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Sächsische DocheilM 55. Jahrgang Dienstag, den 3. Oktober 1893 Feuilleton Jnserateu- Annahmestelle«: Die Arnoldische Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freilag Mittag angenommen und kosten: dielspalt.ZeilelSPsg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. Abonnements - Einladung. Auf das mit 1. Oktober begonnene Vierte Quartal der „Sächsischen Dorfzeitung", „Mnfundfünszigster Jayrgang", nehmen alle kaiserlichen Postämter, Postexpeditionen und Landpostboten gegen Vorausbezahlung von I Mark 50 Pf. Bestellungen an; auch kann das Blatt, wenn es verlangt Wird, den geehrten auswärtigen Abonnenten durch die betreffenden Postanstaltcn gegen Botenlohn von nur 25 Pf. pro Quartal jeden Dienstag, Donnerstag und Sonn» abend pünktlich ins Haus gesandt werden. Diejenigen Pränumeranten in Dresden und Umgegend, welche ihre Bestellungen direkt bei uns (Neustadt, kl. Meißner« gasse 4), oder bei den von uns angestellten Boten machen, erhalten die Zeitung jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend ohne irgend eine Preiserhöhung zugeschickt. Dringend ersuchen wir aber, die Abonnements-Bestel lungen gefälligst sofort machen zu wollen, indem wir bei späteren Aufträgen für die Nachlieferungen der bereit- erschienenen Nummern nicht einstehen können. Inserate finden bei der bedeutenden Auflage der „Sächsischen Dorfzeitung" durch dieselbe sowohl in Dresden und dessen Umgegend, als auch im ganzen Lande die aus, gedehnteste Verbreitung. Die Verlags»Expedition. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neusta , für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr mau» Müller in Dresden. erhalten bleiben, s e von der staatlichen d' ? a-nuna nicht untergraben werden. Die d-« reliaiösen Unterrichtes erkennen und hohe Bedeutung he aber nimmermehr soll die Volksschule einseitigen, kirchl ch ^ANonaren He^ schaftsgelüsten ^m p.er - wir jn erster Linie ftüdl-i'sÄm w-f-Mch'dazu b«g-tr»,-n. Un^e K-Mae NN ckt bleibt es, ähnlichen Angriffen auf die geistige Freiheit und zeitgemäße Bildung unseres Volke» auch in aller Zukunft unbeugsamen Widerstand entgegen zu setzen. Die Gesihr solche Angriffe wird fortbesteb-n, so lange in unseren Pallamcntent^ besitzt, welche römisch - hierarchischen Machtbestrebungen dient. Doppelt gefährlich ist diese Partei well sie sich in vielgewandter Taktik bald mit den radikal d.mokrati' schen, bald m.t den radikal-reaktionaren Elementen ver, bündet. Nicht Feindschaft gegen d.e katholische Küche oder gegen kirchliches Leben überhaupt Hal uns zu un- versönlichin Gegnern des Ultramontanismus gemacht, sondern die feste Überzeugung, daß der preußische Staat von undeutschem Wesen, von politisch radikalen un^ ein, seitig kirchlichen Tendenzm frei bleiben muß wenn an» ders das Ganze gedeihen soll. An den Wahlern ist eS jetzt, zu entscheiden, welcher Geist im neuen Abgeord netenhaus- herrschen soll. Es gilt, den überwuchernden Einfluß extremer Parteirichtungen zu brechen und da- mit zugleich die unter den bisherigen Verhältnissen fort während drohende Gefahr zu beseitigen, daß unser Vater, land durch Nachgiebigkeit den Ultramontanen, den Po» len und den Rückschrittlern aller Art gegenüber schwer geschädigt werde. Es gilt, die sicheren Grundlagen un serer Wirtschaftsordnung und den durch die Verfassung anerkannten Grundsatz der Gleichheit der Staatsbürger gegen alle Umsturzversuche der Socialdemokrat-n und Antisemiten zu vertheidigen. Wohlan! Siebet und- zwanzig Jahre hindurch ist unsere Partei die erfolg- reiche Vertreterin der gemäßigt - liberalen Richtung ge wesen. Die jüngsten Reichstagswahlen haben gezeigt, wie feste und tiefe Wurzeln der nationale und liberale Gedanke allen Anfeindungen zum Trotze im deutsch-n Volke geschlagen hat. Getrost gehen wir deshalb d<n Wahlen zum Abgeordnetenhause entgegen. Zu ernst ist die Zeit, als daß einer unserer Gesinnungsgenossen in bequemer Gleichgiltigkeit abseits stehen dürfte. Wer sich seiner Pflicht gegen daS Vaterland bewußt ist, der setze alle Kraft ein, unserer guten Sache zum Siege zu verhelfen!" allein, auch der Einzelstaat kann und soll dabei mit- wirken. Manches ist in Preußen in dieser Richtung während der letzten Jahre bereits geschehen. Die Gesetz, gebung, betreffend die direkten Steuern, hat man von Grund aus umgestaltet. In ihrer Gesammtheit wird die Reform nach völliger Durchführung die schwächeren Schultern entlasten und die Steuerpflicht vollkommener als bisher nach dem Maaße der Leistungsfähigkeit ver« theilen. Gleichzeitig sind den Gemeinden die ihnen naturgemäß zukommenden Einnahmequellen zugänglich gemacht und weitgehende Freiheiten in der Art der Auf bringung ihrer Steuern und Abgaben eingeräumt worden. Als nothwendige Maaßnahmen zur Hebung des Volks- Wohlstandes betrachten wir ferner: eine gesteigerte Thätigkeit für die gedeihliche Entwickelung des Erwerbs lebens, unter gleichmäßiger Wahrnehmung der Interessen von Landwirthschaft, Handwerk, Industrie und Handel; eine erhöhte Verwendung von staatlichen Mitteln für den gewerblichen, kaufmännischen und landwirthschaft- lichen Unterricht; die Pflege des Genossenschaftswesens; die Förderung der LandeSmeliorarionen; die Ausdehnung deS Eisenbahnnetzes; die Schiffbarmachung und Regulirung der Flüsse, sowie die Herstellung neuer Wasserstraßen und die Nutzbarmachung derselben auch für die Landwirth« schäft. Die erste Vorbedingung aber für eine ersprieß, liche Thätigkeit des Staates ist ein befriedigender Zu- stand seiner Finanzen. Zur Zeit sind dieselben sowohl durch die Eingriffe des Reiches in Gestalt der Matri- kularbeiträge, wie durch die schwankenden Erträge der ! großen Betriebsverwaltungen, besonders der Eisenbah- nen, in ihrer ruhigen Weiterentwickelung bedroht, wie ! der Fehlbetrag der letzten Jahre nur zu deutlich beweist, i Es bedarf einer R form der Besteuerung und der Finanz« Verwaltung im Reiche, sowie eines neuen Eisenbahn- garantiegesetzes, um das Gleichgewicht im Staatshaus halte aufrecht zu el halten. Bei Beobachtung weiser s Sparsamkeit in allen Dienstzweigen der staatlichem Ver Exped. u. Redaktion Dresden-Neustadt kl. Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Daunerstag und Sonnabend früh. AbonnementS- PreiS: vierteljährl. M. 1,60. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post anstaltcn und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung inS Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. Alte und neue Welt. Roman von Kart Zastrow. (23 Fortsetzung.) „Still, Sir, sprechen Sie nicht so laut", warnte der Neger im ernstlichen Tone, „wir sind in der Nähe der Mühle. Wir wären Beide verloren, wenn Jemand ein Wort gehört hätte. Glauben Sie, daß der Mister sich auch nur eine Minute lang bedenken würde, Sie aus dem Hinterhalte niederzuschießen, wenn er ermittelte, daß seine Pläne verrathen wären?" In der That waren die Beiden soeben in die Lichtung hinausgetreten, in dessen Mitte daS Mühlwerk ag. Kaum zwanzig Schritte zur Rechten schlängelte ich das Flüßchen, in welches der aufgehende Mond eine ersten bleichen Lichtwellen streute. Das dumpfe Rauschen des Wassers unter dem arbeitenden Triebrade mischte sich mit dem hohlen Sausen des Windes in den Baumwipfeln über ihren Häuptern. Mit einer gewissen ängstlichen Hast spähte der Neger nach dem lang gestreckten Schuppen hinüber, aus welchem die weißen Balkenlager der zerschnittenen Waldbäume hervorlugten. Ein matter Lichtstreifen glitt phosphorartig an der Giebel- seite des Gebäudes hin und ließ auf einen flüchtigen Moment das rollende Rad, von welchem die Wasfer- tropfen glitzernd herabrieselten, aus der Finsterniß her» vortreten. ES war ein Blick voll unversöhnlichen Hasse-, Haasenstein L Vogler, Rudolf Mojse, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G- Kohl, Kesselsdorf u. s. w. River hmauffahren. Wenn Sie es wünschen, Sir, wird der Bob Sie in einem Kahne hinfahren." „Ich denk', so wird's am besten sein, Bob", er« wiederte Reisener nach einer Pause trüben Nachdenkens. „Wenn etwas geschehen soll, so muß es bald geschehen." Er hielt einen Moment inne und blickte trotzig in die Nacht hinaus. Einen Augenblick war ihm der Ge danke gekommen, zu bleiben und seinem Schicksale mann haft die Stirn zu bieten. Allein er schüttelte den Kopf. „Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn eS dem bösen Nachbar nicht gefällt", flüsterte er in sich hinein „und könnte er denn mit Sicherheit sein Haupt betten, wenn ein ränkeschmiedender Bösewicht wie Wood an seinem Lager wachte?" „Ja, Bob", fuhr er in weiterer Ausführung deS Gedankens fort. „Ich will fort von hier, ohne Säumen, ist mir plötzlich verhaßt geworden. Das Stückchen Erde, welches mir noch vor Kurzem Freude machte, »st mir jetzt zuwider, denn ich bin noch zu jung, um es als mein Grab zu betrachten. Erwarte mich also m einer Stunde hier, ich will nur meinen Koffer packen." ,auch, Sir, daß eS so am Besten ist", ver- setzte der Neger. „Wenn Sie sich ankaufen wollen, finden Sie es überall besser, als gerade hier. Hätte der Bob daS Alles früher gewußt, Sir, er würde Ihnen wohl einen Rath gegeben haben, bei dem Sie besser gefahren waren. Gehen Sie also auf dem Waldwege zurück, ^>>r und thun «sie, als legten Sie sich schlafen. Sie "warten Aufsehen. Ich werde hier auf Von den bittersten Gefühlen durchstürmt, begab Politische Weltschau. Deutsches Reich. Wie jetzt in Sachsen, so stehen bekanntlich auch in Preußen die Neuwahlen zum Landtage bivor. Die ersten, welche mit einem Wahlaufrufe auf dem Plane erscheinen, sind die Nationalliberalen. In diesem Schriftstücke heißt eS unter Anderem: „In der verflossenen Legislatur periode ist klarer als je zu Tage getreten, welch' hohe Bedeutung der Zusammensetzung deS Abgeordneten hauses innewohnt. Preußens Stellung in Deutschland legt ihm die Pflicht auf, in erster Linie an der Stär kung des Reiches mitzuwirken, sowie die eigene Gesetz, gebung und Verwaltung mit den im Reiche verfolgten Zielen in Uebereinstimmung zu bringen. DaS Streben der Reichsgesetzgebung, die Lage der arbeitenden Klassen zu bessern, ist demgemäß von uns in Preußen unter- stützt worden. Daneben erscheint es als ein Haupt erforderniß der Gegenwart, den Mittelstand in Stadt und Land zu Pflegen und zu fördern. Nicht das Reich waltung muffen auch ohne neue Steuerbelastung die Mittel gefunden werden, um unerläßliche Aufgaben er füllen zu können. Die innere Ordnung der Finanzen und die alte preußische Sparsamkeit in der Verwendung staatlicher Mittel ist durch das lange m Aussicht ge stellte, aber noch heute rückständige Gesetz über die Ein nahmen und Ausgaben des Staates (Komptabllitäts- gesetz) zu festigen und zu sichern. Aufs Schärfste haben wir den zu Anfang des vorigen Jahres unternommenen Versuch, den kirchlichen Einfluß auf die Volksschule zum Nachthelle des Staates und der Gemeinden, sowie der Schule selbst zu erweitern und damit den konfessionellen Frieden zu gefährden, bekämpft und zurückgewiesen. Der Volksschule, dieser unschätzbaren Grundlage unserer nationalen Bildung, muß der durch die Verfassung ge- welchen der Deutsche nach den Anlagen hinübersandte und drohend ballte er die Faust, als jetzt eine jugend lich kräftige, elastische Männergestalt mit einer Laterne in der Hand aus dem Rahmen der F.hür trat und die Richiung nach dem Waldwege nahm. „Still, Sir! es ist der Bill!" flüsterte Bob, in dem er den Deutschen rasch in em seitwärts gelegene- Gebüsch zog, „ich denk', es wird gut sein, wenn wir ihm aus dem Wege gehen." „Hätte ihm gern gesagt, welche- Schurken Spröß« ling er ist", grollte Reisener in sich hinein, „aber Du hast vielleicht recht. Uebereilung würde mehr ver derben, al- nützen. Eine glänzende Rache will genügend vorbereitet sein. Komm'!" Der Sohn de- Farmers schritt vorüber. Er hatte wohl kaum eine Ahnung davon, daß zwei Schritte von ihm entfernt sich zwei Männer befanden, welche seine Familie tödtlich haßten. „Ich denk', Sie wissen nun, woran Sie sind, Sir", fuhr der Neger in seinem ängstlichen Flüstertöne fort „und so will ich mich auf einem Umwege in das Hau- »urückbegeben, ehe man mich vermißt und Verdacht schöpft. Sie können nun meinetwegen bleiben, oder auch gehen. Falls Sie aber bleiben sollten, Sir,', bitte ich nochmals, verrathen Sie mich nicht!" „Sei dieserhalb ohne Sorge", beruhigte Reisener den Schwarzen. „Ich bleibe nicht. Keinen Fuß mehr setze ich über die Schwelle des Verruchten. Ich will fort, noch heute, sogleich! Wie weit ist's bis zur nächsten Eisenbahnstation, Bob?" „Kaum drei Stunden, Sir. Man kann den White»