Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188610064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861006
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-06
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.10.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
HL ssr. — 6. Jahrgang. 2er jeden Wochentag Abend (mit Datum Sächsischer »it täglich etuem veiouoereu umerqat» tungSblatte kostet monMlich 60 Pfg. (mit Ertrabeiblatt Lustiges vilderbuch 70 Psg.) bei den Ausgabestellen in Chemnitz und dm Vororte», sowie bei den Postanstalten. Für Abonnenten erscheint im 2. und 4. Quartal Eiseubahn-FahrplanheftfürSachsen, sowie^m 4 Ouarwl die Wethnachtsbeigabe und zu Nmjabr Jllustt- Landboten-SaÄer. z«ii»ts-Ailiklzer mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Mittwoch, 6. Oktober 1886, I „Süchs. LaadeS-Anmg«": ' ls Rau« einer schmalen CorpuSzeil« Id Pfg. Vevor-.ugte Stelle (lspalt. Petitzrile) SVPf. >g (in Briefmarke») beifüge» ipuSschrlst bilden ca. 1 Zeile.) hme nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, vuchdruckerei, Lhemntt». Theaterstraße 8 (Fernsprechstelle Nr. lgm. Telegr.-Adr.: LaudeS-Anzeiaer. Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt - 2. Jllustrirtes Unterhaltungsblatt - 3. Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler - b. Sächsische Gerichts-Zeitung - 6 Sächsisches Allerlei. - Ertra-Beiblatt Luftiges Bilderbuch. . 10 ) Amtliche Bekanntmachungen. Der Schmied und Handarbeiter Ernst Robert Hoher, zuletzt in einer -hiesigen Ziegelei beschäftigt, wird ausgesordert, den 7. October 188S Vor» mittags '/»IO Uhr vor der 11. Strafiammer hiesigen Königlichen Landgerichts zu einer Hauptverhandlung als Zeuge zu erscheinen- Chemnitz, den 4. October 1886. Königliche Staatsanwaltschaft. I» der Strafsache wider dm Agenten Julius Kessel hier und Gm. wegen Urkundenfälschung rc wird der bisher in GerSdorf b. Hohenstein wohnhaft gewesene Oekonom Bruno Reinhard Graichm zur Vernehmung als Zeuge auf dm 12. dieses Monats Vormittags 9 Uhr vor die III. Strafkammer des Königlichen Landgerichts hier geladen. Alle Behörden und Polizelvrgane werden ersucht, Graichm beim Betreffe» aus diese Vorladung ausmerlsam zu machen und Nachricht hiervon anher zu geben- Chemnitz, dm 4. Oktober 1886. Königliche Staatsanwaltschaft. Erledigt hat sich die unterm 21. dieses Monats erlassene Vorladung des Zimmermanns Christian Traugott Köthen von hier durch dessen Ermittelung. Chemnitz, den 30. September 1886. Königliche Staatsanwaltschaft. Mittheilungen aus dem Handelsregister sür den Stadtbezirk Chemnitz.» Neu errichtet die Firma Damies L Lotzmann in Chemnitz, mechanische ^Weberei, Augustusburgerstr. 3t, Inhaber die Kaufleute Herren Heinrich Wilhelm DamieS und William Heinrich Lotzmann. — Zur alleinigen Fort führung hat Herr Handelsgärtner Rudolph Hertzer in Chemnitz die Firma Hertzer L Kaiser Übernommen — Die Firma F. L- Schenker in Chemnitz ist vom bisherigen Inhaber Herm F. L Schenker dem Kaufmann Herrn Ernst Oskar Pomsel zur Fortführung überlassen worden. Derselbe 'firmirt künftig Oskar Pomsel- — Nachdem die Auflösung des Vorschuß. Vereins in Chemnitz beschlossen worden ist, wurde verlautbart, daß in Folge dessen Herr Carl Ernst Pester und Herr Carl Oswald Kolbe nicht mehr Mitglieder des Vorstandes d«S genannten Verein- sind, daß Herr Carl Hermann Fritztche und Herr Carl Ernst Pester, Beide in Chemnitz, zu Liqui datoren erwählt worden sind und daß der Vorsitzende deS AussichtSrathS, Herr Carl Oswald Kolbe in Chemnitz, als Stellvertreter eines der beiden Liquidatoren zu sungiren hat. Telegraphische Nachrichten. Vom 4. October. München. Ein Gendarm fordert« einem Ihm verdächtig er scheinenden Herrn seine Legitimation ab. Der Fremde griff «ach der Brusttasche, als ob er Papiere hrrvorholen wolle, brachte aber einen Revolver znm Vorschein und feuerte zwei Schüsse aus den Beamten ab, der tödtlich verletzt ist. Der Thäter ist verschwunden. Wien. Cholerabericht vom 3. October. In Triest 7 Erkrank ungen, kein Todesfall, in Pest 7 Erkrankungen, 3 TodeSsäll«. Paris. Dar »Journal de« Dedats" bringt aus Berlin die Meldung, Oesterreich und Deutschland zusammen würde» jede« Couflict verhindern. Kopenhagen. Der dänische Reichstag ist heute eröffnet worden. Di« bisherigen Präsidenten sind wiedrrgewählt. Heute wird da» Budget vorgelegt. Amsterdam Di« Regierung hat den Kammern ein Gesetz vorgelegt, durch welch«- sür all« Versammlungen da» behördliche Ge» «ehmIguugSrecht vorgeschriebe» wird. London. Gestern Nachmittag fand in einer Kohlengrube bei Normauto« in A-rkshIre eine Entzündung schlagender Weiter statt. Von 30 Arbeitern, welche st» in der Grub« b«fa»den, find bis jetzt «st 8, darunter 6 schwer verletzt zu Ta^e gefördert. Bombay. Al« bei der Feier religiöser Fiste in Etawah bei Allahabad zwischen Hindu» und Muhamrdanern Streit auSzubrrchen drohte, ließ die Behörde einen Eisenbahn-vg mit britischen Soldaten, welche ans dem Wege nach Bi-wa waren, anhatten, um die Ruhe wiederhrrzustellen. Durch dai Erscheinen der Truppe« wurde di« Menge aus» «eußerfte erregt und stürzte sich auf dt« Bajonette der Soldaten, wobei viele leicht, mehrere tödllii verletzt wurde». I» Allahabad find Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Alle nach 9 Uhr mit Waffen oder Stöcken ans der Straße angetroffenen Eingeborenen werden verhaftet. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 5. Oktober. Deutsches Reich. Die »Köln. Ltg * schreibt: Di« Anhänger de» Zunftwesen» rc. geben sich erneuten Hoffnungen hin, daß die so genannte Revision der Gewerbeordnung auch jetzt wieder die Reich»- behörde» beschäftigen und dem Reichstage weitere Gelegenheit znr Erörterung dieser Frage geben solle; vorläufig dürfte» sich diese Hoffnungen jedoch al» trügerisch «weisen. Richtig ist, daß dem Bunde»rath Eingaben in dieser Beziehung vorliege«. E» scheint aber kein, Neigung vorhanden, darauf eiuzugrhe». — Tin Theil der französischen Presse macht Lärm wegen der angebliche« »deutschen Befestigungen", die «an an den Ufern der Maas errichte« wolle, sowie wegen de» lediglich einen Act der Freundschaft und Höflichkeit darstellenden Besuche», welchen Köuig Leopold soeben dem deutschen Katserpaar in Baden Bade« abgestattrt In Wirklichkeit ist aber keinen Angenblick daran gedacht worden» deutsche oder belgische Befestigungen au der Maas zu errichten- Ihr« bekannte Phantast« hat den Franzosen wieder einmal «tue« wunderbaren Streich gespielt. — Bon verschied»«« Seiten, so von den Professoren Schmolle», Dernbnrg, von Holtzendorff, werden jetzt Pläne sür Abänderung de» juristische» Studiums ausgestellt. ES soll die- kein dloser Zusall sein. Die preußische Regierung geht schon seit längerer Zeit mit NenernngS- adsichlen auf diesem Gebiete um und er ist i« wettern die Herbei iührnnq eine» einheitlichen Vorgehen» sür da» Reich geplant. Oesterreich-Ungar«. Au» Wien wird offiziell erklärt, Minister Graf Kalnoly habe die Erklärungen Ti»za's.im ungarische« Abgeordnetenhause nicht aufgestellt. TtSza habe da» Concept fertig mit zu einer Coufcrenz bei Kalnoly gebracht und dort seien nur unwesentliche Venderuugen vorgeuowmen worden. — TiSza's Er klärungen haben in Rußland heftige Angriffe hrrvorgerufen. Die Panslavistendlätter raisonniren in allen Tonarten. Frankreich. Zu Ehren de» Ministerpräsidenten Freyeinet fand Sonntag in Bordeaux ein große» Festbankett statt. Freyeiuet hielt eine Rede, in welcher er sagie, daß er überall, wohin ihn seine Reise gesührt, den Sinn für Einigung der Republikaner gesunde« habe. Tr «kenn« au, daß vvch mancherlei Reformen nothwendig seien, bitte aber seine Zuhörer, der Regierung aus de» Bahn dr» Fortschritt» und drr Freiheit zu folgen. — Der König und die Königin von Griechen land sind zu 14!äglge« Aufenthalte in Paris eingrtroffe». England. Der „Boff. Ztg." wird au- London telegraphirt: Der w'chttgst« Auftrag, den der neue Botschafter Herbett« aus Pari» mit nach Berlin nimmt, ist, eine europäische Conferenz anzurege», welche im künsttgrn März E» glaub» Rechenschaft über seine Verwalt- unq Aegypten» rntgegennehmen und die Räumung und Nentralifirung diese» Lande» fordern soll. Spanien. Ans Madrid wird noch gemeldet: Vertreter der republftanische» Parteien unter Führung Salmnon'» wurden am Sonntag bei den Ministerpräsidenten Sagasta zu Gunsten der zum Tode verurtheiften Rebellen vorstellig. Der Minister lehnte jede Ein mischung ab. Bestätigt die oberste Militärjunta da» Urtheil de» Kriegsgericht», so wird daffilbe auch vollstreckt werden. Orient. Telegramme melden an» Sophia: Gestein fand unter freiem Himmel ein Meeting znr Besprechung der politische« Lage statt; zuerst traten einige Redner auf. welche die lebhafte Zu stimmung «nd da» Vertrauen der bulgarischen Bevölkerung zur Regentschaft auksprache». Sodann betrat der Redacteur de» Zanko wiflischrn Parteiorgan» die Tribüne uud befürwortete in heftig provocatorischer Rede die Annahme der russischen Forderungen unter heftige» Angriffen auf die Regrutschask. Die Rede erregt« Unruhe uud al» der Redner schloß: Hoch Rußland, nieder di« Regentschaft! stürmte dir Menge die Tribüne, riß dr» Red«« herab »nd miß handelte ihn, sowie audere Zankowlsteu furchtbar. Hierauf betrat General Kaulbar» die Tribü»« uud vertrat Rußland» Forderungen» auch er wnrd« unterbrochen, iusultirt nnd am Weiteneden verhindert; er verließ bleich die Tribüne und begab sich sofort znm deutsche» uud österreichischen Sonsul. Die Aufregung in Sophia ist ungeheuer. — In der Antwort de» bulgarischen Regierung ans die russisch« Forderungen ist noch ganz besonder» hervorgehobe». daß die Regieruug bereit sei, den russischen Rathschlägen bereitwilligst zu folgen. Ad» es könnt« das «>r insoweit geschehen, al» die Gesetze de» Laude» e» gestatteten. — Der »N. Fr Pr." znfolge ist -er Belagerungszustand über Bulgarien bereit» am 1. d. M. wieder aufgehoben. — N«S London wird gemeldet, Deutschland nnd Oesterreich hätten die Unter stützung drr russischen Forderungen in Sophia osfieirll abgelehnt! — Da» Moskauer Amtsblatt »Warschawiky Duewaik" fordert die Ent fernung der Regentschaft iy Sophia, die ja doch nur eine »nihilistische Baude" sei. Damit Bulgarien nicht zum Spirlball in den Händ« der Feinde Rußland» wrrde, muß Rußland Bulgarien vor Alle« von dem fürstliche« Throne und von dem Wahn» befreien, d«ß Bulgarien «ine unabhängige Macht sei, die ihr« eigene Politik Hab«. — Die Mo-Ianer »Ssowremmeuija J-wastla" will wisse«, daß kffe türkische Arme«, di« an der Grenze coneentrirl ist, auf Wunsch Rich- land» in Bulgarien einrückrn werde, wenn die Forderungen Kaulbar»' nicht angenommen werden. (?) Das würde auch Oesterreich-Ungar» vollkommen lahm lege», da» hinter dem Rücken der bulgarische» Regentschaft steht nnd im Geheimen gegen Rußland intrignire. Amerika. Di« amerikanische Freiheit hat auch ei« Eabn. Der Gouverneur von Pevnsylvanieu richtet« «in Schreiben an de» BeurralstaatSanwalt diese» Staate», in welchem er dessen Aufmerk samkeit äuf da» Verfahren der Bereinigung der Kohlen - Compagnien lenkte, welche den Preis der Kohlen in die Höhe treibe, indem sie bi» Kohlenförderung beschränke. Der Gouverneur sagt, da» Publikum sei der Gnade der Koalition überliefert, diese sei dem Gesetze zuwld»- laufend und dieser Zustand den Interessen de» Publikum» uachthekliK. Der Gouverneur spricht sich auch gegen dir Trunk-Eisenbahn-Koalitio» au» und bittet de« GeneralstaatSanwalt, von amtswigrn dagegen «inzuschrrite«. E» heißt, diesem Verlangen solle entsprochen werde». Aus Nah uud Kern. — Da» Pr«i»au»schreibeu der Zeitschrift „Die ge fiedert« Welt" (Verlag der Creutz'fchen Buchhandlung in Magde burg und herau»gegeben vou vr. Karl Ruß) hat ei« günstige« Ergebniß geliefert, denn von den eiogegaugenen 16 B:werbung»schrisd» konnten 13 prämlirt werde«. Dl« höchste« Preise von je 75 Mark empfingen die Herren Chr. F. Ltßbrückner in Geestemünde und Apo theker Karl Leber in Griesheim bei Darmstadt; außerdem wurden prämiirt dt« Herren W. Reycr in Frankfurt a. M» Ernst Beck- Corrvdi in Zürich, Benecke in Zerbst, F. W. Klage» in Hannover» Friedrich Bartel in Nürnberg nnd E. Glitschte in Berlin mit Sn-ime» vou 45, 30, 20 bi» 15 Mark hinab Einen Extraprei» vou 150 Mark bewilligten Redaktion und Verlag ihrem alten bewährte« Mitarbeiter, Henu W. Böcker in Wetzlar. Alle vorliegenden prei-gekröaw» Schriften wrrdeu in der »Gefiedertru Welt" veröffentlicht. Al» Preis richter waren thätig die Herren Heinrich Must in Leipzig, Ed. Eschenbach und Ernst Hinze in Berlin, vr. in B. uud vr Ka»l Ruß. Möchte der Erfolg de» Preisausschreiben» nun anch in de» That znr Hebung uud Verbreitung der Kauarienvogelzüchtung i« Deutschland rutsprecheud beitrage« I — Die Cholera ist nun auch i« Sardinien ansgrtaucht. I» Odessa ist vom Geveralgouveruenr Quarantäne sür von dort kommend« Schiffe avgrordnet. Wegen der Cholera ist in Rußland auch die Einfuhr von Lumpe« und alten Kleidern au» Oesterreich verdate« worden. — Am Hitz schlag find, wie osfieiö» bekannt gegeben wird, l« Verlaus diese» Manöver» bei sämmtlichen 14 preußischen Armee» Der Sterukrug Von Adolf Strecksnß. Nachdruck verboten. Fortsetzung. »Sie haben mich »ich» beleidigt und werden wir willkommen 'sein. Ich weiß, daß we>, alter Kutscher iw Vertrauen aus sein« mir seit Jahren orleisteteo Dienste sich manche» heranSnimmt; ich sehe ihm deshalb viele« nach uud will anch in diesem Falle da» gleiche thun- Fahren Sie daher ruht, mit meiner Kale'che nach Beut- , lingin, nur bitte ich. daß S>e die Pferd« noch mindesten» ein halbe» -Stündchen rohe« lasten; st« haben in diesen Tage» weite und auge- ftrengte Fuhren in» Holz gemacht, und ich möchte sie nicht über müden. E» find thrur« und edle Thirrel" »Ganz wie Sie wünschen, Herr vou Heimald; wollen Sie freund- . lichst selbst die Zeit bestimmt», wann ich aufbreche« bars?" Herr von H-iwald sah noch der Uhr. »Wir haben ein Viertel auf venu Uhr", sagte er. »Wenn Sie um nenn Uhr fahren haben Sie noch Hellen Mondschein während der ganzen Fahrt und kommen früh genug nach Bratlingen. Leben Sie wohl. Auf Wiedersehen morgen in Gromberg " Er mochte eine steife, kaum merkliche Ver- bengnvg- daun verli.ß er, gefolgt von Vater Grawaid, die Herrenstube. Steioert trat au» Fenster. Er überblickte den freien Platz, vou welchem sternförmig di« verschiedenen Wege obgingen; rin Knecht de» Hanse» führte auf demselben ein edle» Pferd, da» de» Herrn von , Heiwald, herum. Die anSgespaunte Kalesche stand nicht wett vom Fenster, ans drr Deichsel saß der alt« Friedrich, er verzehrt« in aller GemüthSruh« sein Abeudbrod. Al» Herr von Heiwald an» dem Haus« trat und Grawald ihm folge» wollte» um ihm beim Ausfteigr« behülflich zu sein, wirs er ihn zurück. »Leisten Sie Ihrem Gast Gesellschaft", sagte er beseh- kend, „ich komme schon ohne Sie aus'» Pferd und habe außerdem «och «it Friedrich zu sprechen." Grawald zog sich gehorsam zurück- Herr von Heiwald trat zu dem Fuhrwerk, er sprach mit dem Kutscher, aber so leise, daß Steinert nur die abgebrochenen Worte: „Geld — Beil — im Sande zu Faß" » — verstehen konnte. Friedrich hörte aufmerksam zn; er nickte, ohne etwa» zu au1tvo"e«i, nur bestätigend mit dem Kopf nud schaute ein mal mit dem ihm «ig'ntbümlichcn Grinsen nach dem Fenster der Herrenfiube. Al» sein Herr sortgtng, stand er nicht einmal auf; er fuhr in der Vertilgung seirt» mächtigen Butterbrode» ruhig iort. Herr von Heiwald schwang sich mit jllgeudlichrr Rüstigkeit auf » Pserd nnd sprrvgle in vollem Galopp über den freien Platz. Steinert schaute ihm gedankenvoll nach, rin Schlag auf die Schulter weckte ihn au» seinen Träumereien »Sie habe« einen ver flucht dummen Streich gemacht, Herr Steinert, wenn Sie e» mir nicht Übel nehmen wollen," — sagte Vater Grawald, de» schon lange hinter dem Reisenden vou diesem «nbemerlt stand. »Eiuen dumme« Streich, Herr Grawald? Inwiefern?" »Nao, ich meine, r» ist immer «nvorfichiig, eine» Käfig, der solche Vögel enthält, wie Ihre Brieslafel, in einer öffentliche« Gast stube zu zeigen, am meiste« aber in unserer verdammten» unsicheren Gegend. Wie Sie nnn aber gar aus di« Idee gekommen find, die» in Gegenwart de» Herrn vou Heiwald zu tbuv und ihm geimffer- waßeu zu sagen: »Schau' her, hier liegen Tauseude von Thalcrn, welche heut Nach« ei« einzelner uubewaffneirr Reisender durch die DiebShaide tragen wird." Da» begreife, wer da kau«. Sind Sir denn gauz fremd in dieser Gegend? Wisse« Sie gar nicht, wa» hier vorgegaugru ist?' .Ich bin zum ersten Male hier nnd Hab« keine Ahnung vou dem, wa» Sie sogen wolle». H rr von Heiwald ist nach dr«, Wa ich in Berlin hörte ein angesehener uud reicher Gutsbesitzer au» diese« Gegend, mit welchem ich morgen Geschäfte zu machen gedenke." »Morgen? Vielleicht früher al» «» Ihnen lieb ist, heute Abend schon! Sir find d-ich schon in Weidenhage« beim olteu Hildebrand gewesen, hat Ihnen drr nicht» erzählt?" »Nein, wir hat'en keine Zeit, viel zu plaudern Da ich noch mehrere GeschästSbesuche zn wachen hatte »d heut Nbevd schon weiter wollte, konnten wir eben nur von Geschäften sprechen " »Nun, dann wnnderl'S wich freilich nicht «ehr, daß Sie den Weg nach Bentlingrn Abends und noch dazu in Heiwald» Kalesche machen. Die» würde mit solchen Goldvögelu in der Tasche Niemand ihn«, drr diese Gegend kenut. Aber e» wäre eine Sünde, Sie in Unwissenheit zu lassen. Setzen Sie sich, lassen Sie sich noch rin Gla» Bier schmecken, dann will ich Ihnen erzähire, wa» Sie doch wissen müssen. Sie haben ja noch über eine halbe Stande Zelt vor sich, ehe Sse fahren können, wenn Sie überhaupt fahren wollen." Vater Grawald erzählte nun Steinert, der seiner Einladung folgte, mit großer AuSsührlichkeit dir Geschichte vom Polen SaworSki, vom Postranb uud von de« Verschwinden de» Herrn von Scharnau. Steinert lauschte ihm, obwohl er nicht» neue» vernäh«, mit et»«, so wufterhajleu Aefmrrksamkeii, al- habe er in seinem Lebe« noch «le rin Wort von allen diefin Mordgeschichte» gehört. Al» Vater Grawald mit seiner Erzählung z« Ende war» sagte er: „Sie sehr» von selbst, Herr Steinert, daß e» nicht gerathe» ist. mit einer Brieftasche, wie die Ihrige, in der Nacht allein uud «nbe- wasfnet durch die DiebShaide zu fahren, zumal wen» Herr von Hel- Wald den Schatz gesehen Hai. E» fällt mir zwar nicht ein, de» Herrn, der mein alte« Kunde uud nachher Nachbar ist. verdächtig« zu wollen; aber ich weine, «ach dem, wa» hier vorgekommen, muß man doch vorsichtig sein — Besser bewahrt, al» beklagt! — Wollen Sie einem gut gemeinten Rath folgen, daun bleiben St« heut« Nacht bei mir im Sterukrug Für ei» gute» Zimmer und Bett will ich schon Sorg« tragen. Morgen in der Frühe fahr« ich Sie daun sAbst nach BeuUtngen; Sie sollen dort zu rechter Zeit, noch ehe Sie Ihre GcschästSbesnche antrrte» können, ankommen." „S«hr freundlich, Herr Grawald", entgegnet« Steinert fest, »aber ich kan» Ihr Anerbieten nicht annehmen. Ich würde mir selbst wie ein jammervoller Fstgling Vorkommen, wenn ich au» Furcht vor Räubern mich in da» Bett im Sterukrug verkröche. Ich fahre!" »Wie Sie wollen; ich wüasche Ihnen nur, daß Sie gut an kommen. Apropo», da fällt mir ein, Sie sprachen vorhin davo». daß Sie «och einige Hundertthalerscheiüe wünschte«, oder haben St« schon genug?" „Nein, r» würde mir ganz angenehm sein, noch einige große Scheine zu wechseln. Die meisten Gut»besttzer, besonder» die bäuer lichen. nehmen nicht gern große Baukanwrisangeu. Können Sie «lr vielleicht wechseln?" »Nein, ich nicht. Wa» ich an Huudertthalerschilnen besaß, Hab« Sie; aber Herr von Heiwald und sein Bruder, der Senator in Bent- lingru, können Ihnen gefällig sein. Bon dem Letzteren habe ich bi« Sche ue, die Sie von »ir empfangen haben; rr besitzt, wie ich b»i der Gelegenheit sah, «och einen ziemlichen Borrath davon in der Kasse, ebenso auch Herr von Heiwald, der gestern bei «Ir ansragrn ließ, ob ich ihm nicht einige Hundertthalerschrlue in kleine» Geld umwechleln könne." »Ich danke Ihnen. Ich werde morgen die Güte de» Herrn i« Anspruch nehmen." »Ja morgenI Neu ich will'» Ihne» wünsche»! Hören S!« pur, da knallt der alt« Friedrich schon mit der Peitsche. Er hat äuge» I l 1 H
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite