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iilMche VmßeiluH. Sonnavend, den 25. August 1894 56. Jahrgang 4 2 orio. das macht mich so unglücklich, daß ich ihm nimmer ! werde Sonne sein können. ES ist ja auch zu schrecklich, Feuilleton D - Srau- utler. 8 M. Rark. 6 bi« oaar« Be- > der cdev. figen E» onen nheit enen nacht ,000 r cel der Be- : be- ein täten Lheil tande folge h die lende tend, achte efahr vier :rden »enen -pper rller- Inserate werde» bi« Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: »ielspalt.ZeilelSPfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. . III. ein« 'lUth. »erg. ) M. und cektor lnter- wird. daten erster den - die ;rium iung, iS 3. lrath 'e in INgS- rügt, zum i bis ickau. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. Politische Weltschau. Deutsches -Reich. Em Mitarbeiter de» »Petersburger Hrrolä" hatte jüngst eine Unterredung mlt dem preußisch n F-nanzmunster vr. Miqml, über deren Verlauf er seinem Blatte Folgendes mitthrilt: Der Minister berührte zunächst den deutsch- russischen Handelsvertrag, dessen segensreiche Folgen sich freilich für beide Kontrahenten noch nicht so bemerkbar mach ten, wie man anfangs wohl zu erwarten berechtigt ge wesen wäre. Diese Verzögerung habe hüben und drü ben eine gewisse Enttäuschung hervorgerufen, durch die man sich jedoch nicht irre machen lassen dürfe. Schon daS gute Einvernehmen zwischen den beiden mächtigen Nachbarstaaten auf handelspolitischem Gebiete sei an sich ein Erfolg, über den nan sich im Interesse der Kultur und des Friedens nur freuen könne. Im Grunde genommen beständen ja zwilchen Rußland und Deutschland keine widerstreitenden Interessen, die zn einer Kollision der beiden Länder Veranlassung geben könnten. Die Reibungen, die sich hier und da bemerk bar machten und denen man vielfach eine übertriebene Bedeutung beimesse, seien untergeordneter, gering fügiger Natur und nur durch Mißverständnisse aufge- bauscht worden. Sehr anerkennend sprach sich vr. Miquel ferner über den russischen Finanzminister auS. .Ich habe zwar nicht die Ehre," sagte er unter An derem, »Herrn Witte persönlich zu kennen, aber auS seinen Handlungen zu schließen, muß er ein sehr tüch tiger Staatsmann sein, der die Interessen seine-Lande- kräftig vertritt. Man soll auch den Verdiensten de» Gegner- Gerechtigkeit widerfahren lassen und Dank dem Himmel hat jetzt diese Gegnerschaft aufgehört. Ich kann also offen sagen, daß Herr Witte die finan ziellen, kommerziellen und industriellen Interessen Ruß land- gelegentlich der handelspolitischen Verhandlungen mit Deutschland konsequent und energisch gewahrt hat. In diesem Jahre werden die Folgen de- deutsch- russischen Handelsvertrages für Rußland allerdings nicht besonders vortheilhast sein, weil bei uns die Ernte 8,00 -3,50. -2,60. -2,80. 7. 2 M. Stück Paar Paar 6 M. 2 M. Kile. 1 M. >9 M. 0 M r -co 3 M. 0 Pf. 0 P. 0 Pf. >8 Pf. 0 Pf- n M. -120 0 bi« -000. ll.OO, sM« »nd eine sehr befriedigende ist, so daß der Getreideexport auS Rußland nach Deutschland kaum ein bedeutender fein dürfte. Rußland wird jedoch sicherlich in späteren Jahren seinen Ruhm, »die Kornkammer von Europa" zu sein, von Neuem dethätigen, besonder- da die Ver kehrsmittel daselbst sich so ungewöhnlich schnell ent wickeln." — vr. Miquel — so fügt der Journalist hinzu — spricht sehr fließend; seine Au-druck-weise ist gewählt und elegant und in dem gleichen Maaße, wie sich die Unterhaltung lebhafter gestaltete, trat er auS seiner anfänglichen kühlen Reserve heraus. Der preu ßische Finanzminister erwie- sich übrigen- auch aut vertraut mit den Produktionen der hervorragendsten Vertreter der russischen Literatur. Er kennt die Werke v^n Turgenjew, Dostojewski und Graf Tolstoi und be« tonte, daß der Erstgenannte prophetisch die nihilistische Be wegung in Rußland vorausgesagt habe. — M»t Bezug auf den obigen Bericht schreibt nun der Finanzminister vr. Miquel der »National-Ztg.": „Die von einem Kor respondenten de- »Petersburger Herold" mitgetheilte Unterhaltung mit mir ist im Allgemeinen nicht unrich tig wiedergegeben, nur mit einer Ausnahme: daß mir der Herr Korrespondent Manches io den Mund legt, welche- nicht ich, sondern er selbst ausgeführt hat." Der Kaiser betraute den Professor Anton v. Werner mit der Ausführung eine- großen Bilde-, welche- die Feier de- 90. Geburt-tage- de- Grafen Molike dar stellen soll. — Den Kaisermanövern in W.stpreußen gedenkt auch der König von Württemberg beizuwohneo. Derselbe wird sich am 4. September nach Riesenburg begeben und später mit dem Kaiser in Marienburg Absteigequartier nehmen. An der Berliner und Londoner Börse war am Mittwoch da- Gerücht verbreitet, der italienische Minister. Präsident Crispi sei einem anarchistischen Attentat zum Opfer gefallen. Glücklicherweise bestätigt sich diese Nachricht nicht; eS lag hier wohl nur ein Börsen- manöver vor, welche- denn auch zur Folge hatte, daß der Kur- der italienischen Rente um ein Prccent fiel. Gegen den Vorschlag, betreffend die Verschärfung de- VereinSgesetzeS, wird vielfach geltend gemacht, daß die socialrevolutionäre Bewegung durch Strafbestim mungen und Poliz-imaaßregeln, mögen sie noch so drakonisch sein, nicht unterdrückt werden könne. DaS erwartet aber auch, wie von offic öser Seite betont wird, die Regierung gar nicht; wohl aber ist sie der Ansicht, daß mit Hilfe eine- schärferen Vcrein-gesetze» die Verbreitung schädlicher Ideen, denen schließlich solche Gewaltthaten wie die anarchistischen Attentate entspringen, erschwert werden kann. »Wir haben" — so heißt e» dann in der officiösen Au-lassung weiter — »einer Er. Neuerung de- SocialistengesetzeS bekanntlich nicht daS Wort geredet, weil wir zugeben müssen, daß sich gute Gründe gegcn diesen Vorschlag geltend machen lasten. Wenn aber vielfach behauptet wird, daß die Social demokratie gerade unter der Herrschaft de- Eocialisten- gesetze- einen bedeutenden Aufschwung genommen habe, so muß die- doch al- ein Jrrthum bezeichnet werden; denn die ReichStagüwahl ,m Jahre 1890, die den Socialdemokraten allerdings eine erh, bliche Vermehrung ihrer Mandate brachte, erfolgte bekanntlich in einer Periode, wo man von den Bestimmungen jene- Gesetzes so gut wie keinen Gebrauch mehr machte, weil dasselbe im Abläufen begriffen war und keine Aussicht bestand, daß da- Gesetz erneuert werden würdet Der Schwiegersohn de- bekannten Bankier- B'eich- röder, vr. Aron», welcher an der Berliner Universität al» Privatdocent wirkt, hat in letzter Zeit wiederholt Veranlassung genommen, sich offen zur focialdemokra- tischen Partei zu bekennen, indem er dieselbe unter Anderem auch mit einer namhaften Geldsumme — man spricht von 300,000 M. — unterstützte. Der preu ßische Kultusminister vr. Bosse wandte sich nun jüngst an die philosophische Fakultät der Berliner Universität mit einer Vorstellung, die den »Fall AronS" zum Gegenstände hatte. Die seltsame Erscheinung, daß im Lehrkörper einer königlichen Universität an verantwort licher und h roorragender Stelle ein Mann wirkt, der dre Grundlagen der bestehenden Ordnung de» Staate- und der Gesellschaft offensiv bekämpft, scheint denn doch den Leiter de» Unterricht-wesen» mit Zweifel und Sorge erfüllt zu haben. Die erwähnte Fakultät hat nun aber ihrerseits trotz der Vorstellung de- Minister- angeblich beschlossen, von eine« Eingriffe in die Lehr- thätizkeit de» genannten Privatdocenten abzusehen, da die socialdemokratische Gesinnung desselben hierbei umso weniger in Betracht kommen könne, al» die Regie rung die Socialvemokratie al» eine politische Partei anerkannt und mit ihr sogar paktirt habe. Im Reichstage steht die Bildung einer neuen Fraktion bevor, indem eine Einigung der verschiedenen antisemitischen Richtungen zu einer Partei binnen Kurzem erfolgen soll. Ja den letzten Tagen haben bereit» hierauf bezügliche Vorbesprechungen zwischen vr. Könrg, Liebermann v. Sonnenberg, Zimmermann und einem unparteiischen VertrauenSmanneftattgefunden; diese Herren sind dahin übereingekomwen, daß zunächst den Parteivorständen der verschiedenen Richtungen ein Programmentwurf zur Borberathung unterbreitet werden soll. Der Ausschuß der »Deutschen Reformpartei" dürfte sich auf dem nach Kastel einberufenen Partei tage mit dem Entwürfe beschäftigen; ebenso wird der Parteivorstavd der Deutschsocialen sich demnächst über so unbedeutend, wenn nicht geradezu schlecht vor und , sie. In der Gemülhs-Verfassung, in welcher sie sich , befand, flößte daS unbedeutendste Ereigniß ihr Schrecken die Braut eine- Verbrechers gewesen zu sein." Und mit diesem quälenden Gedanken verbunden war auch der Schmerz um den in die Gemeinschaft dieser Verbrecher gefallenen Binder. Noch gaben die Folgen der furchtbaren Aufregung, in welche jene ver- hängnißvolle Mittheilung sie versetzt, sich in ihren bleichen Wangen, in ihren von Thränen gerötheten Augen zu erkennen. Erst seit wenigen Tagen war sie etwas ruhiger geworden. Hierzu mochte die Wahrnehmung beitragen, daß in dem Befinden deS kranken VaterS eine leichte Besserung eingetreten war. Der Bruder im Verkehre mit gemeinen Verbrechern! ES war ihr unmöglich, daS zu glauben. Etwa» wie Fieberschauer ging durch ihren Körper und rasch erhob sie sich und wandte sich einer häuslichen Beschäftigung zu, um ihren Gedanken zu entfliehen. Die Mutter war, seit sie die Verhaftung Stahl'- erfahren, vollständig umgewandelt. Sie erwähnte ihre- Schützlings mit keiner Silbe mehr und ging der Tochter mit einer gewissen Scheu au- dem Wege. War eS ihr doch unmöglich, dem vorwurfsvollen Ausdrucke der großen schwermüthigen Augen zu begegnen. Die jüngeren Geschwister kamen aus der Schule und da die Mittagszeit nahe war, deckte Lucie den Tisch und brachte dem kranken Vater die vom Arzte verordnete Suppe. In dieser Beschäftigung wurde sie durch den leisen Klang der Klingel, welche offenbar von einer schüchternen Hand in Bewegung gesetzt war, unterbrochen. Lin unerklärliches Angstgefühl überkam Inseraten- Annahmesteken: Die Arnoldtsche Buchhandluna, Jnvalidcndank, HaafcnfteinLBogler, Rudolf Moise, G. L. Daub« « so. i« Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, Kefsel-dorf Des kleinen Hanfes Glück und Leiv. Erzählung von Carl Zastrow. (t6. Fortsetzung.) In dem Strauße hatte ein Papür gesteckt, daS die nachstehenden Strophen enthielt. *Du wolltest mich nicht verstehen und hast mich zu Tode betrübt, Du hießest mich von Dir gehen und hast mich dennoch geliebt. Nicht giebt mir Dein Auge zu lesen, daß ich Dein eigen noch bin. Ein Rathsel ist mir Dein Wesen, mir fremd Deiner Worte Sinn, Und soll ich mich d'rein ergeben, zu missen Dich immerdar. Laß in dem Gedanken mich leben, daß ich Dein eigen doch war. Bergänglich ist Alle« auf Erden, die Jugend, die Liebe, die Lust. Durch em« laß glücklich mich werden: Ennn'rung in treuer Brust." Lucie besaß einen zu praktischen Sinn, um an etwas Gefallen zu finden, das sie mit der Bezeichnung »gereimte Gefühlsschwärmerei" abzuthun pflegte und doch hatten diese schlichten Zeilen heut an ihrem Ge burtstage sic aus'S Tiefste gerührt. Die letzten Motte der alten Frau tönten in lhrem Herzen wieder: „Seitdem Sie bei uns waren, geht's mit meinem Rudolf besser. Und wenn Sie die Liebe einer Mutter begreifen, werden Sie meine Bitte, sich einmal wieder der unS sehen zu lassen, nicht Übel nehmen. Sie sind doch nun einmal die Sonne, die seinem armen Leben Licht und Wärme giebt." »Er liebt mich noch immer", jubelte sie in sich hinein und gleich darauf lächelte sie bitter. „Aber bin ch dieser Liebe auch wcrth? Ich komme mir so klein, Bestellungen auf die „Sächsische Dmfzeituug" für den Monat September nehmen alle tatserl. Poltanftalten und Postexpeditioncn, sowie auch alle Lauddriefträger gegen Vorausbezahlung von 50 Pf. entgegen. Die Verlags-Expedition. Hptd. u. Redaktion vre-be«-Neustadt kl. Meißner Gasse 4. Vie Zeitung erscheint Ttensta«, vvnuerstag und eounabcud früh. Abonnements. Preis: Vierteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch vi« kaiserlichen Post- «islaltcn und durch unsere Boten. Pei freier Lieferung j,» HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. ein. Unwillkürlich warf sie einen Blick auf die am Kochheerde schaltende Mutter. »Sieh nach, wer da ist", befahl diese mit ihrer ge wohnten Unverfrorenheit. Lucie riß die Thür auf. Ihr Blick fiel auf Lie bleiche, verstörte Gestalt ihrer Freundin und von der düstersten Ahnung erfüllt, warf sie die Thür hinter sich in'S Schloß, ergriff da- Mädchen bei der Hand und riß sie schnell mit sich fort, die Treppe hinab. „Ich hab' auch gar keine Zeit", versicherte Johanna. »Ich muß ja gleich wieder in die Fabrik und habe noch gar nicht Mittagbrot gegessen, damit ich Dich nur benachrichtigen konnte." »Robert, nicht wahr, Hanne?" schrie Lucie, die Hand auf'- Herz pressend. „Sag' e- nur frei heraus." Hanne nickte einige Male schnell hinter einander und seufzte resignirt: »Ja! Ersitzt. Vorgestern Nach mittag sind sie mit chm und mit seinen Spießgesellen abgezogen und nun sitzen sie in Untersuchung und werden in'S Zuchthaus kommen ... auf Jahre vielleicht. ES ist also doch wahr. Nie, nie hält' ich da« geglaubt!" »O, mein Gott!" rief Lucie händeringend. „Daß nur der Vater nicht» erfährt. E- würde ihn tödten ... gerade jetzt, wo der Arzt un» Hoffnung gemacht hat, daß er bei forgsamer Pflege noch einige Jahre leben könnte." »Deshalb bin ich gekommen, Lucie. Du mußt Schritte thun, daß Euch die Polizei nicht in'S Hau-