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Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-01
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.09.1886
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^ 2«2. — «, Sächsischer Abonnementspreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Lage») zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post (Eingetragen unter Nr. 4833.) Am 2. u. 4. Quartal erscheint fürAbonneuten HüchsischeS Eisenbahn.Yahrtzlanheft. Am 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahresbuch (Weihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. l: Alexander Wiede, luchdruckeret, Chemnitz. Mittwoch, 1. September 1888. JuserttouSpreiS: Kaum einer schmalen Sorpuszeile IS Pfg.» Bevorzugte Stelle (I spalt-PetitzeileM Ps. BeiWiederholung großer AnnoncenRäbatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle ma» zmihrs-Allsrilitt mit Chemnitzer „Stadt-Anzeiger." EHE Theaterstraße «r. Unparteiische tägliche Zeitung für Sachse« und Thüringen. r-ieg ^mr.^ nehmen außer der Verlag»« peditiou die Annoncen - Bureaul x, Exptditiou und Redaktion: s. MMkr! „Tägliches UnterhaltungsdlE M humoristisch iWnrter S°l«-l»zsbl°!t „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Im Handelsregister für den Stadtbezirk de- Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folimn 2919 die Firma Albin vosmann in Chemnitz (Zwilkauerstraße Nr. 2t) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Alkin Hermann Hofmann daselbst eingetragen Chemnitz, am 25. August 1886. Königliche- Amtsgericht. TeLagmnpdissve dtaarricdten. Bom 30. August. Neustadt a A. Ju Königshofen im Grabfeld flehe» seit Mittag 20 Hiusrr in Beaud; auswärtige Feuerwehren wurden tele- graphisch beordert. Wie«. Sobald Fürst Alexander de» bulgarischen Bode« betrat, trat Karawelow mit seiner Regentschaft zurück. Wien. Die »Politische Lorrespondenz" meldet an» Rustschul, Stambulow habe die RegieruugSgewalt i« die Häudi Alexanders zmückgrlegt. Karawelow, der de, i« Sophia etablirteu Regeutschaft augrhörte, ist zurückgetreteu- Eivigr Blätter schreibe» dem »och Sophia gereisten Grafe» Zichy dt« Abficht zu, eine Bersöhnnng Alexander» mit Milan herbeizusühreu. Letztere scheint tatsächlich im Werke. Gewiß ist, daß Milan nach Girrrgewo ein sehr herzliche» Telegramm au Alexander gerichtet hat. Bereit» begiu»t die Idee eine» Bunde« zwischen Rumänien. Bulgarien und Serbien i» poli- tische» Gespräche» aufzutanche». Wien Die „Politische Lorrespondenz" meldet au» Budapest: Der rumänische Minister de» Innern hatte di« Behörden augewiese», sich dem Fürste» Alexander ans der Reise überall zur Verfügung zu stelle«. Vo» Bukarest an reiste der Fürst im königlichen Hofwagen. In Emarda wurden ihm militärische Ehre» erwiesen. Wien. Gestern Abend fand auf der Station Mödling bei Wien ei» Zusammenstoß zweier Localzüge statt. Fünf Personen wurde« getvdtet, zwanzig schwer verwundet Der Loealeilzug au» Wiener- Nevstadt fuhr vo» rückwärts in den auf dem Geleise stehknden andern Loeolzug hinein. Der Zugführer de» LoealeilzugeS war betrunken und ist verhaftet. Pest. Heute fand die feierliche Eröffnung der neuen Cavallerie- kaserne in Gegenwart des Kaiser», de» Erzherzog» Josef, de» Prinze» vo« Eob»rg. der Mitglieder de» Ministerium» (außer TiSza), de» KriegSminister» Bylandt-Rhridt, der Generalität und der Spitzen de» Civilbrhörde» statt. Der Oberbürgermeister betonte i« der Begrüßungs rede die Nothwendigkelt de» patriotischen Einvernehmen» zwischen Civil und Militär. Der Kaiser sprach den Wunsch aus, daß die brave» Soldaten i» den Räume» der neuen Kaserne sich wohl fühle» und neu« Kräfte für die Erfüllung ihrer Pflichte» gegen Thron «nd Vaterland schöpfen möchten. Der Opferwiüigkeit der Hauptstadt sprach der Kaiser seine Anerkennung aus. Pari». Der „Tempi" sagt, die Stellung drS Fürsten von Bulgarien werde «ach seiner Rückkehr fester sein als zuvor, wa» für Europa kein Unglück sei. — »Paris' tadelt Freycinet, daß er dem Vatikan eine Enquete durch einen außerordentliche» Legaten in Peking ongrboteu habe, wa» eine »nuöthige Konzession sei. — Di« Ackerbau. Gesellschaft und dt« Akademie der Wissenschaften hielte» feierliche Sitzungen zn Ehren de» hnndert Jahre alte« Chemikers Cheyrenl. London Einer Rente»-Meldnrg zufolge wurden bei der gestrigen totale« Souuevfinsterniß durch Professor Thorpe gute Photo- metrische Beobachtungen gemacht. Kapitän Darwin und vr. Echnster machten eine gute Aufnahme der Corona. London. Die neueste» Morgenblätter spreche« ihre Befriedigung über die Rückkehr Alexander'» »ach Bulgarien au», verhehle» jedoch nicht di« Besorgniß, di« Rückkehr könnte Verwicklungen herbeisühre«. „Mvrning Post- glaubt, die Verwicklungen würden sich wesentlich vermindern, wenn Rußland bei seinem weitere» Borgeheu in der Orieutfrage dem grmtiusamen Einvernehmen der übrigen Mächte sich gegenüber befände. Ein entschlösse»«» Verhalte« der Großmächte werde die» ohne Nothweudigkeit de» April» an die Waffe» herdei führen. Mitteleuropa sei der Situation müde, welche den Handel lähme, große Rüstungen nothwendig mach« «nd die ganze Welt i« Ungewißheit und Besorgniß wegen der Zukunft erhall«. Athen. Durch da» am Freitag stattgehab'e Erdbeben wurden die meffenischeu Städte Filiatra und Gargoliano, sowie di« arkadischen Dörfer Kyfarissa und Chovemi vollständig zerstört. Viele andere Städte und Dörfer litten mehr oder weniger schwer, grge» 80 Per sonen find bei dem Erdbeben ««gekommen, in Filiatra 20, in Gar- goliauo 16; in Logndicsa wurde eine groß« Anzahl Persvnen verletzt. Ein Krikg-schiff mit Aerzten, Arzneien, Zelte» und Lebensmitteln, so- wie eine Sappeur-Abtheiluug ist nach Kalamata abgegangen. Brettl an. Die Theilnehmrr au der 33. Generalversammlung deutscher Katholiken wurde» gestern Abend vom Grafe» Balleflrem begrüßt, der ein Hoch auf de» Kaiser n«d den Papst auSbrachte. Ein päpstlicher Breve mit dem apostolischen Segen ist der Versamm lung zugegangen. Di« heutig« erste Hauptversammlung war von etwa 3000 Theilnehwer». daruvter Wiudthorst, besucht. Herr von Heerewan, Bicepräfident de» Abgeordnetenhaus«», wurde zum Präfi- drnteu gewählt. Chicago. Gestern Abend schlug der Blitz in da» in einer Vorstadt belegrne Dynamit- «nd Pulver-Magazin der Firma Lafli» vvd Raud und sprengte dasselbe in dir Luft. Infolge der durch das Tynamit verursachten Explosion (da» Pulver hatte sich nicht »nt- zündet) wurden fast alle Fenster i» der Stadt zertrümmert, acht ordere benachbarte Magazine zerstört, zwei Mensche» getödtet «nd mehrere verletzt. Sophia, 31. August. Die aufrührerischen bulgarischen Truppen habe» sich bei Radonier verschanzt. Ma« befürchtet, daß e» z» Kämpfen kommen werde. Tiruowa, 31. August. Fürst Alexander ist hier unter grenzen- losem Jubel eiugezoge». Budapest, 31. August. Die deutsche Militärdeputatio» ist gestern Abend hier zur Gedächtnißfeier angekommen und mit Aus zeichnung empfange» worden. Die S*kfiS i« «ulga*r-tr. (D Chemnitz, den 31. August. Fürst Alexander vo« Bulgarien ist, nachdem er sich in Lemberg auf di« dri»gr«deo Vorstellungen an» seinem Lande z«r Umkehr be- schlöffe« hat, bereit» am Sonntag Abend über Czeruowitz, Bukarest und Ginrgewo in Rustschnk, onf bulgarischem Boden «ingrtrvffen Damit ist iw Fürstenthum wieder ei»e regelrechte Negierung herge- stellt, aber gelöst ist die bulgarisch« Frage damit noch nicht. Ziemlich allgemein wird betont, daß er sich mit dem Tzarrn aussöhne» müsse, andernfalls erwart« de« Fürsten Alexander eine neue und gefährlichere Katastrophe, «in harter Zusammenstoß mit Rußland. Bisher hat nur England offen zn seine» Gnnsten Partei ergriffen, indem er in kon- stautinopel die feierliche Wiedereinsetzung Alexander» beantragte. Die Türkei hat aber jede» einseitige Vorgehen abgrlehnt, und so schwebt die Frage der Haltung der Großmächte noch vollständig. Sehr loben»- werth ist es. daß sich der König Milan von Serbien rundweg für di« Rückkehr Alexander'» in Sophia ««»sprach. Besonder» herzlich war der Empfang de» Fürsten in Ginrgewo an der Donau. Der Fürst wurde, wie wir schon gestern kurz meldeten, vo» einer rumäni sch,« «nd einer bulgarischen Deputation begrüßt, am Halte- platz war eine rumänische Compagnie ausgestellt, welche ihm mili tärische Ehre« erwies. Der Fürst schritt ans die von Stambulow geführte bulgarische Deputation, begiüßte dieselbe nnd umarmte Stambulow» während di« Volksmenge una«»g«setzt Hurrah'S und Hoch'» anf den Fürsten ansbrachte. Die aus der Donau be findlichen Schiffe, Boot« «nd Barke» Ware« frstlich beflaggt, vo» viele» Schiffe« und von de« Geschützen von Rustschnk wurden Freuden schüsse abgefenert. Der Fürst bestieg nach kurzem Aufenthalt sein« Nacht, dieselbe, anf der er al» Gefangener gewesen, »nd fuhr hinüber nach Rustschnk. Die Landung erfolgt« unter Salutschüsse« nnd unter stürmischen Freudenknndgebuugen der Kopf an Kopf gedränaten Menge. Di« Stadt war festlich geschmückt und beflaggt. Der Fürst wurde zunächst von Metropoliten, hierauf vom Consularcon'S begrüßt und sodann von Stambulow im Namen de» bulgarischen Volke» will kommen geheißen, welche» die Verräther verabscheue nnd die Regier- uugSgrwalt wieder in di« Hände de» Fürste» lege. Der Fürst er widerte, er sei überzeugt, daß da» bulgarische Volk fortgesetzt ihm sein Vertrauen zuwende, sein Leben werde der Sorge für die Wohl fahrt desselben gewidmet sek«. Bulgarien hatte übrigen» in der letzte« Woche zwei Regierungen: Di« eigentliche Regierung der Erhebung in Tiruowa und da» Mini sterium Karawelvw in Sophia. Siue Einigung ifddeShal^nicht-erfolgt? weil Karawelow die Untersuchung der bulgarischen Verhältnisse dnrch einen russischen General zu!affen wollte. Zwei Bataillone, di« an dem Berrath theilgenommen und 5 Batterie» haben sich vo» Sophia nach Radomir be gebe«. Die Häupter der Verschwörung find sämmtlich festgenommru, aber bisher noch nicht verurheilt. — Zur Loge spricht die Londoner „Time»" die Bermuthong au», Fürst Alexander sei auf den Rath der englischen Regierung in Lemberg umgekehrt. Alle» deute daraus hin, der Kaiser vo» Rußland sei geneigt, wenigstens vorläufig die vollendeten Thatjachen auzuerkeunen. — Ueber die Leiden, welche der Fürst aus der Reise »ach Lemberg durch Rußland hat »»Sstehen müssen, kommen immer neue Details. Darnach hat de» Fürst ein mal während 28 Stunden nicht» zu essen bekommen. — Nach einem Lrmberger Telegramm der „Köln. Ztg." ist Fürst Alexander gewillt, de» Kampf mit Rußland bi» auf den letzten Blutstropfen anSzu- fechten und drnkt nicht au Versöhnung oder Unterwerfung. Bor seiner Abreise au» Lemberg soll dem Fürsten ein Telegramm des deutschen Reichskanzler» zngegangeu lein. — Zur Berichterstattung über die bulgarischen Verhältnisse sollte der russische General Fürst Dolgornki nach Sophia reisen. Die Reise ist aber fistirt worden. — Der russische Generolconsul in Sophia ersuchte de« Gouverneur Panow, zum Schutze seiner Person und seine» Hanse» eine Wache zn entsende». Ju sei»em Hause ist keine Fensterscheibe ganz geblieben, «nd der Consnl ist mit einer öffentlichen Züchtigung bedroht, falls er sich aus der Straße z-ige» sollte. Die Erregung der Bulgaren gegen die Raffen ist erklärlich. Der Metropolit Clement hat sich in ein Kloster zurückgezogen und giebt vor, am Fieber zu leiden Die Schüler der Kadetteujchnle, die sich der Verschwörung angeschloffen hatten, find von ihre« Kameraden derartig geprügelt, daß sie all« au» der Schule flohen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 31. August. Deutsches Reich. In dem Befinde« des König» Otto von Bayern soll in den letzten Wochen eine Verschlimmerung eingetreten sein. Die Administratoren de» Vermögen» de» Königs haben bereits a» einzeln« Gläubiger der Civillist« Abschlagszahlungen geleistet, be gehren jedoch «tne bedeutende Rrduetiou der Forderungen. Einer der Hauptgläubiger, der Hosbanrath von Brandt, soll von einer Forder ung von mehreren Millionen eine halbe Million nachgelassen haben. Dagegen hat ein Herren - varderobegeschäst den verlangte» Abstrich von 3000 Mark an einer Forderung von 12,000 Mark nicht bewil ligt. Unter diesen Umständen dürste eS doch noch zu öffentlichen Gericht-Verhandlungen kommen. — Di« Anwesenheit de» Reichskanzler» Fürsten Bismarck in Berlin soll nach der „Köln. Ztg." «eben der auswärtigen Politik hauptsächlich der Entscheidung über einige im Vordergrund« stehende Frage« der innere» Reich-Politik gelten. „Insbesondere dürste in großen Zügen das Arbeitspensum sür di« bevorstehende Reichstag», sesfion nnd wohl auch schon der ungefähre Termin der Berufung jetzt sestgestellt werden. Man wird namentlich erwarten dürfen, daß jetzt die Richtung bestimmt wird, in welcher die Reform der Branntweiu- besteurrnng wieder ausgenommen werden soll; an die Vorarbeiten hierzu muß nachgerade Haud angelegt werden." Weitere Nach richten aus Berlin bringen betreffs der Brennlweinsteuersrag« zunächst die Bestätigung unserer Mittheilung, daß i« bayrischen Finanz ministerinm ein BestenernugSplau auSgearbritet wird und daß derselbe «ine RohspirfiuSbesteuerung in Gestalt eines RohspiritnS Monopols bezweckt, für da» indessen iw Reichstage di« Aussichten nicht besser find, wie sür da» erste Monopol-Project. — Der Versuch, eine ausreichende forwelle Verpflichtung der norddeutschen Brenner zu einer Productione.Einschränknug um 20 Procent zu bewirken, wo- für gestern der Termin abgelaufe», ist gescheitert. Man will ent weder di« Frist nochmal» verlängern oder auf eine Eiuschränknng ohne formell« Verpflichtung hlnarbeiten. — Einige französisch« Behörden fange«, im Gegeutheil z« der öffentlichen franzöfischen Meinung, mehr und mehr an, ihr Abschließ- uugSsystew anfzngeben und auch de« Fremde», namentlich den Dent- scheu, Beachtung zu schenken. El« Beispiel dafür liefert der Plan de» französischen Minist-r» der Posten und Telegraphen, Grauet, mit verschiedenen auswärtigen Telegraphen - Verwaltnugen, zunächst mit Deutschland, England und Spanien «in Abkomme» wegen «ine» Sn»- lausche« vo» Telegrapheubeamte« abznschließeu. E» soll eine größere Anzahl von franzöfischen Beamten sür länger« oder kürzer« Zeit zur Dienstleistung auf Telegraphenäwter» »ach Deuischland, England und Spanien gesandt nnd ebenso viel deutsche, englische und spanische Telkgraphenbeamt, solle« jedesmal auf franzöfischen Stationen be schäftigt werden. Auf diese Weise hofft die französische Verwaltung in einigen Jahre« eine genügende Anzahl sprachlich gründlich auSge- bildete» Beamter z« gewinnen und hiermit eine längst empfindlich gefühlte Lücke zu schließen. — Der „Kreuzzeiiuvg" wird an» Schleswig geschrieben: „Der verhaftet« Nagelschmied Schlichting hat al» Bertra«rn»mau« de» Züricher „Socialdemokrat" fnngirt, um da» Blatt in Schleswig- Holstein verbreite« zn helfen Bo« Zürich au» wnrde der „Social demokrat" meisten« dnrch Schmuggler über die Grenze gebracht. Die in Kiste« verpackten Sendnngen kamen unter falscher Declaration hierher. Die in der Kiste befindlichen Packet« wnrdeu dann den Vertrauensmännern in der Provinz übermittelt. Von diesen wurden die Packele jedoch nicht direkt an diejenigen Personen gesendet, welche di« Drucksachen zur Verbreitung bringen sollten, sonder« an Leut«, Welche den Polizeibehörden politisch unverdächtig erschiene«. Bon ihnen ließe» dann diejenigen, welche die Sendungen «halten sollten, sich dieselbe« an-händige«. Frankreich. I« Tonkin herrscht wachsende Unsicherheit und ei» Bericht de» GeneralrefiSenteu Bert stellt große Geldforderungen au da» Mntterlaud, dessen diesjähriger Zuschuß von 70 Millionen Franc» bereit» völlig aufgezehrt ist; Herr Bert weist allerdings auf einen AnSwe, hin, welcher «in «»mittelbare» Eintreten Frankreichs mit neue« Geldopfern ersparen würde: eine Gruppe vou Fiuanzgesell- schafteu will die Steuern Anam» und Tonkin» pachten und eintreiben. Die meisten Minister sträuben sich gegen diese» Plan, der vo» den opportunistischen Mitgliedern de» Cabinet» mit de« Hinweis aus di« einstige Ostiudische Gesellschaft befürwortet wird, wobei jedoch über- sch«« wird, daß jene Tompagnie auch da» Heer und dir Flotten zur Eroberung und Behauptung Indien stellte, während die Ferrh'scheu Banken Wohl die Stenern einnehmen und mit einem Theil derselben die Civilverwalturg bestreiten, die militärischen BesetznugSkosten «nd die MarineanSgabe» ab» Frankreich überlassen wollen. Inzwischen haben sich an der Nordgreuzr, im Gebirge bei Laokai, starke Banden gebildet, welche die „Agrnce Hava»" etwa» «ueigerttlich „Piraten" betitelt, und zu deren Bekämpfung eine Trnppensendung von Hanoi aus «öthig geworden ist. — Der nächst« Miuisterrath ist auf den 9. September anberaumt; man erwartet, daß sich die Kurie bl» dahin über den ihr von Herrn de Frelcynet unterbreiteten Bermittlung»- Vorschlag bezüglich der Vertretung in Peking entschiede» haben wird. Die offiziöse» Organe versichern, daß dieser Vorschlag ebensosehr die sranzösischr« Interessen wahre, als er den Bedenken der Kurie Rechnung trage. Belgien. In Südbelgien begann ein« neuerliche bedenkliche Streikbewegung in Folge der Entlassung zahlreicher Arbeiter, welche an der Brüsseler Manifestation sich betheiligt hatten. Di« Zahl der Streikende« übersteigt tausend. Die Stimmung ist erregt. England. Die anläßlich der Bernrtheilnng de» Socialisten Williams angekündigte Monstrrversammluug hat am Sonntag in Trafalgar Sqnare flatlgefuude». Zu derselben trafen au» verschie denen Stadttheilen Aufzüge ei«, wobei die Musik di« „Marseillaise" spielte. Mehrere Rede« wnrdeu gehalten und Resolutionen ange nommen, in welchen die Freilassung William» gefordert «nd die Roth« Wendigkeit der Emanzipation der Arbeit sowie da» Recht der Arbeiter, die Mittel zur Production selbst z« besitzen, betont wird. Die Polizei zu Fuß und zu Pferde war in großer Zahl in der Umgebung de» Trasalgar Sqnare aufgeboteu, e» kam jedoch keine Unordnung vor.' — Ju der bulgarischen Frage führen di« Londoner Blätter eine sehr energische Sprache. So sagt der „Standard": „Die Völker Europa» sowohl, wie Fürst Alexander haben ein Recht, zu fragen, ob dir Mächte die Abficht habe» oder nicht, den vo» ihnen selbst Erwählten zn schützen; sie müssen verlangen, daß ma« ihnen sage, wie es sich mit diesen heute behaupteten nnd morgen abgeleugnete« Kaiser-Allianzen thalsächlich verhält. Müssen wir daran» schließen, daß e» keinen Frevel und keinen Treubruch giebt, den Rußland nicht wagen darf, ohne daß Oesterreich und Deutschland ihn zurückweist und ahndet? Wenn da» Deutsche Reich dazu gegründet wäre, nächtliche Raubzüge, die Entführung deutscher Hinzen und die Ent ehrung deutscher Unterschriften zu erlauben, weil die betreffende» Schurken Agenten de» Czaren find, dann würde Europa einigermaßen seine Hochachtung modificirrn, die e» vor Deutschland und dem Fürsten Bismarck schon so viele Jahre gehabt hat." Rußland. Bezeichnend sür die Haltung der okficielleu Kreise Rußland» ist folgender Vorfall. Ei» Berliner Hau» fügte seiner KurSdepesche am Sonnabend die Worte Hinz«: „Alexander Sofia abgereist". Von Petersburg traf beim Berliner Telegraphenamt in Folge davon zur Benachrichtigung an de« Absender die Meldung ein, daß die letzten drei Wort« gestrichen und dem Empfänger der Depesche somit nicht «itgriheilt seien. — In Petersburg wurden auch Berliner Depesche» konfisclrt, welche besagten, daß laut de» Berliner «ertrag» Rußland kein Recht zu bewaffneter Intervention in Bulgarien habe, sonder« nur «in« europäische Consereuz znr Regelung der bulgarische« Frage verlange» könne. Bleich Katko« tritt auch die „Nowoj, Wremja" anf das Entschledrnste skr die Okkupation Bulgarien» ein. Orient. Der „Pester Lloyd" bringt di« bereits früher mehr mals aufgetauchte Nachricht, daß Rußland «ine Allianz mit der Pforte einzuzehen beabsichtige und daß der russische Botschafter Herr von Nelldoff die Vertragspunkte von Petersburg witgebracht habe. Der Gewährsmann de» Blatte» behauptet, daß nach glaub würdigen Informationen diese Punkte sich folgendermaßen stellten: 1. Lösung der bulgarischen Frage einverständlich mit der Pforte;
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