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,15 00 25 00 Lb .00 ,10 .75 .90 30 40 00 75 00 75 70 6V 75 80 2i 1. ,co ,oo .00 .00 .75 .50 50 ,00 iu. tz'eo). r Herr Selchte 8 Uhr S Uhr 1 Uhr 6 Uhr SUHr dienst r bist»* kdigt: Uhr orm. torw. Beichte Lb«ud- da> ar» liugea^ »achf. Udorf» lovbr.: tdievst: .2 Uhr Pastor A Uhr Mbach l"" ga u»v Marr« S Uh, »oge»r »llzleht jrive» » Utz, Unter» Pastor - Uhr r Dia!. :r Herr Exped. u. Redaktion Dresden-Neustadt u. Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Ttenstag, Dsnnerstag und Gvnnatzcu- früh. Atzvnnement»- Preis: »tertelsährl. M. 1,50. Zu beziehen durch hi« kaiserlichen Post- «mstalten und durch unsere Boten. Sei freier Lieferung ins HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 PsK iilhsislhe Docheiklng. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müller in Dresden. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angtnonimen und kosten: dieljpalt.Zeile!5Pfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. Jnsrratcn- Annahtncstcllcn: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Haasenstein L Vogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube K Eo. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M, G. Kohl, Kesselsdorf u. s. w. Dienstag, dm 31. Mtover 1893. 55. Jahrgang. Abonnements-Einladung.^ ; Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für die Monate November und Deeember nehmen alle kaiserlichen Postanstalten und Posterpeditioum, sowie auch alle Landbriefträger gegen Vorausbe zahlung von 1 M. entgegen. Bereits erschienene Nummern werden, soweit möglich, nachgeliefert. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Unser öffentliche- Leben Wird schon seit einer Reihe von Jahren von rein wirth- fchaftlichen Interessen beherrscht. Fragen ausschließlich politischer Natur treten dagegen mehr und mehr in den Hintergrund. Leit dieser Zeit datilt der Niedergang de- öffentlichen Geistes in Deutschland, der Niedergang de- parlamentarischen Einflüsse- auf die Entwickelung unserer öffentliche Verhältnisse und endlich die Herab drückung de- Niveau- unserer Volksvertretung und zwar gilt dies ebensowohl vom Reichstage wie von den Parla menten in Preußen und rn de meiste übrigen Einzel staate. Unter dem Drucke diese Thatsache haben alle Part.ien mehr oder weniger zu leiden gehabt; am Empfindlichsten wurde jedoch die konservative Partei davon betroffen. Hier trat ein geradezu jäh abfallender Niedergang ein und wer die geistige Beschaffenheit der konservativen Partei von heute mit der von ehedem, noch ror etwa fünfzehn Jahren vergleicht, dem kann eS nicht einen Augenblick zweifelhaft sein, wie sehr sich da- innere Wesen gerade dieser Partei zum Schlechten verändert hat. Trotz der anscheinenden Kraftfülle, die sich in den Reihen der Konservativen kundgiebt, bieten sie da- Bild jene- bekannten Kolosse- auf thönernen Füßen dar. Ern in'S Rollen gerathenes Steinchen kann ihn zu Falle bringen. ES ist auch gar nicht verwunderlich, daß die Konservativen an dem allgemeinen Niedergänge im öffentlichen Leben am Stärksten be- theiligt erscheinen, denn bei iynen hat die einseitigste Jnteressenpolitik ihren schärfsten Au-druck erhalten. In keiner anderen unserer politischen Parteien ist die Ver wirrung in den Begriffen, die Zuchtlosigkeit in den politischen Sitten so arg wie unter den Konservativen. Gewisse Vorgänge, wre sie sich im vergangenen Jahre und auch in dem laufenden vor der Oeffentlichkeit ab gespielt haben, lassen einen unwiderleglichen Rückschluß auf die zerfahrenen Verhältnisse im Schooke der genannten Partei ziehen. Den Höhepunkt dieser Verwirrung darf man in der berüchtigt gewordenen Twoli-Versammlung , zu Berlin vom vorig,n Jahre erblicken. Eine krassere Geltendmachung einsertiger Jntcressen auf Kosten der übrigen StaatSgesammtheit hat man brS dahin in unserem Vaterlande noch nicht erlebt. Die wildesten Leidenschaften wurden aufgewühlt, die dunkelste- Triebe in den Mass.n erregt und in der Entfesselung revolu tionärer Instinkte thatrn es die*e neumodischen Kon- servatwen den radikalsten Weltstürmern unter den Social demokraten mindesten- gleich Man rufe sich nur die geradezu ungeheuerliche Agitation in'S Gedächtmß zurück, mit welcher der neubegründete „Bund der Landwirthe" das gesammte deutsche Reich b.S in seine entlegendsten Glbirgtdö-fer e-füllle; man v rgegenwärtige sich ferner die Vorgänge, welche zur Bildung der wirthschaftlichen Vereinigung im Reichstage führten. Eine grundsätzliche Opposition erhob sich gegen die von dem Reiche eir- gerettete Wirthschaftspolüik, wie man sie in gleicher, ja auch nur ähnlicher Rücksichtslosigkeit in Deutschland me zuvor versucht hatte. Die Agrarier machen ernsthaft Miene, den ganzen Staat in Frage zu stellen, falls sich die Reichsregierung nicht unier da- Joch ihnr kraß l ftlbstsüchtigen Forderungen beugen werde. Sie fühlten sich als die Herren, als die alleinigen Herren im Staate; ihre Gegner sollten sich einfach in eine Helotenstellung fügen. Mit jenem Klassenhochmuthe, wie man ihn in gleicher Verblendung nur roch unter der Socialdemokratie antrifft, behandelten sie alle nicht agrarisch derklnden Staatsbürger als eine quantitS vegli^eudls, als eine verächtliche Masse. Neben dem ihrigen sollte kein andere- Interesse An spruch auf Berücksichtigung haben. Man verflieg sich von gewisser Seile so weit, von dem deutschen „In. dustriechen" zu sprechen und zwar nichi nur etwa in agitatorischen VolkSv rsammlungen; nun, in solch,m Tore sprach man vor den Ministern und Staatssekretären, sprach man in den Berathungen der Sachverständigen, welche seilens der Reichsregierung unmittelbar vor ! Eröffnung der Verhandlungen über den russisch deutschen - HandilSvutraq eingeleitet worden waren! WaS be deutet „Ihr Jndustriechen", so fragte höhnend einer der ! agrarischen Heißsporne einen Vertreter der Industrie, ! gegenüber den landwuthschaftlichen Interessen? Man kann die agrarische Selbstsucht unmöglich weiter treiben. Da ist e- denn in hohem Maaße lehrreich, zu be obachten, wie sich inmitten dieser krass n Interessenver tretung einige leise Gewissensregungen bemerkbar machen. Es ist ihnen vorerst noch gar keine al- eine rein symp. tomatrsche B deutung zuzuschreiben; allein e- erscheint durchaus wichtig, auf diese vorerst noch kaum sichtlich bemerkbare Einleitung zu einer neuen Entwickelung scharf zu achten. Wie unter den Konservativen v. Helldorff, so bildet unter d,n „Landbündlern" (Agrariern) Müller. - Harburg den GährungSerreger. Wie jener schließlich aus der Partei hinausgedrängt wurde, weil die Gegen sätze zwischen ihm und seinen ehemaligen Freunden zu» letzt unauSgleichlich wurden, so hat dieser jetzt den Staub ferner landbündlerischen Genoffen von seinen Füßen geschüttelt. Daß der AuStrittSerklärung de- ReichS- tagSabgeordneten Müller-Harburg au- dem Bunde der Landwirthe eine große Bedeutung innewohnt, darauf haben wir bereit- in der vorigen Nummer hingewieseu. Der Mann steht in der vordersten Reihe brr Land- , wirthe; er ist der Leiter des landwuthschaftlichen ! Vereine- im Regierungsbezirke Stade, er ist durch diese seine Stellung, nicht minder aber durch seine praktische landwirtschaftliche Thätigkeit ein zuständiger Beurtheiler und ein einwandSfreier Kenner unserer Landwirthschast. Wer wir) einem so gearteten Manne da- wärmste Interesse für die materielle Entwickelung seine- Berufes absprechen dürfen? Wenn also trotzdcm Herr Müller sich zu dem Austritte au- dem Bunde der ! Landwirthe entschließen konnte, so müssen unwiderlegliche i ZwangSgiünde rhn zu einem solche- Aussehen erregenden ! Schritte bestimmt haben. Welcher Natur diese Gründe > gewesen sein mögen, läßt sich frerlich nur vermutungs weise andeuten. War eS für Herrn Müller auf keme Weise möglich, seiner abweichenden wirtschaftlichen Meinung innerhalb de- Bunde- der Landwirthe einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen, al- durch seine AuS- trittSe.kiärung? Oder waren seine .landbündlerischen" Genossen in ihrer selbstsüchtigen Hartnäckigkeit unbelehr bar, waren sie jeder vernünftigen Erwägung der Ge- sammtverhältniffe unzugänglich und verharrten sie gegen ihre U-berzeugung bei der einmal vorgefaßten Meinung, Mil diese allein ihren WuthschaftSinteressen enftprach? W.r well da- auch rur mit einiger Sicherheit entscheiden. Vermutlich werden alle die angedeuteten Motive zu- sammergewirkt haben, um de« Entschluß des Betreffenden zum Austritte au- dem Bunde zur Reife gelangen zu lasten. ES hat sich indessen roch allemal in unserem politischen Leben bewahrheitet, daß eine jede derartige Parteiunduldsamkeit den Anfang vom Parteiende be deutet. Solch' ein AbbröckelungSproceß kann sehr lange dau rn und wir halten dafür, daß die- bei den konser vativen Agrariern unbedingt der Fall sein wird; allem der Riß ist nun einmal da und er klafft vor aller Welt. Da ist nicht- mehr zu verheimlichen. Aber noch mehr! Dieser R ß im agrarischen Lager bleibt auf den großen Bund der Landwirthe niä t beschränkt. Er muß, der Natur der Dinge entsprechend, sich weiter fortsetzen di- auf da- eigentliche parlamentarische Gebiet. Unmöglich kann doch die „wirthschaftlich? Vereinigung" im Reichstage von diesen Vorgängen im Bunde der Landwirth unberühr. bleiben. Der Zwiespalt der Meinungen muß folgerecht Feuilleton. Alte «nd neue Welt. Roman von Karl Zastrow. (35 gorrlttzuos und^Schluß » „Ich hoffe zu Gott, daß es ein Glück bleibt. Klink Schwer genug waren die Kämpfe, unter denen ich diefe günstige Wendung meines Geschickes erreichte, schwer genug, diesseits und jenseits des Oceans!" „Und nun müssen Sie mich entschuldigen, Freund", fuhr er, einen Blick auf die Uhr werfend, fort, „Miß Lourton, meine zukünftige Frau, hat jedenfalls ihre Toilette beendet und erwartet mich zum Diner. Da ist Sidty schon", fügte er hinzu, als nach einem leisen Klopfen an die Thür der dunkle Lockenkopf de- Kammer mädchens sichtbar wurde, „auf Wiederfehen also jenseits de- OceanS, Freund Klink. Nur Muth!" „Nur Muth! ja, daS ist'-, Freund! aber Muth besitze ich für sieben, also wird das Gelingen nicht fehlen. Adieu!" Die tadle äküte deS Hotels war ausschließlich von Fremden eingenommen, die von den eigenthümlichen Verhältnissen, welche da- Paar zusammengeführt, keine Ahnung hatten. Tie Liebenden waren de-hald keiner anderen Aufmerksamkeit ausgesetzt, als wie deren sich ltves andere äußerlich interessante Paar zu erfreuen hat. In der heitersten Laune erzählte Rersener der Ge liebten daS Zusammentreffen mit dem früheren Kameraden und wie er mit demselben soeben ein „echte- Nankee- Geschäft" abgeschlossen habe. Er schloß mit der scherz haften Bemerkung, daß sie nun auch eine Sommer- Villegiatur hätten, wo man einen Theil der heißen Jahreszeit zubringen könne. Edmund und Fanry blieben bi- gegen Abend bei sammen. Hatten sie sich doch so viel zu erzählen, daß es schien, al- könnten sie nimmer zu Ende kommen. Als aber die junge Dame in zarter Weise zum Auf bruche mahnte, verabschiedete sich der Verlobte, um seine früheren WirthSleute aufzusuchen, wo er für die Nacht ein Unterkommen fand. Bereit- am folgenden Toge traf er die Vorkehrungen zu seiner ehelichen Verbindung, da Fanny mit Bestimmt heit erklärt hatte, nur al- seine Gattin die Rückreise nach Amerika antreten zu wollen. Selbstverständlich waren alle Formalitäten bald erledigt und die Hochzeit wurde in edler und würdiger Weise in dem Hotel, in welchem Miß Courton mit ihrer Dienerschaft wohnte, gefeiert. AlS Trauzeugen fungirten einige amerikanische Honoratiorensamilien. Zu den Gästen zählten hervor ragende Mitglieder au- den GFandtschastSkreisen. ES herrschte an der glänzenden Festtafel die heiterste Stimmung. Schwungvolle Toaste wurden ausgebracht. Alle Raketen deS Humor- und E prit- wurden von der fröhlichen Laune dcS glücklichen Bräutigam- überflügelt. Bei alledem vergaß da- Brautpaar nicht, auch den „theilnehmenden Seelen daheim" einen Antheil an der Festesfreude zu gönnen. Da- transatlantische „Kabel" beförderte bald die Nachricht von der glücklich erfolgten Vermählung deS Mister Reisener mit Miß Fanny Lourton an den Disponenten Wounsted in Neu-york und der junge Ehemann konnte trotz seiner angeborenen Bescheidenheit ich den kleinen Luxus nicht versagen, ein winziges Post, kriptum anzusügen, Inhalts dessen er bei seinem Lin- reffen mit Mistreß Reisener da- HauS in bester Ord nung anzutreffen hoffe. Schon am folgenden Tage traten die Neuvermählten die übliche Hochzeitsreise an, für welche mau acht Wochen in Aussicht genommen hatte, vier Wochen für die Schweiz und Tirol und eine ebenso lange Frist für Italien. Fanny wollte e- nicht anders. Sie reiste leidenschaftlich gern und wäre nun einmal in Europa. Eine so gute Ge. legenheit würde sie nicht wiederfinden, meinte sie. Und nun kamen köstliche Tage, Tage voll be rauschender Freuden, beseligender Empfindungen. Die ebenso reizende wie majestätische Natur wob einen Zauberkreis um sie, den kein profane- Einmischen der AlltagSwelt zu durchbrechen vermochte. Hand in Hand standen sie auf den Gletschern der Alpenwelt und fühlten nicht die eisige Luft, weil in ihren Herzen ein Frühling blühte, dessen warmer sonniger Hauch eire ewige Dauer verhieß. Dann wieder flogen ihre Bl cke über die meilen weiten Gebiete deS menschlichen Schaffen- und Wirkens. Sie standen so hoch über dem rastlosen Treiben und Drängen der Erdenwelt und sie vermeinten darin nur da- Spiegelbild ihre- inneren Standpunkte- zu erkennen, der ihnen gleichfalls ei haben über alle kleinlichen Zwiste und Widerwärtigkeiten des gewöhnlichen Leb n- dünkte. Innig aneinander geschmiegt durchrollten sie die Fluren de- Wunderlandes, au- jeder neuen Scenerie der immer wechselnden Büderkette neue Anregung empfangend zum entzückenden Au-tausche schöner Gedanken und Empfin dungen. AuS den düster-prächtigen Räumen der renv-