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ErtGOe>»Re»si»PÜ L »«sie 4. DteAtttnn» «scheint Dienst«,, »»«»erst«» «ck Gmmnöen» ««MEOt»- . »r«i»r MrwltG-l.« 1FL 8» beziehe» durch »te kaiserlichen P»ß- auHalte» und dunch i Boten. »ei WS iichstsche V orhMng. W «nnntzmestelene Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. LmtShauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Vernnt«örtlicher Redakteur rmd Verleger Aerr«««» Müler tu Dre-de». Die Uruoldisch« Buchhand»«»», Invalidcndank, Ha aienpei« LVoßlach, »ndolf Moffe, , G L. Daube ck 2». tu Dresden, Leipzig Ha»b»rg, Berlin, FrankfuN a Lk. Donnerstag, dm 8. Januar 1885. 47. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. In einer seiner letzten Nummern -reist der „Standard- die deutsche Politik in der gehässigsten Weise an und sucht insonderheit Spanien gegen Deutsch land aufzuhetzen. „Wir nehmen Akt davon" — schreibt die „Nordd. Allgem. Ztg." — „daß daS englische Blatt die spanische Empfindlichkeit gegen Deutschland rege zu machen sucht und seine Erfindung von einer Aenderung der Beziehungen beider Länder damit in Verbindung bringt, daß Fürst Bismarck mit Frankreich gemeinsame Sache gegen Spanien gemacht habe. Wir finden hier, wie in so vielen englischen Publikationen, das Bedürfniß, Un frieden zwischen den kontinentalen Staaten zu säen. Am Schärfsten spricht sich diese Tendenz in der An deutung auS, daß Fürst Bismarck die jüngst erfolgte Niederlage im Reichstage als einen Vorwand ergreife, um die Schaffung einer Botschaft in Madrid auf unbe stimmte Zeit zu vertagen. Bekannt ist, daß in beiden Staaten seit längerer Zeit die Absicht besteht, den gegen seitigen freundschaftlichen Beziehungen durch Erhebung ihrer Gesandtschaften zu Botschaften Ausdruck zu ver leihen. ES liegt auf der Hand, daß diese Bemühungen nicht nur nicht den gewollten, sondern einen entgegen-, gesetzten Erfolg in der öffentlichen Meinung haben würden, wenn etwa die Absicht der deutschen Regierung, in Madrid einen Botschafter zu ernennen, vom Reichstage durch Verweigerung der entsprechenden Budgetforderung vereitelt würde. Daß eS im Interesse der guten Be ziehungen beider Länder liegt, eine solche öffentliche und amtliche Ablehnung zu verhüten, liegt für jeden Unbe fangenen klar zu Tage und es wird ferner Niemand > bestreiten können, daß die Wahrscheinlichkeit eines ab- > schläzigen Beschlusses von Seiten deS Reichstages durch dessen Resolution vom 15. December wesentlich gesteigert worden ist. Die Zurückhaltung einer Budgetforderung solcher Art ist also bei der gegenwärtigen Haltung deS deutschen Reichstages nur ein Beweis, wie sehr der deutschen Regierung die Schonung ihrer Beziehungen zu anderen Staaten am Herzen liegt." „Die in der Presse verbreiteten Nachrichten über Erwerbungen deS Herrn Lüderitz an der St. Lucia- Bai entbehren bisher jeder Bestätigung durch amtliche Berichte. Zur Giltigkeit einer solchen Erwerbung und zur Uebertragung von Hoheitsrechten würde übri gens ein Vertrag mit den eingeborenen Häuptlingen nicht genügen, ein solcher müßte die Zustimmung der Boern-Republik erhalten, welche daS Protektorat über da- Zulu-Land besitzt. Außerdem wäre da- Verhältniß der Letzteren zu England in Rechnung zu ziehen, welche- sich ein BestätigungSrecht für die von der Republik ab geschlossenen Verträge Vorbehalten hat." So die,,Nordd. - Allg. Ztg." Von anderer Seite wird dagegen behauptet, Herrn Lüderitz sei von dem Auswärtigen Amte in Berlin die volle Wahrung seiner Interessen an der St. Lucia- Bai England gegenüber zugefichert worden. Die ganze Affaire ist eine äußerst verwickelte dadurch geworden, daß Herr Einwald nicht die nöthige Verschwiegenheit beobachtete, indem er, bereits auf der Rückreise nach Europa begriffen, in Port Natal ein Wörtcken über den mit dnn Könige Dinizulu abgeschlossenen Kontrakt fallen ließ, worauf dann der englische Gouverneur von Natal nichts Eiligeres zu thun hatte, als an der St Lucia-Bai die englische Flagge aufzuhissen. — Im Anschlusse an obige Auslassung bringt daö Leib organ deS Fürsten BiSmarck einen beachtenswerthen Artikel über die Wüste Kalahari, welche die Erwerbungen des Herrn Lüderitz von den Gebieten der Boern trennt und deren Annektion seitens Englands Lord Derby jüngst in Aussicht stellte. „Die Atlanten bezeichnen mit dem Namen Kalahari ein unermeßliches Gebiet nördlich von dem mittleren Laufe deS Oranje-Flusses", schreibt da- Blatt u. A. „Auf den älteren englischen Karten, aus denen die Deutschen geschöpft haben, lautet die Bezeichnung: lialakuri veserl Dieses englische Wort ist doppelsinnig und kann eine Gegend bedeuten, wie wir sie unS bei dem Worte Wüste denken, aber auch, entsprechend der Ableitung auS dem Lateinischen, einen Landstrich, der keine Einwohner hat, wenn er auch sehr fruchtbar sein mag Aus neueren Berichten ergiebt sich, daß die sogenannte Wüste Kalahari weder unbe wohnbar, noch unbewohnt ist. Auf der im Jahre 1884 erschienenen Karte deS Missionärs MerenSky sind eine Menge Flüsse und eine Anzahl von Seen eingezeichnet, der nordöstliche, an Betschuanaland grenzende Strich vom 24. biS zum 21. Grade südlicher Breite ist als dicht bewaldet und nur verhältnißmäßig kleine Stücke hier und da sind alS Eandwüste angegeben. Noch aus führlicher ist die mit der Jahreszahl 1885 in der Kap stadt herausgekommene Karte von Juta. Auf derselben trägt daS Kalahari-Land die Inschrift: Land ohne per manentes Wasser auf der Oberfläche, aber theilweise mit üppigem Graswuchs und mit Wald bedeckt; Wasser findet sich, wenn man in den auSgetrockneten Flußbetten nachgräbt, welche daS Land durchziehen. Bus derselben Karte ist daS als Namaqua-Land bezeichnete Gebiet, welche- fich westlich von dem 20. Längengrade bis an die Lüderitz'sche Erwerbung hinzieht, mit zahlreichen Ortschaften bedeckt, die durch Straßen verbunden sind. Dadurch wird bestätigt, was der Engländer Mackenzie in seinen Berichten sagt. Am 21. Juni v. I. schrieb er: „Ich bin überzeugt, eS wird sich nach und nach ergeben, daß Kalahari Desert durchaus keine Wüste ist, sondern ein sehr werthvolles Weideland. Der Ausblick nach Feuilleton. Schmiede und Welt. Ein Roman von Wilh. Grothe. (21. Fortsetzung.) „Ich werde morgen leider keine Muße besitzen, m« Euer Durchlaucht gütiger Einladung Folge leisten zu können", versetzte Ohneherz in der größten Verlegen heit. „UebrigenS wollte ich gegen die Sennora nicht- vvrgebracht haben, wie ich beschwören will." Er verbeugte sich tief gegen den Fürsten und ent fernte fich, doch entging ihm nicht; wie der Herzog ihm einen verachtenden Blick zuwarf und dann indignirt a«-- fpieh. „DaS ist mein verwünschte- Pech", sagte er sich, .da habe ich Frei » wegen wieder meinen besten Kunden verloren. Ich wollte, ich wäre nicht hierher gekommen." Jetzt erschienen die Paare, der Lord und Manuela vorauf. Bei dem Erscheinen Gottlieb - und Al»ce'S lief ein Murmeln der Bewunderung durch die versammelte Menge; man hätte fich schwerlich ein schönere- Paar denken könne«. War die Kunstreiterin in hellblauen Sammet gekleidet, von dem der Diamantschmuck fich herrlich abhob, so trug Alice eine Rob« von Silber- brvkat. .DaS ist eia wahrhafter Engel", äußerten die im Dom Anwesenden, „und wie glücklich sie anSschaut!" AlS die Paare vor dem Altäre standen, richtete Manuela ihre Augen liebevoll auf Alice; in de« Blicke lag H«S tiefe, selige Gefühl, glücklich gemacht zu haben. — , Die Trauung war beendet, die Brautpaare betraten die Sakristei. Da trat der Chevalier Duprat auf die Lady Codrington zu und überreichte ihr im Namen der , deutschen Küostlerschaft in Rom, die sie einst ausge pfiffen hatte, ein EtuiS. „Die Bereuenden bitten der ungerechten Beleidigung wegen Sie um Verzeihung", sagte er. Manuela öffnete daS Kästchen. ES enthielt ein Kunstwerk, eine Busennadel auS Onyr geschnitten, die eine Amazone, welche ein wildeS Pferd bändigt, vor stellte. „Sie soll an Ihre ruhmvolle Vergangenheit mahnen", fügte der Chevalier bei. So glanzvoll daS Hochzeit-fest war, doch flog eine finstere Wolke über da- Antlitz Gottlieb'-. Alice hatte sie bemerkt. „Wa- fehlt Dir?" fragte sie. „Bist'lDu nicht glücklich?" „Sicher", versetzte er; „in Deinem Besitze blüht mir ja die Seligkeit der Erde." .Der Sohn deS Schmiede- entbehrt im Glanze deS Reichthum-', dachte Manuela, die für Alle- Auge und Sin« hatte. XV. I« Bergroda. „Wohin werden wir reisen?" hatte Lord Codrington seine Gemahlin gefragt. „Nach Spanien, Italien oder auf unsere Güter in England? DaS Letztere wäre mir daS Liebste, da ich von meiner Heimath ziemlich lange entfernt bin, auch an dem Umherstreife» nicht mehr die recht« Lost finde. Ich muß ja auch die Herrin in ihre« Besitz eiaführea." Westen ist daher in jeder Weise interessant und wichtig. Ich habe glaubwürdige Nachricht, daß einige Landleute schon Rindvieh, Pferde und Schafe besitzen und euro päische Kleidung tragen; in einem Dorfe hat die Be völkerung eine Kirche gebaut und junge Leute haben gelernt, die Betschuana-Sprache zu le^n; alles die» in der Mitte eine- Landes, welches wir die Kalahari- I Wüste zu nennen gewohnt find!" Die in den englische« Zeitungen auf 500, sogar auf 700 Meilen angeschlagene, ! als unpasfirbar bezeichnete Wüstenei zwischen dem Bet- schuanalande und der Lüderitz'schen Erwerbung ist sonnt ! eine geographische Mythe Die Dampfersvbventions - Vorlage, welche dem Reichstage bei seinem jüngsten Zusammentritte zuge gangen ist, hat nicht nur in den politischen und wirth- schaftlichen Kreisen Deutschlands eine lebhafte DiS- kusfion hervorgerufen, sondern auch im Auslande, na mentlich in Oesterreich-Ungarn und Italien, wird die- ! selbe eingehend besprochen. ES ist dies erklärlich, wenn man fich vor Augen hält, daß in der genannten Vorlage Trieft, eventuell Genua alS Kopfstation für eine Schiff fahrtslinie nach Alerandria, beziehungsweise für die V«- bindung mit Ostasien und Australien in Aussicht ge nommen ist. Zumal von Seiten Italiens wurden, während > man in Oesterreich die Dinge an fich herankommen ließ, krampfhafte Anstrengungen gemacht, um die deutsche Regie rung für die Wahl Genuas zu gewinnen, doch scheinen diese I Bemühungen keinen Erfolg gehabt zu haben, denn sofern , die jüngsten auS Rom vorliegenden Meldungen richtig sind, hat der deutsche Botschafter im Quirinal der ita lienischen Regierung eröffnet, daß Fürst Bismarck sich definitiv für Triest entschieden habe. ES war dies auch vorauSzusehen. Die Italiener find von der ganz ir- rigen Voraussetzung auSgegangen, daß Deutschland, - welches fich an dem Baue der Gotthardbahn finanziell hervorragend betheiligt hat und welches damals in der That ein vitales Interesse an dnn raschen Zu standekommen dieser großen Erpvrtbahn gehabt hat, auch heute noch denselben Standpunkt einnehme, daß auch heute noch jene Verkehr-- Interessen mit der i Wahl deS Hafens von Genua alS Kopfstation für be sagte Dampferlinie zusammenfallen. ES wird aber hierbei übersehen, daß, seitdem die Arlbergbahn vollendet > ist, deren Herstellung zur Zeit, alS der Bau der Gotthardbahn in Angriff genommen wurde, noch sehr in Frage stand, diese österreichische Linie für den rheinisch süddeutschen Verkehr von eminenter Wichtigkeit ge worden ist. Hiermit hat aber Triest in der Konkurrenz mit Genua so viel an Terrain gewonnen, daß die deutsche Regierung in Würdigung der ansehnlichen VerkehrS- intereffen, welche mit Vollendung der Arlbergbahn nach Triest gravitiren, sich für die Wahl deS letzterwähnten z „Gewiß reisen wir nach England", entschied Ma nuela; „wir werden unS da von den Stürmen de» Lebens ansruhen. In England soll eS ja auch schöne Landsitze geben." „Die schönsten unter der Sonne", bestätigte Co drington, „die unsrigen zählen dazu. Du wirst über rascht von der Herrlichkeit sein." „Das wird mich freuen; zuvor jedoch gehen wir nach Bergroda, auf zwei Tage vielleicht", ließ sich Ma nuela vernehmen. „Ganz wie Dir beliebt; darf ich aber wissen, wo Bergroda liegt, wa- e- ist?" „Es ist Gottlieb - Heimath-ort!" „So — so. Wa- wollen wir aber i« demStädtche« ?" „Unsere Kinder find glücklich —" Hier machte Manuela eine Pause und Codrington fiel ein: .Ich habe ihnen hunderttausend Pfund Sterling in vierprozentigen Staat-papieren gegeben und die am schönsten gelegene und am besten eingerichtete Villa. Warum sollten sie nicht glücklich sein?" „Doch fehlt Gottlieb etwa-, da- Geld und Besitz ihm nicht geben kann", fuhr die Lady fort. „Der Soh« de- Schmiede- in Bergroda entbehrt da- Herz seine- Vater-." „De- alten eigensinnigen Manne-! Goddam! Jch sehne mich nicht danach, ihn kennen zu lernen." „Aber ich — und ich will versuchen, die Versöhnung herbeizuführen." „DaS wolltest Du thu»? O, dann find fie ver söhnt" „Ich möchte doch darauf keinen Sid ablegen und wir werden de-wegen über unsere Erkurfion schweigen