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Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188610018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861001
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-01
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.10.1886
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?°-V» ----- . > -ME>r! ^--i/illUM!^ ,«!» ^il >.'»>>>> i »>M»»>,.! ,.u> >,,,>,«W>»>M,,W>M>,'«,>q», 228. — 6. Jahrgang. D«r jede» Wochentag Abend lmit Datum des folgenden Tage») zur Bersendung gelangende .Sächsische Landes-Anzeiger" ,it täglich einem besonderen Unterhal« tungSblatte kostet monatlich 60 Pfg. (M Lrtrabelblatt Lustiges Bilderbuch 70 Pfg) bet de» Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei den Postanstalten. Sächsischer Aür Abonnenten erscheint im 2. und 4. Quartal Eiseubahn-FahrplunheftsSkSachsen, sowie iw 4 Quartal dt« Weihnachtsbetgabe JllustrirtesJahresbuch des Landes-Anzeigers und zu Neujahr Jsiustr. Landbolen-Kalender. §»«i>kS-Allstt«kl Freitag, 1. Oktober 1888. . «nzeigenvreis des „Sächs.LandeS-Aujeiger": Rau« einer schmalen Corpuszelle 15 Pfg. Bevorzugte Stell« (lspalt. Petitzeil«) SO Pf. Bei WiederholunggroßerAnnoncen Rabatt. Bet Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen (je 8 Silben Lvrpusschrist bilden ca. 1 Zeile ) Annonceuanuahme nur bis Bormittag. .44 mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlag: Alexander Wiede^ vnchdruckeret, Ehemni«. - Theaterstraße S (Aernsprechstelle Nr. lgg). Telegr.-Adr.: LandeS-Anzeiger. Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt — 2. JllustrirteS Unterhaltungsblatt — 3. Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler — 5. Sächsische Gerichts-Zeitung — 6 Sächsisches Allerlei. — Vrtra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Nach bei uns erstatten«» Anzeigen sind die beiden Chemnitzer Spar kasienbücher Nr. 62,054 auf den Namen Christian Friedrich Georgs in Schloßchemnjtz und Nr. 79.S2L aus den Namen Elise Werner hier lautend, abhanden gekommen. Die etwaigen Inhaber dieser Bücher werden daher hierdurch auisefordert, ihre Ansprüche an dieselben, bei deren Verlust bis zum 7. Januar 1887 in unserer Svarkasfenexpedition anzumelden, widrigen falls nach Ablauf dieser Frist betreffs dieser Bücher nach 8 13 des Spar lastenregulativ» verfahren werden wird. Chemnitz, den 29. September 1886. Die Sparkaffeu-Verwaltung. telegraphische Nachrichten. vom 29. September. Berlin. Bezüglich der Blätterwriduugen über Arußerungeu, «elche der Arbeit-minister bei den Berhandlnnge» zwischen der Staat»- regieruvg und den Delegirtru der Privatbahnr», deren Verstaatlichung augenblicklich im Bange ist. angeblich gemacht habe, bemerkt dl« „Rordd. Mg Zig", daß die Besprechungen lediglich zwischen den Commissareu der Ministerien der öffentlichen Arbeite» und der Finanzen fiattfande»; die Minister haben nicht persönlich daran theilgeuommen. Pest. Nach dem heutigen Bulletin find an Cholerinr 8, an Obolsra nostruu 2 und an Cholera 28 Personen erlronlt; 11 sind gestorben, darunter 10 früher Erkrankte. Bon den Erkranlungen ent fallen 7 ans Obdachlose und ZiegrlwerkS-Arbeiter. Die Epidemie ist in soi twährendem Aboehwen. In Raab wurde weder rin Krankheit» > »och ein Todesfall coustatirt. Anch in Fiume ist seit zwei Tagen kein einziger Krankheit-, und Todesfall vorgekommen. Meldungen a«S anderen Tbeileu Ungarn» coustaliren, daß der Brsundheit-zustand ein normaler ist; die colportirtm ««günstigen Nachrichten find voll- kommen falsch. London. Paruell fordert die irische National Liga in Amerika zu zahlreichen Beldbritröge« auf, da di« neuliche Abstimmung klar beweise, daß der Kampf zur Bernichtung und Ermordung der irischen Pächter durch die englische Regierung und die englischen Grundrigeu thüwrr begonnen habe. Petersburg. Der „RegierungSanzelger" macht bekannt, daß anläßlich der Weiterverbreitnng der Cholera in Europa «ine ärztlich« Revision der an- dem An-laude kommenden Personen in SoSvowitzy, Granitza, Radiwilow, Wolotschisk, Novoselitza, J-mail, Lipkany, Paltscha, Kabul, Kilia, Wielkowo, Ufiprnbli (Prnthmündnng) statt- finde, außerdem sei eine sanitäre Ueberwachung der ausländischen Dampfer in Reni, J-mail und Kilia eingesührt. Er theilt ferne« mit. daß au der in Wladiwostok unter der dortigen fremden Bevvlker uug aufgetanchtrn Cholera, woran auch etliche Russen erkrankten, bi» zum 14. Sept. 79 Personen erkrankt und 37 gestorben seien. Am 14. Sept. befanden sich noch 16 Koreaner, 3 Russen und 1 Japanese in Behandlung. Newyork. Einer eingegaugenrn Meldung zufolge hat gestern Nachmittag in Charleston abermals ein kurzer heftiger Erdstoß mit starkem Betöse und schüttelnder Bewegung stattgesnndeu. Politische Rundschau. Chemnitz, den 30. September. Deutsches Reich. Urber die beendigte« dentsche« Flotte« Manöver werden folgende intireffante Mittheilung,u gegeben: Die Hebungen der letzten Woche« habe» an die Schiff-besetzunge, ganz außrrordentliche Ansprüche gestellt. Di« Reise von Wilhelmshaven bi- Danzig fand fast unausgesetzt bei sorcirter Fahrt statt. Große Dimensionen »ahme» die Kriegsübungeu bei Memel »nd Pillau an. da anch Landtrnppeu z« denselben hinzugezoge« waren. Bei Memel Der Sterukrug. Bon Adolf Streckfnß. Nachdruck verboten. 1. Auf der Station. Wer mag wohl ans die sonderbare Idee gekommen sein, die Station Weidenhagr« an der ** Eisenbahn anznlrgen? — Bründe muß die Direktion wohl für die Anlegung gehabt haben, anch hat di« königliche StaatSregirrnng ihre Genehmigung sicherlich nicht ohne irgend eine Bnanlaffnng gegeben ; der gewöhnliche sterbliche Mensch aber vermag nicht zu begreifen, wozu an dieser öden, verkehrSlosrn Stell« eine Station gebaut worden ist, «och wenige« aber, daß sich ein Pächter für die BahnhofS-Restauration von Weidenhagr»!gefunden hat. Als di« Nachricht, „die BahnhofS-Restanration ist verpachtet" gleich nach de« Fertigstellung de» StationSgebände» durch einen Schaffner «ach der */, Meile von de« Station liegende«, mit dieser durch elreu uneigründlichen Landweg verbundenen kleine» Stadt Wrideuhagen kam, wurde sie anfangs gar nicht geglaubt. Man hielt de« Schaffner, der sonst als ei« solider, vernünftiger Mann be- könnt war, für einen Ausschurider. AVer schon am nächsten Tage belehrte eine zierliche Anzeige iw KreiSdlatt de» Hobe« Adel der Um gegend und da» hochgeehrte Publiknm der Stadt Weidenhagen, daß Christian Brau«, bisher Oberkellner ans dem großen Bahnhof in M**, die Bahnhofs-Restauration in Wrideuhagen übernommen habe «nd sich bestrebe« werde, durch vortreffliche Speisen und Getränke — ein an-gesuchte- Weinlager wnrde besonder» hervorgehoben — sich da» Brriranrn de- besagte« hohe» Adel» und hochgeehrten Publikum» z« erwerben. Auch stände» einige Fremdrnzimaer zur Disposition für die mit de« Abend- »nd Nachtzügrn ankommendrn Rrisrnden, welch« in der Nacht nicht Lnst hätte«. auf de« schlechten «nd ihrer Sicher- heit wegen außerdem im böseste« Ruf stehenden Wegen nach den benachbarten kleinen Städten ihre Reise sortzusetzen. Schon an demselben Tage, an welche« Morgen» di« Anzeige de» Henn Christian Braun i« KreiSdlatt stand, eilten Nachmittag» di« würdige« Bürger von Weidenhagen nach der Station. Da» kleine, gegen tausend Einwohner zählende Städtchen war wie anSgestorben. Jedermann wollte den Wundermrnsche« sehe«, der e» gewagt hatte, die Wridenhagener BahnhofS-Restanration z« pachten. Herr Christian Brau« machte au jenem Tage brillante Geschäfte, er mußt« zweimal nach der großen Station M** telegraphirr« «nd mit den nächste« Lügen neue Vorräthe herbeiführen lassen; bl» eine Stunde vor Anbruch der Dunkelheit blieben dir Weidenhagener, dann aber begaben sich alle in dichte« Kolonnen wieder ans den Heim- hatte die „Ariadne" mit zwei Torpedobeoten di« Aufgabe, durch das Geschwader z« brrchen, wurde aber von zwei Panzern abgefangen. Nicht bester ging r» bei Pillan dem „Prinz Adalbert", dem sich als Vrrtheidigrr der „Brummer" mit seinen Torpedobooten angeschloffen halt« Zwar gelang e» diese», bei Nacht «it verlöschten Nachtlichtern an da» Geschwader heranzukommeu, aber sie wurden schließlich doch entdeckt und ihnen der Rückzug abgeschnitieu. Die Torpedoboot« habe« ausgezeichnet manövrirt, dagegen scheinen die Resultate mit den Torpedofangnetzen keine allzu glänzende« z« sein. Di« Netze wurden schon vor der Reise «ach Wilhelmshaven auf der Kieler Werst wieder abgeliefert. Lin Unfall hat kein einzige» der Fahrzeuge betroffen, doch fehlte e» leider an Bord nicht au Verletzten. So fiel von der MarSraae der „Hansa" ein Matrose «nd blieb todt ans dem Platze. — Au de« bisherigen öffentlichen Sitzungen dr» Reichs- verfichrrnngSamtrS, welche in diesem Quartal begonnen haben, hat von den vom BundeSrathe aus seirer Mitte gewählte« Mitgliedern der großhrrzoglich badische Gesandte Frhr. von Marschall theilgeuommen. Demselben folgt, wie nunmehr bestimmt ist, im nächsten Quartal der königlich sächsische Geh. Reg.-Rath Böttcher, i« darausfolgendeu der königlich bayerische Ministerialrath Hermann und im letzten Quartal der großherzoglich sächsische StaatSrath vr. Hrerwart. Die Amts dauer dieser Herren währt vier Jahre. — ES solle» gegenwärtig Verhandlungen zwischen Conservativeu und Nationalliberaleu im ersten Berliner ReichStagSwahlkreiS über die Ausstellung eines gemeinsamen Landidate« sür dir Ersatzwahl flaltfinden. Auch der Candidat der freisinnigen Partei ist noch nicht belannt. Die Wahl wird »ohl erst im November stattfinden. — Bei der Eröffnung der Schwurgerichtssesfion in Mainz hielt der Präsident eine Ansprache an die Geschworenen, in welche» folgende Stelle vorkam: „ES sind in letzterer Zeit Bedenken gegen die Schwur grrichte laut geworden; es steht wir nicht z«, von dirser Stelle Kritik zu übe», aber. m. H , verfahre« Sie in der von mir angedeutete» Weise, so können Sie auch in Ihrem kleinen Kreise ei« Steinche» beitragen, welche- geeignet ist. die Schwurgerichte z» festigen." — Ein «ationalliberaler Parteitag sür Thüringen wird am 24 Oktober in Gera abgehalteu. — Die portugiesische Regierung «nterhandelt znr Zeit «it Deutschland über di« Absteckung der Grenzen in Südafrika zwischen MoffamedeS und Orawpo. Den Hauptdifferenzpnnkt bilden die Flußgebiete de- Cunene «nd Cnbango, welche Portugal sür sich beansprucht. Frankreich. LS wird bestätigt, daß die aus de« Neue« Hkbrideu-Juskln tu der Süds» gelandeten französischen Truppen einen weitere» militärische« Posten errichtet habe». Di« Franzosen scheinen sich also dort eben so hän-lich eiurichien z« wolle«, wie die Engländer in Egypten. — Ministerpräsident Freycinet hat ans einem ihm in Toulouse gegebenen Bankett die angrküudigt« politische Rede gehalten, «nd zwar unter lautem Beifall. Er besürwortet« Einigung aller Republikaner, eine gewisse Fürsorge des Staate- für die Arbeiter, eine friedliche auswärtige Politik. Frankreich müsse nur daun energisch austrete», wenn seine Interessen in Frage kämen. Die Beziehungen z« anderen Mächten seien befriedigend. Neue Kolonien soll« Frank reich nicht mehr erwerben, aber halte», was e» habe. In der inner« Politik betont« er strenge Wahrung de» republikanischen Autorität. An einzelnen Zügen seien auS der Rede hervorgehoben: ES sei eine dauernde Einigkeit der repnblikanische« Partei nöihig, weshalb man alle Fragen außer Acht lassen müsse, di« ein« Spaltung herbeiführen könnten. Nur solche Ziele dürfe man in s Auge fasten, sür die ein« sichere Mehrheit vorhanden. Als solch« Ziele seien anznsehe« die Reform der militärischen Einrichtungen, die Verbesserung der Finanzen, Erleichterung der Leiden von Industrie und Landwirthschaft, die weg, denn im Dunkeln mochte Niemand gern durch den verrufenen Wald gehen. Seit jenem schönen Tage, in dessen Erinnerung Herr Christian Brau» noch Jahre lang schwelgte, war die Paffaglerstnb« der Station stet- ein recht einsamer Ort geblieben. Wenn auch die Reisenden selten verfehlte», bei der Durchfahrt sich von dem Schaffner ein Seidel von dem wirklich vortrefflichen Bier dr» Herrn Braun an den Wagen kommen zu lasse«, so stiegen sie doch fast nie au», da der Zug meist nur zwei Minuten hielt. — Nur die wenigen Reisen- de«, deren Eisenbahuziel die Station selbst war, von der an» sie nach einer der benachbarten kleinen Städte weiter wollten, wurde« wirk, liche Gäste de» Herr« Braun, fie ««offen dafür aber anch seine be sondere Ansmerksamkrit. Er war l« Stande, wen« solch' «in Gap kam, ein neues Achtel anflege» z« lassen, «he das alt« halb geleert war. E» war ei« Glück für den strebsamen Wirth, so meinte er wenigsten» selbst, daß die Wege nach allen den benachbarten kleinere« Städten fast unergründlich waren, und daß außerdem mehrere in den letzten Jahren vo,gekommen; Ranbmordfälle st« so sehr in Mißkredit gebracht hatten, daß bei Nacht kein Bewohner der Um- gegend sich bewegen ließ» durch di« öde Haide, welche fich meilenweit über das Land HInfirrckt«, z« fahren. Selbst die Post, welche früher de» Nacht» gefahren war, hatte ihre» Cour» geändert, nachdem vor drei Jahren anch fie überfallen worden war. Drei Kerl« hatten in der sogenannten Diebshaid« zwischen dem Sternkrug und de« Städtchen Bentlingeu den Postillon vom Bock gerissen nnd halb todtgeschlagen; den Kondukteur hatten fie ermordet, der einzige Paffagier, der Senator Heiwald an» Bentlingeu, war «nr durch die schleunigste Flncht den Mördern entgangen. Seitdem fuhr auch dir Post nicht mehr de» Nacht». Sie schloß fich an den von M** kommenden Morgenzug an; Morgen» 8»/» Uhr fuhr fie mit Briefen von der Station ab, zuerst nach Weidenhagen, dann über de» Sternkrug nach Bentlingeu nnd von dort nach WorSfeld und Bartsch. Um zwei Uhr fuhr fie zurück «nd traf n« firbe« Uhr wieder ans der Station zum Anschluß an den Zug nach M" ein. Diese Postelnrichtnng hielt Herr Christian Brau» für ein« der weisesten Institutionen seine» StaateS, den» fie bewirkte, daß fast all« Nachmittag» oder gegen Abend mit der Bahn auf de» Station eintreffenden Passagiere seine Fremdenzimmer I« Anspruch »ahme«, in denen fie in de« That eine recht gute Ausnahme fanden, jedenfalls eine »eit besser« als in dem alten verräucherte« Gasthos zu« „Goldenen Elephanten" von Weidenhagen. ES war i« Hochsommer de» Jahre» 186", als eine» Tage- Herr Christian Braun recht mißmuihlg in der Thür de» Papagierzimmer» stand «nd dem von M** heranuahendr« Zug« .entgegensah Sr hatte soeialen Fragen. Er wolle den StaatSsoelaliSmn» nicht über die Gebühr preisen, aber der Staat habe die Pflicht eine» Bormnudr», »üffe zu Reformen den Anstoß geben. Er müsse da» LooS der Arbeiter z« einem weniger nngrwiffe« nmgestalten nnd daran arbeiten, di« Gegnerschaft zwischen Arbeitern »nd Arbeitgeber« zu befestigen. Wa» di« anSwärtige Politik betreffe, wolle Frankreich entschieden und ansrichtig dr« Frieden, aber «inen Frieden, bei dem sein« Würde keinen Schaden leide und der ihm nicht in Bezug auf sein« Rechte rgeud welches Opfer anferlrge. Es wolle ans seinen Rang als Großmacht nicht verzichte». Ja gewissen Fragen müsse sein« Inter- vrution eine reservirt« sein, sobald aber seine Interessen tu'» SpiA kämen, müsse die Acltou Frankreich» fich energisch geltend machen und wen» seine Ehr« «nd Würde bedroht würde«, müffe es zu jede» Opfer bereit sein. (DaS ist so eine echt französische Rede mit hübschen, großen «orten, die aber keine Spur von Thatsächlichem enthalten!) Die Beziehungen Frankreich» zu den Großmächten seien anf dem Fuße gegenseitiger Achtung hergrftelltl (Manchmal vermißt man aber in Paris die Gegenseitigkeit ganz gewaltig.) Nene Kolonie» olle Frankreich nicht erwerben, aber anch keine ausgrbeu, sondern halte«, wa» e» habe nnd fich bemühe», die wenigrr einträgliche« Kolonien zu einträgliche« z« gestalten. Was die innere Politik au- betrifft, so betonte der Minister vor Allem die streng« Wahrung der republikanischen Autorität und ermahnte unter anhaltende« Beifall nochmal» zur Einigung aller Republikaner. — Bei «ine« Empfange der Senatoren «nd Drputirten de» Departements Haut-Garonne betonte de» Premier, Frankreich werde nur dann proSperiren, wen« all« Anhänger der Republik einig seien. Genral Henriou stellte da» OffiriercorpS vor und sagt« in zeiner Rede, di« Officiere seien vor Allem von dem Gefühl der Ehre nnd der Pflicht beherrscht, ihr einziges Ziel sei die WIederanfrichtuug de» Vaterlandes. Frankreich nnd di« Regierung der Republik könnten anf fie zählen. England. Die genauen Berichte über die letzten Sonntag in Belfast ftatigehabten neue« Krawall« laute» ziemlich haarsträubend. Dir Polizei wurde durch eine« wahren Steinregrn dermaßen in dl, Enge gedrängt, daß fast da» Wachthau» erstürmt wäre. Die Bolks« menge war rein toll vor Wuth. Da» Militär, das herdeigernfe» wnrde, sollte nicht schießen. Die Soldaten waren aber dermaßen aufgebracht, daß fie di« Bajonnette auspflauzten und nun energisch vorgivgen. Di« Zahl der Verletzten wird kaum bekannt werden, da dir Volksmenge ihre Verwundeten mit fich «ahm. Sie ist aber sehe groß. Rußland. Einem Petersburg«, Telegramm der „Daily News" zufolge hat die russische Regierung beschlossen, da) alle zur Ostsee- flotte gehörenden Schiffe während de» kommenden Winter» voll kommen eqnipirt bleiben sollen, damit fie bereit seien, jeden Augen blick in See zu steche«, falls es «in «intretender Tha« gestatten sollte. Dl« größten Panzerschiffe nnd mehrere Torpedogeschwader werden hinter den Befestigungen von Sweaborg statlouirt, nnd andere Schiff« werden in Reval «nd andern Ostseehäfen überwintern. — Wie die „St. Peterburgskija Wjedomosti" erfahren habe« will, beabsichtigt bi« russische Regierung analog den in Frankreich nnd Oesterreich bestehenden Bestimmungen, für ganz Rußland, Polen miteinbegriffen, da» Tabakwonopol elujnführe». Hiermit im Zusammenhang stehe anch die Abkommandirnng eine» Beamten de» Departements für indirekte Steuern nach Frankreich, Italien und Oesterreich, «m die «it dem Tabakmouopol verknüpften Einrichtungen zu findiren. Der gesawmte Tabalhaudel soll in die Hände der Regierung übergehen unter der unmittelbaren Leitung des Departements für indirekte Steuern. Auch de« Verkauf von Havanna Cigarre« soll ausschließ lich solchen Lokale«, die de« Departement unterstellt find, ge stattet werden. schon seit mehreren Tagen nicht eine» einzigen Nachtgast gehabt, da» kränkte ihn. War er anch in seiner Existenz, seit er die Posthalterei übernommen und außerdem ei« hübsche» Stück Feld in der Näh« gepachtet hatte, nicht gerade mehr auf den Erwerb au» der Gastwirth- schüft angewiesen, so sah er doch in dieser al» früherer viel beschäf tigter Oberkellner seinen eigentlichen LebenSberns, den er wohl «ine kurze Zeit lang ruhe» lasten, aber niemals ganz ansgeben konnte. Der Zng brauste heran, «ud als er hielt, sprang znr freudigste« Genngthuung für Herrn Bran« ei» Paffagier au» einem Conpee zweitrr Klaffe; da er ein« Reisetasche in der Hand hielt, der Schaffner anch zu gleicher Zeit an» dem Gepäckwagen zwei stattliche schwarze, mit gelben Nägeln beschlagen« Reisekosten hervorholte, ließ fich gar nicht bezweifeln, daß hier fich wieder ein Passagier nach Weiden hagen verirrt habe. Herr Braun eilt« sofort mit ausgesuchter Höflichkeit herbei. Indem er dem Fremden die Reisetasche an» der Hand nahm, fragte er: „Darf ich Ihre Sachen auf Ihr Zimmer bringen, mein Herr? Die Post geht erst morgen früh 8V4 Uhr." „Wird nicht «öthig sein. Ich beabsichtige heute Abend «och weiter zu fahren, vielleicht mit Extrapost. Sind Extropoflpferde hier zu haben?" „In Weidenhagen, Meile von der Station, wohl; aber der Weg ist schlecht nnd unsicher. Ich möchte doch nicht rathen l" „Sie haben selbst Fremdenzimmer?" „Vortreffliche I Sie sollen bedient werde« wie im ersten Gasthof Berlin», wa» Bett, Wein, Kaffee und Answartnng anbelaugt." „Aber die Küche?" .Ist g«tl Freilich kan« ich nicht mit zehn Schüsseln diene«, aber mit einem tüchtigen Teller Suppe »ud eine« kräftigen Kalbsbraten." „Nun gut, mehr wünsche ich für den Augenblick nicht. Lasten Sie wir vor allem da» Abeudbrod zurecht machen, denn mich hungert wie einen Wolf. Dazu ein paar recht gnt« Flasche» Rothwein und zwei Gläser. Ich hoffe, Herr Wirth, Sie werden wir Gesellschaft leisten. Beim Wein können wir daun weiter über »eine Reise prtchen. Nur bitte ich, schnell I" „In fünf Minuten!" ries Herr Braun, nnd dienstfertig eilte er nach der Küche, um seine Frau zur Eile anzntreiben. während er etbst zwei Flaschen eine» wirllich vortrefflichen Bordeaux au» dem Keller holte. Der Gast gefiel Ihm, und er hoffte immer noch, ihn znm Uebernachten bewege» zu können. Der Fremde hatte inzwischen im Pafsagkerzimmer an eine» Tisch, den die hübsche Kellnerin mit einem schneeweiße« Tuch deckte, Platz genommen. Er schaute ihrer eifrigen Gcschästig'eit mit einem gutmüthig behaglichen Lächeln zu und unterließ eü nicht, ihr, al» fie
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