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Sächsischer La« des-An zeig er. Nr. 24. Sonntag, 29. Januar 1888. Bom sächsischen Landtag. Zn der II. Kammer bildete am 27. Januar den einzigen Be- rathuog«gegenstand der Bericht der Rechenschafts-Deputation über die Berwaüung der LandeS-Jmmobiliar-Brandversicherungs-Anstalt in den Jahren 1885—86. Die Kammer erklärte sich durch den Bericht be friedigt, nachdem eine längere Debatte über Nutzen odcr'Ucberflüssig- keit der Blitzableiter rc. stattgefunden halte. Der Sitzung der I. Kammer am 27. Januar wohnte zum ersten Male Prinz Friedrich August bei. Den Eid auf die Verfassung hatte der Prinz bereits in einer der ersten nicht öffentlichen Präliminar sitzungen abgelegt. Debattelos wurden die Einnahmen aus Forsten und Jagd mit 7,499,100 Mk., aus Tomainen und Intraden mit 487,405 Mk. und aus den Kaliwerken mit 76,788 Lik. bewilligt. Desgleichen die Einnahmen aus de» Kapiteln: Weinberge und Kellerei (gleich Null). Hosapothcke (11,600 Mk.). Elftcrbad (113^9 Mk.), Leipziger Zeitung (4646 Mk.). Einstimmig wurden die Ausgaben für das „Dresdner Journal", das statistische Bureau und allgemeine Ausgaben beim Departement des Innern bewilligt. — Bezüglich der „Leipz. Zig." wurde von mehreren Rednern, namentlich Oberbürger meister Georgi-Lcipzig, getadelt, daß das Blatt die Politik des Reiches fortwährend in heftiger Weise angreife; Kammerhcrr von Erdmannsdorf, Abg. von Tauchnitz und Prof. Blomeyer nahmen dagegen das Blatt in Schutz. Sächsisches. — Nach Eingang sämmtlicher im Jahre 1887 bei den Agen turen der Königlichen Altersrentenbank in Dresden ge machten Einlagen stellt sich das vorjährige Einzahlungscrgebniß der Bank auf 3,067,354 M. in 7057 Einlagen, gegenüber einem Gc- fammtjahreSbeitrag für 1886 von 2,729,157 M. in 6953 Einlagen. Dieser Jahresabschluß zeigt wiederum, daß das Interesse des Publi kums an unserem staatlichen Bersicherungsinstitute auch im verflossenen Jahre in Zunahme (12 Prozent des Betrags) begriffen gcmeicn ist und daß man erfreulicherweise von den vortheilhaften Einrichtungen der Bank immer ausgedehnteren Gebrauch macht. Mit dem oben angebenen Betrage von 3,067,354 M. hat das Jahr 1887 alle feine Vorgänger überflügelt. — Dresden, 27. Januar. Der Rath hiesiger Stadt hat das Baron von Huppmann'sche Haus an der Kreuzkirche 6 für 450,000 Mark angetanst. In dasselbe solle» zunächst die Standesämter 2 und 3 uniergebracht werden. — Aus den hiesigen Marktplätzen wur den heute 253 Stückchen Butter wegen zu leichten Gewichts beschlag nahmt. — Herr Commerzicnrath Bienert in Plauen bei Dresden spendete 500 Mark für die an der Trichinvsis Erkrankten in Cuncwaldc. — Cunewalde, 26. Januar. Nach einer neueren Aufstellung find an der Trichinose erkrankt in Ober Cunewalde 144, in Cune- walde 19, in Lauba 7, in Lawalde 3, in Kleindehsa 5, in Beiers dorf 6, in Oppach 4, in Sprcniberg 2 und in Lübau 10 Personen. In diesen Zahlen nicht inbegriffen sind die 10 an der Krankheit be reits Verstorbenen und die ganz leicht Erkrankten. Bei den meisten derselben ist die Krankheit auf den Genuß von Räucherwürstchen (sog. Bratwurst) und zum Thcil von rohem Schweinefleisch zurück- zusühren; allein es werden auch einzelne Fälle bekannt, wo der Ge nuß von Blutwurst von Angermann die Krankheitsursache sein kan». Die Personen, welche der Krankheit erlegen sind, sind folgende, als: am 15. d. M. der 25 Jahre alte Fuhrknecht Bruno Plitschlc in jOber - Cunewalde, am 16. der 31 Jahre alte ledige Weber Johann Traug. Tilger daselbst, am 19. der verheirathete 40 Jahre alte Weber heirathete Handarbeiter Karl Gottels Kocksch " "däse!ö fch'°a>y ' 8 6.''der 18 Jahre alte Weber Gustav Brabandt in Neulauba, am 21. der 29 Jahre alte Fuhrwcrkebesitzer Ernst Israel von Ober-Cuncwalde, am 22. die 45 Jahre alte Verwallersehefrau Ernestine Tomschke von da, am 21. der 16 Jahre alle Fleischerlchrling Carl Hohlseld in Beicrsdor', Lehrling von Augermanu, am 23. die 40 Jahre alte Schnridersehcfrau Auguste Selma Wendler in Ober-Cunewalde und am 24. die 48 Jahre alte Wittwc Christiane Richter geb. Müller daselbst. — Das Hilfseomitee, welches sich gebildet, bat seine unter stützende segensreiche Thäligkeit begonnen. Möchte der von ihm er lassene Ausruf doch recht günstigen Erfolg haben. Als Pflegerinnen find fünf „Schwestern" thälig, denen wiederum eine Anzahl von Damen aus dem Orte zur Seite stehen. Außerdem sind noch weitere Pfleger und Pflegerinnen angenommen worden. Dem hiesigen Arzte ist, wie schon berichtet, noch ein solcher von Dresden seitens der hohen Slaatsrcgierung beigegeben. — Meißen. Ein siecher Einbruchsdiebstabl ist in der Nacht zum Montag bei dem Hausbesitzer Schlechte in Obcrmeisa verübt worden. Aus einem Schranke in der Nähe des Fensters sind gegen 700 Mark gestohlen worden, obwohl kaum eine halbe Elle vom Schrank entfernt die Tbür zu der Kammer offen stand, wo der Be sitzer und seine Frau schliefen. Auf dem Tücke beim Schranke haben »och 500 Mark gelegen, sie waren aber mit Bückern etwas zugedecki, find daher dem Dieb entgangen: auf einem Stuhle beim Fenster lagen die Beinkleider des Besitzers, in welchen noch über 100 Mark denndlich waren, sic sind ebenfalls von dem Diebe unberührt geblieben. — Freiberg, 27. Jan. Vorgestern 'Nachmittag entsprang aus der Strafanstalt zu Nossen ein Sträfling. Ein Briefträger sah den Flüchtling laufen und machte sich sofort an seine Verfolg ung. Mit Hilfe eines des Weges kommenden Handwerksburlchen gelang es auch, den Entsprungene» wieder einzufangen. Bei der Ab lieferung desselben an die Anualt erhielten der Briefträger und der Haudwerksbursche eine Belohnung. 8—. Klingenberg. Unser bisheriger Kirchvater, Kirchen- rechnungsfuhrcr und Kafsirer, sowie Gemeinde - Aeltester Goiltieb Gelfert hat 19 Jahre lang seine Kirchenämter mit großer Treue und unermüdlichem Pflichteifer geführt. Sein Hobes Alter und die damit verbundene Schwäche veranlaßten ihn am 'Neujahr, alle feine Ehrenämter aufzugebcn. Nicht nur der Kircheuvorstand und die Gemeinde, sondern auch die oberste Kirchenbehörde dankte ihm und ehrte ihn; denn am lctztvergangenen Sonntage konnte Herr k. Blühcr am Schluffe des Gottesdienstes der versammelten Gemclnde mittheile», daß das evangelische Landes - Consistorium dem treuen Kirchendiener Gelfert eine schön ausgeführle Urkunde verliehen habe. Nach beendigtem Gottesdienste ging der gesummte Kirchenvorstand in die Wohnung Gelferts, um dem tiefgerührlen Greis unter höchst er greifender Ansprache des Geistliche» die hohe Auszeichnung zu über reichen. — Daß unsere Unterredungen mit der confirmirien Jugend nicht ohne Erfolg gewesen sind, beweist, daß dieselbe uack einer kürzlich staltgefundenen Unterredung über das Wort Gottes und Bibelverbreiluug unter sich eine Sammlung veranstaltete, um das Gotteshaus mit einer Altarbibel zu schmücken. Am letzten Sonntag hatte nun Herr ?. Blüher die Freude, daß er eine reichverzierte, große Prachtbibel beim ersten Altardienste weihen konnte. — Welche traurigen Folgen daraus entstehen, wenn Kinder ohne Aufsicht gelassen werden, beweist wiederum ein in Holzhau dieser Tage vorgekommencr Fall. In einem unbewachten Augenblicke krank ein öjähriger Knabe aus einer Flasche eine Quantität Spiritus, an dessen Folgen das Kind noch an demselben Tage ver starb. Die Flasche war so ausbcwabrt worden, daß sie für Jedec- waim zugänglich war. — Von einem rührenden Beweise der Treue eines Hundes ist v. u N iede r se iffe u b ach zu berichten. Der Liebliiigsbund des vor einige» Wochen daselbst verstorbenen Obenörsters war seit dem Verscheiden seines Herrn a»''alle»d traurig und rührte >e::i F ilter nicht mehr an. Fast jeden Tag verschwand der Hund aus einige Zeit, und endlich entdeckte man, daß er stets das Grab seines Herrn besuchte, aus dem er sich eine Lagerstätte bereitet hatte. Ten Ein gang in den Gottesacker erlangte der Hund dadurch, daß er sich durch die Einfriedigung hindurchdrängle, und zwar an einer Stelle, wo eine Planke etwas schadhaft war. Da der Hund trotz alles Zu redens sein Futter nicht mehr anrührte, so ist das treue Thier un längst verendet. — Leipzig, 27. Jan. Die heute abgehaltene Generalver sammlung der Leipziger Diskonto-Gesellschaft, in welcher 142 Aktionäre mit 3097 Stimmen und 15,537 Aktien vertreten waren, beschloß, den Aussichtsrath nicht zu entlassen und (mit 3027 gegen 55 Stimmen) den Klagcweg gegen denselben zu betreten. Tie hiesigen AufsichtSrathsmitglieder erklärten schriftlich, falls die Generalversammlung ihre Entlassung nicht beschlösse, bleiben zu wollen. Ter neueste Status ergicbt an Passiven 11,349,879, davon anzucrkennende 7,143,752, an Aktiven rund 4,746,000. Tic Masse dürfte reichlich 60 Proz. ergeben. — Ter mitgethcilte Ve rlustfall einer Summe vou 10,000 M. eines Bräutigams in Leipzig hat seine glückliche Lösung gesunde». Das Geld ist wieder da und war nur irrthümlich im ersten Schrecken als verloren angezeigt worden. — Tie Ur h eb er des vor einige» Tagen gemeldeten G oldwaar cn- und Juwelen-Diebstahls sind ermittelt und sestgenomme». Man halte zwei noch jugendliche, aber bereits wiederholt, auch mit Zuchthaus bestrafte hiesige Handarbeiter in Verdacht. Es wurde er mittelt, daß die beiden Burschen andern Tags, nachdem der Ein bruch verübt worden, von hier verschwunden waren, weshalb man ihre Verfolgung cinleiieie. Sie sind darauf heute Vormittag in Hannover festgcnomnien worden und sehen ihrem Hierherlransport entgegen. — lieber die beim bevorstehenden Leipziger Frühjahrs- Meeting stallfindende» Rennen hören wir, daß in Bezug aus die angeictzte große Leipziger Frühjahrs-Steeple-Chase »lit garantirlem Preis von 500o Lik. für de» Sieger, 1500 Mk. für den Reiter des zweiten Pferdes, 700 Mk. für den des dritten Pferocs und 30o Mk. iür den Reiter des vierten Pferdes die gehegte» Erwartungen in Frage gestellt sind. Anstalt der geforderte» fünizig Pferde wurde nur mit deren sechszehn abgeschlossen. Es dürste demnach die Proposition voraussichtlich vou dem Programme abgesctzt werde». Dagegen läßt der große Teutonia-Preis von 10,000 Lik. einen mehr als befrie digenden Verlauf erwarten. — Rschlitz. Eine Frau aus Gcithain holte vor einigen Tage» auf hiesiger Sparkaffe 1300 M., welche ihr in Kassenscheine» ausgchändigt wurde». Tie Frau muß aber das Gelv sehr nach lässig verwahrt haben, denn schon hinter Poppitz lag dasselbe auf der Landstraße, wo es ein ehrlicher Gutsbesitzer aus Weißbach fand. Derselbe ging sofort nach Rochlitz, fragte bei der Sparkasse nach und alsbald ging auch von dieser ein Telegramm an die Verlieren» nach Gcithain ab. — Wald he im. Herr Commcrzienralh Niethammer hat sich bereit erklärt, für die Gemeinde Kriebethal ein neues Schul haus aus seinen Mitteln erbauen zu lassen. — Li mb ach. In Pleisa entstand am Abend des 25. Jan. Feuer im Hause des Viehhändlers H. hier. Ter im Tachraum aus gebrochene Brand konnte zwar durch das schnelle Eingreifen der dortigen Freiw. Feuerwehr noch gedämpft werden, ehe durch den zur Zeit herrschenden Wind eine große Gefahr für die Nachbargcbäude entstand. Durch ein abermaliges Auflodern des Feucrheerdes nack Mitternacht wurde aber die gänzliche Zerstörung des Tachstuhles sisuVüZ!' ves" auck sind jpfolae der st.n'ckniiasarbcileii die übrigen Wohn- .>e» «lchltzer- arg beickadigt. Das Mobiliar wurde gerettet. lieber die Entstehung des Feuers ist bis zur Stunde noch nichts bekannt. — Klingenthal. Am Donnerstag Mittag entstand im Hotel „zum braunen Hirsch" hier Feuer. Dasselbe brach im Mittclthcile des Dachstockes aus. Tank der Hilfe sämmtlicher Feuerwehren im Amtsgerichtsbezirke Klingcnthal (an erster Stelle der von Klingen thal selbst), ebenso der von Graslitz i. B., war die Gewalt des Feuers »ach mehreren Stunden angestrengtester Arbeit vollständig gebrochen. Das Hotel zum Hirsch hat arg gelitten; der Tachstuhl ist vom Feuer vollständig zerstört, das erste Stockwerk ist durch einstürzende Decken und durch die geschleuderten Waffermaffen beschädigt. Das Mobiliar war nur zum Theil versichert. Tie Dienstboten haben ihre Hab- ieligkeitcn verloren, auch dem Besitzer sind viele Kleidungsstücke mit verbrannt. — Lößnitz i. E. Am 26. Januar Abends in der achten Stunde kam in dem Alberth'schen Gute in Oberasfalter Feuer aus, durch welches eine Scheune und ein Schuppen in Aiche gelegt wurden. Das Wohnhaus blieb verschont. Gerettet wurde ziemlich Alles. Es wird Brandstiftung vermuthet. Es sei nebenbei bemerkt, daß gerade an demselben Tage Hochzeit war, welche in Grüna stattfand. — Stollberg, 27. Jan. Tank der Bemühung des hiesige» Männergesangvcreines wird der Erzgebirgische Sängerbund sein dies jähriges Bundessest in Siollbcrg abhalten und zwar voraussichtlich Mitte Juli. — In Marienberg verstarb am 26. Januar infolge eines Herzschlages plötzlich Regicrungsraih Amtshauptmann Starke. Der selbe war erst ein Jahr auf diesem Posten. — Franken berg, 27. Jan. Ein schweres Unglück hat sich gestern Nachmittag, kurz vor 4 Uhr, aur der Chemnitzer Straße in der Nähe der Egger'schen „Deutschen Schänke" ereignet, indem ein im flotten Gange um die dortige Ecke kommender Kutschwagen den ea. 7jährigen Sohn eines hiesigen Einwohners überfuhr, wodurck der Knabe leider sehr schwere Verletzungen (Arm- und Beinbruch, sowie erhebliche Beschädigungen am Kopfe) davontrug. — Tank der bei uns eingeführlen sanitäre» Maßregel der obligatorischen Fleuch- beschau ist hier wieder verhütet worden, daß mit Trichinen behaftetes Fleisch in den Verkehr gelangte bez. genossen wurde. Vorgestern fand nämlich Herr Polizcithierarzt Schurig in einem im hiesigen Schlachthofe geschlachtet.» Schweine überaus zahlreiche Trichinen (in einem einzigen Präparat ca. 40 Stück . — Zeulenroda, 26. Januar, lieber das Vermögen der Firma Jlligcn u. Schreck hier ist gestern das ConcurSverfakre» er öffnet morden. Es ist dies seil noch nicht Jahresfrist bereits die siebente Coneurseröffnnng in hiesiger Stadt. — Gößnitz, 25. Januar. Gestern früh wurden in hiesiger Gegend die ersten Staare gesehen. Aus Nah und Fern. — Zusammenstoßvon Schiffen. Am26 d. M.sandaufSee vor Lissabon ein Zusammenstoß zwischen dem französischen Handels- Dampfer ..Suez" und dem deutsche» Dampfer „Dithmarschen" statt. ..Suez" fuhr Morgens 5 Uhr mit brennenden Lichtern, als er von „Dithmarschen", welcher von Messina kam, einen io heftigen Stoß erhielt, daß er fast sofort unterging. „Dithmarschen" blieb noch einige Zeit nach dem Zusammenstoß an der Stelle. Tie vom „Suez" Geretteten wurden von der portugiesischen Brigg „Adelaina" ausge nommen. „Dithmarschen" ist mit Havarie am Vordertheil in den Haien von Lissabon eingelaufen. 19 Personen ertranken, 12 wurden gerettet. — Urtheil eines Franzosen über Deutschland. So selten ein vernünftiges, sachliches oder gar anerkennendes Wort über a..tik .k land aus dem ilittiile eines ^.a.ize ea ist, o eZ.-.a».^ --- und darf daher nicht übersehen werden. In einer Besprechung der „Lssuis sur I WUeiua^lltz" von Ernest Labiche äußert sich Herr de Voguü in der „kovue äs äoux Llonäes" unter Anderem folgender maßen : „Ich kam auf dem Wege von Mainz über Metz nach Frank reich zurück. Ich kaufte an den Bahnhöfen Zeitungen. Sie waren voll von Entrüstung, sie sprachen von dem Beginne der Ereignisse, die zu allgemeiner Verwunderung nicht mit Flintenschüssen geendet haben. Meine Reisebegleiter lasen sie mit Genugthuung. In Bingen unterbrach ein Aufenthalt des Zuges meine Lcctüre. Ich erhob die Blicke. Da sah ich eine Erscheinung am Himmel. Ueber dem Rhein, der ruhig seine grauen Fluthcn am Fuße der Berge vorbeiwälzte, über den Hügeln, wo das matte Gold der Reben sich niit den schwarzen Tanne» des Niederwaldes mischt, über dem Nebel, der vom Flusse aus an diesem Octobermorgen aufstieg, erhob die Germania, den Horizont der Pfalz beherrschend, ihre Krone zu den Wolken. Gewaltig in ihrer Vollkraft ragte sie empor, und wie eine mächtige Beherrsckeri» der Ewigkett, fühlte man, wie sie auf diesem Lande laste; unerschütterlich stand sie da aus ihrem Felsensockcl, un verwundbar in ihrem Panzerkleide, das aus zertrümmerten Kanonen geschmiedet ist. Das war wahrlich das shmbolisirte Deutschland, wie es das Volk sich erträumt hat, der einzige Gedanke von vierzig Millionen, in Erz gegossen und auf Granit gestellt. Ich bewunderte ihre Schönheit. Ich verfluchte dies Denkmal nicht. Seien wir ge recht. Wenn dieses siegreiche Weib das Scepter der Welt empor hebt, so hat sie hinter sich ein Jahrhundert der Geduld, der Selbst verleugnung, der Bürgertugend. Das schafft das Recht auf die Größe. Und die Führer dieses Volkes halten nicht Unrecht, wenn sie vor 17 Jahren die Hilfe Gottes, d. h. die höchste Gerechtigkeit anriefcn, die vor unteren Blicken durch lange Zeiträume hindurch verschleiert war, die aber immer am Ende den Erfolg dahin führt, wo er durch überstandene Anstrengungen verdient ist. Man müßte den Franzosen beklagen, der diese Wahrheit nicht begreifen könnte, lind de», der, wenn er sie begriffen hat, nicht wagt, sie laut auszu- sprechen." Wenn die Mehrzahl unseres Nachbarn jenseits der Vogesen w denken wollte, wäre Vieles anders. Chemnitzer Stadt Anzeiger. Tie greinteunleiiS Blattes «erden iriuchl, uns wichtige Begebenheiten güligs mii;uikei!eu- Chemnitz, den 28. Januar. —r. Die Ausführung oes Tevrienl'schen Luthersestspieles im hiesigen Ziadnheaier scheint nun ziemlich gesichert. Ter Vertaner, gegen wärtig Direktor am Hoflhealer in Oldenburg, Hai die Uebernahme der Haupt rolle zugeiagk, während die Rolle der Katharina von Bora von seiner Schü lerin Frl. Kuhlmann übernommen werden wird. Am vergangenen Sonnabend und Sonntag war Herr vr. Tevrienk hier, um die cinleiicntcii Schritte zu ihn». Aus Einladung durch Juseral war eine stattliche Zahl von Tanten und Herren in der Aula des Gymnasiums erschienen, die meisten, uni sofort eine Rolle zu übernehmen. Ta es nun wünichenswerih ist, daß Vertreter aus allen Schichte» der Bevölkerung sich betheilige», — die Anzahl der Rollen betaust sich aus über hundert! — >o hofft das Festkomitee, das sich dieser Tage constiiuirt, daß noch viele Anmeldungen ersolgen, damit der herrlichen nnd erbaulichen Dichtung zu einer recht würdigen Darstellung »erhoffen werde. Tie Belheilignng von Mitwirkcnden wird voraussichtlich eine n»i so regere >ei», als das Unternehmen einem guten und wohlthätigen Zwecke gilt und als die Aufführung mit einer geringen Zahl von Proben zu ermöglichen ist. Jedeiisalls dürste Chemnitz stolz darauf sein, nach Jena die erste Stadt zu >ei», welche in ihren Mauern das großanige Festspiel Tevrients dramatisch ankleben sieht. Kurz vor den Aufführungen, die in der ersten Hälfte des Mai staltsinden sollen, wird der Vertaner und Darsteller der Hauptrolle selbst wieder hierher kommen, um tie Hauptproben zu überwachen und zu leiten. — Aus Sr. Johannis. Wir sind erstickt worden, unterere Leser auf das Donnerstag den 2. Februar d. I. im Saale des Herrn Zweiniger, n>,,.y„>.r,>or auu, Beiten des Fonds zur Erbauung einer zweiten Kirche in der St. Johaiiilisgeineinde ansmerssam zu machen. Das 'Concert wnd abermals Herr Mnsikoircktor Pohle mit seiner Kapelle aus- führen. Bezüglich des Weiteren verweisen wir auf die Anzeige in der heuti gen und Toiinerstagsilummer d. Bl. — Kirchenconeerl. Das heutige^Blaik bringt das Programm des Nirchenconcencs, welches zur Feier der Sonntag staiinndenden Orgelweihe, Moniag Abend ' .8 Ubr in der hiesigen St. Jacobikirche veranstaltet wird. Dasselbe ist ansgezeichnel durch die Mitwirkung des iiamhasten Orgelvirtuoien, Kgl. Musikdirektor Fischer aus Dresden, sowie der auch i» Chemnitz ge- chätzten Concerliängeriii Frl. Schneider aus Dessau, welch letztere an stelle der leider durch Krankheit verhinderten Frau Lno-Alvsleben sür das Concert gewonnen worden ist. Tie musikalischen Darbietungen versprechen nicht nur einen hohen künstlerischen Genuß, sondern dienen zugleich einem humanen Zwecke, insofern der Kirchenvorstand beschlossen hat, den Ertrag des Eoncerles dem hiesigen Knaben- und Mädchenhort zu Gme kommen zu lasten. Es ist daher dem Concert ein recht zahlreich.r Bestich zu wünschen. Nach dem Concert soll, wie wir vernehmen, in dem Saal des Bönen-Restaurants, der ür dielen Zweck reiervirt ist. ein freies geselliges Zusammensein der an dem Orgelbau und der Weihe B-»heiligten und Juiereisirte» slailfiiideit, zu welchem besondere Einladungen nicht erlassen werden, Gäste aber herzlich will kommen sind. — Winter ist es noch einmal geworden. Schon vorgestern fing es an zu schneien, gestern siel fast den ganzen Tag Schnee und außerdem stellte sich fckiwaches Frosilvener ein. die Te:npcratur scheint auch noch Weiler sinken zu iollcn, doch dürste wohl ei» langes Anhalten des Frostweilers kaum zu er warten sein. Für heute Abend sind die Wiiierungsaussichien unverändert geblieben, d, b. es ist zeitweiliges Ausklären z» erwarten. Wäre die bevor stehende Monosinstsrniß von eben io kurzer Tauer, wie die letzte Sonnen- -iiisterniß, io könnte es uns leicht ebenso ergehe», wie bei der letzteren. Glück- .iche-iocoe dauert aber eben das Phänomen 1',, bezw. 3° z Stunden, und während dieier langen Zeit werden sich schon einige günstige Beobachnings- niouienle bei klarem Himmel nnden. — Coneerie. Von der städtischen Capelle, unter Leitung des öerra Cavellmeisters Fritz Scheel wird morgen Nachmittag in Erter s Restaurant ei» großes Concert ausgc'übrl werden: Abends findet von derselben Caoelle ein U n ie rhaliungs- nnd S olisten-Conccrl in der Vörie starr. — Im Coloiieum wird die geiamm:e Militär-Capelle nuer Leitung des Herrn Musikdirektor Pohle ein großes Concert veran stalten. Näheres besagen diesbezügliche Inserate in beunger Nummer. — Ter dramatische Verein wird morgen Sonntag Abend im Saale von Siadi Mannheim „Banüßete", ländliches Charalierbild i» 5 Aelen eon Moritz Reichenback, zur Aufführung bringen. Ter Vorstellung, die um Ubr beginnt, wird wie gewöhnlich ein Tänzchen folgen. — Verein sür Cbemnitzer Ge chichle Wie aus dem Inseraten - :beile unseres heutigen Blaues ersichtlich, findet nächste» Dienstag Abend im Zörsent'aaie abermals eine Versammlung des Vereins iür Cbemnitzer Geschichte statt. I» derielbcn wird der Gründer des Vereins, Herr Realichiil- direcior 1)r. Maiing-S a minier aus Werdau, einen Vortrag über „Ulrich Schütz den Aelieren" halten und somit über eine Persönlichkeit wrechen, deren Leben und Wirken sür uniere Stadt von großer Beden»»,g war. —k.— B orinrncr-Curi ns. Nach dem i» 'Nr. 2 der diesjährigen Tlirnzeilting veröffentlichten 91. Rundschreiben sür den 14. Turnkrcis zSachien) findet der zweite Tnrnwarts- und Voiinriicrknrsus in der Zeit vom 24. März dis 7. April 1856 in der König!. Turnlehrerbilduiigsansialt zu Dresden siail. Tie Anordnung und Leitung übernimmt der Kreisverlreler in Ge- mein'chasl mir den Genosien v m Dresdner Tunilehrervereii,: Oberlehrer rrohberg, Gymnasiallehrer Gämier, Seininarhilsslehrer Hammerichmidt, Obertnrnledrer Heeger, Oberlehrer R. Richter. GmnnasiaUchicr Schlenker und llr. weck. Sprengel. Ter vollständig unentgeltliche Curstis soll Gelegenheit ine», Tnrnwartc und Vorturner in der Ausübung ihres Vereinsamtes zu oervollkommiicil und weiter anszubilde». Der Turngau der Chemnitzer Um gebung har das Recht, hierzu 3 Theilnebmcr in Vorschlag zu bringen. An meldungen zu dies»» Citrins sind bis z»i» 16, Februar er. beim Gauver- ireier Herrn Ernst Sciser, in Chemnitz zu bewirken. Unbemittelte» Ver einen wird ein Theil der enlstehendin Kosten auc- der Gaukaffe gewährt — Fall s Menagerie wird morgen Sonntag Nachmittag 4 Uhr durch eine große Vorstellung eröffnet werden. Dieselbe befindet sich bekannt lich in der Bretterbude aus dem Nenstädicr Markt: letztere ist mit Gas de- leuchtet und gut gchcizi. Wie schon miigetkeilt, ist die Menagerie sehr reich haltig, sie enthält einen Thierbestand von über 60 Elemptare», unter bene» sich zahlreiche Vertreter der gesülchte»'««» Ranbthiere befinde», wie Löwen, Tiger, Leoparden, Panther, Hnäne», Bären, Wölfe rc. Bei jeder Vorstellung wird Frl. Marie Falk i» einem Ceiilratkäsig die Dreflstir von r> Löwen, sowie von Bären, Hyänen und Wölfen vorsiihrcii. Besondere Beachtung verdient ein Elefant Namens Pevi, der die verschicLenartigsic» Kunststücke gelernt hat- — Sonntags finden, wie aus den Inseraten zu ersehen ist. drei große Vorstell ungen stau, um 4, 6 und 8 Uhr, au Wochentage» zwei solche uni 4 „nd um -> Uhr. Tie Menagerie wird in Anbetracht ihrer Reichhaltigkeit gewiß wäh rend ihres nur a»i kurze Zeit berechneten Auseinbalies i» hiesiger Stadt nicht "erflblen, zahlreichen Bestich aiizuziehc», wie dies auch i» den Orten, i» welchen .- l.ei er an-z-estel.! war, stets der Fall geiocien ist.