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« 13S Die L. Zeitg. meldet aus Naumburg vom 20. April: In dem Dorfe Balgstedt nahe bei Freiburg an der Unstrut lebte der Einwohner und Hausgenosse Namens Busch mit seiner Frau und vier unerwachse nen Kindern. Wären seine Verhältnisse als Tage löhner auch sehr beschrankt, so führte er doch stets ei nen untadelhaften Lebenswandel und war in der Ge meinde als ein fleißiger, ja ängstlich besorgter Fami lienvater bekannt Eines Tages würde er zum Frohn- dienste für Wegebesserung aufgerufen, den er als Haus genosse zu verweigern wohl das Recht zu haben glaubte.. — In Besprechung dieser örtlichen Angelegenheit soll ein angesessener Inwohner des Dorfes gegen den Busch die Aeußerung gethan haben: „Nun, Ihr braucht Euch dieser Frohne eben nicht zu entziehen, denn Euere Kinder fallen doch einmal der Gemeinde zur Last!" — Dieser allerdings voreilige und bittere Vorwurf erregte und empörte von dem Augenblicke an ein — leider — falsches Ehrgefühl in dem Herzen des unglücklichen Familienvaters, der nun vier Wochen lang Tag und Nacht über einen Plan brütete, diesem ihn so tief ver wundenden Vorwürfe zu entkommen. Die unverhoffte Wahrnehmung, daß seine Frau wiederum schwanger sei, machte das Maß seiner Leiden übervoll; sein fürchter licher Entschluß war reif, und er schritt zu dessen Aus führung, indem er eine Nacht, wo sein Weib aus wärts Verrichtungen hatte, benutzte, um drei seiner kräftigsten — wie man sagt — schönen Kinder — zu ermorden, während das älteste vierte Kind zum Großvater gelaufen war. Er band nach dieser ent setzlichen That die Leichname der Kleinen zusammen, lud dieselben auf seine Schultern, eilte damit der nahen Unstrut zu, an einen, ihm wohlbekannten Ort des höchsten Vorsprungs am Ufer und stürzte sich mit seinen — im falschen Wahne geopferten drei Kindern in die tiefste Fluth. Der Zeit ist eins dieser Kin der in dem Flusse gefunden worden, an dem man Spuren einer Erdrosselung wahrgenommen. Dieser kurze Bericht ist aus einem Schreiben des Unglückli chen entnommen, das mit vieler Besonnenheit abge faßt ist, in welchem er sein aufrichtiges Geständniß niederlegt und sein unglückliches Weib dem Schutze GotteS empfiehlt. Am 19. April Mittags hat der Gemeindehitte Christoph Leonhardt in Nepperwitz bei Wurzen den dasigen Viertelshüsner Johann Gottfried Eilenberger unweit dieses Dorfes erschossen,- dessen Begleiter, den Viertelhüfner Fischer, durch einen Schrotschuß in den Hinterkopf verwundet und fich sodann durch einLn Schuß den Tod gegeben. Rachsucht war der Be weggrund zu diesem dreifachen Verbrechen gewesen; der Geködtete und der Verwundete waren die Ersteher eines Holzstammes, den Leonhardt an's Ufer gezogen, und welchen die Gemeinde Nepperwitz ungeachtet seines .Widerspruchs, öffentlich versteigert hatte. Er führte die gräßliche Thar aus, als Eilenberger und Fischer mit dem Abfahren des HolzstammeS auf einem Wagen beschäftigt waren. Der 19. April, da dieß geschehen, war Leonhardt'S 43: Geburtstag; er hinterläßt eine Frau und 5 Kinder. Am 19. Aprit, jn dem Augenblicke, als der P rin vonPreußen nach St. Petersburg abreisen wollte, stürzte seine zweijährige Tochter zum Fenster hinaus. Zwei Bonnen und ein Jäger waren in dem Zimmek zu gegen, wo sich das Kind befand. Dennoch war es unvermerkt an'S offene Fenster gelangt und hatte sich über die^ Brüstung hinausgelehnt. Die Höhe nach der Straße beträgt 8—9 Fuß; der Kall konnte also tödtlich werden. , Ein Knabe, der vorüberging, sah das Kind; diesem kam der Gedanke, es sei wohl Gefahr da bei ; er war schon vorüber, wendete aber wieder um; in demselben Augenblicke fiel es, er fing es auf, doch nicht so völlig, daß er die Folgen des Falles ganz gehemmt hätte, aber doch so, daß derselbe bis zur völligen Un schädlichkeit gemildert wurde. Er trug eS sogleich hin ein^ Im Zimmer hatte man das Kind vermißt, aber den Fall nicht gesehen; Alles war der Vorgang einer einzigen Minute gewesen. Natürlich herrschte im Pa-' lais die größte Bestürzung. Der Knabe wurde so gleich mit einer goldenen Uhr beschenkt und mit Dank sagungen überhäuft. Er ist ein Schneiderlehrling; der Prinz hat es, wie man erzählt, übernommen, für sein - Fortkommen zu sorgen. Er wurde auch sogleich zu dem jungen Prinzen (vielleicht einstigem Herrscher Preußens) geführt, der ihm die Hand reichte und für die Rettung der Schwester dankte. Die Mutter dos Kindes beschenkte ihn mit einem goldenen Becher, und der eben in Berlin anwesende Großherzog von Wei mar hat dem vierzehnjährigen Lebensretter seiner En kelin ein Kapital ausgesetzt, das demselben, sobald er mündig geworden ist, zu beliebigem Gebrauch überga ben werden soll. Die Zinsen des Kapitals kann er mit seinen Aeltern jetzt genießen. Als die Aktien-Maschinenbau-Anstalt zu Uebigau ihre Geldmittel erschöpft hatte, faßte man in einer Generalversammlung den Beschluß, auf jede Aktie einen Nachschuß von 25 Procent auszuschrei ben und insoweit den statutengemäßen Betrag jener Aktie zu erhöhen. Die Minorität jener Generalver sammlung protestirte zwar gegen diesen Beschluß, da sie dem verlorenen Geld ein Mehres zuzusetzen nicht gesonnen war, allein die Majorität schrieb die Nach zahlung unter dem Präjudiz des Verlustes der Rechte der vollgezahlten Aktien aus. Viele zahlten nun zwar mit Vorbehalt ein, eine auf die Bestimmung der Statuten vertrauende Minorität beharrte jedoch bei ihrer Weigerung, und e- wurde nunmehr dieser Zwist Gegenstand der Entscheidung eines Schiedsgerichts, erwählt in den Personen des Herrn Appellationsraths On. Treitschke, Herrn Hoftaths und JustizFmtmannS Pechmann und Herm Advocats Dr. Marschner. Dieses hat nun einstimmig die Ansicht der Minorität gebilligt, und es dürfte nunmehr. jene Aktienunternehmung der Liquidation nicht entgehen können. Einnahme der Leipzig-Dresdener Eisen bahn-Compagnie. Don) 18. bis 24. April 1841: für 10,618 Personen 10,394 Thlr. 5 Ngr. — Güter excl. Salz- und Postftacht 5,014 Thlr. 29 Ngr. Summa: 15,409 Thlr. 4 Ngr. — Stand der Aetien am 27. April 99. '