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Nr. 255. — 8. JahrMnq. De, jede» Wochentag Abend (mit Datum oes felgenden Tage-) zur Versendung e >-> äugende „Lächsische Landcs-Anzciger" mit täglich einem Extra-Beiblatt: l. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische GcrichtSzcitung 4. Sächsisches Allerlei b. FllnstrirtcS UnterhaltungSblatt 6. SoimtagSblatt 7. Lustiges Bilderbuch tonet lni den Ausgabestellen monatlich 7i> Plei den Post-Anstalten ?-'> Pfg. >Po!!-Zeiiungs-Preisliste' Nr. 5035.) Snchsischer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstrahe Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz »WWt.NMA^ Mitttvoch, 31. Oktober 1888. Von den Hanptblättcrn de» „Sächsische» LandeS-Anzeigers" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sonder-Ausgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich »nr 50 Pfg. mit Zntrage»; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. ,n. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 0. Nachtr- Nr. l3S0a.) FürNbonnentcn erscheint jeeininal imJahr: Coiinner-Eisenbahnfahrvlanhtsl für Sachsen- Wiliter-LisenbahiisahrplaiitMt für Sachsen. Illustr. Kalender des Sächsischen Landboten- Iliuslrirlc» Iahresbnch des Lniider-AnjeigerS. Anzeigenpreis: Raum einer schmalen Corvuszeiic >5 Pig. — Vcvorzngte Stelle llsvaltige Petitzcile) 30 Pfg, — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man t,u Ciinncknngsbetrag (in Briefmarken) beifügen ge 6 Silben Cerpnsichrifl bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können »nr bis Vormittag angenommen werde», da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. — 2je Anzeigen finden ohne Preisansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauvtblütter des „Sächsischen Landes Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) Amtslierichtliche Bekanntmachuilaen. In den: Konkursverfahren über das Vermöge» des Gutsbesitzers Carl Ludwig Malz in Markersdorf ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlnßverzeichniß der bei der Verlhcilung zu berücksichtigende» Forderungen nnd zur Beschluß fassung der Gläubiger über die nicht verwerthbarc» BermögenSstncke der Schlußtermin auf den 24. November 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Chemnitz, am 27. October 1888. Königliches Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen Carl Gottlieb Edmund Heuschkel's in Chemnitz, vormals Braucrcibesitzcrs in Altcnhaitt, wird nach erfolgter Abhallnng des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, am 27. October 1868. Königliches Amtsgericht. Neueste Nachrichten. R o m, 29.October. Ueber die vielbestriltenc Circularnote Ram- polln's über de» Besuch des Kaisers im Vatica» ist »litzulheilcn, daß die Note bereits vor dem Besuch redigiri war nud »umittelbar nach demselbcu au die Nuntien abgesandt wurde mit dem Aufträge, sie dcu Negierungen mitzutheilen. Als man jedoch im Valicau von den Toasten beider Monarchen beim Galadiuer Kenntnis; erhielt, zog Rampolla diesen Auftrag telegraphisch zurück, ohne jedoch die Note selbst zurück zu ziehen. London, 29. October. Die Londoner Presse spricht allgemein ihr Bedauern über den Zwischenfall mit dem englischen Gesandten in Washington. Sackville, ans, der bekanntlich einen Brief geschrieben hat, der, angeblich gegen seine» Willen veröffentlicht, in den Ber einigten Staaten als Aufforderung zur Wiederwahl Clevelands an gesehen wurde und so sehr den allgemeine» Unwillen erregte, daß die Regierung von Washington in London um die Abberufung Sackvilles »achgcsnchl hat. Paris, 30. October. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Bei den, gestrigen Bankett der Franko-Amerikaner (Jahrestag der Ein- weihnng der Freiheits-Statue in New-Iorks sagte Minister Goblcl: Frankreich, das auf Nahm nnd Eroberungen verzichtete, wolle nur Frieden und bedürfe desselben, um das Werk der Verbesserung des Looses der Bevölkerung zu vollenden. Für die Aufrichtigkeit der Gesinnungen Frankreichs bürgten die großarligen Vorbereitungen für den großen friedlichen Wettstreit, wozu alle Völker «ingcladen seien. Politische Rundschau. Chemnitz, den 30. October. Deutsches Reich. Zur Beilvohnnng der feierlichen Grund steinlegung bei den Zvllanschlnßbaulcn hatte sich Kaiser Wilhelm am Montag Vormittag nach der allen, festlich geschmückten Hansastadt Hamburg begeben und ist dort von unendlichem Jubel begrüßt worden. Großartig war das Bild der ersten deutschen Handelsstadt im vollen Festglauz. Am Sonntag waren schon die Mitglieder des Bnndesrathcs, die Vertreter der verbündeten Negierungen, cinge- troffen, ihnen zu Ehren gab der Senat ein Festdincr. Am Montag Vormittag wurden die letzten Festausschmückungen in den Straße» beendet, die von wogenden Menschenmassen bedeckt waren. Das Wetter war trübe, indessen trocken. Mittags 12 Uhr traf der Kaistr auf der Lvmbardsbrücke ein nnd wurde in dem daselbst errichtete» Pavillon von einer Scnatsveputation unter Führung der Bürger meister Vcrsmann und Peterscn begrüßt. Bo» hier aus begab sich der Kaiser zu Fuß über den mit einem Zcltdache geschmückten Rund- stcg nach der „Alsterlust", wo er mit den Vertretern der Stadt und den Spitzen der Behörden ein Frühstück einnahm. Die Barkasse „Oskar", welche Se. Majestät darauf mit den Herren seines Gefolges bestieg, sah prächtig aus. Der Kaiser stand aufrecht im Boote, während ihm Alles zujubclte. Donnernder Enthusiasmus erhob sich bei der Landung am Jungfernstiegc. Nachdem der Kaiser die Front der dort aufgestellten Ehrencompaguie abgcschritten hatte, bestieg er die mit 4 Pferden bespannte Equipage. Im zweiten Wagen folgten Graf Moltkc und Graf Herbert Bismarck, ferner das übrige Gefolge. Die Fahrt ging langsam durch die Feststraßcn. Der Kaiser schien überrascht durch die Pracht der Dekorationen und dankte freundlich für die Ovationen. Die Fahrt ging zur Brooisbrücke, wo der Kaiser den Schlußstein legen sollte. Zu der Feier trat der Monarch unter dem Jubel der dichtgedrängten Volksmenge unter den dort er richteten prachtvollen Baldachin; auf einem Podium rechts standen die Bevollmächtigte» zum Bundesrath, das Präsidium nno die Mitglieder des Reichstages, die Reichsbeamten. Links standen die Hamburger Behörden. Der Kaiser warf mit feierlichem Ernst den bereit gehaltenen Mörtel an den Stein; die Gewerbe, in Festlracht, vollzogen darauf die Ver mauerung. Dann reichte der zweite Vorsitzende der Bandeputation Sr. Majestät den silbergetricbenen Hammer, worauf der Kaiser drei H.immerschläge that. Bei dieser Gelegenheit sprach der Kaiser folgende Worte: „Zur Ehre Gottes, zum Besten des Vaterlandes, zu Hamburgs Wohl!" Es thaten nach einander drei Schlage: Graf Mvltke, die Bürgermeister von Hamburg, die Mitglieder des Bundes- raths, der Vorstand des Reichstags, die Präsidenten der Bürgerschaft, der preußische Gesandte rc. Es herrschte eine feierliche Stille. Nun mehr hielt Prediger l)r. Hirsche die Wcihcrede, und dann sang die ganze Versammlung: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr!" Bei dein nun folgenden Hoch auf den Kaiser fand die Begeisterung kein Ende; die Musik spielte die Nationalhymne, welche entblößten Hauptes von der Menge gesungen ward. Darauf wieder endloser Jubel, unter welchem der Kaiser die Dampfbarkasse abermals bestieg, um eine Rundfahrt durch die neuen Zollanlngcn anzutreten. Abends begab sich der Kaiser sodann zur Kunsthalle, wo das glänzende Festbankett statlfand. Der Kaiser saß zwischen de» beiden Bürgermeistern der Hansastadt. Bürgermeister vr. Petersen brachte das Hoch auf den Kaiser aus, der mit herzlichem Dank für den so glänzenden Empfang seine besten Wünsche Ar das Gedeihen Hamburgs vereinte. Später kehrte der Kaiser zur Bahn zurück, dankte nochmals und verließ unter begeisterten Hochrufen die Stadt. Eine kurze Fahrt brachte ihn nach dem nahen Fricdrichsruhe, auf dessen glänzend erleuchtetem Bahnhof er vom Reichskanzler begrüßt wurde. Der Kaiser dankte dem Fürsten in herzlichster Weise und begab sich dann mit ihm nach dem Schloß, fortwährend von lauten Ovationen begrüßt. Heute Nachmittag erfolgt die Rückfahrt nach Berlin. In Hamburg blieben die Fcstgäste vereint; außerordentlich prachtvoll gestaltete sich die Llluminativn. — Allen Regierungen ist die Note des Papstes zngestellt, in welcher betont wird, daß der Papst an seiner Forderung auf Nom festhalte. Durch de» Kaiscrbesnch sei nichts daran geändert worden. — Ueber die Antwort des Kaisers an die Berliner städtische Deputation wird folgender amtliche Bericht bekannt gegeben, der die Angelegenheit in einem etwas anderen Lichte als bisher erscheinen läßt: „Allerhöchstdiesclben danken herzlich für das dargebotene Ge- chenk und nehmen dasselbe gern entgegen. Es gereiche Ihnen zur rcudigen Genugthunng, daraus zu ersehen, wie die Thcilnahme der Berliner Bürgerschaft Ihn begleite, wohin auch die Aufgabe» Seines kaiserliche» Berufes Ihn führten. Se. Majestät freuten sich um so mehr, dies an den; heutigen Tage anssprcchcn zu können, als Sic soeben einer schönen Feier beigewvhnt hätten, der Einweihung einer neuen Kirche, deren Bau von dem lebhaftesten Interesse Seines Vaters verfolgt und gefördert worden, zu deren Erbauung auch die Stadt Berlin bcigetcageu. Se. Majestät hofften und wünschten, daß solche Feier sich recht oft in Berlin wiederholen möge. Auf Aller- höchstihrcr Reise haben Seine Majestät zu Ihrer großen Freude überall die Wahrnehmung gemacht, wie dem deutschen Reiche von den fremden Fürsten nnd Völkern eine warme Sympathie cntgegcn- gebracht würde, und daß diese Theilnahme sich auch auf die Reichs- hanptstadt Berlin mit erstrecke. Allerhöchstdiesclben könnten aber nicht umhin, auch einer recht schmerzlichen Erinnerung aus Ihrer Reise Ausdruck zu geben. Während Sie Ihre Gesundheit und alle Kräfte eingesetzt hätten, um durch Anknüpfen von Freundschaftsbanden den Frieden nnd die Wohlfahrt des Vaterlandes und damit der eigenen Hauptstadt zu sicher», hätten die Tagesblätter Seiner Haupt- und Residenzstadt die Angelegenheiten Seiner Familie in einer Art und Weise an die Oeffentlichkeit gezogen und besprochen, wie sich ein Privatmann das nie würde haben gefallen lassen. Seine Majestät seien dadurch nicht nur schmerzlich berührt, sondern Ihr Unwille sei dadurch erregt worden. Vor Allem bäten Seine Majestät Sich aus, daß das fortdauernde Citiren Allerhöchstihres seligen Vaters gegen Ihre Person endlich unterbleibe. Es verletze ihn als Sohn auf das Tiefste nnd sei unpassend im höchsten Grade. Er gebe sich der Er wartung hi», daß, wenn Allcrhöchstdieselben Berlin zu Seiner haupt sächlichen Residenz wähle», und Ihn als einen Berliner ziehe cs immer hierher, man davon abschcn werde, intime Beziehungen Seiner Familie znm Gegenstand der Erörterungen in der Presse zu mache». Die Aufgaben, welche Fürst und Volk vereinten, um unser Vat.r- land groß nnd glücklich zu machen, seien bedeutend und mannigfach genug, um sich mit voller Wärme ihnen hinzugcben und sich mit ihnen zu beschäftigen. In der treuen Hingabe für die h her; und erhabenen Ziele sollte man sich vereinigen und seine Kräfte gebrauchen, und Allerhöchstdiesclben vertrauten, daß die Vertreter der Stadt Berlin, welche heute begrüßen zu können Seiner Majestät zur be sonderen Freude gereiche, hierzu an Ihrem Theile Mitwirken würden." — Darnach war der Empfang nicht so ungnädig, wie es »ach den ersten Meldungen schien. — Aus Ostafcika wird bestätigt, daß bei Bagamoyo fortwährend Kämpfe mit den Arabern stattfinden. Es ist deshalb eine deutsche Matrosengarnison dorthin gelegt. Drei Boten der ostafrikanische» Gesellschaft an die Ansiedler in Mpwapwa sind von den Arabern ermordet und verstümmelt worden. Frankreich. Am Sonnabend hat Boulanger i» Paris aus gesprochen, daß nur von ihm die Seligkeit Frankreichs zu erwarten sei, am folgenden Tag haben in Tours die Monarchisten ihr Banner hochgehoben. Auf einer von 2000 Personen besuchten Versammlung hielt Lambert Saint-Croix eine Rede, in welcher er auf die Ver einigung aller Royalisten hinwies und betonte, cs sei befremdlich, daß die Republikaner selbst erklärten, ihre Verfassung tauge nichts. Au die Versammlung schloß sich ein Bankett, bei welchem u. A. General Charette in einem Trinkspruche anssührte, die Monarchie sei die letzte Zuflucht Frankreichs und werbe das Glück und das Ge deihen des Landes sichern. — General Miribel sagte in Nancy bei einen; Empfange der dortigen Behörden: „Ich werde mein Mög lichstes thun, damit das von Ihnen bewohnte Departement nicht mehr ein Grenzdcpartement sei; wo unsere Väter durchkamen, da werden auch die Söhne dnrchkommen können." Eine gehörige Nase wird der kriegslustige General wohl leider nicht erhalten. — Bvu- lauger feierte am Montag die Hochzeit seiner Tochter mit de»; Hauptmann Driant. Verschiedene lärmende Kundgebungen fanden statt. Den eingelabenen Offizieren war die Festtheilnahme Verbote». Der General hat den Ehrgeiz, in Paris selbst gewählt zu werden. Einer der boulaugistischen Abgeordneten in Paris wird daher sein Mandat nicderlegeu und Boulanger kanüidiren. Nlthland. Nach der „Köln. Ztg." handelt es sich bei den neuen Truppenbewegungen um die längst bekannte Verstärkung der Grenzwachen. Bestimmt dazu erscheint die 2. Division in Kasan, welche die Wolga hinauf über Nischnej-Nvwgorod nach dem Westen dirigirt wird. — Von ber Kankasnsrcise des Zaren wird nnch man ches Unerfreuliche bekannt. In KutaiS wurde ei» als Kvsakeuvffizier verkleideter Nihilist verhaftet, welcher Wurfbombeu mit sich führte. Ein Vergistungsversuch wurde verhindert. Sächsisches. — Meißen. Am Sonntag früh brannte die neue Meißener Chamotte- und Thonsabrik von Richard Müller k Comp, in Cölln nieder. Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt. Die alle Fabrik ist erhalten geblieben. — Oschatz, 26. Oktober. Gestern Abend hat sich der wegen Mordversuchs verfolgte Dienstknecht Schmidt aus Staritz in Klingen hain durch einen Schuß in den Mund selbst entleibt. Schmidt hatte aus Eifersucht aus einem Felde die Dienstmagd Rühl aus Wohlau überfallen und durch einen Revolverschuß am Halse und mehrere Schläge mit dem Revolver am Kopse derart verletzt, daß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Der Genannte hatte sich vor einigen Tagen bei seinem früheren Dienstherr» Böhme i» der Scheune Eingang zu verschaffen gewußt, was jedoch bemerkt worden war. Am obenerwähnten Abend nun wurde das Gehöfte unter Leitung der Gendarmerie umstellt und so das Heranschlcichcn des Schmidt beobachtet. Er versuchte zwar wieder zu entweichen, gerieth jedoch in einen Raum, aus welchem er keine» Ansgang fand und somit dingfest gemacht worden wäre, wenn er den tödtlichen Schuß nicht auf sich abgegeben hätte. — Waldhcim, 29. October. Zu einem wirklichen Volksfeste gestaltete sich die am Sonnabend Nachmittag stattgcfundcne Hebefeier der auf Meinsberger Gebiet erbaute» neuen Kübler k Niet- hammer'schen Fabrik, einer Ncnanlage, wie sie imposanter und gewaltiger kan»; gedacht werden kann. Der Feier wohnten zahlreiche Gäste bei, darunter die Herren Obcrregicrnngsrath Amtshanptmann Wittgenstein nnd Wasserban-Jnspcctor Garten aus Döbeln. Auch waren die Beamten und Arbeiter der Niethammer'schen Fabriken in Kricbstein und Kcicbcthal vertreten. — Planen i. V., 29. Okt. Der Stadlrath hat als Bau- polizeibchürde den Bau eines Theaters ii» „Prater" unter gewissen Voraussetzungen genehmigt. — Ein von der Staatsanwaltschaft zu Chemnitz wegen Rückfallsbetrngs steckbrieflich verfolgter Kaufmann ersah sich auch unsere Stadt als Ort seiner Thätigkeit ans. Er kam am Sonnabend zu eine»; hiesigen Photographen und stellte sich demselben als Vertreter der Echolungsgcsellschaft in Chemnitz vor, beauftragt, mit ihm ein Abkommen über das Phvtographiren sämint- licher Mitglieder der Gesellschaft zu treffen. Es wurde zwischen Beiden ein Uebcrcinkommen erzielt, der Vertreter der Erholnngs- gcfcllfchast entfernte sich. Nach einiger Zeit kam derselbe bestürzt wieder nnd gab an, seine Eiseubahnfahrkartc verloren zu haben, weshalb cr veranlaßt sei, um 6 Mark Vorschuß zn bitten. Der Photograph erwiderte, augenblicklich keine Zeit zn haben. In der Wahrheit aber fragte derselbe mittels Telephons in Chemnitz an, ob sich die Sache wegen des getroffenen Abkommens bewahrheite, woraus cr die Antwort erhielt, daß cr cs mit einem Schwindler zu lhnn habe. Der Schwindler halte sich inzwischen entfernt, wurde aber von der hiervon benachrichtigten Kriminalpolizei sehr bald in einer hiesigen öffentlichen Wirthschaft betroffen und verhaftet. — Netzschkau, 27. October. Das gestrige Brandnnglück hat bctlagcnswcrthcr Weise »och ein Menschenleben gefordert. Der, wie berichtet, beim Brand verunglückte Feuerwehrmann Richard Seifert ist den erhaltenen Verletzungen erlegen und hat sein junges Leben heute früh Uhr nach schweren Qualen ansgchaucht. Seifert stand im 26. Lebensjahre, war unvcrheirathet und wird als ei» ge achteter und beliebt gewesener junger Mann allgemein bcsancrt.. X Burkhardsdorf. Heute Mittag gegen 1 Uhr brannte das Dach vom Ringofen des Zicgclwcrks Bnrkhardsdvrf ab. Die brennende Dachpappe wurde vom Winde weit fortgesührt, z. B. bis Dittersdorf. Es ist auch einiges Inventar mit verbrannt. Enl- stehttngsursache des Brandes zur Zeit noch unbekannt. —12. Dittersdorf b. Lößuitz, 27. Oct. Gestern Abend in der 9. Stunde brannte die dem Schmiedcbcksitzcr Herr» Otto Jäh» gehörige Scheune mit sämmtlichcm Erntevorrath gänzlich nieder. Die Ursache des Brandes ist noch unbekannt. Der Windstille und der hiesigen Spritze ist cs zn danken, daß das ganz nahe stehende Wohn haus erhalten blieb. Von Leukersdorf, Lößnitz und Kühnhaide trafen die Spritzen schnell ein. ES war seit 30 Jahre» das erste Mal wieder, daß es in unsere»; Ort brannte. X Limbach, 29. October. Vergangenen Sonnabend erhängte sich in; „Hohen Haine" der ledige Fleischer H. von hier. — Die am vorigen Sonntag liier stattgcfundene Kirmes; war vom denkbar herr lichsten Weiter begünstigt und hatte eine Menge Fremde i» unsere gastliche Stadt geführt. Am Bahnhofe herrschte ein so starker Ver kehr zu allen Zügen, wie man ihn hier nur selten sieht. Alle Bcr- gnügungs- nnd Schanklocale waren deshalb auch sehr gut besucht. Der neueröffnete, von Baumeister Pegcr gebaute Hirsch-Saal, der eine Zierde unserer Stadt geworden ist, war natürlich von Ver- gnüguugslnstigen wie Neugierigen voll besetzt, wie cs bei neuen Localen immer der Fall ist. —Ü. Ottendorf b. Mittweida. Am 24. Octbr. verunglückte der Geschirrführcr Bobe Hein; Gutsbesitzer Grüuzig dadurch, daß er während des Fahrens vom Wagen avspraug, hierbei wahrscheinlich hängen blieb und so mit dem linken Beine zwischen die Speichen des Vorderrades gerieth, wodurch dasselbe mehrmals gebrochen wurde nnd ampntirt wcrocn mußte. Doch hat den Bedaucrnswcrthen am 28. Okt. der Tod von seinen Leiden erlöst. -j- Harthau. Jetzt arbeitet man aus dcu; Friedhöfe rüstig an einer neuen Leichenhalle. Die alte genügte in keiner Hinsicht mehr. Am vergangenen Montag fand nun im Beisein mehrerer Gemeindemitglieder eine einfache, aber würdige Hebefcicr statt, bei welcher Herr Pastor 1)r. Kober eine Rede hielt nnd die Chorkinder mit den übrigen Anwesenden Choräle saugen. Die Halle selbst ist bedeutend größer als die frühere nnd macht ans den Beschauer einen recht würdigen Eindruck. Noch ist zu erwähne», daß nunmehr auch der zum Kirchhof führende Weg, der viel zn wünschen übrig ließ, durch einen neuen, breiten und schönen ersetzt worden ist. —6— Sichten walde. Dem Standcshcrrn von Lichtcnwalde, Grafen Vitzthum von Eckstädt, ist in seiner Eigenschaft als zweiten sächsischen Gesandlschafts-Secretair von; Kaiser Wilhelm der Rothe Adlerorden verliehe» worden. bhemnitzev Stadt-Anzeiger. Die N>eu»t-«>,Iere!! «tolles werde» «ri»»t. u»S wichtig« «e,,ed-»h-ils» MNlgtl millutdel!-». Chemnitz, den 30. October. — — Abendgottesdicnste in St. Nicolai. Eie ans den Kirchcn- nachrichlen sür das bevorstehende Reformatio-aasest z» ersehe» ist, soll an dieieni Festtage Abends 6 Uhr in der St. Aicvlaikirche ein Abcndgoncsdienst gefeiert werden. Es ist damit derAnsang gemacht zur Einführung von Abend- gottesdiensten in der genamucn Kirche. Schon seit der Weihe der neuen Kirche hatte der Wunsch nahe gelegen, daß auch in dieser Kirche, wie in den übrigen Stadtkirchen, wahrend des Winterhalbjahres Abcndgoltesdienstc ein gerichtet werden mochten, doch da eine derartige Einrichtung für die Beihült- nisse der Nicvlaivarochie mit mchrsachen, nicht unbedeutenden Schwierigkeiten verbunden ist, konnte man der Ausführung dieses Gedankens bisher »och nicht näher trete». Nach reiflicher Erwägung hat mm derKirchenvorsland auf An regung des Herrn Superintendent Pros. Michael beschlossen, vorläufig ver suchsweise während des Winterhalbjahres einige Abendgvttcsdicnste einznrichleu. Zu diesem Zwecke werden znnächst die Gottesdienste des unter Leitung des Herrn Sup. Pros. Michael stehenden Candidatenvercins, welche im Sommer allmonatlich an einem Mitttvoch Abends 6 Uhr stattfanden, ans einen Sonntag-Abend verlegt werden, außcrdcin soll aber auch an Festtage» und einige» Sonntagen Abends Predigtgotlesdieust stattfinden, sodasi nngcfähr aller 14 Tage ein Abendgvttesdicnst abgehalten werden wird, während vor aussichtlich vom Dcccmber an an jedem 2. und 4. Sonntag im Monat zu einer noch zu bestimmenden Stunde (wahrscheinlich Nachmittags 1 Ubr oder 3 Uhr) Kindergottcsdienste eingerichtet werden solle». Zur genauen Be- Nachrichttgnng der Gemeinde wird anher Mittheilnng in de» Kirchennachrichteii der hiesige,, Blätter nnd durch vorherige Abknndigung ein Berzeichniß d«