaude» und andere« verwandt« Fach-Vereinigungen, denen hierbei «ine hervorrageude Roll« zugedachl ist. Da« Comitee hat den Hotelbesitzer C. W Schmidt (Hotel Seda«) zum Vorsitzende«, Restaurateur P. kourad (Etablissement zu« Rosen thal), Vorsitzende« de» int Kochkunst-Verein», zum Dirigenten und stellv. Vorsitzende« «nd besteht im übrigen au» hervorragenden Ver tretern «ireschlogendrr Gewerbe. Die hohe volkswirthschastlich« Be deutung eine» solche«, überhaupt noch nie dagewesenen Unternehmen» ist denn auch allseitig anerkannt worden. E» bildete sich ein Ehre». Comitee, bestehend an» Hochs,grsehe««« Persönlichkeiten Leipzig». Welche» Jntereff« selbst die allerhöchste« Kreise de» Sache entqrg««- bringen, möge ferner daran» hervorgebe«, daß die Königin Carola vo« Sachsen laut Cabinet» Ordre vom 6 Sept. er. da» Protektorat über die Ausstellung übernommen hat. Ein mehr al» ausreichend« Baranti«fo«d» ist bereit» vorhanden; der etwaige Reingewinn ist z» gute» Zwecken bestimmt Die Vorarbeiten find im volle« Gange, Zusagen liegen schon von viele« Seite« vor, sodaß am glanzvolle« Gelinge« de» Ganze« in de« vorgezrichneteu Rahmen wohl uicht z» zweifeln ist Da da» mühevolle, gemeinnützig« Unternehmen, angeregt an» Fachkreisen, nicht nur di« bereitwillige Unterstützung der Civil- nud Militär. Behörden, sondern selbst der hohe« und höchsten Herr schaften findet, aber auch für alle Schichten der Bevölkerung vo« Bedeutung sei« dürfte, darf ma« hoffen, e» werde 1h« auch vo» weiteren Kreise» de» Publikum» di« nöthig« Beachtung z» Theil werdnr. — Wal dH ei«. Unser Bahnhof hätte gestern leicht der Schau» platz «ine» größeren Eisenbahnunglück» werden können. Während den früh '/-9 Uhr i« der Richtung nach Ch-mnitz ve»kehre«de Güterzng noch vor dem Stationsgebäude hielt, brauste auf demselben Gelei» der von Chemnitz fällige Güterzug einher, deffe« Führer, Marx, in folge de» Fahrgeschwindigkeit n«d vielleicht auch wegen de» ziemlichen Falle» der Strecke an dieser Stelle, trotz rechtzeitigen starken Bremsen» u«d Contredampfgebru» nicht i« Stande war» denselben znm Hält« z« bringen. Schon betrag di« Entfernung von dem eingangs er wähnten Train nur noch ca 15 Mir., al» de» HülfSwricheuwärt« Merkel rasch eatschloffeu versucht«, durch Umstellung de» W-iche deu Zug auf «i« andere» Gelei» zu dirigireu. Wenngleich ihm da» nn« nicht vollständig gelang, so ist doch wenigsten» «i« Zusammenstoß da» darch vermiede» worden; dagegen entgleiste infolgedessen die Lokomo tive mit Tender n«d einem Gepäckwagen, wobei die GrleiSanlage zu« Theil zerstört «ud eine Schiene zerbroche« wurde. Trotz sofortige, Inangriffnahme de« Wiederinstands,tzangSarbeiteu «nd schnelle« Ein treffen» eine» Werkzeugwageu» von Lhennritz grlaug r» erst am Spät nachmittag nach 6 Uhr die Fahrzeuge wieder fahrbar «nd da» Gelei» -asfirbar zu machen. Glücklicherweise find ernstere Verletzungen vo« virnschr« bei dem Uuglück»fall nicht vorgekomme«. nur der Heizer Hanke hat leichte Verbrühungen an Hände« und Füßen davongetrage». Die schwer beschädigte Maschine wurde vo» der den W-rkzeugwage« befördernden Lokomotive zur Reparatur mit nach Chemnitz genomme». — Plane« i. V Endlich ist e» geglückt, de« Dieb fest»«- nehmen, wrlcher di« Opferbrcken in der Lutherkirche beraubt hak. Der Thäter, rin Knabe vo« nicht ganz 12 Jahren, hatte ebe» wieder 20 Pfg. au» einem der Gefäße gestohlen Auf der Polizei wache hat der Jung« eingeräumt, schon seit Jahr und Tag diese» Geschäft betrieben nud dabei Beträte bis zn 2 Mark entwendet z» l aben. Von einer ziemliche« Geriebenheit zengt eine Aeußernng de» Burschen: er sei d:r Meinung, eS könne ihm uicht« geschehen, da er «och »icht 12 Jahre alt sei. — Ein hiesiger Sticker, ei« fleißig« ordentlicher Mann und guter Familienvater, ist aus Rittergut» fl«, Untrrnenudorf echängt aufgefunden worden. Derselbe war infolge de» Tode» eiaer erwachsenen Tochter schwermüthig geworden; a» Sonnabend Vormittag verließ er seine Arbeit und hat hieraus d« bedauerliche« Schritt getha». — Hohenstein. Bo» elnigeu Tagen ist e» hiesige« Sichrr- htitSoraauen gelungen, eine» Diebe» habhaft zu werde«, der wohl al» „Specialität im Fache" bezeichnet werden muß Derselbe ist nämlich Schieferdecker und fräst nach, ob etwa eine Reparatur z« machen ist. Trifft «» nun, daß ihm eine Arbeit übertrage« wird, so rutwendet er bei solcher Gelegenheit dar B-gehren-wrrthe. Haus besitzer in Ernstlhal. Oberlungwitz u. s. w. wisse» hie-vo» zu er zählen. Der Geburtsort de» Langfinger» liegt außerhalb der grün- weißen Grenzpfähle. — Limb ach. In der Nacht zum Sonntag brannte« die znm Hotel Hirsch gehörigen Nebengebäude nieber. DtSglelcheu ver brannte in einem Gasihof zu Pieißa ein mit Waldstreu beladener Wagen. Ursache beider Feuer ist bi» zur Zeit «och «icht festzu- stellen gewesen. — Gera. Zwei außerordrntlich jugendliche Einbrecher, Knaben von 10 «nd 12 Jahren, aus welche da» Sprichwort auzn- wendrn ist: .Wa» ein guter Haken werden will, krümmt sich bei Zeilen" verübten am letzten Freitag «nd Sonnabrud mehrere regel rechte Liubruchrdiebfiähle. Sie verschafften sich ei« starke» Brecheist» spannt. Pünktlich ist der alte Knabe, das muß wahr sein. E» ist eben neu» Uhr." Der Wage« stand wirklich schon angespannt vor der Thür. Steine,t ließ deshalb seine Koffer hiuaustragen; er verabschiedete sich vo» Vater Grawald, dann »ah« er Platz iu der Kalesche, und fort ging» im schnellen Trab, so lauge der sandige Weg die» erlaubte. Steivert lehnte sich jetzt nicht so achtlos, al» ans dem Wege » nach dem Siervkrog, t» die Polster zurück. Er hatte vo» dem Ein steigen in den Wagen sich durch «inen schnellen Griff überzeugt, daß sowohl der Revolver al» da» Dolchmeffer zum augenblicklichen Ge brauch bereit sei««; während de» Fahren» zog er den Revolver noch einmal halb au» der Tasche, um seiner Sache ganz sicher zu sein. Fühlte er Furcht? Nein! Er gehörte nicht zu d.n furchtsamen Naturen, weit «heimzu denen, di« mit einer gewissen Lust der Ge fahr, di« sie aussuchen, keck di« Stirn bieten. Er hatte in einem abenteuerliche« Leben dem Tode oft genug verwegen in» Angesicht geschaut, deuuoch überkam ihn ein elgrnthümliche» Gefühl, als er jetzt «it de» alte« Friedrich allein durch die berüchtigt« Diebs- Haid« fuhr. E» mußt« unwillkürlich an di« Warnungen Grawald'S nud dann wieder an die wenigen Worte denken, welche er an» de« Gespräch erlanscht hatte. Wa» »achte wohl der finster blickende Herr de» Alten besohlen haben? Welchen Zusammenhang mit der jetzigen Fahrt hatten die Worte .Geld, Beil"? Er hätte etwas darum gegeben, wenn e» ihm möglich gewesen wäre, ohne zu fragen, eine« Ausschluß darüber zu erhalt,«. Er g,jff nochmal» nach seinem Revolver, aber fast unwillkürlich zog er die Haud zurück, eS war doch ein zu großer Unfiun, solche Besorgnisse zn haben, er schämte sich darüber vor sich selbst; aber jede Vorsicht zu beobachten, nicht einen Augen blick achtlos zu sein, fortwährend mit scharfem Blick de« Weg vor- Wärt» nud rückwärts zu beschauen und dabei doch unanSgesetzt seinen Kutscher im Auge zn behalten, beschloß er trotzdem. Der Helle Mondschein begünstigte ihn; mit seine« ausnehmend scharfen Auge konnte er weithin de« Weg überblicken; unvorbereitet, deffe« war er sicher, konnte er nicht überfalle» werden. Etwa eine halbe Stunde war Friedrich erst im scharfen, daun i« leichten Trab« gefahren, jetzt aber war der Wrg so sandig, daß der Trab immer langsamer wurde uud die Pferde endlich nur Schritt für Schritt gingen. Der Alte stieg vom Bock, er ging langsam «eben He« Wage« her. Nach etwa einem Btertelstüudcheu trat er au deu Schlag und sagte: „Ter Sand ist hier gar so lief, möchtru der Herr «icht anch ein wenig anssteige» und sich die Beine vertreten? E» ist nur de» armen Vi.h» wegen." Steinert war eben im Begriff, der Einladung zu folgen, er hatte schon den Schlag geöffnet, al« er bei einem nochmaligen schnelle« Vorschauen im Walde zur Seite der Weges, etwa zweihundert Schritt vor dem Wagen, einen Menschen bemerkte, der sich hinter einem Baum zu verstecken schien. In demselben Augenblick fi,l ihm der Postraub ein, er bedachte, daß er im Wagen weit eher gegen einen plötzlichen Urbersall ge- sichert sei; er setzte sich deshalb wieder nieder n»d «klärte kurz, daß e, müde sei uud figeu bleiben Werde. „Et ist nur eine kurze Strecke der Sand so tief; vielleicht fünf Minuten, dann kauo der H»r ruhig wieder eiusteigeo." „Ich bleibe fitzen, die Pferde werde» davon wohl nicht zu Gruude gehen, wenn sie mich noch mitziehru." „Freilichl Mir wär'S auch schon recht," brummt« Friedrich, .aber der Herr hat e» ansdeücklich befohlen." „Wa» hat er besohlen?" .Daß der Herr au»stelge» sollen, wenn wir an de» tiefen Sand kommen." .Davon hat mir Herr von Heiwald nicht» gesagt." .Mir aber hat er s gesagt; also wachen Sie nur keine Um stände weh». E» danert nicht lange, in fünf Minnteu können Sie wieder einstelgen." Der Ton de» Alten war bei diesen Worten halb bitteud, halb ungeduldig drohend, uwsvmehr glaubt« Steinert Veranlassung zu haben, auf seiner Hut zu sein. Er warf noch einen Blick vorwäri», d-ntlicher al» vorher glaubte er rlue» Menschen hinter der großen Kiefer dicht am Wege versteckt zu sehen; die» befestigte seine» Ent- schlvß, keinesfalls auszusteigen. .Ich bleibe im Wagen!" sagte er kurz uud bündig. „DaS wollen wir doch 'mal sehen!" rief der Alt« ergrimmt. ,Brrr, brrrl" Er hielt die Pferde au, riß die Wagenihür aus «nd sagte drohend: „Wollen Sie uuu auSsteigen oder nicht?" „Wa» füllt dem Kerl ein?" .Ich bi« Ihr Kerl nicht! Ich frage Sie, ob Sie gutwillig au,- steigen wolle« oder uicht?" „Und wenn ich uicht will?" .Daun, straf' wich Gott, könne« Sie hier im Walde üb«« uachie«. Ich fahre nicht einen Schritt Wester, ehr Sie «icht au» dem Wagen fiudl" Steinert griff nach seinem Revolver, aber er zog die Haust wieder zurück; «och war e» uicht nöthig, zum Aeußtrsten zn schreite», stand ihm doch «ur ei« einziger G-gner, ei« alter, unbewaffnet« Mau«, gegenüber, «st diesem wnrde er leicht auch ohne R-ooloer fertig. War dann jener Mensch, der sich noch immer Hinte» dn Fichte versteckt hielt, wirklich ei« Helfershelfer de» Alten uud « kam diesem zu Hilfe, daun war r» immer noch Zeit, di« töbt- liche Waffe zu gebrauchen. Lin Augenblick de» Nachdenken» hast» unserem Reisenden die ganze Ruhe und Besonnenheit zurückgegeben; er war zwar überzeugt, daß bei dem Alte» freundliche Worte frucht los seien, aber er beschloß sie trotzdem zn gebrauchen. .Haben Sie vergessen, daß Sie mir in Weidenhagrn versprochen haben, höflich zu sein?" fragte er ruhig. .Bin ich etwa nicht höflich? Ich kann doch «icht dafür, daß der Herr befohlen hat, Sie sollen auSsteigen!" .Ich werde di« Verantwortung bei Herr« Heiwald» dem ich morgen einen Besuch mache, übernehmen. Fahren Sie jetzt weiter I" Der Alte lacht« höhnisch auf. .Werden Sie morgen dem Herrn einen Besuch machen? Viel leicht, vielleicht auch nicht. Ich sage Ihnen, weuu Sie nicht au»« steige», lönnea Sie die Nacht hier bleiben, oder ich hol« Sie selbst heran»." .Wolle« Sie jetzt weiter fahren oder uicht?" .Den Teufel will ich thun! 'rau» aus dem Wagen oder ich hole Siel" .Dann fahre ich selbst I" Er griff nach dem Zügel. Der Alte riß die Zügel au sich. Mit einem Sprunge war er am Kutscherbock, unter dem Leder holte er ein kurze» Beil her vor, welche» er über dem Kopse schwang. .Kommen Sie mir au die Zügel, dann giebt'S ein Unglück!" rief er mit vor Wuth zitternder Stimme. Glaubte er den Stadtherrn rinzuschüchtern? Er täuschte sich. Im nächsten Augenblick schon fühlte er, wie eine Rieseufaust ihm die Kehle zusammeudrückte. Mit der linke« Hand fing Steinert, d« au» dem Wage« gesprungen war, das geschwungene Beil auf, mit der rechten schüttelte « deu stämmigen Asten, d« unter dies« gewaltigen