Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860925
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-25
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.09.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Beiblatt zum Sächstschm Laudes-Auzeiger. »icht an dies Feinde, die Ihr überall»zu entdecken meint — aber wären fie da, wa» konnte ich thun?" „Ihr habt Credit," antwortete die Herzogin. »Ihr könnt Eure Einkünfte verpfände», Euer Silberzeug, und wenn das nicht genügt, meiue Diamanten." Moutmorency'S Miene verdüstelte sich «och mehr. »Ich werde Eurem Lebe« bald allen Glanz nud Schmuck gevom men haben," saht» », bitter. »Eure Existenz ist schon seit langer Zeit mehr di« einer barmherzigen Schwester als dir einer Fürstin." Maria Felicitas schlug dir strahlende« Augen z» ihm aus. »Mein bester Glanz nud Schmnck ist Euer Ruhm, Monseigneur," gab fie znr Antwort, »nud wein größtes Glück, Euch den Platz ein nehme» zu sehen, der Luch gebührt. Alle- Uebrige ist Tand, den ich leicht entbehre, da- glaubt mir." »Ich weiß, Ihr seid ein große» HerzI" rief Montmoreney, in dem er ihre Hand zwischen seine Hände «ahm und fie drückte wie die eine» Freunde». »Wenn r» mir gelingt, meinem Name» Ehre zu wache«, so habe ich da» zum größte» Theile Eurem Einflüsse z» ver danken. Nein, unterbrecht mich nicht," fuhr er mit geröthetem Antlitz fort. Ich war auf dem Wege, in Ueppigkeit und Trägheit zu versinke«, als Ihr die bester» Kräfte meine» Wesen» zu wecken verstandet. Jene» Abendsrst im Garten, al» ich zum ersten Male nach unserer Ver mählung in Toulouse gewesen war, ist gleichsam der Wendepunkt meine» Leben» geworden. »Ich werde nie den Augenblick vergessen, al» Ihr wir eine Seherin vor mir standet und die prophetischen Worte sprächet: »Di« Zeit de» Genüsse» ist vorüber". — Wenige Wochen ipäter begannen die unseligen Kämpfe, die bi» heute die Provinz zerreißen. Und doch — mögen fie dir schwerste« Opser kosten — e» ist so rin bessere» Dasein, ein Leben, wie e» eines Manne» würdig ist". Während Montmoreney sprach, war er, als ob sein wiedererwachter Muth die letzten Bande der Krankheit ge- sprengt hatte. Di« erschlafften Züge belebten sich, die gebeugte Ge statt richtete sich aus iu alte» Kraft, da» Auge blickte wieder stolz und kühn, um den Mund spielte da» alt« Lächeln. »Ich glanbe, Monseigneur, daß Ihr Euch bald die Lorbeeren holen werdrt, um die Loch da» Fieber bei der Belagerung von Mon tanba» betrog," sagte Maria Frllcita», die den Wechsel i« Wesen de» Gatten beobachtet hatte. — »Gewiß," gab er eifrig zur Antwort; „ich rüste sogleich. Noch heute sblleu Schritte znr Herbeischaffung de» nöthigr» Geldes gescheh» — ich nehme auch Euer Anerbieten an Aber wen beiraren wir mit dem Geschäft? Ich möchte »icht, daß die Sache in weitere« Kreise« ruchbar würde." — »Schickt Soudheile» «ach Lonlouse," antwortete die Herzogin nach kurzem Besinnen. „SondheilrS?" wiederholte Montmoreney erstaunt. »Habt Ihr Lnre Meinung über ihn geändert? Ihr hieltet ihn früher für «in Werk zeug meiner Feindei" — „Und wen» ich ihn gerade be-halb gewählt hätte?" fragte die Herzogin. „Ich bi» überzengt, daß er von allem, wa» hier geschieht, «ach Pari» berichtet — so mag denn der König durch ihn erfahren, baß Ihr wieder einmal bereit seid, Gut und Lebe» seinem Dienste zu opfern." — »Ihr seht zu viel, meine liebe Seherin!" scherzte der Herzog. »Aber r» sei darum," fuhr er ernster fort, »ich thu« «ach Eurem Befehl — Eure Lritung ist immer die beste." Mit diese« Worten küßte er ihre Hand nud verließ da» Ummer. Maria Frlicita» stand «ine« Augenblick wie im Traum«. »Be reit, Gut und Leben z« opfern," wiederholte fie i« Bedanken; mit einer Lebendigkeit, wie noch nie znvor» stände« ihr die Gefahren vor Augen, denen der Herzog rntgegengiug. »Ist da» Ahnung?" sragte fie sich selbst; aber ihr tapfere» Herz ließ die Besorgniß nicht über Hand nehmen — war doch auch jetzt nicht die Zeit zum Grübeln und Klagen. Eie ließ sich eine Kassette bringe», schloß di« Thür und begann ihr« Schwncksachen z« sondinn. Ei« Kästchen von rothem Maroquin hatte fie mehrmals znrückgeschoben, endlich nah« fie eS in die Hand und «achte de« Deckel auf; der große Diamant blitzte ihr entgegen. Linen Moment hasteten ihre Augen ans der Inschrift: „savguins swxtum" — daun drückte fie da» Etui hastig zn. »Ich muß ihn hiugebeu," sagte fie zn sich selbst, indem fie den Stein zu de« übrigen Diamanten legte. „Und warum auch nicht? Ich könnte ihn «utb.hreu, selbst wen» er wirtlich ein TaliSmann wäre. Die Heiligen werden mir Heinrich» Herz erhalten. — Wunderbar I" fügte sie noch einer Pause hinzu; »dem Blntdiamanten werden auch jetzt wieder blutige Opser fallen I" — 6. Wirde» war ein Jahr vergangen und e» war noch viel stiller in den Grangr», denn Maria Felicita« war allein. Der Spätherbst brachte noch immer klare, sonnigwar»« Tag« aber ihr war zu Muth. al» hätten Welt nud Leben noch nie so melancholisch anSgesehe», wie jetzt. Sie fühlte sich wnthlo», bedrückt, müde und unruhig zugleich, und mußte sich doch sagen, daß fie Ursache hätte, dem Schicksal dank bar zu sein. Heinrich von Montmoreney hatte sich abermals seine» Namen» Werth gezeigt; der Feldzng gegen die Hugenotten war sieg reich beendigt; überall im Verlauf desselben hatte der Herzog Proben seine» Muthr», seine» Umsicht, seiner Geiste-xegenwart gegeben. Die Heiligen hatten ih« i» allen Gefahren behütet; jetzt war er in Pari», wo ist« der König mit Gnaden überhäufte; selbst seine Neider schiene« den Kampf gegen ihn aufgegebeu zu habe« — wa» konnte der Ehr geiz der Fürstin «ehr verlange«? Aber ihr Herz verfangt« mehr. Die Trennung von ihrem Gatte» war e», die fie fast verzehrte. So lang« er im Felde war, hatte fie diese brennende Sehnsucht »icht empfunden. Da fühlte fie fich ihm geistig nah trotz aller Entfernung. In Gedanken begleitete sie ih» anf allen seinen Zügen; beständig waren ihre Diener «nter- weg», um Nachricht«» von ihm rinzuhole«. Mauchen Raih nnd «anche Warnnng hatte fie ihm durch ihre Kundschafter gebe« können. Sie hatte mit ihm gesorgt nnd entbehrt und sein« Triumph« waren die ihrigen gewesen. — Jetzt dagegen — fie wußte, daß e» ihm gut givg; er schrieb ihr häufig freundliche Briese, erstattete ihr Bericht über Hofgeschichte«, Hosintrlgue«, Hoffest« — über eine Welt mit einem Worte, in der Maria Felicitas fremd war, in die fie ihm nicht mit ihren Gedanken folgen konnte. Die wenigen Wochen, die fie vor und nach ihrer Vermählung in Pari» verlebe, hatten ihr zwar «in glänzende», aber doch nur undeutliche» Bild vom Hof zurückgelaffen — auch war seitdem alle» ander» geworden. Maria von Medici» war, von Richelieu aber- und abermals besiegt, in freiwillige Ver bannung gegangen; der Herzog von Luhne», de» Königs allmächtiger Günstling, war gestorben; Andere waren an dessen Stelle getreten. Um diese Sonnen drehten fich eine Menge Sterne dritten und vierten Range», die sämmtlich ihren Einfluß anSübten, sämmtltch berücksichtigt werden wußten, die Maria Frlicita» aber in tiesster Seele verachtete. Darum hatte fie auch die wiederholten Aufforderungen de» Herzog», ihm «ach Pari» zu folgen, ganz entschieden abgrlrhut, wo zu st« freilich noch äußere Grüvde bestimmten. Dis Vorschüsse, die der Herzog bei den letzten Krieg-rüstungen gemacht hatte» waren «och nicht zurückgrzahlt, und Maria Felicitas hätte bei Hofe nicht mit dem Glanze aoftreten könne», der ihrem Range gebührie, ohne ihren Ge mahl in neue Verlegeuhriten zu verwickeln. Montmoreney sah das auch ein. In seinem letzten Briefe schrieb er: „Euer Entschluß, den ganzen Winter in der Einsamkeit der Provinz zn bleiben, thut meinem Herzen weh, aber ich erkenne, daß Ihr diesmal, wie immer, das Richtige gewählt habt. Ich will also anshörrn, Euren Entschluß zu bekäwpsen, wenn ich auch nicht umerlaffen kann, ih« zu beklagen." Seit dem Empfang diese» Briefe» halte der Trübsinn der Fürstin den höchsten Grad erreicht. Eine Unruhe, die fie nicht bemeisteru konnte, trieb sie au» dem Zimmer in den Garten, ans dem Garten in'S Zimmer zurück. Immer hatte fie die lange Reihe öder Tage, Woche« und Monate vor Angeu, die fie ohne ihren Gemahl verleben sollte, und dabei fühlte sie sich unfähig, auch «nr eine Stunde durch ernste Beschäftigung auSznfüllen. Sie tadelte fich wegen dieser Schwäche, aber ihre Willenskraft schien ganz gebrochen. In dieser GemüthSversaffung wurde fie eine» Morgen», al» fie wie gewöhnlich ohne Begleitung im Garte« spazieren ging, durch dir heilige Frau von Bözier» überrascht. Al« ob sie an» dem Boden aufgefiiegen wäre, stand die hagere Gestalt im braune» Büßergewande auf ihren Krückstock gestützt urplötzlich vor der Fürstin. Die dunkeln Auge» sahen Maria Felicita» durchdringend an und die hart« Stimme der Greisin sagte: „Ihr habt Euch sehr verändert, seit ich Euch nicht mehr sah. Seid Ihr krank?" — „Nein, heilige Mutter, aber ich habe schwere Sorge» gehabt," antwortete die Fürstin, die ihre ganze Selbstbeherrschung anfbieten mußte, «m nicht zu zeigen, wie peinlich ihr diese Begegnung war. — „Die sind vorbei," fiel ihr die heilig« Frau in'» Wort, „nud doch seid Ihr «och immer bekümmert und «urahig. Soll ich Luch sagen warum, Maria Felcita»? Ihr habt Euer Wort gebrochen — nun hat Euer Gewissen keine Ruhe." — »Was wollt Ihr damit sagen?" ries die Fürstin, indem fie stolz den Kopf erhob. Aber in demselben Augenblick flog rin Erröthen über ihr blaffe» Gesicht. Fortsetzung folgt. VuA Jurist und Leven. — Shakespeare am griechischen Hofe. An- Athen wird der Wiener „Allg. Ztg." geschrieben: „So lauge noch der Hof zum Sommeraufenthalt eines der Schlösser der Umgebung bewohnt, werden daselbst häufig von den Mitgliedern der königliche« Familie kleine Lustspiele oder Szenen ans klassischen Stücke, ausgrführt. Ver gangene Woche gab man den letzten Akt an» „Hamlet", der Thron- folg« spielte den Dänen-Prinzrn, die älteste Prinzessin die Ophelia. Die Prinzessin hatte anf da» Studium ihrer Rolle unendlich viel Fleiß verwendet, allein fie erklärte, sie sehe «icht ei», warum Ophelia eigentlich sterben solle, man könne sie ganz gut mit Hamlet ver- heirathen» nachdem doch di« beiderseitigen Familie« mit der Partie einverstanden seien. Lin Kawmerher« fand die Sache einleuchtend und schrieb einen anderen Schloß, nach welchem Hamttt bei dem Duell mit einer leichten Wunde davonkowmt, während Ophelia, die von Ba«er»lk«»en an» de« Waffe» gezogen wird, denselben pflegt. Schließlich wird natürlich Hochzeit gemacht, nnd da» ganz« Hau» Hamlrt ist in äuivi judild?' — Amerikanische» Universität».Jubiläum. Bom 6. bi» 8. November d. I. wird die Feier de» 280jährigen Bestehen» der Harvard-Univerfität in Eambridae, Mafsachnsett», i« großartiger Weise stattfiudeu. Die Universität ist am 7. November 1636 von den Bürgern der damalige» englische« Kolonie Massachusetts gegründet und nach John Harvard, welcher der Üuiversttät «ine brdenteude Schenkung machte, benannt worden. Harvard ist di« älteste Universität ans der nördlichen Hälft« de» amerikanischen Kontinent»; anf der südlichen Hälft« »xistirt eine noch ältere, nämlich di« Uaioerfität von San Marco» in Lima, Peru, welche vom Kaiser Earl V im Jahre 1881 gegründet worden ist. — Die Borliebe Jnstinn» Kerner'» für die Mund- Harmonika findet fich in seinen „Lyrische« Gedichten" verschiedentlich au»gesprochen, am innigsten nnd subjektivste« aber doch in de« Gedicht „Meiue Maultrommel", da» fich in der Sammlung „Letzter Blüthen- strauß" vorfindet. Wie der bekannt« Geiger Herr Hugo Heermann mittheilt, hat der greise Dichter die» Gedicht ih« al» jungem Manu in'» Album geschrieben, mit einem Schlnßver», der bisher nirgend» veröffentlicht ward. Heermau» war damals im Begriff, da» Konser« vatorium in Brüssel zu beziehen. Die Schlußzeilen de» bereit» erblindeten Dichter» lauten: „Blind schrieb ich Dir die Verse nieder, Blind, blind nnd unter KraukheilSschmerzen, Veikläit in Melodie laß wieder Sie töne« an» toureichem Herze». Jnstinn» Kerner. — Gegen Ende de» Mittelalter» und im Beginne der Neu zeit wurde »ach I. Jastrow'S historischen Untersuchungen die Bolkszahl der Städte auf dreierlei Weise ermittelt, durch Zählung, durch Berechnung oder dnrch Schätzung. Die Zähkng erbrachte natürlich dir genauesten Ergebnisse» Berechnung und Schätzung nur ungefähre. Mau zählieim IS. Jahrhundert die Bevölkerung vorzugsweise, um den Verpflegung» bedarf der Städte für den Fall einer Belagerung kennen zn lernen. Schon damals begnügt« man fich nicht mit der Keuutuiß der bloseu Kopfzahl, sondern unter schied bestimmte BevölkernngSgrnppeu. Eine der ältesten BolkSzähl- «ngrn fand in Nürnberg im Jahre 1449 statt. Zu ihr gab di« da malige Belagerung durch den Markgrafen Albrecht von Brandenburg Beranlaffuug. E» sollt« ermittelt werde», wie lauge fich di« Stadt noch ohne Zufuhr würde halten können. Sämwtliche Verzehrende wurden aus Grund eidlicher Vernehmung der Bürger iu Listen aus genommen. Hiernach betrug die damalige Bevölkerung Nürnberg» 2016S Personen, von denen 17883 auf die dürgerliche Bevölkerung, 446 auf die Geistlichkeit und deren Anhang, 150 auf dis jüdisch« Bevölkerung nnd 1986 anf sonstige Nichtbürger entfiele». Bringt man von letzteren wegen der infolge der Belagerung nach der Stadt geflüchteten Landbewohner eine« Theil in Abzug, so läßt fich für das Jahr 1449 Nürnberg» wirkliche Einwohnerzahl anf rund 20000 Köpfe, schätzen nud die Unterscheidung zwischen bürgerlicher Bevölkerung nebst Geistlichkeit und Jude» mit ihrem Anhänge eiuerseit» und son stigen Nichtbürgrrn andererseits entspricht ungefähr der jetzt übliche« Unterscheidung zwischen den znr Wohnbrvölkernng gehörigen und den nur vorübergehend anwesenden Personen der orisanweseudeu Be völkerung. Au» ähnlicher Beranlaffuug wurde in Slraßdurg i. Eis. während der Jahre 1473 bi» 1477 der Stand der Bevölkerung er mittelt, hierbei jedoch nur die städtischen Bewohner von den iu de« Stadt befindliche» Landlenten unterschieden. Die Zählung ergab 26198 Ortlanweseude, und zwar 20722 Stadtbewohner und 8476 Landleute. — Wollte mau die BolkSzahl eine» Stadt dnrch Be rechnung bestimmen, so ermittelte man di« Zahl der Haushaltungen und zählte jede derselben zu 8 Köpfen. Auf diese Weis« wurde die Bevölkerung von Rostock im Jahre 1410 anf 13 938 Köpfe berechnet, da 2787 Haushaltungen dort vorhanden waren. Zuweilen schätzte mau die BolkSzahl der Städte anch »ach anderen Unterlage», über welche sicher« Nachrichten vorhanden waren, z. B. nach der Zahl der wehrhaften Bürger, nach dem Verbrauche gewisser Nahrungsmittel u. s. w. Nach Vorstehendem scheinen die großen Handelsstädte Deutsch- land» iw Mittelalter »icht, wie bisher vielfach angenommen worden ist, anch ihrer BolkSzahl nach Großstädte, sonder» vielmehr Mittel- öder Kleinstädte geweseu z» sein, deren politische Bedeutung durch ihre« Handel und Gewerbeflriß und die hierdurch herbeigeführte Wohl habenheit bedingt wurde. Die wenige« hier mitgetheilteu Bevölkernng»- zahleu lasten freilich über die Richtigkeit dieser Annahmr kein sichere» Urtheil gewinne«, nnd r» wäre erwünscht, au» den Archiven übe« die Volkszahl möglichst vieler anderer deutscher Städte für jene Zeit Nach richten zu erhalten. Wenn anch eigentliche Zählnnge» nur selten vor genommen sei« werde», so finde« fich in den Aufzeichnungen der Stadtschreiber doch hänfig Angabe» über die Zahl der Taufe«, zu weilen anch über di« Zahl der Gestorbene«, welch« eine» Schluß anf den gleichzeitige» Stand der Bevölkerung gestatten. Für den redaclionelleo Thetl verantwortlich: Franz Götze in Lhemnitz. — Druck und Verlag von Alexander Wiede in Themnitz. und knüpfte daran interessante Ausführungen über unser Wissen vom Leben. Unter lebhafte« Beifall nahm alrdanu Georg Schweinfnrth da» Wort zum Vortrag über „Europa» Aufgaben und Aussichten im tropischen Afrika." Er ermahnte, schnell vorzngehen, freilich werde e» fich iu Asrika «icht handeln um de» Antritt eine» reichen Erbe», mühevolle Arbeit mit geringem Gewinn stehe un» dort bevor; wenn aber der Kern erschlossen, dann werde ein neue» Afrika erstehen, eine nene Werkstatt mrnschlichen Fleißes, de, fich die Natur «nterthan macht. Anch im Speziellen hatte der Redner die beste« Hoffnungen, namentlich in Bezog anf den Osten und auf da» Kougobecken. Nach der Panse wird Professor Hiß an» Leipzig über die Eutwicklnng der zoologischen Station in Neapel sprechen. Außerdem wird da» elektrische Mikroskop nochmal» vorgesührt. Dir Sektion für Hygiene begab fich nach Schluß der allgemeinen Sitzung nach der neu eingerichteten städtischen Desinfektionsanstalt. Bereit» in früher Morgenstunde hatte fich die Botanische Sektion im Botanischen Garte» versammelt gehabt, um diesen und da» in dem selben belegene Botanische Mnseum zu besichtigen. Ebendorthln hatte sich anch die Sektion für Pharmazie begebe», während di« Sektion für innere Medizin zn gleicher Zeit dem städtischen Krankeuhan» am FriedrichShaiu einen Besuch abstattet« nnd zwar gemeinsam mit der Sektion für Chirurgie. Am Nachmittag begab fich die Sektton für gerichtliche Medizin «ach dem LeichenschanhanS iu der Philtppstraße. * » Der Delegirte der Natnrforscherversamwlung, vr. Alglave au» Pari», veröffentlicht i« „Temp»' «ine Reihe von Berichten, die fich dnrch Sachkeuutmß nnd da» Bemühen, dem Ereignisse gerecht z« werden, anSzeichne«. Ganz besonder» interessant ist rire lange An»- einandersetznng über die große Bevorzugung der deutsche« Gelehrten und Profeffore» seiten» der höchsten Kreise und der „Gesellschaft" im Vergleich mit de« französische» Gelehrte«. Der dentsche Professor verfüge über Einnahmen, die die seiner französischen Kollegen «m da» Doppelte übersteigen. Infolgedessen sek seine gesellschaftliche Stellung auch eine beneideu-werthe. Der deutsch« Professor sei auch i« Au»- laode an de« Universttäte» gesucht; von Franzose« habe «an da» »och nicht gehört. E» ist selten, daß man derartige Vergleiche zu Gunsten Deutschland» machen hört und wir wisse« nicht, ob alle von I)r. Alglave angeführten Ziffern nnd Daten richtig find. Im Allge meinen w«rde» fie aber wohl zutreff,u. bahnen mit Bezng anf die Sicherheit de» ans Bohne» reisenden Pnblikum». Redner hat 280 Eisenbahnbrdieustete ans da» Verhalten ihrer Gehörorgane untersucht und darnntrr bei 92, also 36,8 Proc., Ohrenrrkraniuuge« gesunden. 32 Mal handelte r» fich um katarrha lisch« Formen, 3 Mal um Erkrankung de» Labyrinthe», 30 Mal «m solche de» äußere« Gehörgange». Bei dieser Häufigkeit de» Vorkom men» von Ohraffectioneu nud der Wichtigkeit der akustischen Signale für deu Eisenbahudieust ist die Annahme gewiß gerechtfertigt, daß ein« Reihe von Bahnunfällen »Icht durch Nachlässigkeit, sondern dnrch mangelhaste» Gehör de» Beamtenpersonal» verursacht wurden. In der Sectio» für Hygiene sprach H. Eohu-BreSlau über die für dir Arbeitsplätze notkwendige Helligkeit. Auf Grund einer Reihe von Versuche» verlangt Redner, daß kein Arbeitsplatz weniger al» 10 Meter'erzen Helligkeit besitze; »ünschrnSwerth sei aber einHellig- keitSgrad von 50 Meterkerzeu. Mit Meterkerze (M. K.) bezeichnet er die Helligkeit eine» Papiere», welche» 1 Meter gegenüber von einer Normalkerze aufgestellt wird. Für künstliche» Licht gilt dasselbe Minimum von 10 Meterlerzen. Dir Messungen de» Vortragende» habe« aber ergebe», daß bei den gebräuchliche» Ga»-, Petroleum- und Glühlampen selbst dir besten Glocken da» Papier »nr so be- leuchten, daß e» nur in einer Entfernung von einhalb Meter von der Flamme noch eben 10 Meterkerze» hat. Darauf sei also bei der Abendarbrit sorgsam Rücksicht zu nehme». Mehr Licht schadet gewiß nicht. Natürlich bleibe es sich gleich, ob GaS-, Petroleum- oder elektrische» Licht verwendet wird, wen« es «nr nicht zncke und nicht zn heiß sei. Da» neue Aner'sche Ga-glühlicht (wurde vorgezeigt) theile mit diw elektrischen dir Kühle, übertreffe e» aber dadurch, daß e» »icht zucke. Allerdings habe e» bei den jetzigen Bunsen-Brennern, die srälich anch viel weniger Ga» brauchen, »och eine geringere Licht stärke, all die modernen* * Albert-Brenner. Die litterarische Festgabe der Stadt Berlin an den Naturforscher- Tongreß ist nnnmehr in Gestalt eine» dicken, mit Karten, Pläne» und Abbildungen geschmückten Bande» an die Mitglieder vertheilt worden und giebt ein interessante», vollständige» Bild der städtischen Anstalten für öffentliche Gesnndhettrpflege nud für de» natnrwisseu- schastltchen Unterricht. Au» dem reiche« Inhalt mögen hier einig« Daten au» den Angaben über die städtische» Parkanlagen ihren Platz finden. Darnach umfaßt der Thiergarten ei« Areal von fast 280 Hektar. Die Anlage de» Friedrichthain» wurde im Jahre 1840 bei Gelegenheit der Säknlarfeier der Thronbesteignvg Friedrich» de» Großen beschlossen. De» Friedrichrhaiu hat jetzt eine Ausdehnung von 83 Hektar. Die Anlage de» Hnmboldthaiu», der eine Größe von 38 Hektar hat, wurde im Jahre 1865 in Angriff genommen. Für de» botanischen Unterricht in den Schulen sorgen besondere An zuchtgärte«. welche eine Fläche von rund 3 b Hektar einnehmeu und während de» Sommerhalbjahre» etwa 2 Millionen Pflanzenexemplare für deu Unterricht in den Schulen liefern. Der sogenannte „Keine Thiergarten" iu Moabit, Lessen Terrain der Stadt vom Fikku» auf 20 Jahre überlassen ist, ist erst im Jahre 1876 in eine Parkanlage umgewandett worden. Derselbe hat eine Größe von 6»/» Hektar. In demselben Jahre wurde mit der Bn-führnng des anSgedehnttsteu Parkes der Stadt, de» Treptower Parkes, begonnen. Der Plänter- wald daselbst allein hat eine Größe von 90 Hektar, die Baumschulen nehmen rin Terrain von 5 Hektar ei». Neben dem Park beim In- validenhause, dem botanischen Garte«, dem Lustgarten, dem Platze am Opernhaus« nnd dcm Königsplatze (rund 31 Hektare), welche sämwtlich in königlicher Verwaltung fich befinde», bestehe» nuter städtischer Verwaltung gegenwärtig 80 größere und kleinere Schmnck- plätze mit zusammen 80 Hektar Inhal«. Die Umgebung von 9 Kirche«, sowie 2 aufgegebene alte Kirchhöfe und viele bei der Neu rrgnlirung vom durchgehenden Verkehr lorgetrennte Plätzchen find zu Erholungrplätzen hergerichtet, außerdem sollen die srrigewo,denen Marktplätze in Schmnckplätze umgewandett werden. Mit Einschluß der Bäume anf städtische« Schulgrundflückeu, anf welchen 97 mit Baumpflanznngeu versehen find, besitzt die Stadt jetzt aus Straße», Chausseen nud Plätzen rund 48.000 Bäume. Die Zahl derselben vermehrt fich von Jahr zu Jahr. » » * Di« zweite allgemeine Sitzung fand heute Vormittag im Cirku» Renz statt, der wieder bi» znm letzten Platz gefüllt war. Von Prof, v. Helmholtz war ei» Telegramm eingegangen, vr. Pohlmann übrr- brachte die Grüße der amerikanischen Naturforscher und machte auf di« Gründnng eine» internationalen Gelehrten»»«!«- aasmerksam, die jenseits de» Ozean» bereit» angeregt ist. Den erste« Bortrag hielt Pros. Ferd. Cohn-Breslau über „Lebensfragen". In eingehender Schildernng lenkte er die Blicke der Versammelte« hinein in das Leben jener kleinsten Pflanzen, der Parasyteu-Pilze, Sporen u. dergl.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite