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ächsische AochMG Sonnabend, den 12. August 1893 55. Jahrgang Ar. 94 Württemberg 7,351.800 an Preußen Baiern Sachsen Preußen Baiern Sachsen 1893/94 211.655,200 M 39.530,800 , 24,747,800 „ 14,388,800 „ werden bis Montag, Mittwoch a. Freitag Mittag angenommen und kosten: dtelspalt.Zetle 15Pfg. Unter Eingesandt: SO Pfg. 1893/94 211,556,800 M 43,434,500 „ 25,612 500 , 15,545 200 „ 1883/84 44 865 500 M., 19.842,800 „ 4,981,800 , 1883/84 50.329,800 M 9,750.000 „ 5.485,300 „ Einwendungen erhoben wurden. Schließlich gelaugte man aber zu einem Einverständnisse, so daß also die Tabakfabrikatsteuer seitens der Vertreter der Regierungen im Principe als angenommen betrachtet werden darf. Diese Steuer soll sich aber nicht nur auf Elgarren, sondern auch auf Rauch- und Schnupftabak erstrecken. Man hofft, daß das diesbezügliche Gesetz bereits mit dem 1. April nächsten Jahres wird in Kraft trete« können. Bei der ganzen Steuerreform handelt eS sich übrigen- m erster Linie um die Aufbringung eine- Mehrertrages von rund 100 Millionen M. In welch' rapider Weise die Matrikularbeiträze, also die Abgaben der einzelnen Bundesstaaten an do- Reich, im Laufe deS letzten Jahrzehnts gestiegen sind, erhellt aus folgenden Ziffern. ES zahlte: s Geschäft augenblicklich daniederliege, so sei dies auf i andere Ursachen zurückzuführen. Eine Mehrbelastung der Börse werde unter den jetzigen Verhältnissen nicht - zu vermeiden sein. Der Minister fuhr dann wörtlich / fort: „Wir leben nun einmal in einem eisernen Zeit- ! alter; die Kosten deS neuen Militärgesetzrs müssen auf gebracht werden und Niemand wird eine neue Steuer durchsetzen können, ohne daß zugleich eine weitere Be- ! steuerung der Börse erfolgt. Während jeder andere ' Steuervorschlag bald in diesen, bald in jenen Kreisen Widerspruch findet, wird die Mehrbefteuerung der Börse j so ziemlich von allen Parteien gefordert. Ob nun f aber so große Erträge zu erwarten stehen, wie ihre Be- fürworter annehmen, das bezweifle ich; eS ist zu schwierig, die Börse als Korporation zu fassen und festzustellen, wer zur Steuer beizutragen hat und wer nicht.- — Außer der Börse soll auch der Tabak bluten und ferner ist eine Steuer auf Zündhölzer in Aussicht genommen; dagegen wird von amtlicher Seite versichert, daß in den RegierungSkreisen an eine Erhöhung der Portosätze der Post überhaupt nicht gedacht worden ist. Ueber den Verlauf der am Dienstag stattgefundenen ersten Sitzung der deutschen Finanzminister berichtet > man aus Frankturt a. M.: Gutem Vernehmen nach ! bekundete sich unter den Theilnehmern an der Konferenz über die allgemeinen Grundlagen der beabsichtigten Reform deS finanziellen Verhältnisses des Reiches zu den Einzelstaaten eine erfreuliche allseitige Ueberein stimmung. Die Berathungen knüpften sich an eine Baden 4,836,700 „ 12,602.300 „ Die Ueberweisuugen des Reiches an die einzelne« Bundesstaaten find allerdings gleichfalls gestiegen; sie betrugen: Inserateu- Annahmestelleur Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Hassenstein L Vogler, Rudolf Mosse, B. L. Daube « Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M, G. Kohl, Kesfelsdorf u. s. w. reitungen zur Frankfurter Ministetkonferenz deutlich ge zeigt. Aber daS war nur ein kleines Vorspiel; die eigentliche journalistische Massenmusik wird erst erschallen, wenn das Ergebniß der Frankfurter Berathung feststeht. Bon da bis zum Wiederzusammentritte deS Reichstages darf man sich auf „Großes" in dieser Art gefaßt machen. Nunmehr lichtet sich allmählig daS Dunkel, in welches bislang die Regierung ihre Steuerpläne zu hüllen für gut befand. In Frankfurt a. M. hat sich, wie bereits kurz gemeldet, der preußische Finanzminister Dr. Miquel einer Abordnung des dortigen Börsenmakler. „ Württemberg 3,636,500 „ Baden 2,896.800 „ 11,705700 „ Immerhin greifen die alljährlich enorm wachsenden An sprüche des Reiches außerordentlich störend in die Bud- vom Reichsschatzamte vorgelegte Denkschrift. Neuere Meldungen aus Frankfurt a. M. besagen: Die am Mittwoch abaehaltene Sitzung der Finanz minister, welche fast sechs Stunden währte, war haupt sächlich der Frage der Tabakfabrikatsteuer gewidmet. Die Debatte gestaltete sich sehr umfangreich, da, wie verlautet, gegen dieses Projekt von mehr als einer Seite Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, ku. ki- de» kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, pik ° rt.u, , Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. Tlped. ». Nedntti», kl. Methner «affe 4. Zeitung erscheint Dienstag, Danuerftag «nb «aunadenb früh. U»,n«eme«t»- Preis: tzstrteliahrl. M. 1§0. A» beziehen durch hie kaiserlichen Post- Mstaltcn und durch unsere Boten. Met freier Lieferung ftst HauS erhebt die Post noch eine Ec- hühr von 25 Pfg. Politische Weltschau. Deutsche« Reich. Nun sind sie versammelt zu löblichem Thun — nemlich die deutschen Finanz* Minister in der alten Bundeshauptstadt Frankfurt a. M. Was sie aber auch beschließen mögen, auf den Beifall der großen Masse werden sie nicht zu rechnen Haven. Ein Finanzminister ist übrigens genugsam daran ge wöhnt, Mißfallen zu erregen; sein Beruf bringt es so mit sich. Nach oben hin, sowie seinen Ministergenossen gegenüber erregt er Anstoß, wtil er alljährlich bei der Aufstellung des Staatshaushaltsplanes die Ausgaben nach Möglichkeit beschneidet und an allen Ecken und Enden zu sparen sucht; „knausern" nennt man dies m gewissen Kreisen verächtlich. Nach unten hm, de« Steuerzahlern gegenüber, macht sich der Fmanzuumster mißliebig, weil die Bedürfnisse deS Staates unaufhör lich wachsen und mit den steigenden Ausgaben die Ein nahmen Schritt halten müssen, was meist nicht anders, als durch Vermehrung der Steuern zu erreichen ist. Man mag diesen ein noch so nettes Mäntelchen um- hängen, sie werden immer Unzufriedenheit erregen. Bei dem Steuerstrauße, der in der Gartenstadt Frankfurt o. M. soeben gewunden wird, wird dies in eihöhtem Maaße der Fall sein, weil verschiedenartige Steuern dabei Verwendung finden sollen. Wie das Schiller'sche Mädchen aus der Fremde Jedem eine Gabe brachte, so werden wohl auch die in Frankfurt versammelten Finanzkünstler Jedem eine neue Abgabe bringen. 0r. Miquel wird diesmal sein eigentliches Meisterstück liefern müssen, zumal er es mit einem Reichstage zu thun hat, dessen Mehrheit seinen Plänen von vornherein abgeneigt gegenüber steht, während seiner Steuerreform in Preußen eine große Majorität im Parlamente von Anfang an sicher war. Es dürfte ein Schauspiel von hohem Reize, wenn auch freilich kein billiges Vergnügen werden, zu beobachten, wie der gewandte Minister eS anstellen wird, um die Widerstrebenden zu bekehren und die Gegner zu Freunden der Vorlagen zu machen. Daß dabei der öfficiösen Presse ein nicht unerheblicher Theil der Arbeit zugedacht ist, hat sich schon bei den Vorbe- aets der Einzelstaaten ein. ES ist nun wohl der Vor schlag gemacht worden, jeder Bundesstaat möge die jährlichen Mehrausgaben für daS Reich durch Zuschläge zu seinen direkten Steuern, in erster Linie zu seiner Einkommensteuer, aufbringen. In Wirklichkeit ist dieser Vorschlag aber angesichts der großen Verschiedenheit der direkten Steuern in den einzelnen Bundesstaaten kaum ausführbar; dann darf man aber auch nicht über sehen, daß daS Reich, nachdem eS sich zum Herrn aller Zölle und indirekten Steuern gemacht hat, ohnehin sämmtliche Einkommen schon indirekt belastet. Die un gleich größte SrtragSfähigkeit liegt immer in den indi rekten Steuern und da daS Reich, wie gesagt, Besitzer des Schlüssels zu denselben ist, so hat et auch die Pflicht, allein aus diesen für seine Bedürfniffe zu sorgen. Wollte man die direkten Steuern zu Gunsten des Reiche- be lasten, so würde das einen nach der Verfassung unerlaub ten Eingriff dcS letzteren in die Finanzen der einzelnen Bundesstaaten und damit auch einen Eingriff in deren innere Angelegenheiten bedeuten, wodurch die ganze . Syndikates gegenüber offen für eine Erhöhung der Börsensteuer ausgesprochen. Man berichtet hierüber: Der Führer der Deputation legte die Nachtheile dar, welche schon die bisherige Steuerbelastung des Börien- verkehres herbeigeführt habe und welche bei einer Er- Höhung der Steuersätze sich nych wesentlich steigern müßten, zumal die GeschäftSthätigkeit der Börse ohnehin bereit- seit längerer Zeit schwer daniederliege. Der Minister erwiderte hierauf, daß auch er daS Mißliche einer Erhöhung der Börsensteuer keineswegs verkenne und daß er im Princpe überhaupt kein Freund einer Besteuerung des Verkehre- sei; anderseits müsse er aber bestreiten, daß sckon der bisherige Steuersatz eine schwere wirthschaftliche Schädigung bewirkt habe. Die Börse hätte trotz der Steuer gerade in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung genommen; wenn daS Feuilleton. Alte und neue Welt. Roman von Karl Zastrow. 0 ^ortsetznag.) „Wissen Sie, Reisener?" nahm der Andere daS Wort, indem er die Brieftasche an den Kameraden zurück gab, „Sie thun mir einen Gefallen, wenn Sie da- Ling selber zum Feldwebel tragen. Ich möchte nicht gern mit der Sache etwa- zu thun haben." Re,jener schüttelte den Kopf. Die kalte zurück- haltende Miene deS Kameraden berührte ihn unangenehm. Nichtsdestoweniger schickte er sich sofort an, der Auf. forderung Folge zu leisten und kaum hatte Jener das Zimmer verlassen, als er auch schon auf dem Wege nach dem Quartiere deS Feldwebels war. Dieser nahm die Brieftasche mit einer Gleichglltig- kett in Empfang, welche für den Ablieferer etwas Be ruhigendes hatte. Er öffnete sie, fand richtig die drei Hundertmarkscheine vor, that noch einige Fragen, welche Reisener offen und wahrheitsgetreu beantwortete und entließ ihn dann mit der Mahnung, in Zukunft vor sichtiger zu sein. Der junge Soldat hielt die Sache hiermit für be- endet und das um so mehr, als bald darauf der Frei- willige ihn aufsuchte und ihm in offenherziger Weise fürsorgliche Bewahrung deS Werth, ohette- au-sprach. ' " Daß die Sache jedoch ein verhängnißvolleS Nach ¬ spiel nehmen sollte, erfuhr Reisener, als er eine Stunde , später zum Appell antrat, bei welchem auch der Kom pagniechef zugegen war. Der Feldwebel theilte Parole und Feldgeschrei, sowie die Manöverbefehle für den folgenden Tag mit, bestimmte die Korporalschasten für die Feldwache und Vorposten und meldete sodann dem Hauptmann, daß ! die Dienstbefeble ausgegeben seien. „Unterosficier Reisener!" winkte dieser jetzt unseren Helden zu sich heran, welcher auch sofort mit einem dienstbeflissenen „Herr Hauptmann!" dem Rufe Folge leistete. „Sagen Sie 'mal Reisener, wie ist daS eigentlich gewesen mit der Brieftasche?" Reisener schreckte leicht zusammen. Er hatte nicht geglaubt, daß diese unbedeutende Angelegenheit an die große Glocke gehangen worden sei und erwiederte daher nicht ohne einigen Unmuth: „Ich habe die Brieftasche in der Absicht an mich genommen, den Eigentümer vor dem Verluste derselben zu bewahren. Wenn daS Ding zwischen die Koffer und Tornister gerathen wäre — und so weit war'- beinahe — dann wären die dreihundert Mark jetzt über alle Berge. Denn unter den Abladern hätte sich jedenfalls eine Seele gefunden, die für der gleichen Berständniß besitzt. Ich wollte die Brieftasche dem Freiwilligen Dornbach sofort nach seinem Er wachen behändigen, schlief aber darüber ein. Der Herr Hauptmann wissen, daß ein leichtes Unwohlsein über m,ch gekommen war. Ich war wie betäubt und al» ich erwachte, erinnerte ich mich nicht sogleich, zumal Dornbach inzwischen den Wagen verlassen und ebenso wenig al- ich an die Geldtasche gedacht hatte. Erst durch den Unterosficier 6u jour wurde ich daran er innert und da war eS mein Erste-, die Brieftasche zurückzugeben. Ich habe dies Alles bereit- dem Herrn Feldwebel mitgetheilt." Der Hauptmann nickte mit dem Kopfe, allein seine Züge drückten ein unbestimmte- Mißtrauen auS. Er nagte einige Sekunden lang an seinem Schnurrbarte und versetzte dann bedächtig: „Wenn ich auch durchaus nicht an der Wahrheit von Alledem zweifle, was Sie nur da erzählen, Unterosficier Reisener, so muß ich Ihnen doch gestehen, daß Ihr kurze- Gedächtniß, welche» dabei eine so hervorragende Rolle svielt, mir nicht ge fällt, abgesehen davon, daß der fremde Gegenstand, welchen Sie bei sich trugen, al- etwas Ungewohnte-, Ihnen schon früher hätte auffallen müssen. ES ist gut", schnitt er jede fernere Erwiederung ab und winkte mit der Hand, „weiß noch nicht, wie ich später darüber denke. Will mir's überlegen. Treten Sie ein!" Mechanisch gehorchte der Unterosficier. Seine Züge drückten Schmerz und Unwillen aus. Gern hätte er seinem erregten Innern Lust gemacht, allein er mußte die Folgen eines so unvorsichtigen Schrittes bedenke» und schwieg. Der Hauptmann hatte den Appellplatz verlaffen und die Unterofficiere gingen auseinander. Auch Reisener schickte sich au, sein Quartier aufzusuchen. Da sah er plötzlich den Feldwebel an seiner Seite. „Auf ein Wort, Reisener", begann dieser, seinen Arm fastend, „ich weiß nicht, was der Kapitän gegen Sie hat. Aber ich rathe Ihnen, nehmen Sie sich zu sammen. Sie misten, wenn erst ein Fehler vorgeksmmen ist, dann bildet sich leicht ein Borurtheil."