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Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188510097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18851009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18851009
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-10
- Tag 1885-10-09
-
Monat
1885-10
-
Jahr
1885
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 09.10.1885
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— 23S. — 5. ÄahrM.q. AbonnementSpreis: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende — Landes-Anzetger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Psg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Bororten, sowie bei der Post. (Eingetr. im 10. Nachtr. 4633b.) Am Quartal erscheint für Abonnenten Sehresbuch <«e,hnachtSprSmie)des Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Buchvrnckere, Chemnitz. Sächsischer zlaniikS'Ailskiskr Freitaq, S. Oktober IM. JusertionsPreiS: Raum einer schmalen Korpuszcile 15 P^.-, — Reklame(Ispaltige Petitzeile) 30 Psg.— Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Expehition und Revaktto«: Chemnitz, Theaterstrahe Nr. 48. Telegramm-Adr.: Wiede's Anzeiger, Chemnitz. Fernsprechstelle Nr- 136. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger MM«: „TSgliches UnterhsUungslilatt ' md humnM iWM« SoMMM „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Gesetzlicher Vorschrift gemäß haben die Gemeindevorsteher unter Zu ziehung des Bezirksschornstcinfegers alljählich zwei Mal, im Frühlahre und im Herbste, vor Eintritt des Winters, eine genaue Besichtigung der Feuer stätten vorzunehmen. Indem man die Herren Gemeindevorstände des hiesigen Verwaltungsbezirkes hieraus noch besonders aufmerksam macht, veranlaßt man dieselben, da, wo dies noch nicht geschehen sein sollte, diese Besichtigung nunmehr unverzüglich vorzunehmen und wegen Abstellung etwa Vorgefundener Ordnungswidrigketten und Schadhaftigkeiten das Erforderliche zu veranstalten. Chemnitz, am 5. October 1885- Die Königliche Amtshauptmannschaft. Die Herren vi. Friedrich u. Comp, in Erfenschlag beabsichtigen, in dem unter Nr. 91 des Brandversicherungs-Catasters, Nr. 22 des Flurbuches für Altchemnitz gelegenen Fabrik-Grundstücke die Herstellung von Alkalien und alkalischen Erden, insbesondere die Fabrikation von Essigsäure, Sulfiten, Ferrisulfat, Natriumhydrooxyd, kristallisirtem Natriumcarbonat, Nitrit, Chlor zink und DeSinsectionsmitteln aufzunehmen. In Gemäßheit 8 1? der Reichs- gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht aus be sonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Chemnitz, am 3. October 1885. Die König!. AmtShauptmannschaft. Im Handelsregister sür den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2807 die am 1. Mai 1885 errichtet« Firma Eduard Wendt u- Co. in Chemnitz (Bismarckstraße Nr. 9) eingetragen und zugleich verlautbart, daß die Kaufleute Herr Ferdinand Eduard Wendt in Chemnitz und Herr Martin Albert Wandel in Dresden, Besitzer einer Lampensabrik, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 6. October 1885. Königliches Amtsgericht- Auf dem di« Actiengesellschaft unter der Firma Werkzeugmaschinenfabrik Union (vormals Diehl) in Chemnitz betreffenden Folium 1536 des Handels registers für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute Verlautbart: l. daß Herr David Gustav Diehl aus dem Vorstande der Ge sellschaft ausgeschieden ist, 2. daß der Ingenieur Herr Gustav Emil Diehl in Chemnitz zum Mitglied des Vorstandes erwählt und 3. daß dem Kaufmann Herrn Hugo Edmund Baßler daselbst sür die genannte Actiengesellschaft Pro cura ertheilt worden ist. Hierzu wird noch bekannt gemacht, daß zur rechts verbindlichen Zeichnung für die Gesellschaft die Unterschrift zweier Mitglieder des Vorstandes, oder die eines Vorstandsmitgliedes und eines Procuristen oder Bevollmächtigten erforderlich ist. Chemnitz, am 7. October 1885. Königliches Amtsgericht. Gesucht wird die am 13. Juli 1868 in Königshain bei Ostritz geborene und angeblich hier aufhältliche Näherin Johanne Theresie Bergmann zur Vernehmung über eine Anzeige., Chemnitz, den 5. October. Der Königl. AmtSarwalt. Heute Freitag Vormittag 9 Uhr sollen im Nuctionssaale des Justiz- gebäudes hier 27,500 St. bessere Cigarren, Möbel, Betten, Wäsche, Bekleb dungsgegenstände, Schmuckiachen, goldene und silberne Uhren, Spielwaaren, Pappendeckel, 1 Kiste flüssiger Leim, 1 größere Partie Herren- und Damen stiesel, Filzhüte, Lammfelle u. V. m. zur öffentlichen Versteigerung gelangen. Actuar Berger. Zkel-grapdrfche Nachrichten Vom 7. October. Würzburg. Der verantwortliche Redakteur der ultramoutanen »Frank. Volks bl.", Stumpf, hat sich vor dem nächsten Schwurgericht wegen Beleidigung der Kaisers zu verantworte«. Wien. Die Richtigkeit der Nachrichten aus Pest und Paris über österreichische Rüstungen wird entschieden in Abrede gestellt. Wien. Abgeordnetenhaus. Rieger interpellirte NamenS der Tschechen wegen der Excefle in Böhmen, ob die Regierung Resultate der Untersuchung bekauntzugeben und welche Maßnahme« zum Schutze des Verkehrs beider Nationalitäten sie zu treffen gedenke. Paris. Wie hier verlautet, soll Oesterreich-Ungarn eine theil weise Mobilisirung seiner Armee vorbereiten nnd die ungarischen Staatsbahuen sich für TruppentranS Porte nach Semlin rüsten, auch die österreichische Flotte werde mobilisirt. (Die Richiigkeit dieser Nach richten wird bekanntlich von Wien aus bestritten. Red.) Paris. Das Ministerium hat beschlossen, in seiner jetzigen Zusammensetzung mit einer Erklärung vor die neue Kammer zu treten nnd erst daun seine Entlassung zu nehmen. Entscheidende Beschlüsse werden Wohl erst heute unter dem Vorfitz deS Präsidenten der Re publik gefaßt werden. Die am Sonntag bei den Wahlen durchge fallenen Minister, die infolgedessen abgedankt haben, bleiben vorläufig im Amt. Bukarest. Serbische Agenten sind über den Timok in das (bulgarische Gebiet gegangen, um die Bevölkerung von Widdio zu be arbeiten, damit sie die Annexion des Gebietes durch Serbien verlange. — Die Türkei bereitet sich eifrig sür einen Wiuterfeldzug vor. Ni sch. König Milan sagte in Nisch zu Abgeordneten, daß Serbien das Resultat der Conferenz abwarte« und falls dasselbe für Serbien kein befriedigendes wäre, unbedingt zu de« Waffen greifen werde, um das unter-den Balkanstaaten gestörte Gleich gewicht gegenüber der bulgarischen Union wieder herzustellen. Kopenhagen. Der Ezar soll sich in nervös gereizter Stimmung befinde«, weil die anderen Mächie den Fürsten Alexander nicht fallen lasten wollen. Der Candidat des Czarm sür den großbulgarischcn Thron sei der Herzog von Cumberland. Konstantiuopel Die Rüstungen werden hier fortgesetzt, doch Wird noch immer an einen friedlichen AuSgang deS BalkauconflictS geglaubt. Da« Autonomieproject MacedonienS stößt von mehreren Seiten auf heftigen Widerspruch; auch verwahrt sich die Pforte ent schieden dagegeu. Philipp opel. Die Meldung, daß der Sultan bereit sei, den Fürsten Alexander als Generalgouverneur von Ostrumelien auzuerkennen. wird hier dankbarst ausgenommen. Der Anschauung maßgebender kreise in Bulgarien zufolge bleibt jedoch absolut die Bedingung fest zuhalteu, daß das organische Statut OstrumeliruS außer Kraft gesetzt uud eine große Nationalversammlung einberufen werde, um die Ver fassung zu revidiren, ein gleichmäßiges Regierungssystem für beide Länder einzuführen und die erforderlichen Credite zur Bezahlung deS Tributs uud der rückständigen Schulden an die Pforte zu votiren. Odessa. Der iw Osten der Stadt heute ausgebrochene Brand ist unterdrückt. Der Schaden beträgt vier Millionen Rubel. Die großen Magazine der Firma Sattry find vollständig vernichtet. » Berlin, 9. October. In dem berüchtigten Proceß Graef in Berlin beantragte der Staatsanwalt am Schluß deS Plaidoyer- gegen Professor Graef das Schuldig wegen Meineids, Anstiftung zum Meineid uud Sittlichkeit-Verbrechens in einem Fall, gegen Bertha Rother die Freisprechung, gegen Anna Rother dar Schuldig wegen Meineids, gegen Auguste Rother das Schuldig wegen schwerer Kuppelei Der Gerichtshof Hot sämwtliche Angeklagten sreigesprochen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 8. October. Deutsches Reich. Der Kaiser hat von Baden-Baden die von dem Vorstande des Eeutral-DombauvereinS in Köln erbetene Genehmigung der Fortsetzung der Kölner Dombau-Lotteri« behufs i irlangung der Kosten zur Freilegung deS Kölner Domes ertheilt. Seitens des Ministeriums war das Gesuch abschlägig beschieden worden. — Wie in militärischen Kreisen verlautet, würde Prinz Albrecht von Preußen, falls seine Wahl zum Regenten von Braunschweig durch di« zum 19. d. MtS. einberufene LaudeSversammlnng erfolgen ollte, da« von ihm seit länger denn zehn Jahren geführte General kommando deS 10. Armeekorps (Hannover) niederlegen und die vom Prinzen Friedrich Karl dis zu seinem Tode geführte dritte Armee- Inspektion erhalten, welche das 7., 8., 10. und 12. Armeekorps umfaßt. Auf diese Weise würde seine Stellung als Regent einer deutschen Bundesstaates mit seiner militärischen Dienstleistung in Einklang gebracht werden. Das Braunschweigische Kontingent würde, wie z. B. das Oldeuburgische, endgiltig in den Rahmen deS preu- zischen Armee-Verbaude» eiugeschlosseu werde«. Commodore Paschen in Kiel wurde zum Contreadmiral ernannt. — Die „Colonial-Politische Correspondenz" meldet a«S Zanzibar: Lieutenant Schmidt erwarb die Landschaft Usaramo durch eine« Ver trag für die Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft. Damit ist die wiAige Küstenlandschaft südlich von Usegnha ebenfalls deutsch und der ganze Laus der Rufidji im Besitze der Gesellschaft. Der vorzügliche Haft« Daressalam, der beste der gesammteu Ostküste Central-AfrikaS, gehört zu dieser Landschaft. Es wird zu untersuche« sein, inwieweit der Sultan von Zanzibar an einen oder de» anderen Küstenpunkt von Usaramo Anrechte hat. Durch die Schmidt'sche Erwerbung dieser Provinz von 4- bis 500 deutschen Quadratmeilen gewinnt die Er werbung von Chutu erst vollen Werth. — Die socialdemokratische ReichStagsfraetion wird sofort nach der Einberufung des Reichstag- Mitte November sich mit ihrem Arbeiterschutzgesetz-Entwurf beschäftigen, so daß derselbe, ohne oder mit Abänderungen, dem Reichstage gleich nach seiner Constituiruug vorgelegt werden kann. In den erste» FraetiouSsitzungen sollen alle mit der parlamentarischen Thätigkeit der socialdemokratischeu Partei in Verbindung stehende Fragen einer principiellen Erörterung unter, zogen werden, somit die Stellung der Partei zum Parlamentarismus allgemein präcifirt uud in Bezug auf das Verhalten in der Parla mentarischen Thätigkeit womöglich eine feste Norm aufgestellt werden. — Der am 6. September in Nodtlebeu bei Erfurt abge haltene Bauerntag wurde durch den Landrath v. Müffling in dem Augenblicke aufgelöst, wo Herr Wisser-Windischholzhausen in der Be- prechnng des Streites zwischen dem Stettiner Magistrat und der Re gierung eine Aeußerung that, welche als eine Beleidigung deS Mi nisters von Puttkammer aufgefaßt wurde. Wie die „Magdeb. Ztg. meldet, ist in der That gegen Herrn Wisser ein Skafautrag wegen Beleidigung de» Ministers gestellt worden. Oesterreich-Ungarn. Abgeordnetenhaus. Die Regierung brachte gestern ein Gesetz ein über die Verlängerung der Einstellung der Ge- chworenengerichte in Wien, Kornneuburg und Wiener-Neustadt bis Ende Juni 1886 und über die Verlängerung des Gesetzes über die Gebühreu-Erleichterungen bei Konvertirung von Elsenbahn-PrioritätS- Oöligaiionen. Plener uud Heilsberg stellten folgende Interpellation an Taaffe: „Wie vermag die Regierung ihre bisherige Unterlassung der Gewährung eines ausreichenden Schutze» für Deutsche in Böhmen zu rechtfertigen und welche Haltung will sie künftighin gegenüber den eit sechs Jahreu entfesselten nationalen Kämpfen in Böhmen und der immer mehr bedrohten Stellung der Deutschen einnehmeu?" Die Interpellation ist von der gesammteu Linken unterzeichnet. Abg. Kiudermann beantragte di« Einlösung der böhmischen Nordbahn durch den Staat. — Das Berliner „Telegraphen - Correspondenz - Bureau" ist zu der bestimmten Erklärung ermächtigt, daß die Nachrichten, wo nach angeblich auch in Oesterreich Vorkehrungen zur Mobilisirung von Truppen uud zur Ausrüstung von Kriegsschiffen getroffen werden ollen, jcdir Begründung entbehren. — Dem vorgestrigen Diner bei Kalvoky zu Ehren des neuen italienischen Ministers deS Auswärtigen, Robilaut, wohnten Taaffe, Kallay, die Botschafter Deutschlands, Englands, Frankreichs, Rußlands, der Türkei und mehrere Gesandten, öwie da» Personal der italienischen Botschaft bei. — Im Adressen anSschusse, wo sämmtliche Minister anwesend waren, wurden an diese zahlreiche Fragen gestellt Die Mitglieder der Linken enthielten sich )e« Fragestellung. Die Majorität wählte Zeithammer zum Re ferenten. — De, deutsch österreichisch« u»d der deutsche Elnb verein barten eine gemeinsame Interpellation über die Zustände in Böhmen. Im deutschen Club wurde die Herausgabe eine» neuen Parteiblattes augeregt. — Beide kroatische Oppositionsparteien brachten «inen An trag ein, eine Adresse an den König zu richten mit der Forderung der Beseitigung deS Bann-, weil derselbe unfähig wäre, die Würde der Nation zu wahren. — In der gestrigen Sitzung deS landwirth schaftlichen CongreffeS in Budapest plaidirte Herr v. Wedell-Malchow bei der DiScussio« über die „Trrditorgauisation der Kleingrundbe befitzer" ausschließlich für Realcredit und empfahl den Genossen schaft-Vereinen das Studium der Gründe der Verschuldungen behufs Abhülse re. Der Vorredner v. Wedell'S, der Director des Stuhl- Weitzenburger SelbsthülsevereiuS, Wertheim, im Volksmuude der „Weißenburger Rothschild" genannt, trat sehr entschieden für Per sonaleredit ein, indem er unter Mittheiluug der den. Ziffern nach wies, daß besagter Verein während seiner 17jährigcu Thätigkeit von 17 Millionen Gulden Besammteinlagen 13°/,u Millionen auf Per- sonalcredit auSgegeben und dabei keinen Kreuzer verloren habe. Heute spricht Ober-RegieruugSrath Thiel. Frankreich. Der „Temps" bespricht die letzten Depeschen aus Tonkin und glaubt, daß ein ernster Widerstand zu erwarten sei, da die schwarzen Flaggen (Piratcn) unter der Führung eines Chinesen sich neu sormirt und starke Stellungen inne hätten. Die „Libertö" schreibt, der Krieg«minister bereitet Kreditforderungen sür Madagaskar, Obock und Tonkin vor. Nach den bisherigen Wahlresultaten sind in 89 Departements 135 Republikaner, 174 Lonservative gewählt und 226 Stichwahlen sind erforderlich. In 473 Pariser Sectioneu, wo 229.000 Wähler sind, erhielten Lockroy und Floquet je 143 000, Delasorge 123.000. Brifso» 116,000, Barodet uud Allai« TargS 112.000, Markt, Re. villon, LacroiS und Elemenceau 110—100,000, DreyfuS und Bert je 86,000, Rochefort 73.000, Pichou und Micheliu 65.000, Calla, Hervu und Lassagnae 53,OM—50,000, Rane, Spalier je 54,OM Stimmen. Präsident Grevy wurde gestern Abend zurückerwartet. — De<Senator Rane, Mitglied deS Instituts von Frankreich, ist gestorben. Das „Journal des DöbatS" bestreitet die Ansicht, die Oppor tunisten und Radikalen seien Schuld an ihrem Mißerfolg; den« wo die Monarchisten die größten Erfolg« errungen, sei überall nur eine einzige republikanische Liste gewesen. Die opportunistische Finanz, und Colonialpolitik allein sei Schuld. Ebenso sprechen die radikalen Blätter, die sich eine Einigung aller Republikaner im zweiten Wahl- gang versprechen. Die Minister Legrand und Hervö-Mango» demisfionireu, Goblet wird von de« Radikalen für den zweiten Wahl- gang in Paris vorgeschlagen. Italien. Die Annahme des Portefeuille» de» Auswärtigen Ministeriums durch Robilant, den bisherigen Botschafter in Wien, erfolgte, wie da» Angebot an denselben, auf directe» mehrfache» Nu. greifen des König» Humbert unter nur halb wohlwollender Zu- stimmung von Depreti». Robilant wird sogar als der zukünftige Nachfolger Depreti»' in der Minlsterpräfideutschaft angesehen; ja, die Umgestaltung de» italienischen Kabinett, in einem der Rechten günstigen Sinne, ist vielleicht für nicht ferne Zeit zu erwarten. Robilaut, wen« auch im Allgemeinen der Friedenspolitik Deutschland-und Oesteneich» zugethan, muß doch als ein sogenannter pnsding man angesehen werden, welcher i« besonderen für den engeren Anschluß Italien- an die russische Politik eingenommen uud nicht ganz frei von Aspirationen auf Albanien ist; jedenfalls ist er einer Kräftigung Montenegros, welches dafür unter italienischen Einfluß sich zu begeben hätte, zuge than. Auch versichert man, daß Robilant die kühle Aufnahme Italien» durch den Zweikaiserbnnd nur schwer verwunden habe, ebenso, daß Kaiser Franz Josef den König Hmnvert nicht besucht«. Wen« Robilaut das Portefeuille übernommen haben werde, müsse mau sicher ein leb. haftereS Tempo in Italiens Politik erwarten, ohne gerade eine directe Beunruhigung fürchten z« müssen. — Der Papst ernannte den Kardinal Welcher- (früheren Erzbischof von Köln) zum Protektor der Erzbruderschaft vom deutschen Campo Santo. — In der Provinz Palermo sind gestern au der Cholera erkrankt 173, gestorben 61 Personen; davon in der Stadt Palermo 135 erkrankt und 51 gestorben. In den Provinzen Maffae Carrara, Modena und Parma find je 7 Personen erkrank und ge» storben. England. Der Ausfall der französischen Wahle« bildet in London de» Hauptgegenstand der Diskussion, vor welchem srlbst Bul- garten zurücktritt. Der Pariser ,Ti«rS".Eorrespond«ut hat in London mit dem Fürsten Hohenlohe eine Unterredung gehabt, in welcher letzterer die Ansicht aussprach, daß eine dauerhafte Regierung nur möglich sei, wenn die gemäßigte» nnd extremen Republikaner sich »er. einigen, allein er fürchtet, daß die radikale Linie e» adlehuen werde, sich der republikanischen Majorität zu unterwerfen. Europa sei bisher in der Lage gewesen, mit der Republik in guten Beziehungen za leben, allein die Republik von morgen könne sich von der Republik von gestern unterscheiden. Wenn die Conservativen ihren verhältniß» mäßigen Sieg nur im Interesse Frankreichs gebrauchen und nicht versuchen, die einmal bestehende Ordnung der Dinge zn stören oder in Frage zu stellen, so können sie dazu beitragen, die Beziehungen Frankreichs zu Europa ausrecht zu erhalten uud selbst zu verbessern. Anderenfalls würde Frankreich in eine Periode der Unrnhe« uud Agitationen treten, welche fremde Staatsmänner zur äußersten Auf- merlsamkeit nöthigeu würde. So lange er in Pari- bleibe, werde Fürst Hohenlohe seine ganze Aufmerksamkeit diesem Gegenstände widme«. Der „Morningpost" zufolge ist die Auflösung de- Parlament» für den 1. künftigen Monats in Aussicht genommen. — Die „TimeS" bespricht auch die scanzösischen Wahlen und berechnet, daß aus denselben 230 Opportunisten, 200 Conservative uud 150 von Elemenceau ge» führte Radikale hervorgehen würden; diese drei Gruppen haßten ein ander, würden eine Regierung unmöglich machen und die Republik in Gesahr bringen. — Die „Times" ermahnte Lord Salisbury, bei dem gestrigen KabivetSrathe darauf zu dringe«, daß beschlossen werd». sich den europäischen Mächten unter der Führung Bismarcks au» zuschlirßen, um die orientalischen Wirren aus Grund de» Berlin« Vertrages z« regeln, durch Ausführung deS Artikel 23 (Reformen in Makedonien) Serbien von einem FriedenSbruche abznhalten uud de» Fürsten Alexander zum Gouverneur von Ostrumelien zu ernennen. Londoner Special-Telegramme melden, daß eine groß« türkische Truppeumacht auf dem Marsch« nach der serbischen Grenze begriffen ist, während die Serben in der Richtung auf Alt-Serbieu vorüicke«. Ei« Telegramm Markopoli Rey'S auS ASmara vom 29. v. M. an den Oberst Ehermside bestätigt, daß die Abysfinier einen großen Sieg über die Aufständischen unter OSman Digma errungen haben und daß di« Aufständischen 3000 Mann auf dem Schlachlsrlde ließen. Unter den Tobten befinde sich OSman Digma selber, dessen Leiche identificirt worden sei. Die Abysfinier hätten gleichfalls schwere Ver luste erlitten. Rußland. Das „Journal de St. PrterSbonrg" bespricht ein Wiener Telegramm des „TemvS", welcher über eine Unterredung mit einem Diplomaten berichtet, der gesagt haben soll, der Berliner Vertrag sei von den Mächten nicht garantirt. Das „I. d. St. P." bemerkt dazu, der Vertrag sei allerdings nicht im buchstäblichen Sinne des Wortes garantirt, aber er sei abgeschlossen, um einer schweren Krise vorzubeugea, nicht minder aber, um schwere Verwickelungen zu verhindern. Diese Anschauung theilten auch jetzt noch alle.Cabi- oete. Die Mächte seien einig in dem Wunsche der Anfrechterhaltuug deS Status cjuo. Es sei wünschenSwerth, daß diese- Einvernehmen fortdauere, und daß man dadurch dahin gelange, jeder Ausdehnung der Verwickelungen vorzubeugru uud die Wirkung der unerwartete« bulgarischen Bewegung aus die engsten Grenzen zu beschränken. — Der „Moskauer Zeitung" zufolge nimmt die unter dem Vorsitz de» Grafen Pahlen tagende Inden-Commission ihre Sitzungen zn Anfang Oetober wieder auf; an denselben werden jetzt auch die Senatoren Mordwinoff nnd Palowtzeff theilnehmen. — GierS reiste gestern von Kopenhagen «ach FriedrichSruhe ab. — Wie verlautet, ist die Polizei in Warschau einer nihilistischen Geheimverbindung aus die Spur ge kommen. Personen, meisten» Studenten uud sogar Schüler, die schon seit Wochen und Monaten überwacht wurden, sind der „Pos. Ztg." zufökge kn der Nacht vom 1. zum 2 d. M arretirt worden. Man »
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