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Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860910
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-10
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.09.1886
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Bei Statt zum Sächsischen Lau-es-Anzeiger. M-' dl elnauder einlrbe«, eh« die Zerstreuungen uud Pflichten de» ge> seligen Leden» au sie herantraten. Und sie lebten sich auch in einander ein- Erich fand «» täglich schwerer, sich Morgen» von seine» Weilchen, di« den Kaffeetisch so allerliebst zu arrangiren wußte, lo»zureiß«u; Mittag« behauptete er, früher eigentlich nie gewußt zu haben, wa» Appetit sei, und wenn er gegen Abend heim kam — selten ohne ein paar Blumen mitznbrlugrü — daun wurde wohl noch ei» Garten-Toueert besucht, oder ein Spaziergang »Unter den Linden* gemacht, wobei Jda stet» bat, au den Läden herzugehen, statt unter den Bäumen, »denn,* sagte sie, „war mau hier von Natur hat, ist doch nur ein schwacher Versuch, während dl« Tultur sich hier in all' ihrem Glanze zeigt — da genieße ich die lieber." Und wie amüsant war e», mit ihm die großartigen Ausstellungen der Schausester zu betrachten, ihr« Bemerkungen darüber auszutauschen, sich über so Manches, da» ihr fremd war, belehren zu lassen. Wie behaglich war es, an seinem Arm, der sie so sicher führte, durch da» Menschengewühl hin zu schlendern I Einmal, al» sie sich im Gedränge ängstlich au ihn schmiegte, neckt« er sie damit, daß sie jetzt gar nicht mehr so selbstständig sei» wie früher, wo sie seine Stütze verschmäht; aber Jda meinte, sie habe ja gleich gesagt, daß sie in belebten Straßen nicht allein gehen möge, da» sei etwa» ganz andere», als daheim auf ihren Bergen. Sie standen gerade vor einem prachtvollen Porzellau-Ladeu, als diese» Gespräch stattsand Jda war ganz entzückt davor stehen ge- blieben, aber während Erich sie auf ein paar elegante, liliensvrmige Basen aufmerksam machte, weilten ihre Gedanken auf dem Berge, wo sie Erich» Arm adgelehut uud wauderten dann ganz natürlich z« der Hütte, zu der Alte» und deren räthselhaften Worten. Sonderbar, daß sie mit ihrem Manne nie davon gesprochen; ob sie e» jetzt ver suchte, wo er selbst jene» Nachmittage» gedacht? »Erich,* sagt« leise, „erinnerst Du Dich jenes Spazierganges auf dem Berge noch, wo da» Gewitter uns überraschte?* »Freilich* »Da ist mir etwa» begegnet, wa» ich Dir nie mitgetheilt habe Denk Dir» als ich die alte Frau verließ, sagte sie: »Tranen ( ihm nicht, er hat die Andere im Arm gehabt * Sie sprach von Dir — aber wa» konnte sie damit meinen?' Jda fühlte an ihrem Arm, der «och immer in dem seinen lag, wie Erich erbebte erschrocken blickte sie zu ihm auf. Doch schon hatte er sich wieder gesammelt und sagte ruhig: Fieberphantasien einer Kranken! Wer kann darin «ine Bedeutung suche»?* Er selbst aber suchte wieder nach dieser Bedeutung. Hatte er wirklich Nanna im Arm gehabt? Er wußte e» nicht» wußte nur, daß er jetzt mit voller Rühe an sie dachte, daß er kaum e» noch begriff, wie er sie jemals ihrer Schwester hatte vorziehen können. Unwillkürlich zog er Jda'S Arm fester in den seinen, dabei fiel sein Blick auf ihre feine, schlank« Hand, die aber durch die schlecht paffenden Handschuhe gan,! entstellt wurde, und froh, eine Ableitung des Gespräch» gesunden zu haben, sagte er: »Ah, da fällt mir ein, ich wollte Dich in einen Handschuhladen führen — Dein« mitgebrachten Handschuhe, Liebchen, taugen alle nicht». Ist eS Dir recht, jetzt hinzugehen?* Aber Jda lehnte e» ab. Er sprach von Handschuhen, wenn sie ihn an den Tag erinnert« au dem sie sich ihrer Liebe zu ihm be wußt geworden uud an dem er das leidenschaftliche Gedicht ge schrieben! O, da» war zu arg! Verstimmt kehrten Beide nach Hause zurück. Mit den Handschuhen indessen hatte Erich doch Recht — und mit noch manchen derartigen Dingen. Jda hatte auf diese Aeußer- lichkeitru früher nicht viel Gewicht gelegt; jetzt, wo ihr Gatte e» that, wurde sie ansmerksamrr. Ja, sie mußte ihrer Garderobe «in wenig uachhelsen, aber sie wollte es ohne ihn thun; die Kaufleute, dachte sie, forderten gewiß das Doppelte, wenn ei» so eleganter Herr in den Laden kam. So verabredete st« sich mit der einzige» Be kannte», di« sie hier hatte, der Frau eine» von Erichs Freunde», um die nöthigen Einkäufe zu besorgen. Als Erich an diesem Tage nach Hanse kam, fand er zum ersten Male seit seiner Berheirathuug sein« Frau nicht daheim. Sie machte einig« Besorgungen mit der Frau Assessor, sagte das Mädchen, würde aber zum Abevdbrod zurück sein. Nun, das war ja ganz natürlich — aber wie unbehaglich fühlte sich Erich! Tr hatte sich so beeilt, nach Hause zu kommen, wollte noch mit ihr anSgehen, hatte ihr so viü zu erzählen — verdrießlich griff er nach der Zeitung, warf sie aber «ach einigen Minuten wieder hi», um da» Fenster zu öffnen und «ach ihr auSzuschauen. Eine Weile sah er forschend in da» Getriebe uuten ans der staubigen Straße hinab; plötzlich trat er vom Fenster zurück. Wiel Da stand er und wartete anf seine Frau mit einer Ungeduld, die mußt«. In den 302,438 Hektar umfassenden Kieferuwaldungeu wnrde« p» Abwehr und Vertilgung de» Feinde» nicht weniger al» 2,319.348 Mark aufgewandt. Diese Zahle« spreche« deutlich genug und lassen de« Mansch in »n» anfkomme«, daß e» künftighin einmal möglich sein möchte, jenen gesräßige« Raupen künstlich die MuSkardine eiuzupflanzen. Nach Hallier» Untersuchungen soll anch die sogenannte »Faul- brnt* der Biene« aus Pilz-Infektion zurückznleite« sein. An» allem Mitgrtheilten geht klar hervor, daß di« i« Herbst an der Empusa-Krankheit hinfiegende Fliege nnr einen speclelle« Fall jener immer im Gange befindlichen ZerfiörungSthätigkeit darstellt, durch welche da» Ueberhandnehmen solcher Geschöpf« beschränkt wird, die durch ihr massenhafte» Auftreten da» Leben anderer gefährden. Wir müffen dies« «eise Vorkehrung im Haushalt der Natur bewun dern und anf die erstaunliche Zweckmäßigkeit zurückführen, die sich anch in den Beziehungen der verschiedenartigen Organismen zu «in- ander klar ansspricht. Tine solche, da» ganze All durchdringende Zweckmäßigkeit leugnen z« wollen, ist ei« vergebliche» Unterfange», denn anf Schritt «nd Tritt begegnen wir neuen Spnren ihre» Dasein». ihm nicht erlaubte, irgend etwas vorzunehmen! Hatte er sich so ver ändert? Al» Bräntiga« konnte er ohne Schmerz für viele Monde von ihr gehen, «ud jetzt wurde ihm eine Stunde ihrer Abwesenheit zu lang!:War da» noch die ruhtze, kühl« Freundschaft, die er einst für sie gefühlt? Nein, kühl waren sein« Gefühle nicht mehr. Aber die ihre», hatten sie eine ähnlich« Wandlung durchgemacht, waren auch sie wärmer geworden? Er mußte das erproben! Schnell entschlossen sagte er dem Mädchen, daß er für den Abend ausgrhe und verließ das Haus. Er wolle doch sehen, ob sie ihn ebenso vermissen würde, wie er sie! Aber Erich hatte nicht daran gedacht, daß Jda nicht zum ersten Male eine» Abend ohne ihn verlebte. Sie selbst hatte ihn öfters aufgefordert, seine Freunde, seinen Club nicht ganz zu vernachlässigen, und er hatte ihrer Mahnung nicht ungern Folge geleistet. Dabei war ihre Versicherung, daß sie sich in seiner Abwesenheit ganz gut z« unterhalten wisse, ihm bisher eine Beruhigung gewesen; heute dachte er beim Fortgehen zum ersten Mal mit einer gewisse« Bitter keit: ihr wird die Zeit nicht lang werden, wie mir! Nein, sie wurde ihr nicht lang; aber freilich wußte Erich nicht, womit sie sich so gut unterhalte. TS war ihre Novelle, die Jda noch beschäftigte. Durch Bernhards Vermittelung war sie von einer an gesehenen Zeitschrift acceptkrt worden, doch wünschte die Redaktion, daß sie einige «euderungen darin vornehme, und diese Arbeit hatte Jda'S einsame Stunden in der letzten Zeit angenehm auSgesüllt. Nur in einem Punkte hatte sie de» Wünschen der Redaktion nicht Rechnung tragen können, und eS kam ihr ganz gelegen, den freien Abend zu benutzen, um einen ausführlichen Brief darüber an den Redakteur zu schreiben, den Bernhard daun mit dem Manuskripte ihm zustellen sollte. Eiligst schloß sie ihre Einkäufe fort. Sie waren gut ausge fallen, besonder» der Hut — er stand ihr entschieden besser, als der alte, von dem Erich behauptete, sie könne ihn mit achtzig Jahren tragen. Sie freute sich darauf, ihn damit zu überraschen, das nächste Mal, wenn sie zusammen auSginge»; gewiß, er würde ihren Ge schmack loben! Wie wohl ihr die Ruhe de» stillen Zimmers «ach dem Lärm der Straße that I Sie öffnet« die Läden nach dem Hofe zu, um Licht und Luft hereinznlaffen; di« häßliche Aussicht wurde durch den reich - besetzten Blumentisch verdeckt. Da, wahrhaftig, CUch hatte wieder einen frischen Heliotrop daraufgesetzt, wie lieb von ihm! Aber nun zu den Briefen, erst an den Redakteur, dann an Bernhard; morgen konnte dann da» Mauuseript abgehen — ganz druckfertig dachte sie mit Stolz — uud bald hoffentlich erschienen die »Frühlingsstürme" von »Fide»* in der »Familienbibliothek*, die Erich in seinem Journal- zlrkel ebenfalls erhielt. Sie würde ihn dann schon veranlassen, die Novelle zu sehe», würde sein Urtheil darüber hören und, wie e» auch ausfalle, ihr Geheimniß beichten. Bestand er dann auf seiner Ab neigung, nun, so mußte er sich fügen; aber vielleicht gefiel ihm die Erzählung — die eine Scene im Walde, bei dem Gewitter, war doch wirklich hübsch! — sie bekehrt« ihn von seinem Borurtheil, er erlaubte ihr, weiter zu arbeiten, wurde ihr Berather, ihr Kritiker Pfeilschnell glitt die Feder über das Papier hin, auf dem ein schräger Sonnenstrahl vom Fenster her tanzte; da» Ticken der kleinen Uhr über dem Schreibtisch begleitete ihre Gedanken — »So fleißig?" sagte plötzlich eine Stimme neben ihr. Jda fuhr zusammen. »Wie Du mich erschreckt hast!* sagte sie «rröthend, zu Erich aussehend. Nein, sie hatte ihn nicht sehnsüchtig erwartet, ihr war die Zeit nicht lang geworden ohne ihn, dachte er. „Verzeih,* sagte er endlich, »ei war so schön draußen, daß ich Dir Vorschlägen wollte — doch an wen in aller Welt schreibst Du denn die vielen Briefe?" unterbrach er sich, die beschriebenen Brief bogen musternd, die auf dem Tische lagen. »Ich wußte gar nicht, daß Deine Correspondenz so groß sei.* »Ich schrieb nach Hause,* sagte Jda befangen. »Nach Hause? Ich denke» hier ist Dein zu Hause.* „Nun freilich. Wäge doch die Worte nicht so ab! Ich chrieb —* »Au Nanna?* »Nein an Bernhard.* »Alle diese vielen Briefbogen?* Jda nickte. Erich antwortete nichts darauf. Er erwartete, daß seine Frau ihm den so ungewöhnlich langen Brief zum Lesen reichen würde, statt dessen schloß sie eilig die Bogen in ihren Schreibtisch und fragte dann, wa» er ihr habe Vorschlägen wollen. »Ich weiß e» nicht mehr,* erwiderte Erich verstimmt. Vrrs Lunft und Leven. — Billige Bücher. Die Engländer habe» r» wirklich los, Preßerzeugniss« zu unglaublich billige» Preise« herznstrlleu. Man lese und staun«. Di« Buchhandlung Goodall L Co. ln Leeds gab vor nicht langer Zeit unverkürzt Licken»' »Pickwickier" zu eine« Penny (8 Pfennig) da» Exemplar heran». Len Wiederverkänfern wurde da» Dutzend sü, 8 Pence geliefert. Da den Händlern ei« großer Verdienst in »«»sicht stand, fanden sie sich auf erlassene Annoncen zu Tausenden ei« «nd de» Absatz war ein ungeheuerer. Da» Buch ist über 200 Seiten stark, wen« anch in sehr kleine» Schrift zweispaltig gedruckt. Ein anderer billiger Buchhändler, John Heywood in Dean»gate, veranstaltet« eine vollständig« A«»gabe von Dicken»' »Oliver Twist* ebenfalls für nur «inen Penny. Im Ver- lauf von einigen Tagen waren mehr als 200.000 Exewplare verkauft. — Französische Zeitungen glänzen einmal wieder mit ihrer geographischen Kenutniß, indem sie bei einer Znsammenstellung der Theaterbrände, die in de» letzten Monaten stattgesundeu, ganz ernsthaft hinzufügen: „Außerdem berichtet der »Guide Mnfikal* von Brüssel, daß noch ein zwölfte» Theater kürzlich vollständig vom Feuer verzehrt worden sei. Die» soll am 18. Mai geschehen sein. Der »Guide* sagt, e» sei da» Theater in Bochum, aber es muß die» nothwendig ein Druckfehler sein, den« ein« Stadt Namen» Bochum existirt in der ganzen Welt nicht (I), so viel wir un» auch Mühe gaben, dieselbe auf der Landkarte z« entdecken* — Dir »Petite Mpublique srauyaise*, di« jüngst meldete, de» Fürst Alexander sei »L likwders an Sllösls", beschreibt hente di« Sedanfeier in Deutschland. Niemals habe »an in Frankreich Jena, Austerlitz, Magenta oder Solferivo mit solchem Haß gefeiert, wie in Deutsch- land »Lützen oder Leipzig, Wörth oder Sedan*. »Da» Fest wird lauge vorbereitet. Bei diesem Anlaß komme« di« gewohnten Angriffe ans den Erbfeind wieder zu Ehren, und wie an» einem Futteral zieht man dl« Haßliebe» eine» „Arnodt, Hnland, Körner* hervor*. Aruodt, alias Arndt, «nd Hnland, Vlllgo Uhlaud, können der »Petit« Röpnbliqu« sranyaise* bezeugen» daß sie in der Litteraturgeschichte ebenso Bedeutende» leistet, al» in der Geographie. — Vom Petersburger Hof wird folgende Anekdote er zählt: Bor einigen Tage« erschien die Zarin in einer neuen mal»- farbeueu Sommer-Toilette, die nute» den Hofdame« wegen ihrer reizende« Fa;on allgemeine Bewunderung erregte. Mau meldet« da» Hoffräulein Feodorowna Ghika und zum allgemeine« Ent setze« rauscht« wenige Minuten später die junge Dame in eine« Kleid« in den Empfang-saal, das jenem der Kaiserin anf» Haar glich. Di« Zarin erröthete, da» Hossränlei« erblich über diesen Mißgriff des Pariser Atelier». Der Za» war e», welcher mit einem Scherzwort« über die überaus peinliche Situation hinweg half, indem er lächelnd bemerkte: »Ich und mein« Lentnant», wir trage« auch mitunter di« gleiche Uniform.* — Tin, Herzogin al» Schriftsetzeri«. Adelig Hand werk war bei nn» in Deutschland und anderswo zu einer gewissen Zeit znwrileu nur da» Wegelageru «nd sonstige» Krieg»handwerk, alle» ander« war nicht »standesgemäß*. In Italien find solche Ideen nie mit gleicher Ausschließlichkeit zur Geltung gekommen, dort und theilweise anch in Frankreich hat der Adel die verschiedenste« Berufe auSgeübt. In einer Lieferung der Zeitschrift »Livre" vom 10. August girbt van der Haeghen eine interessante Zusammenstellung solcher Beispiele. Die Ginori» die Capponi, die stolzen Medici« selbst, welche Frankreich zwei Königinnen gaben und in stolzer Unabhängigkeit den BaronStitel verschmähten, triebe« Geschäft«, die Medici» einen bescheidene« Sprcerriladen; dieser war die älteste „dottegn" seiner Art in Florenz. Neben demselben hatten sie eine Apotheke mit einem Laboratorium und fabrlcirte» da rin Oel» da» al» Mittel gegen Ver- gistnng in ganz Europa bekannt war, seinen Ruf aber elnbüßte, al» CoSmo III. von Medici» diese Fabrikation in den Palazzo Pitti »Dann will ich Dir einen E» war ihr plötzlich jetzt gleich ihrem Satten theilen wolle; die Unwahrheit, zu der sie eben gezwungen Word:», hatte sie erschreckt, lag ihr schwer anf der Seele. Sie wollt« den Anfang ihrer Novelle in ein Journal lege» uud ihm daran» Vorleser, daran ließ« sich dann da» Uebrige anknüpfen. Erich hatte nicht» gegen ihren Vorschlag einznwendeu «ud setzte sich geduldig ihr gegenüber. In Wahrheit hatte er kaum darauf g> hört, denn seine Gedanken weilten anderswo. Sie waren mit dem Brief« gegangen, den Jda fortgeschlossen, «nd quälten ihn mit Frage/, was jener enthielt, warum sie ihn nicht zeigen wollte, ihrem Gatten nicht zeigen, vor dem sie doch kein Geheimniß haben durste. »Aber Erich, Du hörst nicht zu!" sagte Jda jetzt, von ihrem Manuskripte ausseheud. Sie hatte sich in einen tiefe« Lehnstuhl an'» Fenster gesetzt uud den Tisch so gerückt, daß Erich nicht darüber hinweg in ihr Buch sehen konnte. Außerdem hatte sie, sein« Laune zu verbessern, ihm Feuerzeug uud Zigarrenbecher hingesetzt, ihm so die Erlaubniß zum Rauchen gebend, die ihm für gewöhnlich in ihrem Zimmer nicht zu Theil wurde. Sie hatte eine Anerkennung dafür erwartet, aber Erich hielt die Cigarre, die er mechanisch herauSgenommeu, in der Hand, ohne sie auznsteckeu, uud sein Blick war so abwesend, daß Jda deut lich sah, er höre gar nicht zu. Auf ihre Mahnung suchte er seine peinlichen Gedanken abzn- schüttel« und seine Aufmerksamkeit auf Jda'S Vorlesung zu richten. Aber nicht die Worte, nur ihre Stimme erreichte sein Ohr, uud er dachte, wie weich und klangvoll sie sei uud wie erregt st« aussähe. Wahrhaftig ihre Wangen glühte«, ihre Stimme zitterte, und wie schüchtern ihr Blick war, wenn sie zuweilen zu ihm hinschaute. »Findest Du di« Schilderung des Junggesellenstübchen» nicht etwa» zu laug?* unterbrach sich Jda jetzt. „Ein Juuggesellenstübchen? Ach verzeih', aber ich glaube, Du hast Recht, ich höre nicht zu. Ich bin eben nicht dazu aufgelegt! Doch laß Dich dadurch nicht stören, ich nehme meine Zeitung —* Jda stand schweigend anf, ihre Arbeit fort zu legen. Nein, sie würde ihn nicht wieder damit behelligen — e» war jetzt nicht ihre Schuld, wenn sie ein Geheimniß vor ihm hatte! Der zwölfte August war gekommen, Jda'» Geburtstag. Erich hatte seiner Frau Vorwürfe gemacht, daß sie ihm vergangene- Jahr den Tag, den er doch in ihrer Nähe verlebt, mißgünstiger Weise verheimlicht habe; jetzt sollte er desto glänzender gefeiert werden. Freilich ganz unter sich; so nahe stand ihnen, stand wenigsten» Jda noch Niemand hier, um ihn z« solchem Familienfeste hiuzuzuziehen; aber unter sich wollten sie den Tag großartig begehen. Erst Gratu lation im »Salon*, den Erich heimlich in einen wahren Blumen garten verwandelt hatte; daun mußte er allerdings sein« Krankenbe suche machen, die er aber so kurz wie möglich «iurichten würde, jedenfalls so, daß sie mit dem 12-Uhr-Zuge nach Potsdam fahren konnten — dem reizenden Potsdam, das er ihr bis jetzt aufbewahrt, mit seinen Feeuschlöfferu, seinen Zaubergärten, Diner im Freien, Gondelfahrt auf der Havel — kurz, ein entzückendes Programm! Die beiden Gatten freuten sich wie die Kinder darauf nnd waren schon Morgens früh munter, um — auch wie die Kinder — den Genuß zu verlängern. Ein großes Packet — oder vielmehr ein« Kiste — war gestern schon von »zu Hanse* augelangt. Erich hatte sie in da» geheimuißvolle Zimmer tran»portirt und dacht« nun nicht weiter an den Briefträger, der, wenn er überhaupt kam, schwerlich etwa» auf den Tag Bezügliches bringen würde. Aber er kam doch, als Erich eben in da» GeburtStagSzimmer gegangen war, di« Bescheerung auzuordueu» «nd er brachte Jda zwei Briefe: einen einfachen und einen recommandirteu. Der letztere war zu Jda'S großer Verwunderung von Bernhard uud enthielt, auch zu ihrer großen Verwunderung, da» Honorar für ihre Novelle, ganze fünfhundert Mark! ES sei eben augekommeu, schrieb Bernhard, und obwohl er seine Glückwünsche schon mit i« die Kiste gepackt, so könne er sich doch nicht versagen, e» ihr zu schicken als angenehme Geburt»- tagSgabe. „Wie lieb von ihm und wie nett sich da» trifft,* dacht« Jda, di« neuen, blauen Scheine mit Vergnügen betrachtend. Sie hätte ui« gedacht, daß Geld ihr so viele Freude machen könne. Aber «» war selbsterworbenes, da» erste selbsterworben« Geld; «S gab ihr ein Gefühl der Selbstständigkeit, die Freiheit, wie sie e» sonst nicht empfunden. Fast schämte sie sich dessen: daß der Mensch von solch' äußerlichen, solch' materiellen Dingen so abhängig ist! Fortsetzung folgt. überführt«. Hauptsächlich waren sie aber al» Bankier» bekannt, und Lorenzo Magnifiko erhob sei« Hau» bekanntlich auf den ersten Rang. Selbst di« Könige triebe« Handettgeschäste. König Ferdinand von Neapel uud sei» Sohn Alfonso, Herzog von Ealabrien, vertrieben Oele und Sasran, wie un» von Trinchera in seinem »Codiee Aragonese" berichtet wird, ja sie verschmähten sogar den Weg der Diplomatie nicht, um den Stand der Course schneller zu erfahren nnd ein bessere» Geschäft zu machen. Da» interessanteste Beispiel in der Sammlung liefert aber eine französische Herzogin an» dem stolzen Geschlecht der Moutmoreucy, die Gemahlin de» Herzog» von Luyne». »Der Herzog wandelte während de» Ereignisse 1792 nicht an», sondern zog sich anf sein Schloß von Dampierre mit seiner Frau und seiner Tochter zurück. Dir Herzogin, welche Palastdame der Königin Marie Antoi nette gewesen war, empfand die Einsamkeit ziemlich unangenehm; aber sie war außergewöhnlich begabt, geistreich, unterrichtet uud äußerst belesen; so hatte sie i« Schloß «ine Druckerei «inrichten lassen und in derselben war sie nicht nur eine gut« Setzerin, sie hatte auch die Prätenfiou, «» zu sein. Eine» Lage», so erzählt Mme. Recamier in ihre» »Sonvenir»*, gingen die Herzogin und sie in die Drucker:! Ballanche «nd Sohn. Nachdem sie sehr ansmerksam und mit Ber- fiändniß di« Typen, Presse« «nd Maschinen untersucht und al» Sachverständig« die von den Herren Ballanche «ingesührten Ver besserungen gewürdigt hatte, schürzt sie plötzlich ihr« Robe anf nnd stellt sich an einen Kasten nnd zur Bewuudernng aller Setzer beginnt die Herzogin zu setzen, sehr gewandt und sehr corrrct, und sogar die bei de» Setzern übliche wiegende Körperbewegung machte sie mit. An» ihrer Presse in Dampierre, 1797 gegründet, gingen viele Werke hervor. 1810 wurden durch kaiserlichen Befehl all« Privatdrnckereien geschloffen. — Werth der Schntzpockenimpfnng. I« vorige»Jahre ist bekanntlich die obligatorische Jmpfnug in der Schweiz durch Volksabstimmung aufgehoben worden und bereit» jetzt zeigen sich schon di« nachtheilige» Folge« hiervon. Während nämlich in de« Jahre« 1881 bi» 1881 der Kanton Zürich von den Pocken ganz verschont blieb, kamen im erste» Qnartal de» Jahre» 1888 schon sech», im zweite» «nd dritten je 14 «nd im letzten Quartal 38 PockentodeSsälle auf 1000 Todesfälle. I« ersten Quartal 1886 find sogar 88 Todesfälle an Pocken vorgrkomme». Interessant ist in dieser Beziehung anch »in Vergleich Dentschland» mit Frankreich. Während i« Jahre 1888 in 21 deutschen Städten auf rund 4'/, Millionen Einwohner un» 27 Todesfälle an Pocken vorkamen, starben au dieser Krankheit in 18 Städten Frankreich» mit nahezu derselbe« Einwohnerzahl 866, also 32 Mal soviel Personen. Für den redaktionellen The» verantwortlich: Frau» Götze in Chemnitz. — Druck nnd Verlag von Alexander Wiede in Chemnitz:
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