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Uxp«» «. NeHakti»» Ore»»e»-«euft»-t L Meitzner »ass« 4. vt» Zeitung erscheint rteufta,. -aunerstag und «»anatentz früh. U-ennement». Preis: ^rteljührl. M. 1§0. z« beziehen durch zu kaiserlichen Post« „statten und durch unsere Boten. Sei freier Lieferung tat Hau» erhebt die -cjl noch eine We» bstzr von 25 Pfg. -»ferate »erden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten : dielspalt.Zeile IbPfg. Unter Eingesandt: SO Pfg. Inseraten- Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger KerrmLiu» MLLer in Dresden. Annahmestellen: Die Arnoldische Buchhandlung. Jnvalidendanr. Haasenstein LVogler, Rudolf Mosse. » L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M , S) Kohl, KcstelSdorf u. s. w. Dimstag, dm 12. September 1893. 55. Jahrgang. Mr. 107. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Line alte Forderung der Frei sinnigen und Socialdemokraten zielt auf eine Neuein- theilung der Wahlkreise ab. Wiederholt sind bereits im Reichstage wie im preußischen Abgeordnetenhause Anträge in dieser Richtung gestellt worden, bisher jedoch noch immer ohne jeden Praktischen Erfolg. Jetzt bringt du Abg. Richter-Hagen in der „Freis. Zig." die Ange legenheit wieder einmal zur Sprache und fordert seine Gesinnungsgenossen auf, diese Forderung als Parole für die Agitation zu den Landtag-Wahlen auszugeben. ES läßt sich allerdings nicht leugnen, daß die großen Städte mit ihrer riesenhaft anwachsenden Arbeiterdevöl, kerung im Vergleiche zu den ländlichen Wahlkreisen gegenwärtig zu wenige Vertreter in den parlamentari schen Körperschaften besitzen. Drastische Beispiele hier für lassen sich genug anführen. Aber trotzdem dürfte außerhalb der genannten Parteien wenig Neigung be stehen, in dieser Hinsicht Wandel zu schaffen. ES ist ost genug hervorgehoben worden, daß die Bevölkerung-, zahl allein bei der Beantwortung der Frage, wie viele Abgeordnete zu entsenden find, nicht maaßgebend sein darf, da sonst der politische Einfluß der dünner bevöl kerten ländlichen Wahlkreise immer mehr herabgedrückt werden würde. In unserem wirthschaftlichen und socia len Leben splÄen die kleinstädtischen und ländlichen Wahlkreise eme mindestens ebenso wichtige Rolle, wie die großen Industriestädte. Sollen wir denn statt, wie jetzt, drei Dutzend in Zukunft acht oder zehn Dutzend socialdemokratische Abgeordnete in den Reichs- tag schicken lasten? Denn d'.eS würde die unmittelbare Folge sein, wenn man eine Neueintheilung der Wahl kreise in dem obigen Sinne vornehmen wollte. Man wird daher am Besten thun, wenn man an unserem Wahlgesetze so wenig wie möglich rüttelt. Seinem Berichte über die Kaisermanöver in Elsaß. Lothringen entnehmen wir folgende Einzelheiten: Bei den am Donnerstag stattgefundenen Uebungen kommandirte der Kaiser das 16. Armeekorps, welche- durch die aus der Pfalz über Falkenberg anrückende 5. baierische Division verstärkt wurde. Der Kaiser hatte den Höhen, zug zwischen WaibelSkirchen und MemerLbronn besetzen und zur Vertheidigung Herrichten lassen. Da- 8. Korps versuchte nach einem Artilleriegefechte von Norden her auf den rechten Flügel des 16. Korps zu drücken. Der Kaiser ging aber zum Angriffe vor, infolge dessen der Friud zum Rückzüge gezwungen wurde. Später unternahm jedoch ein Theil de- 8. Korps seinerseits einen schneidigen Vorstoß, bei welchem da- 14. Husaren - Regiment, daS 7. Dragoner-Regiment und die hessischen Dragoner bis zu den Batterien des 16. Korps vordrangen. Dieser Angriff konnte aber nach den großen Erflügen der 16. Korps auf seinem rechten Flügel den Rückzug des 8. Korps nicht aushalten. Der Prinz von Neapel folgte dem Manöver mit dem größten Interesse und verweilte speciell bei der 5. baierischen Division längere Zeit. Der Prinz wird übrigen- vom Kaiser bei jeder Gelegenheit ausgezeichnet. Er wohnt im Bezirk-präsidial-Gebäude und zwar in den für den Kaiser hergerichteten Zimmern. Den Armen der italienischen Kolonie in Metz spendete der Prinz eine größere Summe. Am Freitag stattete brr Kaiser der Stadt Straß burg einen Besuch ab, woselbst gleichfalls ein festlicher Empfang stattfand. In seiner Ansprache an den Bürger- meister gab der Monarch dem Bedauern darüber Aus druck, daß seine ReisediSpofitionen eS ihm nur erlaub ten, wenige Stunden in Straßburg zu weilen. Bereit» an demselben Tage kehrte der Kaiser nach Metz zurück. Die Kaisermanöoer bei Metz haben am Sonnabend ihren Abschluß gefunden. Bei der an diesem Tage stattgefundenen Galatafel brachte der Kaiser den nach stehenden Trinkspruch aut: „Von ganzem Herzen wünsche ich dem 15. Armeekorps und fernem Führer zum Heu- tigen Tage Glück. DaS 15. Armeekorps hat eine ganz vorzügliche Parade vor mir geleistet und ich kann da- her da- Lob, da- ich dem Korps bereits vor einigen Tagen ertheilt habe, heute nur wiederholen. Ein be sonderer Ehrentag war eS für da- Korps, daß der Herr Inspekteur, unter besten Augen da- Korps sich entwickelt hat, an dem heutigen Tage seinen Geburt-- tag begeht. Mein verehrter Großhcrzog von Baden, der seiner Pflicht alt Inspekteur mit aufopfernder Hin. gebung, mit unermüdlichem Fleiße und größtem Eifer obliegt, ist einer von den Fürsten, welche die ganze große Zeit unter meinem Großvater mit durchlebt haben, derjenige deutsche Fürst, der da- erste Hoch auf den neuen deutschen Kaiser in Versailles auSbrachte und derjenige Fürst, der stet- am Platze ist, wenn eS gilt, für doS deutsche Reich und daS deutsche Vaterland ein- zutreten. In mein Hoch auf mein Armeekorps schließe ich von ganzem Herzen da- Hoch auf Se. königliche Hoheit den Großherzog von Baden mit ein. Hurrad! und nochmals Hurrah! und zum dritten Male Hurrah!" — Hierauf dankte der Großherzog von Baden mit nach stehenden Worten: „Ew. Majestät wollen mir gnädigst gestatten, im Namen des 15. Armeekorps und auf Wunsch deS kommandirenden Generals Ew. Majestät den ebenso ehrerbietigen als tiefgefühlten Dank au-zu- drücken für die wohlwollenden und gnädigen Aeuße- rungen über die Haltung des Armeekorps und über den Eindruck, welchen dastelbe auf Ew. Majestät ge- uncht hat. Dieses Lob wird ein neuer Ansporn sein für da- Armeekorps, in dem Eifer nicht nachzulassiv, der es schon seit Jahren au-zeichnet und der Haupt- sächlich der vorzüglichen Führung zu danken ist, welche diese- Korps stets gehabt und nun auch wieder zu be sitzen die Freude hat. Mit diesem Danke, Majestät, verbinde ich auch den meinigen persönlich. Ew. Ma jestät haben wohlwollende Worte über meine unbedeu tende Thätigkeit ausgesprochen. Glauben Sie mir, daß e» mir zur höchsten Ehre gereicht, an der Stelle, wo hin mich der hochselige Kaiser gestellt hat und auf welcher Ew. Majestät Vertrauen mich noch erhält, thätig sein zu können und mitzuwirken an der Arbeit, die so wichtig ist für die Armee und für daS Reich. Ew. Majestät gestatten, daß ich alle Gefühle, die mich, da- 15. Armeekorps und alle diejenigen, die dazu gehören und die ihm zugethan find, erfüllen, in die Worte kleide: Ew. Majestät lebe lange und glücklich an der Spitze eine- friedlich fortlebendeu Reiches." Der BezrkSpräfideut von Lothringen, Freiherr v. Hammerstein, veröffentlicht den nachstehenden Erlaß: „Se. Majestät der Kaiser haben mich allergnädigst be auftragt, der Bevölkerung von Lothringen für den fest lichen und begeisterten Empfang in Kürzel seinen war- men Dank auszusprechen. Se. Majestät haben dabei zu erkennen gegeben, daß allerhöchstdieselben mit beson derer Freude auf seiner lothringischen Besitzung Schloß Urville weilen und mit den Bewohnern de» Bezirk s gute Nachbarschaft zu halten gesonnen seien. Aller höchstsein eifrige- Bestreben, den Frieden zu erhalten und friedliche Arbeit zu fördern, werde — so hoffe er — insbesondere auch seinen braven Lothringer Unter- thanen Zeiten dauernden Wohlstände- sichern." Eine zuerst vom „Figaro" gebrachte Nachricht, be. treffend den angeblich bevorstehenden Rücktritt des kaiser lichen Botschafter- in Pari-, Grafen zu Münster, ist auch in deutsche Zeitungen übergegangen. Wir sind — so bemerkt nun die „Nordd. Allg. Ztg." an her vorragender Stelle — io der Lage, diese Nachricht als jeder Begründung entbehrend zu bezeichnen. Graf Münster, der sich von seiner letzten Erkrankung voll kommen erholt hat und demnächst auf seinen Poste» zurückkehrt, denkt keine-weg- an seinen Rücktritt; ebenso wenig ist an maaßgebender Stelle eine Veränderung in der derzeitigen Besetzung de- Pariser Botschafterpostens beabsichtigt. Der Kaiser hat mit der Stellvertretung de» Reichs. kanzlerS in den Finanzangelegenheiten de» Reiches den neuernannten Staatssekretär de- ReichS-SchatzamteS, Wirklichen Geheimen Rath Grafen von Posadowtky- Wehner, beauftragt. Da- Befinden der Fürsten Bismarck bat sich in den letzten Tagen wesentlich gebessert, immerhin ist da-- selbe noch nicht normal, infolge dessen wird der Fürst Feuilleton. Alte und nerre Welt. Roman von Karl Zastrow. l14. Fortsetzung.) Indessen verrieth kein Zug in seinem Antlide die Bewegungen deS Innern. Er gab sich den Anschein, als überlege er die Forderungen seine- Gegners mit einer gewissen Bedächtigkeit. Diese Maaßregel war noch- wendig, da die Augen deS argwöhnischen Strolche- prüfend an seinen Zügen hingen. „Nimm mn'S nicht Übel, Hübner", ging er endlich mit affektirter Empfindlichkeit auf das ungeheuerliche Ansinnen ein. „Etwa- zu viel scheinst Du mir denn doch zu verlangen. Ich habe Dir gesagt, daß ich bereit sei, meinen sauer erworbenen Nothpfennig mit Dir zu theilen, aber Dich im Geschäfte zu placiren und gar Dir im Familienkreise Zutritt zu verschaffen, wird seine ganz besonderen Schwierigkeiten haben." „Daß eS seine Schwierigkeiten haben wird, leugne ich nicht, allein als Dein alter Freund, der auf eine schmähliche Werse durch Dich in's Malheur gekommen ist, bestehe ich darauf, daß Du sie überwindest. Als Kassner hast Du ein Wort mitzusprechen. Ihr werdet unter dem Schreibervolk sicherlich einen oder den anderen haben, der eS an sich kommen läßt. Den jagt zum Teufel und mich stellt Ihr ein. Werde mir schon den Anschein geben, als könnte ich Berge au-reißen. Du unterläßt auch nicht-, wa- meine Vorzüge im grellsten Lichte erscheinen läßt und so wird es sich bald von selbst verstehen, daß ich eine Einladung zum Thee erhalte. Und sind wir erst so weit, dann will ich daS Uebriae schon selber besorgen." DaS alte tückische Lachen, bissen widerliche Klang, färbung im Stande war, eine Nervenverstimmung zu er- zeugen, beschloß seine Rede. „ES ist gut", erwiederte Reisener nach einer aber, maligen Pause scheinbaren Nachdenken-. „Ich will sehen, was sich thun läßt." „So wären wir also einig und nun sei so gut und gieb mir daS Geld!" „Hübner, bist Du von Sinnen? Jetzt? hier auf der Straße?" „Weiß wohl, daß Du Deinen Geldsack nicht mit Dir herumschleppst, aber ich komme mit in Deine Wohnung." „Geht nicht, Hübner. Für jetzt muß ich in'S Kontor. Habe sonst Unannehmlichkeiten und ich meine, eS läge auch in Deinem Interesse, wenn ich eS mit dem Alten nicht verderbe. Uebrigen» . . . mein kleine- Kapital steht zur ersten Hypothek auf einem hiesigen Grundstücke eingetragen. Du wirst immerhin einige Zeit warten müffen." „Reisener", drohte der Gauner, „mache keine Flausen. Ich habe da- Spaßen verlernt und eS ist mir bitterlicher Ernst damit, ein sogenannter ordert, licher Mensch zu werden. Gieb gutwillig, was Du eingeheimst hast, oder eS giebt einen Krach, daß sich diese« ganze alte Nest auf den Kopf stellt. Wenn Du daS Geld nicht baar liegen hast, so gieb mir da- Dokument. Ich werd'- schon versilbern." „Jetzt unter keinen Umständen", erwiederte Reisener mit ruhiger Entschiedenheit. „Erwarte mich heute Abend in der zehnten Stunde wiederum auf dieser Stelle. Ich wiederhole, daß ich thun werde, waS in meinen Kräften steht!" „Redensarten! mit solchen Faktoren rechne ich nicht. Ich will Bestimmtheit. Kurz und gut, wie viel bringst Du mit?" „Sagen wir, eintausend Thaler!" „Tausend Thaler! ein Lumpengeld für so einen reichen Herrn! Nun vorläufig wird eS reichen. Später werden wir weiter sehen. Also Du kommst bestimmt?" „Ich komme!" „Gut, ich bin Punkt 10 Uhr zur Stelle. Aber ich warne Dich nochmals. Hüte Dich, mich zu be- trügen. Du würdest eS schwer büßen müffen." „Schurke", murmelte der Kasfirer vor sich hin während er in daS Kontor trat. Sein Blut kochte und er preßte die Fäuste gewaltsam zusammen, indeß der Sträfling, augenscheinlich zufrieden mit dem erzielten Erfolge, in eine Restauration eintrat, um sich beim Glase Bier und einem Imbiß gütlich zu thun. Eine eigenthümliche Stimmung überkam den Kassirer, als er wieder an dem eleganten, mit grünem Tuche bezogenen Pulte saß, an welchem er so manchen Tag mit innerer Befriedigung seine- Amte- gewaltet hatte. Wie oft hatte er hier in angestrengter Thätig. keit Ruhe und Trost gefunden. Die schweren mit blankem Messing beschlagenen Kassenbücher, die in den Fächern aufgehäuften Skripturen und Briefe und an der Wand da- Porträt deS Urahnen der Hogula», welcher da- Bankhaus gegründet — wie bekannte, ver-