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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188603043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860304
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-03
- Tag 1886-03-04
-
Monat
1886-03
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.03.1886
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Tägliches NnteryattungsSlatt zum Sächfischen Landes-Anzeiger. Gabriele schwieg. Ihr Herz halt« wohl eine Antwort daraof, ab« fi« war nicht i« Stande, sie auSzuspreche». Der Gedanke, daß M sie ihre» Bat« und Letziage« täusch«, ruhte in diesem Angrublicke schwer und drückend auf ihr. Sie «schien sich erniedrigt, ihr Herz trieb ste, ihre« Lat«, der sich ihr gegenüber jetzt so mild und sorg lo» zeigt«, Alle» zn gestehe» nnd ihn nm Verzeihung zu bitten — aber e» war zn spät, di« Verhältnisse selbst triebe» ste mit nnbe- zwingltchk» Gewalt dazu, ihr einmal gegebene- Wort zu «Men. ..Weshalb bist Du so traurig?" widerhott« Damkeu fragend „Wird «» Di, so schw«. Deinem Later «in geringe» Opfer zn bringen? Gilt e» Dir gleich, ob Du ihn errettest, oder dem Ber derbe» preitgiebst? Bedenke, daß auch Dein Geschick an da» meinige geknüpft ist." „Du rvrißt, Bat«," erwiderte Gabriele, .daß ich Dir gern nreiu Leben zum Opf« gebrachtthabeu würde, wenn e» mir möglich gewesen wäre. Dein Glück dadurch zu erkaufen nnd zu erhalten. Du Haft noch »ehr von mir verlangt, ich Hab« darein gewilligt, mehr zu Ihn» bi« ich nicht i» Stand«. Ich Hab« nicht Kraft und Leichtsinn genug, um da» mit Freuden zn thuu, wo» mir außerordentlich schw« wird, wogegen «ein Herz und mein bessere» Gefühl sich sträubt." »Und wirst Du morgen an Deinem BrrlobungStage auch nicht Heft« gestimmt sein?" fra»te Damlen weiter. »Rein, ich bin «» nicht i« Stande," erwiderte Gabriele. .Du willst all' de» zahlreichen Gästen, welche morgen erscheinen »«den, einen Einblick in Dein Herz gestalten?" rief Damke» fast »»willig. .Du willst «ich nnd Letzingeu in den Auge« Fremder beschämen? Da» darf nicht sein. Gabriel«, da» darf nicht sein ! Di« Verlobung muß al» Dein freudiger Wille, nicht al» Dir ans gedrungen erscheinen I" .ES würde deshalb bester gewesen sein," gab Gabriele mit möglichst« Ruh« zur Antwort .Du hättest diese großen Festlich ketten vermieden. Gerade die Pracht und der Luxu» morgen werde» mit der Trau» meine» Herzen« einen um so größeren Lontrast Hilde». Du hast bei all' den Vorkehrungen nur Deine eigene Freude über da» Gelingen Deine» Wunsche» im Auge gehabt; daß «» mich doppelt schwer und traurig berühren muß, eine Thal, die mein ganze» LebenSglück vernichtet, mit so viel Glanz und Freude gefeiert zu sehr«, daran hast Du nicht gedacht." Damlen erhob sich und ging unruhig in d« Laube auf «ud ' Nb. Er füblte. daß Gabriele Recht hatte. Wa» ihn vor Allem dazu bewogen, die Verlobung mit solchem Glanze zn frier«, da» konut« er ihr ja mittheile». „Wirst Du auch gegen Letzinge« morgen nicht frenndlicher sein, al» Du bisher gewesen?" fragte er endlich. .Ich habe mit Herrn von Letziuge» gesprochen," ««widerte Gabriele. .Ich habe ihm gesagt, wie ich gegen ihn sein würde, er kau» mich also nicht falsch versteh««." .Wa» werden aber uns«« Gäste davon denken, Gabriele, wen» Du gegen Deine» Verlobte» so kalt und zurückstoßend bist?" .Liegt Di» die Frage nicht näher am Herzen, «a» Deine Tochter leide« muß, wen» fi« Liebe gegen einen Mann heucheln und zeigrn soll, de» ste nicht liebt?" entgegnete Gabriele. .Mich wird da» Artheil der Mensche» völlig kalt lasten» denn jetzt weiß ich. daß die Menschen meinem Herze» nie Glück gebe«, wohl aber nehmen können. Sie erhob sich, um die Land« zu verlassen. Da» Gespräch hatte «lue Wendung genommen, welche sie nothwrndig wieder heftig erregen »nßte, und e» hatte ihr unendlich Mühe gemacht, sich für den sol -enden Tag Ruhe uud Fassung zu eningr». Auch Damke» schien damit zufrieden zu sein, daß Gabriele ab» brach nnd die Laube zu verkästen i« Begriff war. Noch einmal rief « sie indeß zurück, blickte ihr scharf und forschend in die Augen uud . fragt«: .Gabriele, ist e» Drin voller uud wahrer Ernst, Dein gegebene» Verspreche« zu erfüllen?" .Ich halte mein Wort." erwiderte sie. Ihr Vater schien damit zufrirdeugestellt zu sein. Eie ging daun auf ihr Zimmer und sah dem verhäugnißvollen Tag mit einer größeren Ruhe entgegen, al» sie gehofft hatte. Der Tag der Verlobung war angebrochen. Schon früh am Morgen erschien Letzingeu, um seine Braut zu begrüßen und ihr ein Gr. schenk zu bringen. E» war ein reicher, mit kostbaren Steine« besetzter Halt schmuck. Gabriele empfing ihn mit größt« Verlegenheit, doch suchte sie dieselbe zu verbergen uud dankte in offener und herzlicher Weise. Sie kannte die außerordentliche Sparsamkeit Letzingeu» und glaubte de» halb in dieser Freigebigkeit einen Beweis zu sehen, daß er sie wehr nnd Wilhelm Grimm der deutsche» Wissenschaft ausgrthan, durchsucht und durchforscht. Idiotismen und Redensarten, Sprüchwörter »ud Räthsel, Kinderreime und Sindergebeie, Lieder und Spiele» Sagen nnd Segensformeln, Schelte« uud Schwänke, Inschriften an Hon» nnd Geräth, da» alle» hat ihn unaurgesrtzi beschäftigt. Keine »rnßerung de» sächsische, VolkSgeipe« in Sprache, in Sitte, Glauben, Poesie uud Recht bäuchte ihm zu Nein; auch die grrtugste hob er aus uud suchte sie für di« Erkenvlniß der Volksseele zu benützen. Wo andere nur Unkraut oder gar nicht» sehe«, dort fand er Blumen «ud Perle«. Er hat mit seinen Schriften der fiebendürgisch deutschen Lolkrkoude eiur feste Grundlage gegeben, vornehmlich auch dadurch, daß er die wissenschaftliche, nationale» ethische Bedeutung der auf da» äußere und innere Leben de» Volke« gerichteten Forschung beleuchtete nnd durch Beispiel und Zuruf zum Weitergraben aufforderte. Es ist nicht zum Geringsten da» Verdienst seiner Schriften, daß die Tbeil- nahme für alle» VolkSwäßige in Sprache, Sitte, Beruf und Poesie nute» den Sachsen eine rege und damit auch die Liebe zum Volks ,eiste tiefer und allgemeiner geworden ist. Auch außerhalb Sieden bürgen» find seine Schriften freundlich owgenommeu worden, darunter von Jakob und Wilhelm Grimm, WachSwuth. Simrock, Manhardt, Frommen, Hildebraud u A. Viele- daraus ist auch der deutschen Wissenschaft zu Gute gekommen. Jetzt find diese Arbeiten in neuer Bearbeitung derselben zu -änglich gemacht worden. Ein kurzer Uebe,blick de» Inhalts läßt die Reichhaltigkeit atmen: Siebenbürgisch-deutsche Thiermärchen; Die Zigeuner im sächsischen BolkSmnud; Sächsischer VolkSwitz und Volk». Humor; Die Welt unsrer Märchen uud Kinder; Siebenbürgen deutsche Kinderspiele und Kiuderreim«; Stiefmütter, Stief- und Waisenkinder; Waisenlieder; Die Macht uud Herrschaft de- Aberglaubens; Sprüch Wörter; Jnterjectiouen; Räthsel; Inschriften. ES giebt keine Seite de» Volksleben-, dir hier nicht Bereicherung, Aufklärung fände. Für die deutsche Wissenschaft aber liegt hier rin Born von unerschöpflicher Fülle zur Keuntniß deutschen Volks- und CulturlebrnS überhaupt und de» Gebildeten unter den Laien eine Quelle reichster Erhebung vor. — Zum Schluß mögen zwei Geschichlcheu Platz finden, die nicht «>r den sächfischen Humor trrffeud wiederspiegrln, sonder« auch die Art und Weise, wie sich dir im Lande wohnenden Böller beurtheilen. .Al» Gott der Herr seinen Fuß nach Siebenbürgen setzte, speach er di- Worte: drei Böller will ich in diese» Land setzen. Sr stieß »it dem Stab au «inen Kieselstein nnd sprach auf magyarisch: Steh' anf. Jamzil uud der Sekler sprang empor und fluchte: leremtatsl Ein Lehmklotz war nicht weit davon, uud Gott redete zu ihm mit den Worten: Slot af, Mächell (Steht aus Michaeli) und der Sachse «hob sich, die Augen reibend, uud sprach: Hoi, wat gib et, Här Fotrr? (Heda, wa» giebt'», Herr Vater?) Und weiter de» Weg und inniger liebe, al» ste geglaubt hatte. Um so mehr machte sie sich Vorwürfe, daß sie ihn täusche und ei» falsche« Spiel »it ihm treibe. Damkeu war über di« Größe de» Geschenke» ebenso überrascht al» erfreut. Nun durste er auf da« Gelingeu seine» Plane» «it der größte» Zuversicht hoffe». Wenn Letzingeu seiner Braut «inen Schmuck zum Geschenk machte, der mindesten» vier- bi» fünftausend Thaler gekostet haben «nßte, so konnte ,» noch wenige, Ausland nehmen, seinen Schwiegervater durch eine Summe von fünf und zwanzig Tausend in der Ausführung «ine» neuen Unternehme«», welche» er ihm einrede« wollte, zu unterstützen, da er dafür ja di« AnSficht hatte, al» Teilnehmer diese» Unternehmen» zu gellen, nnd sein Geld mit hohe» Proeenten vcrzinst zu sehen. Letzingeu nahm sowohl den Dank Gabrielen» al» anch di« außer ordentlichen Lobeserhebungen Damkeu» mit einer Miene hin, alr seien ste ein Tribut, de« er zu fordern da» größte Recht habe. Gabriele wie ihr Vater würde» indessen in ihren Empfindungen herabgestiwmt worden sein, wären sie iw Staude gewesen, den wirklichen Werth diese» Geschenke» zu erkenne» uud zu berechnen. Der scheiubar große Werth de» Schmucke» bestand nämlich Vorzug»reise in den kostbaren Edelsteine», mit de» er so reich besetzt war. Diese Stein« waren falsche, aber so täuschend nachgemacht, daß sie nur ein Keunerauge bei genauerer Untersuchung zu erkennen vermochte. Letzingen hatte keineswegs die Absicht gehabt, Gabriele mit diesem Schmucke zu betrüge». L» hatte seine eigene Bewandtuiß damit. Al» nach dem Tod« seiner Taut« deren ganze» Vermögen in seine Hände gefallen war, hatte er auch diesen Schmuck, ein Erbstück ihrer Familie, mit erhalten. Anfangs hatte er ihm nur wenig Ans merksawkeit geschenkt, al» er aber später, bei genauerer Betrachtung, sich von dem großen Werth seiner Steine überzeugte, ärgerte e» seinen praktischen Sinn, daß diese al» ein werthlose» Capital daliegen sollten. Da e» ein Fawilieuerbstück war, konnte er den Schmnck, der für ihn völlig intereflelo» war» nicht verkaufen, «S kam ihm aber der, wie er glaubte, glückliche Gedanke, di« werthvollen Steine durch unechte ersitzen z« laste», die echte» zu verkaufen und da- daraus gewonnene Capital so anzulegeu, daß e» ihm Zinse» trug. Linen Betrug erblickt« er hierin nicht. Er war wirklicher Besitzer de- Schmuckes. Niemand konnte ihm wehren, mit seine« Ligeuthum zu schalten und zu walten, wie e« ihm gefiel, und darin hatte er jeden fall» Recht, daß der Schmnck, der ohnehin unbenutzt dalag. mit den unechten Steinen seine» Zweck eben so gut erfülle, al» mit den echten. Er hatte di« Verwandlung von einem geschickten Goldschmied vornehmen lasten und so geheim gehalten, daß, wie er glaubte. Nie mand darum wußte. Sollt« e» ihm später daran gelegen sei», den Schmuck wieder Herstellen zu lasten, wie er gewesen war, so konnte er dir» leicht thuu, ohne di« Zinsen, welche ihm da» Capital bi» dahin eingebracht hatte, einzubüßen. Damal» hatte er noch nie daran gedacht, je seine Freiheit auf, zugebeu und ein Ehejoch über sich zu nehmen, denn er hatte Gabriele «och nicht kenne» gelernt. Jetzt trug er kein Bedenken, seiner Braut den Schmuck vo» unechten Steinen zu schenke». Er wußte ja Nie mand darum, und je weniger hier Jemand eine Täuschung zu ver- muthe» konnte, um so weniger hatte er zn befürchten, daß die Un echtheit der Steine entdeckt werden könne. In dieser Beziehung hatte er ganz richtig speenlirt, nur in einer Sache hatte er sich verrechnet. Er glauvt« allein um das Be- heiwniß zu wissen; darin täuschte er sich Auch sein Secretär und Diener wußte darum. Er hatte ihn mit dem Schmuck zu einem Goldschmied gesandt» um sich über den wirklichen Werth der Steine Gewißheit zn verschaffen. Weiter hatte er seinen Diener nicht in da» Grheimaiß hineiugezogeu, aber dieser hatte sogleich vermulhet, daß er irgend etwa» mit dem Schmuck i« Sinne habe, und hatte ihn sorg fällig beobachtet. Er hatte entdeckt, daß der Schmuck einem Gold> arbeiter übergeben wurde, und von diesem hatte er sich unter irgend einem Vorwände die Bestätigung seiner Bermuthnug geholt. Auch Karl hatte diesem Geheimnisse weniger Bedeutung beigrlegt. Er hatte den Grund, der seinen Herrn dazu getrieben, erratheu, und er würde au seiner Stelle nicht ander» gehandelt haben. Eiu Unrecht erblickte auch er uicht darin. Daß dieser Schmuck Gabriel« zugedacht war, daß sie ihn au diesem Morgen erhalte» hatte, davon wußte er gar nicht». Letzingeu hatte sich bald darauf wieder von der Billa entfernt, um erst gegen Abend wiederzukehren, den» erst um diese Zeit sollten die Festlichkeiten ihren Anfang nehme». Wie bereits früher erwähnt, sollte die Verlobung Cabiielen» für die Gesellschaft eine scheinbare Ueberraschmig sein, zugleich hatte e» aber In der Absicht Damken'S gelegen, sie schon vorher unter der Hand bekannt werden zu lassen, um die Erwartungen dieser Festlich lag auf dem Gra» ein Kuhfladen, den Gott mit dem Fuße berührte, und sprach: Steh' aus, Rumäne! Ta erhob sich der Walach und sprach sich tief verbeugend: War befiehlst Da, Herr?" Die zweite Geschichte aber ist diese: „Da sie in Siebenbürgen da- Schreckliche vernahmen, daß die Jude» Chriftnm gekceuugl hätten, traten die Nationen zusammen uud berietheu, wie sie den Heilanv befreien sollten. Der Sekler sprach: .Schlagen wir die zwei römischen Söldlinge nieder» die da» Kreuz bewachen." Der Sachse sprach: „Das ist uicht erlaubt; reichen wir beim Herrn Statthalter Pilatn» eine Bittschrift «in, daß mau uns Christum freigebe." Der Walach sprach: .Gebt Euch Ruh' bi» zur Nacht; dann stehl ich ihu vom Kreuze" Eine andere Version sügt hinzu: Der Zigeuner aber sagt«: „Gebt Euch kein« weitere Mühe, ich habe ihu schon gestohlen." (.Weser-Ztg.") Ans Hunst AN- Lebe«. keit möglichst hoch z» spannen und die allgemein« Aufmerksamkei darauf zu richten. Die» war ihm vollkommen gelungen. Gabrielen» Verlobung «tt dem reichen GutSbefitzer war schon vor diesem Tage in der ganze« Stadt bekannt. Die «eiste» beneideten Letzinge» um da» lieblich« uud reiche Mädchen, die «inzige Erbin de» Hause» Damkeu. kleusrr jubelte im Stillen, daß der Anfang seine» geheime» Plaue» so schnell nnd anf so leichte Weis« geglückt sei, und Potenz sah seine Bermuthung, welch« durch da» heimlich« Lächeln Kleuser'», al» er die Berheirathung Gabrielen» erwähnt hatte, in ihm auf. gestiegen war, bereit» zum Theil bestätigt. Am meiste» wurde Buchmaun durch diese Nachricht erregt und keineswegs in erfreulicher Weise. Damke» erhielt durch dies« Berbindnug «ine neue Stütze für sei« Han», auf welche er nicht Bedacht ge- nommeu hatte. Er kannte Letzingeu'» Vermögen und fürchtete unr zu sehr, daß sein ganzer Plan gegen da» Hau» Damkeu an dieser Ber- biodung scheitern könne. Er sau« vergeben» nach einem Mittel, um dies« Verbindung zu hindern, aber er war in di« FamilienverhäUuiffe Damkea» zu wenig eiugeweiht. um sofort einen Entschluß fasten zu können. Auch Letzingen kannte er zu wenig. Er dachte daran, ihn durch eine dritte Person oder durch eine» anonymen Brief von dem gefährdeten Zustande de» Hause» Damkeu in Keuntniß zu setzen und ihn von der Verbindung zurückzuschrecke«, aber er gab diesen Gedanke« wieder auf, weil er nicht wußte, ob uicht Damkeu selbst ihn al- seinen künftigen Schwiegersohn bereit» in seine Verhältnisse eiugeweiht hatte. In diesem Fall mußte aber eine solch, Warnung für Buchmann sehr nachiheilig sein. Damken erfuhr daun, daß irgend Jemand um die Gefahr seine» Hause« wußte uud deffeu Sturz wünschte. Da» mußt« ihn au» seiner leichtsinnigen Sorglosigkeit und Unthäiigkeit wachrufen; er konnte der Gefahr vielleicht Vorbeugen uud Buchmann'» Bemühungen, selbst die Opfer, die er bereit» gebracht hatte, waren vergeblich — Alle-, wa» er vor der Hand thuu konnte, bestand darin, über Damke«'» und Letziugen'» Familienverhältuiffe uud de» Grad ihre» gegenseitigen Vertrauen» sich genau« Einsicht zu verschaffe». Die zahlreiche Gesellschaft, welche von Damken zur Verlobung», frier seiner Tochter eiugeladen war, hatte sich eiugefuuden. Di« Festlichkeiten fanden einen allgemeinen Beifall und di« größte Be wunderung. und Damkeu'» Auge strahlt« von glücklicher Zufriedenheit. ü»it voller Freude hatte er seinen Gästen die Berlobnng Gabrielen'» "' gezeigt, und mit ebenso unverhohlener Freude nahm er die Beglück, wuuschuugen entgegen. Gabrielen'» Kälte uud Zurückhaltung gegen hren Verlobten war zwar den Meisten nicht entgangen, ihr Vater batte indessen für eine so reiche und abwechselnde Unterhaltung gesorgt, daß die Aufmerksamkeit der M isten bald auf andere Gegenstände gelenkt wurde. Letzingeu schien sein Versprechen gegen Gabriele Hallen zu wollen, er benahm sich äußerst zurückhaltend, und ohne ihu ab» ichtlich zu meiden oder zu vernachlässigen, schloß sich Gabriele vor- zugsweise einige« ihrer Freundinnen an. Da» glänzende Festmahl in der Billa war beendet. Der Garten war in feenhafter Pracht erleuchtet, und fast all« Gäste zogen «» vor, « ihm zu lustwandeln. Trotz der zahlreichen Lichter «ad Pech, krävze gab e» heimlich düstere Lauben und Gänge genug, in denen kleinere Gruppen specieller Bekannten fich ungestört absouderu konnten, lleberhaupt sah «» der Handelsherr gern, wen« eiu jeder seiner Gäste fich die Unterhaltung und da» Bergnügen, welche» ihm am meisten zwagte, aofsucht«. Mau sollte fich bei ihm völlig frei und ungeuirt fühlen. Der Abend, die Beleuchtung, die ganz« Einrichtung begünstigt« die». Jeder konnte hier zwischen de» Helle» Lichte und dem düsteren Schallen hoher Baumgänge, zwischen lebhafter Gesell schaft «ad einsamen Spaziergängen wählen. Mit feinem Tacte. hatte Damkeu Sorge getragen, daß di« Gesell, schalt weder durch neugierig fich herandräugende Zuschauer, «och durch lauschende Dieaer gestört nnd belästigt wurde. Um so mehr mußte e» ausfallen, daß zwei dunkle Gestatte», zmei Männer fich vorsichtig durch den düsteren Schatte» de» Parke» schlichen. Man merkte e» ihnen bald au, daß nicht Neugierde allein sie hierher getrieben hatte, denn mit ängstlicher Vorsicht miede» sie e», fich an irgend einer hell erleuchteten Stelle, wo sie hätten bemerkt werden können, zu zeigen. Und doch schauten sie hinter einem sie verbergenden Busch« oder Baume hervor aufmerksam auf die Gesellschaft »ud die Borüber- wandelnden, uud nicht» schien ihren Augen zu entgehen. E» war augenscheinlich, daß beide Männer ei» gleiche» Ziel verfolgte«, aber nicht» von einander zu wissen schienen. Endlich be merkt« der eine der beiden Männer den anderen; er errieth sofort, daß er uicht zu der Gesellschaft gehör«, und, indem er ihn aufmerksam im Aug« behielt, sah er bald, daß er ebensowrnig bekannt zu sein schien, wie er selbst. Fortsetzung folgt. sagte: „Marke, ich kenne Dich!" Der Officier erschrak, denn er war — ohne Urlaub, allein er faßt« fich schnell uud erwiderte keck: Marke, ich kenne Dich nicht!" Arrgerlich fuhr der König fort: MaSke, Du bist der Rittmeister N. N." Verzweifelt antwortete der Officier, seine» obersten Kriegsherrn erkennend: „Ja, aber ich bin ohne Urlaub hier. Also ei« Schelm, der'» weiter sagt!" Friedrich biß fich auf di« Lippe», denn di« Antwort war ihm etwa» zu stark, dennoch entgegnete er: „Aus Ehre, e» bleibt unter unS!" TagS darauf war »m 8 Uhr Morgen» Parade de» Regiment», bei welchem der Rittmeister stand, im Lustgarten angesetzt worden. Der König besichtigt« besonders scharf die Schwadron unsere» Ballbesucher», and jedoch Alle» i» der besten Ordnung uud rief schließlich de» Rittmeister vor die Front. In streng militärischer Haltuug ritt derselbe vor. — „Näher!" befahl der König und rannte dem eine strenge Strafe Befürchtender» in'S Ohr: „MaSke, Du bist Majori Aber ein Schelm, der'» weiter sagt!" „Auf Ehre,Majestät, eS bleibt unter uns!" antwortete der glückliche Officier. Lin volle» Jahr blieb sein Avancement ein Geheimniß zwischen dem Könige und ihm; am Jahrestag« de» Ereignisse» erst verkündete eiu Parole, beseht: „Der Rittme.ster N. ist zum Major ernannt, mit Patent — Dreihunderteinoudfünfzig Fragen! Das Schwur-fvom heutige» Datum des vorigen Jahre»." , gericht zn Hagen hatte in letzter Woche in einer Untersuchung-fache s — Billige Wurst. In einem Eßlinger Fleischerladen er. zu entscheiden, in welcher den Beschworenen 3b1 Fragen vorgelegt eignete fich vor einigen Tagen da« Folgende: Ein Maler handelt« wurden. Es handelte sich um 39 Fälschungen zu je 9 Frageu. Zu Nttt dem Metzger um ein Stück hochfeiner Brannschweiger Wurst und deren Bnlefung bedurfte de, Präsident 1'/§ Stunden, der Obmann sie wurden schließlich einig, daß der Maler für den Kilometer (!) 2 Stunden, und da» Verlese» der Anklage beanspruchte I V, Stunden, solcher Wurst — 80 M. bezahle. Der Kaufabschluß wurde durch Di« Berathung der Geschworene» dauerte 4 Stunden, die Verhand- Handschlag vor Zeuge» bekräftigt und der Maler nahm einstweilen lnug selbst nur 4 Stunden; die Sache endet« mit schweren Freiheit», auf Abschlag die vorhandene Braunschwelger Wurst in der Länge von strafen. Die ungewöhnlich große Zahl der Fragen erregt uugewöhn- 3b om uud einem Durchmesser von 4 ow gegen Erlegung de» ver- lichr» Interesse. — EineWarnuugvordemSchwiukeu! Jo Plauen i.V hältnißmäßigen Kaufpreise» von 3 Pfennig in Empfang, dem verdutzt dastehenden Metzger da» Nachsehen lassend^ Wie wird sich der Metzger wurde am 24. v. M. ein 2 l jährige» Mädchen aus angesehener erst hinter den Ohren kratzen, wenn der Maler — wie er beabsichtigt Bürgerfawiiie begraben, gestorben au Blutvergiftung. Das Mädchen — Ernst macht und auf succesfive Lieferung de» Reste» der Wurp hatte Theater gespielt, fich dabei im Gesicht grichmin't uud höchst von 999,65 w dringt? wahrscheinlich durch die gifthaltige Schmink« den VergiftungSprozrß — Recht „gemüthlich" scheint «» im Limbacher Stadt herbeigeführt, weil er im Gesicht eine klein« Kratzwunde hatte. theater herzugehen. Da» dortige „Tageblatt" schreibt am Schluffe — Eine LarnevalS-Aneedote. Im Anfänge seiner einer lobende« Recenfion über Goethe» „Faust", erster Theil: Leider RegiernngSzrit hatte Friedrich der Große keine Muße zu Carnevals- wurde di« Darstellung durch ungeeignete Zwischenrufe» Skandal auf festlichkeiteu, aber während der FriedeuSjahre schuf er für Berlin den Treppen, ja sogar durch muthwillig erregten Feuerlärm wieder- eiuen Carneval, bestehend in Hoffesten, Redouteu und öffentliche» hott gestört. Maskenbällen, welch' letztere auch der König selbst zuweilen besuchte. — Zarte Aufmerksamkeit. In der Kirche eine» Orte» Nicht besonder« gern sah er e» jedoch, wenn die Potsdamer Osficiere bei Berli« wird vor jeder vorzunehmeudeu Trauung au» Rücksicht allzu häufig daran theilnahmen. Aus einem der Bälle nun erkannte gegen da» Brautpaar die Ueberschrift de» Altarbildes bedeckt. Dort Friedrich unter der MaSke eine» edlen Benetianer» einen Rittmeister steht geschrieben: „Herr, vergieb iyuen, den« sie Wiste» nicht, wa» au» Potsdam; er trat, natürlich auch maskirt, an ihn heran und sie thuu. Für de» redaktionelle» Ihetl verantwortlich: Franz Sätze tu Chemnitz. — Druck »ud Verlag vo» Alezauder wiede.iu Chemnitz.
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