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älhsislhe VochnluV. 54. Jahrgang Donnerstag, den 7. Inti 1892 Inserate wcrdcn bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: birkspalt.Zeile I5Pfg. Unter Eingesandt: MPfg. Inscraten- Annahmcstcllcu: Die Arnvldijche Buchhandlung, Jnvalidcndank, Haasenstein LVogler, Rudolf Mosse, G. L. Taube L Eo. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., E. Nohl, KesselSdorf u s. w. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadts für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« Wässer in Dresden. . An das inserirende Publikum! Bei Aufgabe von kleineren Inseraten ersuche« Air die geehrte« Besteller von hier und auswärts, tzea Betrag dafür (pro 1-spaltige Zeile —12 Silbe« 15 Pf.) gefälligst gleich zu entrichte« oder i« Briefmarke« etnsende« zu wollen. — Die Inserate müssen am Tage vor Erscheinen des Blattes bis LA Uhr mittags in unserer Expedition sein. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Weltausstellung über Welt, auisteüung! Wie es nemlich jetzt den Anschein gewinnt, wnd der Weltausstellung in Chikago im Jahre 1897 oder 98 eine solche in Berlin und im Jahre 1900 ein gleichartiges Unternehmen in Paris folgen. Während der Reichskanzler Graf v. Caprivi bislang dem Pro jekte der Berliner Weltausstellung ziemlich kühl gegen überstand, scheint er sich neuerdings für dasselbe zu erwärmen, wenigsten- hat er die deutschen Bundes regierungen aufgefordert, sich schleunigst gutachtlich über den Plan zu äußern. Es hat seinen guten Grund, daß der Reichskanzler jetzt plötzlich persönlich die An- Gelegenheit in die Hand nimmt; er will ersichtlich den Schein vermeiden, als habe er sich von der franzö sischen Regierung, wie man zu sagen pflegt, übertölpeln lassen. Die letztere ist nemlich in diesem Falle keines wegs ehrlich zu Werke gegangen. Eine officiöse Kor respondenz aus Berlin theilt hierüber die nachstehenden interessanten Einzelheiten mit. Als man in der deutschen Reichshauptstadt erfuhr, daß sich in Frankreich eine Be wegung zu Gunsten der Veranstaltung einer Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 bemerkbar mache, ließ der Reichskanzler durch den deutschen Botschafter in Pari-, Grafen Münster, bei dem französischen Minister des Aeußeren, Ribot, anfragen, welche Stellung er diesem Projekte gegenüber einnehme; Ribot erklärte hierauf, daß er amtlich noch keine Kenntniß von dem Plane, betreffs Veranstaltung einer Pariser Weltaus stellung, habe; auch sei eS zur Zeit noch viel zu früh, um Vorbereitungen für ein derartiges Unternehmen zu treffen. Wenige Tage später aber hatte der französische Minister seine Ansichten hierüber völlig geändert. Er theilte nemlich dem Grafen Münster mit, daß die Vor bereitungen für die Pariser Weltausstellung bereits ernst, lich in Angriff genommen seien und demgemäß die französische Regierung fich entschlossen habe, die Staaten zur Theilnahme an diesem Unternehmen einzuladen. Gläubiger verleb . - sandten seilen- de- portugiesischen gmg dem deutsch Ayre- de GonvSa, da- nach- d-s^ di- Ehre,' den Em- ns^d^Notezu bestätigen, worin Protest gegen da» pfang der No z portugiesischen Regierung erhoben diäer Note Ut^ Eurer Excellenz zu versich"n,daß bi°-r I? lang- d,riicksich»g'. w« du Bnhwmff- d-t Sl°a»sch°»ä ihr di-« °b-r lünmn Mr !-m- L Z-HI-N»-» »'hr w,- mcht -in- völlig- ^hiungrunsählgk-tt h-rbM darf darauf gespannt sem, welche Maaßregeln dre deutsche StaatSregierung nunmehr gegen Portugal er- Aaffer^Wilhelm ist an Bord der Yacht »Kaiser- adler" am Dienstag in Trondtjem emgerroffen und als bald nach Bodö weitergefahren Die bereit- im telegraphischen AuSzuge Mitgetheilte Auslassung der »Hamburger Nachrichten" über den viel besprochenen, gegen den Fürsten BrSmarck gerichletta Artikel der »Nordd. Allg. Ztg.' autet wörtlich: »Ja der Presse wird vielfach ein gewisse- Befremden darüber geäußert, daß wir die Angriffe ignorirt haben, welche die »Nordd. Allgem. Zeitung" gegen den Fürsten BiS- marck gerichtet hat. Wir müssen die Zumuthung ab- lehnen, Artikel, die da- genannte Blatt zu pudl cirea für gut befindet, durch unser Blatt weiter zu verbreiten. Die »Franks. Ztg." behauptet, Graf von Caprivi habe den einen davon selbst geschrieben. Aktiven Ministern die Verantwortlichkeit für diese Publikationen de- Re dakteurs der »Nordd. Allg. Ztg", Herrn Pindter, auf- zubürden, erscheint wenig schmeichelhaft für die ersteren; ihre Kenntniß der wirklichen Verhältnisse dürste sie vor der Urheberschaft solcher Veröffentlichungen bewahrt haben. Von Herrn Pindter aber finden wir eS lächerlich, wenn er seinen früheren Herrn, den Fürsten BiSwarck, be lehren will und demselben droht, er werde alle- Mög liche erleben, wenn er sich nicht bessere." — Man geht wohl nicht fehl, wenn man diese sarkastischen Bemer kungen auf die direkte Inspiration de- Fürsten BiSmarck zurückführt. — Ueber den Aufenthalt de- letzteren in München berichtet man nachträglich noch: Bei dem Em pfange de- Fürsten im Rathhause war man bestrebt, einen Unterschied zwischen dieser Feierlichkeit und der jenigen gelegentlich de- vorjährigen Besuche- de- Kaiser» zu machen. Die Mitglieder der städtischen Kollegien Expcd. u. Nrdaküvn Titsdcn-Rcustakt kl. Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Ttettilag, Tamirrjtag und Louuabeuv früh. Mdonucment»- Preis: vierteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch dir kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Lei freier Lieferung inS HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Psg. E- kann nun keinem Zweifel unterliegen, daß man in Frankreich den Plan verfolgt, auf diese Weise da- Projekt der Berliner Weltausstellung zu vereiteln. Der Reichskanzler Graf v. Caprivi hat denn auch diesen Plan durchschaut und deshalb persönlich die Angelegen heit in die Hand genommen. EL ist jetzt Sache der industriellen Kreise, aus'S Schleunigste oie einzelnen deutschen Regierungen über ihre Wünsche und Ansichten in dieser Frage aufzuklären. Dies gilt namentlich für die Vertreter unseres Großgewerbes, ohne deren Unter, stützung die Ausführung des Projektes überhaupt un möglich erscheint. Das ganze Verhalten der französischen Regierung gestattet den Schluß, daß sie eine Betheiligung Deutschlands an der Pariser Ausstellung nicht wünscht, daß also auch die Berliner Ausstellung auf eine Be schickung seitens Frankreichs nicht zu rechnen hat. — So weit die officiöse Korrespondenz. Ls geht daraus hervor, daß weder die Berliner noch die Pariser Welt- I auLstellung einen wirklich internationalen Charakter haben würde, da die französische bez. deutsche In, I dustrie bei jenen Unternehmungen unvertteten sein dürste. § Schon aus diesem Grunde halten wir speciell da- Projekt der Berliner Weltausstellung für verfehlt, ganz i abgesehen davon, daß wir uns von der allzu häufigen Wiederholung derartiger kostspieliger Veranstaltungen keinen praktischen Nutzen zu versprechen vermögen. Die Protestnote, welche, wie bereits kurz gemeldet, der deutsche Gesandte in Lissabon, Graf Bray-Stein- bürg, der dortigen Regierung überreicht hat, liegt nun mehr im Wortlaute vor. EL heißt darin u. A.: »Da- Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret der portugiesischen Regierung, worin dieselbe das zwischen den Bevoll mächtigten der auswärtigen Inhaber portugiesischer Werthpapiere und dem StaatSrathe Serpa Pimente! al bern Vertreter Portugals abgeschlossene Uebereinkommen verwirft und die Interessen der Gläubiger ernstlich ge. fährdet. Mit Bezug hierauf beehre ich mich zu bemerken, daß während der über diese wichtige Angelegenheit ge, führten Verhandlungen die deutschen Gläubiger bi- zu, letzt unzweifelhafte Beweise ihres guten Willen-, den finanziellen Schwierigkeiten, unter denen augenblicklich Portugal leidet, Rechnung zu tragen, geliefert haben. Diese entgegenkommende Haltung hat indessen, wie die kaiserlich deutsche Regierung mit Bedauern konstatiren muß, nicht diejenige Anerkennung gesunden, die zu er warten man berechtigt war; vielmehr macht sich die portugiesische Regierung, weit davon entfernt, da- Ent gegenkommen der deutschen Gläubiger zu würdigen, einer neuen Verletzung der Interessen derselben schuldig. An gesicht- diese- willkürlichen Verfahren- bin ich seitens meiner Regierung beauftragt worden, formellen Protest gegen da- erwähnte Dekret zu erheben, insoweit dasselbe Feuilleton. Knli'arvt. Roman von Emil Droonberg. Nachdruck verboten. l14. Fortsetzung.) Auch hätte sich der Marquis vielleicht verletzt ge fühlt, wmn er dessen Güte noch länger zurückgewiesen und dann — erhielt er nicht dadurch die Gelegenheit, in der Nähe der Geliebten weilen zu dürfen? — sie täglich zu sehen — und vielleicht einen Blick von ihr zu erhaschen? Aber war eS nicht viel besser, wenn er ihr über, Haupt nicht mehr begegnete — wenn er Alle- floh, wa- ihn an sie erinnerte? Allerdings hatte er einen Augenblick lang gehofft, daß seine Liebe zu der Komtesse keine hoffnungslose mehr sei — nach dem, was vorangegangen, würde der Marquis ihm die Hand seiner Tochter vielleicht nicht mehr verweigern — er konnte sie nicht mehr ver weigern. Aber dar war ja doch nur ein kurzer Lichtblick, wie au- einem märchenhaften Glückstraume! Er durfte in seiner Armseligkeit nicht vor den Marquis hintreten und da- von ihm fordern, was ihm das Theueiffte war — er durfte eS nicht weil er Beiden da- Leben gerettet und weil er Anspruch auf ihre Dank barkeit hatte. Der Marquis würde eine Ehe zwischen ihm und seiner Tochter gewiß als eine furchtbare Demüthigung empfunden haben, aber er hätte sie vielleicht überwunden, weil Bender ihm das Leben gerettet. Was wäre das aber Anderes gewesen, als daß sich dieser damit die Belohnung für den geleisteten Dienst erzwungen hätte? Schon der Gedanke daran trieb Bender das Blut in die Wangen. Nein — die Geliebte stand ihm jetzt ferner als je — niemals durfte er wagen, mit einem Worte ihr zu verrathen, was in seinem Herzen lebte — nicht- blieb ihm, al- ein stilles, hoffnungslose- Entsagen. Ja, er wollte entsagen — aber in ihrer Näbe wollte er weilen, wo er sie sehen und anbetend zu iyr aufschauen durfte! »Herr Marquis", erwiederte er stockend. »Sie haben eine Art und Weise, Jemand Güte zu erzeigen, der ich nicht länger widerstehen kann und da Sie es denn wünschen, so will ich mein Dienstverhältniß zu dem Marquis Poerio lösen." »Ueberlaffen Sie das nur mir", entgegnete Agliardi erfreut. »Poerio ist mein Freund und wir dürsten auf diese Weise schneller zum Ziele kommen!" Inzwischen war man zum Abzüge bereit geworden. Der Kommandant der Karabinieri ließ eine Wache auf der Brandstätte zurück, da man aus den Kellern des alten Thurmes noch viele- von der dort auf- gehäusten Beute zu retten hoffte. Die Leiche de- Marquis Valetta wurde auf dem Rücken eines MaulthiereS befestigt und nachdem man die zähneknirschenden Banditen an die Steigbügel der Pferde gebunden hatte, war man zum Aufbruch fertig. Mit Trauer um ihren verlorenen Gefährten, aber auch mit innigem Danke gegen Sott für die eigene Rettung in der höchsten Noth wandten fich der Marqui- und seine Begleiter von der Stätte ihrer gemeinsamen Gefahr. Der Zug setzte fich in Bewegung und verließ da- Thal auf einem engen Waldpfade, der nach der Straße von Osole hinüberführte. Schwarzer Rauch kräuselte aus den Ruinen hervor zu dem klaren tiefblauen Himmel und starr und kalt, mit den stieren Augen und verzerrten Gesichtern, lagen die Leichen der Bandtten umher, die noch die unter gegangene Sonne in trotziger, wilder Lebenskraft ge sehen. Raben und Geier streiften in den Lüften mit der Witterung des Blutes und ließen sich auf den Wipfeln der hohen Fichten nieder, gleich als begehrten sie ihren Antheil an den Schrecken der Nacht. 3hr schauerliches Gekrächze unterbrach allein die Sülle umher, während die Soldaten der Wache An weite- Grab schaufelten für die Körper der Er schlagenen. 9. Kapitel. . "nn recht wohnlich eingerichteten Zimmer ^na (WirthschaftSgebäude) auf der Besitzung eine Woche nach den eben erzählten Er^gniffen Fritz Bender und schaute nach denklich vor sich hi». . r ^te Aute seinen Einzug hier gehalten und dem Marquis einen außerordentlich herzlichen Empfang gefunden. * ' " ^m Vorangeaangenen er- al« er aber jetzt allein auf seinem Zimmer