Volltext Seite (XML)
iilMche VlußtiluW. Donnerstag, den 28. Mai 1885 47. Jahrgang Feuilleton. weil die französische Regierung be- begründete Ansprüche auf daö ge- haben. In letzter Zeit haben nun von Groß-Popo daS deutsche Reich dieses Land unter sein Protektorat hauptete, rechtlich nannte Gebiet zu auch die Stämme ersucht, es möge Inserate werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1sPalt.Zeil«1üPfg. Unter Eingesandt: 30 Pf,. stellen; diese Aufforderung scheint aber entweder zu spät gekommen zu sein oder die Besitzergreifung deS ge nannten Gebietes den deutschen Interessen nicht ent sprochen zu haben, wenigstens wurde Mitte April, wie jetzt von dort eingetroffene Berichte melden, über Groß-Popo die französische Schutzherrschaft ausgesprochen, wogegen allerdings die Häuptlinge, unter Berufung auf ihr bereits früher gestelltes Ansuchen um deutschen Schutz, Protest erhoben haben sollen. Neuesten Nachrichten zufolge sind am Kongo die Araber erschienen und zwar auf Veranlassung eines Mit gliedes der „Internationalen Kongo-Gesellschaft", namenS Amelot, welcher dieselben herbeirief, um mit ihrer Hilfe zum Tanganika-See vorzudringen. Wie man nun auS Brüssel erfährt, ist dadurch die EroberungSlust der Araber gereizt worden, so daß dieselben jetzt sogar gegen die Kongo-Gesellschaft feindlich auftreten. Einer der her vorragendsten Führer der nördlich und nordöstlich von den Stanley-Fällen hausenden Stämme, TipomTib, der sich alS Repräsentant deS Sultans von Zanzibar ausgiebt, nähert sich mit 3000 gut bewaffneten Arabern den Sta tionen an den Ufern des Kongo s, die gänzlich den beute lustigen Feinden preiSgegeben scheinen. Man darf sich nicht darüber täuschen, daß dies die Avantgarde deS Abonnements-Einladung. Bestellungen aus die „Sächsische Torszeitung" für deu Monat Juni nehmen alle kaiserlichen Poftanstalten und Posterpeditionen gegen Voraus- dezahlung von 50 Pfg. entgegen. Die Verlags-Expedition. Hhrd. n. Redaktion »rette« «Aeustadt L Meißner »ass- 4. »ie Aottung erscheint rtenftag, »»»«erst«, und früh. lider waren roth und der Blick, den sie zu den Bergen emporsandte, war trübe und bang. Als Peter Wang sich von Toni s Abwesenheit über zeugt hatte, verließ er die Schankstube und ging geraden WegS durch den Hof zu einer Hinterthür in den Garten hinein. Anneli hatte sich kaum Zeit genommen, die Bier krüge niederzusetzen, alS sie auch schon den größestea und wohlgestaltetsten ergriff und mit dem frischen, schäu menden Trank eilig der Hausthür zulief, vor welcher sie Anton Meller noch vermuthen durfte. „Anton", rief sie noch auf der Diele stehend, „komm hinein, ich bringe Dir waö Gutes, Anton!" Keine Antwort — Hastig trat sie über die Schwelle, immerfort seinen Namen rufend — ja, sein Tragstuhl stand neben der Bank, sein Hut lag darauf, aber er selbst war ver schwunden. „Hast Du den Anton nicht gesehen, AloyS?" fragte sie «inen älteren Bergführer, der ihr freundlich zunickte und ein Schatten glitt über daS frische Gesichtchen, da mit seinen lichten blauen Augen und den goldig blonden Haaren ungemein zart und sinnig erschien. Der Angeredete nickte bedächtig. „Die Zeit wurde ihm halt zu lang, da ist ar ein bissel in den Garten gegangen!" „In den Garten?" Wie klang eS so betrübt — die emporgehaltene Hand mit dem Labetrunk sank langsam hinab. „Ich habe ihm ein Bier bringen gesollt, wollt Jhr'S ihm auSrichten, AloyS?" „Gieb'S mir, Anneli, der Anton ist schon ohne trug man jedoch Bedenken, in Klein-Popo die Reichs flagge auszuhissen, Islamismus ist. Stanley hat von Anfang an davor gewarnt, die Hilfe der Araber in Anspruch zu nehmen. Jetzt leuchtet die Berechtigung dieser Warnung ein und eS ist sehr zu bedauern, daß ihr nicht von Anfang an Folge geleistet wurde. Wie die „Schlesische Zeitung" mitzutheilen weiß, wird an Stelle des verstorbenen Or. Nachtigal vr. JuliuS v. Eckardt zum Generalkonsul und Ministerresidenten 'n Tunis ernannt werden. Sollte sich diese Nachricht be wahrheiten, so trete damit der in Deutschland gewiß seltene Fall ein, daß ein ehemaliger Journalist in hervor ragender Stellung im Staatsdienste Verwendung findet, vr. v. Eckardt, ein geborener Balte, war früher Chef redakteur der „Rigaischen Zeitung", des hervorragendsten deutschen BlatteS in den Ostseeprovinzen; später leitete er eine lange Reihe von Jahren hindurch die Redaktion der in Leipzig erscheinenden, damals nicht osficiösen „Grenzboten", bis er zum Senatssekretär in Ham burg gewählt wurde Er gab diese Stellung freiwillig auf, weil die russische Regierung ihn beim Hamburger Senate beschuldigt hatte, er setze seine journalistische Thätigkeit in einem dem Czarenreiche wenig gewogenen Sinne fort. Es erregte damals einiges Aufsehen, als er sofort nach seinem Austritte auS dem hamburgischen Staatsdienste als HilfSarberter in daS Auswärtige Amt nach Berlin berufen wurde. Im Uebrigen ist bekannt, daß vr. v. Eckardt seine journalistische Thätigkeit nie mals ganz aufgegeben hat, wie er denn bis in die jüngste Zeit die politische Chronik für die „Deutsche Rundschau" zu schreiben pflegte. Die ReicbSregierung Hal in den letzten Tagen vier TranspoNdampfer gemiethet, eine Maaßnahme, die den Berliner Blättern zu den verschiedensten Mulhmaaßungen Anlaß giebt. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich nicht allein um eine Verproviantirung der an der westafrikanischen Küste befindlichen deutschen Kriegs schiffe, sondern auch um den Transport von Aus rüstungsgegenständen für ein Geschwader, welches bei Zanzibar zusammengezogen werden soll, um dem Sultan von Zanzibar mehr Respekt vor Deutschland einzuflößen. Bekanntlich haben sich die Beziehungen Deutschlands zu dem Sultan von Zanzibar, die früher ausgezeichnete waren, in letzter Zeit verschlechtert. Das infolge dessen an der Ostküste Afrikas zu bildende Geschwader dürfte auS den Kriegsschiffen „Prinz Adalbert", „Stosch" und „Elisabeth" bestehen. Hoffentlich wird eS dieser Flotte bald gelingen, den Sultan von Zanzibar zur Raison zu bringen. — Bei der Schiffsbau-Gesellschaft „Vulkan" in Stettin sind von der Admiralität 6 neue Torpedo boote bestellt worden. In diesen Fahrzeugen sollen elek trische Telegraphenleitungen angebracht werden, welche die Abtheilungen im Inneren mit einander verbinden Peter Wang, das soll Euch reichlich vergolten werden. Ihr seid so ein Hochmuthsnarr, wie man in der Stadt wohl zu finden pflegt; solchen regnet'- allemal in die Krone. Und waS da- schöne Tonerle anbelangt, so seht Euch vor, daß sie Euch nicht ein Kuckuksei in Eure Goldspinde legt — ein Tragstuhl wiegt verflischt leicht, Peter Wang, ha ha! Ich möchte Euch erst nicht zum Schwiegervater und wenn ihr bi- an den Hal im Gelbe stecken thätet. Adjes derweilen und sperrt die Augen besser auf, Peter Wang!" Der Alte hatte bei diesen giftigen Worten zuerst wie versteinert gestanden, dann aber kam ein fürchter licher Jähzorn über ihn und es war gut, daß NikodemuS Kummer bereits die Thür in'S Schloß warf, alS der Gastwirth sich eben auf ihn stürzen wollte. „Schurke Du", schrie Wang mit drohend geballter Faust hinter ihm her, „kommst Du mir noch «in einziges Mal in den Weg, so soll Dich das blaue Wetter erschlagen! Ei, der Niedertracht, erst freit er um daS Mädel und dann verschwärzt er sie beim Vater! Na warte, roth köpfiger Bursche, ehe Dir daS Tonerle wieder einen Tropfen Wasser reicht, eher sperre ich sie zeitlebens in ein Kloster hinein. WaS schwatzte er von einem Trag stuhl? Ich möchte Dir doch gleich den Mund stopfen, Du niederträchtiger Bube, komm mir nimmer wieder vor die Augen!" Nachdem er noch eine Weile so vor sich hingeeifert hatte, besann er sich allmählich auf sein Vorhaben. Ein Blick in den Tanzsaal zeigte ihm, daß sein Töchterlein noch immer den Reigen verschmähe — Anneli stand am Fenster und hatte die Hand über die Augen gelegt, al- ob die NachmittagSsonne sie blende, aber ihre Augen- ErMung aus dem Riesengebirge von Georg Hartwig. (1. Fortsetzung.) Der also Ueberlistete war vor Wuth kreidebleich ge worden — am liebsten wäre er auf den Lacher losge- stürzt, wenn dessen respektable Körperkraft ihn nicht zurückgehalten hätte. „Ihr seid ein Betrüger", keuchte er endlich haßerfüllt zwischen den Zähnen hervor, „ein Schurke, der sein Versprechen nicht hält!" „WaS habe ich Euch für einS gegeben? Gar keinS, wißt Ihr! Ich habe nur gesagt, daß etwaS geschehen könnte und das soll auch gleich geschehen! Macht, daß Ihr fortkommt aus meinem Hause, hinaus mit Euch!" „Das khnnt Ihr nicht", schrie Nickel wüthend, „ich bin dem Florian sein Gast! Aber ich habe mir Eure Injurien wohl gemerkt, den Spitzbuben, den Roth kopf — wartet, daS soll Euch theuer zu stehen kommen!" „Jesus Maria, gebt jetzt Ruhe", rief der Braut vater ärgerlich, „Ihr verderbt mir noch die ganze Hoch zeit! Kommt mit in den Saal, Nickel und Ihr stecht ein frisches Fäffel an, Wang — eS muß halt AlleS sein Ende haben, auch daS Gezänk!" Damit faßte er nach Nickel'S Arm, aber dieser ent zog sich ihm hastig und trat noch einmal dicht vor den Wirth, der vor seinen funkelnden, grünlich schillernden Augen unwillkürlich einen Schritt zurückwich. „Ihr habt Euch heute über mich lustig gemacht, Politische Wettschau. Deutsches Reich. Die auswärtigen Mit glieder des BundeSrathes sind am letzten Sonnabend von Berlin in die Heimath abgereift, jedoch sollen bald nach dem Pfingstseste die Arbeiten wieder ausge nommen werden und zwar wird sich daS Kollegium zunächst mit den Ausführungsbestimmungen bezüglich der Zolltarif-Novelle und der Börsensteuer-Vorlage beschäftigen. Der Antrag Preußens, betreffend die braunschweigische Thronfolge-Frage, soll im Laufe der nächsten Woche dem JustizauSschuffe deS BundeSratheS und sodann dem Plenum zur Beschlußfassung unterbreitet werden. Die Annahme dieses Antrages seitens deS BundeSrathes wird als zweifellos angesehen. In den welfischen sowohl, wie in den katholischen Kreisen hat übrigens daS schneidige Vorgehen der preußischen Re gierung gegen den Herzog von Cumberland große Be stürzung hervorgerufen. Die „Germania", das Haupt organ der Centrumspartei, bespricht den von Preußen im Bundesrathe gestellten Antrag in einem 6 Spalten langen Artikel und kommt dabei zu folgendem Resultate: »Sollte obiger Antrag zur Annahme gelangen, so wird damit das Princip sanktionirt, daß ein legitim zur Thronfolge berechtigter BundeSfürst, falls er durch stine Beziehungen zu irgend einer politischen Partei dem Frieden des Reiches gefährlich zu werden droht, durch Beschluß des BundeSrathes von der Regierung ausgeschlossen, ja sogar abgesetzt werden kann. Cs wird also ein Präjudiz geschaffen, mittelst dessen man in Zukunft jeden mißliebigen Bundesfürsten bestrafen kann. Zur Zeit kann man sich, abgesehen von dem Herzoge von Cumberland, keinen Fall denken, wo irgend einem Bundesfürsten die Gefährlichkeit der Waffe, welche die deutschen Regenten selbst zu schmieden sich an schicken, in ähnlicher Weise zum Bewußtsein ge bracht werden könnte. Indessen wer weiß, waS die Zukunft noch bringen kann. ES ist allerdings kaum zu hoffen, daß die Bundesregierungen, wenngleich der preu ßische Antrag in den so geschilderten Konsequenzen die Grundlagen der Reichsverfaffung, namentlich den Art. 1, erschüttert, sich die Gefährlichkeit der jetzigen Aktion eher ernstlich zu Gemüthe führen werden, bis einmal eine zweite praktische Anwendung der neuen VerfaffungS- theorie gemacht wird." Lord Roseberry, welcher am 22 d. M. aus London zum Besuche des Grafen Herbert BiSmarck in Berlin eingetroffen ist, soll von der englischen Regierung beauf tragt sein, die Anschauungen des Reichskanzler- bezüglich der ägyptischen Frage zu erforschen. Da in den maaß- gebenden Kreisen Londons die Ueberzeugung herrscht, daß man bei der Lösung dieser Frage nicht auf das Wohlwollen und die Unterstützung Frankreichs rechnen kann, so wünscht man mit dem Fürsten Bismarck ein Einvernehmen bezüglich der ägyptischen Politik zu er zielen. Zwischen den englischen und den deutschen Be sitzungen an der Sklavenküste in Westafrika ist ein Territorium gelegen, daS bislang noch keine euro päische Macht in Besitz genommen hatte, nemlich daS sogenannte Weida-Land und das Popo-Gebiet. Die Stämme von Klein-Popo, deren Land an das deutsche Besitzthum bei Port Seguro grenzt, hatten bereits früher um daS Protektorat Deutschlands gebeten; in Berlin Ud,u«e«en1»- Preis: PtrMhrl.M.1§0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Pos^ «tstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung mit Hau» erhebt die Jost noch eine G» von 25 Pfg. Inseraten» Annahmestellen: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidcndank, HaasensteinLBoglcr, Rudolf Mosse, G L. Daube « Co. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtdhauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Berantwortlicher Redakteur und Verleger Kcrrmann Müller tu Dresden.