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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188602058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-05
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.02.1886
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WM«. Sächsischer Laudes-Anzriger. Nr. ss. Freitag, 5 F«br,or 1886. Wk«s de« «eichst«g. —an. Berli», de« 4. Fchruar. He»te fi»d di« einig« Tage auSgesetzt gewesene« Sitzungen wieder anfgenowmeu und da» UafallverfichernugSgesetz für land- »»d forst. «Ähschaftlich« Ardeiter wird in erster Lesung berathr« uud einer Lowwlsfio» überwiese«. Frhr. v. Franckensteiu (Lentrum) eröffnet die Debatte. Red- «er erkeo«t an, daß die Borlage gege« de« frühere« Eatwarf ver bessert sei. würde «4 aber lieber sehe«, wenn «och wehr Erfahrungen »tt der Unfallversicherung gemacht würden, bevor wa» sie ans die landwirthschaftlicheu Arbeiter übertrage. Dar Problem sei za schwierig. Jedenfalls müsse der Entwarf noch abgräudett werde«. Da- Letztere findet anch Abg. v. Maltzahn - Gültz (co»s.) Lbg. Schräder (freis.) hat ebrnfall» einige AnSstelluuge« zu macheu, meint aber vor Allem, da» System der Berufsgenofseuschaften habe sich nicht bewährt, ma« werde zur Privatverficheruug zurüÄehreu. Staat-secretär v. Bötticher erklärt, dafür liege bisher nicht die geringKe Beranlaffuug vor. Wirkliche Verbesserungen der Borlage werde die Regier«»- aceeptireu. Abgg. v»hl (uatlib.), v. Helldorf-Bedra hoffe« auf Zustandekommen deS Gesetze- und sind z» eifriger Mitarbeit bereit. Abgg. Bock n»d Frohme (soe.) fiudeu, daß die Socialgesetzgeb«»g die Arbeiter z» stark belaste. Da» müsse vor Alle» bei dem gegenwärtigen Gesetz »ermiede« werden. Dana folgt LommisfioaSverweisung. DaS Hau» vertagt sich a»f morgen. So« Landtage. Sitzung der II. Kammer am 3. Febr. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildete die Schlnßberathung über den Bericht der Beschwerde- und PetitionSdeputation über die Petition des Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke und die Errichtung einer Trinkheilanftalt, wobei der Abg. Or. St rau wer als Referent den DeputationSautrag begründete, welcher dahin geht: Die hohe Stände kammer wolle die Petition deS Dresdner Bezirksvereins gegen den! Mißbrauch geistiger Getränke, Entmündigung der Trinker und Er richtung einer Trinkerhellanstalt betreffend, der hohen Staatsregiernng zur Leuntnißnahme überweisen. Abg. Bebel: Man habe es hierbei! mit einem Theile der socialen Frage zu thnn, er glaube, daß man bester auf anderem Wege die Ziele der Bestrebungen erreichen könne. AuS der vom Verein herausgegebenen Broschüre ersehe man, daß das Trinkerthum einfach das Resultat des socialen Elends sei. Alle derartigen Bestrebungen dürsten jedoch Flickwerk bleiben, bis man durchschlagende Mittä zur Hebung der socialen Verhältnisse anwende. Wie wenig man übrigens cousequent im Kampfe gegen die Trunksucht verfahre, zeige da» Branntweinmonopol, da wolle man einerseits gegen den Branntweiugenuß kämpfen und widerspreche dem auf anderer Seite in den financiellen Berechnungen. Er fände es wunderbar, daß man bei aller Bekämpfung des Branntweins denselben noch an unsere neuen deutschen Brüder in Afrika sende. Obgleich sie sich nicht viel von der Maßregel verspräche, so werde seine Partei dem Anträge zu stimmen. Abg. Niethammer: Er bitte den Abg. Bebelund seine Freunde, auch ihrerseits in den ihnen zugänglichen Kreisen gegen den Branntweiugenuß zu kämpfen. Er glaube, daß die Agitation der Socialdemokratie die Leute unzufrieden mache und derTrunksucht zuführe. Abg. Bebel: Er hätte allerdings einen Nachweis für die Be hauptungen, die bei den Haaren herbeigezogen seien, gewünscht. Die Socialdemokratie ziehe im Gegentheil die Leute von allen anderen gewöhnlichen Vergnügungen ab. So sei beispielsweise von der Altonaer Behörde anerkannt worden, daß mit dem Umsichgreifen der Socialdemokratie sich in der arbeitenden Classe bessere sittliche Ver hältnisse geltend machten. — Allerdings könnten Fälle Vorkommen, daß ein Arbeiter, der sich der Socialdemokratie anschlicßt, oft ge ächtet und aller Arbeitsgelegenheit beraubt ist und schließlich zur Verzweiflung gebracht wird, so daß er zur Schnapsflasche greift. Die Socialdemokratie ist nicht, wie der Abg. Niethammer und seine Freunde glauben, das Werk einzelner Agitationen, sondern das Resultat der modernen socialen Verhältnisse. Der einzelne Arbeit geber könne dagegen nichts machen, die socialdemokratische Agitation richte sich nicht gegen die Personen, sondern das Prinzip der Unter nehmer. Abg. Niethammer: Allerdings habe die Sociald:mokratie zum Theil ihren Grund in den mangelhaften socialen Verhältnissen. Nun sei aber gesetzlich Wandel geschaffen und er wundere sich, daß die Socialdemokratie gegen diese Bestrebungen Front mache. Wenn der Abg. Bebel sage, daß der Kampf nicht gegen die Unternehmer als Personen gerichtet sei, so würden die Arbeiter den Unterschied nicht machen. —-'Stets würde Jeder seinen socialen Pflichten genügen müssen. Wenn der Abg. Bebel sage, die Socialdemokratie habe Ideale, so müsse er doch auch auf die Ideale der Gegenparteien Hinweisen, Religion, Vaterland und Familie. Abg. vr.Heine: Die große Majo rität der Socialdemokraten habe keine Ahnung von den Idealen der Social demokratie, sie strebe nur dem vom Abg, Stolle hingestellten Ziele zu: Her mit dem Geldei Der Weg, welchen die Socialdemokratie verfolgt, sei nicht geeignet, die Verhältnisse zu verbessern. Stets werden Leiter zur Arbeit gehören, ob nun die einen oder andern, sei doch gleichgiltig. Abg. Bebel. Sachsen habe von ganz Deutschland am meisten Socialdemokraten, jedoch sei hier am wenigsten die Trunksucht ver breitet. In Meerane, dem Orte, wo es am meisten Socialdemokraten gebe, kämen am wenigsten Verbrechen vor. Wenn man auf die Segnungen der Religion Hinweise, so weisen gerade die religiösesten Länder, Schlesien, Polen und Baiern, sowie die katholischen Rhein- lande, am meisten Branntweinverbrauch auf, ebenso wie am meisten Verbrecher, besonders im Baterlaude des Papstes. Wenn der Abg. Niethammer sich darüber wundert, daß wir nicht über die sociale Reformgesetzgebung befriedigt seien, so ist dieselbe wenig den Bedürf nissen entsprechend. So lange man vom Wege der polizeilichen Zwangsbestimmungen nicht abginge, würde es auch nicht besser. Daß die Veränderung in dem Berhältniß zwischen Unternehmer und Arbeiter geändert würde, sei die Bestrebung der Partei. Wenn der Abg. Niethammer sagt, sie hätte Ideale, so hält er uud seine Freunde gewiß das Vaterland auch als Ideal, da sie mit so viel Gefahren ihr Vaterland zu heben suchten. Wenn der Abg. Di-. Heine sage, die Arbeiter wüßten nichts von dem Ziele der Socialdemokratie, so glaube er, daß die Anhänger des Abg. vr. Heine sich wohl auch nicht einem politischen Examen unterwerfen möchten. Nach einem Schlußworte des Referenten, welcher einige Be merkungen an die Ausführungen des Vorredners knüpft, sindet der Antrag der Deputation einstimmige Annahme. Hierauf folgt die Schlußberathuvg des Berichts über die Petition des Guts besitzers Gotthelf Friedrich Ludwig in Falkenberg um Uebcrnahme der in eine« von ihm gegen den sächsischen StaatsfiScus geführten Proceffe entstandenen Kosten aus die Staatskasse. Nach einiger Debatte wird der Deputationsantrag angenommen, die Petition Ludwigs» insoweit dieselbe implicirte, Erlaß der Erstattung der vom Fiscus erwachsenen und bisher vom Petenten noch nicht bezahlten Kosten und Vorschläge von 1415 M. 39 Pf. und Uebernahme dieser Summa auf die Staatskasse, erbittet, der Staatsregierung znr Kennt- «ißnahme zu überweisen, im Ucbrigen aber aus sich beruhen zu lassen. Der dritte Punkt der Tagesordnung ist die allgemeine Vorberathung über den Antrag des Abg. Philipp und Gen. Die Kammer wolle beschließen, die Regierung zu ersuchen, denjenigen Waldwärtern, welche vor Eintritt in die Eisenbahnunterstützungskaffe wegen über kommener Dienstuntüchtigkeit entlassen worden sind, eine entsprechende und fortlaufendHUnterstützung zu gewähren, den entstehenden Auf wand aber bei Cap. l. Titel 11 iu Zukunft in Berechnung zu bringen Unterstützt ist der Antrag durch die Abgg. Ahnert, Böhns, Gradl, Jahn, Junguickrl. Söckert, Mefserschmidt, Müller (Freiberg^, Müller (Eolditz) und Uhlmaun (Stollbergt. Abg Philipp ergriff zur Begründung seines Antrages das Wort, indem er auf seine Anfrage beim Finanzminister bei Gelegenheit der Berathung über die Forsten hiuwie». Nur eine dauernde Unterstützung könne hier helfen, eine einmalige Unterstützung habe keinen Zweck. Wegen der Bedenken gegen die Eonsequenzen in finanzieller Beziehung erinnere er an die Unterstützung der Lehrerwittwen, wo man Gleiches gesagt habe und wo schließlich 5-6 im Ganzen betheiligt waren. Man solle sich wegen der wenigen Tausend nicht der Unterstützung entziehen, da man Millionen für andere Zwecke auSgebe. Wenn man sage, man hätte dieselben Consequenzen bei anderen Beamtenkategorien, so solle man ihm nur solche Fälle nennen, in denen die Betreffenden auch wegen Berufsuntüchtigkeit, die sie sich im Dienste zugezogen, ent lassen seien. Minister v. Könneritz hat Bedenken, da der Antrag von weitgehenden Consequenzen ist. Man sei gern bereit, ausnahms weise derartige dauernde Unterstützungen zu gewähren, aber er warne vor gesetzlicher Regelung. Abg. G e or gi. Er könne dem Anträge nach den Ausführungen des Ministers nicht zustimmen. Er bitte den Abg. Philipp, seinen Antrag zurückzuzieheu. Abg. Philipp. Es sei zweifellos, daß es sich um eine ganz kleine Anzahl hier handle, vielleicht 7—8 Personen. Er ziehe seinen Antrag zurück in der Erwartung, damit deu Betreffenden am meisten und schnellsten zu uützeu. Damit schließt die Sitzung. Sächsisches. — Tagesordnung zu der am 6. Februar dsS. IS. in Zwickau stattfindendeu öffentliche» Sitzung de- KreisansschusseS: 1. DarlehuS- gewähruug au» BezirkSmittelu zu Einrichtung der Naturalverpflegnug im Bezirk« Plauen 2 Beschwerde de» Weber« I. R. Baumgärtel iu Glauchau wegen Abgabeneinhebuvg durch Lohubeschlagnahme 3. Bettrag des StaatsfiscuS mit der Stadtgemeinde Annaderg wegen einer Schleubevherstelluug. 4 Rekurs de» Kaufmanns Albert Lenk, sowie 5. Rekurs des Baumeisters Aug. Starke, Beide in Werdau, gegen die Abschätzung zu deu Eommuualaulage» daselbst. 6 Vertrag wegen Uebernahme einiger fiskalischer Sttaßeustrecken in Chemuitz iu commuuliche Unterhaltung. 7 Beschwerden iu Betreff de» Fleischerei- betriebe- in dem C F. Doß'scheu Hause in Auerbach. 8. Das neue Aulagenregulatio für Lößoitz 9. Differenzen zwischen den Orts- armenverbä«deu von ». Berli« uud Chemnitz wegen Erstattung von Cur- und Vcrpflcgkosten für Auguste Amalie Hohenstein, b. Dresden uud Chemuitz wegen Unterstützung de» Schlossergesellen C. H. Peitz iu Dresden. 10. Rekurs, bez. Beschwerde der Fabrikanten Adler L Düring i« Chemnitz bezüglich der Ermäßigung resp. Rückerstattung von Gemeindeabgaben. 11. Rekurs des Fabrikbesitzers C. Weudler i» Zschopau gegen feine Abschätzung. 12. Rekurs des Fabrikanten H. F. Göldner in Werdau gegen seine Abschätzung — Der Gauverband niedererzgcbtrgischrr Gewerbe- vereiue, welcher zur Zeit die Städte Döbeln, Fraukenberg, Gerings- walde, Hainichen. Hartha, Miltweida, Nossen, Oederan, Roßwein, Siebenlehu, Waldheim und Zschopau umfaßt uud dessen Vorort Nossen ist, beschäftigt sich schon seit dem Jahre 1881 mit der LehrliogS- verwitteluug. Ergreift doch so Mancher eiueu für ihn ungeeigneten Beruf, bloS weil es au dem betreffende» Orte an einer entsprechenden Auswahl fehlt uud Eltern bez. Vormünder nicht wissen, an wen sie sich auswärts wenden sollen. Die Gewerbevereine det obigen Ver bandes haben daher in ihren Städten VermitteluvgSstellen errichtet und die Geschäftsführung geeigneten Persönlichkeiten übertrag«». Das Unternehmen hat sich auch als praktisch und lebensfähig erwiesen. Ferner hat in diesem Jahre das Organ der sächsischen Gewerbevereiue, die Gewerbeschau, die Lehrlingsvermittelung in di« Hand genommen, indem sie halbmonatlich diesbezügliche Listen veröffentlicht. — Meiße«. Am 15. Aprils. I. ging dem 9jährigen Sohne des dortigen Restaurateurs Berbing ein schwerer, mit Bierfässern de ladeuer Wagen über das Knie des rechten Beiues, nud zerfleischte da» Kuie und die Wade derartig, daß dasselbe aus eine größere Fläche von Fleisch uud Haut völlig entblößt war und die Kniescheibe uud da- Schienbein mehrfache Verletzungen aufwiesen. Da die große Wunde infolge des Fehlen» der Haut nicht heilen wollte, entschloß sich vr. Haha iu Cölln bei Meißen zu künstlichen Hautüberpflauz uugeo, und da war es denn der Vater de» Kindes, welcher fich z» dieser Operation hergab. ES wurden Hautstücke auS dem Arme deS Vaters geschnitten und auf das Knie des Kindes übergepflanzt. Die Mühe des Arztes wurde durch den gläuzeudsteu Erfolg gekrönt, so daß der Kuabe nach einem halbjährigen Krankenlager zum ersten Male aufstrheu konnte und als völlig geheilt ohne merkbare Steifheit deS KnieS jetzt uuier seinen Gespielen wieder herumspringt. — Pirna, 2. Februar. Heute weilt wieder det rührige Pfleger der Handfettigkeitssache, Herr Rittmeister a. D. Klausou v. Kaas in unserer Elbstadt, um betreff» der im Forsthause hirsrlbst zu arrangirrodeu Ausstellung von Erzeugnissen der HauSindustrie- schuleu der Sächsischen Schweiz die specielleren Vorbereitungen zu treffen. Die gedachte Ausstellung findet iu deu Tagen vom 13. bis mit 15. dsS. Mt», statt, nud wird von ihrem unermüdlichen Ver- austalter darnach gestrebt, durch entsprechend« Collectioneu ein mög lichst umfassendes Bild der praktischen Errungenschaften der bezüglichen Bestrebungen za geben. — Leipzig, 3. Februar. Heute Morgen io der 4. Stunde wurden die Hausbewohner eine» Grundstück» der Burgstraß« durch zwei hiuter einander fallende Schüsse, welche an» einer Wohnung in vierter Etage herzukommeu schiene«, plötzlich iu nicht geringen Schrecken versetzt. Man eitte in die betreffende Wohnung, wo sich den Eintretruden ein schrecklicher Anblick darbot. Der LogiSiuhaber, ein 55 Jahre alter Schuhmacher, Namen» Krebs, «nd seine Wirth- schafteriu, eine Malerswittwe Straßberger, 45 Jahre alt, lagen Beide in ihre« Blute da, mit Schußwunden in der Brust, letztere bereit» todt, ersterer noch lebend. Er wurde sestgestellt, daß hier ein Mord im Linverständuiß stattgefuudeu und Krebs zunächst die Straßberger durch eineu Revolverschuß getödtet uud daun auch fich durch einen Schuß in die Brust zu töd'en versucht hatte. Ein von Beiden hinter, lasse»«» Schriftstück bestätigte ihre Absicht, mit einander sterben zu wollen, da der Wunsch ihrer Berheirathuvg fich nicht habe erfüllen lassen. Krebs wurde mittelst SiechkordeS nach dem Krankeuhause gebracht. Seine Verwundung soll nicht lebeuSgesährlich sein. — Pegau. DaS .Pegau-Groitzsch» Wochenblatt" bringt au der Spitze der Nummer vom 3. Februar d. I. nachstehende Veröffeut lichung deS dortige» StadtrathS: Warnung nud Bitte. Dnrch die Excesse vom 17. und 24. Januar d I. ist leider da» gut» Einver nehmen, in de« bisher die hiesige Civil- und Militärbevölkernng ge> standen, unliebsam gestört worden. Wir haben in Erfahrung gebracht, daß auch gegenwärtig die Erregung auf beiden Seiten noch fortbesteht uud fich in Beleidigungen und Reibereien äußert. An die Bewohner schaft von Pegau richten wir deshalb di« Bitte, thunlichst Alles zu vermeiden, wa» dazu beitragen könnte, diesen betrübenden und das Ansehen der Stadt schädigenden Zustand länger fottdaueru zu lassen. Namentlich haben Ansammlungen von Menschen und lärmende» Ver halten aus dem Markte und in der Nähe der Wache zu unterbleiben. Unsere AuffichtSorgane haben Auweisnng, Ansammluugeu von Menschen auf den Straßen uud öffentlichen Plätzen zu verhindern uud machen wir daraus aufmerksam, daß diejenige» Personen, welche der an die versammelte Menschenmenge gerichteten dreimaligen Aufforderung de« zuständige» Beamten oder Befehlshabers der bewaffnete« Macht, fich za entfernen, keine Folge leisten, wegen Auflauf» mit Gesäoguiß bi« z» 3 Monaten oder Geldstrafe bis zu 1500 Mark bestraft werd«. Weiter ist darauf hinzuweisen, daß die iw Dienst befindlich«. Manu, schäften der bewaffneten Macht, bei thätlichen Angriffe» oder Bedrohung mit Gewalt, sowie wenn der wiederholten Aufforderung zu» AuS- riuandergehen keine Folge geleistet wird, zum Gebranch der Masse berechtigt uud sogar eventuell verpflichtet sind. Wir geben uu» der Hoffnung hin, daß fich unsere ruhige and besonnene Bevölkerung nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen läßt, sondern ihrerseits darauf mit hinarbeitet, daß Störungen der Ruhe nud öffentlichen Ordnung unterbleiben. Möge stet- Jedermann eiugedeuk sein, daß durch Vorkommnisse der Art, wie sie in der letzten Zeit fich hier ereignet haben, das Ansehen und der gute Ruf unserer Stadt iu deu weitesten Kreisen geschädigt wird. Pegan. deu 2. Febr. 1886. Der Stadlrath. Lobeck, Bürgermeister. — Döbeln ES ist nun gelangen, einen direkten Sammel- LadnogS Berkebr zwischen Bremen uud Döbelu-RoßweiurWaldheim, in welchen Städten bekanntlich die Tabaklindustrie eine groß« Be deutung eiuuimmt, einzurichteu. Herr Spediteur G. Stoll in Döbel« hat sich dieserhalb mit dem Bremer Spediteur Herr» I. H. Bachwaau iu Verbindung gesetzt. Am Montag fuhr uua der erste Wagen mit TabakSballeu beladen urn mit Kränzen geschmückt in Döbeln eia. Dnrch diesen direkten Verkehr haben die Fabrikanten billigere Fracht sätze uud schnellere Lieferung ihrer Waareu, da Umladungen zwischen Bremen und Döbeln nicht wehr stattfinden. — Rochlitz. Au» de« Sialle der Stadtbrauerei in Borna ist iu der Nacht zum Montag ein Pferd, gelbbrauner Wallach, ge stohlen worden. Der Dreb hat da« Pferd im Stalle aufgezäumt und scheint davon geritten zu sein. — In Topfseifersdorf bei Mltt- weida wurde am 1. Februar im Ortssteiubruch ein Manu verschüttet. Er war sofort todt — Der Postverwaltec W. in Clanßuitz bei Burgstädt hat sich am Sonntag erhäugt. Ueber die Motive verlautet nicht» Genaues. Die weiteren Recherchen dürften wohl darüber Klarheit bringen. — Hainichen. Die alte Geliert Linde ist am Montag wegen der bevorsteheudeo Grundsteinlegung deS ueueo Schulhauses entfernt worden. Mau hofft, daß die Verpflanzung dem weiteren WachSthum« de» denkwürdigen Baume» nicht» schaden wird. — Oederan. Die muthmaßliche Urheberin de» jüngst in Böruichen bei Oederan stattgefundeveu Schadenfeuers, wodurch 3 Be sitzungen ringeäschert wurden, ist nach einer Meldung auS Leipzig daselbst iu der Person einer Dieostmagd aus Schönerstadt verhaftet worden. Gegen dieselbe liegt bezüglich der Anstiftung de» verheerenden Brande- dringender Verdacht vor. — Zwickau Der Mörder diS Maurerpoliers Uhlmaun ist entdeckt. Er ist der 2 l Jahre alle Bergarbeiter Liudner aus Eckers« bach, welcher mit noch einer Anzahl junger Burschen am Sonntag Abend infolge Excesses vom Saale eines Gasthofes durch deu Wirth mit Unterstützung Uhlmaun» entfernt worden war und infolgedessen an letzterem fich zu rächen mit seinen Kumpanen beschlossen halte. Lindver, der als ältester zur Durchführung der Rache bestimmt worden war, hat Uhlmaun, der deu Ruf eines friedfertigen MauueS genoß, ausgelauert nud das Messer ihm gegenüber iu der bekannten traurigen Weise geführt. Vorstehende Angaben beruhen auf dem Sestäuduiß der ermittelten betheiligten Burscheu. — Meerane. Die hier bestandene eingeschriebene HülfSkasse des Fachvereius für Weber, .Germania", ist, wie deren Vorstand bekannt macht, aufgelöst worden. — Siebenlehu, 1. Februar. Ein wahrhaft tragisches Ge schick hat in den letzten Tagen eine hiesige Arbeiterfamilie betroffen. Der Ernährer derselben arbeitete in der Papierfabrik Beiermühle am Lnmpeustößer. Bei dem Versuche, seine herabgefallene Mütze auf- zuhebeo, gerieth er iu die Maschine, welche ihm sofort deu Kopf zerschmetterte. Noch war die Beerdigung nicht erfolgt, als am 30. Jan. von de« Brandunglück, welches drei Häuser zum Opfer forderte, auch die Wittwe des Verunglückten mit betroffen wurde. So sieht dir Beklageoswcrthe, die noch vor wenig Tagen eines glücklichen Fawilieu- ledkvS fich erfreute, nunmehr fich nicht nur ihres Ernährers, sondem auch ihrer Habe beraubt und blickt mit banger Sorge in dir Zukunft. — Auuaberg. Ein Reichskasfenschein von fünfzig Mark wurde bei der Kaiser!. Postaustali Hierselbst als falsch erkanut, auge- halteu und der König!. Staatsanwaltschaft eiugrliefert. Der Besitzer, welcher keine Ahnung von der Uuechlheit des Scheine» hatte, Wie den reellen Erwerb desselben »ach, er hatte das Falsifikat auS Mildeua» empfangen. Allem Anschein nach ist da» Papier ein Fabrikat der berüchtigten Meixuer Geldscheiufabrik, deren Theiluehmer fich bereit» seit 1884 in Haft befinden. Als besondere Merkmale der Uuechlhrit fällt bei den falschen Scheinen der Mangel an Schärfe der.Tonturen, besonders in der Zeichnung deS Engels auf. Die Umrisse sind ziemlich verwischt, da» Gesicht de» Engels entbehrt der Aehnlichkeit mit der Zeichnung auf den echten Scheinen, die Schrift iu der Strafordnung und diejenige iu dem blauen Felde de» aus der Rückseite angebrachten Stempels mit dem Reichsadler ist unleserlich. Anch die Abschattiroug des blauen Fardemoues nach recht» ist auffällig. Der Gnrndton de» Scheine», bei deu echten bräunlich, ist bei dem falschen Schein merklich dunkler. Che««itzer Stadt-Anzeiger. Chemnitz, deu 4. Februar. — Di« nächste öffentliche Sitzung der BezirksanS- schusse» wird im BerhandluugSlocale der AmtShauptmannschaft am nächsten Mittwoch von 9 Uhr Vormittag» au abgehalte« werden. —Kr. Im BildungSvereinDeutschland, der imBörseu- saale einen Damenabcod hatte, sprach gestern Abend vor zahlr-icher Versammlung Herr Rabbiner vr. Mühlfelder in geist- nud lichtvoller Weise über MoseS Mendelssohn. Redner schilderte deu Freund Lesfiug's als Populär-Philosophen, als Schöpfer der klassischen deutschen Prosa und als Reformator seine- Glaubens. Nachdem der Herr Vortragende iu kurzen Umrissen ei» Lebensbild de» jüdischen Philosophen gezeichnet und namentlich seiner Beziehungen zu den größten Männern seiner Zeit, wie Lesfing. Nikolai, Saut, Wieland, Gleim, Lavaler gedacht, gab er in klarer verständlicher Weise einen Ueber- «ad Einblick in di« philosophischen Schriften Mendelssohns: .Philosophische Gespräche", .Ueber die Zuverlässigkeit der philosophischen Wissenschaft", „Jerusalem" und .Morgenstunden". Mendelssohn» bedeutendste» Werk, welche» ihm die Bezeichnung eine» .deutschen Platon" oder .zweiten Spinoza" eiutrug, ist sein .Phädon". Seinem Glauben ist M., obgleich er fich immer Gewissensfreiheit bewahrte und ein begeisterter Kämpfer für Toleranz uud Aufklärung war, iu konservativ pietätvoller «eise tre« geblieben. Auch für di« Erhaltung der Freiheit seine» Volke» war er unermüdlich thätig. — I« nächster Zeit soll Mendelssohn in seinem Geburtsorte Dessau «in Denkmal errichtet werden; ei« unvergänglicher, bleibende» Monument hat ihm sein treuer, langjähriger Freund Lesfing in seinem .Nathan der Weise" gesetzt! — Der Bortrag fand und verdiente lauten Beifall. — Im Verein gegen Verfälschung der Leben-mittel »nd zur Hebung der HauSwirthschast hielt Mittwoch Abend Herr Or. Huggeuberg eiueu Vortrag über .Wasser und seine Bedeutung für die Hauswirthschaft". Nachdem Redner im Eingänge auf die allgemeine Bedentung der Wassers im Großen und Ganzen
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