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Vre-den-Ueuftadt v. Methner Gast« 4. Dte Zeitung erscheint Tiensta,, Hnnnerftng «n» früh. UAsuuementS« Pret-r hterteljührl«! 1^0. Z» beziehen durch die kaiserlichen Post anstalten und durch unsere Boten. Vei freier Lieferung int Haut erhebt die Dost noch eme Ge bühr von 25 Pfg. ächsislhe DorsMV Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstreniämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: bielspalt.Zeile 15Ps» Unter Eingesandt: «PsS- Inseraten- Nnuahmestelenr Die Arnoldisch« Buchhandluna, Invalidendank, Haasenstein F Bögler, Rudolf Moste, G. L. Daube Lo. in Dresden, Leivzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. v. Mr. 134. Donnerstag, den 12. Movemöer 1885. 47. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Bereits im Jahre 1879 hatte daS LandeS-Oekonomie-Kollegium den preußischen Minister der Landwirthschast ersucht, eine eingehende Prüfung der Frage vornehmen zu lassen, „ob eS sich nicht empfehle, eine Vermehrung der seßhaften ländlichen Arbeiterbevölke- rung anzustreben und zu diesem Zwecke Vorkehrungen zu treffen, wodurch den weniger Bemittelten der Erwerb von Landbesitz erleichtert werde." Der preußische Mi nister der Landwirthschast hat nunmehr dem „LandeS- Oekonomie-Kollegium" eine Denkschrift zugehen lassen, worin die gesetzliche Einrichtung von sogenannten „Ren tengütern" befürwortet wird. Unter diesem Ausdruck, sind solche zum Betriebe der Landwirthschast bestimmte Besitzungen zu verstehen, bei deren Erwerbe der Käufer sich nicht zur Zahlung der Kaufsumme, vielmehr nur zur Erlegung einer festen JahreSgeldrente verpflichtet. Dagegen soll eS dem Verkäufer gestattet sein, dem neuen Cigenthümer gewisse, auf gesetzlichem Wege noch näher zu bestimmende Einschränkungen bezüglich der Verfügung über daS Besitzthum auszuerlegen. In besagter Denk schrift fordert der Minister zum Schluffe daS „Landes- Oekonomie-Krllegium" auf, sein Gutachten über Lie folgenden beiden Fragen abzugeben: 1. Welche Form würde dem Institute der Rentengüter bei seiner Ein führung zu geben sein, um eS lebensfähig und den gegenwärtigen RechtSanschauungen entsprechend zu orga- nisiren? 2. Welchen Nutzen würde man sich von dem so gestalteten Institute sür die Staatö- und VolkSwirth- schaft in Preußen versprechen können? Der neu ernannte deutsche Botschafter in London, Graf Hatzfeldt, welcher am Sonntag in der britischen Hauptstadt eingetroffen ist, wird von dem osficirllen Blatte des KabinetteS Salisbury, der „Morning Post", in einem sehr sympathischen Artikel begrüßt, in dem <S u. B. heißt: „Der Umstand, daß Graf Hatzfeldt zum Botschafter in London ernannt wurde, kann als ein Beweis dafür angesehen werden, daß es in der Absicht LeS Fürsten Bismarck liegt, in Zukunft den Beziehungen Deutschlands zu Großbritannien einen herzlichen und freundschaftlichen Charakter zu verleihen. Wir unserer seits haben nie daS Recht anderer Nationen bestritten, in fernen Ländern einen Absatz für ihre stark anwachsende Bevölkerung und Industrie zu suchen. Am aller wenigsten aber wollen wir dieses Recht einer Nation streitig machen, die, wo sie auch ihre Flagge auspflanzt, überall die Segnungen der Civilisation sichern wird. Die größte Seemacht der Welt kann gegen die größte Landmacht Europas keine Eifersucht hegen, vielmehr sind die Streitkräfte der beiden Nationen nur eine Bürgschaft deS Friedens, der für die Entwickelung der Industrie und des Handels von eminenter Bedeutung ist. Wenige Staatsmänner in Deutschland genießen daS Vertrauen und die Achtung deS Fürsten BiSmarck in so hervorragender Weise, wie gerade Graf Hatzfeldt. Derselbe war in Berlin gelegentlich der Kongo-Kon ferenz Zeuge von Englands Demüthigung, die ausschließ lich der schlechten Verwaltung und Ünentschloffenheit deS liberalen KabinetteS zuzuschreiben war; heute erblickt der deutsche Botschafter daS britische Reich wieder in seiner ganzen Größe." Der nunmehrige Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst Hohenlohe, hielt am Sonnabend gelegentlich des Empfanges deS Domkapitels eine Ansprache, welche dem Wunsche, den Kulturkampf so bald als möglich beendet zu sehen, unzweideutigen Ausdruck giebt. Die in dieser Hinsicht bemerkenSwerthen Worte deS Fürsten lauten: „Ich freue mich, Gelegenheit zu haben, den Vertretern der katholischen Kirche in diesem Lande sagen zu können, wie großen Werth ich darauf lege, die guten Beziehungen wieder herzustellen und zu pflegen, die in früherer Zeit zwischen der Staatsgewalt und der katholischen Kirche bestanden haben. Wenn mir dieses gelingen sollte, so würde es mich mit um so größerer Befriedigung er füllen, alö ich selbst der katholischen Kirche angehöre und weiß, daß der größere Theil der Bewohner dieses Landes, deren Wohl meine Sorge ist, gute Katho liken sind." Neuesten Nachrichten zufolge soll der Vermitte lungsvorschlag des Papstes in der Karolinen-Ange legenheit dahin gehen, die spanische Regierung, welche allerdings ein moralisches Vorrecht auf die in Frage stehende Inselgruppe habe, möge einen Theil derselben dem deutschen Reiche in freundschaftlicher Weife über lassen. Da sich bislang sämmtliche Nachrichten, welche bezüglich der Lösung des deutsch-spanischen Konfliktes in die Welt gesetzt wurden, später als unrichtig erwiesen haben, so wird man gut thun, auch die obige Meldung mit Vorsicht aufzunehmen. — Der frühere spanische Botschafter in Paris, Manuel Silvela, sprach sich jüngst über die Karclinenfraze in folgender beachtenSwerthen Weise auS: Die deutsche Regierung hat die auS Ko rallenriffen bestehenden Karolinen für ein fortgeworfenes Taschentuch angesehen, das nicht mehr im Gebrauche ist und daS jeder aufnehmen könne. Aber dieses Taschen tuch war mit der Chiffre Spaniens gezeichnet. Man hat sofort in Deutschland begriffen, daß ein hartnäckiges Beharren auf dem Eigenthumsrechte an den Karolinen angesichts der überreizten Gemüther der Spanier den entstandenen Konflikt verschärfen müsse. Andererseits wußte die Regierung deS Königs Alfons sehr gut, daß ein Kampf zwischen Spanien und Deutschland einem Kampfe deS irdenen gegen den eisernen Topf gleichen würde. Dazu kommt, daß der König von Spanien mit dem deutschen Kronprinzen sehr intim ist. Wenn wir Spanier die Angelegenheit auf die Spitze treiben wollten, so brauchten wir nur die EingangStarift auf alle deutsche Fabrikate zu erhöhen. DaS bedeutete für Deutschland eine Mindereinnahme von 300 Millionen Mark, ein Verlust, den der Besitz der Karolinen, einer Inselgruppe, die jeder Vegetation entbehrt, sicherlich nicht aufwiegen würde. Die Blätter sämmtlicher Parteirichtungen scheinen darin übereinzustimmen, daß der mehrfach erwähnte, von Preußen im Bundesrathe gestellte Antrag auf Abände rung deS PreßgesetzeS den Zweck verfolgt, die öffentliche Meinung in Fesseln zu schlagen und es wird daher der geplanten Maaßregel von keiner Seite eine Befür wortung zu Theil. Die konservative Presse ignorirt den preußischen Antrag vollständig; Schweigen ist aber in diesem Falle auch «ine Verurtheilung. Um so schärfer geht die CentrumSpreffe in'S Zeug und auch die Nationalliberalen machen allerlei Bedenken gegen den Vorschlag Preußens geltend. So meint z. B. die „Nationallib. Korrespondenz", der eine zur Begründung des erwähnten Antrages von officiöser Seite angeführte Epecralfall (siehe unsere vorige Nummer) reiche noch ! nicht hin, eine Aenderung der Gesetzgebung zu moti- ! Viren. Die Angelegenheit werde voraussichtlich noch viel Staub aufwirbeln und schon darum müsse man die ; Opportunität dieses Antrages bezweifeln. Auch seien die Aussichten für die Annahme des Amendements seitens deS Reichstages außerordentlich gering. Die Presse — so wird von wohlunterrichteter Seite aus Braunschweig geschrieben — eilt in ihren Mittheilunzen bezüglich der künftigen Gestaltung der Dinge im Herzogthume nach wie vor den Ereignissen voran. Daß unter den neuen Verhältnissen der Abschluß einer Militärkonvention zwischen Braunschweig und dem mächtigen Nachbarstaat« Preußen demnächst zu erwarten ' steht, kann man behaupten, ohne daß man deshalb ge- 1 rade ein Prophet zu sein braucht. Nun aber wollen i schon jetzt einige Blätter ganz bestimmt wissen, „daß die . ersten Schritte zum Abschlusse der Konvention" bereit- gethan worden seien. In Braunschweig weiß man an unterrichteter Stelle von diesen Schritten noch nichts und wüßte man wirklich etwas, so würde man eS wohl den „verschwiegenen" Zeitungsschreibern zuletzt erzähl««. Der nunmehr im Entwurf« vorliegende ordentliche , Etat der preußischen Militär-Verwaltung sür 1886/87 > weift gegen den laufenden Etat rinen Gesammt-Mehr bedarf von 13,500,125 Mark auf. Die erhöhten For derungen bei den fortlaufenden Ausgaben bestehen u. A. in 83,867 M. für umfangreichere Uebungen der Ersatz- < reservisten, in 3,000,000 M. zur Beschaffung von Feuilleton. W a 1 d e l s e. Eine Dorfgeschichte von Laura Korn. (I. Fortsetzung.) Hartmann hatte die Dinge kommen sehen. Anfangs zürnte und tobte er mit sich, mit allen Menschen, dann ward eS ruhiger in ihm, die giftigen Spottreden, mit denen man über daS Unglück der armen Verlassenen Herzog, thaten seinem Herzen unendlich weh, er floh die Menschen und zog sich scheu und verschlossen in sich selbst zurück. Die Kinder der Magda begegneten dem finstern Manne ost beim Holzsammeln im Walde und war er anfangs auch von ihnen gefürchtet, so wich dieses Gefühl bald einer innigen Zuneigung Er ließ sich mit ihnen in Gespräche ein und führte sie an Stellen, wo reichlich trockenes Reisig zu finden war. Oft sah man den alS herzlos verschrienen Mann, wie er, den Kindern die Last erleichternd, sich selbst mit Reisig belud und dieses bi- zu einem geeigneten Platze trug, wo er dann so lange dabei Wacht hielt, bis die Kleinen daS letzte Stückchen heimgeholt. Nie wagte er eS, einen Fuß über deS armen Weibes Schwelle zu sitzen, er sah, sie wich ihm auS und «r ehrte ihren Willen, wenn schon sein Herz unter dieser scheinbaren Abneigung litt. Ueber Magda s Lippen kam sein Name nie, die Kinder erzählten, wie gut er zu ihnen sei, manchen Lecker- biffen, manches Spielzeug brachte er in seiner Jagd tasche sür sie mit und Magda merkte bald, daß ein Gebot, ihm auSzuweichen, kaum erfüllt werden könne, darum ließ sie schweigend geschehen, waö sie nicht ändern konnte, was kümmerten sie denn am Ende auch die bösen Zungen, sie selbst hielt sich ja still und abgeschlossen. In ihrem Herzen hatte sie es sich längst klar ge macht, wie unsinnig sie gehandelt, alS sie einst daS bravste Herz zurückgewiesen, um in'S Verderben zu rennen. Aber Magda war ein energisches Weib, sie sagte sich, daß sie AlleS selbst verschuldet und nun die gerechte Strafe für ihre Thorheit tragen müsse. Freilich schnitt ihr der Hohn der Dörfler in'S Herz und immer ängst licher mied sie den Verkehr mit ihnen. Nur wenn ihre Hilfe gefordert wurde, uni da ein heilsames Kraut, dort einen kühlenden Trunk zu reichen, war sie bereit und Niemand ging ohne Hilse von ihrer Thüre. Auf alle neugierigen Fragen indeß antwortete sie kurz und un wirsch, so daß «S bald Niemand mehr wagte, sie auszu horchen Der geringe Lohn, den sie für ihre Mühe forderte, mußte auSreichen, ihren Hausstand zu be streiten. Das Innere ihrer armseligen Hütte blieb Jedermann verborgen und so erschöpfte man sich in tausenderlei Vermuthungen über ihr Thun und Treiben und so kam «S, daß man ihr endlich übernatürliche Künste andichtete, die sie daheim so geheimnißvoll vor bereite. So vergingen wieder Jahre, der Sohn mußte Soldat werden und eine Kugel machte im Kriege seinem Leben ein End,. Die Leni nahm in der Stadt einen Dienst; sie war ein sanftes, gute- Geschöpf, daS Jeder mann lieb hatte. Leni hrirathele bald einen braven, fleißigen Hand werker, der ihr nach kaum einem Jahre durch den Tod wieder entrissen ward; eS schien, alS sollte in die Familie kein Glück kommen und arm und hilflos kehrte das junge Weib in die Waldhütte zur Mutter zurück, wo sie der kleinen Else bald daS Leben schenkte. DaS Kind, schon bei seiner Geburt eine vaterlose Waise, wuchs zur Freude der Mutter und Großmutter kräftig und blühend empor; mit rührender Zärtlichkeit hing es an der bleichen Mutter und die schönen blauen Augen blickten ost fragend zu ihr auf, wenn Thräne um Thräne über die fleißigen Hände hinweg in den Schooß rollte. Else, von Allen die Waldelsc genannt, konnte gar nicht begreifen, wie man traurig sein könne. Die Bäume im Walke, unter deren Schalten sie saß, rauschten und dufteten so herrlich, die Vögel sangen und die Sonne schien auf AlleS so schön herab. Blumen und Kräuter, auS denen die Großmutter die heilsam«« Tränke bereitet«, gab «S in Hüll« und Fülle und schlanke Weiden auch, auS denen ihr Mütterchen all' die zierlichen Körbe flocht. Wenn eine Anzahl fertig war, durfte Else zuweilen die Mutter in die nächste Stadt begleiten und wenn der Müllerknecht, der Mehl dorthin fuhr, sie auf dem Wege einholte und die bleiche Frau mit l dem schönen, heiteren Kinde aufzusteigen einlud, dann , klatschte Elfe vor Freude laut in die Hände und wußte j ihrer Lust kein End,. f Aber die Mutter ward bleicher und matter und all« i Mittel der Großmutter wollten nicht mehr helfen und ' eines TageS hatte der Förster die Kleine in sein Hau- ! gebracht und als ,S Abend ward, sie in sein große- I weich,- Bett gepackt und sich in den großen, hoch lehnigen Polsterstuhl davor gefitzt und sich eine Thräne nach der andern auS den ehrlichen Angen getrocknet.