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Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188609103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860910
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860910
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-10
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.09.1886
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M 21«. — « Zakramg. Abonnementspreis: Da «parteiische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum deS folgenden Tage») zur Versendung gelangende — Landes-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg- bei den Ausgabestellen in Chemnitz und dm Bororten, sowie bet der Post- (Eingetragen unter Nr. 46SS) Im S. u. 4. Quartal erscheint für Ab onnentm Sächsisches Eisenbahn-Kahrplanheft. Im 4. Quartal erscheint für Abonnentm Zahresbnch(Weih»achisbtigabe)d.Anzeigers. Sächsischer Verlag; Alexander Wiede, vnchdrnckeret, «bemnttz. Freitag, 1v. Sevtemher'WV. Jnsertionsprett: >. Kaum einer schmalen CorpuSzeile löMg» Bevorzugte Stelle (1spalt.Petitzetle) S0 Pf. «ei Wiederholung großerAnnonemRabätt. Be, Bestellungen von Au-wärt» Wolle Mi» Jttsertionsbetrag(in Briefmarke») VeMm <je 8 Silben KorvnSschrist bilden ea. 1 Zeile). Annoncenannahme nur bi» Bormittag. ^ s^^"En außer der «erlag mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Annoncen-Bureaur 'Expedition und Redaktie»: Chemnitz, Theaterstraße Xr. ä. relegramm-Uvr.^ Wtede'S Anzeiger, Sheau^ Fernsprechstelle Nr./t3S. MMiek: Täglich ein Unterhsltnngsblstt mi> hmmstiH illaslrirte» SMagsdlatt „Lustiges Bilderbuch". Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Das ConcurSverfahren über das Vermögen de» SpinnereibcfltzerS Karl Bottlob töünzel, Inhabers der Firma „C. B. Süuzel" in Altmhain, wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Lhrmnitz, den ?. September 1886. Königliches Amtsgericht. Wiederholte Anzeige» und Beschwerde» haben dem unterzeichnet«» Sie- meindevorstande Veranlassung gegeben, unter Zustimmung des hiesigen Ge- meinderatheS das Ausschütten von Waschwasser, Asche, Stroh und anderen dergleichen Sachen und Abgängen außerhalb der Asche« und Senkgruben und so Insbesondere das Ausschütten dieser Gegenstände auf Straßen, Wege- und Bachränder und in die Wasserläufe, zur Vermeidung von Geldstrafe bis zu 30 Mark, die im Unvermögensfalle in Haft umzuwandeln ist, zu verbieten. Die Polizeiorgane sind zur schassten Aufsichtsführung angewiesen worden, eS wird aber auch gleichzeitig an das Publikum das Ersuchen gestellt, etwaige llebertretungen des erlassenen Verbotes zur Anzeige zu bringen. Gab lenz bei Chemnitz, den 7. September 1886. Der Gemeiadevorstand. Maschke. Lelegraphlsche Nachrichten. Vom 8. September. Berlin. Das Befinden de» Reichskanzlers, welcher sich ans der Rückreise von Gastrin eine Muskelzerrung oder Zerreißung zuzog, infolgedessen er in liegender Stellung verharren muß, so wie erhebliche Schmerzen hat, erregt ivdrß keine ernsten Besorgnisse. — Das Befinde» deS Knegsministers Bronsart v. Schellendorf hat sich soweit gebessert, daß dersrlbe am 11. Septbr. z« den Mauövern nach den Reichsiavden »kreist. - .- Berlin. Lus der Tagesordnung deS Bnndetrathe» zur Sitzung am nächste, Freitag stehen vier Vorlagen, darunter das spanische Abkommen, eine Revision der PrüfungSvorschrifte« der Seeschiffer und Zulassung ausgediente» Mariue-Maschinisten al» Maschinisten der Handelsflotte. Ueber das spanische Abkommen erstatteten die Nus> schüfst bereit» mündlichen Bericht. Triest. An neuen Cholerafällen find vorgrkommen: inMnggia 3, tu Jsola 9, in San Martina, Decafis und Pliskobizza je 1 und in Sgoniko 2. Fiume. In de« letzten 24 Stunden sind hier drei Personen an der Cholera erkrankt und eine der schon früher erkrankten gestorben. Petersburg. Da» kaiserpaar nebst Gefolge ist gestern ans der Station Wyflvko-Litowsk »ingetroffen und festlich empfangen worden. E» nahm auf de« der Gräfin Potockt gehörige« Laudgute Absteigequartier. Sophia. Fürst Alexander hat gegenüber ^einrr 1'/- Million betragenden Schuld der Nationalbank da» Inventar de» StaatsschlofseS von Sophia, ei« persönliche» Landgut und die Privatschlöffe, von Rufischnk und Warna übergeben und hat firner die von der Notablen- Versammlung angebotemn 3 Millionen resüfirt, aber 500.000 FrcS, acceplirt. Di« Sobravje tritt am Sonuabeud zusammen. Dtttische Ykrb-it zu* See. Seit der Begründung deS Deutschen Reichs sind die Blick« der deutschen Nation weit mehr als sonst nach Außen gerichtet. Unser Volk hat eine Weltstellung nicht nur in Europa, sondern auch in anderen Welttheilen erlangt und sucht seit einigen Jahren sogar au der Kolonisation überseeischer Länder direkten Autheil zu nehmen. Noch wehr als der Besitz einiger Kolonien muß aber die wachsende Betheiligung der deutschen Kaufleute und Fabrikanten am Weltver kehr uns veranlassen, den Umfang der deutschen Arbeit zur See und die Entwickelung dieses hochwichtige« Zweiges der nationalen Er- werbsthätigkeit von Zeit zu Zeit näher zu betrachten. Die Unter- läge dazu bietet die Statistik der deutschen Seeschiffahrt, welche kürz lich in »Band 21, Neue Folge der Statistik deS Deutschen Reichs, herauSgcgeben vom kaiserl. statist. Amt," veröffentlicht worden ist. Dieser Band enthält eine vergleichende Zusammenstellung des Be standes der deutschen Seeschiffe in der Zeit vom 1. Januar 1876 bis 1886. In diesem Zeitraum von 11 Jahren hat sich die deutsche Kausfahrteiflotte von 1,084,882 Registertons auf 1,282,449 Register- tonS oder von 3,073,489 Kubikmetern netto auf 3,633,118 Kubik- Meter netto vermehrt. Dagegen hat sich die Zahl der Schiffe von 474b aus 413b und die Zahl der regelmäßigen Bemannung von 42,362 auf 38,931 Mann vermindert. Der Grund dieser Erschein- ung liegt darin, daß die ladungSfähiglren Dampfschiffe -»genommen, dagegen die Segelschiffe abgenommen haben. Die deutsche Segel- schisssahrt beschäftigte am 1. Januar 1876: 4426 Schisse mit 901.313 Registertons Ladungsfähigkeit und 33,21b Mann Besatzung und am 1. Januar 1886 «ur 3471 Schisse mit 861,844 Registerton» und 24,92b Mann Besatzung; dagegen hatte di« deutsche Dawpsschissfahrt am 1. Januar 1876 nur 319 Schiffe mit 183,569 Registertons und 8147 Mann Besatzung und am 1. Januar 1886: 664 Schiffe mit 420,605 Registertonk und 14,006 Mann Besatzung. — Die Zahl der Segelschiffe hat mithin in 11 Jahre« um 955 abgenommen und die Zahl der Dampfschiffe um 34b zugenommen. Die bedeutende Abnahme der Srgelschifffahrt erklärt die Brr Minderung der Zahl der regelmäßigen Besatzung. Der Stand der deutschen Seeleute hat darunter empfindlich zu leiden. Es muß jedoch bemerkt werden, daß zahlreiche deutsche Seeleute auf englischen, amerikanischen, spanischen und holländischen Schiffen ein« lohnende Beschäftigung finden. Vergleichen wir da» Nordsee- und das Ostseegebiet, so über wiegt das erster« sehr bedeutend. Das Nordseegebirt zählte am 1. Januar 1886: 262b Schiffe mit 861,083 RegistertouS und 24,666 Man» Besatzung und da- Ostseegebiet nur 1610 Schiffe mit 411,366 RegipertonS und 14,265 Mau« Besatzung. Die beiden Städte Hamburg und Bremen haben nahezu die Hälfte der ganze« deutschen Kauffahrteiflotte. Mau zählte am 1. Januar 1886: » Hamburg 479 Schiffe mit 322,691 RegipertonS und 8926 Mann, In Bremeu 357 „ . 319,25b , , 7821 „ Hamburg Ist I« der Dampfschifffahrt und Bremeu in der Segel schisssahrt überlegen. Mau zählte nämlich am 1. Januar 1886: , „ in der Dampfschifffahrt: «n Hamburg 189 Schiffe mit 168.533 RegistertouS uud b539 Mann. -I» Breme» 111 . . ioi'.2b4 « . 4072 in der Segelschifffahrt: in Hamburg 290 Schiffe mit 134,158 Registerton» uud 3387 Manu, in Bremen 246 „ „ 218,001 . „ 3749 „ In Folge der Ueberuahme der deutschen Postdampferlinien wird Breme« vermuthlich auch seine Dampfschifffahrt in den nächsten Jahren erheblich vergrößern. 8. 6. Politische Rundschau. Chemnitz, den 9. September. Deutsche- Reich. Ueber de« Inhalt der Conferenze« in Kissinge», Gastein, FranzenSbad bringt der Londoner »Standard" einen langen Artikel. Da» Blatt behauptet, in Kisfingen sei ei» neue, deutsch - österreichischer Allianzvertrag aufgestellt, in de» sich beide Reiche gegenseitig ihr« Gebiete und Jntereffensphäre« garantiren. Zugleich wnrde bestimmt; wa» «ine« Kriegsfall bilden soll. Besonders wurde festgrftellt, daß von Bulgarien Oesterreich nicht berührt werde. Dieser Vertrag wurde in Gastrin ratificirt. In FranzenSbad soll der Reichskanzler Herrn von Bier» offen gesagt haben, Dentschland uud Oesterreich würden in de» bulgarischen Angelegenheit die strikteste Neutralität beobachten. — Die Session, zn welcher der Reichstag auf de« 16. d. ein- berufe« ist, wird auch insofern der außerordentlichen Session von 1883 gleichen, als da» Präsidium für die kurze Frist durch «Ma mation wiedergewählt wird. Ebenso wird, wie 1883, «eben dem dentsch-spanischrn Handrlsvertrag« der Rechenschaftsderichtder sächsischen Regierung über die Verlängerung deS kleine» Be- lagernn-Szustande» in Leipzig «m 1 Jahr vorgelegt werden wüste«. — Der Sultan von Marokko hat die Berufung deutscher Offi- cier« als HrrreSinstrnetoren beschlossen. — Die einleitenden Arbeiten zn einer Ergäuznng bezw. Abän- dernvg der Gesetze über die Unsall-Berficherung und Krankenkaffe» find seit Kurzem im Gange und werde« di« nächste ordentlich« Session de» Reichstages bereits beschäftigen. — Wie mehrere Pariser Blätter wisse» wollen, wäre der bis- herige Gesandte Frankreichs in Lissabon, Bivot, für de« Botschafter- Posten in Berlin auSerseheu. Oesterreich-Ungar«. Der österreichische Lehrertag hat vorgestern einen geradezu beschämenden Beschluß gefaßt, nämlich sich für die Wiedereinführung der Prügelstrafe für Schulkinder ausgesprochen. Kinder zu prügeln ist merkwürdigerweise in Deutsch- land noch immer straflos erlaubt, so lauge sie nicht halb tobt geschlagen oder sonst an der Gesundheit geschädigt werden. In Oesterreich ist dieser, schon vor hu»dert Jahren von unser« hervorragenden Päda goge« verabscheute traurig« .Erziehungsmittel" bis jetzt der- boten, augenscheinlich znm Leidwesen der dortigen prügellnstige« Lehrrrschast, über deren Beschluß dl« .Nene Freie Presse" in einem längere» Artikel unter Andere« heut« wie folgt schreibt: Eine allz« große praktische Bedentung wird Wohl dem Beschlüsse kaum beizulegr« sein. I« der österreichischen Gesetzgebung und UntrrrichtSverwaltung herrscht noch hinreichend gesunder Sinn, als daß wir die baldige Berwirilichung der sehnsüchtige« Wünsche jener merlwürdige« Pädagogen besorge« wüßten, welche in dem Bakel da» ideale Werkzeug der Er ziehung verehren. Betrübend und erschreckend aber ist der Geist der Lehrerschaft, an» welchem dieser Beschluß rntsprnngen. Es hat leider keine einzige reaktionäre Erscheinung — und mochte st« von «och so abstoßender Häßlichkeit sei« — gegeben, die in der Lehrerschaft nicht eine« beträchtlichen Anhang gefunden hat. Hat nicht auch der Anti semitismus ans de» Kreise der Lehrer eine zahlreiche Gefolgschaft recrutirt, find nicht Pädagogen die eifrigsten Agenten dieser Lehre de» HaffeS, wie sie die Propheten der Prügelstrafe in der Schule find? Doch wir dürfen nicht ungerecht sein; ein Theil der Lehrer schaft steht ans der Höh« seiner Aufgabe, und seine Bildung schützt ihn vor den Versuchungen des Zeitgeistes. Nur ist rS traurig, sagen zu «üsitn, daß diesen Lehrern, die ihre Pflicht Ire» und ehrlich er füllen, eine zahlreiche Gruppe gegenübersteht, di« nichts gelernt, aber Alles vergesse« z« habe« scheint. Unbildung war stets die Quelle der Rohheit, und diese reicht bedauerlicher Weise auch in höhere Lehrerkreis« hinein, als in jene der Volksschule. De« gestrige Be schluß hat die bedenklichen Erscheinungen in der österreichische« Lehrer schüft wieder »ahegerückt, uud die bernfrne« Faktoren der Gesetzgebung und B rwaltung werden sich dem Problem«, da» sich hier bietet, anf die Däner nicht entziehe» können. Die Gegner de» Herrn vr. DitteS, der sich gegen die Prügelstrafe aussprach, riefen gestern nach Reform der Klnder-Erziehnng; mit Unrecht, die Aufgabe, die zu lösen ist, heißt: Reform der Lehrer-Erziehung. Schweiz. In Betreff der Befestigung de» St. Gotthardt in der Schweiz wird jetzt als beflim«t gemeldet, daß der Tunnel anf der Südseite gegen Airolo demnächst durch Maueiwerk verlängert und mit einem starke« eisernen Panzerthor verschließbar gewacht werden soll. Da» Gleiche soll dann später auch auf der Nordseite gegen Gvscheueu geschehen. Frankreich« Henri de Honx veröffentlicht im .Mail»" den Brief eines Geistlichen, der besagt, die Mehrheit deS katholischen KlernS wünsche ebenfalls da» Aushören der sterilen monarchistischen Agitation und erwatte di« Bildung rinrr repnblikanischen Rechten. — Dem im December v. I. zwischen Frankreich und Madagaskar abgeschlossenen Flieden scheint kein« lange Dauer verbürgt zu sein. Vielleicht haben sogar die Kämpf« zwischen Franzose» und HovaS bereits wieder begonnen, denn «ach Madagaskar müssen Ber- stärknngeu abgeseudet werden; auch wnrde die Wiedcrbesetznng der geräumten Hafinplätze beschlossen. Bo» der wachsenden Unzufrieden heit der HovaS ist seit einiger Zeit in sravzöfischm Blättern viel die Red« gewesen. Der WiederanSbruch der Feindseligkeiten würde daher nicht sonderlich überrasche». Bor wenigen Tag»» wnrde sogar bereit» berichtet, daß der sranzöfische «eneralrepdent anf Madagaskar, Le MyreS de WlerS, di« Hauptstadt Antananarivo verlassen und sich «ach Tamatave begeben habe, wo er in größerer Sicherheit sei. EttgkNttd. Im englischen Untcrhause wnrde angefragt, ob die Regierung etwas davon wisse, daß di« Kaisermächte bi, Theilung de, Türkei beschlossen hälft» und ob England wirklich den im Vorjahre besetzten Hafen Port Hamilton iu Ofiasien wieder aufgebe« wolle. Beide Fragen wurden verneint. — E» wird rin« Commission einge setzt Werden in Folge de» allseitig erhobenen stürmischen Verlange«», welche di« Beschaffenheit der während der letzteo fünf Jahre gelieferten Geschütz« untersuchen soll. — Der Londoner.Standard" räth de« Fürsten Alexander, iu Bulgarien zu bleiben. Sollte e» zum Kampf« kommen, werd« er bei England Hilfe finde». Der gute Räth kommt zu spät. Da» hätte England früher sagen sollen. Orient. Fürst Alexaolser hat offizsell als Fürst von Bulgarien abgedankt und da» Land Verlässen, nm sich über Rumänien zu feine« Vater nach Jngenheim zn begeben. Seine Offiziere, sowie die eng lische Regierung hatten Alle» aüfgeboten, um th» znm Bleiben nr bewegen, umsonst. Nachdem Rußland durch sein,» Vertreter iu Sophia die bestimmte Berfichnuvg gegeben, «S werde Bulgarien nicht besä», war der Fürst «,,»schütte-lich. Gr ging selbst nochmal» zu seine» Soldaten und Offizieren und stellt« ihnen in bewegter Red« ha«, er müsse de« Haltung Rußlands wegen Bulgarien verlassen» «in Bleibe» sei unmöglich. Mühsam gelang e» dem Fürsten, da» Verspreche«^ di« Ruhr auch nach seiner Abteise z« wahren, zu erringen. Z» Regenten setzte der Fürst Stambnlow, Mutkurow und karawelow ei» und gab ihnen ei« gemäßigter Ministerium zur Seit«. Dienstag Mittag empfing de» Fürst alle Vertreter des diplomatischen Corps» dankte denselben für die ihm erwiesene Unterstützung und bezeichnte da» Konstanttnopeler Protokoll al» eine der Hauptursächen seiner Abdanknng, weil darselbe seinen Feiüden gestatte,. zn sagen, er sei ein einfacher Beamter RnßlavdS. Er habe in sei« Land zürückkehre« wollen, »m dasselbe am Helle« Tage mit seiner eigenen freien Zu stimmung und nicht wie rin UebMäter verlassen zu müssen. Sr wünsche dem Lände einen gleich ergebenen RegiernngSnachsolger und dessen Bemühungen Erfolg. Dienstag Nachmittag 4 Uhr verließ der Fürst seine Zimmer im Palais von.Sophia und degab sich, von de» Konsul» der Mächte, auch von dem Rüßlands, gefolgt, in da» Vesti büle und verabschiedete sich dort von den Beamten und andere« her vorragende« Persönlichkeiten. Nach Begrüßung der Offiziere, welche im Hose de» Palais Ausstellung genommen, bestieg der Fürst mit Stambulvw den Wagen, die Minister, die Mitglieder deS Regent« schaftSrathrS re gaben dem Fürste» in änderen Wage» das Geleite. Ti« Bevölkerung brachte dem Fürste« fortwährend enthusiastische Ovationen dar, in der Stadt hatte« di, Bardetrnppen ohne'Waffen Spalier gebildet. So ging die Reise bi» Lompalanka an der Donau» wo der Fürst Mittwoch Abend eintraf. Bon da au» wird die Reise durch Rumänien, Ocstrrnich rc. direkt «ach Darmstadt fortgesetzt. Fürst Alexander ist damit wieder Prinz Battenberg, sein« Person scheidet an» den bulgarischen Witten, für welche «n« da» Nachspiel anhebt Rußland hat Bulgarien stst in den Finger», Ikvtz aller Ver sicherungen, di« Unabhängigkeit de» Lande» zn wahren. Dem Name» nach besteht diese, in Wirklichkeit ist e» damit zu Ende. England will gegen die Entsendung eiäeS russischen General-Gouverneurs »ach Sophia Protest erheben und auch der Wahl eines neue«, russen- srenndlichen Fürsten, di« aber erst in zwei Monaten erfolgt, nicht zn- stimmrn. Das find Worte, aber keine Thateu, »ud auf große eng lische Worte „eben die Russen längst nicht» mehr. Mag England wirtlich die Wahl eine» russischen Kandidaten vereiteln können, «in ruffevfeindllcher Fürst wird jedenfalls nicht gewählt. Außerdem habe« die Russen ihren Hauptzweck erreicht, Fürst Alexander ist fort. Die Mächte werde« sich nicht groß einmischen; fie haben da» bisher nicht geihan uud so wird eS anch bleiben. Rußland hat gesiegt! Al» «euer Fürsten-Candidat für Bulgarien wird anch Priiiz Walde mar von Dänemark, Brnder der Kaiserin von Rußland und der Prinzessin von Wale», genannt. Da» wäre gerade so ein russischer Strohmann, wie der Herzog Alexander von Oldenburg, und anf englische Zustimmung ist daher Nicht ohne WeftKeS 'ju rechnen, klebrigen» ist die Fürstenwahl erst in zwei Monaten. — Au» Sophia wird noch gemeldet: Di« bulgarische Regierung hatte sich an die Türkei gewandt mit der Bitte «m Unterstützung gegen etwaige fremde Occupatio«. Nach de« bestimmten Versicherungen Rußlands wird aber nicht mehr an eine Occupatio« geglaubt. Kaiser Alexander will sich mit Gewalt iu Bulgarien populär machen. Es solle« Ver handlungen zwischen Rußland und der Türkei schweben, nach welchen letztere gegen Erlaß der noch ünbezahlten Kriegsentschädigung von 1878 auf ihre Oberhoheit über Bulgarien verzichte« soll. Auch die Bereinigung von Bulgarien «ud Rumelien will der Czar jetzt zugeben. Au» Sophia wird der „Boss. Ztg." telegraphirt, daß «ach der an die Osfieiere gehaltene« Ansprache mehrere Osficiere an den Fürsten die Frag« richteten, ob er den Thron wieder einznnehmen gedenke, wcuu er wieder gewählt werde. Der Fürst soll darauf mit „Ja" geantwortet haben. Las ist wenig glaublich. Zur Neuwahl gehört noch die Bestätigung durch all« Großmächte, und daß Rußland die ihm nicht wieder giebt, weiß Fürst Alexander ganz gena«. Afrika. Der „Köln. Ztg." geht folgende sensationell« Mit- theiluug zu, welche «in eigenthümlicheS Licht auf die Grundsätze wirft, welche die Frauzosen bei der Ausrottung deS Sklavenhandels iu Ostasrika zu befolgen pflege». Der Gewährsmann schreibt: Missionär Greiucr von der Pilgermisfio» St. Ehrischona bei Basel kam zu An fang dieses Jahre» mit einer Sklaveukarawane von Farre her an die Küste des Meerbusen» von Aden bei Tadjnra. Al» «an am Meer ankam, wünschten di« Europäer ihr vom Karawanmsührrr aus Kameeleu nachgesührtcS Gepäck auSgelirfert zu erhalte», um sich daun von ihrer bisherigen Gesellschaft zu trennen. Plötzlich erscheint ein französischer kriegsdampser an der Küste und laudet den Commau bauten von Oboc; seine Mannschaft schickt sich zn« Angriff ans eine Theil der Sklavenkarowane au und bringt dadurch Alle- i« wildest Verwirrung; von «btheilung zu Abtheilnng pflanzt sich der Ruf fort e» gebe Krieg, und als die eingeborenen Begleiter der Karawane, die Denkali, sich kampfbereit züsammeuschaartcn, machten sich in der allgemeine« Verwirrung Ränder über de« Nachträb mir dem Gepäck her und stahlen «. A. dem Missionär Greiucr Baarschast, Bücher und AudereS im Werth von 6b00 M. Da» hätte sich «och ver schmerzen lassen, wenn «migstmS die Hundert« armer Sklaven, welch« dl« Karawane führte, durch den Angriff de» französischen Dampfer» de« traurigen Loose, da» ihrer harrte, entrissen worden wären. E» stellte sich aber gar bald heran», daß die ganze Machenschaft »in Scheinmanöver gewesen war: der sranzöfische Kommandant dampfte wieder ab, sobald er sich ans der Zahl der Sklave» An Mädchen gewählt hatte. Noch Tage lang blieb di« Karawane in Ladjura und bot den Franzosen fortwährend SelegMelt, gegen dm offenkundig«« Sklavenhandel einznschreiten. E» geschah aber — nicht» und lang sam, in kleine« Trüpplein, wnrde die Waace bei Nacht und Nebel,
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