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Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188506267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18850626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18850626
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-06
- Tag 1885-06-26
-
Monat
1885-06
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 26.06.1885
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^ Abonnementspreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit den, Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — LanVeS»Anzeiger mit Beiblättern kostet bei de» Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten 50 Pfennige monatlich; bei der Post 50 Pfg. (10. Nachtrag 4523b.) Sächsischer Verlag: Alexander Wiede, Buchdruckerci, Chemnitz. FMes-Ailskitzkr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Freitag, 28. Juni 1885. Jnscrtionspreis: Raum einer schmalen Korpuszeile 15 Pfg.» — Reklame (Ispa tigc Petitzcile) 30 Pfg.— Bei Wiederholung grober Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Cxpedttio» und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wicde'S Anzeiger, Chenmltzi LridMrr: »»Tägliches Unterhaltungsbliltt" und huimistlsch illustkirtes SminliWdlnlt »»Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die Königliche Untcrofficier- Schnle zu Marienberg soll am 1. Oclober dieses Jahres stattfinden. Die Anmeldungen hierzu haben im Lause des MonatS Juli durch persönliche Vorstellung des Aspiranten entweder bei dem Commando der Unterofficier- Schule, oder dem heimathlichen — nicht sächsische Aspiranten beim nächst gelegenen Königlich Sächsischen — Landwehr-Bezirks-Commando zu erfolgen. Bei diesen Behörden ist auch das Nähere über die Verhältnisse der König lichen Unteroffizier-Schule, sowie die Ausnahme-Bedingungen zu erfahren, und wird nur noch bemerkt, daß diebetreffende» Aspiranten mindestens 14 Jahr alt und consirmirt sein müssen, beziehentlich das 18. LehenSjahr nicht wesent- lich überschritten haben dürfen, und daß die gesammte Erziehung der Zöglinge auf der Unterofsizicrschule unentgeltlich geschieht. Dresden, den 20. Juni 1885. Kriegs-Ministerium. Für den Kellner Gustav Fischer aus Chemnitz, zuletzt in Berlin, jetzt unbekannten Aufenthalts, ist heute dessen Bruder, Herr Theodor Julius Fischer. Klempner und Metallbrücker hier, als Abwesenheitsvormun» ver pflichtet worden. Chemnitz, den 20. Juni 1885. Königliche Amtsgericht. Da? im Grundbuche auf den Namen Franz Hermann Lieberwirth einge tragene, dermalen als Garten benutzte, zu Bauarcal geeignete Grundstück Nr. 90 des Flurbuchs. Folium 232 des Grundbuchs für Einsiedel, nach dem Flurbuche 5,» Ar groß, geschätzt auf 900 M., soll im hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 13. Juli 1885, Vonnittags 10 Uhr als Änmeldetcrmin, ferner der 29. Jult 1885, Vormittags 10 Uhr als Ber steigerungstermin, sowie der 11. August 1885, Vormittags 10 Uhr als Termin zur Verkündung des Bertheilungsplanes anberaumt worden. Die Realbe- rechtsten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungcn, spätestens im An meldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der aus dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Verichtsschreiberei des Unterzeichneten Amtsgerichts eingesehcn werden. Chemnitz, am 23. Juni 1385. Königliches Amtsgericht- Gestohlen wurden in der Nacht zum 17. d. M., vermuthlich nach vor herigem Einweichen, aus einem Hause in Grüna bei Chemnitz folgende Gegenstände, als: 1. 4 Stück Gummibillardbälle, und zwar 2 schwarze, I rother und 1 desecter weißer, sowie 2 Stück weiße Elfenbeinbälle, 2.1 Kaut schukstempel mit der Stempelplatte: „Ernst Sleinbach, Stellmacher und Gast- wirth in Obergrüna," 3. 1 gedrucktes Buch, enthaltend „Statuten der Beerdig ungsgesellschaft zu Grüna/' 4. 1 Notizbuch, 5. 50—60 Stück Cigarren, 6. 1 graue Schützenjeppc mit Stehkragen, grüner Einfassung und Hirschhorn knöpfen; in der Joppe hat eine 2ellige Schmiege gesteckt, 7. 1 getragener, gelbgesprieselter Schoßrock, 8. 1 Vorlegeschloß. Dies wird zur Ermittelung des Diebes und Wiedererlangung der Diebstahlsobjecte andurch bekannt gemacht. Chemnitz, den 20. Juni 1885. Der Königliche Staatsanwalt. Freitag, den 26. Juni, Vormittags 9 Uhr, sollen im Auctionssaale des Justizgebäudes verschiedene Möbel, Sviegel, Wanduhren, Taschenuhren, Bett stellen und Matratzen, Federbetten, I Nähmaschine, Regale, eine große Partie garnirte Damenhüte, Kinderhüte, Strohhüte, Filzhüte, Rüschen, Schleifen, Hutfedern, Agraffen, Bänder, Blumen u. s. w. zur öffentlichen Versteigerung gelangen, Aotuar Berger, Gerichtsvollzieher bei dem Kgl. Amtsgericht Chemnitz. Telegramme de- Landes-Anzeigers Vom 24. Juni. Wien. Aus sanitären Rücksichten wurden die für den 28. und 29. d. MtS. anberaumten Wallfahrt-züge aus Böhmen nach Welerhad untersagt. Wien Der hier lebende Germanist Erich Schmidt ist ge sonnen, die ihm anbetragene Berufung als Director des Goethearchivs und literarischer Vertrauensmann der Großherzogin anzunehmen. Wien. Dem italienischen Turnverein „Union Gymnastica wurde seitens der Triester Statthalterei die Betheiligung am deutschen Turnfeste in Dresden verboten. Wien. Die kürzlich erfolgte Ankündigung einer Reise deS Kronprinzenpaares nach Rußland wird als unrichtig bezeichnet. Brünn. Seiten der amtlichen „Brunner Zeitung" wird con- stalirt, daß der Arbeiterstreik als beendet zu betrachte» sei. Pest. Die intemationale Winterfahrplan-Conferenz Pro 88/86 wurde heute eröffnet. Vierundfiebzig Eisenbahuverwaltuugen sind vertreten. Der Antrag der Generaldirection der österreichischen Staatsbahnen, den Einführungstcrmin des jeweiligen Winterfahr- plaues auf den 1. Oktober festzusetzen, wurde mit dreiundvierzig gegen vierundzwanzig Stimmen angenommen. Die nächste Fahrplan- cvnsereuz findet am 20. Januar 1886 im Hamburg statt. Paris. Da- „Journal osficiell" veröffentlicht ein Decret, welches die Befugnisse deS französischen Miuisterrefidenten in Tunis erweitert und demselben den Titel „General-Resident" beilegt. Er wird znm Vertreter der Vollmachten der Republik in der Regentschaft ernannt, indem seinem Befehle die Commandauten der Truppen im Lande und aus dem Waffe», sowie alle VerwaltnngSzweige unterstellt werden. Paris. Allaiu Targö beabsichtigt, nach dem „National", da» Ministerium deS Innern an Goblet abzutreten und selbst die öffent- lichen Arbeiten zu übernehmen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Demola, würde dafür den Unterrricht erholten. — Delegirte der republikanischen Truppen hielten eine Versammlung und constituirten sich provisorisch als Actiouscomitee. Die Behandlung politischer Fragen und «ine in Betreff de« Manifestes zu beschließende Verein darung wurde bis Freitag verschoben. Rom. In der Kammer theilte DepretiS mit. der König habe ihm den Auftrag «rtheilt, ein neue- Eabinet zu bilden und er habe den Auftrag angenommen. London. Henry Drummond-Wolfs ist zum außerordeotlicheu Gesandten und bevollmächtigten Minister mit dem Range eine- Ge heimratheS ernannt. Derselbe begiebt sich sofort nach Egypten. London. Die englische geographische Gesellschaft be- Ichloß, im August eine Spedition unter Mr. Last nach Ostafrika aus- iusendeu. Dieselbe soll von Sansibar auSgehen und das südlich ge ligene Gebiet bis zum Quilimane und westlich bis zum See Schiewa erforschen. Bremen. Der Dampfer deS Norddeutschen Lloyd, „Werra 'st heute früh zwei Uhr in New York eingetroffen. Hamburg. Der Postdampfer „Holsatia" der Hamburg Merikanische» Packetfahrt-Actiengesell chast ist, von Hamburg kommend, i" Tap Hayti eingetroffen. Stettin. Zur Feier deS vierhundertjährigen Geburtstage» de» N'snator- Johanne« Bug,«Hagen, Pomeraun», finde« heute größere ^""I^iten seiten» der Kirchen und Schulen statt; die letzteren find m Für den Abend find außerdem von verschiedenen Vereinen Miche Versammlungen vorbereitet. Die Sonntagsruhe. Als in der letzten Session des Reichstages die Sonntagsarbeit lebhaft debattirt wurde, nahmen auch wir Gelegenheit, an dieser Stelle ene vielumstritteue Frage zu erörtern, hat dieselbe doch fürChemnitz mit seiner glänzenden Industrie und seiner zahlreichen Arbeiter bevölkerung ein doppeltes Interesse. Da augenblicklich noch immer die Sonntagsarbeit Gegenstand der eifrigsten Agitation ist, so erscheint es Wohl umsomehr geboten, nochmals auf dieselbe zurückzukommen. Die eifrigen Gegner der Sonntagsarbeit berücksichtigen nicht die Thatsache, daß in dem weitaus größten Theile der deutschen Industriezweige schon jetzt an Sonn- und Festtagen nicht gearbeitet wird; absolutes Verbot de» Sonntagsarbeit, das ist vielmehr die Loosung, mit der auf die Masten einzuwirken versucht wird. Das oll natürlich heißen, die Arbeiter, die bisher Sonntags gearbeitet, m Interesse einer zahlreichen Familie vielleicht gern thätig gewesen find, sollen von der Wirksamkeit am Sonntag befreit werden, ohne dafür finanzielle Einbuße von Bedeutung zu erleiden. Da wird einfach gesagt, die Arbeitgeber müssen den Haupttheil des Lohnaus- alles tragen. Das ist nun — gerade heraus gesagt, — widersinnig; wie soll der Industrielle dazu kommen, eine Arbeit zu bezahlen, die nicht geleistet ist? Er wird das gerade ebenso wenig thun, wie der Arbeiter eine Arbeit vollzieht, die er nicht bezahlt erhält. Gar nicht erwogen ist dabei noch, daß durch Pausiren am Sonntag mancher Industrie directer Schaden zugesügt wird, daß die Lage des Geschäfts betriebes eine Arbeitseinstellung oft nicht gestattet oder die Sonntags- arbeit aus diesen oder jenen practischen Gründen unbedingt noth- wendig ist. Wenn wirklich ein absolutes Verbot der Sonntagsarbeit noch eine würdigere Sonntagsheiligung im Gefolge hätte. Abir auch daran ist nicht zu denken; denn wem diese Sonntagsfeier inanzielle Verluste bringt, der begeht de« Tag des Herrn gewiß nicht mit frohem Herzen. Aus Uebermuth wird Sonntags gewiß nicht gearbeitet; wer es thut, dem schreiben es die Verhältnisse vor, und Mancher, der jetzt munter darauf los für die unbedingte SonntagSheiligung spricht, wird vielleicht anderen Sinnes werden, wenn er erst einmal praktisch die Unbequemlichkeiten durchmacht, welche die Erfüllung seiner Forderung nach sich ziehen wird. Verbot der Sonntagsarbeit und SonntagSheiligung soll dasselbe ein, ist es nach Lage der Dinge aber nicht. Dies könnte nur dann zutreffend sein, wenn jetzt allgemein gearbeitet würde, was doch in der That nicht der Fall ist. Die rechtschaffene und nothwendige resp. nützliche Thätigkeit ist kein Vergehen gegen die SonutagSheilig- ung, sie schafft zufriedenen Sinn und verletzt die Würde des Fest- tages in keiner Weise. Zugegeben kann deshalb doch werden, daß e ne solche Sonntagsarbeit auch Auswüchse im Gefolge haben änn, aber diese können in einfacher Weise von jeder Behörde be- eitigt werden, deshalb braucht man nicht gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten und eia Gesetz zu erlösten, das unabsehbare Folgen haben kann. Gerechtfertigt ist die Forderung, aß der Arbeiter nicht jahraus jahrein des Sonn- ags arbeitet, aber zwischen der Erstrebung solcher Ziele und dem absoluten Arbeit-v-ibot auch für den, der gern arbeiten will oder muß, ist doch ein himmelweiter Unterschied. In Oesterreich-Ungarn ist kürzlich das Verbot der Sonntags arbeit durch Gesetz eingesührt. Es ist aber ein schnurriges Gesetz und hat. bei Lichte besehen, fast gar keinen practischen Werth. Es führt hundert- neunundachizig Industrien aus, die von der obligatorischen Sonntags- ruhe dispensirt sind und eine ministerielle Verfügung giebt am Schluß den Provinzial-Localbehörden die Befugniß, noch weitere besondere Ausnahmen zuzulaffen. Wer arbeitet denn nun eigentlich nicht? Wie man sieht, stellen sich bei der practischen Ausführung dieser Forderung nach unbedingtem Verbot der Sonntagsarbeit doch Schwierigkeiten heraus, von denen sich mancher eifrige Befürworter nicht- träumen läßt. Ein Gesetz, wie das österreichische, schafft aber keine Besserung, es vermehrt die Unzufriedenheit noch und schafft eine solche, wie sie bisher gar nicht vorhanden war. ES mag immer gesagt werden: Sonntags darf absolut nicht gearbeitet werden; das letzte Wort in >ieser Frage hat doch der Arbeiter selbst zu sprechen, denn die Ge- etzgebung kann unmöglich dahin gerichtet werden, die pekuniäre Lage eines TheilS der Einwohner deS Deutschen Reiches direct und ohne Weiteres zu verschlechtern. Nach dieser Seite hin hat sich besonders Fürst Bismarck im Reichstage ausgesprochen und auch neuerdings, wie wir gestern mit theilten, wieder hervorgehoben, daß er nicht die Hand dazu bieten werde, den Arbeiter wider seinen Willen auf Verzicht des Sonntags- lohneS zu zwingen. ES werden die betheiligteu Industrien, Arbeit, eber wie Arbeitnehmer, befragt werden, ob sie mit dem absoluten verbot der Sonntagsarbeit einverstanden find und welche Folgen liarauS hervorgehen dürsten. Von der Antwort wird die gesetzliche Behandlung der Frage abhängig gemacht werden. Theoretisch lassen ich solche Forderungen leicht stellen; die von der practischen AuS- ührung Berührten denken aber anders; Sonntagsruhe darf nicht >urch Verschlechterung deS Daseins erwirkt werden. Politische Rundschau. Chemnitz, den 28. Juni. Deutsches Reich. AuS Ems wird vom Mittwoch gemeldet: Der Kaiser hat nach sehr gut verbrachter Nacht seine Trinkcnr im Zimmer fortgesetzt. Um neun Uhr unternahm der Kaiser, begleitet vom Adjutanten Major Prinzen Reuß, im offenen Wagen eine ein- stündig« Spazierfahrt, die Bahn abwärts." — Die Kaiserin August« stattete Dienstag Abend mittelst Extra- zugeS von Koblenz aus dem Kaiser in TmS einen Besuch ab und kehrte später nach Koblenz zurück. — Der Kronprinz wohnt« am Mittwoch der Feier deS fünfzig jährigen Bestehen» der Johanniskirche in Moabit bei Berlin bei. — Der Prinz Albrecht von Preußen hielt Mittwoch in seinem Berliner Palais ein Capitel de« Johauuiter-OrdenS ab. — König Lndwig von Baiem hat für die im Reichslande stehenden baierischeu Ofsiciere rin« vierzehutägige Trauer au» Anlaß de» Ableben» de» Feldmarschalls von Manteuffel angeordnet. — In de« deutschen Häfen werden dir aus Spanien kommen den Schiffe jetzt der Cholera-Controle überzogen. — Die Nen-Guiuea-Compagnir läßt jetzt in regelmäßigen Zwischen- ränmrn hestweise Nachrichten über ihr Befitzthnm in der Süds«, Kaiser-Wilhelmsland, auf Neu-Guiuca und Bismarck-Archipel, erscheinen. Demnächst werden die Berichte ausgegeben, welche Dr. Finsch über das neue deutsche Gebiet und die ersten Maßregeln zur Besitzergreif ung erstattet hat. vr. Finsch ist auf der Heimreise nach Deutschland begriffen und wird in allernächster Zeit in Berlin erwartet. — Von verschiedenen Seiten wird jetzt gemeldet, Erzbischof Melchers von Köln werde bei dem im nächsten Monat in Rom stattfindenden Consistorium zum Cardinal ernannt werden. Ob da mit ein Bischofssitz frei wird, steht aber noch nicht fest. — Die Cassel« Zeitung schreibt, Hofprediger Stöcker bewerbe sich um die erledigte Stelle an der Cassel« lutherischen Kirche. — Die Verantwortung für diese Mittheilung muß selbstverständlich dem genannten Blatte überlasten bleiben. — Die Klagen über die wachsende Zunahme der Meineide kommen von allen Seiten. Dem Schwurgericht in Gera liegen während seiner jetzigen Session einunddreißig Strafsachen vor; nicht weniger als vierzehn davon betreffen Meineide. — Die in Stettin erbaute chinesische Panzer-Corvette „Tsi-Auen" ist in Kiel eingetroffen. Die drei überhaupt auf deutschen Werften erbauten chinesischen Panzerschiffe werden am 3. Juli die Fahrt nach China antreten. — Als Candidaten für den Posten deS Statthalters von Elsaß- Lothringen sind bisher genannt: Prinz Albrecht von Preußen, der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Hohenlohe, Graf Stolberg- Wernigerode und, wie wir schon meldeten, der sächsische Kriegs minister General Fabrice. — Aus Kiel wird geschrieben: „Die Entlastungen von Ar beitern auf der kaiserlichen Werft haben in diesem Jahr einen viel größeren Umfang angenommen, als es sonst in der Frühjahrszeit üblich war. Nicht nur unverheirathete und jüngere Leute hat die Kündig ung betroffen, sondern auch ältere, seit Jahren auf der Werft be« schäftigte Arbeiter, die zahlreiche Familien zu ernähren haben. Da die Krisis im Schiffsbau noch immer fortdauert, so ist Arbeits gelegenheit gerade in diesem Jahre für die Werftarbeiter nur in vereinzelten Fällen vorhanden, und deshalb ist eS im buchstäblichen Sinne wahr, daß zahlreiche Familien brotlos geworden sind. Ueber die Ursache der zahlreichen Entlastungen circuliren die verschiedensten Gerüchte. Es heißt, daß die Zahl der auf der Werft beschäftigten Arbeiter auf den etatsmäßigeu Satz von eintausendsechshundert herab gesetzt werden solle, um mit den für die Arbeitslöhne zur Verfügung stehenden Mitteln auszukommen. — Soweit bis jetzt seststeht, wird sich der Bundesrath in den ersten Tagen des MonatS Juli vertagen und schon im September wieder auf kurze Zeit zusammeutreten, um die Ausführungs-Be stimmungen zum Börsensteuergesetz und zum Zolltarif festzustellen. Dem Vernehmen der „Bost. Ztg." nach ist eS nicht möglich, die nöthigen Vorarbeiten dazu noch vor den Sommerferien abzuschließen. Was die braunschweigische Frage anlangt, so ist für den Welfen- antrag Preußens noch keine Sitzung des JustizausschuffeS anberaumt, doch ist es nicht zweifelhaft, daß die Berathung bald beginnt und daß der Bundesrath nächste Woche darüber Beschluß faßt. In der durch einen Agnaten des Lippe'scheu HauseS angeregten Thronfolge frage für das Fürsteuthum Lippe geschieht zunächst nichts. Da» ein- gegangene Schreiben zu Lippe-Biesterfeld cursirt noch bei den Bundesrathsbevollmächtigten. — Die Führer der beiden englischen Fischerfahrzeuge, welche von dem deutschen Kriegsdampfer „Pommerania" wegen unberechtigter Fischerei nach Wilhelmshaven eingeliefert waren und bisher im dor tigen AmtSgerichtSgefängniß in Untersuchung saßen, sind jetzt nach Aurich übergeführt, wo die Sache am 26. Juni vor der Straf kammer verhandelt werden wird. Der englische Consul in Brake hat bei Gericht eine hohe Summe hinterlegt, damit die Freilassung der Beiden sofort nach erfolgtem Urtheilsspruch erfolgen kann. Oesterreich-Ungarn. In der Umgebung von Brünn ver langten die ländlichen Arbeiter die Ausdehnung des Normal-Arbeits tages auf den landwirthschaftlichen Betrieb und erzwangen sich während mehrerer Tage der vergangenen Wache von ihren Aufsehern die Erlaubniß, die Arbeit um sechs Uhr Abends einzustellen. Offen bar war dies eine Rückwirkung des Brünner Streiks. Ob die länd lichen Arbeiter auch nach Beendigung deS letzteren ihre Forderung aufrechthalten werden, bleibt abzuwarteu. Wenn dem „Versöhnung». Ministerium" Taaffe die Augen noch nicht darüber aufgehen, daß die verhätschelten Tscheche« die für den Bestand deS österreichischen Staate» gefährlichen Elemente in sich bergen, dann scheint eS zu den „ewig Blinden" zu gehören. Schweiz. Di« Nationalversammlung in Bern hat einstimmig den Bundesrath aufgefordert, eine Untersuchung darüber anzustellen, ob der Handelsvertrag mit Deutschland zu kündigen und in der Türkei eine eigene Vertretung der Schweiz zu «richten sei. Frankreich. Dem Staatshaushaltsetat für 1886 werden sehr trübe Aussichten gestellt. E» wird von den Antirepublikaner» be hauptet, e» werde sich dabei ein Deficit von über dreihundert Millionen Franken Herausstellen. — Aus Singapore wird gemeldet: „Da» Packetboot La France, da» von Toukin auf der Fahrt nach Toulon ist, wurde in Quarantäne gestellt, da der Gesundheitszustand der au Bord befindlichen Leute sehr bedenklich ist." Die Cholera stellt sich in den Flußniederungen Cochinchiua'S und Tonkin'S nach den jähr lichen Ucberschwemmungen in den «lenden, schmutzigen Hütten der Reisbau«« fast regelmäßig ein, und so hat Toulon wieder Aussicht ans Einschleppung der Seuche, wenn nicht mit der äußersten Vorsicht verfahren wird. Diese ist aber schwer zu handhaben, denn nicht blö dle an» Tonkin heimkehrenden Truppen, sondern noch mehr die mit« gebrachten Uniformen, Wäsch« u. s. w. bergen AnsteckungSstoff. Italien. Nachdem nun in London die Ministerkrisis vorüber, wird auch di« Neubildung de» italienischen CabinetS nicht mehr lang« auf sich warten lasten. Bei dem konservativen Ministerium in London ist der italienische Minister de» Auswärtige« Mancini unmöglich, denn die englischen Couservativen werde« erst recht nicht dulden, daß sich Italien am Rotheu Meere ein größeres Gebiet nimmt. Die An wesenheit der italienischen Truppen in Maffanah am Rothen Meere hat also jetzt erst recht keinen Zweck mehr, und um «ine Zurück- bernfung zu ermöglichen, muß eben Mancini verschwinden. HKelgien. Der Bericht der Kammercommisfion über den Vorschlag von Einfnhrzölle« auf Lebensmittel spricht sich mit fünf Stimmen gegen zwei für eine parlamentarische Untersuchung betreff» der Lage de» Ackerbaues und der Industrie in Belgien au». heißt den Gegenstand bi« in'» Unendliche vertagen.
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