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^?S. Iahrqaag. Sächsischer AbouuemeutSpreiS Der mrparteitsche — jede» Wochemag »Send (mit dem Damm de» folgenden läge») zur «erseadung gelangende — LandeS-Anzeiqer mit Beiblättern lostet «onatli h 60 Psg. bei de» Ausgabestellen in Chemnitz und den Bororten, sowie bei Verlag: Alexander Wiede, vnchdrnckeret. Chemnitz. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger" Dienstag, 5. Januar MS. JnsrrtionSpreiS: Raum einer schmalen KorpuSzeile 16 Pfg.; —Reklame (lspaitige Petitzeile) SO Pfg. — Bet Wiederholung großer Annoncen Rabatt- Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge» (je 8 Silben Korpusschrift bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme: nur bis Bormittag. tSrhedittou und Redaktion: Lhemnih, Theaterstraße Nr. S. Lelegramm-Adr.: Wiede'« Anzeiger, Lhemaitz. Fernsprechstelle Nr. IS«. ML««: „Tägliches Unterliattungsblatt" Md hmiristiH ili-Mer „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgericht» wurde heut» auf Folium 1202 verlautbart, daß dem Kaufmann Herrn Christian Friedrich Carl Klemm in Chemnitz für di« Frirma Arthur Rüber daselbst Prokura ertbeilt worden ist. - - Chemnitz, am 29. Decemoer 1885. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk de» Unterzeichneten AmtSgenchtS wurde heut« auf Folium 594 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Friedrich Richard Schnitte in Chemnitz in di« Firma H. F- Schnicke daselbst als Mit- l inbaber eingetreten ist, sowie, daß dem Kaufmann Herrn Max OSfar Schoch daselbst für die genannte Firma Prokura ertheilt worden ist. Chemnitz, am 39. December 1885. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten AmtSaerichtS wurde heute aus Folium 955 verlautbart, daß dem Kaufmann Herrn Johann Otto Igel in Chemnitz für die Firma Rudolph Igel daselbst Prokura ertheilt worden ist. ^ Chemnitz, am 30. December 1885. Königliches Amtsgericht, Im Handelsregister für den Landbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 370 die Firma Robert Trubel in Schönau und als deren Inhaber der Strumpfwaarenfabrikant Herr August Robert Trubel da selbst eingetragen. Chemnitz, am 2. Januar 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2843 die Firma Juli«» Jmmisch in Chemnitz (Logengraße Nr. 38) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Karl Justus Jmmisch daselbst, Besitzer eines Tolonialwaareu-HandelSgeschäftS, eingetragen- Chemnitz, am 2. Januar 1886. Königliches Amtsgericht- Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2842 die Firma Joses Marx in Chemnitz (Aue Nr. 11) und als deren Inbaber der Kaufmann Herr Joses Marx daselbst, Be sitzer einer Handschuh-FabrikationSgeschästS, eingetragen. Chemnitz, am 2. Januar 1886. Königliche» Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk deS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2841 die Firma Internationales Patent- und Tech nische- Bureau Paul Fabian in Chemnitz (Mcolalsiraße Nr. 9) und als deren Inhaber der Tivilingenieur und Patentanwalt Herr Paul Theodor Fabian daselbst eingetragen. Chemnitz, am 2. Januar 1886. Königliches Amtsgericht. »ekegrap-ifche Stachrichteu. Vom 3. Januar. Hamburg. Die au» Montevideo telegraphirte Nachricht, der Dampfer der Hamburg-Südamerikanischeu Dampsschifffahrtsgesellschaft „Montevideo" sei verunglückt, wird sowohlvou der hiesige« Verwaltung der betr. Bef., als von London an» sehr bezweifelt. Da» untergegangen« Fahrzeug war wahrscheinlich ein fremdes Segelschiff gleiche» Namen» Wien. Gestern Abend 5','» Uhr wurde ein freches Ranb- atlentat in einer der frequentesten Straßen auSgeübt. Im Geschäft« de» Juweliers Bellak im Hotelgebäude „Goldene» Lapim* (Prater straße) führte ein unbekannter, elegant gekleideter Manu, welcher Ohrgehänge kaufen wollte, gegen den Juwelier beim Geldwechseln einen Schlag in die Mageugegend, wodurch derselbe ohnmächtig wurde, raubte dann auS der Lade 200 fl. und entfloh. Ladix. Die Cholera ist in Algesira» znm AuSbruch gekom men, am ersten Tage kamen 1k Todesfälle vor. Ath en. Für die Provenienzen au» Venedig ist die Observation» quarantäue auf süuf Tage erhöht worden, für diejenigen au» Triest ist dieselbe auf die Dauer von 48 Stunden beschränkt geblieben. Die Vorbildung des Lehrlings Chemnitz, den 4. Januar. Ungemein gehäuft haben sich w letzter Zeit die Klagen aus den Kreisen der Gewerbtreibenden über die ungenügende Vorbildung der Lehrlinge. Es find nicht nur die Kaufleute, welche Klage führen, auch die Handwerker beginnen darin einzustimmen, ohne daß doch diese Vorstellungen von den Eltern gründlich beachtet würden. Die Letzteren sind der Ansicht, daß der Lehrherr oder Lehrmeister eben dazu da ist, ihren Söhnen während der Lehrzeit soviel beizubringen, als sie wissen müssen, um sich später durchs Leben schlagen zu können. Diese Ausfassung ist nicht richtig. Ebenso wenig wie der Bildhauer aus jedem Steinmaterial ein Kunstwerk formen kann, ebensowenig kann auch der Lehrmeister aus jeglichem ihm übergebenen Menschen material etwas Tüchtiges schaffen. Der Bildhauer kann einem unedlen Steine rohe Umriffe geben, die vielleicht errathen lassen, was das Ganze darstellen soll, und ebenso kann auch der Lehrherr seinem Lehrling die gerade bei ihm gang und gäben praktischen Handgriffe beibringen, auch wenn der junge Mann wenig oder keine Vorbildung besitzt. Niemals wird es aber dem Meister gelingen, aus solchem ungefügen Material einen Fachmann zu schaffen, der sein Gewerbe überschaut und sich selbstständig weiter fortbildcn kann. Ein im Nothfall befriedigender Arbeiter wird vielleicht aus solchem Lehrling, aber im Leben kein Geschäftsmann der modernen Zeit, der nicht nur mit der Faust, sondern auch mit den Fingern, d. h. der Feder Be scheid wissen soll. Das gilt vom Handwerker, das gilt vom Kaufmann. Wenn die Eltern meinen, es genüge fiir die Lehre bei einem Handwerker, wenn der Junge nvthdürftig lesen und schreiben könne, und deshalb nicht groß darauf achten, daß die Schule fleißig besucht und zu Hause ebenso gearbeitet wird, so sind sie in arger Selbsttäuschung befangen. Ihre Nachlässigkeit ruinirt die ganze Zukunst ihres Kindes. In der Lehrzeit soll der Junge lernen I Ein aller Spruch sagt aber ganz richtig, was ein guter Haken werden will, krümmt sich bei Zeiten. Wer als Schulbube keine Lust zum Lernen gehabt, der hat sie als Lehrling erst recht nicht und wer kann's schließlich dem Meister verdenken, wenn er bei gar zu großer Unwissenheit oder Schwerfälligkeit seines Zögling» einfach denkt: „Laß das Ding gehen, wie es Willi Anzufangen ist mit dem Menschen doch nichts l" Der Junge ist'» zufrieden, wenn ihm nur nicht mehr mit Lernen zugesetzt wird, aber die Eltern wundern sich hinterher, wenn ihr Sohn nie etwas Ander» wird, als schlichter Arbeiter. Sie haben es selbst nicht besser gewollt. Tüchtige Schul bildung wandelt den ganzen Menschen um und macht ihn erst sür das GewerbSleben empfänglich. Mit dürftiger Schulbildung doch ein großer Geschäftsmann werden zu wollen ist heute unmöglich. Was vom Handwerk gilt, gilt erst recht vom Kaufmannsstand. Massenhaft laufen junge Leute umher, die vergeblich nach Stellen suchen. Sie klagen über die schlechten Zeiten, aber die Principalc noch mehr darüber, daß man kaum einen tüchtigen Arbeiter bekommen könne. Die Eltern meinen gar zu oft, ihre Söhne müßten unndestens Kaufmann werden, aber ihnen für das heute sehr schwierige Gewerbe die richtige Vorbildung geben zu lassen, daran denken sie nicht. Düten anfertiaen und Maaren abwiegen, das macht den Kaufmann nicht, bei aller Fingerfertigkeit bleibt er ein armseliger Kerl, wenn er nicht Kenntnisse im Kopfe hat. Ganz zweifelsohne hat einen großen Theil daran, daß heute so viele Kaufleute stellenlos sind, der Umstand schuld, daß sie keine genügende Schulbildung genossen, und das mag den Eltern, deren Söhne bald ins Leben eintreten sollen, zur Warnung dienen. . .. ^ Im eigensten Interesse aller Geschäftsleute, die mit Lehrlingen arbeiten, liegt es, darauf zu achten, daß ihre Zöglinge beim Eintritt in die Lehrzeit bereits einen entsprechenden Grad von Schulkennt- niffen besitzen, daß die jungen Leute nicht nur die Schulbänke ge drückt, sondern auf denselben auch etwas gelernt haben. Ein Lehr ling ohne Wahl macht Qual l Aus dem jungen Menschen wird — wenigstens in der Mehrzahl - nichts Rechtes, der Lehrherr hat Aerger und Verdruß und bekommt schließlich noch die Eltern des Lehrling» mit Klagen und Lamentationen auf den Hals. Die Eltern von jungen Leuten, die sich dem gewerblichen Leben widmen sollen, müssen einsehen, daß ihre Kinder nicht fleißig genug sein können, um würdig in die Lehrzeit einzutreten, statt daß sie jetzt oft meinen, der Junge wisse schon zu viel oder sei eigentlich für den künftigen Beruf zu gut. Damit muß aufgeräumt werden, nicht so obenhin, sondern gründlich. Da»R-gr-rimgS.J«Mr«kitm ««f-r-S «aifers Das Regierung»-Jubiläum unsere» greisen Kaiser» al» König von Preußen gestaltete sich in Berlin, obwohl die ge planten größeren Festlichkeiten auf Wunsch deS Kaiser» unterblieben, doch zu einer recht erhebenden Feier. Da» bekannte Wetterglück der HohkxMern bewährte sich auch bei dieser Gelegenheit in her vorragender Weise; «in warme», klarer Frühliugsmorgru — e» war 3° Wärme — lockt« große, festlich gekleidet« Volk»müssen au» den Wohnungen, welche die mit Bannern, Fahnen uud Standarten ge schmückten Straße« durchwogten. Festzeituugeu» Jubiläumsmedaillen und Korublnme« wurden znm Kauf angeboteu, hohe Offiziere in Galauniform drängten sich durch die Menge nud Carofleu jagten über da» Pflaster. De» EoncentrotionSpuukt de» «ttjubilirenden Volke» bildete da» kaiserliche Palais. Sehnsüchtig harrten Alle auf da» tzkscheinen de» Kaiser», «l» er am Fenster erschien, ging eS wie «ine LÄnng die Linde» entlang: Der Kaiser ist am Fenster! Di« vorMerfahrenden Droschkenkutscher riefe« es den Passanten zu «nd im Sturmschrit eilten All« nach dem Palais, um den Kaiser zu begrüße». Immer von Neuem ertönte« die Hnrrah», immer zahl reicher wehten die weißen Tücher, immer freundlicher dankte der Kaiser und der Jubel wollte schier kein Ende nehmen. Punkt 11V« Uhr dröhnte der erste Kanonenschuß vom König-Platz herüber «nd di« Musik des Kaiser-Alexander-Regimenter siel mit den Klänge« des „Heil Dir im Siegerkranz' ein. Vielfach stimmte die umstehende Meng« in die patriotischen Weisen ei», die Kirchenglocken und die abgegebenen Salutschüsse gaben dazu den ehernen Grundaccord Ein wahrer Corso von pomphaften Galawagen und einfacheren Caroffr« entwickelte sich sodann vor dem Schlosse; viele der hohen Personen wurden von dem Publikum mit enthusiastischen Zurufen begrüßt. Mit dem Schlage 12 verließ der Kaiser sei» Palais und fuhr durch die jubelnd», ihn begrüßende Menge zum Schloß. Er sah prächtig und frisch — wie ei« echter, fröhlicher Jubilar -- au» und eine milde Rührung verklärt« seine Züge. Bei dem sodann erfolgenden Kirchgänge bot sich bereit» Gelegenheit, die Mannigfaltigkeit der Uniformen »nd den Glanz der Dnmentoiletten zu bewundern. Be sonder» großartig gestaltete sich die SratulationS-Defilir-Cour im Weißen Saale, au dessen Ein» und Ausgängen Garde du Corp» mit blankem Pallasch Ehrenwache hielten. Die Drsilir-Cour eröffnet« die «u der Spitz« der Botschafterinnen erscheinende Fürstin Bismarck, vom Kaiser uud von der Kaiserin gleich hnldvoll uud herzlich begrüßt, ihr folgten etwa 30 Damen. De» Reigen der männlichen Gratulanten begann Fürst Bi»marck, welchem der Kaiser in sichtlich freudiger Erregung beide Hände entgegrnstreckte, ans die der Kanzler sich zu« Handkuß herabbeugen wollte. Der Kaiser hielt ihn aber davon zurück und küßte ihn, während er ihm herzlich die Hände drückte, ans beide Wangen. Jedem der nun folgenden acereditirten und außer- ordentliche« Botschafter gab der Kaiser die Hand, für jeden hatte er ein paar verbindliche Worte. Der türkische Botschafter wurde vom Kaiser in eine so ungewöhnlich lauge Cvnversatiou gezogen, daß eine kleine Stockung im Defilir-Znge eintrat. Bon fürstlichen Herrschaften waren anwesend die Großherzoge von Baden und Weimar, die Trb- grosherzoge beider Länder, der Fürst von Hohenzollern, der Kron prinz, Prinz Albrecht und Heinrich von Preußen, des Kaiser» Schwester, die Großherzogi«-Mutter von Mecklenbnrg-Schwerln, seine Tochter, die Großherzogin von Baden, die königlichen Prinzessinnen >. s. w. Au der Cour betheiligten sich die einheimischen Fürstlich leiten, di« zahlreichen Vertreter der europäischen Höfe, die fast sämmt- lich eigenhändige Glückwunschschreiben ihrer Souveräne überbracht hatten, die Botschafter und Gesandte«, die Minister, der Bundesrath, Reichstag»- und Landtag-Präsidium, die Generalität, die Spitzen der Behörden rc. — Zahlreiche Adressen find im kaiserlichen Palais ein- gegangen. Andere Geschenke waren verbeten. — Wie auf der Hinfahrt nach dem Schlosse war anch auf der Rückfahrt die Be- grüßuug rin« begeisterte. Nachmittag» waren die fürstlichen Herr schaften zur Tafel vereint. — Die für de» Abend geplante Illumi nation war namentlich in der inneren Stadt recht großartig; in den Vorstädten entwickelt« sie sich später vollständig. Allgemein waren die Straße» bi» tief in die Nacht dicht belebt. Politische Rundschau. Chemnitz, den 4. Januar. Deutsches Reich. Der Kaiser hat dem Kardinalstaatssekretär Jakobini den Schwarzen Adlerorden, den Kardinälen «alimberti und Moceni, welche der Unterzeichnung de» Schluß-Protokoll» über die Karolinensrage beiwohnten, den Rothen Adlerorden verliehen. . Kronprinz hatte am NeujahrStage dem Fürsten und der Fürstin Bismarck, dem Feldmarschall Grafen Moltke, sowie den Botschaftern und Botschafterinnen einen Neujahrrbesuch abgestattet — Die Polen Ausweisungen sollen im prenßischen Abgeordneten hanse möglichst bald zur Sprache gebracht werden, Fürst Bi»«arck wird wohl selbst die Regierung- Vertretung übernehmen. — Rach dem gestern auSgegebeneu Bulletin ist die Frau Prins zesfiu Wilhelm nach einer ziemlich guten Nacht vollständig fieberst« uud find sämmtliche Masernerscheinungeu in de» Rückbildung. — Aue» römischen Depesche des Wiener „Fremdeubl.' zufolge verlieh der Papst dem Fürsten Bismarck den ChristuSordeu in Dia manten. — DaS OrdenSsest wird in diese« Jahre bereit» am 17. Januar in Berlin gefeiert werden. Damit wird die Reihe der Hoffestlich keit«» eröffnet, welche am 9. März (Fastnacht) schließen. — Di« Braunschw. LandeSztg. schreibt: Einer Mittheilung zu folge, die wir unter aller Reserve wiedergeben, haben die Verhand lungen über den Abschluß der Militärkonveutiou «lt Preußen den vorausgesetzten glatten Verlauf nicht genommen, eS dürsten vielmehr neue Besprechungen nothwendig werden. — Der württembergische Landtag ist zum 19. Januar eiube- rufeu. — Wie nunmehr offiziös gemeldet wird, haben die Verhand lungen zwischen Deutschland und der Türkei bezüglich der künftigen EingangSzölle zu einem befriedigende« Ergebnisse geführt. Der Tarif, der für alle Nationen gleichmäßig gültige spezifische GewichtSzöll« ein- zusühren bestimmt ist, ist unter steter Milwirkuug der Hanptimporteure deutscher Maaren nach der Türkei entstanden. Der neue Tarif wird, wenn er in Kraft tntt, nach der offiziösen Mittheilung eine gleich mäßigere Behandlung aller Importeure al» die bisherige zur Folge haben. Er wird ferner dem Fabrikanten nnd Kaufmann di« Mög lichkeit geben, de« Zoll genau vorher zu berechnen, ein« Möglichkeit, dir bei dem jetzigen Verfahren deS AbschätzenS jeder einzelnen Sendung ausgeschlossen erscheint. Der Tarif kann nur in Kraft treten, fall» Deutschland sich mit der Türkei in Betreff «ine» neuen Handelsver trag» einigt und der Tarif anch von den anderen Bertrag»mächten angenommen wird. Alle Wiener Blätter verherrliche» da» Regierung-jubilän« Kaiser Wilhelms durch Festartikel, in welche» sie ihn als Schützer des Friedens feiern. In gleicher Weise äußern sich die PeterSburger Blätter. In den deutschen Kirche« in Petersburg fanden FestgotteS- dienste statt, au» zahlreichen Deutschenkolouieen im Auslände kommen Berichte über die Feier de» Tage». NachlOstafrika ging von Berlin eine stark« Expedition der deutsche« ostafrikanische« Gesellschaft mit vier Geschützen unter de« Premierleutnant von Zel«v»ki ab. Oesterreich-Ungar«. Der englische Botschafter Paget ist heute auf seinen Posten zurückgrkrhrt. — Einer Verordnung de» Communications-Ministerium» ent- sprechend werden die ungarischen StaatSbahueu sich der Kündigung de» BereinSkarteu-ReglementS der österreichischen Staat-bahne» an schließe». Man hofft aber bis Jahresablauf auf einen friedlichen Ausgleich. Frankreich. Freycinet hat heute mit mehreren politischen Persönlichkeiten Besprechungen gehabt, es scheint aber bisher unent schieden» ob er di« Bildung eine» neuen Kabiuets übernehme« wirb. Der „Tempi" sagt, die Stellung Freycinet» innerhalb der republi kanischen Partei mache ihm dies« Aufgabe leichter al» jedem andere». Freycinet sei ein Manu der Versöhnung und niemand verkenne die Nothwendigkeit einer solchen. — Der Gouverneur von Lochiuchina telegraphirt, de, Chef der Provinz Bapuon, ein Freund der Franzosen, habe «inen bedeutenden Erfolg über einen Rebellenhäupt- ling davongetragen. — Eine Depesche deS Generals Courey an» Hanoi vom 1. d. Mts. meldet, daß die Kommission zur Absteckung der Grenze zwischen China und Anam in Dong-Dang ihre« Sitz aufgeschlagen habe und mit den chinesischen Kommissarien bereits in Beziehung ge treten sek. Die Begleitmannschaft der Kommission sei zwischen Doug- dang und Langson staffelförmig aufgestestellt; eine tonkinefische Kompagnie habe That-k« ohne Hindernisse besetzt. General Courcy meldet ferner, die französische Grenzkommission sei in Dongdang mit der chinesischen in Verbindung getreten; Thatke sei durch tonki- nesische Truppen ohne Gewaltanwendung besetzt worden. — Bei dem gestrigen Neujahr-empfange im Elysö« beglück wünschte der päpstliche Nuntiu» de» Präsidenten Grövy zu seiner Wiederwahl sowie zum Jahreswechsel und gab dabei dem Wunsche für die Erhaltung des Frieden» und die Wohlfahrt Frankreich- Ausdruck. Grövy dankte für die dargebrachten Wünsch« und fügte hinzu, Frankreich könne denselben nicht besser entsprechen, ÄS dadurch, daß es stet» bemüht sei. die guten Beziehungen, ln welchen e« zu den Mächte« stehe, anch fernerhin aufrecht zu erhalte». England. Die Londoner Blätter „Times" und „Daily Telegraph" dringen zum 25jährigen Regierung-jubiläum Kaiser Wilhelms sympathische Artikel. Die „Times" sagen, das Jubiläum bilde die Krönung eine» Zeitabschnitte», in welchem ein neue» Boll werk de» Friedens, der Ordnung und der Achtung vor den Rechten Anderer in'S Dasein gerufen wurde. — Die durch Proklamation de» VieekönigS von Indien voll zogene Einverleibung Birma's in da» britische Reich findet in England di« unbedingteste Zustimmung. Damit ist auch die Erwerbung der noch unabhängigen Gebiete von Hinterindieu durch England nur eine Frage der Zeit geworden. Vielleicht wird die Erhebung der Birma benachbarte« Shan-Stämme gegen England gleich dazu benutzt, die Grenzen noch weiter vorznrücken. — In Dublin hat die Einführung de» neuen Oberbürgermeisters zu großen national-irischen Kundgebungen Anlaß gegeben. Eine Masse Reden wurden gehalten, in denen sämmtlich die Hoffnung ausgesprochen wurde, Irland werde bald seine eigene Regierung ent halten. Vielleicht, vielleicht anch nicht! Spanien. Unbekannte Individuen versuchten, die Brück« von Vilche» in der Nähe de» bekannten Felseuabsturze» von DeSpeuaperro» (Provinz Ja«« in Andalusien) zu zerstören. Die Gendarmerie über raschte fie und nahm fünf von ihnen gefangen. Bewaffnete Frei- schaaren wurden nicht vorgcfunden. In Madrid wurde hingegen die Spur dieses TomplotS entdeckt und infolgedessen zwei Individuen verhaftet. Man vermuthet, daß eS sich um einen geplanten republi kanisch-föderalistischen Putsch handle.