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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188809285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880928
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-28
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.09.1888
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Nr. 227. — 8. Jahrgang. Sächsischer Ter jeden Wochentag Abend (mit Datum les folgenden Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische LandcS-Anzciger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: i. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler 3. Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei b. LllustrirteS Unterhaltungsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch testet bei den Ausgabestellen monatlich 7!i Mg-, bei den " (Post-Zcitungs oft-Anstalten 75 Pfg. reisliste Nr. 5035.) Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdruckerei, Chemnitz, Theaterstrabe Nr. 8. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Freitag, 28. September 1888. Von den Hanptblättern des „Sächsischen Landes-Anzeigcrs" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sondcr-Ausgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur SO Pfg. mit Zutragen: außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 0. Nachtr- Nr. 1250a.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr. Eommer-Eisenbahnfahitzlanhest für Sachsen: Wi»ter-Eisendah»fahl'pla»1ieft für Sachsen. Jliustr. «atcnder des Sächsischen Laiidboten. JllustrirtcsIahrcsliuch des LandeS-AnzeigerS. Anzeigenpreis: Raum einer schmalen CorpuSzeile IS Pfg U!,i Einrückungsbetrag (in Briefmarken) beifügen ije 8 Silben ^ie Anzeigen finden ohne Preisaufschlag gleichzeitig Verbreitung Auswärts wolle man längere Zeit erfordern. — tägliche Extra-Beiblätter). Amtsgerichtliche Bekanntmachungen. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmauus Heinrich Christian Friedrich Nadtke, Inhabers der Firma C. F. Nadtke in Chemnitz, wird, nachdem der, in dem Vergleichstermine vom 6. August 1888 angenommene Zmaiigsver'glcich durch rechtskräftigen Beschluß von demselben Tage bestätig! ist, hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 24. September 1888- Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 26. September. Mannheim. Heute früh um 2 Uhr sind bei Rastatt zwei Gntcrzüge infolge falscher Weichenstellung zusammengcstoßcn. Der Materialschaden ist bedeutend, der Verkehr gesperrt. Wien. Die Polizei verlautbart, Rußland nehme Paßver fchärsungen vor, wonach Ausländer, welche länger als ein halbes Jahr in Rußland weilen, jedesmal einen neuen Nationalpaß vor legen müssen, den die Heimathgemeinde ansstellt und der russische Consul visirt. Konstantinopel. Der Schwammfischerei-Streit mit Griechew land ist beigelegt. — Die Fortdauer der Unruhen in Albanien wird tnrkischerseits den italienischen Hetzereien unter den Miriditcn zuge schrieben. Vom 27. September. Detmold. Kaiser Wilhelm reiste heute Vormittag VilO Uhr von hier ab. Vom Schlosse bis zum Stadtausgange bildeten Schulen, Vereine und sonstige Corporation«, Spalier. Der Fürst gab dem Kaiser bis Bergheim das Geleit. Politische Rrmdscha«. Chemnitz, den 27. September. Deutsches Reich. Der Kaiser in Detmold. Am Mittwoch Morgen 4 Uhr brachen der Kaiser und der Fürst von Lippe bereits zur Pürschjagd nach dem Teutoburger Wald auf. Der Kaiser hatte das Glück, einen starken Vierzchnender zu erlegen. Auf der Fahrt zur Jagd fuhr der Fürst selbst, neben ihm saß der Kaiser, dahinter zwei Büchsenspanncr. Die Jagd vollzog sich bei dem Jagd schloß Losphorn. Mit einem Eichenbruch am Hute kehrte der Kaiser zurück; er sagte, er habe noch nie einen solchen Hirsch geschossen. Daun gingen der Kaiser und der Fürst zu den aus Korsika impor- tirtcn Moufflon-Schafen, welche in Steinbrüchcn Hausen. Von dort erfolgte die Rückkehr zu Wagen nach Detmold. Vor dem Palais der ver- wittweten Fürstin standen junge Damen, welche Bouquets überreichten. Von da bis zum Schlosse ging es im flotten Trabe durch die jubelnde Menschenmenge hin. Vor dem Rathhause standen Magistrat und Stadtverordnete, auf dem Markt waren große Tribünen errichtet. Nachmittags stattete der Kaiser der vcrwittweten Fürstin einen Besuch ab, um 3 Uhr erfolgte die Fortsetzung der Jagd, bei welcher Ge legenheit der Kaiser das Hermanns-Denkmal in Augenschein nehmen wollte. Zahllose enthusiastische Ovationen wurden dem Kaiser dar- gcbracht, der freundlich für die begeisterten Grüße dankte. Heute Donnerstag Vormittag geht die Reise über Berghcim nach Stuttgart. — Die Ankunft des Kaisers in Stuttgart wird heute Donnerstag Abends 8 Uhr erfolgen. König Karl von Württemberg wird seinen hohen Gast persönlich empfangen. In München, wo der Kaiser am Montag eintrisft, wird der Prinz-Regent Luitpold ihn mit allen Mitglieder» des bayerischen Königshauses, Staatsnünistcrn und Be hörden begrüßen. Eine Ehrenkompagnie wird am Bahnhof ausgestellt. Bei der Einfahrt in die bayerische Hauptstadt wird eine Schwadron c-lavallcrie die Eskorte bilden. Die Ankunft in Wien erfolgt am 3. Oetober Vormittags. Am selbigen Tage ist Familiendiner, Tags darauf Galadiuer. Vom 5. bis 8. Oetober finden Jagden in Steier mark statt, am 9. Oetober reist der Kaiser nach Rom. Der Geiftersee. Original-Novelle von Gustav Höcker. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ertappe ich Dich endlich bei der Eifersucht? Nun, es wäre beinahe einmal Zeit dazu. Eifersucht ist der Wetzstein, auf dem sich die abgestumpfte Liebe wieder schärft, und Du hast mich schon seit längerer Zeit nicht gefragt, ob ich einen Wunsch habe. Aber wie gcwöhnlich verleugnet auch hier die Eifersucht ihre zweifelhafte Her kunft nicht. Wie kann man nur einem Menschen glauben, dessen Platz eigentlich im Jrrcnhause wäre? Und welche Ursache könnte ich wohl haben, Dir mein Porträt zu verheimlichen, mag es nun von Zelter oder von einem Andern gemalt sein? Um Deinen künst lerischen Ehrgeiz zu fürchte», dazu denke ich nicht kleinlich genug von Dir." Orlando schien sich mit diesen Gründen zufrieden zu geben. Was ihm aber eigentlich Lust und Muth benahm, die begonnene In quisition fortznsctzcn, das war Leopoldincns Anspielung, daß in seinem sonst gewohnten Entgegenkommen für ihre Wünsche eine Pause ein- gctrctcn sei. Er kannte ihre gewandte Manier, das Heft Plötzlich »mzukchrcn, und zog daher vor, sich gefangen zu gebe», ehe ihm das Pistol auf die Brust gesetzt wurde, denn er witterte aus jeder Wen dung irgend ein neues verstecktes Opfer für seinen Schwiegervater. Lcopoldine merkte das. Sie hatte, als sie auf ihre Wünsche zu sprechen kam, in seinem Gesicht Plötzlich einen Ausdruck des Mißbe hagens beobachtet, welcher ihr au dem freigebigen Gatten völlig neu war und sie für den ganzen Abend sehr nachdenklich machte. Orlando ersah sich eine günstige Gelegenheit, die Kammerzofe über das Porträt seiner Frau auszuforsche». Er hatte sich schon früher cininal mit der Frage au sie gewendet, ob ihr nichts von einer täuschenden Achnlichkcit bekannt sei, die zwischen ihm und einem anderen Maler, der im Hause seines Schwiegervaters verkehrt habe, bestehen solle. Fanny hatte damals jede Aehnlichkcit in Abrede gestellt, wie sie jetzt versicherte, von einem Porträt der gnädige» Frau nichts zu wisse». Damals hatte er sich mehr ans einem gewissen neugierigen Interesse erkundigt, seine heutige Frage war von Mißtraue» cinge- gebcn, und daher siel ihm jetzt auch zum ersten Male der schlaue Ausdruck im Gesicht der Zofe auf. Es gicbt eine Schlauheit, die sich selbst vcrräth und offen ausplandcrt, was sic verschweigen will, und das ist diejenige, welche du» Menschen ins Gesicht geschrieben ist. — Ueber das Programm für den Besuch des Kaisers in Rom wird der „Pol. Korr." von dort geschrieben: Es wird auf den Um stand Rücksicht genommen werde», daß der Kaiser sich noch in tiefer Trauer befindet und daher nicht an geräuschvollen öffentlichen Lust barkeiten theilnchmcn wird. Die Hauptpunkte des Programms sind »eben Galadiner und Konzert bei Hofe eine große Trnppcurevue in Rom, eine Flottenrevne in Neapel und der Stapellauf des großen neuen Kriegsschiffes „König Humbert" in Civitavecchia. Der Aufenthalt des deutschen Kaisers in Nom und Neapel dürfte Alles in Allem 6—7 Tage währen. — In der „Münchener Allg. Ztg." wird angekündigt, daß die Veröffentlichung der Tagebücher des Kaisers Friedrich aus dem Jahre 1866 in einem nationalliberalcn Blatte unmittelbar bevorstehe. Man muß abwarten, ob das Wahrheit wird. — Der Bnndesrath hielt am Mittwoch seine erste Sitzung nach den Sommerferien ab, die Vcrwaltnngssachen erledigte. Die ham burg-preußischen Anträge auf Verlängerung des kleinen Belagerungs zustandes wurden genehmigt. — Die Erörterungen über Kaiser Friedrichs Tagebuch dauern fort und haben den Sachverhalt im Großen und Ganzen klargestellt. Wir haben thatsächlich das echte Tagebuch des hochscligen Herrn vor uns. Es scheint, daß der Urheber der Publikation bei der Veran staltung der Auszüge nicht ganz korrekt vorgegangen ist, und daraus haben sich einige Ungenanigkeiten ergeben, in der Hauptsache ist aber an der Echtheit nicht zu zweifeln. Daß die Publikation ohne Wissen und Willen des Kaisers Wilhelm II. und seiner Mutter erfolgt ist, ist sicher; die Beschwerden der „N. A. Z." darüber beweisen am besten, daß die Schrift authentisch ist, denn zur Publikation einer Fälschung würde doch wahrhaftig keine Erlaubniß beantragt werden. Aus welchen Gründen der bisher unbekannte Urheber die Veröffent lichung vorgcnommcn, entzieht sich der Kenntnis). Wenn behauptet wird, es lägen parteitaktische Gründe vor, so klingt das nicht recht glaublich. Der Herausgeber der „Deutschen Nnndschau", welche die Aufzeichnungen zuerst brachte, ist ein entschiedener Nationalliberaler und würde sicherlich nicht die Hand zu einem Schlage gegen die eigene Partei geboten haben. Uebrigens sind verschiedene der am meiste» auffallenden Notizen des Tagebuchs in anderer Form schon vor zehn Jahren veröffentlicht. Die Bemerkungen des Kronprinzen, König Wilhelm 1. sei nur schwer zur Annahme der Kaiserwürde zu bewegen gewesen, finden sich schon in dem bekannten Buch von Moritz Busch „Graf Bismarck und seine Leute", welches 1878 erschien. Busch hat den Reichskanzler 1870/71 begleitet und direkt aus dessen Mittheikungen geschöpft. Damals ist die Sache weniger beachtet, widersprochen sind Bnsch's Angaben aber niemals. Die „Nat. Ztg." schreibt in derselben Sache noch: „Es wird uns bestätigt, daß die Kaiserin Friedrich mit großer Schärfe sich gegen die ohne ihr Vor wissen erfolgte Veröffentlichung der „Deutschen Rundschau" ausge sprochen hat. Seit einigen Tagen geht ferner durch verschiedene Zeitungen eine Meldung ans der Riviera, wonach »ach Abreise Kaiser Friedrichs in einer Schublade der Villa Zirio ei» Exemplar des Tagebuches des Kaisers gcfnndcn worden sei. An gut unter richteter Stelle ist von einem solchen Vorkommniß nichts bekannt." — In den Kreisen der Reichsregicrnng scheint man über die Verschleppung der Untersuchung im Falle Garnier sehr verstimmt zu sein. In der „Köln. Ztg." wird folgende Beschwerde geführt: „Als vor Wochen ans der deutschen Botschaft in Paris gegen einen Ange stellten dieser Botschaft ein Mordversuch begangen wurde, sprachen nicht nur die französischen Blätter, sondern auch die französische Negierung die Ansicht aus, daß der Attentäter Garnier wahnsinnig sein müsse. Seitdem ist die Untersuchung eingeleitet worden, z» der, wie es heißt, auch Aerzte zugezogen worden sind, um den geistigen Zustand Garnier's fcstzustcllen. Die Thatsache, daß über das Er gebnis) dieser Untersuchung bis heute noch gar nichts bekannt gegeben worden, ist um so auffallender, als dieselbe an sich keine großen Aus dem verächtlichen Lächeln des Mädchens zu seiner Frage, ans dem frohlockenden Blitzen ihrer dunklen Augen gewann Orlando die Ueberzeugung, daß er von der Aufrichtigkeit dieser Zofe nichts zu hoffen habe, wenn cs dem Interesse ihrer Herr!» irgend znwiderlicf. Das Mißtrauen, welches die Mittheilung Schratt's in Orlando geweckt hatte, war durch Lcopoldine nicht gehoben, durch deren Kammerzofe aber eher verstärkt worden. So große Zweifel auch Orlando gegen die geistige Zurechnungs fähigkeit seines Modells hegte, so wenig war er zu glauben geneigt, daß dessen Behauptung, Zelter habe Lcopvldinens Porträt gemalt, geradezu aus der Luft gegriffen sei. War wirklich etwas daran, so mußte Lcopoldine für die Verleugnung ihres Porträts gewichtige Gründe haben, bei denen es sich kaum um das Bild selbst, als viel mehr um die Persönlichkeit des Malers handeln konnte. König Philipp war für Orlando gänzlich Nebensache geworden, als sich am andern Morgen sein Modell wieder einfand. Er dachte nur daran, aus Schratt noch mehr herauszulocken. „Ich muß noch einmal auf unser gestriges Gespräch zurück- kommen," eröffnet? er die Unterhaltung. »Ist Ihnen hinsichtlich meiner Frau keine Pcrsonenvcrwechslnng begegnet? Sind Sie Ihrer Sache auch sicher? Haben Sie meine Frau wirklich schon früher gesehen? Und zwar nicht etwa zufällig ans der Straße, sondern an jenem Orte und unter jenen Umständen, worauf Sie sich bcruseu?" „Es giebt ein zweites Gesicht," philosophirte der Geisterseher, „sie war cs gewiß — und war cs vielleicht auch nicht. Ich habe in dieser Beziehung eine gar merkwürdige Geschichte gehört, die vor anderthalb Jahren hier aus einem Kasino-Maskenballe gespielt hat. „Die Dame, die es erlebt hat, ist jetzt Herrn Zelters Frau und ich war selbst dabei, als es deshalb zwischen beiden zu Auseinander setzungen kam. Sie traf Herrn Zelter auf jenem Maskenbälle, ging an seiner Seite, an seinem Arme, sprach mit ihm, sah ihn später im Nebensache ohne Larve mit einer anderen Maske sprechen, erkannte jeden Zug seines Gesichts — und dennoch hat Herr Zelter an jenem Abend und um die nämliche Stunde ruhig zu Hanse gesessen. Ich weiß cs genau, ich war de» ganzen Abend bei ihm." „Ans dem Kasino-Maskcnballe wurde jemand für Herrn Zeller gehalten?" fragte Orlando stutzig. „Und diese Täuschung passirlc sogar einer ihm so nahe stehenden Dame? Wisse» Sic vielleicht, in welcher Maske ihn diese Dame gesehen haben will?" Schwierigkeiten bieten kann. Die Langsamkeit oder Nachlässigkeit, mit welcher diese Angelegenheit seitens der französischen Regierung betrieben wird, entspricht vollkommen dem geringen Grade von gutem Willen, den die französische Negierung von Anfang an in diesem Falle gezeigt hat, und der namentlich darin seinen Ansdruck fand, daß Herr Gablet es zuerst unterließ, sei» Bedauern über das Geschehene ausziffprechen. Wenn aber mit der jetzigen Hinzögerung eine Ver sumpfung dieser Angelegenheit bezweckt wird, so wird die französische Regierung ihren Zweck nicht erreichen." — In Elsaß-Lothringen sind abermals Gerüchte von einem Rücktritt des Statthalters Fürsten Hohenlohe verbreitet. Als künftiger Statthalter wird ». A. der frühere Minister von Puttkamer genannt. Die Sache ist wenig glaubhaft. — Die Nachrichten aus Dentsch-Ostafcika lanleu immer uner freulicher! Das freilich nicht sehr zuverlässige Reuter'sche Bureau meldet: Die Eingeborenen haben am 21. d. M. zwei Angestellte der deutsch-ostasrikanischen Gesellschaft in Kilwa angegriffen und getödtet. Die Eingeborenen, welche Bogamoyo angrifsen und von der Be satzung des Kriegsschiffes „Leipzig" vertrieben wurden, haben sich in das Innere des Landes zurückgezogen. Weitere Meldungen bestätigen, daß in Kilwa zwei deutsche Beamte und deren drei Diener von den Araber» ermordet wurden, nachdem sie sich tapfer vcrtheidigt und ein Dutzend Angreifer getödtet hatten. Die Araber hieben die deutsche Fahne um und hißten die des Sultans von Zanzibar auf. Auch in Lendi sollen Deutsche ermordet sein. Eine exemplarische Züchtigung der Aufständischen durch die deutschen Kriegsschiffe steht bevor. Die Lage ist indessen zunächst sehr ernst, alle Weißen schweben in Lebens gefahr. Ohne Kampf wird die Wiederherstellung der Ordnung sichrr--» nicht gelingen. Frankreich. Präsident Carnot bcsnchle am Mittwoch den Ort Mclun und wurde von den Einwohnern lebhaft begrüßt. Ai» 6. Ok tober wird der Präsident eine neue Rundreise antreten und auf der selben Lyon und Dijon besuchen. Die Reise wird etwa eine Woche dauern. — Zwischen der Budgetcommission der Kammer und dem Marineministcr ist noch immer keine Einigung erzielt. Die Com mission hält die vorgcnommcnen Abstriche im Betrage von 5 Mill. Franken trotz aller Einwendungen des Ministers aufrecht. — Der deutsche Botschafter Graf Münster hat mit Minister Goblet über die Garnier-Angelcgenhcit gesprochen. Man erwartet einen Abschluß der Untersuchung für die nächste Woche. Zeit wird's auch! Spanien. Ueber den Tod des Marschalls Bazaine liegen jetzt nähere Nachrichten vor. Schon seit lange hatte ein Herzleiden seine Gesundheit iintcrgrabcii, die seit dein Sturze mit dem Pferde 1883 sehr geschwächt war. Der Marschall ist völlig allein und vereinsamt gestorben. Seit drei Jahren weilt seine Frau mit ihren jüngeren Kindern in ihrer Heimath Mexiko, und der älteste Sohn, welcher bei einem spanischen Bataillon steht, war nicht rechtzeitig eingetroffen. Die Thcilnahme für ihn ist in Madrid sehr groß. England. Zwischen den englischen Truppen in Sikkim und den Tibetanern haben seit Beginn der Woche täglich heftige Kämpfe stattgcfnndcn. Ein entscheidender Schlag hat aber »och nicht statt- gefnndcn, die Tibetaner wehren sich fortgesetzt heftig. Die englischen Truppen leiden sehr unter den Strapazen der Expedition. — Ein Versuchsschießen mit einem ül-Tons-Geschütze bei Dover mußte nach dem vierten Schuß eingestellt werden, weil der Fcstungsthurm, wie das Geschütz schwere Beschädigungen zeigten. Orient. Alis Athen wird officicü gemeldet, daß sich der Prinz Georg von Griechenland mit der Prinzessin Margarethe von Orleans, zweiten Tochter des Herzogs von Chartres, verlobt hat. Die älteste Tochter des Herzogs ist die Gemahlin des Prinzen Waldemar von Dänemark. — Es sind wieder einmal Nachrichten im Umlauf, daß die Entfernung des Kobnrgcrs aus Bulgarien in naher Aussicht stehe, nnd sich die intercssirtcn Mächte über den Prinzen Waldemar von Dänemark als künftigen Fürsten von Bulgarien geeinigt hätten. „Er trug einen rothen Domino," antwortete Schratt. „War vielleicht Herrn Zelters jetzige Frau im Kostüme einer Griechin anwesend?" forschte Orlando weiter, während sein Antlitz sich mit Todtenblässe bedeckte. „Sie war als Griechin kostümirt," bestätigte Schratt, „ich erinnere mich genau, daß sie dies sagte." „Und jene andere weibliche Maske, vor welcher der rothc Domino sich dcmaskirte, war —" „Eine Fischerin," »ahm ihm Schratt das Wort vom Munde, „ihr Name wurde zwar nicht genannt, aber cs war von der Gefähr lichkeit ihres Netzes die Rede, nnd cs mochte wohl bei der Griechin eine kleine Eifersüchtelei im Spiele sein, daß sie der Fischerin und dem rothen Domino, den sie für Herrn Zelter hielt, in einen Neben saal folgte nnd beide hinter einer Figur belauschte." „Und wenn Sie mich genau ansehcn," rief Orlando in äußerster Erregung dem Geisterseher zu, indem er sich vor diesem hoch aufrichtete, „löst sich Ihnen da nicht das Räthsel des rothen Dominos?" „Gestern schon," antwortete Schratt, „war das mein erster Ge danke, als ich hierher kam und abermals Herrn Zelter vor mir zu sehen glaubte, gerade wie bei meiner ersten Begegnung mit Ihnen." Eine geraume Weile stand Orlando mit verschränkten Armen düster da. Dann wandte er sich an den Geisterseher mit den Worten: „Ich bedarf heute Ihrer Dienste nicht. Kommen Sie morgen wieder." Als sich Orlando allein sah, suchte er sich die Dinge in dem neuen Lichte zurecht zu legen, welches sich so plötzlich und so grell darüber ergossen hatte. Sein glänzender Sieg über das Herz des verlockenden Mädchens, das er jetzt sein Weib nannte, war also nichts, als das Blendwerk täuschender Aehnlichkeit mit einem anderen. Orlando hatte alle Vorgänge, von dem erste» Augenblicke an, wo er Leopoldinen auf jenem Maskenbälle gesehen, treu i» seinem Gedächtnisse bewahrt. Er brauchte jetzt an seine Stelle nur überall die Persönlichkeit seines Doppelgängers zu setzen, für den er gegolten hatte, und er besaß de» Schlnssel^zu allen Jrrthiimern, in denen er sowohl, wie Lcopoldine selbst befangen gewesen, aber auch zu dem ganzen falschen Spiele, das sie von dem Augenblicke an aufgcnommcn hatte, >vo sie ihren Jrrthnm erkannte. Fortsetzung folgt-
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