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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880712
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880712
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-12
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.07.1888
- Autor
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Nr. 16Ü. — 8. Jahrgang. SAchsischrr eto. lttim, er, Sei»«- strotze. lung lung selbiltttt, ^ Psd-- tückchen, während de- > Anschluß von vonüomoiau- u Festt 11^9) von Aue — ^ — 10,6 nur »nd Festtags). ,g — 6,5 - - 2,8 — 9,«i ,der 12,18. 7,09 Kourieq. 4 — 5,46- 0.17 — 11.38. ,26 Kourierzug t—4,5-7,24 >b Rcichenbach üischlhal: 8^3 5. i 48 Expreßzu, 2g - 11,4 - M oder 7,48 chau — 10,38. 6 — 5,45 nur», eßzug —8,23- - 12,35 - 4.S rierz. — 10,38 Aue: 7,35 nur - 11,8 - 1,41 3 — 11,10- eilbain: 11^9 nellz. — 11,33. ttiig: 7,33 nm t — 2.8 - 6^ ',48 Expreßzug 23 - 11,4 - 7,24 oder 7.« hau — 10M 0 — 12,33 - >,13 - 2,3 - 7,48 EMkßzNg 23 - 12,35- "8,22 Anschluß >8 — 8,35 Lu- l - 11,38. - 2.8 - «, ieln — 9, >rs: 8,13 - S,» en: 6,33 nur »»» i nur v. Hainich«» - 8,7. . ! 7,33 - llstt - 13.18. tt 7,39 — 11,4- Zgidien: 8,33 — von OelLnitz b.» al: 8,23 - IlF Festtags — 8^o. urier- «nd Exprrß- :» Personenzuget. D« jeden Wochentag Abend (mit Datum de« folgenden Tage-) zur Versendung gelangende,.Sächsische LandeS-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unter- Haltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe- stellen monatlich 70 Pfg., bei de» Post-- 75 Pf. (1888er Ztgs.-PreiSliste Nr. 5< »st. 5035.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: Souimer-CiseiibaliusilhrpllNihest für Sachsen. Wiiiter-Eiscubalinfahrplanheft für Lachsen. Illustr. Kalender des Sächsischen Landbotcn. JllnftrirtesJahresbuchdesLandes-LnzeigerS. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - siildes-Allskigel mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft - 2. Sächsischer Erzähler - 3. SäEche Geric^s-Zeitung 5 Hllnftrirtes Nnterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Lnsirges Brlderbnch. — — Donnerstag, 12. IM 1888. «n,eigcal>rc,SdcS „Sächf. LandeS-stnzelaer»"-. Rann, einer schmalen CorvnSzeile 15 Pfg. Bevorzugte Stelle (ispalt.Petitzeile) 30 Pf. BeiWiederholnng großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifügen tje 8 Silben CorpnSschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahine nur bis Vormittag. Lkrlliß-. Nmiiiltt Nick. Bnchdrnctcrci. Chemnitz. Theaterslraße 5 (Fernsprechstelle Nr. 138). Delegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Themnitz. Telegraphische Nachrichten. Vom 10. Juli. Straßburg. Die „Straßburger Post" bringt eine Unter redung mit einer hervorragenden Persönlichkeit in Berlin über den Paßzwang. Die Maßregel wurde nicht durch elsässische Vorkommnisse verursacht, sondern über den Willen des Statthalters hinweg, aus schließlich als ein Akt der auswärtigen Politik, von dem Reichskanzler nach vorher eingeholter Zustimmung der deutschen Bundesregierungen gefaßt. Durch diese Maßregel spricht die deutsche Regierung gegen über der französischen aus, welche gegenseitigen völkerrechtlichen und Verkehrs-Beziehungen sie fortan unterhalten zu sehen wünscht. Die Gründe und Ziele des Paßzwangs entzögen sich im Einzelnen dem öffentlichen Urtheile; jedoch sei jetzt schon auf die geheimen franzö sischen Wühlereien im Reichslande und auf die stetige Verschlechterung der Zustände in Frankreich hinzuwcisen. Vorläufig sei eher eine Vermehrung und Verschärfung der gegen Frankreich ergriffenen Maß regeln, als eine Verminderung zu erwarten. Bremen. Der französische Postdampfer „Charles Quint", 1893 Tons, sank nach einer Cvllision mit dem französischen Post dampfer „Ville de Brest" bei den Kerkenna-Inseln (Algier). Der Kapitän, ein europäischer Passagier, zwei Matrosen und mehrere Soldaten ertranken; die „Ville de Brest" lief beschädigt in Me- hadia ein. London. Der Leiter des Unterhauses, Minister Smith, er klärte heute im Unterhause, er werde beantragen, daß das Parlament sich Anfang August vertage, um im October wieder zu einer Herbst session zusainmenzutreten. — Or. Mackenzie erklärt, keine Journalisten in Paris empfangen zu haben. Die Interviews seien Pure Erfindungen. Wiesbaden, 11. Juli, 10 Uhr 22 Min. Der hiesige Poli zei-Präsident verlangte im Aufträge des Königs Milan von der Königin Natalie von Serbien die Uebergabe ihres Sohnes, des Kron prinzen Alexander, an den König. Die Königin weigerte sich, dem Verlangen nachzukommen. Der Bericht über Kaiser Friedrichs Krankheit nach den amtlichen Darstellungen der Aerzte wird von der „Nat.- Ztg." bereits veröffentlicht. Das Buch umfaßt 100 Seiten. Das genannte Blatt schreibt dazu folgendes: Der Eindruck dieser Mit- theilungen wird in der ganzen civilisirten Welt ein gewaltiger sei». Soweit menschliches Ermessen in einer solchen Angelegenheit reicht, kann das Urtheil nur lauten: Kaiser Friedrich wäre wahrschein lich gerettet worden, wenn man den Rath der deutschen Aerzte im Frühjahr 1887 befolgt hätte. Folgendes ergiebt sich aus den amtlichen Berichten: Die verdächtige Geschwulst unter dem linken Stimmbande des damaligen Kronprinzen wurde Anfangs 1887 von Professor Gerhardt unter der Voraussetzung, daß es ein Polyp sein könne, galvanokaustisch behufs ihrer Entfernung behandelt. Der Ver dacht, daß es Krebs sei, entstand schon vor der Reise nach Ems in Folge der Vergeblichkeit dieser Behandlung; nach der Rückkehr des Kronprinzen von Ems erfolgte die Zuziehung von Bergmann und Tobold; am 16. Mai erklärte Elfterer bestimmt die Geschwulst für bösartig und forderte eine Operation zur Entfernung derselben; am 18. waren alle betheiligtcn deutschen Aerzte einig in dieser Ansicht nnd sämmtlich bereit, die Verantwortlichkeit für diese Operation zu übernehmen, die in einer Spaltung des Kehlkopfes zur Entfernung der Wucherung bestehen sollte. Gerhardt nennt die Operation fast gefahrlos, Bergmann erklärte, es würde eine rauhe und heisere, aber hinreichend verständliche Stimme bleiben. Am 21. Mai sollte die Operation stattfinden. Vorher hatte man noch, um Alles zu ihn», Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Edmund! noch einmal, verzeihe mir! Ach, wüßtest Du, was ich litt in der Gemeinschaft dieser Elenden, wie jede Fiber meiner Seele sich aufbäumte gegen den feindseligen Druck, um die jung fräuliche Würde des Mädchens zu wahren, um nicht zu versinken in dem Sumpfe der Gemeinheit, langsam zwar und allmälig, aber sicher, — Du hättest wohl aus Mitleid gethan, was die Leidenschaft für mich Dich thun hieß. . Sieh', als Du sagtest, Du seiest bereit, mich zu Deiner Frau zu machen und mit mir zu ziehen in alle Welt hinein, da war's mir wie eine schwere Last vom Herzen gefallen. Ais Dein Weib hielt ich mich für so sicher und geborgen, wie das Schiff im sturm geschützten Hafen. Gott weiß, welche Luftschlösser ich auf den starken Pfeiler baute, der für mich in dem Gedanken lag: Dein Weib. Den neuen Namen, welchen ich annahm, kannte der alte Böse wicht nicht. Für den Fall, daß er den Vorsatz faßte, uns nachzu reisen, mußte es ihm doch schwer fallen, unsere Spur ausfindig zu machen. Ich dachte, daß ich als Deine Gattin frei war, daß ich wieder dem Idealen und Edelsten nachstreben könne, wie dieser Hang so fest in meinem ganzen Wesen begründet lag. So trat ich mit Dir vor den Altar, mit dem festen Vorsatze, Dir Alles zu sein, was ein Weib dem Manne sein kann. Ich hegte die Ueberzeugung, daß es möglich sei, ein einträchtiges, friedliches Eheleben zu führen, auch wenn bei dem einen Theil an der Stelle der Liebe nur die Achtung und Ergebenheit vorhanden, die den Ge fühlen einer innigen Freundschaft entspringt. Wie sehr die Annahme eine irrige war, hat die Zeit gelehrt. Du warst nicht glücklich, konntest es nicht sein, trotz aller meiner Aufmerksamkeit und Ergebenheit, und wärest es auch nicht geworden, selbst wenn ich meine Rolle jahrelang churchgeführt hätte. Vielleicht hätte ich dies gethan, wäre schweigend und duldend neben Dir her- geschritten, muthig und treu, so lange bis es dem Allmächtigen ge fallen, Eines von uns abzurufen, wenn nicht durch den gestrigen Abend mein Vorsatz plötzlich erschüttert worden wäre. Es ist wahr, Edmund, ich war nicht wie sonst; aber der Sturm, der gestern über mein Gemüth hereinbrach, war auch zu groß. Wer wohl würde nicht erschrecken, wenn er plötzlich eine geliebte die Konsultirung eines namhaften Laryngoligen von auswärts be schlossen. Auf den Vorschlag des Leibarztes vr. Wcgner war Mackenzie gewählt. Dieser erklärte bei der ersten Untersuchung, die Krankheit sei kein Krebs; nach Virchows Untersuchung versicherte er, er werde die Krankheit ohne Operation heilen. Die deutschen Aerzte blieben bei ihrer Ansicht, willigten aber in einen Aufschub der Behandlung, der so, wie er von ihnen formulirt wurde, nicht gefährlich werden konnte: Mackenzie sollte seine Kur beginnen, aber unter kompetenter deutscher Aufsicht. Und diese Kur sollte ihn, nur gestattet sein, bis entweder Krebs festgcstellt war, oder die Geschwulst wieder wachse. Die deutschen Aerzte waren der Meinung, es werde dann noch Zeit für ihre Operation sein. Hier setzte die Wendung ein, durch welche der Kronprinz dem sicheren Tode entgegengeführt wurde. In nicht aufgeklärter Weise wurde die Reise nach England be schlossen, welche die Ueberwachung von Mackenzie's Behandlung mindestens sehr erschweren müßte. Mackenzie war allein in den Neiseplan eingewciht. Nach vieler Mühe gelang es, dnrchzu- setzcn, daß der deutsche Arzt Or. Landgraf mitrcisen durfte. Dieser konnte in England nur schwer die Erlaubniß zur Besichtigung des Kehlkopfes erlangen. Diese Besichtigungen, so die erste am 7. Aug, ergaben die Vergrößerung der Geschwulst und die Unbeweglichkeit des linken Stimmbandcs, ebenfalls ein Symptom des Krebses. Landgraf verlangte nun der Verabredung gemäß die erneute Consultation der Berliner Aerzte, aber obgleich i)r. Wegner zustimmte, geschah nichts. Ai» 23. August constatirte Or. Landgraf von Neuem ein stetiges Fvrtschreiten zum Schlimmeren, Mackenzie leugnete es, nnd am 3. September wurde Landgraf zurückgesandt. Mackenzie hat in dieser Angelegenheit als Betrüger gehandelt. Wie weit er das Werkzeug anderer gewesen ist, bleibt hier »»untersucht. Vollkommen klar wird die Unchrlichkcit seines Verfahrens durch die Ausschließung der deutschen Aerzte während der Zeit des entscheidenden Aufenthalts in Englank Jeder andere Arzt hätte gern die Verantwortlichkeit getheilt, Mackenzie wollte den künftigen deutschen Kaiser ganz in Händen haben. Je mehr sich die Krankheit dann entwickelte, je mehr schwankte Mackenzie hin und her, um seinen Ruf zn retten; er beschuldigte andere, weil er seine Schuld nicht eingcstchcn will. Die Schrift enthält auch die Berichte von Schrötter und Moritz Schmidt über die Consultation vom November 1887, einen Bericht Bardelebens über die letzten Wochen, endlich das Sectwnsprotokoll. Diese Actenstücke bestätigen, was schon bekannt war. Zur Zeit der Consultation von San Remo war das Leiden so weit vorgeschritten, daß nur die Entfernung des ganzen Kehlkopfes in Frage kommen konnte, die der Kronprinz ablehnte. „Dafür, daß cs so weit ge kommen, messen wir", so erklärten die im Berliner Hausministcrium damals versammelten Aerzte zu Protokoll, „die Schuld dem Arzte bei, der bas „zn spät" verschuldet hat durch Ucbcrscyen und Av- streitcn des Anwachsens der Geschwulst", nämlich während des Aufenthalts in England. Das ist der Hauptinhalt der schmerzlichen und traurigen Schrift. Bemcrkcnswerth ist nur das Vertrauen, welches der Kaiser bis zum letzten Moment zu Mackenzie hatte. Politische Nnndschau. Chemnitz, den 11. Juli. Deutsches Reich. Die offenen und versteckten Gegner Deutsch lands geben sich die größte Muhe, die bevorstehende Reise Kaiser Wilhelms nach Petersburg mit der bulgarischen Frage in Zusammen hang zn bringen. Der Zweck ist klar: da eine Aciidcrung der russischen Politik in dieser Beziehung kaum zu erwarten ist, so könnte man, sobald sich dies nach der Kaiserznsammenknnft feststellen läßt, von einem deutschen Mißerfolg reden. Auch das Wiener Regiernngs- organ, die „Pol. Corr.", hielt es, wie bereits mitgcthcilt, für noth- wendig, zu versichern, Niemand glaube, daß die Zusammenkunft eine ernstliche Veränderung der während der letzten Zeit von Rußland verfolgten Politik zur Folge haben werde, denn man begreife es in Petersburg sehr wohl, daß der Friedens-Dreibund Deutschland Ver pflichtungen gegenüber Oesterreich-Ungarn auferlege, welchen crstereS sich nicht ganz zu entziehen vermöge. Andererseits sei Rußland ge. willt, unerschütterlich bei seinen auf die Balkanhalbinsel gerichteten Forderungen zu beharren. Mit anderen Worten: das Berliner Cabinet wolle, wie es ja ganz natürlich erscheine, sich seine Ver bündeten erhalten, und die Petersburger Regierung wolle, was ebenso natürlich sei, sich eine unzweifelhaft vortheilhafteFreiheit der Action be wahren und ebenso alle Rußland aus den Verträgen zukommenden Rechte unversehrt erhalte». Diesem Bestreben wird gewiß Niemand cntgcgentretcn wollen, und es ist daher auch wohl richtiger, die Reise Kaiser Wilhelms nach Petersburg gar nicht mit der bulgarischen Frage in Verbindung zu bringen. Der Zweck derselben dürfte ganz einfach sein, die Wiederherstellung der früheren freundschaftlichen Be ziehungen zwischen den Höfen von Berlin und Petersburg zu be kunden. Welche Folgen sich allmälig aus einer solchen Annäherung ergeben können, ist eine andere Frage, deren Beantwortung aber nicht unmittelbar vom Verlauf der Kaiserzusammenkunst abhängt. — De», großen Manöver des preußischen Gardecorps und brandenburgischen Armeecorps, welches im September zwischen Müncheberg, Frankfurt an der Oder und Seelow stattfindet, lvird Kaiser Wilhelm beiwohnen. Wie verlautet, wird der Kaiser zu Lahnsfelde unweit Müncheberg bei dem Baron von Pfuhl, zu Alt- Mahdlitz in der Nähe von Driesen bei de», Grafen Finck von Fincken- stein, wo er noch unlängst zur Jagd weilte, absteigen und auf dem großen Sandfelde bei dem Orte Falkenhagen, unweit Petershagen, eine große Revue abhalten. Auf demselben Terrain haben auch Kaiser Wilhelm I. und Prinz Friedrich Karl wiederholt die Truppen besichtigt. — Fürst Bismarck reist nunmehr direct in Begleitung des Grafen Rantzau zu längerem Aufenthalt nach Friedrichsruhe. Die Badereise »ach Kissingen fällt aus. Die Fürstin Bismarck begiebt sich nach Homburg v. d. Höhe. Der Besuch der Minister Graf Kalnoky und Crispi erfolgt erst im August. — Das Entlassungsgesuch des Avmiralitätschefs von Caprivi war durch ein ganz außerordentlich gnädiges eigenhändiges Schreiben des Kaisers begleitet, in welchem gesagt wird, daß mit Rücksicht auf bevorstehende Aenderungen dem Gesuche stattgegeben werde, und unter wärmster Hervorhebung der Verdienste von Caprivi's um die die Hebung der Marine ausgesprochen wird, daß eine so ausgezeichnete Kraft an anderer Stelle nicht entbehrt werden könne. — Der von den Bundesrathsausschüffen ausgearbeitete Gesetz entwurf über die Alters- und Invalidenversicherung der Arbeiter unterscheidet sich von den früh«-«-» G»u„»zug»>, P»»«-«» Dir Znvallvenrenre ocelor nach dem jetzigen Entwurf bei Männern auf jährlich 120 Mark, bei Frauen auf 80 Mark festgesetzt. Nach der Vorlage sollte die Rente nach Ablauf der ersten 15 Beitrags jahre für jedes vollendete Beitragsjahr um je 4 Mark jährlich bis zum Höchstbetrage von 250 Mark steigen. Nach den Ansschnß- beschlnsscn tritt die Steigerung sofort nach Ablauf der Wartezeit ein und beträgt während der ersten 15 Jahre je 2 Mark, in den folgen den zwanzig Jahren 3 Mark, von da ab 4 Mark jährlich. Der Höchstbetrag von 250 Mark wird demnach nach den Ansschußanträge» in 45 Beitragsjahren erreicht, während nach der Vorlage 48 Bei tragsjahre nothwendig waren. Der Höchstbetrag der Rente würde also bei Personen, welche mit dem Beginn des 19. Lebensjahres in eine die Versicherungspflicht begründende Beschäftigung eintreten, nach Ablauf von 63 Lebensjahren erreicht werden. Bezüglich der Alters rente, welche mit dem Beginn des 71. Lebensjahres in Höhe von 120 Mark gewährt wird, bleibt es bei den Bestimmungen der Vor lage. Die wesentlichste Aenderung haben die Bestimmungen über die Organisation der Versicherung erfahren. Nach 8 27 erfolgt dieselbe durch Versicherungsanstalten, welche nach Bestimmungen der Landes« Person, die er längst gestorben wähnt, in des Lebens vollstem Glanze wieder vor sich sieht?" „Ah!" ries Edmund tonlos, „das war cs also? Dein Verlobter ist von den Todten aufcrstanden?" Ein bitterer Zug legte sich um seinen Mund. Seine Eifer sucht war erwacht. Mochte die Gattin nun gewesen sei» wie sie wollte, jedenfalls hatte er einen Schatz in dieser starken und zuver lässigen Seele besessen. „Er war nicht todt, war nur verwundet gewesen und hatte lange Zeit krank gelegen. Er war, nachdem er durch meinen Brief von meinen Verhältnissen in Karlsbad unterrichtet worden, sogleich dorthin abgereist, »nd meine Wirthi», die Gärtnersfrau, hatte ihm das Hotel bezeichnet, in welchem ich meinen ferneren Aufenthalt genommen. Eine gewisse körperliche Schwäche war nach seiner Ge nesung zurückgeblieben, und diese hatte ihn verhindert, seinem Erwerbe wie in guten Tagen nachzugehcn. Den Vater hatte er von dem Unfall, welcher ihn betroffen, in Kenntniß gesetzt, eine Antwort auf seinen Brief jedoch nicht erhalten. Er konnte Vater und Schwester nicht mehr, wie sonst, unterstützen. Das mag wohl die Veranlassung gewesen sein, daß er nichts mehr von den Beiden hörte, die ja überdies ihrem Wohnort bald darauf den Rücken kehrten. Selbst verständlich vernahm er auch von mir nichts mehr, da ich ja auch nie länger als wenige Tage an einem Orte verweilte. Schritte, mich ausfindig zu machen und mit mir sich auszusprcchen, hat er wohl gethan, allein ohne Erfolg. Mißmuthig und niedergebcugt, an seinem Vorwärtskommen zweifelnd, hatte er sich in diesem Städtchen nieder gelaffen, wo er vom Unterrichtgeben und zum Tanze spielen lebte. ls wir heute Abend concertirten, befand er sich unter den Zu hörern. Als ich während meines Vortrages Plötzlich seinem durch dringenden Blicke begegnete, erschrak ich so heftig, als hätte ich ein Gespenst erblickt. Ich mußte mein Spiel abbrechen, weil das Bewußt sein mich verließ." „Und Du hast ihn nachher noch gesehen, gesprochen?" Sie nickte. „Ich konnte ja nicht anders. Es stürmte zu heftig in meinem Innern. Schmerz und Freude, Zweifel, Furcht und ein bitteres Weh wechselten unaufhörlich und jählings in meinem Herzen ab. Als Du Dich zur Ruhe niedergelegt hattest, trat ich an das Fenster und sah hinaus auf die Straße. Eine innere Stimme sagte mir, daß er unten vor dem Portal sein würde, und richtig bemerkte ich ihn bei dem ersten Blick, den ich auf die Straße gleiten ließ. Er gab mir ein Zeichen, daß er mich unbedingt sprechen müsse, und wer will mich tadeln, daß ich einen Mantel umwarf, den Hut auf« setzte und hinunter eilte, um Aufschluß über die dunkelste Stunde meines Lebens z» erhalten? Erlaß es mir. Dir unser Wiedersehen zu schildern. Wer kann Empfindungen beschreiben, die gleichzeitig alle Seligkeit des Himmels, alle Qualen der Hölle in sich vereinen? Genug, daß ich die Kraft hatte, ihm nach der ersten Begrüßung zu sagen: „Ich bin das Weib eines anderen Mannes geworden, bin eine Fremde für Dich." Er nahm es auf, als wisse er es bereits und als könne es nicht anders sein. Dann sagte er mir, wie Alles gekommen und daß er den Glauben an mich längst aufgegcben habe. Er sprach von seinen verlorenen Hoffnungen, von seiner zu Grabe getragenen Zukunft, und ich — vermochte ihm keinen Trost zn spenden. Nur das konnte, mußte ich ihm sagen, daß ich Dir noch heute Alles offenbaren würde und daß, wie es seither geschehen, meine nächsten Schritte von Deiner Bestimmung abhängig seien. Und da bin ich nun, Evmund, offen und vertrauend, gewiß ganz so, wie Du mich oft genug wünschtest, bis auf das Eine, das sich nicht erzwingen läßt: die Liebe. Allein Du bist mein Gatte und hast das Recht, über mich zu bestimmen. Wen» Du willst, verlassen wir noch heute die Stadt. Ich sehe Ottomar nie wieder, und Alles bleibt, wie es geivesen ist." Er schüttelte den Kopf. „Nein!" sagte er dann tief aufathmend; „Du sollst frei sein. Nachdem es klar geworden zwischen uns, würde es unseren Konflikt nur verschärfen, nähme ich das Opfer a», das Du mir bietest. Trennen wir uns denn, und gehe Jedes von uns seinen Weg. Noch heute werde ich die gesetzlichen Schritte zur Trennung unserer Ehe einleiten." Sie fiel ihm gerührt ui» den Hals. „Du guter, edler Mann!" ries sie mit dem Ausdruck inniger Dankbarkeit; „ach, ich wußte es wohl, daß Dein hochherziger Sinn sich auch in diesem Falle nicht verleugnen würde. Nimm meine» heißen Dank. Ich will's Dir nie vergessen, Edmund, will Dich stets in mein Gebet einschlicßen, will —" Er unterbrach sie mit einer abwehrenden Handbewegung, während die Wolken des Unmuths sich dichter auf seiner Stirn zusammenzogen. Sah er doch aus ihren Worten nur zu klar, mit welcher leiden schaftlichen Innigkeit sie an dem Geliebten ihrer Jugend hing, und vielleicht dachte er nicht ohne eine bittere Empfindung daran, wie so ganz anders es um ihn stände, wenn sie ihm nur den kleinsten Theil dieser schrankenlosen Hingebung gezeigt hätte. Fortsetzung folgt. Der heutigen Nummer des Sächfifcheu Landes-«ln,eigers liegt bei das Beiblatt „Sächsische Gertchtszeitnng'
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