Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188712030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18871203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18871203
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-03
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.12.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
WWW»» Nr. L8«. — 7. Jahrga«,. Sächsischer «»i-l »richt, 5 ' r»-. «»»»«V. r- k>« jeden Wochentag Abend (mit Datum «7^ folgenden Tage») zur Versendung ! '.Mgende..Sächsische LanVeS-Anzetger" «n ti glich einem besonderen Unter- >Ilui>gkblatte und mit den, Exttabeiblatt chiie» Küderblich kostet bei den Anrgabe- «,len monatlich 7V Pfg., bei den Pott- KMkN?bPs.tZtgS..PreiSlisteNr.48SÜ.) ««riltonnenten erscheintje einmal im Jahn -»«kr.eiskndabnfahrpIailheftfürCachsen. »inm.Cistnl'ndnsobrplanbest fsir Sachsen. MIlr.1l°Ik»dkr des Sächsischen Landboten. MslmlesZadttsdiich dediiandes-klnzeigers. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nn- Thüringen. Sonnabend, 3. Deeem-er 1887. »nzeigenhreis de» „SSchs. Landes-Anzelaer»": Raum einer schmalen Corpuszelle lSPfg. Bevorzugte Stelle (lspalt. Petitzeile) 30 Pst BeiWiederholung großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifügen ie 8Silben Torpusschrift bilden ca. 1 Zeile.) ilmioncenannahme nur bi- Bormittag. reck«: MM Kick, Buchdruckerel. Chemnitz. Theaterstraße 5 (Fernsprechstelle Nr. 136). Telegr -Adr-: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. «mml» , am liebsten chäfte. Be- sefl. Adressen SQ in der »legen. ,ng einer SauKwird als «am. «fl. Offert, n die Exp. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Äleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — 5 Illnsirirtes Unterhaltungsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertta-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch. ,, Decemb,,- ^ Werigen Inhaberin derselben zur Fortsührung überlassen erhalten hat, küns 1 ^«-ukRachf.firmirm wird. Hypothek zn ater Vd. 10 >»». r-r«tißk. und Ver richt, daß V-8 Uhr treusorgen- oicgersohn, ger L»l>§ ähren ent- ! erfolgt lag 2 Uhr aus. d bittet Vittwe Kindern lassen««» vbr. 1887. Amtliche Bekanntmachungen. Auf Folium 426 des Haudclsregisters für den Stadtbezirk und aus Folium 402 des Handelsregisters für den Landbezirk des Unterzeichneten Amts gerichts wurde heute verlautbart, daß der Sitz der Firma Beckert u. Sohn Mchflgr. von Chemnitz nach Gablenz verlegt worden ist. Chemnitz, am 30. November 1887. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts «erde heute auf Folium 249b verlautbart, daß der Kaufmann Herr Rein- hold Ferdinand Curt Krüger in Chemnitz die Firma I. Benk daselbst von der Chemnitz, am 30. November 1887. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts «erde heute auf Folium 3064 die Firma Berliner Corsetfabrik W. u. G. Neu- «lmm in Chemnitz (Brückenstraße Nr. 30), Zweigniederlassung des zu Berlin «itn gleicher Firma bestehenden Hauptgeschäfts, eingetragen und zugleich ver lautbart, daß die Kausleute Herr Wolfs Neumann und Herr Gabriel Wolfs Reumann, Beide in Berlin, Inhaber der Firma sind- Chemnitz, anr 30. Noveniber 1887. Königliches Amtsgericht. In dem Concursversahren über das Vermögen der Korbwaarengeschäft- Weberin Emilie Jda verehelichte Lutz in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen md zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Ver- «Sgensstücke der Schlußtermin aus den 30. Dccember 1887 Nachmittags 4 Uhr M den« Königlichen Amtsgericht hiersclbst bestimmt. am 30. November 1887. Königliches Amtsgericht. vrsrem Iiki- liDfAelisbts» s^Itsr von taA Nadi- m Rieolai- o»iaiiL mlH«. lovbr. 1887, 1 Uhr ver- icrwartet an guter Vater, er > Zimn. er, ahre. det Freitag, Nachmittag Behausung ember1687 Hinter schied unser zere Färber- leHospitalit, i, daß dessen l den 3. De- >gs '/,3 Uhr bt anzei'gen nid ssrsu der SSVNöN. lge. hr verschied beiden meine rere, unver« vieger- und und Schlvä- Mana mn, ihre. l olgt Freitag n der Halle us. trübt allen andten nur «, Drucker, i. », 17. ' Ater. .-Vorst.) l. Male: lzweae. >. Knauf. nn-Botst.) ts Telegraphische Nachrichten. Vom 1. December. Wien. In den Duxcr Kohlenwerken ist der Wasserzufluß konstant heftig zunehmend. Die Riesenquelle bei Dux ist verschwunden. Die Teplitzer Thermen sind um sechs Ccntimeter gefallen. Es ist die Vermuthung laut geworden, daß das in die Duxcr Werke ein brechende Wasser jenes der Teplitzer Thermen sei, da der Wasserzufluß in de» Werken eine hochgradige Temperatur zeigt. Budapest. Die deutsche Regierung beanstandete zuerst die Aufhebung des Verbots der Exportprämie im neuen österreichisch- deutschen Handelsverträge. Kaliwky erklärte, er vermöge nichts zu thun, weil die Frage lediglich in der Entscheidung der beiden Handels minister ruhe. Deutschland erklärte sich darauf bereit, mit Rücksicht ans die österreichisch-ungarischen parlamentarischen Verhältnisse von der Frage abzusehcn. Somit steht der Verlängerung des Vertrages »m 1 Jahr keinerlei Hinderniß im Wege. Paris. Der „Temps" spricht von einem Ministerium Andrieux- Loulanger. Am Senat zog ein Volkshaufe vorüber zum Boulevar Samt Michel, das Boulanger-Lied singend. Alle Straßen sind start besetzt. Petersburg. Der ehemalige Finanzminister Abaza wird wahr scheinlich der Nachfolger Wyschnegradsky's. Politische Rundschau. Chemnitz, den 2. December. Deutsches Reich. Der „Reichsanzeiger" publizirt folgendes amtliche Bulletin: „San Rcmo, 30. November. Das örtliche Leide Er. Kaiser!, und Königl. Hoheit des Kronprinzen zeigt augenblicklich keinerlei Symptome einer um sich greifenden Ausdehnung; Beschwerden irgend welcher Art sind nicht vorhanden, die allgemeinen Körper funktionen sind andauernd sehr gut. Sc. K. K. Hoheit unternehmen täglich bei günstigem Wetter regelmäßige Spazierfahrten und Aus gänge in die Umgebung. Schräder. Krause. Mark Howell." Die Natur des Leidens ist also nicht verändert. Der deutsche Kronprinz dehnt seine Fußpromcnaden immer mehr aus und erwidert die ihm don allen Seilen dargebrachten Grüße auf das freundlichste. !)>-. Howell erklärt in einem offenen Schreiben an die „Dmcs", er habe nicht die ihm vorgeschriebene Aenßerung gethan, im Befinden de Im Verdacht. Erzählung von Carl Schmeling. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ach ja, Du bist ja jetzt ein eifriger Mann des Rechts!" sagte der General spöttisch, „nur scheint es außer mir »och andere Leute zu geben, welche Deine Urtheilsfähigkeit bezweifeln, denn sonst dürftest Du wohl nicht mehr Referendar sein!" „Ich werde es auch nicht mehr lange sein, Papal" entgegncte Arthur leichthin, „ich beabsichtige zum Verwaltungsfache überzugehen. Doch davon später. Zuvörderst möchte ich Dich bitten, Deinem ersten Adjutanten eine kleine Vorlesung über Höflichkeitsformen zu halten. Es dürfte sich wohl für de» Herrn schicken, den Sohn seines Chefs im Hanse des Letzteren zuerst zu grüßen. Dadurch, daß er dies unterlassen, ist mir eine Kränkung zugcfügt, und ich hoffe, Du wirst nicht dulden, daß man die Mitglieder Deiner Familie respektwidrig behandelt!" Der General halte sich bereits bei dem ersten Theile der Rede bes jungen Herr» jäh umgewendet. Doch der Grund, welcher ihn bazu veranlaßtc, trat zurück gegen das Verlangen, welches der junge Herr gleich nachher gellend machte. Die Zornader des alten Kriegers schwoll einen Moment stark an und sein Auge richtete sich blitzend aus den Sohn. „Nicht der Adjutant hat Dich, sondern Du hast ihn zuerst zu ßrüßcn!" rief der General zornig, „überhaupt hat er in jeder Be ziehung den Vvrtritt Dir gegenüber und zwar nicht aus einem, sondern mindestens aus zehn Gründen. Als Hanptgegenstand will ich jedoch anführen, daß ich mit meiner Person und meiner Wohnung .im Dienste des Staates stehe und mein Adjutant dienstlich in jener beschäftigt ist, also volle Berechtigung zum Aufenthalte in derselbe» Hat, während Du gar nicht in das Haus gehörst und im Grunde auch nichts in demselben zu suchen hast!" „Da sind wir doch verschiedener Ansicht, Papa!" antwortete der junge Herr, ohne sich durch den erhaltenen derben Fingerzeig genirl iu fühlen. „Das scheint so", erwiderte der Vater, „nur ist meine Ansicht Maßgebend. Uebrigens kannst Du Dir leicht an den fünf Fingern abzählen, daß jemand, der, wie Du, aus der Armee entlassen ist, Etwas unter das Niveau jedes Offiziers im Dienste hinabsinken mußte, darfst Dich also nicht wundern, wenn man Dir dies gelegentlich .Deiner Neigung zur Ueberhebung bemerklich macht." Du Kronprinzen sei eine derartige Besserung eingetreten, daß eine völlige Genesung zu erwarten sei. Ein Abendtclegramm meldet, das deutsche Schulgeschwader („Moltke", „Gneisenau", „Adalbert"), habe zur Be grüßung des benschen Kronprinzen vor San Remo Anker geworfen. — Der preußische Hausminister Graf Stvlberg-Wernigerode soll, wie man der „Freist Ztg." in Rcichstagskreisen erzählt, in An gelegenheit der Vertheilung der Plätze bci dem Galadiner zu Ehren des Zaren ein Schreiben des Reichskanzlers erhalten und letzteres dem Kaiser unterbreitet haben. — Wie schon neulich erwähnt, ist der deutsche Botschafter Prinz Rcuß aus Wien zu dem Zweck in Berlin gewesen, um in der Frage der Fälschung diplomatischer Schriftstücke sein Zeugniß abzugcben. Es soll sich nämlich unter den Falsifikaten ein Telegramm des Prinzen Neuß an den Fürsten Fer dinand von Bulgarien folgenden Inhaltes befunden haben, in dem die Farben so starkaufgetragen sind, daß es eigentlich kaum für echt gehalten werden konnte: „Es ist sicher, daß, wenn Ew. Hoheit sich nach ernster, reiflicher Ueberlcgung nach Bulgarien begiebt, der Augenblick kommen wird, wo, wie ungünstig und selbst feindlich auch die Haltung der deutschen Politik erscheint, die Gefühle, die man in Berlin im Geheimen für das Gelingen der Unternehmung Ew. Hoheit hegt, offen zu Tage treten und den Erfolg haben werden, der der offenen, entschiedenen Handlung eines mächtigen Staates innewohnt; Sie dürfen nicht zweifeln, daß die europäische Lage im gegebenen Augenblick eine solche Haltung gestatten wird." Zum Schluß bietet Prinz Reuß eine Chiffre an, um die geheimen Ver bindungen sortzusetzen, die baldigst, wie er hoffe, ausgezeichnet und offen werden können Die Fälschung soll in Paris oder in Bukarest stattgefunden haben. — Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt, daß Fürst Bismarck, was ganz selbstverständlich sei, vorher beim Zaren um seine Audienz nachgesucht habe und nicht zu derselben vom Kaiser Alexander ge laden sei. — Beim Staatssecretär Grafen Herbert Bismarck fand Mitt woch Abend eine große parlamentarische Soiree statt, zu welcher 150 Einladungen ergangen waren. Mitglieder des Bundesrathes der Reichsämter und des Reichstages waren geladen. — Der in der Thronrede angekündigte Gesetzentwurf, betr. den Landsturm und die Landwehr, wird wahrscheinlich noch in diesem Monate dem Bundesrath, nach Neujahr dann dem Reichstage zu gehen. Es wird, wie schon augedeutet, eine Namensliste aller Land sturmpflichtigen angelegt, auch die Bewaffnung derselben schon im Frieden vorgesehen werden. Landwehr und Landsturm werden unter Hinausschiebung der Dienstpflicht in zwei Aufgebote getheilt. Eine directe Hcranziehiing des Landsturiües zu Hebungen erfolgt in) Frieden aber nicht. — Der Bundesrath hielt am Donnerstag eine Sitzung ab und nahm in derselben den Ausschuß-Antrag betreffend die Eingaben über die Ausführung des Branntweinsteuergesetzes, durch welche Mil derungen vorgeschlagen werde», an, ebenso den Gesetzentwurf betr. die Nichtöffeullichkeit der Gerichtsverhandlungen. — Die Kornzollvorlage wird heute Freitag oder morgen Sonn abend zunächst einer Commission überwiesen werde», in welcher von verschiedenen Seiten niedrige Zollsätze beantragt werden sollen, als der Gesetzentwurf vorjchlägt. Es soll aber auch die Fertigstellung des Gesetzes vor Weihnachten versucht werden. — Das Gerücht, Fürst Bismarck habe in Sachen der Getreidezölle ein Schreiben an den Abg. Lvhren gerichtet, beruht auf Erfindung — Eine Berathung wegen Bildung einer großen Spiritusge sellschaft hat am Mittwoch abermals in Berlin stattgcfunden. Wie derum sind dortige Bankfirmen an der Sache betheiligt. Der Plan ist nicht so umfassend wie iin August, man hofft aber nach und nach doch alle Brenner für die Gesellschaft zu gewinnen. Der Spiritus preis soll etwa auf 106—110 Mark normirt werden. Die Form ver Vereinigung soll eine Actiengescllschaft sein. „Wer es wagt, thut cs auf seine Gefahr", erklärte der junge Herr leichthin, „ich bin auch allein im Stande, Ungebührlichkciten zurückzuweisen. Das kleine Vvrkommniß mit dem Adjutanten ist auch Nebensache. Ich habe wichtigeres mit Dir zu besprechen!' „Natürlich!" sagte der General spöttisch, „die Hauptsache ist bei Deinem unerwarteten Besuche, daß Du Geld haben willst. Doch ich kann Dir schon im Voraus sagen, daß ich Deinen Wunsch nicht zu erfüllen im Stande bin, weil ich nichts habe. Ueberdem steht mir vielleicht ein bedeutender Verlust bevor —!" „Man macht sonst in der Regel der Jugend den Vorwurf der Uebcreilung", sagte der junge Herr mit leichtem Sarkasmus, „doch heute scheint lctziere Deine besondere Passion zu sein, Papa. Ich habe noch durch nichts angedeutet, daß ich Geld haben möchte — besonders für den Augenblick!" „Ach so!" rief der General sich erinnernd, „Du hast ja auch schon mit der Mama abgemacht. Es soll also wiederum umgesattell werden; nun meinetwegen, wenn der Refrain nur lautet: Kosten werden dadurch nicht verursacht!" „Vor der Hand allerdings nicht", erwiderte der junge Herr, „später freilich dürfte der Nachsatz anders lauten." „Dann wende Dich auch nur an eine andere Adresse!" rief der General ärgerlich, „ich gebe kein Geld mehr zu Deiner Stellungs- wechsclei her; habe auch nichts dazu!" „Aber, Papa!" meinte Herr Arthur sehr naiv, „Du hast ja sechstausend Thalcr liegen! Diese könnten wir ja dazu verwenden: denn mit einer Kleinigkeit dürfen wir diesmal nicht ins Feld gehen." Der General stand vor Ueberraschung ganz starr da. Er maß den Soh» mit Augen, in denen sich etwas wie Furcht abspicgelte. „Junge?" fuhr er endlich auf, „was weißt Du von meinen Gcldvcryältnissen —? Wie kommst Du dazu, etwas von ihnen zu wissen —?" „Ereifere Dich doch nicht, Papa!" sagte der Sohn von oben herab, „ich habe die Thatsache aus Deinem eigenen Munde. Als ich neulich zum Besuch hier war, hast Du Dich in meiner Gegenwart zur Mama darüber ausgesprochen. Kannst Du auf Ehrenwort ver sichern, nicht im Besitz einer solchen Summe zu sein —?" Der General warf dem jungen Herrn einen merkwürdigen Seiten blick zu und machte einen heftigen Gang durch das Zimmer. End lich blieb er mitten im Gemache stehen, stemmte die Arme in die Seiten und maß den Sohn mit einem aus Strenge un' Verachtung gemischten Blick von oben bis unten. — Im Reichstage ist bereits das erste Verzeichniß der bei demselben eingegangenen Petitionen zur Vertheilung gelangt. Die meisten Petitionen beschäftigen sich mit der Frage der Erhöhung der . Getreidezölle. »ls — Der deutsche Botschafter in Rom, Graf SolmS-Sonnenwald«, s hat dem italienischen Marineminister seinen Dank für die freundliche . Ausnahme des deutschen Geschwaders in Spezia und Neapel im Namen ., ' der Reichsregierung zu Berlin ausgesprochen. — Die badische Kammer beschloß eine Antwort auf die Thron- ^ rede, an deren Spitze der Trauer und der Theilnahme über de» Kronprinzen Leiden Ausdruck gegeben wird und die Hoffnung auf Genesung ausgesprochen wird. — Der Rudolstädter Landtag nahm das Gesetz wegen Ent schädigung unschuldig Berurtheilter an. — Das bayerische Abgeordnetenhaus in München nahm am Donnerstag einstimmig das provisorische Finanzgesetz an. — Dem Reichstage ist der Generalbericht über die Erhebungen betr. die Sonntagsarbeit zugegangen. — Der neue chinesische Gesandte bei den Höfen von Berlin, Petersburg, Wien und dem Haag, Hung-Suen, ist auf dem deutschen Reichspostdampfer „Sachsen" in Genua eingetroffen und von dort über den Gotthardt nach Berlin gereist. — Der König von Korea wird in nächster Zeit eine Gesandt schaft nach Nordamerika, England, Frankreich, Deutschland und Ruß land mit Zustimmung der chinesischen Regierung entsenden. Oesterreich-Ungarn. Im niederösterreichischen Landtage intcrpellirten gestern Fischer und Genossen über die deutschen Ge- treidczölle und stellten dabei die Frage, ob die Regierung eine Zoll einigung mit Deutschland oder wenigstens eine ausgiebige Begünstig ung für österreichische Produkte erwirken wolle. Die Zollpolitik spiät überhaupt gegenwärtig in Oesterreich-Ungarn eine sehr hervorragende Rolle, von manchen Blättern werden bedeutende Repressalien gefordert und die Zollstreitcreien dem deutsch-österreichisch-italienischen Friedens- bündniß gegenübergestellt. — Wie aus Wien gemeldet wird, stattete der Kaiser Franz Joseph dem Könige von Dänemark und dem Herzog von Cumberland in Penzing einen Besuch ab, der von Elfterem er widert wurde. Frankreich. Wieder ein neues Bild! Grevy theilte gestern > den« Ministerrath mit, die Lage habe sich verändert, er könne heute noch keine Mitlheilung an die Kammern machen. Er will nochmals * die Bildung eines Cabinels versuchen, wozu ihn die Radikalen > drängen, die einen unvorhergesehenen Zwischenfall bei der Präsidenten- wähl fürchten. Das Ministerium Rouvier gab infolgedessen in der ^ Kammer abermals unter lautem Halloh seine 'Entlassung. Di« Kammer war zur Vermeidung kommunistischer Unruhen militärisch umstellt. Die Verwirrung ist heillos, kein Mensch weiß, was schließlich werden soll. Grevy empfig mehrere radikale Politiker. — Die Svcia- listcn hielten gestern ein Meeting in der Salle Favie ab, das, trotz dem die Polizei die Einladungsplakate entfernt hatte, von 3000 Personen besucht war. Es wurde beschlossen, gestern und die folgenden Tage vor das Palais Bourbon zu ziehen, um gegen Ferry zu mani- festne» und eine gewaltsame Pression auf die Vorversammlung der ' Rhublikaner auszuüben. Die „Republique francaise" fordert dringend die Republikaner auf, an dieser Versammlung nicht theil-, znnchmen, sondern an der heute in Versailles stattfindenden. ^ „Gaulois" behauptet, die Rechte werde in keinem Wahlgange für ^ einen republikanischen Ccmdidaten stimmen. Die Gruppen der Rechten halten ihre Beschlüsse geheim. England» Lord Lyons, der bisherige englische Botschafter in Paris, wurde in London vom Schlage gerührt und liegt bedenklich darnieder. Die ganze linke Seile ist gelähmt. Rtthland. Es ist Thatsache — so wird der „Köln Ztg." aus Petersburg tclegraphirt — daß die russische Presse nach der Rück kehr des Zaren den Befehl erhielt, ihre Sprache gegen Deutschland „Die Höhe der Summe setzt Dich in Erstaunen, Papa!" fuhr Arthur, ohne sich einschüchtcrn zu lassen, nach kurzer Pause for', ^ „ich begreife das! Um Dich aber nicht länger im Zweifel zu lassen, bemerke ich, daß ich in kurzer Frist im Besitze eines Gutes sein muß!" „Ach — so!" meinte der General plötzlich abgckühlt, „da will der Fuchs zum Loche hinaus. Nun, so laß Dir sagen, mein Lieber, daß Du mein Gut, so lange ich lebe, nicht erhältst und wenn ich , mit dem Tode abgehen sollte, erst — recht nicht! Was Deine Be rufung auf mein Ehrenwort anlangt, so verbitte ich mir für die Zu- , kunst sehr ernstlich solche —!" „Geläufig gewordene Redensart, weiter nichts, Papa!" erwiderte , der junge Herr achsclzuckend, „ich trage auch kein Verlangen nach , Deinem Bauergütchen; es würde meinen Anforderungen und späteren Verhältnissen doch nicht entsprechen. Ich muß eine herrschaftliche Be sitzung haben und zur Erwerbung einer solchen könnten vorläufig die Icchstausend Thalcr recht gut angelegt werden. Da der Mann, wel chem Du dieselben zahlen willst, schon öfters Frist gewählt hat, so wird er hoffentlich auch noch —" „Nun ihn' mir den Gefallen", rief der General in endlich auf- loderndcm Zorne, „und höre von den sechstausend Thalcrn auf. Ich werde überhaupt aus Deinen Reden nicht klug. Willst Du, daß ich. Dich noch weiter anhören soll, so erkläre kurz, was Du eigentlich beabsichtigst. Ich sehe zwar voraus, daß sich Deine Projecte wieder ^ ins Unendliche »ersteigen werden; doch sollst Du wenigstens bei der ' Mama nicht Beschwerde deswegen führen, daß ich Dich nicht hören will. Also, was hat Dein erfindungsreiches Hirn wieder ausgcheckt?" „Ich will zum Verwaltungsfache übergehen!" erklärte der junge ' Herr mit großem Selbstbcwußtscin, „eine reiche Heirath machen, ein Rittergut erwerben und Krcishauplmann werden —I" „Warum nicht gleich Minister des Innern!" rief der General . grimmig auflachend, „eine Kleinigkeit mehr oder weniger macht Dir a nichts aus —I" ' „So denke ich ebenfalls!" erklärte der junge Herr nonchalant, ^ „wenn mir nämlich die nöthigen Mittel zur Ebnung der Weg» ' nicht vorenthalten werden. Geld wird es freilich, wie ich bereit- -- angedcutct, kosten!" . „Ja, Du hast wirklich schon mit reichlichen Mitteln recht oft —- > nichts, oder besser weniger als nichts erreicht. Gott sei es geklagt!" ägte der General mit schwerem Seufzer. „Du wärst schleunigst ' Feldmarschall geworden, hätte man Dich nicht als Leutnant wegen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite