Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188602058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-05
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.02.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tägliches FlnLeryattungsölatt zum Sächsischen Landes-Anzeiger. Direktor herein. Er fühlte eS nicht. Julia kniete vor seinem Bett und hatte den Oberkörp.r über ihn hingencigt Sie wußte, welche nachtheilige Wirkung es auf ihren Vater ausübte, sie leiden zu sehen, und doch konnte sie nicht anders, sie mußte weinen, mußte Trost suchen am Herzen desjenigen, welchen nur die Besorgniß um sie vor einem letzten entscheidenden Schritt der Verzweiflung bewahrte. — Die Direktorin begab sich endlich wieder in ihre Wohnung hin auf. Kaum war die Thür hinter ihr zugerasselt, als es unterhalb des Wagens regsam wurde. Mit vorsichtigen Bewegungen schlich es hervor wie ein kleiner mißgestalteter Schalten, sich in der Nähe der Treppe aufrichtend. Vom Thorwege des Hofes tönte ein leiser Pfiff herüber. Statt zu antworten, begab der Schatten sich sofort nach der Thorlaterne hin, wo er von Williametto erwartet wurde. In den Lichtschein tretend, offenbarte er sich als Kilian, als den spinnen artig gestalteten Komiker der Künstlergesellschaft. »Was meinen Sie zu der Sachlage?" redete der Hercules den sich demüthig windenden Hanswurst an; „'S wird Kämpfe kosten, be vor man sich in's Unabänderliche fügt." „Mit Hebel scheint's auf die Neige zu gehen," bemerkte Kilian, und die trübe Laterne beleuchtete ein altes grämliches Jdioiengesicht, dessen vor Kälte bebender Körper förmlich in sich zusammenkroch und den Höcker über den kleinen spitzen Kopf hinaussandte. „Es geht auf die Neige," bestätigte der Hercules grimmig, „und stirbt er, bevor ich mit Julia Alles in's Reine gebracht habe, so mögen wir unser Bündel schnüren. Denn die Alte nehme ich nicht; Pah, wohl gar in ein untergeordnetes Vcrhällniß zu Julia treten? Teufel! Denn sie ist Erbin ihres Vaters, der Wagen gehört ihr, und sich der Stiefmutter zu entledigen, hängt nur von ihrem Willen ab." „WaS haben Sie beschlossen?" fragte der Komiker zähne klappernd; „ich sollte denken, die Julia könnte von Glück sagen, dem Erunor Williametto —" „Narrheiten," fiel der Hercules ungeduldig ein, „entweder sie wird bei Lebzeiten ihres Vaters meine Frau und ich bringe neues Leben in'S Geschäft, oder — ich wiederhole — wir mögen uns aus die Wanderschaft begeben. Noch find Vater und Tochter ziemlich hoch hinaus; allein dos schwindet, sobald die Noch ihnen näher tritt. Verdammt, wir wollen sie gefügig machen, daß der Alte mich noch «it seinem letzten Athemzug bittet, seiner Tochter mich zu erbarmen. Haben Eie das Quecksilber?" „Nur einige passende Bleikugeln." antwortete der Komiker gräm lich, „gehörig eingeölt thun sie dieselben Dienste." „Warum kein Quecksilber?" „Weil's nirgend einen Barometer gab, den ich aus Unvor fichtigkeit hätte zerschlagen können; und Thermometer liefern zu wenig " „Gut, nehmen wir Bleikugeln, und Ihr Schade soll's nicht sein, wenn Alles glückt. Selbstverständlich erhalten Sie späterhin freie Wohnung im Wagen; denn die Stiefmutter jage ich in den ersten Togen zum Teufel. Aber vorwärts; eine gute Sache darf nicht auf den folgenden Tag verschoben werden. Haben Sie Licht?" „Alles." „So beeilen wir uns," versetzte der Hercules, und neben den Komiker hintretend, schritten die beiden Verbündeten nach der andern Seite des Hofes hinüber. Gleich darauf befanden sie sich in dem Stall, in welchem der vereinsamte Rappe mit einem gewissen Ausdruck des Vorwurfs ihnen entgegenwieherte Ein Weilchen lauschte der Hercules über den Hof, dann zog er die Thür hinter sich zu. Der Komiker hatte ein Licht- stümpschen angezündet und auf der leeren Heuraufe befestigt. Als Williametto sich ihm näherte, zog er mehrere kleine Flintenkugeln auS der Tasche und ein Fläschchen mit gewöhnlichem Lampenöl. „Ein Eßlöffel voll Quecksilber hätte weniger Mühe verursacht," bemerkte der Hercules geringschätzig, nachdem er einen Blick auf Kilians Vorbereitungen geworfen hatte. „Ich bürge für die Folgen," versetzte dieser zuversichtlich, „halten Sie gefälligst den Kopf, bevor Jemand uns stört." Schweigend krallte der Hercules seine rechte Faust in des Rappen Nase, während er de» linken Arm über dessen Hals legte und des kraftlosen Thieres Kops niederdrückte. Kilian, offenbar nicht unerfahren in solchen Dingen, goß darauf in jedes Ohr etwas von dem Del, welchem er alsbald drei oder vier Kugeln einzeln Nach folgen ließ, jedesmal mit einem beweglichen, spiralförmig gewundenen Draht nachhelfend. Wenige Minuten dauerte das grausame Ver fahren, und als die verbrecherischen Genossen von dem armen Thiere abließen, sorgte dies selber durch hestiges Schütteln dafür, daß die glatten Kugeln sich ihren Weg weiter bahnten. (Fortsetzung folgt.) Das Nachtessen ist bereit! Episode auS der Belagerung von Metz, nach dem KriegStagebuche eines OfficierS erzählt von Albert Erlecke. (Nachdruck verboten.) Am 24 September 1870 erhielt ich in nuferem Lantouuemrut B. vor Metz Befehl, eineu Streifzng auf FranctireurS zu unter nehmen, welche unsere Verbindungen mit der Heimath zu gefährde» drohten. Die ausgedehnten, dichten Laubholzwaldongeu, welche sich nördlich und südlich der Straße Metz. St. Aoold bis an und über dar Nied-Defilee ausdehnen, waren durchaus geeignet, den fran zöfische» Schnapphähuen ein vorzügliche- Operationsfeld zu bieten. ES war wir bei dem Aujtrag, diesem eben erst in unserem Rücken ausgetanchten Spuk ein Ende zn wachen, ganz freie Haud gelassen nud als alter Waidwann begrüßte ich den empfangenen Befehl mit Freuden. Bon einer früheren Recoguosciruug her war wir das Terrain ziemlich bekannt. Nach den Mittheilnngen eine- Kameraden, der Tags zuvor eine Patrouille nach Chevillon und Fröcourt geritten, glaubte ich da» Hauptquartier der Herren Franciireurs, wie wir sie scherzweise nannten, in Remilly am Nordrande des Foret de Remilly suchen zu müssen. Klar war eS mir, daß die Gesellschaft sich am Tage kaum in die Ortschaften wagen würde, daß sie sich vielmehr an der Hand ihrer Oriskenutniß und ihrer Verbindungen mit der Bevölkerung nur Nachts immer da sehen lassen würden, wo sie die Nähe einer größeren Trnppenablheilnng ahnten. Hiernach kam Alles für mich darauf an, meinen Marsch bis in die Nähe deS Operationsfeldes möglichst unbemerkt zurückzulegeu. Ich wartete zu diesem Ende in Coureelles-Chauvoy den Eintritt der Dunkelheit ab, ließ dann die Säbel hochhaken und ging mit aller Vorsicht auf Servigrh vor, welche« ich zu umgehen entschlossen war Leider wurde diese Absicht vereitelt, indem vor den ersten Häusern des Dorfes plötzlich ein einzelner französischer Cavallerist erschien, sein Thier herumwars und daun en enrriere aus Foury davonjagte. Einmal verrathen, riß ich einem meiner Leute einen milgesührteu Chassepot aus dem Sattel und feuerte, meine Stute halb recht-, dem Flüchtling mehrere Kugeln nach. Die Schwadron versicherte wir, daß ich das Pferd getroffen. Zweifellos sahen wir für heute weder Roß noch Reiter wieder. Nachdem wir einmal gesehen und Schüsse gefallen waren, sah ich vorläufig weinen einzigen Boriheil io einem möglichst schnellen und gleichzeitig da» ganze Dorf umfassenden Absucheu desselben von allen Seiten her. Dank einem nach jeder Richtung hin vortreffli chen Material an Pferden und Leuten ließ diese Bewegung nicht da- ge ringste au Schnelligkeit und Sicherheit zu wünschen übrig, ergab aber durchaus kein greifbares Resnltat. Entweder waren die Vögel aus geflogen oder hatten Schlupfwinkel bei den Bauern bezogen oder aber, der Mann zu Pferde war überhaupt nur ein weit vordetachirter Avertissement-Posten gewesen. Nunmehr konnte nur eine List zu einem Erfolge verhelfen. Ich hielt wich nicht lange wehr mit dem Abstichen der Häuser u. s. w. anf, sondern ging sehr bald mit der Schwadron auf dem Wege, den wir gekommen, in der sorglosesten Weise zurück. Alle Welt glaubte uns ohne Zweifel auf dem Rück morsche nach unserem Cantonnement bei Metz. Wenn ich mir von dieser ziemlich plumpen Falle auch keinen großen Erfolg versprach, so war doch bei der bekannten, oft unbe greiflichen französischen Sorglosigkeit eine Täuschung des Feindes nicht ausgeschlossen. In einer Terrainmulde nördlich des Dor>es verließ ich, nach Südwesten abliegend, die Straße, ein langer Trab querfeld ein und die Schwadron stand an ihrem vorläufigen Ziele: dem Kapellenberg von St. Pierre zwischen Stoncourt und Aoury. Dieser mit herrlichen Eichen bestandene Berg ist wie zu einem Auslug in's Land geschaffen, denn er erhebt sich in der fast ebenen Gegend einige hundert Fuß hoch über dem Meeresspiegel, «eine lebende Seele kvar auf unserem Marsche von Servigny nach hier zu entdcck-n gewesen. In der That hoffte ich nunmehr, die uns angeküadigte Fravctireur- truppe durch den scheinbaren Rückmarsch getäuscht zu haben Aus diesem Grunde hielt ich die Schwadron aus der Höhe des Kapellen bergs in Zugkolonne dicht aufgeschlossen, bei der doppelten Dunkelheit von Nacht und Baumschalten, beisammen, ohne auch nur einen Posten auszustelleu. Hatte mau sich täuschen lassen, so wußte mau jetzt den Feind in noch größere Sicherheit wiegen — kein Laut durfte in's Land hinausdringen. Vom Kapellenberge aus sah ich mit meinem guten Glase für meine Person mehr, als alle auszustelleuden Posten gesehen haben würden. Meilenweit drang mein Blick gegen Oste« und Südosteu über die Wälder hinweg in's Land hinein. Der Schwadron machte vom ersten Augenblicke au die kleine Expedition zu großes Vergnügen, als daß sie nicht gern freiwillig auf Wachtfeuer, Ligarren und sonstige Bequemlichkeiten verzichtet hätte. Ohne Feuer, aber mit wohlgefüllter Feldflasche, ließ di« Aussicht auf eine« Hand, streich die beste Stimmung nicht «inen Augenblick schwinden und bald spähten, die nächtliche Ruhe durch keinen Laut unterbrochen, mehrere hundert Augen und ebenso aufmerksame Ohren horchend mit mir in die Nacht hinaus. Plötzlich machte mich ein Gefreiter T-, ein Soldat ohne Furcht und Tadel, durch Zeichen auf einen matten Feuerschein aufmerksam, der sich östlich von Aoury im Walde zeigte. Bald entdeckte ich selbst ein weiteres Lagerfeuer westlich von Remilly und nun war mir klar, daß meine List durchschaut war. Ja, die FranctireurS waren gut bedient und wußten in diesem Augenblicke vielleicht nur zu genau, daß die Schwadron hier wie zur Attacke bereit stand. Andernfalls hätte mau sich schwerlich entschlossen, die abscheulich kalte Nacht zwecklos im Walde zu verbringen. Was thnn? — Bei Nacht zu Pferde einen Fichtenwald au- greifeu, wäre ebenso unnütz wie leichtsinnig gewesen. Darüber beschloß ich, mir vor allem persönlich durch eine ReeogooSciruog Sicherheit darüber zu verschaffen, ob sich nicht di« eine oder andere Franktireur« abtheiluvg nach Remilly hmeivgewagt habe. Um die Schwadron, wenn nöthig, sofort bei der Hand zu haben, ließ ich auffitzeu und gewann, so geräuschlos wie möglich wiederum querfeldein trabend, die westliche Lisiere des Waloes von Rämilly. Auf einer Lichtung südlich der Straße Aoury-Remilly ließ ich absttzeu und übergab das Comwando dem ersten Premierleutnant der Schwadron. Nachdem wir verabredet, daß letztere aus den ersten Schuß hin gegen Remilly gehen sollte, nm mich ev. aufzuuehmen, ritt ich mit eine« Unterossicier und zwei auserlesenen Gefreiten, dem Waldfeuer folgend, auf „Gut Glück" von dannen. Deo Revolver schubfertig in der Haud, erlheilte ich den Begleitmannschaften den Befehl, einer dem andern dicht hinter mir zu folgen, besonders aber „Halt" zu machen, sobald ich auhalten würde. Wie Schatten huschten wir über die Straße Aoury-Remilly. Plötzlich war eS mir, als hörte ich ganz nahe vor uns auS dem Uaterholz einen unterdrückten französischen Fluch. Ohne Rücksicht daraus, nahmen wir die Zügel kürzer und weiter ging es, den Ehausseegrabeu kreuzend, auf einem Fußpfad in der Richtung auf Geißlingen zu. Mochten unsere Gliedmaßen auch oft in sehr unan genehme und schmerzhafte Berührung mit dem vielverzweigtev, oft dornigen Unterhblz kommen, so gelaugten wir doch, Dank der be- wnudcrnswerthen Vernunft unserer braven Thiere, bald aus diese« uns schier endlos scheinenden Wald-Labyrinth wieder ia's Freie. Ein solcher nächtlicher Ritt, bei dem es jeden Moment ausblitzeu, jeden Moment eine Kugel die Ulanka durchbohren kann, ist für einen dentschen Soldaten eine interessante Situation. Aber mehr wie die eigene Person ist dem Reiter in solchen Lagen sein treues Thier, das oft geradezu Meuscheuverstaud entwickelt. Klopft mau ihnen an be sonders schwierigen Stellen ausmunternd mit schmeichelndem Zureden den Hals, so horchen sie ebenso klug, wie treu und verstäudnißvoll mit gespitzten Ohren in die für unsere Augen nndurchdrivgliche Waldes nacht hinaus und finden, sobald ihnen ihre scharfen Sinne keine un mittelbare Befahr wittern lassen, sicher und geschickt ihren Weg weiter. So war der mich begleitende Unteroffizier einmal nahe daran, von den sich verstrickenden Zweigen aus den Sattel gehoben nud gehenkt zu werden. Da» treue Thür fühlte sofort den leisen Widerstand, den sein Körper «rlitt und stand in der nächsten Sekunde. Nur ein mal wurden bei dem nächtlichen Schleichritt alle vier Pferde zugleich ungeduldig «ud drängten mit sprühenden Nüstern zur Seite, ohne daß wir einen Grund für dieses auffällige Benehmen entdecken konnten. Vielleicht hatte nur ein Wolf unfern Weg gewechselt. Doch das Herz wurde u»s allen sichtlich leichter, als wir endlich das freie Feld erreichten. Nach Südosten zu kam der Kirchthurm von Remilly in Sicht Eine Viertelstunde später hielten wir etwas abseits der Straße hinter einer Bauwgruppe, kaum 400 Schritt vom östlichen Eingang des Dorfes und lauschten gespannt nach einem sich immer mehr verstärkenden Hundegebell. Die Situation konnte für uns unter Umständen eine recht gefährliche werden, falls wir hier entdeckt wurden. Denn das Dorf lag jetzt gerade zwischen uns und der jenseits zum Anmarsch bereit stehende» Escadrou. Doch diese Erwägung wurde immer mehr iu den Hintergrund gedrängt durch das zunehmende Hundegebell, welches nachgerade einen wüthendeu Charakter anuahm. Jetzt wollte und mußte ich die Ursache der Auf regung jener Bestien kennen lernen und zu erforschen fachen, ob die Sachlage wirklich einen halsbrcchenden Rilt der ganze» Schwadron Werth sei. (Schluß folgt.) r Stelle anwandte, wie „heilige Hermandad" für Polizei, „abgetriebene Rofiuante" für Droschkenpferd, „Bretter, die die Welt bedeuten" für Theater, „züchtig und verschämt lächelnder Freund der Liebenden" für Mond und dergl. mehr. So sich in seinem Hirn Anfang, Schluß und Pointe schon zu- recht legend und den »nausbleiblichen Verdienst berechnend, hatte er die Thüre seiner Leibdestillation erreicht. „Gehst Du hinein? fragte er sich. „Oder gehst Du nicht Pneiu?" Er zählte die Knöpfe seines Rockes ab; das sollte entscheide». „Was kann da sein!' dachte er. „Auf solche Aussichten hin kann ich auch noch einmal trinken und mich zu meiner nächtlichen Strapaze stärken. Drinnen traf er angenehme Gesellschaft, alte liebe Bekannte, des halb trank er noch einmal und dann dito und abermals dito, stieß auch mit den zwar nicht ganz hoffähigen, aber doch keineswegs zu verachtenden, vielmehr sehr liebenswürdigen und geistreichen Gästen an und hielt ihnen einen Vortrag über Fraueuliebe, Pferdezucht und Hundedressur, ein Kapitel, in dem er von Alters her zu Hause war, für das Publikum sehr nützlich und lehrreich mit anzuhören. In völlig gehobener Stimmung stieg er endlich, nachdem er sich schleunigst seine Kümwelpistole nochmals für die Nacht hatte füllen lasse», nach seiner Wohnung, Fähurichsportepee- und OfficierS degeuscheideustraßeu- ecke. Hof. vier Treppe» links, hinauf. Dort rüstete er sich für die Nacht, füllte die Schreibmappe mit Papier, spitzle den Bleistift und laugte das alte, treue Plaid hervor. Also ausgestattet, begab er sich nach dem Thiergarten, der Dinge haxrewd, die da kommen sollten. (Schluß folgt.) AuA Lunst «n- Leben. — König Albert hat dem penfionirte« Kammersänger E Degele durch Verleihung des Albrrchtsordens 1. Klasse und außer- dem durch Gewährung einer Extrapension auS seiner Privatschatulle in der Höhe von 3000 Mark eine hohe Auszeichnung zu Thcil werden lassen. — „Die Stütze der Hausfrau" von Direktor Karl ging Mittwoch Nachmittag zum 20. Male iu Dresden in Scene. — Freiherr von Gilsa in Kassel hat bekanntlich die ver einbarte Mitwirkung deS Herrn Saint-SaenS in einem Loncert der köuigl. Capelle rückgängig gemacht. Neugierig darf man auf Dres den sein, wo Herr Saint-SaenS ja in einem Nirodö Coneert aus treten sollte. — „DemetriuS" von Schiller und F. G. Kühne soll näch sten- in Dresden neu in Scene gehen. An Versu chen, den Torso des Dichters für die Bühne brauchbar zu machen, hat es nie gefehlt, wohl aber an einem Erfolg dieser Bemühungen. Vor 25 Jahren versuchte die Dresdner Hofbühne die Kühne'sche Bearbeitung resp. Fortsetzung des Stückes, und mau will den Versuch nun wiederholen — Der Fonds zur Errichtung eines Rich. Waguer- DeukmalS in Leipzig hat bereits eine Höhe von 14,000 Mark erreicht. Eugen d'Albert, der ein Coucert für den Fonds gab, ist über alle Beschreibung gefeiert worden. — Die Leipziger Bühne veranstaltet einen Cyclus sämmtlicher Wagner-Werke, mit Ausschluß der nicht verfügbaren, zur Erinnerung an den Todestäg des Meisters. — Ueber da» Concert Mierzwiuski's in Dresden, den wir auch in Chemuitz dieser Tage hörten, schreibt ein Dresdner Kritiker das Folgende: „Das Concert des Herrn Ladislaus Mier- zwivski batte den Gewerbehaursaal wider Erwarten nicht ganz gefüllt, denn eS blieben einige Stuhlreihen leer, auch die Stühle aus dem Podium. Letztere konnten nicht für Orchester bestimmt sein, da eS der Concertgeber weder für nöthig, noch für profitabel gehalten hatte, eine Capelle zu eugagireu; der berühmte Sänger begnügte sich wie Christine Nilfson mit der weit billigeren Clavierbegleituug. Herr Mierzwinski hat in seinem vielsprachigen Programm die reichste und kariöseste Abwechselung, wie sie wohl »och nicht dagewesen, denn er sang italienisch, französisch, deutsch und Polnisch — mehr als ein halbes Dutzend Lieder hat er zugegeben. Sein überaus glanzvoller, in hohen Brusttönen unvergleichlicher Tenor klang im Concertsaale noch kräftiger, blühender und fascinirender als auf der Bühne. Bei allen Abschlüssen der Vorträge schwelgte das Ohr in der Klangfülle und im Tonzauber des tenoristischen KrösuS, welchem die Frenefie der Bewunderer so sicher ist, daß er kaum nöthig hätte, die Lied strophen ordentlich und vollständig vorzutrage«; Beifallsstürme würden auch folgen, wenn er nach kurzer Einleitung sofort zum brillanten Schluffe überginge. Er reptäsentirt das Virtuosenthum in seiner eigentlichen Gestalt, jene Esfectsingerei, die zum Schaden der Kunst immer wehr Platz greift und zuletzt zur Narrheit — der Concertbesucher ausarten müßte, wenn nicht endlich eine gesunde Reaction gegen derarttige Verhöhnung aller echten Kunst, namentlich gegen die in Deuschland epidemische Ausländer«!, «»tritt und der wahren Kuust zu ihrem Rechte verhilst. Herr Mierzwinski singt sür die schnell befriedigte Laienfchaft, sür die Mehrheit iu allen Concerten, nämlich die Dame« (speciell die jugendlichen), aber durchaus nicht für Musikkenner, welche auch schöne Brusttöne gern höre», jedoch viel mehr Werth aus Treue für den Componisteu und auf künstlerische Präcisiou legen. Daß der Sänger diesmal so oft um mehrere Schwebungen zu tief sang, um Rhythmus, Vorzeichen rc. sich wenig kümmerte, iu der Kopsstimme uumotivirte Kunststückchen zum Besten gab, mit dynamische» Uebertreibuugeu nicht sparsam war, mußte denn doch den Respekt sür ftiuen Künstlerruhm stark beeinträchtigen." Wir bemerken hierzu, daß der Dresdener Kritiker mit einem der hervor ragendsten deutschen Musikkritiker, H. Ehrlich iu Berlin, völlig über- eiustimwt; erinnern wir uns recht drückte sich der Berliner Kunst lichter noch schärfer aus. Uebrigeus spendet auch die ganze sachver ständige Kritik der großartigen Stimme Mierzwiuski's, eine seltene Naturgabe, alles Lob, während sie über seine Künstlerschaft sehr kühl urtheilt. — Die baherischenVolksscha.uspielervomGärtnerplatz- Theater in München werden während des Monats Mai in Berlin gastireu. — Der berühmte deutsche Maler Hans Holbeiu» der in England lebte und starb, warf einmal einen zudringlichen englischen Edelmann die Treppe hinunter. Als dieser sich bei Hein rich Vill. über die ihm zugesügte Beleidigung beklagte und den Tod des Maler- verlangte, sagte der König: „Bedenken Sie gefälligst, daß ich, wenn es mir beliebt, aus siebe» Bauern sieben Lords zu machen im Stande bin, daß ich aber nicht einen Holbein aus sieben Lords machen kann." ^ — Die alte Burg Heinrichs des Löwen in Brauu- schwcig, ein Denkmal romanischer Profanbaukuust, soll endlich wieder hergestcllt werden. Die Siadtoerordnetenversammloug genehmigte den Antrag des Magistrats auf Restaurirnng der Burg Dankwarderode zur Benutzung des Stadtarchivs unter der Bedingung, daß derbraun schweigische Staat 200,000 Mark zu den Gesammtkosteu zuschießt und davon nur 180.000 Mark als Bausumme verwandt werden. — Die Verlobung von Otto Roquette mit einer Schauspielerin des Darmslädier HostheaterS, von der wir nach süddeutschen Blättern Notiz nahmen, wird von dem Dichter als eine ebenso alberne wie boshafte Erfindung bezeichnet. — Eine Königin-Wittwe in Amerika. Wie der Anzeiger des Westens" mittheilt, will die Wittwe eines König- demnächst Boston zu ihrem Wittweufitz machen. Es ist das di« Wittwe de- neulich verstorbenen Titular-Königs Ferdinand von Por tugal, die Gräfin Elise von Edla, älteren Boston«» aber als Lizzie Hensler, Tochter eines deutschen Schuhmacher», der dort Jahre laug gelebt hat und dort auch begraben liegt, bekannt. Daß die verwittwet« Frau nach Boston zurückkehren will, hat wahrscheinlich seinen Grund darin, daß ihre nächstcn Verwandten dort leben, während sie iu Lissabon eiusau. «ud allein stehen würde. Die Mitglieder deS Hose- Halten sie doch nur sür einen Eindringling. „Prinzen" wird sie nicht mitbringen, da ihre Ehe kinderlos geblieben ist. Für de» redaktionelle» Tbeil verauiwortlich: Frau» Götze in Chemnitz. — Druck und Verlag von Alexander Wiede in Chemnitz.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite