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Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188610236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861023
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861023
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-23
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.10.1886
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"" ^ »7»»-^l ' , «7«'» ° ^ '"7""—' ' M S4V — 6. Jahrgang. »er jede» Wochentag Abend (mit Datum des folgenden TageS) zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-«»zeig»" „it täglich einem besondere» Unterhalt tungsblatte kostet monatlich 60 Pfg. (mit Extcabeiblatt Lustiges Bilderbuch 7o Psg.) bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie beiden Postanstaltcn. Für Abonnenten erscheint im 2. und 4. ÖuartalEil'eiibah»-zahrplauheftfiirTachskn, sowie im 4. Quartal dieWcihnachtsbeigabe JllustrirleS Jahresbuch -es Landes-Anzcigers „nd zu Neujahr Jllustr. Landboten-Kalender. Sächsischer Mitrs-AllstiM mit „Ghemnitzev Stadt-Anzeigev". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonnabend, 23. Oktober 188ö. »nzetgenvrels deS„SSchs. Landes-Nuzeiger"; Raum einer schmalen Corpuszcile IS Pfg. Bevorzugte Stelle (lspalt. Peützeiie) Oll Pf. Bei Wiederholung großer Annonce» Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen (le öSilbcnCorpusschrift bilden ca. l Zeile). Annoncenaimahme nur bis Vormittag. Verlag: Alexander Wiede, «uchdruckerei, Chemnitz. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. 136). Telegr.-Adr.: Landes-Änzeiger, Chemnitz. Mt täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt — 2. Jltustrirres UnterhaltungHblatt — 3. Kleine Botschaft 4 Sächsischer Erzähler - 5. Sächsische Gerichts-Zeitnna - 6 Sächsisches Allerlei. Ertra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Herr Friedrich Ewald Bahner in Schönau beabsichtigt, in dem unter Nr. ISO in dem Flurbuch« für Schönau eingetragenen Grundstücke eine Schlächterei zu errichten. Ja Gemäßheit 8 17 der ReichSgewerbeordnung vom 1. Juli 1883 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nickt aus besonderen PrivatrechtS- Llteln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubrtngen. Chemnitz, am 16. October 1886. Die Königliche Amtshauptmannschaft. DaS Königliche Ministerium beS Innern hat, da die Cholera vom Süden Europas sich noch"tn-«euerer Zeit In nördlicher Richtung verbreitet, ang«» ordnet, daß BorbeugungSmaßregeln gegen die Einschleppung der Seuche der' art vorbereitet werden, daß dieselben in Wirksamkeit treten können, sobald in benachbarten Landesgebieten die gedachte Krankheit auSbrcchen und das In. land hierdurch bedroht erscheinen sollte Insbesondere soll schon jetzt der Reinhaltung der Straßen und Plätze, ingleichen der DeSinsection der Aborte, insbesondere der zum öffentlichen Gebrauche dienenden und derjenigen, welche sonst von einer größeren Zahl Menschen benutzt werden, besondere Ausmerk, samkeit zugewendet werden. Demgemäß werden der Herr Bürgermeister zu Zwönitz, sowie die Herren Gemeindevorstände »nd Gutsvorsteher des hiesigen Verwaltungsbezirks hiermit angewiesen, dafür besorgt zu sein, daß Straßen und Plätze von saulenden und säulnißsähigen Substanzen re. rein gehalten, sowie die Abortgruben und Dllngerstätten öfter und rechtzeitig geleert im klebrigen aber die Abortgruben und Pissoirs in Anlagen, die, wie auf Eisen» bahnstationen, öffentlichen Plätzen, in Gasthäusern und Restaurationen, dem öffentlichen Verkehre zugänglich sind, ingleichen in Schulen, Herbergen, Logir- und Kosthäusern, Massenquartieren, Fabriken und gewerblichen Anlagen und dergleichen öfters gehörig dcsinsicirt werden. Chemnitz, den 20. October 1886. Die Königliche AmtShauptmannschaft. «eleg«aphlsche Skachrichterr. Vom 21. October. Berli». Dem hiesigen »Tgbl.* wnrde ans Lemberg Fol gendeS telegraphlrt: Der General-Gouverneur von Warschau, General Gurko, erhielt einen eigenhändigen Brief des Czaren, mit de« Bor- schlag, die Stellung eine- außerordentliche» Kommissars in Bulgarien zu übernehmen. Gurko antwortete: »Wiewohl ihm der kaiserliche Antrag schmeichle als ein Beweis des höchsten Vertrauen» seine- Herrscher», so müsse er doch die von ihm zu übernehmende Aktion ln Bulgarien «nr in dem einen Falle als erfolgreich betrachten, wenn sie unterstützt würde durch militärische Kräfte.- Daranf erhielt Gurko eine chiffrirte Antwort de» Czaren, worauf er sofort «ach Petersburg abreiste. Mailand. In Fagnano-Olona, woselbst die Arbeiter stimmt» licher Spinnerei«» streike«, brachen unter den Streikenden bedeutende Unruhen au». Die Karabinieri, welche die drohende Menge an einander treiben wollten, wurden mit einem Steinhagel ewpsangrn, einer von den Karabinieri blieb todt, mehrere wurden verwundet Auch von de« Arbeitern wurden zwei getödtet. Zwei Compagnien Militär kamen von Mailand, die Rohe wieder herzustellcn. Rom. Der .Opinione" zusolge hat der hiesige österreichische Botschafter, Graf Ludolf, nach vierzigjähriger «nnutubrocheuer Dienst, zeit sein« Versetzung in den Ruhestand nachgesucht, welch« ihm auch bewilligt worden ist. Gras Ludolf verbleibt «och einige Zeit in Rom, um dem Könige sei« Abberufnngsjchretbrn zu überreiche«. Petersburg. Im technologischen Institut herrscht unter den Stndeuten große Aufregung. De, Direktor des Institut» hatte Berordunuge« erlassen, nm deren Abstellung ein« Studrntevdepntatio« ihn ersuchte. Die Mitglieder der letzteren wurden verwiesen «nd daranf ohrfeigte» zwei Studenten de» Direktor öffentlich. Die deutschen Eslonien in Ostafeika. HH Chemnitz, den 22. Oktober. Nachdem alle Colonialverhaudlungrn und Streitigkeiten zwischen -emj Dentscheu Reiche und fremde« Staaten beseitigt erschiene», macht sich plötzlich rin neuer Couflict bemerkbar, in Ostasrlka. ES ehlt an zuverlässige« Einzelheiten über die Natur de» neuen Zwiste»; »dessen, daß er vorhanden, kann nicht mehr bestritte« werden, da bereit« ein greiibarer Beweis dafür vorhanden ist. Kaiser Wilhelm beabsichtigte bekanntlich, dem Sultan Said Bargasch von Zanzibar eine Batterie Geschütze znm Geschenk zu verehre«; die Batterie war vom Kaiser bereit» besichtigt und sollt« eben abgesandt werden, als Nützlich Contreordre eiulief und der Transport unterblieb. Diesem augeusälligen Schritt folgten auch bald Prioatmitthrilnnge», nach welchen de» Sultan seine Haltung Deutschland gegenüber vollständig geärdert hat Er legte den deutschen HandelSbestrebuugeu offenbar« HIndkrnisse in den Weg und hat sogar eingeborene Häuptlinge, die längst unter deutsche« Schutz getreten find, aussordern lassen, da» deutsche Protektorat wieder abznwerfe«. Da» find Schritte offener Feindseligkeit, die von den deutschen Unternehmern »nd Kanslrnte« lästig rmpsunbeu werde». An der ostasrikanischrn Küste bestehen bekanntlich zwei deutsche kolonieen. Die deutsche ostafrikauische Gesellschaft hat ein kolossales Gebiet erworben, in dem ste mit der Anlage von Handel»- und Plautagestaiioven begonnen hat. Au» diesen AnfangSversnchen läßt sich noch kein Uetheil ans de« definitiven Erfolg ziehen; e» ist verfrüht, zn sage«, die Kolonie werde glänzend proSperiren oder nicht Dazu gehören Jahre, lange Erfahrung, unermüdliche Arbeit. Weiter ist di« keiner« Witu-Kolonie vorhanden. Die Afrikareiseuden Gebrüder Denhardt hatte» das Witu-Land von dem Snahali-Snltan Achmed erworben, nm rS dann später de« deutsche« Kolonialverri» zn ver kaufen. Der letzter« hat zwei Kommissare abgesandt, die da» Land bereit» übernommen haben. Geplant ist hier ebenfalls die Errichtung einer Handels- und Plantagengrsellschast und «au behauptet, die Verhältnisse lägen hier günstiger als in dem weiten Gebiet der deutsch ostafrikanischen Compagnie. Wir kaffe« diesen Punkt ganz ««er örtert, di« Ankunft wird den wahren Werth beider Kolonien ja klar stelle«. Di« Grenzen beider Besitzungen stehen nun bisher nicht genau est, und «S ist bekannt, wie sich de« Sultan von Zanzibar schon einmal offene Feindseligkeiten gegen di« Deutschen erlaubte, sogar seine Truppen anSschickte. Damals brachte ihm ein deutsche» Geschwader unter Admiral Knorr Respekt bei, das seine Kanone« ans den Sul- tan-palast in Zanzibar richtete. Said Bargasch erkannt« an, daß I>aS Wituland deutsch sei, schloß «inen besonderen Handelsvertrag mit Deutschland ab, während eine internationale Commission die ver wickelten Grenzsragen löse» sollt«. Die Commission hat diese Streitig keiten aber nicht geschlichtet, sich vielmehr resnltatlo» aufgelöst. E» sollen da Schwierigkeiten entstanden sein, bei welchen die Engländer, und speclell der englische Generalkonsul Kirk, de« Snltan als Stroh mann vorschobeu. Kirk'S Bestreben soll einfach daraus hiuanSgehe», da» als Handelsplatz bedeutende Zanzibar sür England z« gewinnen, dem deutschen Handel somit die Thür vor der Nase znzuschließen. Wir lasten dahingestellt, wa» an diese« Jutrignen Wahre- ist. Thatsache ist jedenfalls, daß dem Snltan von Zanzibar wieder der Kamm gewaltig geschwollen ist und er von den Deutschen Nicht wissen will. Da» Letztere erklärt sich aber einigermaßen, wenn man daran drntt, daß der Sultan eigentlich ein Großkanfmauu ist, der befürchtet, di« deutschen Tolonien könnte» ihm einen Theil seine» Pro» fite» entziehen. Diese Gesinnung wird bestärkt durch die Pläne der deutschen Cvlonialunteruehmungrn, von in ihr Gebiet eintreteuden, au» Centralasiika kommende» Maaren Zölle z« «hebe», nm so Gelder zur Burbildnng der Colonien zu gewinnen. Der Sultan sieht wohl darin einen Schlag gegen seinen Nutze» und sucht, die dentsche« Concurrenten lahm z« legen. Daß seine HandlnngSweise de« jungen dentscheu Unternehmungen menche Schwierigkeiten bereitet, ist erklär lich. Die Berhältuiffe in Ostafrika liegen, wie man steht, verwickelt; der Sultan wild ia in seine Grenzen zurückgrwiesen wilde», aber damit iit «och ntcht Alle» geordnet, wen« eben England wle>«r die Finger im Spiele hat E» kann «och geraume Zelt vergehe», bk» alle Schwierigkeiten beseitigt fi-d. Politische Rundschau. Chemnitz» den 22. Oktober. Deutsches Reich. Der Reichskanzler beschäftigt sich armen- scheinlich eifrig mit der bulgarischen Ang'legenheit. Nachdem er Ende der vorigen Woche erst in Barzin mit de« anf der Reise «ach Peters burg begriffenen deutschen Botschafter General von Schweinitz conferirt hatte, hat er jetzt den Besuch de» rusfischru Botschafter» in Berli», de» Grafen Schnwalo», empfangen. Widmet sich Fürst BISmarck ernstlich der Sach«, so wird e, auch bald Fener dahinter mache». Der jetzige zweifelhaft« Zastaud wird «m so unerträglicher, je läng« er audanert. — Der Präsident de» ReichS-EisrnbahuamteS, Geh. Rath Körte, hat »m seinen Abschied nachgesucht. — Die kaiserliche Ermächtigung zur Einbringung de» Gesetz» enlwnlfe» betr. di« Unfallversicherung der Seeleute in de» Bunde«» rath ist dem Vernehmen nach dieser Tag« eingrholt und rrtheilt worden. Der Entwurf soll bestimmen, daß di« Seeleute selbst z« den Koste« der Unfallversicherung nicht herangezogen werden. — Die socialdemokratlsche« Abgeordneten de» dentscheu Reichs tages erlasse» eine Erklärung, wonach sie in Folg, de» UrtheilS i« Freibergr, Socialistenproceß beschlossen haben: 1. de» Charakter de« Socialdemokrat- als officirllen Organ» der socialdemokratischen Partek ausznheben; 2. die Vollmachten, die seinerzeit die Clgenthümer de» Blatter der jeweiligen soclaldemokcatischrn Fraetio» de» deutsche» Reichstage» «inränmte«, in deren Hände zurückzngeben. I« Uebrlgea überlassen sie jedem Einzelnen, wir er sich znm Socialdemokrat stellen will". — Zur Kolonisation in den polnischen Gebiete» schreibt die Pos. Zig.-, daß bereit» eine nicht unerhebliche Zahl von Bewerb ungen »« die zunächst zu veräußernde» Parzellen vorliegt, und daß in dieser Richtung anf längere Zeit hinan» «in Hinderniß für die Ausführung de» AnfiedlungSgesetze» nicht z« befürchten ist. — Die ReichSregierung hat bereit» begonnen, di« Lösung der ostafrikanischen Wirren zur Sprache zu bringe«. An» London wirst gemeldet: Hier haben neue Berhandlnugen zwischen England unst Deutschland über eine weitere fest« Abgrenzung de» gegenseitig«» kolonialen Machtbereiche» begonnen. Deutscherseits führen dieselbe« der Botschafter Graf Hatzfeld «nd Geh. Rath vr. Krauel vom Aus wärtigen Amt in Berli«. Die jetzige» Berhandlnugen drehen sich in erster Linie nm Ostafrika und bezwecken, für di« Zukunft in Bezug auf Grenz« und Machtsphär« die Möglichkeit jede» Streite» au-zu- schließe». TS ist anznnehme», daß «in zufriedenstellendes Resultat erzielt werden wird. Frankreich. In Paris ist zwischen Kammer und Regierung di« alle Gemüthlichkeit völlig wieder hergeflellt. Den Kammermit gliedern ist e» nachträglich selbst unheimlich bei dem Gedanken ge worden, die Krisi» hätte znm Rücktritt de» Ministerium» Freyeinet führen können; denn mit tzeeIgüetest"Mlüistrrpräfidenten ist «a» Matthäi am Letzten. Allerdings könnte der »rothe* Clemencea» wohl Premierminister spielen, aber dann mag »an in Pari» nur alle« ZnknnstSträumen von einem einstigen Bündniß mit Rnßlanst Lebewohl sagen. Der Ezar-Selbflherrscher und die »rothe* Republik, die paffe« in aller Ewigkeit niemals zusammen. Freycinet ist da am meisten «ach link» stehende erträgliche Premiermiuister. Nach ihm hört'» anf! — In der französischen Kammer find bekanntlich wiederum 160 Millionen Mark zur Bermehruug der Kriegsmarine Landstreicher. Novelle von Marie Landmann. Nachdruck verboten. Fortsetzung Lieber Lieschen, sagte sie sanft aber fest, quäl« mich nicht. Wir Anne» nicht denselben Weg gehen «nd je länger ich mit Dir zn- sammen blieb«, desto schwerer würde mir der Abschied werden. Glaub« mir, auch Dein Mann wird wir e» i« Stille» danken, wenn ich ihm di« Begegnung erspare. Johanne», Konradine? Er, der Dich so sehr geliebt hat? Konradine warf einen schnellen Blick zn ihrer Tochter hinüber, die in ein Album, da» Franz ihr zeigt«, vollständig vertieft schien «nd aus die Unterhaltung der Schwifier« offenbar gar nicht achtete. DaS ist lange her. sagte sie daun. Jetzt ist er rin ernster Mann in Amt «nd Würden, «nd die Landstreicher würde« ihm keine lieben Gäste sein. Wenn Du mich wirklich lieb hast, so laß mich gehen nnd rathe mir, wie ich Clara nach nnserm Wagen befördere. Clara? DaS geht anf keine« Fall. Der Doktor hält «S für höchst nöthig, daß sie ruhig in ihrer Lage bleibt. Wenn Dn nicht bleiben kannst oder willst, so wnßt Dn mir dar Kind hie« lasten. Ich lasse sie nicht fort, bl» ste gesund ist. nnd ich glaube, sie wird ganz gern bleiben. Ich will ste aus» Best« pflegen nnd dasür sorgru, daß sie kein Heimweh bekommt. Und Elisabeth fuhr fort zu bitten, bi» alle Gegengründe Konradinen» an» dem Felde geschlagen waren. Dem bleichen Gesichte der Tochter, die mit ihrem kranke« Faß so »eich ge bettet auf dem Sopha rnhte, de« fenchtschimmernde« Angen der Schwester gegenüber sank sie nicht mehr den M»th, Nein z« sage« Möchtest Dn den« hier bleibe«, Clärchrn? fragte sie in der Hoffnung, ein« Stütze sür ihre Weigerung zu finde«. ^ Gern, liebe Mutter, wenn Ihr, Dn «nd der Batrr, mich ent* s, behre» könnt. Ei, Du verzogenes Töchterchen, lachte Elisabeth. Denkst Dn e» geht nicht ohne Dich? Abgemacht also! Bi» Dein Fuß gesund ist, bist Du mein Kind, nnd Dir, Konradine, sage ich nicht Lebe wohl, sonder« aus Wiedersehen I Dn holst Deine Tochter selbst ab, da» mußt Du mir versprechen. Konradine hatte weder Ja noch Nein gesagt, aber am Abend wnrde sie allein von Franz «ach Hause geleitet «nd Clara blieb in -,r Obhut der nrngefnndenen Tante zurück. Glücklich wie ein Kind, da» ein« neue Puppe bekomme« hat, brachte Elisabeth ihren jungen Gast z» Bett in dem kleinen Zimmer neben der Wohnstube, da» sie in Eile für diesen Zweck hcrgerichtet hatte. Sie saß noch lange Zeit bei ihr und beobachtete mit liebevollem Blick die Schlafende, anf deren kindlich Weichen Züge« der Ausdruck «nschuldSvvllen Frieden» lag, und in ihrem Herzen wallte eine wahre Mutterzärtlichkeit sür da» lieblich« Kind empor, dessen Hände noch im Schlaf die ihrigen hielten. Endlich stand st« leis« anf, berührte mit liebkosender Hand dir blonden Locken, die sich auf dem Weiße« Kiffen onrbreiteteu, nnd ging in ihr Wohnzimmer znrück, nm noch «ine Weile ungestört de« Ereigniffen de- Tage» «achzufinnr«. Da» Otffne« der Thür« weckte sie ans ihre« Gedanken. ES war Franz, der zögernd näher kam nnd wegen der Störung nm Ent schuldigung bat. Du störst mich nicht, lieber Junge, sagte sie freundlich, aber war willst Dn noch so spät? Ich dachte, Du wärest längst zu Bett gegangen? ES ließ mir kein« Rohe. Tante. Fehlt Dir etwa»? fragte sie besorgt. Nein, aber — grade ran», mich qnält die Neugierde oder viel- mehr der Drang, den Dn gewiß nicht unberechtigt schelte« wirst, von dem, wa» sich heute tunkel n»d zusamwenhanglo» vor weine« Auge» begebe», Ursprung nnd Verknüpfung zu erfahre». Wa» für eine Be- wandtniß hat eS mit dieser Frau? Ihr Gesicht und Wesen scheint z« dem, wa» sie doch offenbar ist, wenig zu passen. Es ist, al» sähe «an ein dladewgkschaückt«» Haupt über einem Bettleimantrl. Du bist hingerissen — ich kenne meinen Franz kaum wieder. Kein Wunder! Sie hat e» »ir angethan. Ich fühle mich in ihrer Gegenwart von einem wahren Lchaner der Ehrfurcht ergriffen «nd zugleich mit einer Neigung zu Ihr gezogen, die ich mir nicht er klären könnte, w«n« — Wen« fie ntcht Deiner Mutte« Schwester wäre, so gut wie Ich agt« Elisabeth. Dn sagst «S, versetzte der junge Man« eifrig, und ich muß eS glaubt«. Und dennoch, wen« ich AVer in Betracht ziehe, frage ich «Ich immer wieder, ob es den« möglich ist, daß fie die Taut« Konradine sei« kann, deren längstvergefse«« Name heute wieder In mir ansgetancht ist und sich mit verblaßten KkndheitSerinnrrnngr« ver- knüpft. Und wenn da» wtrklich nnd wahrhaftig so ist, warum habt Ihr so lange nicht» von ihr gewußt nnd nie von ihr gesprochen? Und wie ist fie in ihre jetzige Lebensstellung gekommen? Durch ihre Heirath, wie ander« Frauen auch. Da» eben ist »ir unbegreiflich. Wer ist ihr Man«? Er zähl« mir'», wenn Du kannst. Ich finde mich nicht znrecht ohne Dein« Hülse. Gern, sagte Elisabeth. E» ist kein Geheimniß dabei und nicht», wa» Deine Liebe sür Tante Kvnradi«, minder« könnte. Da Dn fie nun kennst, so magst D« auch alle» andere erfahren. Franz sah fie erwartungsvoll an, fie legte die Hand über dio Augen und saß eine Weile schweigend, al» müßte fie de« Bilder« an» längst vergangenen Tage« Zeit kaffen, in ihrem Gedächtniß anfjnsteigr«. Ich «nß «eit auShole», begann ff« dann. Konradine ist zehn Jahre älter als ich nnd also von nn» drei Schwester« dl« Aelteste. Sie wnrde von ihrem elften Jahre an bei «ine« reich« Onkel erzogen, wo fie der verwöhnte Liebling de» ganze« Hanse» war. Ihre gelegentlichen Besuch« bei den Eltern find mir al» die freudigsten Ta»e meiner Kindheit i» der Erinnerung gebliebe». Die schöne frrnndliche Schwester, di« so hübsche Kleider trug und mir Pnpprn und Naschwerk mitbrachte, erschien mir wie die gnte Fee im Märchen, um so mehr, da fie nicht öfter al« einmal i« Jahre zu komme« pflegte. Al» erwachsene» Mädchen wurde st« der Mittelpunkt in dem geselligen Haus» de» Onkel», der viele Söhne, aber keine Tochter hatte; fie mag viel bewundert und ge» friert worden sein «nd vergalt die Auszeichnung dnrch ihre stet» gleich liebenswürdige Heiterkeit St« war damals so froh «nd sorgenlos, gewiß ei» entzückende» Geschöpf, nnd man kau« e» Robert Holm, der zn jener Zeit I« Geschäft de» Oulels war »nd fie täglich sah. nicht verdenken, daß er fie lieb gewann. Er mnß übrigen» auch ein liebenswürdiger, reich begabter Mensch gewesen sei«; der Onkel bevorzugte ihn, er verkehrt« viel in der Familie und wnrde zn allen Gesellschaft«» zng,zogen. Ich habe ihn in jener Zeit einmal bei einem Besuche t« Hause de- Onkel» gesehen, ich war «och ei« kleine» Mädchen, allein ich erinnere mich sehr wohl de« Eindrucks, de» seine edle, bedeutend« Ecscheinung auf «ich wacht«. Konradine erwiderte sein« Liebe, der Onkel zeigt« sich ge neigt, di« Beiden wurden brrrit» allgemein als Verlobte angesehen. Da wnrde Holm eine-! T,<eS plötzlich ans dem Geschäft de» Onkels entlassen und konradine kam bald daraus ebenso plötzlich nach Hause znrück. Und weiß man nicht, was die Beranlaffnng war? E» ist eine tiaurige Geschichte, mein Junge, die ich natürlich erst in späterer Zeit von Konradine selbst erfahren habe. Holm ist al» sehr junger Mensch ln schlechte Gesellschaft gerathen, hat sich,
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