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"W «MS, ^MMWHWMWWWWW» Nr. 184. — 8. Jahrgang. »« jeden Wochentag Abend (mit Datum de« folgenden TageS) zur Berseudung gelangende „Sächsische Landes-Auzeigcr" mit täglich einem besonderen Unter haltungsblatt« und mit dem Extrabeiblatt 8listiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe» stellen monatlich 70 Psa., bei den Post-Aust. ?b Pf. (1888er ZtgS.-Preisliste Nr. 5035.) Sächsischer Miles-Iilfkigel Jllnstr. Kalender de« Sächsische» Lundboren. zllustkirterJahrtsbuchdrsLa»deS>il»zeigerS. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger^ Unparteiiscke tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Donnerstag, V. August 1888. »,,rlgenpre<S»eS„««chf.?mae«.«^rtM»7 Raum einer schmale» Eorpu-zrile la P» Bevorzugte Stelle (lspalt. Petitzeile) SO PS» BeiWiederholung großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle m<M Znsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge» 6« 8 Silben Lorpusschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahin« nur bi» Vormittag Almiln Welt. Buchdruckerei. Llieinuitz. Tbeaterstraße S (Fernsprechstelle Nr.l Trlegr -Adru LandeS-Äuzeiger, T Mit täglich einenl besonderen Untechnltnngsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Crzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung. 4. Sächsisches Allerlei — b. Jllnstrirtes Nnterhaltnngsblatt — 6 Sonntagsblatt — Crtra-Beiblatt. Lustiges Bilderbuch. EM Telegraphische Nachrichten. Vom 7. August. Köln. Bei Stockstadt ist das Rheinufer überschwemmt. Hunderte von Morgen Landes stehen unter Wasser. Die Landleute befahre» mit Kühnen die Felder, um wenigstens die Kornfrucht eiuzuheimse». Der Rhein ist im Steigen begriffen. Petersburg. Es verlautet, das Project der Ob-Bahn nach Nordsibirien sei von der Regierung genehmigt worden. Die Durch führung dieses Projectes wäre von höchster Wichtigkeit für die Ge treideausfuhr aus Sibirien; der Transport aus dem Bezirk Barnanl an der chinesischen Grenze nach London nimmt z. B. jetzt 3 Monate in Anspruch, während er später nur 25 Tage dauern würde. London. Uni Mitternacht stieß ein Londoner Passagierzug voll heimkehrender Ausflügler mit furchtbarer Gewalt auf einen anderen Zug auf der Eisenbahnbrücke bei Hamptonwick. Ter Maschinist, der Locomotivführer nnd 4 Passagiere wurden getödtet, 20 Personen wurden verwundet, darunter mehrere gefährlich. Paris, 8. August, 12 Uhr Mittags. Nach weiteren Meldungen fanden am gestrigen Spälabend auf den Boulevards Rochechouart und Belleville Ruhestörungen statt, wobei zwei Kaffeehäuser geplündert, mehrere Ruhestörer und Polizisten verwundet wurden. Politische Rundschau. Chemnitz, den 8. August. Deutsches Reich. Gerade jetzt ist es ein Jahr, daß Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Franz Joseph von Oesterreich zum letzten Male einander in Gastein sahen. Die österreichische Kaiserin, die sonst ebenfalls zu erscheinen Pflegte, war fern geblieben, um dem greisen Kaiser alle anstrengenden Höflichkeiten zu ersparen. Kaiser- Franz Joseph kam um die Mittagsstunde des 0. August, an einem Sonnabend, und verließ um dieselbe Zeit anderen Tages bereits wieder das schöne Wildbad. Niemals ist wohl eine Znsammenknnfi zweier so mächtiger Herrscher in so schlichter Weise erfolgt, wie diese; der Mangel jedes äußeren Glanzes wurde aber zehnfach ersetzt durch die außerordentliche Höflichkeit im Verkehr beider Monarchen. Kaiser Franz Joseph erwies seinem greisen Freunde die größten Aufmerk samkeiten. Zunächst kam er in Civil nach Gastei», und wer die Gewohnheiten des österreichischen Monarchen kennt, weiß auch, daß er mit dem Ablegen der Uniform immerhin ein Opfer brachte. So dann eilte der erlauchte Herr die Treppe des Badcschlosscs hinauf, iu dessen Thür oben der Kaiser Wilhelm stand. Dieser ninarmte und küßte den österreichischen Kaiser in der herzlichsten Weise nnd äußerte: „Du hast gewiß nicht gedacht, mich wieder hier zu sehen?" Worauf jener antwortete: „Ich kann Dir nur sagen, ich freue mich von ganzem Herzen, Dich hier in Gaste!» begrüßen zu können." In wahrhaft rührender Fürsorge verzichtete Kaiser Franz Joseph auf jeden Gegenbesuch unseres kaiserlichen Herrn; er war um den ehr würdigen Herrn besorgt, wie ein Sohn um seinen Vater. Nachdem das Diner gemeinschaftlich eingenommen war, wurde eine Spazier fahrt veranstaltet. Ans ein abendliches Zusammensein wurde verzichtet, einmal um unseren Kaiser zu schonen, und dann weil Kaiser Franz als Frühaufsteher auch früh zu Bette geht. Dafür fand eine wundervolle Beleuchtung der Berge und des Wassers statt. Das grandiose Schauspiel der durch elektrisches Licht in einen glühenden Silberstrom verwandelten rauschenden Wassermasse» genoß Kaiser Wilhelm von einem Hinteren Fenster des Badcschlvffes. Am anderen Morgen besuchten die er lauchten Herren, je nach ihrer Konfession, den Gottesdienst. Darauf wollte trotz aller Abmahnnngcu Kaiser Wilhelm dem Kaiser Franz Joseph einen Besuch abstalte»; allein der letztere hatte wohl von der I Absicht gehört, oder gar sie errathen: kurz, er kam dem Kaiser zuvor und erschien in dessen Wohnung, gerade als derselbe zum Aufbruch rüsten wollte. Ein Äabetfrühstück wurde eingenommen und dann schlug die Abschiedsstunde. Der letzte Händedruck und der letzte Kuß, den die beiden Monarchen getauscht, entzog sich den Blicke» des Publikums, das voller Theilnnhme den Platz in dichten Massen be setzt hielt. Als Kaiser Franz Joseph die Treppe des Badeschlosses Herabstieg, war er seiner Gefühle kaum Herr! Man sah ihm an, wie sehr ihm der Abschied zu Hcrzen gegangen war. Er glaubte sicher, nun sei Alles abgotha», denn im schnellen Galopp fuhr er davon, ohne sich noch einmal umzublicken, bis sein leichtes Gefährt in der Biegung und Senkung des Weges am Ende der Wandelvahn ver schwand. Hätte er sich doch noch einmal umgesehen. Denn hoch oben auf dem Balkon stand Kaiser Wilhelm, sicher mit der Absicht, dem Scheidenden doch noch einen letzten Gruß zuzuwinken. Dazu kam es nicht; sinnend sah der" greise Kaiser dem Wagen nach und trat dann still in seine Gemächer zurück. Das war das letzte Bei sammenseiu der beiden Monarchen, die Europa über manche Kricgs- fährde fortgcholfen haben. — Ueber Kaiser-Manöver auf der Danziger Rhede macht die „Danz. Ztg." folgende Mittheilungen: „Die Manöver der Uebungs- geschwader werden in der zweiten Septemberwoche ihren Höhepunkt erreichen und ist dann das Eintreffen des Kaisers zu erwarten. Das Geschwader wird aus 9 großen Hochseeschiffen, dem Aviso „Blitz" und 14 Torpedobooten bestehen. — In Hirschberg trafen am Dienstag der Minister des Innern, Hcrrfnrth, und der Oberpräsident von Seydcwitz mit Begleitung ein und begaben sich sofort in das Ueberschwemmnngsgebiet. In Folge der Beschädigung der Bahnkörper hat auch der Staat einen sehr beträcht lichen Schaden. — Wie nachträglich verlautet, haben sich an der vielbesprochenen letzten Rektoratswahl der Berliner Universität viernndsechzig ordent liche Professoren bcthciligt. Von diesen wurden für den Geheimen Medizinalrath Gerhardt 35 und für den Geheimen Medizinal rath 4>r. Virchow 29 Stimmzettel abgegeben. Oesterreich-Ungaru. Aus Wien werden alle neuerdings ver breiteten Gerüchte über Verhandlungen in der bulgarischen Frage für unbegründet erklärt. Die Sache ruät augenblicklich ganz. Jtaiien. Die Stadtverwaltung von Rom plant für die Anwesenheit des deutschen Kaisers einen großen historischen Festzug. Außer der Parade, welche, wie schon mitgetheilt, auf dem Marsjelde bei Rom stattfinden soll, spricht man auch von einer Flottenrcvne in Neapel, Livorno oder Genna. Frankreich. Der französische Minister des Auswärtigen, Gvblet, cmvfing den Botschafter der Republik in Berlin, Herrn Hcrbette, zu einer längeren Konferenz. — Die Arbeitsvcrhältnisse sind in Frankreich jetzt recht kritische. In Paris schlagen sich die Streikenden, an deren Spitze gegenwärtig die Kellncr stehen, Tag für Tag mit den Polizisten herum, wobei es zahlreiche blutige Köpfe giebt, und in der Provinz sieht es nicht weniger schlimm ans. So griff am Montag Abend in Amiens ein großer Haufe streikender Arbeiter die Weberei von Cocquel an; die Gendarmen versuchten vorzudringen, doch warfen die Exeedentc» große Sammetstücke vor die Pferde, um die Thiere anfzuhalten. In kurzer Zeit war das Gebäude vollständig geplündert; Plötzlich sah man aus der Fabrik Flammen aufschlagcn, sie war von den Arbeitern angezündet worden, welche auch die Feuerwehr gewaltsam am Löschen verhinderten. Schließlich kam eine Abthcilung berittener Jäger zu Hilfe, welche die Streikenden mit dem Säbel angriffen, während die Gendarmen scharf schossen. Die Arbeiter wehrten sich längere Zeit nnd warfen mit Steinen, bis eine Jnfanterieabtheilung mit gefälltem Bajonnet sie von der Fabrik vertrieb, worauf das Feuer gelöscht wurde. Die Zahl der Verletzten ist sehr bedeutend. Weiter wird aus Laon be richtet, die bei einem Tnnuclbau in Broye beschäftigten französischen In den Höllengrund. Novelle von Nein hold Ort mann. Fortsetzung. Nachdruck verboten. 3. Schweigsamer als sonst hatten Graf Recke und seine Tochter ihr Mittagsmahl eingenommen. Der Graf machte ein verdrießliches Gesicht, und Elfriede, die es sonst meisterlich verstand, mit ihren übermüthigen Einfällen und ihrem liebenswürdigen Geplauder die Schatten von seiner Stirn zu verscheuchen, schaute heute meist still vor sich hin und ließ die Speisen, welche sie sich auf ihren Teller gelegt hatte, fast unberührt wieder abtragen. Sie hatte sich nicht veranlaßt gesehen, ihrem Vater von dem Beg.gniß des Vormittags Mittheilung zu mache», denn sie hatte bereits vorhin aus dem Munde des Arztes die Versicherung erhalten, daß die Bißwunde am Arm des Mädchens von ganz ungefährlicher Natur sei, und sie wußte genau, daß der Graf angesichts eines solchen Resultats dem ganzen Vorfall nicht die mindeste Bedeutung bcimesscn würde. Trotzdem mußte sie »och etwas auf den: Herzen haben, das anszusprcchen ihr augenscheinlich einige Uebcrwindung kostele, denn als Graf Recke das große silberne Cigarrenetui ans der Tasche seiner Joppe zog, sagte sie nach einem tiefen Athemzuge: „Ich habe nur eine Bitte an Dich, Papa, aber Du mußt mir im Vvrherein versprechen, sie zu erfüllen." Die scharfen Augen des Grafen sahen unter den buschigen Brauen Elfriede verwundert an. Er war bei seinem kecke», selbstbe wußten Töchterchcu weder an einen so sanften Ton, noch an eine so schüchterne Einleitung gewöhnt. „Du solltest wissen, daß ich solche Blancoversprechunge» niemals mache," sagte er kurz, doch ohne Unfreundlichkeit. „Wer kann denn im Voraus wissen, auf wie abenteuerliche Ideen ein Qnerkopf von Deinem Schlage gcrathen mag. Aber nur heraus mit der Sprache, es wird ja nicht gleich ganz Rothenfeld kosten." „Nein, es ist im Gcgentheil fast bedeutungslos," sagte Elfriede, sich zu einem sehr gleichmüthigen Ausdruck zwingend, „wolltest Du nicht den Dependahl morgen in die Stadt nnd in das Gcfängniß bringen lassen?" Graf Recke runzelte die Stirn. Er war überrascht, denn er wußte nicht, worauf das hinaus sollte. „Nicht morgen, sondern noch an diesem Nachmittag," erwiderte er rauh. „Der Spitzbube hat da in unserem Herrn Pfarrer einen Fürsprecher gesunden, von dessen rührseligem Geschwätz ich nicht gern noch einmal belästigt werden möchte! Ich will der Sache kurzweg ein Ende machen. Aber was hat das mit Deinem Anliegen zu schaffen?" „Sehr viel, Papa! Den» ich wollte Dich bitten, »och einmal Nachsicht gegen den armen Menschen zu üben!" Der Graf legte die Cigarre, welche er eben angczüudct hatte, ans den Tisch und fuhr mit der Hand über seinen Schnurrbart. „Fängst Du etwa auch an, Dich um Angelegenheiten zu kümmern, welche Dich nichts angcheu? Durch wen bist Du denn überhaupt von dieser Angelegenheit unterrichtet worden, wenn ich fragen darf?" Elfriedc sah ihm voll ins Gesicht. Sie hatte ihren Vater noch niemals belogen. „Pastor Rohden hat mir davon gesprochen, und ich glaube, daß diese Leute wirklich sehr unglücklich sind." „Ach, dachte mir's doch! Also wieder der Herr Pastor. Und auf solchen Umwegen sucht er seine menschenfreundlichen Ideen dnrchzusetzcn! — Nn», es ist gut, daß ich ihm gleich beim ersten Mal auf die Schliche gekommen bin. Ich werde mich veran laßt sehen, noch etwas deutlicher mit ihm zu reden, als ich es vor hin gcthau." Er war aufrichtig zornig, und über Elfriedcns Antlitz flog eine rasch verschwindende Röthe. „Du bist im Jrrthum, Papa! Ich traf nur zufällig mit dem Pastor zusammen, und ein Zufall nur war cs, der unser Gespräch auf diesen Gegenstand brachte." „So? Weißt Du das so genau? Ich hätte von meiner Tochter wahrhaftig etwas Anderes erwartet, als daß sie sich von dem ersten besten Schwarzrock zum Werkzeug überspannter Ideen mache» läßt!" Mit jener trotzigen Bewegung, die ihr eigen war, warf Elfriedc das Köpfchen zurück. „Ich bin nicht sein Werkzeug, Papa, sondern ich habe diese Bitte a» Dich gerichtet, weil auch ich es für eine Menschcnpflicht halte, die arme Familie vor dem äußersten Elend zu bewahren. Und Du wirst meinen Wunsch erfüllen, nicht wahr?" „Ich denke nicht daran! Es würde hübsch anssehen in ver menschliche» Gesellschaft, wenn alle Welt sich statt von bestimmten Arbeiter seien von mit Revolvern bewaffneten Italienern angegriffen. In dem Kampf soll ein Italiener getödtet, vier verwundet sein. Daß die Italiener von den Franzosen gereizt sind, darf man wohl voraussetzcn. Zum Spaß schießt man nicht mit Revolvern auf ein ander. — Der Streik in Paris greift unter zunehmend revolutionären Erscheinungen immer weiter um sich. Unablässig finden Zusammen stöße statt. Die Hauptstraßen sind mit Polizei besetzt. Die Arbeiter durchziehen in Haufen von 300—400 Mann so ziemlich die ganze Stadt. Alle Augenblicke giebt es Händel und Prügeleien. Für das heutige Begräbuiß des ehemaligen Kommune-Generals EudeS wird von allen Revolutionären eine Massendemonstration vorbereite^ Ohne einen blutigen Tanz wlrh es wohl nicht abgehen. Da die' Gewerbetreibenden große Furcht vor den kommenden Ereignissen zeigen, hat die Regierung die Konzentrirung mehrerer Regimenter in den bedrohten Vierteln angeordnet. Scharfe Patronen sind an die Soldaten ausgegeben worden. 7,: England. Die dritte Berathung der Vorlage über die Nieder- setzung einer Kommission zur Prüfung der gegen die irischen Abge ordneten erhobenen schweren Anklagen hat begonnen. An der Genehmigung ist nicht zu zweifeln. Die Untersuchung wird noch vor Anfang Oktober beginnen, die Kommission wird jedoch, sobald„ die Vorlage Gesetzeskraft erhalten hat, zusanimentreten, um die Art und Weise der Untersuchung, sowie die Anschuldigungen, welche unter sucht werden sollen, festzustellen. — Infolge dieser Vorgänge im Parlament regen sich auch die irischen Dynamitverschwörer wieder. Die Londoner Polizei hat mehrere Drohbriefe erhalten und entfaltet die größte Wachsamkeit. —- Wie der „Frkf. Ztg." aus guter Quelle berichtet wird, werde Kaiser Wilhelms II. Besuch in London Mitte November stattfindeii. Der Buckinghampalast wird bereits in Ord nung gebracht. Orient. Königin Natalie von Serbien hat dem Metropoliten in Belgrad mitgetheilt, daß sie in ihrer Ehescheidungsangelegenheit persönlich vor dem serbischen Consistvrium erscheinen werde. DaS kann eine recht hitzige Scene werden! Sächsisches. — Dresden, 8. Aug. Unser Königspaar wird am 15. d. M. früh, von seiner nordischen Reise zurückkehrend, hier ein- treffen. — Heute begeht Generalfeldma rschall Prinz Georg, am 8. Aug. 1832 geboren, seinen Geburtstag. — Gestern Abend kurz vor 10 Uhr traf Kronprinz Victor EManuel von Italien aus München, das er früh ^6 Uhr verlassen, hier ein und stieg sanimt seiner Begleitung, General Morna di Lavriano und Oberst Osio, im Victoriahotel ab. — Kriegsminister Graf v. Fabrice ist am Montag aus Dresden in Berlin eiugetroffen und im Hotel Kaiserhof abgestiegen. — Für die Zeit vom 21. bis 27. d. M. wird im Köuigl. Hoftheatcr eine weitere Aufführung des gesammten „Nibelungen-R inges" vorbereitet. Die Aufführung der vier Theile des Werkes ist folgenderwcise genauer präcisirt: am 21. August: „Rheingold"; am 23. „die Walküre"; am 25. „Siegfried" und am 27. „Die Götterdämmerung". Bestellungen auf Billets zu dem ge sammten Cyclus oder auf einzelne Vorstellungen müssen bis spätestens den 18. August an die Billetverkaufskasse des Altstädter Hvftheaters abgegeben werden. — Butterpreise von voriger Woche. Bautzen M. 1,80 bis 2,00; Chemnitz M. 1,80—2,50; Kamenz M. 2,10—2,40; Löbau M. 1,70—2,00; Reichenbach M. 2,30—2,62; Großenhain M. 2,16 bis 2,40; Leising M. 1,96—^,20. — Der Unterosficier Strohbach aus Pirna, der bekanntlich kürzlich durch unvorsichtigen Umgang mit einer geladenen Granate in Leipzig verunglückte, liegt schwerverletzt darnieder, sodaß an seinem Auskommen grzweifelt werden muß. Strohdach hatte, nachdem er mittelst Schüttelns ziemlich alles Pulver aus der Granate entfernt Grundsätzen von solchen unklaren Gefühlsseligkeiteil regieren ließe Davon verstehst Du nichts, Kind, und es ist gut, daß Du nichts da von verstehst, denn Dil wirst niemals Veranlassung haben, Dich mit dieser Misere zu befassen." „Nun, vielleicht wäre es doch besser, wenn ich etwas davon ver stände. Ich würde dann wenigstens davor bewahrt bleiben, ungerecht uicd thöricht über Andere zu urtheilen. Aber ich muß trotz Deiner Weigerung meine Bitte wiederholen, Papa! Ich habe Frau Depen dahl im Vertrauen auf Deine Zustimmung sagen lassen, daß Du ihrem Manne noch einmal verzeihen und ihm um seiner Familie willen die Freiheit wiedergebeu wirst." Gras Recke richtete sich hoch auf und seine Augen blitzten. „Was hast Du da gewagt, Mädchen? Was sür ein Geist ist in Dich gefahren? Ist das auch eine Frucht Deiner zufälligen Unter haltungen mit dem Pastor?" „Lassen wir doch den Pfarrer aus dem Spiel, Papa! Ich ver sichere Dich, daß seine Person mir ebenso unangenehm ist, als Dir, und er weiß nicht einmal, daß ich mich bei Dir für den Mann ver wenden wollte! Wenn Du es über Dich gewinnst, um eines arm seligen Rehbocks willen Deine Tochter wortbrüchig zu machen, so habe ich übrigens nichts mehr zu jagen." Es war offenbar, daß sie sich trotz seines Polterns und seiner grimmigen Miene nicht vor ihrem Vater fürchtete und daß sie zu gleich den richtigen Weg cingcschlagcn hatte, ihre Absicht zu erreichen. Graf Recke ging ein paarmal mit dröhnenden Schritten in dem Ge mache auf und nieder, dichte Dampfwvlken von sich blasend und sicht lich mit einem Entschluß kämpfend, der ihm recht sauer wurde. End lich blieb er hart vor Elfriedc stehen. „Du weißt wohl, daß ich cs dahin nicht kommen lasse," sagte er streng. „Ein Wort, welches die Gräfin Recke gegeben hat, muß feststchen wie ein Fels. Aber ich rathe Dir, ein ähnliches Experi ment nicht znm zweiten Male zu versuchen. Wir könnten da doch in einen argen Zwiespalt gcrathen." Sic hielt seinen drohenden Blick aus, ohne mit den Wimpern zu zucken. „Fürchte nichts, Papa! Du weißt, daß ich mich Deinem Willen niemals widersetze! Dependahl wird also »och heule zu seiner Fa milie znrückkehren?" „Sofern der Tagedieb es nicht vorzieht, sich statt dessen ins Wirthshans zu begeben — ja! Und nun »och ein letztes Wort über Der heutigen Nummer Ves Sächsische« Lattdeö-Auzeigers liegt bei daS Beiblatt „Sächsische Gerichtözeituug'