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Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188603283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860328
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860328
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-03
- Tag 1886-03-28
-
Monat
1886-03
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 28.03.1886
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>leaur gä-zliid eldorf. ^ «handln«^ Vtai188». mrn: E«l >, Johanni». >tto ASHser, , Markt 18: rt Friese'» ohavnisstratze; ldelm Geh. av Gerste«, ist, Material, ndiung, C. idluug.Marit; markt; Otto str.; Arth«» :rt, Material. Kachsolgrr, t Wiucklrr. Wtrth, »l» :ntgegr»sä««i. vreidnerftr, 8; Laudgettchtt, Eberhardt» I, Wchftr. 3: Mrdieiaalrath Focke. ob«, ; Fr. Schtt. clor Göhlrr, äkirchvlatzüd.; ratq Händel, berftnstr. 37; idgerichtediree« oi Michael, Klvstnstr. 8; »ertstr. 6; Fra» Pvlizeidirertor schnitz, Post» tteeiestr. Chemnitz. eorekifche« 'auer begimt riger, währett aehmigung de» ligl. techuischnl > ettheitt wiü, Rachsolztt), Istäudig ringe- t 4868 i» :t. — sftequcnz üb« lzmeister, sowie wiesra werde», r Bcnrrerei M DresN ns. »rcheml ^beiii. I ichtc» u»»A<- .»ziil>1»»acn d« beliebten huaa uimchc» (M>tad«i> eau entgege«. ie-ofi- I» .Ctr.1M.90Ps- Liter 18 Pl- Keitbabastraßa Keusch kan» te» Oeding« re ^ 72. — 6. ZahrMl,. AbounemcntSpreiS: Der unparteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) Lur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4683.) Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten Iahresbuch (Weihnachtsbeigabe) d. Anzeigers. Sächsischer Verlag.- Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz. Laililks-Ailikillkr Sonntag 28. März 188S. JnsertionSpreiS: Raum einer schmalen KorpuSzeile 15 Pfg.; - ReName (Gallige Petitzeile) 30 Pfg. — BeiWiederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbctrag (in Briefmarken) beifügen (se8 Silben Korpusschrist bilden ca. l Zeile). Annonceuannahme: nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Nr. L. Telegramm-Adr.: Wiede'» Anzeiger, Lbemnitz. Fernsprechstelle Nr. 138. j mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". KkltMtt: „Tägliches Unterhallungsblatt ' mit hmonstiH illustmt« SiMiazublalt „Lustiges Bilderbuch". yrbonnem-utSSittla-ttttg Für da» am 1. April beginnende neue Quartal nehmen die Postanstalten, sowie in Chemnitz und Umgegend die Ausgabestelle« Abonnementsbestellungen auf den »Sächsischen Lande»-Anzeiger" «it seinen Beiblättern zum Preise von 1 Mark 80 Pfg. entgegen. Der Sächsische Laude». Anzeiger ist in der deutschen Post-ZeitnugS-PrriSliste unter Nr. 4633, in der österreichischen unter Nr. 2108 eingetragen. Im Beiblatt: »Tägliche» UuterhaltuugSblatt" beginnen wir am 1. April den Lrimiual-Rowan: „Gin Thaler" von dem viel genannten Romanschriftsteller Adolf Streckfuß. Neben diesem größeren Roman habe« wir für dar neue Quartal wieder eine Reihe hochinteressanter kleiner Novellen, Feuilleton» re. zum Abdruck für unseren Landei-Auzeiger erworben. Um abermaligen recht zahlreichen Beitritt «euer Abonnenten bittet die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes-Anzeigers Unsere geehrte« Moft Tkvonnente« ersuchen wir, das Abonnement für das neue Quartal möglichst bi» zum 28. Mä»z erneuern zu wollen, damit in der Zusendung der Exemplare keine Unterbrechung eintritt. Bei verspätet hier eintreffenden Post-Abonnement» - Bestellungen erhebt die Post für Nachlieferung bereit» erschienener Nummern eine Extragebühr von 10 Pf. Die Berlags-Expeditiou des Sächsische« Laodes-Anzeigers. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 2864 die Firma Emil Löwenthal in Chemnitz (Langestraße Nr. I) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Emil Löwenthal daselbst, Besitzer eines Schnittwaren- und Wäsche-Handelsgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 24. März 1856. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 2863 die Firma Th. Neubert in Chemnitz (Schiller platz Nr. 21) und als deren Inhaber der Kaufmann Carl Theodor Reubert daselbst, Besitzer eines Mauufacturwaaren-FabrikationS- und HandelSgeschästS, eingetragen. Chemnitz, am 24. März 1886. Königliches Amtsgericht. Für den abwesenden Schuhmacher und Handarbeiter Carl Ernst John, zuletzt io Chemuitz wohnhaft, ist heute der Handarbeiter Carl August Zimmer allhier als «bwesenheitsvormund in Pflicht genommen wotdeu. Königliches Amtsgericht Chemnitz. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Buchbinders und Luxus- papicrhändlerS Franz August Kny in Chemnitz wird, da di« nach Deckung der Masseschulden, sowie der Gerichts- und BerwaltungSkosten übrig ge bliebene Masse nicht einmal zur völligen Befriedigung ver bevorrechtigten Forderungen ausreichend gewesen ist, hierdurch wieder eingestellt. Chemnitz, den 24. März 1886. Königliches Amtsgericht. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Hutmachers Ernst Oskar Edmund Schumann in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung deS Schluß termins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, den 24. März 1886. Königlicher Amtsgericht. Telegraphische Machrichterr. Vom 26. März. Berlin. Die »Freisinnige Zeitung" schreibt heute, der Kanzler beabsichtige, den Reichstag durch eine au» den Eivzellaudtage» gewählte Versammlung von Bunde».Abgeordneten zu ersetze». Die» ist schon au» inneren Gründen unwahrscheinlich, weil der Kanzler damit da» Fundament seiner Politik seit 25 Jahren aufgäbe. Heber- die» weiß man in BuudeSrathskreisen auch jetzt nicht da» Mindeste von derartigen Plänen. — Auch morgen soll die Berathung der Kirchenvorlage «och nicht auf die Tagesordnung komme», da di« Kompromißverhandlnngen fortdaurrn. Pest. Da» ungarische Boteukredit-Jnstitut weist 337,229 fl. Reingewinn ans» der gänzlich dem Reservefonds einverlribt wird. London. Unterhau». Bei Einzelberathnng de» KrirgSbudget» wurde ein Untrrantrag Campbell» auf Herabsetzung der für die Okku- PationStruppe» in Egypten geforderten BekleidungSkosteu auf die Hälfte behuf» Beschleunigung der Räumung Egypten» mit 290 gegen 66 Etimwen abgelehut. Kovstantinopel. Rußland hat erklärt, daß e» den gegm- wiirtigen Vorschlag Italien»: zuznstimmen, daß dem Fürsten von Bulgarien al» solchem die Funktionen eine» Generalgouverneurs von Ostrumrlien ohne Zeitbrgrenzuug übertragen werde, ablehuen müsse, nachdem in de« türkisch-bulgarischen Abkommen bereit» der Ausdruck gefunden gewesen sei für eine allseitig gebilligte Berstündignug unter de» Art. 17 de» Berliner Bettrage». Der Arbeiter-Aufruhr in der Provinz Lüttich steigt. In Lüttich find alle hervorragenden Gebäude militärisch besetzt, mehrfache Straßen, zusammenstöße, bei denen «» Tobt« und Verwundet« gab, fanden statt. Da» Militär wird fortgesetzt verstärkt, da die Unsicherheit im Lande wächst, und Briefträger und Posten ohne Begleitung gar nicht wehr passt«« könne». Die Arbeitseinstellung habe sich auch aus da» Ge biet von Charleroi a«»g«dehnt, anch nach dort find Truppen abge sandt. Die Agitatoren Hetzen die Arbeiter auf. mit Gewalt zu nehmen, wa» ihnen nicht freiwillig gegeben wird und stellen ihnen vor, daß sie bei festem Zusammenhalten gewinnen würde«. Rand und Plünderung herrschen «nter solchen Umständen in vielen Land orte«. Auf de« Bahnhofe von Haffrlt ist sogar ein schweres Attentat gegen einen Eisenbahnzug geplant gewesen. Ein 35 Dynamitpatronm enthaltende» Packet war auf die Schiene« gelegt, aber von einer Schutzvorrichtung an der Maschine noch glücklich bei Seite geschoben. In Brüssel fand Donnerstag Abend eine Arbeitermaffenver- sammlung statt. Etwa 1000 Arbeiter hatten sich vor dem Versamm lungslokal eingesunken, verhielten sich aber ruhig, da genügende Polizei zur Stelle war. Nach der Versammlung, in welcher sehr heftige und aufreizend« Rede« gehalten wurde«, fand eine Zusammm- rottnug der Theilnrhmer statt; e» wurde die Marseillaise gesungen und versucht, eine» Zug zu bilden. Die Polizei trat aber dazwischen und verhinderte die» Vorhaben. Später kam e» doch noch zu eine« Handgemenge mit einem Haufen, der nach dem Palais ziehen wollt«. Di« Polizei hieb scharf ein, worauf die Menge sich verlief. Fünf Verhaftungen wurden vorgensmmen. Der „Franlfntter Zeitung" wird au» Brüssel da» Folgende telegraphirt: Di« Arbeiter im ganzen Distrikt von Charleroi solle« heute in Aufruhr sein und die Fabriken zerstören. Der Schaden sei äußerst groß. Die firikenden Arbeiter zwingen alle anderen Arbeiter, die Arbeit einzustellm. In St. Nicolas machten ftrikende Arbeite» ans di« Wohnung de» Bürgermeister» eine» Angriff und zertrümmerten die Fenster de» Dauses. E» find Militärabtheilungm dorthin abgegangen. Bei dem Zusammenstoß wnrden zwei Arbeiter tödtlich verwundet. Gegen 1000 Arbeiter der Kohlengrube bei Gilly habe« die Arbeit uiedergelegt und eine Erhöhung der Löhn« verlangt. Die Strikenden zwing« andere Arbeiter, die noch thättg find, zur Einstellung der Beschäftigung. — Der Strike in Charleroi hat sich fast über da» ganz« Kohlmgebiet verbreitet, dir Arbeitenden find mit Gewalt zum Strike gezwungen. Bei Chatelineau kam e» zu einem harten Zusammenstoß«, bei dem e» 5 Schwerverwundete gab. In Lüttich werden zahlreich« Verhaftungen vorgenommen. Sin Unteroffieirr und 3 Gemeine find wegen Un gehorsam» verhastet. - . -- Deutschland soll Belgien gemeinsame Uebervachung der Anarchie vorgeschlage« haben. lu Zcirrtok» nur. ^ «hilf-" Euba. Die -k»Vert-*irrrri»he« in Belgien. Chemnitz, den 27. März. Tiefe« Eindruck auch in Deutschland habe« die großen Arbeiter- krawalle gemacht, welche in der belgischen Provinz Lüttich anSge. brochen find. Durch die schlechte Geschäftslage find die Eisen« «nd Kohlenarbeiter schwer beeinträchtigt worden, «nd e» ist erklärlich, wenn sie jetzt anarchistischen Hetzereien nur allzuwillig ihr Ohr geliehe» haben. Zur offene« Plünderung «nd zrr Gewaltthat find sie von den Agitatoren aufgefordett und diesem Ruf« ist Folg« geleistet. Die Dewolirung und Plündrrnng einer Reihe der ersten Geschäfte in Lüttich leitete« die Krawallperiode ein; seitdem hat der Streik mächtig an AnSdehnnng gewonnen und e» ist wiederholt zu er bitterte« Zusammenstöße« gekommen, bei denen r» auf beide» Seite» Tobte und Verwundete gab. L» ist zn hoffen, daß die Wieder herstellung der MH« i« nicht allzuferne« Zeit gelingen wird» aber diese Symptome find sehr bedenklich. Un» i« Deutschland schützt glücklicherweise straffe Ordnung rmd die Mhe «»serer Arbeiter vor solche« Ausschreitungen, anch find bei «n» die LebenSverhältniffe immer noch erträglicher, aber angenrhm kan« e» keinem modernen Staate sti«, wenn Feuerftmkeu de» AuarchiSmn» fortwährend in die Lust fliegen. Nachstehend folgen die nenepe» telegraphische« und brieflichen Nachrichten über die Uuruhe», welche immer mehr »m sich greisen. Politische Rundschau. Chemnitz, den 27. März. Deutsches Reich. Im Refidenzschloffe zu Dresden wird morgen Mittag durch KönigAlbert die feierliche B erapsch ied- ung de» gegenwärtige» Landtag» erfolgen, uMdem die Ständekammern heute die letzten Sitzungen abgehalten habeä, — Der Reichstag hat in seiner jetzigen Session dreiviettelhundert Sitzungen hinter sich I ES ist kein Wunder, wenn die Volksvertreter, die in dieser Session auch ungemein stark zu de« CommisfionSarbeiteu heraugezogen sind und sich mehrfach auch noch an de« Sitzungen der Linzellaudtag« habe« betheiligen müssen, anfangeo, starke Ermüdung zu zeigen, und e» im Reichstage recht leer aussieht l — Die auch von un» mit aller Reserve mitgetheilt« Nachricht über eine in Aussicht grnvmwenii Abänderung de» Reichstag». Wahlgesetzes wird seiten» der »Norddeutschen Allgemeinen Zeituug" auf da» Entschiedenste widersprochen, während die „Freisinnige Zeitung" ihre Meldung anfrecht erhält. Da» letzt« Blatt bemerk z« der Ettlärnng der »N. Allg. Ztg.": »Diese» Dementi hat genau so viel Werth, wie di« bekannten Demeutirungen de» Monopolprojecte» au» der Zeit, wo man über dasselbe noch nicht» verlautbaren kaffen wollte." — Wie au» München der »Köln. Zig." gemeldet wird, treiben di« finanzielle» Verhältnisse im Königlichen Haushalt mehr und mehr einer Krifi» entgegen. Die Aenßeruugen in den baierische» Blättern werden immer deutlicher, und da» ist bezeichnend genug. Wie so oft, scheint eS auch dort leichter zn sein, den Uebelstand zu erkennen, clls die Mittel zur Heilung zu finden. — Der Borstand de» Verein» Berliner Kauslrnte und Judu- flriellen hat dem Berliner Magistrat augezeigt, daß di« privaten Zeich nungen zum Garantiefonds für die nationale Ausstellung, wegen der «amentlich die geplant« Chemnitzer Ausstellung unterbleibt, di« Höhe von 850,000 Matt erreicht habe«. Hierzu treten 300,000 Mark von der Berliner Kaufmannschaft, ebensoviel von der Stadt Berlin, zusammen also fast anderthalb Millionen. Frankreich. Der Finanzausschuß der französischen Deputitte». kammrr, der nur an» Republikanern besteht, beginnt jetzt sein, dornenvolle Aufgabe» einen Reformplan für die französischen Staat», finanzeu anSznarbeite». So schnell wird die Sache nicht gehen, »nd ob da» Resultat da» größt« sein wird, steht auch sehr dahin. Frank reich steckt ja bekanntlich nicht nur bi» an die Ohren, sonder» bi» über die Ohren in Schulden. — Ihrem vor einigen Jahren gestorbene« Gemahl, dem letzten französisch,« Bourbon, ist di« Wittwe de» Grase« Sham-ord gefolgt. Sie ist Donnerstag Bormittag in Görtz in Oesterreich, wo sie fett dem Tode Graf Lhambord» gelebt, an Herz- lähmung gestorben. Die Legitimisten in Frankreich, die Anhänge, di» Lilienbanuer», werden sich natürlich di« Gelegenheit zn einer Tranerdemonstratio» nicht entgehe» kaffen; irgend welche politische Wichtigkeit hat aber der Todesfall nicht. Da» Erbe Gras Lhambord» hat längst der Graf von Patt», da» Haupt der Orleans, angetrete«. Amerika. Die in Nordamerika entstandenen großen Streik» von Asenbahnbeamten «nd Arbeitern, die schon zum Zusammenstoß «it der Polizei geführt, beginnen bereit» wieder «achz,laffrn. De« Streik der Eisenbahnarbeiter i« Ka«sa»4Lity ist durch Kompromiß beigelegt, am Donnerstag konnte bereit» wieder ei« Z«g abgrlaffm werden. Seiten» de» Oberbefehlshaber» der einberusenen Miliz sind Maßregel» zu« Schutz, «nd zur Unterstütznug der Eiseubahngesell- schäften getroffen. Der Gonvernenr von Missouri hat eine Prolla- mation erlassen, in welcher er dir Riffontt-Pacifie-Eisenbahugrsellschaft anweist, den regelmäßigen Verkehr wieder aufzuuehmeu, und erklärt, er würde nöthigrufall» Gewalt anwenden, «m die Gesellschaft zu unterstützen. Hk«S dem Reichstag. —iw. Berlin, den 26. März. Am BundeSrathrtische: Fürst Bismarck, von Scholz, von Burchardt. , Vor Eintritt in die Tagesordnung erklärt Abg. Heine sLoz.), daß di« ueulichen Angaben de» Jnstizmiuister» Fttedberg im preußische« Abgeordnetenhaus« über Heine'» Behandlung im Gefänguiß nicht zu- treffen. Die Angaben de» Staatsanwalt Schöne seien falsch; daß gegen ihn (Redner) eine Anklage wegen Beamteubestechung erhoben, gehe au» de« Protokollen hervor, er bitte den Minister, die Acten etvznsehen und darnach zu verfahre«. Der Entwurf, betr. Zollfreiheit für ElsenbahubetkiebSmÜtel in Grenzdistttcten wird in dritter Lesung debatteloS angenommen. Dan» folgt die zweite Berathung der Branntweinmonopolvorlage, deren Ablehnung die Commission ohne weitere Vorschläge beantragt. Reichskanzler Fürst Bismarck: Ich ergreife nicht da» Wort, weil ich glaube, auf die Abstimmung noch einwitten zu können, da» Schicksal der Vorlage ist ja bereit» entschieden. Die Gegner find dagegen, bevor die Elnzelbestimmungen bekannt waren, schon ausgetreten, nach dem Grundsatz«: Wir kennen die Gründe der Regierung nicht, aber wir mißbilligen sie. Der BnudeSrath hat sich sich» Monate lang mit dieser Vorlage eingehend beschäftigt und anch vom Reichstag «in« eingehende Prüfung erwartet. Da» ist aber nicht geschehen. Die Commission hat einfach gesagt, da» Gesetz taugt nicht», aber darüber» wa» wir nun machen sollen, hat sie nicht» verlauten lasse«. Sie kaffen hier «n» Blindekuh spielen. Wäre ich in dir Commission gegangen, so hätte ich dortgesrffen, wie die trauernde« Juden von Babylon. Die Regierung macht ihre Ent würfe an» Liebe zum Vaterlaude, Sie dürfen also nicht denken, daß wir da» Alle» nur für un» thun. Abg. Richter hat so gethan, al» ob ich ein persönliche» Jntereffe an dieser Vorlage hätte, ich Halle e» unter meiner Würde, darauf in ähnlicher Weis« zu autwotten, daß er seine Stellung als Abgeordneter im persönlichen Jntereffe auSuützt. Wa» da» deutsche Volk über den Abgeordneten Richter denkt, ist ja gleich, aber e» ist nicht gleich, wa» «» über seine» Kanzler denk und ich würde die Angriffe de» Abg. Richter erwidern müssen, wen« meine Stellung nicht so gefestigt wäre, daß sie vom Abg. Richter nicht er schüttert werden kan«. Abg. Richter hat dann auch gegen dm deutschen, Adel polemifirt. B»r dem auswärtigen Adel nimmt man dm Hut ab, aber unser deutscher! Adel kann verspottet Verde». L» handelt sich bei dieser ganzen Frage nicht n« di« Brennereien, sonder» um die Erhaltung de» Kartoffelbaues. Jeder Hectar Kartoffelban mehr giebt einer Familie mehr Lebensunterhalt. Dann di« Bedürfnißfrage. Wa» die deutsche Nation z« ihrem Besten braucht, muß ihr doch ge« währt werden. E» werden in Deutschland pro Jahr 1'/, Million« Menschen Steuerexecutionm unterworfen, weil sie di« «bgabm nicht zahlen könne», wolle» Sie sich denn de« ganz verschließe«? Auf dem Gebiete der Schule, der Beamtenbesoldnng re., ans dem der Landwirthschast haben wir so viel Bedürfnisse, daß ich auf ein größere» Entgegenkommen de» Lmtruw» bei der Monopolvorlage glaubte rechnen z« können. Ich habe mich darin getäuscht. Die Frage ist nun, wird man dm Branntwein im Stadium der Cousuwtiou oder der Production besteuern sollen? Eine große Production»steu«r werden nur sehr große Fabriken tragen können, die kleinen Brennerei« würden dadurch vernichtet werden. Ander» steht e» «it dem Klein betrieb. Au» dem 30 Pfennig kostende« Liter Alkohol werden 100 ä» ä 5 Pfennig geschänkt, in einigen LandeStheilm find die Sätze noch höher, die Steuer kann also am Best« doch hier eingreifm, wo die Verdienste so große find. Die Trunksucht herrscht in dm Pro- vinzeu, die ich kenne, nur in den Städtm, nicht auf dem Lande. Die Vertheuerung de» glasweise« Ausschanke» de» WittyrhauStmnke» ist durchaus etwa» wünschmSwerthe» und hier muß di« Steuer ei«, setzen. Hätten di« Vertreter de» BundeSrathr» in der Eommisfiou schon neue Steuervorschläge gemacht, so hätten Sie gesagt, der Bund«»- rath selbst läßt da» Monopol fallen. Da da» Mouopol aber keine Aussicht mehr hat, so kann ich Ihnen heute ja mittheilm, daß eine neue Branutweinbestenernng dem BnudeSrath bereits vorliegt. Ich will Ihnen auch sag«, warum ich Ihnen die» Alle» mittheile. Ich weiß nicht, wie lauge ich «och 1>ie Geschäfte werde leiten können. Ich will da» Reich ans eigene Füße stell«, aber da» wird nicht erreicht durch Verstärkung der ParlamentSherr- schast, ich sehe da» Heil de» Reiche» in einem statt« Kriegsherr und in der Zufriedenheit seiner Bewohner. (Beifall recht».) Ich habe mich früher auf dm Reichstag gestützt «nd in ihm dm sicheren Angrlpnukt der dmtschm Einheit gesehen. Aber wenn sich die Mehr heit de» Reichstage» dm Feinden de» Reiche» zuueigt, so kann ich diesen Angelpunkt im Reichstage nicht mehr erblicken. E» ist nur dringmd zu wünschen, daß «» mfolg« de» Auftreten» de» Reichstage» die deutsch« Fürste» nicht gereue, ihre Macht in die Hände dieser Reichstagsmehrheit gelegt zn haben. Di« Folgen einer solche« Reue würde doch di« Rückgängigmachung jene» Schritte» sei», natürlich auf friedlichem Wege. Fürchten Sie wber nicht, daß ich die Hand dazu biete, den« ich will nicht zertrümmern, wa» ich selbst geschaffen. Man sagt, di« Regierung kann dm Reichstag ja anf- lösen. Da» Besicht de» Reichstage» würde aber dadurch doch nicht sehr verändert, die Meinung de» Volke» kommt ja in dm Wahlen gar nicht klar zum Ausdruck. Da» deutsche Reich kan« aber auch Gesahrm auSgesetzt sei«, die nicht au» inneren Verhältnissen entspringen. Die socialistische Bewegung ist bedeutend und wir wissen nicht, wie die Dinge in Frankreich stehen. Da» deutsche Reich muß dagegen in jede» Weisk gerüstet sein, wir müssen deshalb die Frieden»- jahre auisuützm. Berüblm Sie meine Warnungen nicht; sie ent springen mein« Erfahrungen, und ich weiß nicht, ob ich sie werde wiederholen könne«. Ich bitte Sie »och einmal, da» Monopol an- junehmen, wollen Sie «» nicht, so werden wir eine Branntweincousum« teuer eiubttugm. Wenn auch die abgelehut werden sollte, so wird der König von Preußen sich gezwungen sehen, durch «in« Licmzstmer im preußischen Abgeordnetenhause die Mittel z« erreichen, di« der Reichstag nicht bewilligt hat. (Beifall recht».) Abg. v. Helldorf (freieons.) erklärt sich für höhere Brannlweiustener «nd theilt mit, seine Partei «erde sich beim Monopol der Abstimmung enthalte». Abg. Frhr. Langwerth v. Simmern (Welfe) ist entschiedener Gegner de» Monopols, weil er Gegner de» Gtaat«sociali»mu» ist.
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